Eine persönliche Gabe von Jehova
„Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk stammt von oben, denn es kommt vom Vater der himmlischen Lichter“ (Jak. 1:17).
1. Wie denken viele Menschen über die Beachtung biblischer Grundsätze?
SICHER hast du schon einmal gehört, wie jemand sagte: „Es zahlt sich einfach nicht aus, gut zu sein oder nach biblischen Grundsätzen zu leben.“ Um seine Behauptung zu stützen, hat er vielleicht gesagt: „Sehen Sie sich nur einmal um. Wem gehören die meisten Besitztümer dieser Welt? Gehören sie Christen, die nach biblischen Grundsätzen leben, oder denen, die so handeln, wie es in ihren eigenen Augen recht ist? Wer kann sich im allgemeinen die teuersten Wohnungen leisten, und wer hat das größte Bankkonto, die teuersten Wagen und andere Luxusgüter? Ist es der ehrliche, rechtschaffene und hartarbeitende Christ, der nach biblischen Grundsätzen lebt, oder jemand, der unehrlich ist, betrügt und lügt, sei es auf dem Gebiet der Politik, der Wirtschaft oder der Religion?“ Personen, die solche Argumente vorbringen, gehen vielleicht noch so weit und sagen, die Bibel unterstütze diese Theorie, und zitieren dann die Worte Jesu, der sagte, daß Gott „seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und es über Gerechte und Ungerechte regnen läßt“ (Matth. 5:45). Sie behaupten, dies beweise, daß es Gott gleichgültig sei, ob jemand gut oder schlecht sei. Welche Veranlassung hat man daher, gut, rechtschaffen und ehrlich zu sein? Warum sollte man sich bemühen, nach biblischen Grundsätzen zu leben?
2. Welche persönliche Gabe hat Gott seinem Volk gegeben, und wie wertvoll ist sie?
2 Es wäre verkehrt zu schlußfolgern, Gott segne die Bösen genauso wie die, die sich bemühen, gerecht zu sein. Laß dich nicht zu dem Irrtum verleiten, du hättest weniger oder werdest weniger haben als andere, nur weil du nach Gottes Wort lebtest. Ein wahrer Christ wird mehr gesegnet und ist weit reicher als alle anderen. Zwar magst du nicht so viele Morgen Land, so viel Geld, einen so schönen Wagen oder eine so große Wohnung wie andere haben, aber Christen haben eine Gabe, die Gott seinem Volke vorbehalten und vor anderen „verborgen“ hat. Dieses böse System der Dinge mit all seiner Macht und seinem Reichtum kann diese Gabe nicht erlangen, die Gott seinem Volke vorbehalten hat. Ein Diktator mit seiner absoluten Macht kann sie nicht bekommen. Ein König oder ein Präsident mit seinem Einfluß kann sie nicht erlangen. Der Reiche mit seinem Gold und seinem Silber kann sie nicht kaufen. Diese Gabe, die Gott seinem Volk gegeben hat, ist weit wertvoller als Gold und Silber. Was ist das für eine Gabe? Es ist die genaue Erkenntnis des Wortes Gottes und seines Vorhabens (Pred. 2:26; Matth. 11:25; Spr. 8:10, 11).
3. In welcher Hinsicht ist die Erkenntnis Jehovas weltlicher Bildung überlegen?
3 Eine gewisse Lebenserfahrung und einiges Wissen über unsere Umwelt sind notwendig, damit wir im täglichen Leben unseren Mann stehen können. Einige verwenden viele Jahre darauf, Erkenntnisse zu erwerben, von denen sie hoffen, daß sie ihnen helfen werden, ein schöneres und sinnvolleres Leben zu führen. Andere eignen sich Erkenntnisse an, von denen sie hoffen, daß sie ihnen bessere Gesundheit und längeres Leben ermöglichen werden — Dinge, die sich alle Menschen wünschen. Vergleiche nun den Nutzen, den solches Wissen mit sich bringt, mit dem, was eine Erkenntnis des wahren Gottes bewirken wird. „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus“ (Joh. 17:3). Ewiges Leben — das ist der Nutzen, der sich ergibt, wenn man diese persönliche Gabe Gottes, eine genaue Erkenntnis über ihn und seinen Sohn, besitzt. Gibt es eine weltliche Bildung, die ihrem Besitzer ewiges Leben vermitteln kann? Kein Wunder, daß Salomo sagte: „Wenn du danach fortwährend wie nach Silber suchst und du wie nach verborgenen Schätzen ständig danach forschst, dann wirst du die Furcht Jehovas verstehen, und du wirst die wahre Erkenntnis Gottes finden“ (Spr. 2:4, 5). Es gibt Menschen, die viel Zeit und Kraft aufwenden und die so manche Mühsale auf sich nehmen, um kostbare Bodenschätze zu finden. Sollte man die Erkenntnis Gottes nicht noch höher schätzen?
