Zweige vom Ölbaum einpfropfen
„Wenn aber einige Zweige herausgebrochen worden sind, du aber, obwohl du eine wilde Olive warst, unter sie eingepropft und der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaumes teilhaftig geworden bist, so überhebe dich nicht über die Zweige.“ — Röm. 11:17, 18, NW.
1, 2. Warum sind abgestorbene Zweige an einem Fruchtbaum unerwünscht, und wie benutzte dies Johannes der Täufer in einer Illustration?
WELCHE sind begehrenswerter — die toten Zweige an einem Fruchtbaum oder die lebenden? Die Antwort liegt auf der Hand. Früchte werden nicht von etwas Totem hervorgebracht. Wer Früchte haben will, wird daher tote, unfruchtbare Zweige abschneiden, damit der Ertrag eines Baumes nicht behindert wird. Im alten Palästina war der Pflanzer an fruchtbaren Bäumen interessiert, nicht nur wegen der Einkünfte, sondern auch weil Fruchtbäume besteuert wurden. Er konnte es sich nicht leisten, daß unfruchtbare Bäume wertvollen Platz einnahmen oder daß ein Baum voll unfruchtbarer Zweige blieb. Schnell hieb er die toten Äste ab.
2 Diese allgemein bekannte Tatsache benutzte Johannes der Täufer für eine Illustration. Er wollte dem natürlichen Volke Israel die Torheit zeigen, im Hinblick auf ihre fleischliche Verwandtschaft mit Abraham Gottes Gunst und Segen zu erwarten. Hier folgt, was er sagte: „So bringt denn der Reue angemessene Frucht hervor; und maßt euch nicht an, zu euch selbst zu sagen: ‚Wir haben Abraham zum Vater.‘ Denn ich sage euch, daß Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken kann. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum nun, der keine edle Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“ (Matth. 3:8-10, NW) So warnte Johannes die Nation vor dem Vorbild-Tage der Rache, der im Jahre 70 n. Chr. anbrach. Das war ein Gericht für die ganze Nation. Nur ein Überrest des fleischlichen Volkes Israel brachte, gleich ertragreichen Bäumen, gute Früchte hervor, und Gottes Gerichtsurteil über ihn fiel günstig aus.
3. Womit verglich der Apostel Paulus den wirklichen Samen Abrahams?
3 Ein weiteres Bild, das zeigt, daß die Israeliten sich nicht auf ihre Verwandtschaft nach dem Fleische mit Abraham verlassen konnten, beschrieb der Apostel Paulus. In seiner Illustration gebrauchte er einen der hauptsächlichsten Fruchtbäume Palästinas, den Ölbaum. Er verglich den Stamm und die Zweige eines gezüchteten, edlen Ölbaums mit dem wirklichen Samen Abrahams, der in dem Bunde erwähnt wird, den Gott mit diesem Patriarchen geschlossen hatte. Wie in dem vorhergegangenen Artikel dargelegt worden ist, ist der wirkliche Same Abrahams ein geistiger und nicht ein fleischlicher Same. Er besteht in erster Linie aus Christus und außerdem aus den 144 000 geistigen Israeliten, die einen Glauben wie Abraham bekunden.
4. Weshalb ist es nicht notwendig, nach dem Fleische von Abraham abzustammen, um zu seinem Samen zu gehören?
4 Es ist nicht notwendig, nach dem Fleische von Abraham abzustammen, um zu seinem Samen zu gehören. Wie Johannes der Täufer es zeigte, kann Gott dem Abraham selbst aus Steinen Kinder erwecken. Er ist daher nicht verpflichtet, nur fleischliche Nachkommen Abrahams zur Erfüllung der Verheißung zu gebrauchen, die er diesem treuen Manne machte. Dies wird in Galater 3:28, 29 (NW) gezeigt, wo es heißt: „Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist weder Mann noch Weib, denn ihr alle seid e i n e r in Einheit mit Christus Jesus. Ferner, wenn ihr Christus angehört, seid ihr wirklich Abrahams Same, Erben hinsichtlich einer Verheißung.“ Da dies der Fall ist, bestehen die Zweige des symbolischen Ölbaums, dessen sich der Apostel Paulus in seiner Illustration bedient, aus mehr als nur den Gliedern der jüdischen Nation.
