Die Zufluchtsstadt zu verlassen bedeutet den Verlust des Lebens
1. In welcher Lage ist die Christenheit gleich den Juden der Tage Jesu?
SCHWER lastet heute Blutschuld auf der Christenheit und auf der ganzen Welt. Viele aufrichtige Menschen, die nicht selbst jemand getötet oder sich direkt an Kriegen beteiligt haben, sind sich nicht bewußt, daß sie persönlich mitschuldig sind. Dessenungeachtet müssen sie diese Verantwortung mit denen tragen, die in der Prophezeiung als solche dargestellt werden, die unschuldiges Blut vergossen haben. Die Christenheit ist heute in der gleichen Lage wie die Juden der Tage Jesu, zu denen Jesus sagte: „Siehe, ich sende Propheten und Weise und öffentliche Unterweiser zu euch. Einige von ihnen werdet ihr töten und an den Pfahl bringen, und einige von ihnen werdet ihr in euren Synagogen geißeln und von Stadt zu Stadt verfolgen, damit alles gerechte Blut über euch komme, das auf der Erde vergossen worden ist, vom Blut des gerechten Abel an bis zum Blut Sacharjas, des Sohnes Barachias, den ihr zwischen dem Heiligtum und dem Altar ermordet habt. Wahrlich, ich sage euch: Dies alles wird über diese Generation kommen. Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind.“ — Matth. 23:34-37.
2. Woraus ergab sich Jerusalems blutbefleckter Geschichtsbericht, und welche Vergeltung erhielt Jerusalem?
2 Jerusalems blutbefleckter Geschichtsbericht ergab sich nicht daraus, daß es nach dem Befehl Jehovas Gottes an theokratischer Kriegführung teilgenommen, sondern weil es unschuldiges Blut vergossen und willentlich viele Propheten Gottes getötet hatte, selbst Jesus, den Sohn Gottes, der in dieser Stadt zum Tode verurteilt wurde. Das wurde nicht in Unschuld getan, denn siebenhundert Jahre zuvor, in den Tagen Jeremias, enthüllte Jehova Jerusalems Blutschuld, als er durch seinen Propheten die Worte sprach: „Auch sind an deinen Rocksäumen die Blutspuren der Seelen unschuldiger Armer gefunden worden. Nicht beim Einbruch habe ich sie gefunden, sondern sie sind auf allen diesen. Aber du sprichst: ,Ich bin unschuldig geblieben. Gewiß hat sich sein Zorn von mir abgewandt.‘ Siehe, ich trete in einen Rechtsstreit mit dir ein, weil du sprichst: ,Ich habe nicht gesündigt.‘“ (Jer. 2:34, 35) Indem Jehova direkt nach diesen Worten handelte, brachte er im Jahre 607 v. u. Z. seinen Zorn über die Stadt Jerusalem wegen ihres mutwilligen Blutvergießens zum Ausdruck, und seine babylonischen Urteilsvollstrecker schütteten während einer entsetzlichen Zeit der Zerstörung ihr Blut auf den Erdboden. Ebenso kam es in Erfüllung der Worte Jesu in Jerusalem zu einem weiteren Blutbad, und ehe es im Sommer des Jahres 70 u. Z. zu Ende war, waren 1 100 000 Menschen innerhalb der belagerten Stadt umgekommen.
BLUTSCHULD DURCH GEMEINSAME VERANTWORTUNG
3. Warum kamen viele um, die am Töten nicht direkt beteiligt gewesen waren?
3 Mögen sich besonders die Menschen in der Christenheit dieses warnende Beispiel zu Herzen nehmen! Nicht alle Juden, die von den Babyloniern oder den Römern getötet wurden, waren direkt am Töten der Propheten Gottes oder sonstwie am Töten von Menschen beteiligt gewesen, dennoch kamen sie mit denen um, die willentlich unschuldiges Blut vergossen hatten. Warum? Weil sie die Handlungsweise und die Traditionen des Judentums stützten und so an der Gemeinschaftsverantwortung für dessen Blutschuld teilhatten.
