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Bei der Abschlußfeier der Gileadschule wurde zur Demut ermahntDer Wachtturm 1972 | 1. August
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werde —, in einer Identitäts-Krise steckten. Der zweite Redner hob die Wichtigkeit hervor, um das Wohl seiner christlichen Brüder bemüht zu sein. Im nächsten Kurzvortrag wurde davor gewarnt, sehnsüchtig zurückzublicken, weil das zur Folge habe, daß man sich selbst bemitleide und entmutigt werde. In der dann folgenden Ansprache wurde gezeigt, wie wichtig es sei, wenn es gelte, Entscheidungen zu treffen, ein durch die Bibel geschultes Denkvermögen zu besitzen. Der nächste Redner betonte Bescheidenheit und Demut und ermunterte die Missionare, die Menschen in ihrem Missionargebiet zu achten. In der letzten dieser Kurzansprachen wurden die Missionare daran erinnert, daß die Aufgabe, die sie sich gestellt hätten, sie sehr glücklich machen würde.
Dann wurden einige Grußbotschaften, darunter Telegramme aus dem In- und Ausland, vorgelesen. Darauf sprach F. W. Franz, Vizepräsident der Watch Tower Society. Er hob hervor, wie ernst ihre Verpflichtung sei, Gott zu dienen, wie ernst das Hingabegelübde sei, das Diener Gottes ablegten. Er behandelte auch eingehend die Verse in Prediger 5:1-7, in denen über Gelübde gesprochen wird. Unter anderem wies er darauf hin, daß es sich bei den „Träumen“, die wegen „der Menge der Beschäftigung“ kommen würden, nicht um Träume handle, die man nachts, wenn man schlafe, nach einem arbeitsreichen Tag habe, sondern bei diesen Träumen handle es sich um selbstsüchtige, persönliche Träume die sich einstellten, wenn man von dem Dienst für Gott abgelenkt und in materialistische Bestrebungen verwickelt werde. Wenn man das geschehen lasse, seien viele „Nichtigkeiten“ und „Worte“ der Selbstrechtfertigung die Folge. Er schloß indem er darauf hinwies, wie wichtig es sei, „den wahren Gott“ zu fürchten, denn dann würde es einem eher möglich sein, in seinem Missionargebiet auszuharren.
Darauf folgte der Hauptvortrag der Abschlußfeier der von N. H. Knorr gehalten wurde. Bruder Knorr skizzierte kurz die Geschichte der Missionarschule und der großartigen Arbeit, die die Missionare geleistet haben. Die Schule ist seit ihrer Eröffnung am 1. Februar 1943 von weit über 5 000 Studenten besucht worden, und von diesen steht immer noch ungefähr die Hälfte im Vollzeitpredigtdienst.
Der Redner wies auch darauf hin, daß der griechische Ausdruck „hangt dem Guten an“ buchstäblich „klebt dem Guten an“ bedeutet, und er ermahnte die Studenten, an ihrer Gebietszuteilung zu kleben. (Röm 12:9, 11; Königreichs-Interlinearübersetzung, engl.) Er sagte, Ausharren bedeute nicht nur, Mühsal in Kauf zu nehmen, sondern lange Zeit auf einer bestimmten Lebensbahn auszuhalten; heute, nach 29 Jahren, stünden immer noch 36 der ersten 100 Gileadstudenten irgendwo im Vollzeitpredigtdienst.
Bruder Knorr betonte besonders, daß der Missionar bescheiden und demütig sein müsse, wenn er andere belehre. Wenn er andere dadurch beeindrucken wolle, daß er ihnen erzähle, welche Ausbildung und besondere Schulung er genossen habe, könne das die Menschen abschrecken, so daß sie nicht den Mut hätten, ihn im Predigtdienst nachzuahmen. „Eure Bescheidenheit und Demut aber wird ihnen helfen, Verständnis zu erlangen“, sagte er ermahnend. Wie Jesus Personen die buchstäblich blind waren, sehend machte, so können die Missionare Personen, die geistig blind sind, helfen, sehend zu werden; und das wird zur Rechtfertigung des Namens Jehovas beitragen. Zum Schluß sagte Bruder Knorr eindringlich: „Wir wissen sehr wohl, daß wir demütig sein müssen, daß wir bereit sein müssen zu geben. Ihr besitzt die Wahrheit. So GEBT sie denn weiter!“
Am Abend erfreuten die Studenten die Anwesenden mit vorzüglichen musikalischen Darbietungen, und danach wurde ein biblisches Drama aufgeführt, in dem ebenfalls nachdrücklich gezeigt wurde, daß Christen bescheiden und demütig sein müssen.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1972 | 1. August
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Fragen von Lesern
● Das Gesetz, das den Israeliten gegeben wurde, war etwas Gutes. Wieso konnte der Apostel Paulus dann sagen, das Gebot sei ein ‘Anlaß zur Sünde’? — USA.
