Stellst du die Gottesanbetung allem voran?
1. Welchen Einflüssen sind heute alle Völker ausgesetzt, und zu welcher Denkweise führt das?
DIE Völker aller Länder werden heute durch Presse, Rundfunk und Fernsehen mit einer Flut von nationalistischer Propaganda überschüttet. Ihr durch Landesgrenzen und Zensur eingeschränktes Denken ist nur auf die eigene Nation gerichtet, die man verehrt und vergöttert. Von diesem gesteuerten Denken wird beinahe jedermann beeinflußt.
2. Welche Gefahren birgt der Nationalismus unter anderem gemäß der Encyclopedia Americana?
2 Die Encyclopedia Americana sagt: „Der Nationalismus ist eine häufig durch die Propaganda der Regierung oder gewisser Einzelpersonen hervorgerufene Gesinnung. Er kann das Produkt ehrgeiziger Führer sein, die bestrebt sind, bestimmte Meinungsschablonen zu prägen, um dadurch vielleicht ihre eigenen Absichten zu erreichen oder — wie sie meinen — dem Allgemeinwohl zu dienen.“a Unter der Überschrift „Irrationalismus“ heißt es in demselben Werk: „Was es den Führungsschichten im staatlichen und bürgerlichen Leben weitgehend erleichtert, die Massen mit dem Ferment des Nationalismus zu durchsetzen, ist der irrationale Charakter des Nationalismus. Der leidenschaftliche Patriot ist im großen ganzen für jedes rationale Argument unzugänglich. Selbst in freien Ländern hört er sehr wahrscheinlich nie die Wahrheit, besonders dann nicht, wenn er nur tendenziöse Zeitungen liest oder sich nur die Berichte voreingenommener, chauvinistischer blind begeisterter Rundfunkkommentatoren anhört. Man wird auch kaum erwarten können, daß Erwachsene, deren Denken schon von frühester Jugend auf nach Geschichtsbüchern ausgerichtet wurde, deren Verfasser einseitig eingestellt und voreingenommen waren, den internationalen Problemen ihrer Nation einigermaßen sachlich begegnen könnten.“b
3. (a) Welche zeitgemäße Frage wird uns nun gestellt? (b) Von welchem Wert ist die Bibel, was die Gottesanbetung betrifft?
3 Betrachten wir diese Kommentare weltlicher Beobachter einmal eingehend, und fragen wir uns dann: „Was stelle ich in meinem Leben, in meinem Denken und Handeln, allem voran: den Nationalismus oder die Gottesanbetung?“ Vergessen wir nie: Wir sollten auch die Bibel studieren. Sie belehrt uns über Gott und zeigt uns, wie wir ihn anbeten sollten. Sie gibt uns Aufschluß über die Geschichte des Menschen von seiner Erschaffung an und beschreibt sogar die Zustände, die heute auf der Erde herrschen. Ja, sie spricht von neuen Himmeln und einer neuen Erde, die wir nach seiner Verheißung erwarten können und in denen Gerechtigkeit wohnen wird. (2. Petr. 3:13) All das erfahren wir aus der Bibel. Warum also nicht auch das beachten, was Jehova, der Verfasser dieses Buches, über den Menschen und dessen Verhältnis zu ihm sagt?
4. Welche Fragen fordern nun eine Antwort?
4 Überlege einmal: Hast du das, was du besitzt, von deiner Nation empfangen? Sind Sonne, Mond und Sterne ein Geschenk der Regierung deines Landes? Hat deine Nation die schneebedeckten Berge, die bewaldeten Hügel, die fruchtbaren Täler und die reißenden Ströme geschaffen? Hat sie das junge Grün, die frische Luft und das murmelnde Bächlein erzeugt? Sind die blühenden Obstbäume und die wallenden Kornfelder, die du siehst, wenn du auf einem Hügel stehst und die Landschaft überblickst, eine Gabe der Regierung deines Landes? Hat sie die Pflanzenwelt und das Vieh auf tausend Bergen erschaffen? Regierungsbeamte mögen mit der Verwaltung des Kulturlandes etwas zu tun haben, aber wer hat den Himmel und die Erde gebildet? Wer hat die Voraussetzungen für das menschliche Leben geschaffen? Hat nicht Gott dem Menschen die Fortpflanzungsfähigkeit verliehen? Der Staat hat darauf jedenfalls keinen Einfluß!
5. Wie enthüllt die Bibel nach Apostelgeschichte 17:24-27 das Werk Gottes im Hinblick auf unsere Erde?
5 Lesen wir, was Gott nach seinem Buch, der Bibel, durch den Apostel Paulus zu den Athenern sagte: „Der Gott, der die Welt und alles, was in ihr ist, gemacht hat, dieser, der der Herr des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, noch wird er von Menschenhänden bedient, als ob er etwas benötigte, da er selbst allen Personen Leben und Odem und alle Dinge gibt. Und er hat aus e i n e m Menschen jede Nation der Menschen gemacht, damit sie auf der ganzen Erdoberfläche wohnen, und er verordnete die bestimmten Zeitabschnitte und die festgesetzten Wohngrenzen der Menschen, damit sie Gott suchen, ob sie ihn wohl tastend fühlen und wirklich finden möchten, obwohl er in der Tat einem jeden von uns nicht fern ist.“ — Apg. 17:24-27.