4. Welchen Nutzen zieht ein Christ aus der Hoffnung und den Verheißungen, die die Bibel vermittelt?
4 Stell dir nur einmal vor, was es für dich bedeuten würde, wenn du mit Sicherheit wüßtest, daß du hier auf Erden unter paradiesischen Verhältnissen ewig leben könntest! Das Bewußtsein, daß mit Bestimmtheit, und zwar bald, die Zeit kommt, in der die Menschen in Sicherheit leben werden, in der es keine nationalistischen Vorurteile und keine Rassenschranken mehr geben wird und in der das biologische Gleichgewicht in der Natur wiederhergestellt sein wird, bringt wirklich Herzensfrieden mit sich. Ganz anders ergeht es den Menschen unserer Zeit, die diese genaue Erkenntnis Gottes nicht besitzen und über die die Bibel sagt: „Die Menschen [werden] ohnmächtig werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über die bewohnte Erde kommen“ (Luk. 21:26). Wie ruhig und zuversichtlich sind dagegen doch diejenigen, die im Besitz der persönlichen Gabe Gottes sind! Es ist so, wie der Prophet Maleachi schrieb: „Ihr werdet gewißlich wieder den Unterschied zwischen einem Gerechten und einem Bösen sehen, zwischen einem, der Gott dient, und einem, der ihm nicht gedient hat“ (Mal. 3:18).
5. (a) Kann die Erkenntnis der Wahrheit vererbt werden? (b) Wie kann die Wahrheit der Bibel unser Familienleben beeinflussen, und wie sollten wir darüber denken?
5 Diese Gabe der Erkenntnis wird nicht automatisch von einer Generation zur anderen weitergegeben, vom Vater zum Sohn oder von der Mutter zur Tochter, so, wie es bei der Vererbung der körperlichen Merkmale der Fall ist. Es ist sogar möglich, daß einige Glieder einer Familie, vielleicht der Vater oder die Mutter, der Sohn oder die Tochter, diese persönliche Gabe von Jehova empfangen, andere dagegen nicht. Diejenigen, die die Gabe der genauen Erkenntnis nicht empfangen, können sogar unsere Feinde werden, selbst wenn sie Glieder unserer Familie sind. Das hatte Jesus im Sinn, als er sagte: „In der Tat, eines Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein“ (Matth. 10:34-37). Erleidet aber jemand, der vielleicht von seiner Familie verstoßen wird, einen wirklichen Verlust? Nein, denn außer, daß er die göttliche Gabe der Erkenntnis erhält, empfängt er hundertfach geistige „Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder“ (Mark. 10:29, 30). Die Freude, die uns zuteil wird, wenn wir Jehova in Gemeinschaft mit diesen geistigen Verwandten dienen, überwiegt bei weitem jeden Verlust.
GENAUE ERKENNTNIS
6. (a) Was wünscht Jehova von den Menschen? (b) Wie kommt man „zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit“?
6 Viele Menschen haben die Bibel gelesen und haben eine gewisse Erkenntnis über ihren Schöpfer. Es ist jedoch interessant festzustellen, daß Gott wünscht, daß „alle Arten von Menschen gerettet werden und zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim. 2:4). Man muß erkennen, daß eine unklare, unvollständige Erkenntnis nicht ausreicht. Die Juden in den Tagen des Apostels Paulus hatten dieses Problem. Er sagte von ihnen, sie hätten „den Rahmenbau der Erkenntnis und der Wahrheit“ (Röm. 2:20). Wenn jemand, der ein Haus baut, nach der Fertigstellung des Rohbaus die Bauarbeiten einstellen würde, wäre seine Mühe von wenig Nutzen gewesen. Soll das Haus seinem vorgesehenen Zweck dienen, muß es vollendet werden. Wenn jemand nur bestimmte, bevorzugte Teile der Bibel studiert, wird seine Erkenntnis nur ein „Rahmenbau“ und von begrenztem Wert sein. Man muß anerkennen, daß „die ganze Schrift ... von Gott inspiriert und nützlich“ ist, wenn man „zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit“ kommen möchte (2. Tim. 3:16).