5. Wen stellt der Stamm des Ölbaums dar?
5 Christus ist der Hauptsame Abrahams, und jene, die als geistige Israeliten mit ihm vereint werden, erlangen Leben durch ihn. Er wird daher durch den Stamm des Ölbaums dargestellt, weil dieser die Zweige trägt. Jesus macht diesen Vergleich selbst, und zwar unter dem Bilde eines Weinstocks. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Zweige. Wer in Einheit mit mir bleibt und ich in Einheit mit ihm, der trägt viel Frucht, denn von mir getrennt könnt ihr nichts tun.“ — Joh. 15:5, NW.
6. Wie werden Christi Nachfolger von Gott adoptiert, und welche Aussicht haben sie?
6 Die treuen Fußstapfennachfolger Christi, die gemäß diesen zwei Gleichnissen die Zweige bilden, werden von Jehova Gott als seine königlichen Söhne adoptiert. Dies wurde dadurch möglich gemacht, daß sie auf Grund des sündensühnenden Opfers Christi — und weil sie von Gottes Geist zu geistigen Söhnen gezeugt worden sind — gerechtgesprochen wurden. „Denn alle, die durch Gottes Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes. Denn ihr empfingt nicht einen Geist der Sklaverei, der wiederum Furcht verursacht, sondern ihr empfingt einen Geist der Adoption zur Sohnschaft, durch den wir rufen: ‚Abba, Vater!‘ Der Geist selbst legt mit unserem Geiste Zeugnis davon ab, daß wir Gottes Kinder sind. Wenn wir also Kinder sind, sind wir auch Erben: nämlich Erben Gottes, doch Miterben mit Christus, vorausgesetzt, daß wir zusammen leiden, damit wir auch zusammen verherrlicht werden.“ (Röm. 8:14-17, NW) Die 144 000 Nachfolger Christi, die diese Adoption erfahren, sind geistige Israeliten und bilden den wahren Samen Abrahams. Sie haben die Aussicht, verherrlicht zu werden, um als Geistgeschöpfe in Gottes himmlischem Königreich bei Christus unsterbliches Leben zu haben.
7. Wer ist der Wurzelstock des Ölbaums, und wieso werden daher Stamm und Zweige heilig?
7 Die Wurzel des symbolischen Ölbaums ist Jehova Gott, denn das Leben kommt den 144 000 geistigen Juden von ihm durch Christus zu. Als die Wurzel dieser theokratischen Organisation ist er deren Kraftspender und Lebenerhalter, gleichwie der Wurzelstock eines Baumes den Baum an seinem Platz festhält und ihn mit Nahrung versieht. Da Jehova die Wurzel ist und er heilig ist, sind auch der Stamm und die Zweige heilig. „Formt euch als gehorsame Kinder nicht mehr nach den Begierden, die ihr früher in eurer Unwissenheit pflegtet, sondern, in Harmonie mit dem Heiligen, der euch berief, werdet auch ihr selbst heilig in all eurem Wandel, denn es steht geschrieben: ‚Ihr sollt heilig sein, weil ich heilig bin.‘“ — 1. Pet. 1:14-16, NW.
EINIGE ZWEIGE ABGESCHNITTEN
8. Was geschieht mit unfruchtbaren Zweigen am symbolischen Ölbaum und weshalb?
8 Die theokratische Organisation, die durch den Ölbaum dargestellt wird, ist eine heilige Organisation. Sie ist gänzlich der Gerechtigkeit und der Lobpreisung und Verherrlichung des Namens Jehovas gewidmet. Sollten einige der Zweige absterben und unfruchtbar werden, so werden sie abgeschnitten, gleichwie unfruchtbare, tote Zweige von einem Fruchtbaum abgehauen werden.
9, 10. (a) Wie unterhielt Jehova das fleischliche Volk Israel? (b) Warum können dessen Glieder als die natürlichen Zweige des Ölbaums betrachtet werden?