6. Was antwortete Jesus den heuchlerischen Pharisäern, die sich gegen ihn verschworen hatten?
6 Gott hat uns „Leben und Odem und alle Dinge“ gegeben. Er — nicht der Nationalismus oder der Cäsar — „hat aus e i n e m Menschen jede Nation der Menschen gemacht“. Die jüdischen Pharisäer, die stolzen Religionsführer der Tage Jesu, versuchten Jesus in seiner Rede zu fangen und ihn zu veranlassen, etwas gegen den römischen Nationalismus zu sagen. Jesus Christus war dafür bekannt daß er freimütig die Wahrheit redete. Was er sagte, war jedoch stets Gottes Wort. Deshalb sagten die Pharisäer zu ihm: „‚Du lehrst den Weg Gottes der Wahrheit gemäß: Ist es erlaubt, dem Cäsar Kopfsteuer zu zahlen, oder nicht? Sollen wir zahlen, oder sollen wir nicht zahlen?‘ Er durchschaute ihre Heuchelei und sprach zu ihnen: ‚Warum stellt ihr mich auf die Probe? Bringt mir einen Denar, damit ich ihn anschaue.‘ Sie brachten einen. Und er sagte zu ihnen: ‚Wessen Bild und Aufschrift ist dies?‘ Sie sprachen zu ihm: ‚Des Cäsars.‘ Da sagte Jesus: ‚Zahlt des Cäsars Dinge dem Cäsar zurück, Gottes Dinge aber Gott.‘“ — Mark. 12:14-17.
7, 8. (a) Was anerkannte Jesus, obwohl er nicht gegen eine ordnungsgemäße Regierung war? (b) Welche Frage sollten wir uns nochmals stellen, da Jehova Gott wirklich der Urheber aller Dinge ist?
7 Jesus war nicht gegen eine ordnungsgemäße Regierung oder gegen das Zahlen von Steuern. Staatsführer müssen aber auch anerkennen, daß es Dinge gibt, die Gott gehören. Nicht alles gehört dem Cäsar! Vergessen wir nicht: Jehova erschuf den Menschen und gab ihm die Erde als Wohnstätte. Er, der allmächtige Gott, sagte: „Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt!“ Zu dem neuerschaffenen Menschenpaar sagte Gott dann: „Siehe, ich habe euch gegeben alles samenbringende Kraut, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an welchem samenbringende Baumfrucht ist: es soll euch zur Speise sein.“ — 1. Mose 1:26, 29.
8 Jehova Gott hatte die Menschen mit all diesen Dingen versorgt. Sie waren alle in Fülle vorhanden, bevor es eine Nation gab und bevor man etwas von Nationalismus wußte. Wir fragen daher noch einmal: Stellst du die Gottesanbetung allem voran? Du solltest es tun!
9. Wie beeinflußte der römische Nationalismus die Juden in den Tagen Jesu?
9 Vor neunzehnhundert Jahren lebten die nationalistischgesinnten Juden unter römischer Herrschaft. Sie verwarfen damals ihren Gott, Jehova, und auch seinen Sohn Jesus Christus endgültig. Nachdem sie Jesus gefangengenommen und Pilatus ausgeliefert hatten, geschah folgendes: Pilatus führte Jesus der Volksmenge vor und sagte zu den Juden: „‚Seht! Euer König!‘ Sie aber schrien: ‚Weg mit ihm! Weg mit ihm! An den Pfahl mit ihm!‘ Pilatus sprach zu ihnen: ‚Soll ich euren König an den Pfahl bringen?‘ Die Oberpriester antworteten: ‚Wir haben keinen König außer dem Cäsar.‘“ (Joh. 19:13-15) Diese Juden bekundeten einen übertriebenen Nationalgeist. Sie hatten ihren Gott verworfen und vergessen, und nun verachteten sie auch seinen Sohn, der nur die Wahrheit redete.
10. (a) Wie bewies Gott seine Liebe trotzdem? (b) Mit was für einer Behandlung müssen Nachfolger Christi rechnen?
10 Diese Handlungsweise beeinträchtigte die Liebe Jehovas zu den Menschen jedoch nicht. „Denn so sehr hat Gott die Welt [die Menschenwelt] geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe.“ (Joh. 3:16) Weder der Cäsar noch sonst ein Führer einer Nation kann einem Menschen ewiges Leben geben. Die Botschaft, die Jesus während seiner dreieinhalbjährigen Tätigkeit predigte, verhieß allen Menschen Leben durch Gottes Königreich, aber die nationalistischgesinnten Juden beachteten sie nicht. Sie wollten von Gottes Königreich nichts wissen. Es gab aber dennoch Menschen, die hörten und glaubten. Sie nahmen die Worte Jesu an und gaben die Botschaft von Gottes Königreich sogar unter schwierigen Verhältnissen weiter. Schließlich wurden sie überall von den Regierungen bekämpft. Jesus hatte sie aber schon von vornherein vor den Folgen gewarnt, die es für sie haben werde, wenn sie ihm nachfolgten. Er hatte zu ihnen gesagt: „Man [wird] Hand an euch legen und euch verfolgen, indem man euch den Synagogen und Gefängnissen ausliefert und euch vor Könige und Statthalter schleppt um meines Namens willen. Es wird euch zu einem Zeugnis ausschlagen.“ — Luk. 21:12, 13.
11. Was sagte ein Jude, der die Gottesanbetung dem Nationalismus voranstellte?
11 Weder die Juden noch die Römer schätzten die gute Botschaft, die die Christen verbreiteten. Der Apostel Paulus dagegen stellte das Christentum und die Gottesanbetung dem Nationalismus voran, obwohl er von Geburt Jude war. Er legte sein Leben in Gottes Hand und konnte deshalb sagen: „Daher habe ich Gefallen an Schwachheiten, an Beleidigungen, an Notlagen, an Verfolgungen und Schwierigkeiten, für Christus. Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich machtvoll.“ (2. Kor. 12:10) Paulus hatte ein Werk zu tun, und er tat es auch! Er wußte, daß sein ewiges Leben nicht davon abhing, daß er einer Nation oder deren Herrscher diente. Er erwartete, von Jehova Gott durch seine Vorkehrungen ewiges Leben zu empfangen. Er glaubte den Worten Jesu: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ — Joh. 14:6.
KEINE FURCHT VOR DEM TODE
12. Wieso können Menschen, die dem Tod gegenüberstehen, weil sie sich dem Staat nicht beugen, aus der Bibel Trost schöpfen?