4. Warum kann Jehova die Geschichte der Christenheit nicht übersehen?
4 Die Christenheit ist tatsächlich ein neuzeitliches Gegenstück Jerusalems und seines Gebietes Juda. Die Geschichte der Christenheit ist vor Gott mit Blut befleckt worden, das ungerechterweise von ihrem Anfang an, nämlich von den Tagen Konstantins im vierten Jahrhundert an, vergossen wurde. Dieser Geschichtsbericht kann nicht unbeachtet bleiben, denn Jehova, der sich nicht verändert, sagte zu Noah: „[Ich werde] euer Blut, das eurer Seelen, zurückfordern. Von der Hand jedes lebenden Geschöpfes werde ich es zurückfordern; und von der Hand des Menschen, von der Hand eines jeden, der sein Bruder ist, werde ich die Seele des Menschen zurückfordern. Wer irgend Menschenblut vergießt, dessen eigenes Blut wird durch Menschen vergossen werden, denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht.“ — 1. Mose 9:5, 6.
5. (a) Durch welche Taten der Christenheit ergibt sich ihre Geschichte, und warum kann sie nicht gerechtfertigt werden? (b) Wer hat an der Verantwortung für die Blutschuld der Christenheit teil?
5 Durch Hunderte von Kriegen, die die Christenheit geführt hat, und durch die religiöse Inquisition und die Kreuzzüge vor dem Jahre 1914 sind unzählige Hunderttausende arglose Menschen ums Leben gebracht worden; und durch die zwei Weltkriege, die seit dem Jahre 1914 geführt worden sind und für die die Christenheit hinsichtlich der Millionen und aber Millionen ums Leben Gebrachter die Hauptverantwortung tragen muß, hat sich eine furchtbare Blutschuld aufgehäuft, die sie dem Bunde Gottes hinsichtlich des Blutes gemäß zu begleichen hat. Von diesen Kriegen kann nicht behauptet werden, es seien theokratische Kriege gewesen, die in Gottes Namen ausgefochten worden seien, obwohl Priester und Geistliche auf beiden Seiten in diesen Streitigkeiten, die in der Christenheit ausgefochten wurden, deren Teilnehmern Segen gespendet haben. Das hat niemand ermächtigt, seinen Mitmenschen zu töten, ohne vor Jehova Gott blutschuldig dazustehen. Indem jemand den Segen eines solchen Priesters oder Geistlichen empfing, kam er nicht etwa in die „Zufluchtsstadt“ Jesu Christi, des Hohenpriesters Jehovas. Obwohl viele Menschen in religiösem oder patriotischem Eifer aufrichtig kämpften, hat die Anrufung des Namens Gottes in solchen Kriegen die Teilnehmer doch nicht von Blutschuld befreit. Außerdem kommen Personen, die diejenigen, welche direkt Blut vergießen oder sich mit Propaganda und Bewegungen befassen, die zum Vergießen unschuldigen Blutes führen, gutheißen, unterstützen oder ihnen helfen, als Partner des Verbrechens ebenfalls unter eine Gemeinschaftsverantwortung und müssen vor Gott, dem Richter, stehen, der solche Blutschuld nicht ungestraft lassen kann noch wird durchgehen lassen.
6. Welcher weiteren Handlungsweise hat sich die Christenheit schuldig gemacht, und wird sie dafür der Strafe entgehen?
6 Von weit ernsterer Natur jedoch ist die Blutschuld, die die Christenheit dadurch auf sich geladen hat, daß sie vielen wahren Dienern Gottes das Leben nahm. Babylon die Große, das Weltreich der falschen Religion, dessen dominierender Teil die Christenheit ist, wird in dem Buch der Offenbarung als „trunken ... vom Blute der Heiligen und vom Blute der Zeugen Jesu“ beschrieben. (Offb. 17:6) Ebenso sicher, wie die Christenheit verfehlt hat, die Warnung Jehovas zu beachten, wird Jehovas Gericht bald so an ihr vollzogen werden, wie es an ihrem Vorbild, an Jerusalem und Juda, im Jahre 607 v. u. Z. und im Jahre 70 u. Z. vollzogen wurde. Jedermann, der dann Verbindung mit ihr hat, wird mitschuldig sein und wird auch an ihrer Vernichtung teilhaben. — Offb. 18:4.