9 Paulus weist in seiner Illustration darauf hin, daß einige Zweige tatsächlich abgeschnitten und an deren Stelle Zweige von einem wilden Ölbaum eingepfropft wurden. Um dies zu verstehen, müssen wir erst einmal wissen, was die Zweige des gezüchteten, edlen Ölbaums und was die des wilden Ölbaums darstellen. Wie gezeigt worden ist, standen die natürlichen Juden von der Zeit ihrer Befreiung aus Ägypten bis zum Schließen des Gesetzesbundes am Berge Sinai in einem einzigartigen Verhältnis zu Jehova. Es war dies eine Gunststellung, die Nichtjuden nicht zukam. Zufolge des abrahamischen Bundes erhielt das fleischliche Volk Israel von Gott besondere Gunstbezeugungen und Vorrechte. Die Wurzel, Jehova Gott, erhielt sie.
10 Als Gottes erwählte Nation kam sie in Betracht, die Zweige des symbolischen Ölbaums hervorzubringen und somit das Königreich des Himmels zu bilden. Die Glieder dieser Nation können daher als die natürlichen Zweige des gezüchteten Ölbaums betrachtet werden. Wäre es ihnen gelungen, alle 144 000 Zweige zu beschaffen, so wäre kein Heide in das geistige Israel aufgenommen worden. Alle Heiden hätten dann als Untertanen des Königreiches die Hoffnung haben können, irdisches Leben zu erhalten.
11. Wovon hing Israels Stellung im Ölbaum ab, und wann kam die große Gelegenheit, da dieses Volk hätte Glauben offenbaren sollen?
11 Man sollte im Sinn behalten, daß die Stellung der fleischlichen Nation Israel im symbolischen Ölbaum von ihrem Glauben und ihrem Gehorsam abhing. Ihre großartige Gelegenheit, Glauben zu bekunden, bot sich, als Jehova seinen geliebten Sohn bei ihnen einführte. Sie waren geheißen worden, ihn zu erwarten. Hunderte von Jahren hatten die Prophezeiungen im voraus von ihm gesprochen und die Dinge vorausgesagt, die er tun würde. Auch das Jahr des Beginns seiner Amtszeit war angegeben worden. Das Mosaische Gesetz selbst wies auf ihn hin und betonte die Notwendigkeit seines vollkommenen sündensühnenden Opfers. Doch als er sich dem Volke Israel darstellte, verwarf dieses ihn als Nation.
12, 13. Wie wurde Christus für sie zu einem Stein des Anstoßes?
12 Statt den König, den Gott erwählt hatte, anzunehmen, verwarfen ihn die Israeliten und entschieden sich für den Cäsar. Sie schrien: „Wir haben keinen König außer dem Cäsar.“ (Joh. 19:15, NW) So wurde Christus ein Stein des Strauchelns für die fleischlichen Nachkommen Abrahams. „Israel dagegen, obwohl es einem Gesetz der Gerechtigkeit nachjagte, erreichte das Gesetz nicht. Aus welchem Grunde? Weil es ihm nicht durch Glauben, sondern gleichsam durch Werke nachjagte. Sie strauchelten über den ‚Stein des Strauchelns‘, wie geschrieben steht: ‚Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes (Strauchelns) und ein Felsmassiv des Ärgernisses; wer aber seinen Glauben auf ihn stützt, wird nicht enttäuscht werden.‘“ — Röm. 9:31-33, NW.
13 Im Unglauben strauchelte die Nation über ihn. Trotz all der Prophezeiungen, die durch ihn erfüllt wurden, und all der Wunder, die er vor ihren Augen wirkte, und trotz der Weisheit, mit der er redete, lehnten sie es ab, an ihn zu glauben. Sie waren taub und blind, wie Jeremia es gesagt hatte: „Hört doch dies, ihr törichtes Volk voll Unverstand, die ihr Augen habt und nicht seht, die ihr Ohren habt und nicht hört?“ —Jer. 5:21, Me.
14. (a) Was kostete sie ihr Mangel an Glauben? (b) Wer war den guten Zweigen gleich, die am Baume gelassen wurden?
14 Durch ihren Mangel an Glauben verloren sie das Vorrecht, den geistigen Ölbaum zu bilden und in den Himmel als Könige und Priester die Segnungen unsterblichen Lebens zu empfangen. Sie gingen der Gelegenheit verlustig, Zeugen des Königs und des Königreiches Jehovas zu werden. Sie hatten sich wie tote, unfruchtbare Zweige erwiesen, die abgeschnitten und ins Feuer geworfen werden. Ein Überrest der Nation übte jedoch Glauben. Dieser wurde nicht abgeschnitten, sondern wie gute Zweige am symbolischen Ölbaum gelassen.