12 In den vergangenen Jahrhunderten wurden viele Christen getötet, weil sie sich dem Staat nicht beugten. Paulus wurde, wie man annimmt, in Rom enthauptet. Christen fürchten sich nicht vor dem Tode, weil sie wissen, daß Gott der Lebengeber ist, und weil sie die Worte Jesu kennen: „Werdet nicht furchtsam vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als Leib in der Gehenna vernichten kann.“ — Matth. 10:28.
13. (a) Warum ist eine gute Regierung notwendig? (b) Wie zeigten Petrus und die anderen Apostel, daß das nicht heißt, die Regierung müsse wie ein Gott verehrt werden?
13 Eine Regierung ist notwendig und ist auch eine gute Einrichtung, solange sie dem Volk dient. Wird sie aber tyrannisch, so leidet das Volk. Besonders heute, da die Gesamtbevölkerung der Welt über 3 200 000 000 beträgt, ist eine gute Regierung notwendig. Sollte das Volk die Regierung aber vergöttern? Sollte es die Treue zu ihr über jedes andere Treueverhältnis stellen? Wenn menschliche Gesetze dem Gesetz Gottes widersprechen, was dann? Die Apostel mußten diese Frage vor dem Sanhedrin beantworten. „Als Antwort sagten Petrus und die anderen Apostel: ‚Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen.‘“ Wegen ihrer treuen Ergebenheit gegenüber Jehova Gott wurden sie von den Vorstehern der Juden ausgepeitscht, und man befahl ihnen, „nicht mehr aufgrund des Namens Jesu zu reden“. Was taten sie darauf? „Jeden Tag fuhren sie im Tempel und von Haus zu Haus ununterbrochen fort zu lehren und die gute Botschaft über Jesus, den Christus, zu verkünden.“ (Apg. 5:29, 40-42) Obwohl also eine Regierung notwendig ist, kann und darf sie die Verkündigung der Wahrheit, die eine gute Botschaft für alle Menschen ist, nicht unterdrücken.
14—16. (a) Zeige, wie nationalistische Gefühle entstehen. (b) Wozu hat diese Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte schließlich geführt?
14 Wie entsteht denn eigentlich der Nationalismus? Bestimmte Gruppen von Menschen, die gewöhnlich einen gemeinsamen Stammvater haben und nahe beisammen leben, sind durch das Zusammengehörigkeitsgefühl eng miteinander verbunden. Sie entwickeln dieselben Bräuche und haben dieselben Lebensgewohnheiten. Sie sind ihrer Gruppe treu und erwarten, daß jeder einzelne zum Wohle der anderen beiträgt. Das Bestreben, einander zu lieben, miteinander zusammenleben zu wollen und am Wohl seiner Mitmenschen interessiert zu sein ist bestimmt nicht verkehrt. Den Nächsten zu lieben wie sich selbst ist ein göttliches Gebot.
15 Werden diese Gruppen aber größer, so beginnen einzelne Glieder oft einen gewissen Nationalstolz zu fördern. Die eigene nationale Gruppe sei allen anderen Gruppen überlegen, sagt man, und ihr Führer sucht diese Überlegenheit auch zu beweisen, indem er andere Gruppen angreift und unterwirft. Der Diktator einer Gruppe läßt die Geisteshaltung der Menschen, die nach der Bibel leben möchten, außer acht und versucht, alle zu zwingen, sich ihm anzuschließen und einem von Menschen entworfenen Hoheitszeichen, einer Fahne, einem Wappen oder einem Symbol der Lebensweise der betreffenden Gruppe, Ehre zu erweisen. In einem solchen Falle wird der Nationalgeist einer Gruppe zu weit in den Vordergrund gerückt. Gottesfürchtige Menschen wissen, daß Jehova „aus einem Menschen jede Nation der Menschen“ gemacht hat, und darum weigern sie sich, die religiöse Verehrung des Staates in Verbindung mit dessen Hoheitszeichen zu unterstützen. Die Minderheit leidet dann, weil sie nicht mit der Mehrheit geht. Jesus und die Apostel waren in der Minderheit, aber sie waren im Recht.
16 Einige weitere Faktoren, die den Nationalismus fördern, sind Sprache, Rasse Religion, Örtlichkeit, das politische Leben und die Wirtschaft. Eine Prüfung der zuverlässigen Weltgeschichte zeigt uns, daß aus sehr kleinen Gruppen viele nationale Gruppen entstanden sind. Ja, die ganze Menschheitsfamilie ging nach der Sintflut aus Noah und seinen drei Söhnen, Sem, Ham und Japhet, hervor. Die Bibel sagt deutlich: „Diese drei sind die Söhne Noahs, und von diesen aus ist die ganze Erde bevölkert worden.“ (1. Mose 9:19) Zuerst entstanden Familiengruppen, dann Stämme und später lebten die Menschen in Städten beisammen. So entstand das Reich Nimrods. (1. Mose 10:9, 10) Im Laufe der Jahrhunderte haben große Nationen andere Nationen unterworfen und sich über deren Gebiete ausgebreitet. Auf diese Weise entstanden die Weltreiche Ägypten, Assyrien, Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom. Auch in jüngster Vergangenheit haben wir gesehen, wie sich manche Nationen in den Vordergrund gedrängt haben. Wir erinnern uns an Italiens Mussolini, der mehrere Gebiete Afrikas erobern wollte. Er verbündete sich mit Hitler, der ganz Europa, Asien und Afrika an sich zu reißen suchte. Er wollte der Herrscher der Welt werden. Statt dessen wurde er ein Menschenschlächter! Nachdem seine Weltherrschaftspläne gescheitert waren, suchten sich viele nationale Gruppen unabhängig zu machen. Sie bekundeten einen übertriebenen Patriotismus und leisteten gewissen Führern treue Gefolgschaft.