WIE MAN IN DIE HEUTIGE ZUFLUCHTSSTADT FLIEHEN KANN
7. Wann wird Jehovas Bluträcher zum Schlag ausholen, und wo nur ist Zuflucht zu finden?
7 Jehova hat in seiner Barmherzigkeit seinen Bluträcher, den Herrn Jesus Christus, davon zurückgehalten, mit seinen Engelheerscharen zum Schlag gegen die Christenheit und gegen alle diejenigen auszuholen, die an ihrer Blutschuld teilhaben, doch bald wird die Frist abgelaufen sein. (Offb. 7:1-3) In der kommenden „großen Drangsal“ wird der Rächer des Menschenblutes losschlagen. „Denn siehe! Jehova kommt hervor aus seiner Stätte, um das Vergehen des Bewohners der Erde wider ihn zur Rechenschaft zu ziehen und die Erde wird gewißlich ihr Blutvergießen enthüllen und wird nicht mehr ihre Getöteten zudecken.“ (Jes. 26:21; Matth. 24:21, 22) Wenn diese Zeit der Entscheidung kommt, wird die ganze Menschheit für ihre gemeinsame Verantwortung zur Rechenschaft gezogen werden, und dies in größerem Ausmaß, als Jerusalem und das Judentum es je erlebten. Alle, die den Ort der Sicherheit nicht aufgesucht haben, werden gezwungen sein, die Strafe zu zahlen. Für alle Zeiten muß die Erde von dem Blut der ungerechterweise Erschlagenen gereinigt werden. Es muß eine Sühnung erfolgen, damit die Bestimmungen des Bundes hinsichtlich der Heiligkeit des Blutes, der mit Noah gemacht wurde, eingehalten werden. Die einzige Möglichkeit zur Flucht in die Sicherheit besteht darin, den Weg zu finden, der in Jehovas gegenbildliche Zufluchtsstadt führt. Darin muß man bis zu dem Tage bleiben, da Jehovas Grimm vorüber ist, und muß weiterhin unter dem Segen des großen Hohenpriesters Jehovas, Jesu Christi, darin wohnen. Was ist denn die gegenbildliche Zufluchtsstadt?
8. Was ist die gegenbildliche Zufluchtsstadt, und wie gelangt man in diese Stadt?
8 Im alten Israel mußte der Totschläger in eine der sechs Städte fliehen, die besonders dazu bestimmt waren, und nachdem er bewiesen hatte, daß er an einem böswilligen Totschlag unschuldig war, mußte er so lange in der Zufluchtsstadt bleiben, bis der amtierende Hohepriester starb. (4. Mose 35:9-34) Somit muß die gegenbildliche Zufluchtsstadt Jehovas Vorkehrung sein, durch die jemand vor der Strafe der Urteilsvollstreckung geschützt wird, die er durch eine Übertretung des Bundes Gottes hinsichtlich der Heiligkeit des Blutes über sich bringen könnte. In diese Stadt gelangen wir dadurch, daß wir uns unter den Segen des aktiven Dienstes Jesu Christi, des Hohenpriesters Gottes, stellen und darunter bleiben. Das vollkommene Menschenleben, das Jesus auf Erden opferte, entsprach genau dem Leben Adams, des ersten Menschen, dessen sich dieser im Paradies Eden erfreute. Jesus gab sein sündenloses Leben im Tode dahin, und nach seiner Auferstehung und nachdem er aufgefahren war, um zur Rechten Gottes im Himmel zu sitzen, konnte er Gott den Wert des Loskaufsopfers zugunsten der sterbenden Nachkommen Adams darbringen. So wurde Jesus unser engster Verwandter, der Erlöser der Menschheit. Durch die Austeilung der Segnungen dieses Loskaufsopfers werden wir daher von Schuld gereinigt, und die Menschheit empfängt die Versöhnung mit Gott. — Hebr. 2:14; 10:12; Röm. 5:11; vergleiche Apostelgeschichte 2:37-40.