7. Genügt Aufrichtigkeit, um Gott zu gefallen? Erkläre es.
7 Tatsächlich kann es gefährlich sein, ein unvollständiges Bild über Gottes Wort zu haben. Wenn wir nicht ein vollständiges Bild darüber haben, können wir leicht zu dem Glauben verleitet werden, wir dienten Gott, gleichzeitig aber etwas tun, was genau im Gegensatz zu seinem Willen steht. Jesus warnte seine Nachfolger vor solchen Personen mit den Worten: „Ja die Stunde kommt, da jeder, der euch tötet, meinen wird, er habe Gott einen heiligen Dienst erwiesen“ (Joh. 16:2). Sie waren vielleicht aufrichtig, als sie Christi Nachfolger töteten, aber sie waren im Unrecht. Paulus sagt uns, worin ihr Problem bestand: „Denn ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer für Gott haben, aber nicht gemäß genauer Erkenntnis“ (Röm. 10:2). Wer denkt, daß er Gott mit Eifer diene, sollte sich ‘immer wieder prüfen, ob er im Glauben ist, und sich immer wieder bewähren’ (2. Kor. 13:5).
AUF DIE RICHTIGE EINSTELLUNG KOMMT ES AN
8. (a) Was ist die Grundlage für wahre Erkenntnis? (b) Was bedeutet es, Jehova zu fürchten?
8 Warum haben nur so wenig Menschen eine Erkenntnis über den wahren Gott, wenn sie doch so nützlich ist und so leicht erlangt werden kann? Oft liegt der Grund darin, daß sie eine falsche Einstellung gegenüber Jehova und seinem Wort haben. Salomo, einer der weisesten Menschen, die je lebten, erwähnte etwas, was in dieser Hinsicht sehr wichtig ist: „Die Furcht Jehovas ist der Anfang der Erkenntnis“ (Spr. 1:7). Das bedeutet nicht, daß man Gott so fürchten müßte, wie man einen Feind fürchtet, der einem Schaden zufügen möchte. Vielmehr hat man aus Achtung vor Gott und aus Wertschätzung für das, was er getan hat und noch tun wird, den Wunsch, ihn niemals zu enttäuschen oder sich nie sein Mißfallen zuzuziehen. Der gleiche weise Mann, der oben zitiert worden ist, sagte später: „Die Furcht Jehovas bedeutet das Böse hassen“ (Spr. 8:13). Damit also jemand mit Recht sagen kann, er habe Gottesfurcht, muß er beweisen, daß er das Böse haßt. Es mag nötig sein, wirkliche Veränderungen im Leben vorzunehmen, um sich dem Maßstab der Gerechtigkeit anzupassen, den Gott aufgestellt hat. Eine heilsame Furcht oder Ehrfurcht vor Jehova ist die Grundlage für die Erkenntnis über den wahren Gott und sein Universum.
9. Welche Tatsachen müssen wir in bezug auf Christus Jesus anerkennen?
9 Noch etwas ist erforderlich, wenn wir die Gabe der genauen Erkenntnis Gottes erhalten möchten, und das ist die richtige Einschätzung des Sohnes Gottes, Christus Jesus. Er ist nicht nur der Erlöser der ganzen Menschheit, sondern er hat auch eine Machtstellung im Universum inne, die nur von der seines Vaters, Jehovas Gottes, übertroffen wird. Den Tatsachen entsprechend konnte er sagen: „Mir ist alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben worden“ (Matth. 28:18). Ihm ist das Gericht übergeben worden. Die Auferstehung findet unter seiner Leitung statt, und er hat die Macht, die ganze Menschheit von den todbringenden Folgen der Sünde zu heilen. Ja all der Schaden, den Satan durch seine Rebellion im Garten Eden angerichtet hat, soll durch Jesus Christus wiedergutgemacht werden. Kein Wunder, daß der Apostel Paulus über Jesus sagte: „In ihm sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis sorgsam verborgen“ (Kol. 2:3). Wir müssen seine Stellung in Gottes Vorhaben anerkennen, wenn wir Gottes Gabe der Erkenntnis empfangen möchten (Matth. 20:28; Joh. 5:22-27; 6:39, 40; Hebr. 7:23-25; 1. Joh. 3:8).
10. Warum erfassen einige die Wahrheit nicht, wenn sie in der Bibel lesen, und welche geistige Verfassung sollten wir haben?