17. Zeige, wie sich der Nationalismus seit dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat.
17 Seit dem Jahre 1914 erscheint das Wort „Kampf“ immer wieder in den Schlagzeilen der Presse. Kampflustige Nationalisten fordern für bestimmte Volksgruppen Rechte und Gebiete. Auf diese Weise entstehen neue Regierungen. In den letzten vier Jahren sind allein in Afrika rund vierundzwanzig neue Staaten gegründet worden. Seit dem Zweiten Weltkrieg sind auf diesem Kontinent insgesamt sechsunddreißig neue Staaten entstanden.c Die Encyclopedia Americana sagt hierzu folgendes: „Seit dem Zweiten Weltkrieg spielt der Nationalismus in der ganzen Welt eine bedeutende Rolle. Die Methoden Hitlers wurden von Josef Stalin, der ein gelehriger Schüler des faschistischen Nationalismus war, weiterentwickelt.“d Über den Nationalismus selbst sagt die Americana aber unter anderem: „In frühester Zeit galt die höchste Treue des Menschen seiner Religion. Heute nimmt die Nation diese Stellung ein.“e
18, 19. (a) Erkläre, was Nationalismus ist. (b) Wozu führt übertriebener Nationalismus?
18 In der Zeitschrift Time vom 7. Dezember 1962 konnte man auf Seite 20 folgendes lesen: „Die Lehnsherren des Mittelalters waren dem König, nicht dem Land, treu, und die französischen Barone, die auf der Seite der eindringenden englischen Könige kämpften, galten als treue Vasallen, nicht als Kollaborateure. Der Geschichtsschreiber Carlton Hayes schreibt: ‚Nationalität hat es immer gegeben. Patriotismus hat es schon lange gegeben, sowohl für eine Örtlichkeit wie auch für ein ganzes Reich. Aber die Mischung von Patriotismus mit Nationalität und die Vorherrschaft des nationalen Patriotismus vor allen anderen menschlichen Bindungen — der Nationalismus — ist modern, ganz modern.‘
19 Nationalisten haben erkannt, daß ihr Glaube schlechten und guten Samen in sich barg. Die Nation forderte von ihren Bürgern höchste Treue, bestand auf ihrer Erhabenheit über andere Nationalitäten und förderte den Stolz auf die nationale Eigenart und das Schicksal der Nation. In übersteigerter Form spielten diese Überzeugungen im Ersten Weltkrieg eine gewisse Rolle, und eine Entartung des Nationalismus setzte die Welt dem Naziterror aus und füllte die Erde mit Leichen.“
20. Wie wird der Nationalismus zu einer alles überragenden Loyalität?
20 In seinem Buch Nationalism: A Religion (Nationalismus — eine Religion) schreibt der katholische Carlton Hayes ferner: „Wie bei jedem Gefühl gibt es auch beim Nationalismus verschiedene Grade. Unsere Treue zur Nationalität und zum Nationalstaat mag von anderen Treueverhältnissen — der Treue zur Familie, Kirche, Menschheit und zum Internationalismus — abhängen und dementsprechend eingeschränkt sein. Andererseits kann aber der Nationalismus eine alles überragende, höchste Loyalität sein, die alle anderen Treueverhältnisse beherrscht. Das ist gewöhnlich dann der Fall, wenn das Nationalgefühl mit dem religiösen Gefühl verschmolzen wird und der Nationalismus selbst zu einer Religion oder zu einem Ersatz für die Religion wird.“ — Seite 10.
CHRISTENTUM UND NATIONALISMUS
21, 22. (a) Sind Nationalismus und Christentum miteinander vereinbar? (b) Was hat die Christenheit getan, um die beiden miteinander zu verbinden, und wozu hat das geführt?
21 Eines ist jedenfalls sicher: Christentum und Nationalismus lassen sich nicht miteinander verbinden. Christus Jesus verband sie nie miteinander. Wie verhält es sich aber mit den katholischen und protestantischen Kirchen der Christenheit? Sie fördern den Nationalismus und unterstützen alle Länder, in denen sie Anhänger haben. Ihre Geistlichen werben für politische Führer und bewerben sich oft sogar selbst um politische Ämter. In Kriegszeiten gehören sie zu den ersten, die die jungen Männer ihrer Nation dazu aufrufen, gegen ihre Glaubensbrüder in einem anderen Land auszuziehen, um sie zu töten, obwohl die Bibel, auf die sie angeblich ihre religiösen Ansichten stützen, sagt: „Du sollst nicht töten.“
22 Was sind die Geistlichen dieser Religionsorganisationen geworden? Was haben sie aus ihren Gemeindegliedern gemacht? Jakobus, ein Fußtapfennachfolger Jesu Christi, sagte folgendes: „Ihr Ehebrecherinnen, wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer immer daher ein Freund der Welt sein will, stellt sich als ein Feind Gottes dar.“ (Jak. 4:4) Du solltest wissen, wem diese Männer ihre Treue schenken. Anscheinend können sie nicht verstehen, daß man, wenn man dem einen Herrn treu ist, man den anderen haßt oder umgekehrt. Jesus sagte ausdrücklich: „Niemand kann ein Sklave zweier Herren sein; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird sich zu dem einen halten und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Sklaven Gottes und des Reichtums sein.“ (Matth. 6:24) Bist du ein Christ? Wenn ja, was stellst du allem voran? Du darfst selbst wählen. Hast du aber das Recht, einen anderen Christen zu verurteilen und zu bestrafen, weil er seinen Schöpfer als Herrn wählt, nicht den Staat?
23. Welche Haltung, die Jesus und seine Jünger einnahmen, nimmt ein Christ ein, wenn es darum geht, den Willen Jehovas zu tun?