9. (a) Was muß jeder, der Gottes Bund hinsichtlich der Heiligkeit des Blutes übertreten hat, tun, um bei Gott Vergebung zu finden? (b) Inwiefern steht Paulus als ein Beispiel da?
9 Jeder, der Gottes Bund hinsichtlich der Heiligkeit des Blutes willentlich oder unabsichtlich übertreten hat, muß durch Glauben an das Blut Jesu, des Hohenpriesters, nach Gottes Vergebung und der Tilgung seiner Sünde trachten. Er muß aufrichtige Reue über begangene Übertretungen bekunden, indem er gehorsam unter Gottes Vorkehrung bleibt, die er durch Christus getroffen hat, und auf die Gerechtigkeit und die guten Dienstleistungen des Hohenpriesters vertraut. Der Apostel Paulus, der als Saulus von Tarsus die Christenversammlung verfolgte, ja Mordtaten, die an Christen begangen wurden, billigte, dient denen als Beispiel, die den Bund hinsichtlich des Blutes übertreten haben. „Dennoch“, sagt er, „wurde mir Barmherzigkeit erwiesen, weil ich unwissend war und im Unglauben handelte.“ (1. Tim. 1:13) Weil Jehova durch Christus diese reumütige Einstellung bei Saulus sah, die er danach durch viele Glaubenswerke bewies, brachte ihn der Bluträcher, der auferstandene Jesus Christus, später, am „Tag der Rache unseres Gottes“, nicht zu Tode. (Jes. 61:2) Als Jesus sich Saulus offenbarte und zeigte, daß Saulus, indem er die wahre Kirche verfolgte, Jesus selbst verfolgte, bereute Saulus, änderte seine Handlungsweise und machte sich von da an die Wohltaten des Loskaufsopfers zunutze wie in einer Zufluchtsstadt. — Apg. 9:1-19.
AN GOTT GESTELLTE BITTE UM EIN REINES GEWISSEN
10. Auf welche Weise kann man heute ein reines Gewissen vor Gott erlangen?
10 Daß sich der unabsichtliche Totschläger in die ehemalige Zufluchtsstadt begab, genügte zu seinem Schutz noch nicht. Bevor er in der Stadt bleiben und die Wohltaten, die die Stadt zu bieten hatte, empfangen konnte, mußte er beweisen, daß er, was absichtliches Blutvergießen betraf, ein reines Gewissen gegenüber Gott hatte. Heute kann dieses reine Gewissen vor Gott nur durch eine an Gott gestellte aufrichtige, ehrliche Bitte erlangt werden, die man dadurch zum Ausdruck bringt, daß man sich Gott durch Christus hingibt und sich dann taufen läßt. Das bedeutet, daß derjenige, der zu Gott kommt, die Sünden anerkennen muß, die er begangen und durch die er Gottes Gesetz übertreten hat, und daß er seine Handlungsweise ändern und Gottes Willen tun muß. Somit muß er sein Leben völlig und rückhaltlos Jehova hingeben und muß sich darauf als Symbol seiner Hingabe zum vollständigen Untertauchen im Wasser darstellen, und dies besonders jetzt, da das Ende der Welt näher rückt.