10 Es ist nicht möglich, die Bibel mit einer vorgefaßten Meinung zu lesen und dabei zu hoffen, das Verständnis zu erlangen, das Jehova uns vermitteln möchte. Wenn sich jemand von der heidnischen Lehre von der Unsterblichkeit der Menschenseele hat beeinflussen lassen, kann es sein, daß er über die Erklärung „Die Seele, die sündigt — sie selbst wird sterben“ einfach hinwegliest, ohne den Sinn zu erfassen (Hes. 18:4, 20). Es kann sein, daß er weiterhin glaubt, die Seele könne nicht sterben. Aber die gleiche Person mag gewisse Worte oder Sätze an anderen Stellen der Bibel verdrehen, um ihren Glauben zu beweisen. Wie anders sind doch die Menschen, die einen offenen Sinn haben, denn sie lassen ihr Denken und ihre Lebensweise durch das formen, was sie aus Gottes Wort lernen! Sie haben die gleiche Einstellung wie der Psalmist, der sagte: „Deine eigenen Wege, o Jehova, laß mich erkennen; deine eigenen Pfade lehre mich“ (Ps. 25:4; 2. Kor. 4:4).
11. Wie kann sich ein falscher Beweggrund auf unser Studium des Wortes Gottes auswirken?
11 Außer einem offenen Sinn muß man auch den richtigen Beweggrund haben, wenn man Gottes Wort studiert. Gewisse Juden in den Tagen Jesu waren sehr lernbegierig, und doch sagte Jesus ihnen: „Ihr erforscht die Schriften, weil ihr denkt, daß ihr durch sie ewiges Leben haben werdet.“ Es ist durchaus nicht verkehrt, den Wunsch zu haben, ewiges Leben zu erlangen. Das ist eine berechtigte Hoffnung, aber wenn dieser Wunsch der einzige Beweggrund ist, der uns veranlaßt, ‘die Schriften zu erforschen’, dann werden wir nicht die Erkenntnis erlangen, die zu ewigem Leben führt. Gleich nach der obenerwähnten Erklärung wies Jesus auf den richtigen Beweggrund hin, der den Juden fehlte: „Ich weiß wohl, daß ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt“ (Joh. 5:39, 42). Wir müssen Gott lieben, um seine persönliche Gabe, genaue Erkenntnis, erlangen zu können.
12. (a) Was meinte Jesus, als er sagte, Christen sollten „wie kleine Kinder“ werden? (b) Vor welcher Gefahr sollten wir uns hüten, wenn wir Erkenntnis erlangen?
12 Etwas anderes, was unbedingt erforderlich ist, um diese kostbare Gabe von Gott empfangen zu können, wird in den Psalmen erwähnt: „Er wird die Sanftmütigen gemäß seinen richterlichen Entscheidungen wandeln lassen, und er wird die Sanftmütigen seinen Weg lehren“ (Ps. 25:9). Jemand, der stolz und hochmütig ist, kann also nicht erwarten, diese Erkenntnis zu erlangen, es sei denn, er ändere seine Einstellung. Wir müssen „wie kleine Kinder“ werden, das heißt, wir müssen einen offenen, lernbereiten Sinn und ein empfängliches Herz haben, wenn wir Gottes Wort verstehen wollen (Matth. 18:3). Das hilft uns zu begreifen, weshalb viele Männer, die die Bibel analytisch studiert haben, noch nicht einmal solch grundlegende Dinge verstehen wie Gottes Vorhaben mit der Erde. Sie kennen vielleicht die Sprachen, in denen die Bibel geschrieben wurde — Hebräisch, Aramäisch und Griechisch —, aber sie haben oft zugelassen, daß sie durch ihre Erkenntnis eingebildet wurden. Es ist so, wie Jesus sagte: „Ich preise dich öffentlich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du diese Dinge vor den Weisen und Intellektuellen verborgen und sie Unmündigen geoffenbart hast“ (Matth. 11:25). Welches die richtige Einstellung zu irgendeiner Erkenntnis, die wir haben mögen, ist, drückte Paulus unter Inspiration wie folgt aus: „Wenn jemand denkt, er habe Erkenntnis über etwas erworben, so erkennt er es noch nicht so, wie er es erkennen sollte“ (1. Kor. 8:2). Wenn man eine genaue Erkenntnis der Bibel erlangen möchte, muß man demütig sein und darauf vertrauen, daß Gott einem durch seinen Geist helfen wird (1. Kor. 8:1; Jak. 1:5).