23 Ein Christ, der sich Jehova hingegeben hat, um seinen Willen zu tun, tut das, was Jehova ihn lehrt. Jehova hat sich und seinen Willen in seinem geschriebenen Wort, der Bibel, geoffenbart. Je vertrauter man mit seinem geschriebenen Wort wird, desto besser versteht man, wie man handeln muß. Jesus, die Apostel und die anderen ersten Christen bezogen nicht Stellung gegen Rom, sondern für Jehova, den Herrn, den sie sich erwählt hatten. Er war ihr Gott. Die anderen, das heißt die meisten, entschieden sich für den Cäsar. Dazu hatten sie auch das Recht. Warum aber die Minderheit — jene, die an Gott glaubten und ihm dienten — verfolgen?
24. Erkläre den Begriff „Nächstenliebe“ in Verbindung mit der Treue zu Gott.
24 Es kommt für jeden die Zeit, da er sich entscheiden muß, wem er treu sein will. Die Treue zu Jehova verlangt nicht, daß man an seinem Nächsten oder an der Nation, der man von Geburt angehört, lieblos handelt. Jesus lehrte, den himmlischen Vater und den Nächsten zu lieben. (Luk. 10:27) Das bedeutet jedoch nicht, daß wir genauso handeln müßten wie unser Nächster. Jesus sagte in seiner Bergpredigt: „Ihr habt gehört, daß gesagt wurde: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.‘ Doch ich sage euch: Liebt eure Feinde unablässig und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr euch als Söhne eures Vaters erweist, der in den Himmeln ist, da er seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und über Gerechte und Ungerechte regnen läßt.“ (Matth. 5:43-45) Du kannst also deinen Nächsten — ja sogar deinen Feind — lieben, deswegen brauchst du nicht das Böse zu tun, das er tut.
EIN GESCHICHTLICHES BEISPIEL
25, 26. In welche Zeit versetzen wir uns nun, um ein treffendes Beispiel zu betrachten, das Menschen gaben, die die Treue zu Gott der Treue zum Staat voranstellten, und wer waren diese Treuen?
25 Drehen wir das Rad der Geschichte zurück, und versetzen wir uns einen Augenblick in das Jahr 617 v. Chr. In diesem Jahr nahm Nebukadnezar, der König von Babylon, viele Israeliten gefangen und führte sie nach Babylon. Er wählte von den Kindern Israel, von dem königlichen Samen, einige aus, um sie an seinem Hof besonders auszubilden. Man wählte die besten aus, jene, die schön von Ansehen, in aller Weisheit unterwiesen, kenntnisreich und mit Einsicht begabt waren. Diese Jünglinge sollten im Palast des Königs stehen. Es wurde angeordnet, daß man sie in den Schriften und der Sprache der Chaldäer unterweise. Damit sie gut ernährt würden, verordnete der König ihnen „ein Tagtägliches [ihren täglichen Anteil, SB] von der Tafelkost des Königs und von dem Weine, den er trank“, und befahl, „daß man sie drei Jahre lang erzöge; und am Ende derselben sollten sie vor dem König stehen“. — Dan. 1:1-5.
26 Unter den ausgewählten jungen Israeliten befanden sich vier Jünglinge, so zwischen vierzehn und achtzehn Jahren. Sie waren aus dem Stamme Juda und hießen Daniel, Hananja, Misael und Asarja. Ihre Namen hatten alle eine interessante Bedeutung: Daniel bedeutet „Gott ist Richter“, Hananja „Jah hat begünstigt“, Misael „Wer ist [das], was Gott ist?“ und Asarja „Jah ist Hüter“. Nebukadnezar änderte die Namen dieser Jünglinge offenbar, um sie zu veranlassen, sich von ihrem Gott abzuwenden und ihre hebräische Denkweise durch die chaldäische zu ersetzen. Daniels Name wurde auf Beltsazar abgeändert, was „Fürst Bels“ oder „Des Herrn Führer“ bedeutet. Hananja erhielt den Namen Sadrach, dessen Bedeutung nicht feststeht, nach der Meinung einiger aber mit „Der Diener Akus“ (des Mondgottes) angegeben wird. Misael wurde Mesach genannt, und auch von diesem Namen weiß man nicht, was er bedeutet, aber nach einer Überlieferung ist er möglicherweise die Bezeichnung einer babylonischen Gottheit. Asarjas Name wurde auf Abednego abgeändert, was „Diener des Nego [oder Merkur]“ bedeutet. Sie sollten also künftig nicht mehr Jehova, sondern anderen Göttern dienen. Wurden sie aber durch die Änderung ihres Namens andere Menschen?
27, 28. (a) Änderten diese Männer ihre Einstellung zur Gottesanbetung, als man ihnen heidnische Namen gab? (b) Wie bewiesen sie, daß sie das Gesetz ihres Gottes selbst in bezug auf das Essen nicht verletzen wollten, und was hatte das zur Folge?
27 Diese Jünglinge fühlten sich durch die Änderung ihres Namens oder durch die besondere Aufmerksamkeit, die ihnen der König schenkte, nicht geschmeichelt. Sie waren Jehova Gott, dem Allmächtigen, treu ergeben. Obwohl sie als Gefangene in Babylon waren, wollten sie nach Gottes Gesetz, das in seinem Wort niedergelegt war, leben. „Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Weine, den er trank, zu verunreinigen.“ (Dan. 1:8) Er und seine drei Gefährten baten immer wieder darum, man möchte ihnen nur Gemüse und Wasser geben. Aber erst nach einer längeren Auseinandersetzung konnte er den Hofbeamten, der sie mit dem Essen versorgte, dazu überreden, ihnen einmal zehn Tage diese einfache Kost zu verabfolgen. Daniel und die anderen drei Jünglinge dachten wahrscheinlich an die Worte in 5. Mose 6:4-7: „Höre, Israel: Jehova, unser Gott, ist nur ein Jehova! Und du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzest, und wenn du auf dem Wege gehst, und wenn du dich niederlegst, und wenn du aufstehst.“
28 Sie kannten die Zehn Gebote und Jehovas Speisevorschriften. Sie hatten sich die Worte Moses’ eingeprägt: „Und nun, Israel, höre auf die Satzungen und auf die Rechte, die ich euch lehre zu tun, auf daß ihr lebet.“ (5. Mose 4:1) Sie verabscheuten unreine, verbotene Speisen. Sie weigerten sich, Wein zu trinken und Fleisch zu essen, das möglicherweise den Götzen geopfert worden war. Sie aßen statt dessen Gemüse. „Nach Ablauf der zehn Tage sahen sie besser und wohlgenährter aus als alle anderen Knaben, die sich von der königlichen Kost nährten.“ (Dan. 1:15, AB) Das freute natürlich den Hofbeamten, der Daniel, Hananja, Misael und Asarja betreute. Auch Jehova freute sich, denn er gab „diesen vier Jünglingen ... Kenntnis und Einsicht in aller Schrift und Weisheit; und Daniel hatte Verständnis für alle Gesichte und Träume“. — Dan. 1:17.