11. Was ist das reine Gewissen, das wir erbitten, und wie wird es bewahrt?
11 Der Apostel Petrus sprach von der rettenden Macht der Taufe und ihrer Beziehung zum christlichen Gewissen, als er in 1. Petrus 3:20, 21 die Worte schrieb: „Das, was diesem entspricht [das heißt, daß Noah und seine Familie in der Arche am Ende jener Welt durch die Wasser der Flut hindurchgingen], rettet jetzt auch euch, nämlich die Taufe (nicht das Ablegen der Unsauberkeit des Fleisches, sondern die an Gott gestellte Bitte um ein gutes Gewissen), durch die Auferstehung Jesu Christi.“ Das Gewissen, das wir von Gott erbitten, indem wir in seine Taufvorkehrung einwilligen, ist ein Gewissen, das von jedem Schuldgefühl Gott gegenüber befreit ist. Es ist eine Erkenntnis der Vorkehrung des Sühnopfers Jesu, das uns von aller Sünde reinigt, und dieses Opfer ist nicht den Tieropfern gleich, die jedes Jahr wiederholt werden mußten. Nein, dieses gute Gewissen, das Jehova Gott uns gibt, erlaubt uns, in ein reines Verhältnis zu ihm zu gelangen und darin zu bleiben, indem wir uns die Dienste seines großen Hohenpriesters zunutze machen. Diejenigen, die in diesen Zustand kommen, müssen dieses gute Gewissen bewahren, indem sie fortfahren, das Werk zu verrichten, das ihnen in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt zugewiesen worden ist. Das Gewissen spielt daher eine wichtige Rolle, wenn wir in der Zufluchtsstadt bleiben wollen.
12. Durch welches Verhalten könnten wir in die gefahrvolle Lage kommen, die neuzeitliche Zufluchtsstadt zu verlassen?
12 Da wir gemäß der Vorkehrung des Sühnopfers Christi Jesu durch die Hingabe und Taufe in die gegenbildliche Stadt gelangt sind, lassen wir jedes Schuldgefühl hinter uns und sollten weiterhin ebenso frei von Schuld in der Stadt bleiben. Sollten wir jedoch beginnen, unser Gewissen gegenüber Gott zu verhärten und uns zu rechtfertigen, auch wenn es sich nur um kleinere Vergehen handelte, die eine Verletzung des Gesetzes Jehovas bedeuten, das den in die Stadt Geflohenen gilt, so setzen wir uns der Gefahr aus, schließlich die Stadt gänzlich zu verlassen. Gottes Gesetz wird uns in seinem Wort und durch die biblischen Publikationen, die er hat bereiten lassen, damit wir seinen Willen und sein Vorhaben mit der Menschheit in der Zeit des Endes verstehen können, deutlich erklärt. Diese klare Anweisung durch Gottes Geist außer acht zu lassen bedeutet, die Forderung unseres christlichen Gewissens zu übersehen. Das Gewissen außer acht zu lassen bedeutet, mit der Zeit keinen Schmerz oder keine Beunruhigung mehr zu spüren, wenn es schlagen sollte. Schließlich kann das Gewissen, wie Paulus es sagte, verhärtet werden wie Fleisch, das mit einem Brenneisen gebrandmarkt ist. In diesem Zustand spürt das Gewissen wie wildes Fleisch keinen Schmerz, hat kein Schuldgefühl. Mit der Zeit würden wir lässig werden, was Unrechttun betrifft, und wenn wir auf ein Unrecht aufmerksam gemacht würden, würden wir die Mahnung schließlich achselzuckend von uns weisen, als ob wir sagten: „Was denn? Wer macht sich schon was daraus?“ Eine solch gleichgültige Einstellung kann nur zu einer vollständigen Mißachtung der Vorkehrung führen, unter der uns der Zutritt zur Stadt gestattet wurde, und wenn uns der Bluträcher einholt, während wir in diesem Zustand, dieser Geistesverfassung, sind, würden wir vor ihm nicht beschützt werden, denn wir befänden uns nicht mehr in dieser Stadt, das heißt unter den Segnungen des Schutzes, den der Hohepriester am kommenden „Tag der Rache“ gewährt.