ZWEIGE VOM WILDEN ÖLBAUM EINPFROPFEN
15. Wem wandte sich Gott zu, um für das verworfene Israel Ersatz zu finden, und wie war dies vorausgesagt worden?
15 Da gemäß dem Vorhaben Gottes, Jehovas, das Königreich 144 000 Glieder umfassen sollte, wo fanden sich da genügend Söhne Abrahams, um diese Zahl vollzumachen, wenn sich doch die fleischlichen Nachkommen Abrahams wegen ihres Unglaubens zum größten Teil als unwürdig erwiesen hatten? Die einzig richtige Antwort lautet: Aus den nichtjüdischen Nationen. Aus ihren Reihen mußte die Zahl vervollständigt werden, obwohl Abraham nicht ihr fleischlicher Vorfahr war. Darüber sagt der Apostel Paulus: „Dennoch frage ich: Erkannte Israel es etwa nicht? Zuerst spricht Mose: ‚Ich will euch zur Eifersucht reizen durch das, was keine Nation ist; ich will euch durch eine unverständige Nation zu heftigem Zorn reizen.‘ Jesaja aber erkühnt sich und spricht: ‚Ich wurde von denen gefunden, die mich nicht suchten; ich wurde denen bekannt (offenbar), die nicht nach mir fragten.‘ In bezug auf Israel dagegen sagt er: ‚Den ganzen Tag habe ich meine Hände nach einem ungehorsamen Volk, das widerspricht, ausgestreckt.‘“ — Röm. 10:19-21; 9:25, 26, NW.
16. Welches Ergebnis zeitigte die besondere Gunst, die Israel in den Jahren 29 bis 36 erwiesen wurde?
16 Vom Jahre 29 bis zum Jahre 36 erging ausschließlich an die Glieder der Nation Israel die Einladung, als geistige Söhne mit Christus vereint zu werden. Christus und seine Apostel predigten nur dem Hause Israel und boten ihnen so die erste Gelegenheit dazu. Am Ende jener sieben Jahre hatte nur ein kleiner Überrest der Nation der Einladung Folge geleistet. Daher wandte sich Gott den Heiden zu, um aus ihnen ein Volk für seinen Namen herauszunehmen. Das Volk Israel verlor dieses Sondervorrecht. — Apg. 15:14.
17, 18. Welchen Gewinn erlangten Menschen aus den Heiden durch den Unglauben Israels, und warum sollten sich die Heiden nicht überheben?
17 Männer von Glauben zeigten sich unter den Heiden, zum Beispiel der römische Heeresoffizier Kornelius. Sie hörten die gute Botschaft über Jehovas König und sein Königreich und freuten sich darüber. Wegen ihres Glaubens wurden diese Nichtjuden als Söhne des größeren Abraham, Jehovas Gottes, adoptiert. Sie wurden Erben der an Abraham ergangenen Verheißung und erhielten das, was die fleischlichen Nachkommen dieses Patriarchen durch Unglauben verloren. Dieser Unglaube gereichte den Heiden zum Gewinn. Das bedeutet, daß sie gleich Zweigen von einem wilden Ölbaum in den symbolischen Ölbaum eingepfropft wurden. Die Beschreibung darüber finden wir im 11. Kapitel des Römerbriefes: „Wenn aber einige Zweige herausgebrochen worden sind, du aber, obwohl du eine wilde Olive warst, unter sie eingepfropft und der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums teilhaftig geworden bist, so überhebe dich nicht über die Zweige … Du wirst nun sagen: ‚Die Zweige sind herausgebrochen worden, damit ich eingepfropft werden konnte.‘ Recht so! Wegen ihres Unglaubens wurden sie herausgebrochen, du aber stehst durch Glauben. Hege keine hochmütigen Gedanken mehr, sondern fürchte dich; denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschonte, wird er auch dich nicht verschonen. Darum sieh Gottes Güte und Strenge. Gegen die, welche gefallen sind, Strenge, gegen dich aber Gottes Güte, vorausgesetzt, daß du in seiner Güte bleibst; sonst wirst auch du herausgehauen werden.“ — Röm. 11:17-22.