29, 30. Vermochten Regierungsstellungen und Geschenke sie zu ändern und ihre Treue zu Jehova Gott zu erschüttern?
29 Während ihres dreijährigen Ausbildungskurses erlernten sie die chaldäische Sprache und andere Dinge, die man sie lehrte, aber sie vergaßen ihren Gott und das, was sie in Judäa über die Gesetze Jehovas gelernt hatten, nicht. Selbst als man sie vor den König brachte, wurden sie nicht von Ehrfurcht überwältigt. Daniel, der mit Gottes Hilfe Träume deutete, wurde vom König reich beschenkt und zum Herrscher über die Landschaft Babel oder Babylon sowie zum Obervorsteher der Weisen Babylons gemacht. Aber auch das machte ihn nicht überheblich. Er stellte seine Treue zu Jehova immer noch allem voran.
30 „Und Daniel [der nun eine solch hohe Stellung bekleidete] bat den König, und er bestellte Sadrach, Mesach und Abednego über die Verwaltung der Landschaft Babel. Und Daniel war im Tore [am Hofe, Fußnote] des Königs.“ (Dan. 2:49) Diese vier jüdischen Jünglinge hielten zusammen und dienten gemeinsam ihrem Gott. Dennoch kamen sie ihren Pflichten gewissenhaft nach, denn sie waren als Sklaven in Babylon. Sie dachten aber trotz ihrer großen Kenntnis und ihrer verantwortungsvollen Stellung nicht daran, Nationalisten zu werden, den Staat zu vergöttern und ihre Liebe zu Gott aufzugeben. Sie weigerten sich, Gott nichts und dem Staat mehr zu geben als ihm gehörte. Sie wollten unter keinen Umständen dem Staat das geben, was Gott gehörte.
31. Vor welche Entscheidung sollten diese vier Hebräer eines Tages gestellt werden, und welche Fragen entstanden dadurch?
31 Alle Diener Jehovas werden früher oder später geprüft. Auch die christlichen Zeugen Jehovas sollten nach den Worten Jesu um seines Namens willen bekämpft und verfolgt werden. Eine ähnliche Erfahrung machten diese vier hebräischen Jünglinge. Sie gerieten eines Tages in eine Lage, in der sie sich entscheiden mußten, wem sie treu und ergeben bleiben wollten: Gott oder dem Staat. Wie entschieden sie sich? Verwarfen sie ihren Gott, um statt ihn die Nation anzubeten? Beugten sie sich dem Staat, als es auf Leben und Tod ging? Der Bibelbericht in Daniel, Kapitel 3, gibt uns die Antwort.
VOR DER ENTSCHEIDUNG
32. Zeige, wie es dazu kam, daß diese Männer in Babylon vor eine Entscheidung gestellt wurden.
32 König Nebukadnezar hatte ein großes Bild von Gold gemacht. Seine Höhe war sechzig Ellen (27,5 m) und seine Breite sechs Ellen (2,75 m). Es war in der Ebene Dura in der Landschaft Babel, etwa zehn Kilometer südlich von Babylon, errichtet worden. „Und der König Nebukadnezar sandte aus, um die Satrapen, die Statthalter und die Landpfleger, die Oberrichter, die Schatzmeister, die Gesetzeskundigen, die Rechtsgelehrten und alle Oberbeamten der Landschaften zu versammeln, damit sie zur Einweihung des Bildes kämen, welches der König Nebukadnezar aufgerichtet hatte.“ (Dan. 3:1, 2) Dieser Befehl betraf natürlich auch Sadrach, Mesach und Abednego, die zu Verwaltern über die Landschaft Babel eingesetzt worden waren.
33. (a) Welches Ziel verfolgte der Teufel nun im Hinblick auf die drei hebräischen Jünglinge, und wie formulierte der König seinen Befehl das Bild anzubeten? (b) Welchen interessanten Aufschluß gibt uns das in der Fußnote angeführte Zitat aus der Broschüre Our Flag (Unsere Fahne)?
33 Das Ganze war ein wohlüberlegter Versuch Satans, des Teufels, des eigentlichen Gottes Babylons, diese drei Hebräer zu zwingen, sich vor dem Staat, das heißt vor dessen Symbol — ob Standbild, Standarte oder Fahne —, zu beugen.f Das goldene Bild stellte das Babylonische Reich dar. Alle hohen Regierungsbeamten der Länder, die Nebukadnezar erobert hatte, sollten zur gleichen Zeit zur Stelle sein und sich vor diesem Bild niederwerfen. Der Nationalismus Babylons sollte den Judäern, Assyrern, Ägyptern und allen Bewohnern der übrigen von Nebukadnezar eroberten Gebiete aufgezwungen werden. So versammelten sie sich alle. „Und der Herold rief mit Macht: Euch wird befohlen, ihr Völker, Völkerschaften und Sprachen: Sobald ihr den Klang des Hornes, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute, der Sackpfeife, und allerlei Art von Musik hören werdet, sollt ihr niederfallen und das goldene Bild anbeten, welches der König Nebukadnezar aufgerichtet hat. Und wer nicht niederfällt und anbetet, der soll sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden.“ (Dan. 3:4-6) Sich vor dem Bild verbeugen, den Staat anbeten — so lautete der Befehl. Nationalismus! Alle Völker, die führenden Männer, die großen und die kleinen, sollten nun das, was Jesus später als Cäsar bezeichnete, oder dessen Bild anbeten. Das war Nationalismus!