STANDHALTEN BIS ZUM ENDE
13. Wie verläßt jemand die gegenbildliche Zufluchtsstadt, wie kann dies vermieden werden, und welcher Gefahr setzen sich diejenigen aus, die sie verlassen?
13 Da wir dadurch, daß wir selbstsicher werden und den Glauben an das Opfer des Hohenpriesters verlieren und nicht mehr darauf vertrauen, daß es Sünden zudeckt, die Zufluchtsstadt verlassen und uns so der Vernichtung in der Schlacht von Harmagedon aussetzen, tun wir gut, die Warnung des Apostels Paulus zu beachten, der sprach: „Darum ist es nötig, daß wir den Dingen, die wir gehört haben, mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit schenken, damit wir niemals abgleiten.“ (Hebr. 2:1) Die Zeit, in der Jehovas Rächer zur Tat schreitet, rückt immer näher. Es ist jetzt nicht an der Zeit, außerhalb der Zufluchtsstadt oder in einer gefährlichen Lage am Rande der Weidegründe, die die Grenzen des von Jehova vorgesehenen heiligen Zufluchtsortes bezeichnen, unversehens erfaßt zu werden. Wir dürfen nie dem Trugschluß verfallen, daß wir auch nur ein klein wenig von den gerechten Anforderungen Jehovas abweichen dürften. Wer von uns kann sagen, wo er beginnt, Jehovas Vorkehrung willentlich außer acht zu lassen, und dadurch nicht mehr jemand ist, der nur „schlecht urteilen kann“? Man erinnere sich an das, was Paulus in 1. Korinther 4:4 sagte: „Denn mir ist nichts bewußt, was gegen mich spräche. Doch dadurch werde ich nicht als gerecht erfunden, der mich aber beurteilt, ist Jehova.“ Können wir sagen, daß wir unser Vertrauen auf Jehova setzen, wenn wir willentlich die Gebote, die er uns gegeben hat, außer acht lassen oder übertreten? Der Gedanke, die gegenbildliche Zufluchtsstadt auch nur vorübergehend zu verlassen, bedeutet, Gott auf die Probe zu stellen, ob er uns vor seinem Bluträcher rette. Wenn außerdem jemand in einem solchen Zustand dem Tod gegenüberstände, der sich jetzt, vor der „großen Drangsal“, aus natürlichen Ursachen ergäbe, welchen Anteil hätte er dann an der Auferstehung? Wir sollten nie versäumen, eine genügend solide Grundlage im Glauben zu legen, um uns in hinreichendem Maße auf die Dienste des großen Hohenpriesters verlassen zu können, damit der Bluträcher zur Zeit der Auferstehung unser wohlwollend gedenke. (Matth. 24:21, 22) Das in dieser „Zeit des Endes“ nicht zu tun kann Austilgung für alle Zeit bedeuten. Man würde nicht das Vorrecht haben, die kommende „große Drangsal“ zu überleben. Man würde hingerichtet werden.
WANN AUS DER ZUFLUCHTSSTADT FREIGELASSEN
14. Wie lange müssen die Menschen auf Erden, die eine himmlische Hoffnung haben, in der gegenbildlichen Stadt bleiben, und warum bis dahin?