18 Die eingepfropften Heiden mußten treu bleiben, um im symbolischen Ölbaum bleiben zu können, sonst sollten auch sie weggeschnitten werden, gleichwie das natürliche Israel weggeschnitten worden war. Deshalb sagt der Apostel, daß sie keinen Grund hätten, sich über die natürlichen Zweige, die abgeschnitten wurden, zu rühmen, denn auch sie könnten vom Stamme getrennt werden. Daher müßten sie die unverdiente Güte stets schätzen, die Gott ihnen erwiesen hatte.
19, 20. Welchen Beweis haben wir dafür, daß Petrus von Gott dazu gebraucht wurde, den Heiden das Verständnis des göttlichen Vorhabens zu erschließen und ihnen den Weg zu öffnen, geistliche Israeliten zu werden?
19 Als Petrus den zweiten Königreichsschlüssel gebrauchte, um den Heiden das Verständnis für das Vorhaben Gottes und die Klasse des Königreiches der Himmel zu erschließen, stand er unter der Leitung des Geistes Gottes. Der Beweis dafür, daß Gott durch Petrus tatsächlich seine Gunst den Nichtjuden erwies, ist aus der Tatsache ersichtlich, daß Kornelius und seine Hausgenossen vom heiligen Geist gezeugt wurden, während Petrus ihnen noch predigte. Jehova gab sichtbare Beweise dafür, daß diese Heiden von ihm als geistliche Söhne angenommen worden waren. Das war etwas Wunderbares in den Augen der jüdischen Christen, denn dieses Vorrecht war bis dahin ausschließlich den Juden zuteil geworden. (Apg., Kap. 10) Später erinnerte Petrus die jüdischen Christen an die Tatsache, daß dies von Gott aus geschehen sei; es heißt:
20 „Nach vielem Hin- und Herreden stand Petrus auf und sprach zu ihnen: ‚Brüder, ihr wißt wohl, daß Gott seit frühen Tagen unter euch die Wahl traf, damit durch meinen Mund Leute aus den Nationen das Wort der guten Botschaft hören und glauben sollen; und Gott, der das Herz kennt, gab ihnen Zeugnis, indem er ihnen den heiligen Geist verlieh, wie er es auch uns gegenüber tat. Und er machte gar keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, sondern reinigte ihre Herzen durch Glauben.‘“ — Apg. 15:7-9, NW.
VEREINIGUNG BEIDER VÖLKER
21, 22. Wie wird die Vereinigung beider Völker durch die Einpfropfung wilder Ölzweige in den edlen Ölbaum gezeigt, und was bedeutet dies hinsichtlich des Gesetzesbundes?
21 Daß das natürliche Israel vom geistigen Ölbaum abgeschnitten wurde, erwies sich für die Heiden als ein Segen. Dadurch konnten Gläubige unter den Heiden Miterben mit dem Samen Abrahams, mit Christus Jesus, werden. So wurden zwei Völker vereint, die durch den Gesetzesbund seit langem wie durch eine Wand getrennt gewesen waren. Das „Gesetz“ hatte sie weit voneinander geschieden. Diese Trennungswand wurde niedergerissen, als Jesus das „Gesetz“ erfüllte. Durch ihn schaffte Gott es ab und ermöglichte die Vereinigung von Juden und Heiden. Darauf weist Paulus in seinem Brief an die Epheser mit folgenden Worten hin: „Doch nun — in Einheit mit Christus Jesus — seid ihr, die ihr einst fern waret, nahe gekommen durch das Blut des Christus. Denn er ist unser Friede, er, der die zwei Teile zu einer Einheit verband und die Zwischenwand, die sie voneinander schied, vernichtete. Durch sein Fleisch hob er die Feindschaft auf, das ‚Gesetz‘ der Gebote, das aus Verordnungen bestand, damit er die beiden Völker in Einheit mit sich selbst zu einem neuen Menschen schaffe und Frieden mache und damit er durch den Marterpfahl beide Völker in e i n e m Leibe mit Gott völlig versöhne, da er die Feindschaft durch seine eigene Person getötet hatte. Und er kam und verkündigte die gute Botschaft des Friedens euch, den Fernstehenden, und Frieden den Nahestehenden, denn durch ihn haben wir, die beiden Völker, durch e i n e n Geist den Zutritt zum Vater.“ — Eph. 2:13-18, NW.