VERNACHLÄSSIGE DIE GABE NICHT
13. Können wir Jehovas Gabe ohne Anstrengung erlangen?
13 Es stimmt zwar, daß Erkenntnis eine „Gabe“ Gottes ist, aber man kann sie nicht ohne beträchtliche eigene Anstrengung erwerben oder behalten. Zum Beispiel mag von einem Musiker gesagt werden, er habe die Gabe, Klavier zu spielen. Wenn er spielt, hat man den Eindruck, es bereite ihm gar keine Mühe. Er hat vielleicht gewisse natürliche Veranlagungen, die seine musikalische Begabung begünstigen, und doch sollten wir nicht denken, er hätte seine Fähigkeit zu spielen ohne Anstrengung erlangt oder er könne diese Gabe ohne Übung behalten. Genauso verhält es sich mit dem Erlangen und Bewahren der Erkenntnis des Wortes Gottes. Du beobachtest vielleicht, wie geschickt andere die Bibel gebrauchen. Welche Frage auch aufgeworfen wird, sie scheinen eine biblische Antwort bereit zu haben. Das sieht so einfach aus. Aber denke nicht, daß sie ihre Erkenntnis ohne Anstrengung erlangt haben. Ganz gleich, wer wir sind — ein ernsthaftes Studium ist erforderlich, um eine genaue Erkenntnis der Bibel zu erwerben, und wenn wir sie einmal erworben haben, müssen wir weiter studieren, um sie zu behalten. Das erinnert uns an das, was der Apostel Paulus an Timotheus hinsichtlich seiner „Gabe“, seiner Dienstzuteilung in der Christenversammlung, schrieb: „Vernachlässige die Gabe in dir nicht“ (1. Tim. 4:14).
14. Wie und warum sollte man den Samen der Wahrheit pflegen?
14 Wenn sich ein Christ Unterhaltungssendungen im Fernsehen ansieht, sich Hörspiele im Radio anhört oder Romane liest, um eine bessere Erkenntnis über das Vorhaben des Schöpfers zu erlangen, wäre es das gleiche, als würde ein Landwirt eine Mähmaschine benutzen, um sein Getreide anzubauen. Es wäre einfach das falsche Mittel. Es würde damit mehr Schaden angerichtet als Gutes bewirkt. Die Bibel ist das Mittel, das uns Jehova Gott gegeben hat, und durch seine sichtbare Organisation hat er viele Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, die wir benutzen können, um den Samen der Wahrheit zu pflegen. Daß wir unsere Erkenntnis erweitern und vertiefen müssen, bestätigte der Apostel Paulus in seinem Brief an die Hebräer: „Laßt uns nun, da wir die Grundlehre über den Christus hinter uns gelassen haben, zur Reife vorandrängen, indem wir nicht wieder einen Grund legen, nämlich Reue über tote Werke und Glauben gegenüber Gott, die Lehre über Taufen und Händeauflegen, Auferstehung von den Toten und ewiges Gericht. Und dies wollen wir tun, wenn Gott es wirklich erlaubt“ (Hebr. 6:1-3). Da Gott vorgesehen hat, daß unter der Königreichsherrschaft Männer und Frauen auf Erden leben, die eine vollkommene Erkenntnis erlangt haben, ist es angebracht, daß sich Christen jetzt die Erkenntnis aneignen, die Diener Jehovas haben sollten (Jes. 11:9).
15. Welchen Fallstrick sollten wir meiden, und warum?
15 Es ist nicht ratsam, daß es sich ein Christ zur Gewohnheit macht, falscher religiöser Propaganda im Radio oder im Fernsehen zuzuhören, oder daß er sich regelmäßig solche Literatur ins Haus schicken läßt in dem Gedanken, er wäre dadurch besser in der Lage, unbiblische Lehren zu widerlegen. Es ist auch nicht nützlich, sich mit Bibelkritik zu befassen in dem Gedanken, das würde einem helfen, mit denen besser diskutieren zu können, die nicht an die Bibel glauben. Wenn jemand korrekt sprechen möchte, wird er sich nicht mit schlechter Grammatik befassen, sondern vielmehr die Regeln guter Grammatik lernen. Kennt jemand die Regeln der Grammatik, so wird er von selbst merken, was verkehrt ist. Ebenso wird jemand, der die Wahrheit aus Gottes Wort studiert, von selbst feststellen, welche Lehren unbiblisch sind. Jemand, der eine genaue Erkenntnis des Wortes Gottes hat, wird keine Schwierigkeiten haben, falsche religiöse Vorstellungen zu widerlegen. Aber es ist gefährlich, seinen Sinn mit religiösen Lehren zu nähren, die im Widerspruch zu Gottes Wort stehen. Der Apostel Paulus ermahnt uns in dieser Hinsicht zur Vorsicht, wenn er sagt: „Seht zu, daß nicht jemand da sei, der euch als Beute wegführe durch die Philosophie und leeren Trug gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den elementaren Dingen der Welt und nicht gemäß Christus“ (Kol. 2:8; 1. Kor. 10:12).