14 Wie lange müssen diejenigen, die sich einst blutschuldig gemacht hatten, innerhalb der Zufluchtsstadt bleiben? So lange, bis sie die Dienste des Hohenpriesters nicht mehr benötigen. Paulus schrieb an die Hebräer: „Demzufolge kann er auch die vollständig retten, die sich durch ihn Gott nahen, weil er immerdar lebt, um für sie einzutreten. Denn ein solcher Hoherpriester wie dieser war für uns der geeignete: loyal, arglos, unbefleckt, getrennt von den Sündern und höher als die Himmel geworden.“ (Hebr. 7:25, 26) Solche Dienste sind also für die bestimmt, die die „große Drangsal“, wenn auch in menschlicher Unvollkommenheit, überleben. Solange weiterhin irgendwelche Blutschuld besteht, sind die Dienste des Hohenpriesters nötig, damit der Betreffende einen rechten Stand vor Gott behalten kann. Diejenigen, die durch Gottes heiligen Geist zu geistigen Söhnen, zu Miterben mit Christus, gesalbt worden sind, müssen innerhalb der gegenbildlichen Zufluchtsstadt bleiben, bis sie ihren irdischen Lauf, treu bis zum Tode, beenden und dadurch für immer ihre menschliche Natur opfern. Da Christi Opfer nur denen gilt, die von Natur Menschen sind, „stirbt“ der Hohepriester für sie in dem Sinne, daß er das Verdienst seines Menschenopfers nicht mehr zu ihren Gunsten anzuwenden braucht, denn die Glieder der „kleinen Herde“ der „Miterben mit Christus“ werden in der Auferstehung von Menschen in Geistgeschöpfe verwandelt, und ihre Wohnstätte ist von da an im Himmel, da sie „göttliche Natur“ besitzen. — Luk. 12:32; Röm. 8:17; 2. Petr. 1:4.
15. Wann sind diejenigen, die eine irdische Hoffnung haben, frei, die gegenbildliche Stadt zu verlassen, und was bewirkt dies für sie?
15 Die Menschen, die die „große Drangsal“ überleben und eine Hoffnung auf irdisches Leben haben, werden jedoch nicht aus der Zufluchtsstadt freigelassen, nachdem in Harmagedon Gottes Feinde vernichtet worden sind und das Blut derer gerächt worden ist, die durch die Generationen des Menschengeschlechts hindurch unschuldigerweise getötet wurden. Bevor der Bluträcher als Jehovas Urteilsvollstrecker handelt, müssen allerdings die Glieder dieser „großen Volksmenge“ ihre Gewänder gewaschen und im Blute des Lammes weiß gemacht haben. Dennoch beseitigt die „große Drangsal“ ihre Blutschuld nicht, noch befreit sie sie sofort von den von Adam ererbten Sünden. Auch wenn sie vor Gott ein reines Gewissen haben, müssen sie weiterhin dieses reine Gewissen bewahren, indem sie innerhalb der Grenzen der gegenbildlichen Zufluchtsstadt bleiben, bis sie zu menschlicher Vollkommenheit wiederhergestellt sind, wodurch sie die Dienste des Hohenpriesters nicht mehr benötigen. Wann wird dies sein? Erst wenn sie am Ende der Tausendjahrherrschaft Christi die menschliche Vollkommenheit erreicht haben und Christus sie aufgrund ihres eigenen Verdienstes als vollkommene Menschen zur letzten Erprobung ihrer Lauterkeit Jehova übergibt. Wenn sie aus diesem Schutz des großen Hohenpriesters, Jesu Christi, herauskommen, „stirbt“ er dem Sinne nach als Hoherpriester für sie, denn er wird nicht mehr mit dem reinigenden Blut seines Opfers für sie amtieren.
16. Welche Stellung gegenüber der gegenbildlichen Zufluchtsstadt nehmen diejenigen ein, die in der Auferstehung zum Leben auf Erden hervorkommen?
16 Was aber ist von denen zu sagen, die während der Tausendjahrherrschaft Jesu auferweckt werden? Müssen auch sie in die Zufluchtsstadt kommen und dort bis zum „Tode des Hohenpriesters“ bleiben? Nein. Denn diese haben durch ihren Tod die Strafe für ihre Sündhaftigkeit bezahlt. (Röm. 6:7) Sie sind dadurch, daß sie in das allgemeine Grab der ganzen Menschheit kamen, von Sünde freigesprochen worden. Zu der Zeit, da sie aus dem Todeszustand hervorkommen, befinden sie sich auf dem Weg, der nicht in die gegenbildliche Zufluchtsstadt, sondern zu ewigem Leben führt. Wenn sie auf diesem Hochweg des Lebens weitergehen, wird ihnen vom Hohenpriester Hilfe geboten werden, die menschliche Vollkommenheit zu erlangen. Die bestandene endgültige Prüfung nach dem Ende der Tausendjahrherrschaft Christi wird ihnen auch Jehovas Gerechtsprechung bringen und die Gewähr dafür bieten, daß sie endloses Leben auf Erden empfangen. Sollten sie aber verfehlen, den Anforderungen Gottes zu entsprechen, die an jenem Tage für die Menschheit gelten werden, so ziehen sie sich eine endgültige Verurteilung zu und werden für immer ausgerottet werden gleichwie die, an denen tausend Jahre zuvor, in der „großen Drangsal“, das Todesurteil vollstreckt wurde.