34, 35. Wie verhielten sich die drei Hebräer in der Prüfung, die nun über sie kam, und an welches Gebot ihres Gottes erinnerten sie sich?
34 Doch schau! Dort stehen drei Männer! Sie beugen sich nicht nieder! Kannst du dir das vorstellen? Diese drei Männer sind mit den übrigen auf Befehl des Königs in die Ebene Dura hinausgegangen, aber sie fallen nicht nieder. Warum nicht? Sie sind bis zum Äußersten gegangen. Sie haben sich mit den anderen versammelt. Dann kam die Prüfung, und sie trafen die richtige Entscheidung. Die drei Judäer — Sadrach, Mesach und Abednego — erinnerten sich, daß Jehova zu Moses gesagt hatte:
35 „Ich bin Jehova, dein Gott, der ich dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Sklavenhause, hinausgebracht habe. Du sollst keine anderen Götter wider mein Angesicht haben. Du sollst dir kein gehauenes Bild oder eine Gestalt machen, die dem gleich ist, was irgend oben in den Himmeln ist oder was sich darunter auf der Erde befindet, oder was in den Wassern unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen noch dich verleiten lassen, ihnen zu dienen, denn ich, Jehova, dein Gott, bin ein Gott, der ausschließliche Ergebenheit fordert, welcher für die Vergehung von Vätern Strafe bringt über Söhne, über die dritte Generation und über die vierte Generation, im Falle jener, die mich hassen, aber liebende Güte übt gegen die tausendste Generation im Falle jener, die mich lieben und meine Gebote halten. Du sollst den Namen Jehovas, deines Gottes, nicht in unwürdiger Weise gebrauchen, denn Jehova wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen in unwürdiger Weise gebraucht.“ — 2. Mose 20:1-7, NW.
36. Auf wen vertrauten sie?
36 Das war für diese drei Hebräer unmißverständlich. Sie waren Gott ausschließlich ergeben. Für sie stand es fest: Sie würden sich vor einem von Menschen gemachten Standbild oder Symbol nicht niederbeugen, um es anzubeten. Sollten sie deswegen das Leben verlieren, so brauchten sie sich nicht vor dem Tod zu fürchten, denn sie glaubten an eine Auferstehung von den Toten. Als Nebukadnezar von dem Vorfall hörte, wurde er sehr zornig und ordnete eine Untersuchung an.
37. Was geschah, als man diese drei Männer vor den König brachte?
37 Die drei Hebräer wurden vor Nebukadnezar gebracht, und der König sagte zu ihnen: „Ist es Absicht, Sadrach, Mesach und Abednego, daß ihr meinen Göttern nicht dienet und das goldene Bild nicht anbetet, welches ich aufgerichtet habe?“ (Dan. 3:14) Es war dem König peinlich, daß ausgerechnet diese drei vortrefflichen Diener eine Ausnahme machten. Sie brauchten sich doch nur niederzubeugen. Das war doch bestimmt eine Kleinigkeit! Nebukadnezar gab ihnen daher noch eine Gelegenheit. Er sagte zu ihnen: „Nun, wenn ihr bereit seid, zur Zeit, da ihr den Klang des Hornes, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute und der Sackpfeife, und allerlei Art von Musik hören werdet, niederzufallen und das Bild anzubeten, welches ich gemacht habe ...; wenn ihr es aber nicht anbetet, sollt ihr sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden; und wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand erretten wird?“ — Dan. 3:15.
38. Zögerten die drei Hebräer irgendwie, als der König ihnen nochmals eine Gelegenheit gab, sich niederzubeugen und was antworteten sie ihm?
38 Diese drei Hebräer brauchten nicht lange zu überlegen. Für sie stand es fest: Sie hatten schon als Jünglinge, als sie noch in der königlichen Privatschule für Edelleute beköstigt wurden, gewußt, wem sie dienen wollten; sollten sie nun, nachdem sie sich geweigert hatten, Jehovas Speisegesetze zu übertreten, sein Gesetz über die Bilderverehrung verletzen? Ohne zu zögern erwiderten Sadrach, Mesach und Abednego darum dem König: „Nebukadnezar, wir halten es nicht für nötig, dir ein Wort darauf zu erwidern. Ob unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten vermag — und er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten — oder ob nicht, es sei dir kund, o König, daß wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, welches du aufgerichtet hast, nicht anbeten werden.“ — Dan. 3:16-18.
39. Wer gab einmal eine ähnliche Antwort, um die reine Gottesanbetung zu verteidigen?
39 Welch ein Glaube! Welche Treue! Hat man seither jemals wieder von einer solch mutigen Entscheidung gehört? Weißt du noch, was Jesus tat, als Satan ihn veranlassen wollte, ihm „einen Akt der Anbetung“ zu erweisen? Jesus zögerte auch nicht lange mit seiner Antwort. „Da sprach Jesus zu ihm: ‚Geh weg, Satan! Denn es steht geschrieben: „Jehova, deinen Gott, sollst du anbeten, und ihm allein sollst du heiligen Dienst darbringen.“‘“ — Matth. 4:8-10.
BEFREIUNG DER TREUEN
40—42. Beschreibe das spannende Drama, das sich nun vor den Augen Nebukadnezars abspielte, und den Ausgang des Erlebnisses der drei Männer im Feuerofen.