Um zu zeigen, daß das mosaische Gesetz nicht bewirken konnte, daß unvollkommene Menschen vor Jehova Gott als gerecht dastehen könnten, schrieb der Apostel Paulus: „Als wir mit dem Fleisch in Übereinstimmung waren, waren die sündigen Leidenschaften, die durch das ,Gesetz‘ erregt wurden, in unseren Gliedern wirksam, damit wir für den Tod Frucht brächten. ... Was sollen wir also sagen? Ist das ,Gesetz‘ Sünde? Dazu komme es nie! Tatsächlich hätte ich die Sünde nicht kennengelernt, wenn nicht das ,Gesetz‘ gewesen wäre; und ich hätte zum Beispiel die Begierde nicht erkannt, wenn das ,Gesetz‘ nicht gesagt hätte: ,Du sollst nicht begehren.‘ Die Sünde aber, die durch das Gebot Anlaß [buchstäblich: einen Anstoß, Königreichs-Interlinearübersetzung, engl.] erhielt, bewirkte in mir jederlei Begierde, denn ohne Gesetz war die Sünde tot.“ — Röm. 7:5-8.
Wäre das Gesetz nicht gewesen, so hätte der Apostel Paulus „die Sünde nicht kennengelernt“, das heißt, er hätte nicht den vollen Umfang und das Ausmaß der Sünde erkannt, alles, was sie einschließt, zum Beispiel die Sündhaftigkeit des Begehrens. Wie Paulus aber sagt, „erregte“ das Gesetz sündige Leidenschaften und war das Gebot gegen das Begehren ein „Anlaß“ für die Sünde. Heißt das, daß Paulus nie etwas getan hätte, was das Gesetz verurteilte, wenn es keine Gebote gegeben hätte?
Nein, denn das würde bedeuten, daß die Gesetze gegen Ehebruch, Mord, Diebstahl und dergleichen zur Ausbreitung von Verbrechen und Gewalttat beigetragen hätten. Das wäre im Widerspruch mit Gottes Verfahrensweise. Schon bevor das Gesetz gegeben wurde, gab es Personen, die begehrten oder sich des Mordes, des Diebstahls und ähnlicher Dinge schuldig machten. Das Gesetz sollte also nicht die Gesetzlosigkeit unter den Israeliten fördern, sondern ihre Handlungen einschränken. Der Psalmist erklärte: „Das Gesetz Jehovas ist vollkommen, bringt die Seele zurück. Die Mahnung Jehovas ist zuverlässig, macht den Unerfahrenen weise.“ (Ps. 19:7) In welchem Sinne erregte denn das Gesetz sündhafte Leidenschaften und war es ein „Anlaß“ für die Sünde?
Das wird uns klar, wenn wir daran denken, daß der Apostel Paulus sagte: „Ohne Gesetz war die Sünde tot“, das heißt, der Begriff Sünde war nicht näher bestimmt. Man kann nicht einer Sünde beschuldigt werden, die vom Gesetz nicht als Sünde bezeichnet wird. Bevor also das Gesetz kam, hätten Paulus und die Angehörigen seiner Nation nicht wegen einer Sünde verurteilt werden können, die nicht näher bestimmt war. Ohne das Gesetz bestand die Hoffnung auf Leben. Als daher Gottes Gesetz, das Sünden näher bestimmte, zum Erlangen des Lebens eingeführt wurde, starben Paulus und die Angehörigen seines Volkes. Warum? Weil sie als verfluchte, zum Tode verurteilte Sünder gekennzeichnet wurden. Sie mußten feststellen, daß sie größere Sünder waren, als sie sich gedacht hatten. Das Gesetz brachte ihnen ihre Sündhaftigkeit in höherem Maße zum Bewußtsein. Wenn sie sich im Lichte des Gesetzes betrachteten, erkannten sie, daß sie in verschiedenen Punkten Sünder waren. Folglich kamen aufgrund des Gesetzes mehr Sünder zum Vorschein. Das heißt nicht, daß das Gesetz sie zur Sünde angeregt hätte, sondern es stellte sie lediglich als Sünder bloß. Auf diese Weise erhielt die Sünde durch das Gesetz einen Anlaß und führte bei Paulus und seinem Volk zur Sünde. Das Gesetz bildete die Grundlage, auf der mehr Personen als Sünder verurteilt werden konnten und wegen einer weit größeren Zahl von Anklagepunkten.
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