17. Welche Fragen entstehen in bezug auf den „Tod“ des Hohenpriesters?
17 Doch könnte jemand fragen, wie denn folgende Worte des Apostels Paulus an die Hebräer zu verstehen sind: „Diese Hoffnung haben wir als einen Anker für die Seele, der sowohl sicher als auch fest ist und hineinreicht in das Innere, hinter den Vorhang, wohin unsertwegen ein Vorläufer gegangen ist, Jesus, der für immer Hoherpriester nach der Weise Melchisedeks geworden ist.“ (Hebr. 6:19, 20) Warum wird gesagt, daß Jesus für immer ein Hoherpriester sein wird, wenn seine Dienste als Hoherpriester in bezug auf die Menschenwelt am Ende der tausend Jahre ein Ende haben sollen? Inwiefern bleibt er für immer Hoherpriester?
18. Welcher Dienst des großen Hohenpriesters wird ein Ende nehmen, doch warum wird dies nicht all seinen Beziehungen zur Menschheit ein Ende setzen?
18 Im jüdischen Vorbild starb der Hohepriester buchstäblich; es endeten nicht nur die Dienste, die er als Hoherpriester leistete, sondern auch sein Leben endete. Bei dem größeren Hohenpriester, bei Jesus Christus, ist das nicht der Fall. Wohl enden seine in dieser Eigenschaft geleisteten Dienste, wenn die Menschheit vor Jehova in einen Zustand vollständiger Gerechtigkeit gebracht worden ist, doch bleibt Jesus immerdar zur Rechten Jehovas. Das Ende seines Amtes als vermittelnder Hoherpriester für die Menschheit bedeutet nicht das Ende seines Lebens. Die guten Auswirkungen seines Dienstes, den er als König und Hoherpriester über die Menschheit ausübt, werden für die Menschheit immerdar bestehenbleiben, und sie wird bei ihm immerdar in Schuld stehen dafür, daß er zu ihren Gunsten als König und Hoherpriester gedient haben wird. Bis in alle Ewigkeit werden die Menschen die Knie vor dem Namen Jesu beugen und werden bekennen, daß er der Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters. (Phil. 2:5-11) Seine Dienstleistungen für die Menschheit werden dann nicht mehr in der Hinsicht nötig sein, daß sein Sühnopfer für sie zur Anwendung käme. Aber als Jehovas großer Verwalter und Wortführer wird er bis in alle Ewigkeit zweifellos im Verherrlichen und Lobpreisen Jehovas als derjenige hervorragen, der in der Anbetung, die das ganze Universum zu Jehovas Ruhm und Ehre vereinen wird, führend sein wird.
19. Was kann uns nun stützen, und welche ernsthafte Anstrengung sollten wir machen?
19 Welch ein gesegnetes Vorrecht wird es sein, zu den glücklichen Geschöpfen zu gehören, die jene Zeit erleben werden! Wie dankbar werden wir sein, daß Jehovas Barmherzigkeit diese wunderbare Vorkehrung möglich gemacht hat! Diese Hoffnung kann uns jetzt stützen. Mögen wir sie hegen und pflegen, während wir das Leben selbst schätzen; denn jetzt, in dieser „Zeit des Endes“ der blutschuldigen Welt, in Jehovas Zufluchtsstadt zu bleiben bedeutet ja unser Leben.