16. Was ist außer einem persönlichen Studium erforderlich, um genaue Erkenntnis zu erlangen?
16 In der Bibel wird zwar das persönliche Studium als ein Mittel zum Erlangen genauer Erkenntnis empfohlen, aber es heißt darin auch: „Wer sich absondert, wird nach seinem eigenen selbstsüchtigen Verlangen trachten; gegen alle praktische Weisheit wird er losbrechen“ (Spr. 18:1). Daher müssen wir die Gemeinschaft anderer suchen, die wie wir den Wunsch haben, den Willen Gottes genau kennenzulernen. Das wird uns nicht nur helfen, unsere Erkenntnis zu erweitern, sondern wir werden dadurch auch ermuntert, weiterzustudieren und das Gelernte anzuwenden. Weil wir diese Ermunterung benötigen, gibt uns Gottes Wort den Rat: „Laßt uns aufeinander achten zur Anreizung zur Liebe und zu vortrefflichen Werken, indem wir unser Zusammenkommen nicht aufgeben, wie es bei einigen Brauch ist, sondern einander ermuntern, und das um so mehr, als ihr den Tag herannahen seht“ (Hebr. 10:24, 25).
17. Welchen Einfluß hat eine positive Einstellung auf das Erlangen der Erkenntnis Gottes?
17 Was das Erlangen von Erkenntnis betrifft, könnten viele einfach auf ihre geringe Schulbildung und ihr schlechtes Gedächtnis hinweisen oder darauf, daß sie nicht lesen können. Aber die Tatsache bleibt bestehen, daß Jehova „ein Gott des Wissens“ ist, und wir als Menschen sollten uns bemühen, seine Eigenschaften widerzuspiegeln (1. Sam. 2:3). Wenn wir Analphabeten sind, können wir lesen und schreiben lernen. Wenn wir die Bedeutung einiger Wörter nicht kennen, können wir sie in einem Wörterbuch nachschlagen. In den Sprüchen heißt es: „Der Weg des Faulen ist wie eine Dornenhecke, aber der Pfad der Rechtschaffenen ist ein aufgeschütteter Weg“ (Spr. 15:19). Jemand, der geistig träge ist, sieht nur die Hindernisse, während den „Rechtschaffenen“ der Weg eben erscheint. Eine positive Einstellung wird uns eine große Hilfe sein, genaue Erkenntnis zu erlangen (Kol. 3:10).
18. Welche Einstellung sollten wir ungeachtet unserer persönlichen Verhältnisse gegenüber Gottes Gabe haben?
18 Eine genaue Erkenntnis über das Vorhaben Gottes, wie es in seinem heiligen Wort, der Bibel, geoffenbart worden ist, ist eine wunderbare Gabe von einem liebevollen himmlischen Vater. Wenn du dir diese großzügige Vorkehrung unseres Schöpfers noch nicht zunutze gemacht hast, dann suche doch einmal die Menschen in deiner Nachbarschaft auf, von denen du weißt, daß sie diese Gabe haben. Du wirst sie im Königreichssaal der Zeugen Jehovas finden. Wenn du aber zu denen gehörst, die die Erkenntnis, die zu ewigem Leben führt, vor kurzem oder vielleicht auch schon vor vielen Jahren empfangen haben, dann mache Gebrauch davon und baue darauf auf. Denke auch daran, daß Jehova das, was dir in materieller Hinsicht im Vergleich mit denen, die Gottes Wort nicht beachten, fehlen mag, mehr als ersetzt hat, indem er dich zum Empfänger seiner persönlichen Gabe, der lebengebenden Erkenntnis, gemacht hat (Spr. 2:6).
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Stell dir einmal vor, was es bedeuten würde, wenn du mit Sicherheit wüßtest, daß du auf der Erde unter paradiesischen Verhältnissen ewig leben könntest!