40 Nebukadnezar wußte genau, wen diese drei Hebräer anbeteten. Würden sie aber, wenn unter Druck gesetzt, wenn gebunden, um in den Feuerofen geworfen zu werden, nachgeben? Würden sie sich dem Staat beugen und nationalistisch werden? Würden sie versuchen, zwei Herren zu dienen? Würden sie dem Staat etwas geben, was ihm nicht gehört?
41 Diese drei Männer wurden „nicht furchtsam vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können“. Sie verhielten sich so, wie sich die wahren Christen von heute verhalten, die das vortreffliche Beispiel sehr schätzen, das diese drei Hebräer dadurch gaben, daß sie den fürchteten, „der sowohl Seele als Leib in der Gehenna vernichten kann“. (Matth. 10:28) Sie beobachteten, wie Nebukadnezar voll Grimmes wurde und sich das Aussehen seines Antlitzes gegen sie veränderte. Man solle den Ofen siebenmal mehr als sonst heizen und sie dann hineinwerfen, befahl der König. Die drei Männer wurden in den Feuerofen geworfen, der so stark geheizt worden war, daß selbst die Männer, die die drei Hebräer in den Feuerofen werfen mußten, von den lodernden Flammen getötet wurden.
42 Dann sah Nebukadnezar etwas, was ihn erschreckte. Er stand eilends auf und sagte „Haben wir nicht drei Männer gebunden ins Feuer geworfen?“ Die Dabeistehenden sagten: „Gewiß, o König!“ Nebukadnezar aber sagte aufgeregt: „Siehe, ich sehe vier Männer frei wandeln mitten im Feuer, und keine Verletzung ist an ihnen; und das Aussehen des vierten ist gleich einem Sohne der Götter.“ Dann rief Nebukadnezar den drei Männern im Feuer zu und forderte sie auf, hinauszugehen und zu ihm zu kommen. Da gingen Sadrach, Mesach und Abednego aus dem Feuer hinaus. Es war wirklich kaum zu glauben. Das Feuer hatte keine Macht über ihre Leiber gehabt, ja nicht einmal das Haar ihres Hauptes war versengt worden. Selbst ihre Leibröcke waren nicht beschädigt worden, und der Geruch des Feuers war nicht an sie gekommen! Diese Männer waren erprobt worden und hatten ihre Treue bewiesen. — Dan. 3:24-27.
43. Was sagte darauf Nebukadnezar, wodurch er Jehovas Befreiungsmacht bestätigte?
43 Dieses Erlebnis erschütterte Nebukadnezar sehr, denn er sagte: „Gepriesen sei der Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos, der seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die auf ihn vertrauten und das Wort des Königs übertraten und ihre Leiber dahingaben, um keinem Gott zu dienen, noch ihn anzubeten, als nur ihrem Gott! Und von mir wird Befehl gegeben, daß jedes Volk, jede Völkerschaft und Sprache — wer Unrechtes spricht wider den Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos, in Stücke zerhauen, und daß sein Haus zu einer Kotstätte gemacht werde; weil es keinen anderen Gott gibt, der auf solche Weise zu erretten vermag.“ (Dan. 3:28, 29) Glaubst auch du heute, daß „es keinen anderen Gott gibt, der auf solche Weise zu erretten vermag“?
[Fußnoten]
a The Encyclopedia Americana, Band 19, Seite 755, Ausgabe 1956.
b Ebenda, Seite 756.
c Foreign Letter, 24. Dezember 1963 (Awake! 22. Mai 1964, S. 29); siehe auch Erwachet! vom 8. September 1964, S. 29.
d The Encyclopedia Americana, Band 19, Seite 755.
e Ebenda, Seite 756.
f In der Broschüre Our Flag (Unsere Fahne), herausgegeben vom Informations- und Bildungsamt der Armee, Verteidigungsministerium (USA), wird auf Seite 1 folgendes gesagt: „Die Entstehungsgeschichte unserer Nationalfahne läuft parallel mit der Entstehungsgeschichte unseres Landes. Wie unser Land sein Geburtsrecht von den Einwanderern empfangen hat, die aus vielen Ländern an unsere Gestade zogen, um eine neue Nation zu bilden, so hat auch das Muster des Sternenbanners [Sterne und Streifen], das schließlich die Standarten unserer jungen Republik schmückte, verschiedene Ursprünge, die in der dunklen Vergangenheit liegen.
Der Stern ist ein Sinnbild des Himmels und des göttlichen Zieles, das der Mensch seit unvordenklichen Zeiten anstrebt; der Streifen versinnbildlicht die von der Sonne ausgehenden Lichtstrahlen. Beide Motive erschienen schon seit langem auf den Standarten anderer Nationen, angefangen von den Bannern der Sternenanbeter des alten Ägyptens und Babylons bis zu der mit zwölf Sternen geschmückten Flagge der spanischen Konquistadoren unter Cortez. Sie erfreuten sich weiterhin großer Beliebtheit und erschienen deshalb im 17. Jahrhundert auch auf den gestreiften Standarten Hollands und der West India Company, und heute sieht man sie in den Sternen- und Streifenmustern der Fahnen verschiedener Nationen Europas, Asiens und der Amerikas.“
Auf Seite 23 heißt es: „Der Verteidigungsminister, Washington, 28. Dezember 1959, OUR FLAG [Unsere Fahne] (DOD Pam 5-6a) — Diese offizielle Publikation des Verteidigungsministeriums ist für den Gebrauch der Angehörigen der Armee bestimmt. [Unterschrift] Thomas S. Gates. Herausgegeben vom Informations- und Bildungsamt der Armee, Verteidigungsministerium, Washington 25, D. C.“
[Bild auf Seite 133]
„Wir [werden] deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, welches du aufgerichtet hast, nicht anbeten.“ — Dan. 3:18.