22 Daß wilde Ölzweige in den gezüchteten, edlen Baum eingepfropft wurden, veranschaulicht treffend diese Vereinigung zweier Völker zu Gottes neuer Nation. Die Heiden wurden nun nicht mehr als Fremde oder als zeitweilig Ansässige betrachtet, die kein Recht auf die Bürgerschaft hätten, wie das im natürlichen Volke Israel der Fall war, sondern in der neuen Nation waren sie Bürger, die vor Gott die gleiche Stellung hatten wie der Überrest vom natürlichen Volke Israel. Paulus wies auf diese Tatsache hin, als er sprach: „Gewiß seid ihr daher nicht mehr Fremde und zeitweilig Ansässige, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.“ — Eph. 2:19, NW.
23. Mit welcher Nation handelt Gott jetzt?
23 Die neue Nation, die unter einem neuen Bunde steht, eine neue Priesterschaft, einen neuen Mittler und ein neues Opfer hat, ist die Nation, mit der Gott handelt. Sie ist das wahre Israel Gottes. Er verkehrt mit keiner anderen Nation, auch nicht mit dem fleischlichen Volke Israel. Es hat die Gelegenheit, diese Nation zu werden, gehabt, sie aber von der Hand gewiesen. Daher hat Gott es als Nation aufgegeben. Er hat es wie einen toten Zweig abgeschnitten und hat Leute aus den Heiden in die bevorrechtete Stellung eingesetzt, die es hätte haben können.
24. Wodurch wird die himmlische Regierung gebildet, die nach Gottes Vorsatz über die Erde herrschen soll?
24 Die neue Nation, bestehend aus einem Überrest des natürlichen Volkes Israel und treuen Menschen aus den Heiden, bildet die himmlische Regierung, die über diese Erde herrschen wird. Sie ist das Königreich, um das Christus seine Nachfolger beten lehrte. Dessen 144 000 Glieder werden mit unsterblichem Leben auf geistiger Stufe belohnt und erhalten das Vorrecht, mit dem König Christus Jesus als Priester und Könige zu herrschen. Es steht in bezug auf Christus geschrieben: „Würdig bist du, die Buchrolle zu nehmen und ihre Siegel zu öffnen, denn du wurdest geschlachtet und erkauftest für Gott mit deinem Blut Personen aus allen Stämmen und Sprachen, allen Völkern und Nationen, und du machtest sie zu einem Königreich und zu Priestern für unseren Gott, und sie werden als Könige über die Erde herrschen.“ — Off. 5:9, 10, NW.
25. Wie wurde diese himmlische Regierung vorausgesagt, und was symbolisiert sie?
25 Dies ist die einzige Regierung seit dem Sturz des Königreiches Juda, die Gott mit Macht bekleidet und zur Herrschaft ermächtigt hat. Lange bevor die Herauswahl ihrer Glieder mit dem Dienste Christi begann, hatte der Prophet Daniel vorausgesagt, daß sie alle anderen Regierungen auf Erden vernichten und selbst ewig bestehen werde. „Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, welches ewiglich nicht zerstört, und dessen Herrschaft keinem anderen Volke überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber ewiglich bestehen.“ (Dan. 2:44) Etwa 200 Jahre vor der Zeit Daniels hatte der Prophet Jesaja darüber gesprochen und gesagt, daß sie bleibenden Frieden herbeiführen werde. „Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben auf dem Throne Davids und über sein Königreich, um es zu befestigen und zu stützen durch Gericht und durch Gerechtigkeit, von nun an bis in Ewigkeit.“ (Jes. 9:7) Das ist eine Herrschaft, die dem Menschengeschlecht wahren Segen bringen wird. Der symbolische Ölbaum stellt diese theokratische Herrschaft zusammen mit dem Einen dar, der ihr Macht gibt und sie unterhält.
26. Wie erfüllte Christus das, was er den symbolischen Zweigen des Ölbaums verheißen hatte, und welche Verantwortung trägt der noch auf Erden lebende Überrest?
26 Hinsichtlich der symbolischen Zweige verhieß Christus, daß er weggehen und für sie eine Stätte in den Himmeln bereiten werde und daß er zurückkehre und sie zu sich nehme. Das geschah im Jahre 1918, als er zu Gottes geistigem Tempel kam. Die Glieder der Königreichsklasse, die im Todesschlafe lagen, wurden zu unsterblichem Leben im Geiste auferweckt und mit Christus vereint. Die Übriggebliebenen oder der Überrest der 144 000 Auserwählten, die noch auf Erden leben, sollen ihre Verwandlung bei ihrem Tode erfahren. Sie werden nicht im Todesschlafe liegen müssen, sondern werden sogleich verwandelt werden. (1. Kor. 15:50-53) Inzwischen hätten sie die Verantwortung, erdenweit die Tätigkeit, durch die die gute Botschaft von Gottes Königreich gepredigt wird, zu organisieren und die Aufsicht über das Werk zu führen, durch das die Bewohner der Erde vor dem kommenden Krieg von Harmagedon gewarnt werden.
27. (a) Wer ist mit den Überrestgliedern verbunden gewesen? (b) Wie bringen sie Segnungen über sich?
27 Dieser Überrest ist zu einer Neuen-Welt-Gesellschaft herangebildet worden. Scharen von Menschen sind in diese Gesellschaft hineingekommen, um sich mit ihr zur unbefleckten Anbetung Gottes, Jehovas, zu verbinden. Dies geschieht in Erfüllung der Worte von Sacharja 8:23: „So spricht Jehova der Heerscharen: In jenen Tagen, da werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Nationen ergreifen, ja, ergreifen werden sie den Rockzipfel eines jüdischen Mannes und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, daß Gott mit euch ist.“ Die „zehn Männer“, die alle Menschen guten Willens darstellen, verbinden sich mit dem Überrest, den auf Erden lebenden Gliedern des geistigen Volkes Israel. Sie erweisen sich freundlich gegenüber denen, die innerlich Juden sind und die sich im Herzen haben beschneiden lassen. Indem sie diesen geistlichen Brüdern Christi Güte erweisen, bringen die Glieder der Volksmenge aus den Nationen Segnungen von seiten des größeren Abraham über sich. Sie empfangen nicht nur eine genaue Erkenntnis des Wortes und Vorhabens Gottes, sondern auch die Verheißung, als Untertanen Christi und seiner 144 000 Mitkönige ewiges Leben auf Erden zu erhalten.
28. In welchem Verhältnis steht die Zahl derer, die das geistige Volk Israel bilden, zu der Zahl der Glieder der großen Volksmenge, und wie wird dies in der Offenbarung gezeigt?
28 Diese große Menge irdischer Untertanen ist an Zahl nicht beschränkt, wie es die Zweige des symbolischen Ölbaums sind. Weil Gott die Zahl der Zweige auf 144 000 begrenzt hat, wurden nicht mehr Zweige eingepfropft als tote Zweige weggeschnitten wurden. Aber in bezug auf die Untertanen dieser geistigen Nation wurde ihrer Zahl keine solchen Grenzen gesteckt. Das geht deutlich aus dem siebenten Kapitel der Offenbarung hervor. Dort werden zuerst die 144 000 geistigen Israeliten erwähnt, die aus den zwölf Stämmen Israels stammen. Das geschieht, damit ersichtlich werde, daß, so wie die zwölf Stämme des natürlichen Volkes Israel Kinder Abrahams waren, die Glieder des geistigen Volkes Israel Kinder Jehovas, des größeren Abraham, oder seine geistigen Söhne sein würden. Nachdem von den 144 000 gesprochen worden ist, die die Zweige des sinnbildlichen Ölbaums bilden und mit dem Stamme des Ölbaums, mit Christus Jesus, verbunden sind, wird in diesem Kapitel von einer großen Volksmenge gesprochen, die aus allen Nationen stammt. (Off. 7:9) Diese ist es, die in die Neue-Welt-Gesellschaft hineinkommt und sich mit dem Überrest des geistigen Volkes Israel verbindet. Sie hilft dem Überrest, ihren Mitmenschen gute Früchte zu überbringen.
29. Wer kann Segnungen unter der Herrschaft der heiligen Nation Gottes empfangen?
29 Alle, die Glieder dieser Volksmenge werden möchten, die Juden eingeschlossen, können es werden und die Segnungen empfangen, die ihrer warten. Indem sie Glauben an Christus, den Samen Abrahams, bekunden, segnen sie sich selbst. Friede und ewiges Leben werden unter der gerechten Herrschaft der heiligen Nation des geistigen Volkes Israel ihr Teil sein.