Gewissen und Unterordnung unter die obrigkeitlichen Gewalten
1. Wann zieht man aus der Unterordnung unter die obrigkeitlichen Gewalten den größten Nutzen, und wer zieht deshalb daraus den größten Nutzen?
DEN größten Nutzen ziehen wir aus der Unterordnung unter die „obrigkeitlichen Gewalten“, die Gott auf Erden regieren läßt, wenn wir uns ihnen mit dem rechten Beweggrund unterordnen. Der Beweggrund Furcht hält die Menschen nicht immer davon ab, Böses zu tun oder die „obrigkeitlichen Gewalten“ zu befeinden. In allen Völkern und Ländern ordnen sich die Menschen aus dem besten Beweggrund unter, die nicht zur Christenheit gehören, sondern wahre Christen sind, die sich Jehova Gott hingegeben haben und in den Fußstapfen seines Sohnes Jesus Christus wandeln. Da sie sich Gott hingegeben haben, um seinen Willen zu tun, leisten sie keinen Widerstand gegen Gottes Anordnung bezüglich der „obrigkeitlichen Gewalten“. Als Ansässige im Lande halten sie sich an die Gesetze, nicht nur um der Strafe zu entgehen, die die obrigkeitlichen Gewalten verhängen könnten, sondern um nach dem Diktat ihres christlichen Gewissens zu leben, das durch Gottes Wort geschult ist.
2. Warum ist es nach Römer 13:5 notwendig, der Obrigkeit untertan zu sein, und was vermeidet man demnach, wenn man sich unterordnet?
2 In Römer 13:5 lenkt der Apostel Paulus die Aufmerksamkeit auf diesen besten aller Beweggründe, indem er sagt: „Darum ist es notwendig, untertan zu sein, nicht allein der Strafe wegen, sondern auch des Gewissens wegen.“ Übeltäter werden von der irdischen „Obrigkeit“ zur Verantwortung gezogen. So wie die Obrigkeit Gottes Dienerin uns zum Guten ist, ist sie auch das Mittel, durch das Gott indirekt seinen Zorn vollzieht. Die Person, die die „obrigkeitlichen Gewalten“ auf Erden mißachtet oder sie befeindet, widersteht Gottes Anordnung und verdient ebenfalls Gottes Zorn. Strafe ist für niemand ein Anlaß zur Freude; aber wenn der Christ aus Gewissensgründen recht handelt, vermeidet er nicht nur, daß er mit dem Gesetz, sondern auch, daß er mit seinem Gewissen in Konflikt gerät.
3. Was zeigt, daß die Unterordnung der Christen unter die obrigkeitlichen Gewalten nicht unabhängig vom Gewissen ist, und was für Leiden ersparen sie sich durch ihre Handlungsweise?
3 Bei wahren Christen ist nicht die Furcht der wichtigste Beweggrund, der sie veranlaßt, sich an Gesetz und Ordnung zu halten, sondern das Gewissen. Ihre Unterordnung unter die obrigkeitlichen Gewalten ist somit nicht unabhängig vom Gewissen. Sie hat einen tieferen Grund als nur den Patriotismus. Da ihr Gewissen in Gottes Wort, der Heiligen Schrift, unterwiesen ist, läßt es nicht zu, daß sie sich den irdischen obrigkeitlichen Gewalten in allem unterordnen, auch in Fällen, in denen das, was die unvollkommenen Obrigkeiten als richtig betrachten, den Geboten Gottes, die er durch Christus gab, widerspricht. Das mag zur Folge haben, daß sie von den Obrigkeiten ungerechterweise bestraft werden; wir sehen also, daß das Gewissen des Christen eine Macht ist, denn es zwingt ihn, Gott zu gehorchen, obschon ihm das unverdiente Leiden einträgt. Wenn er kein geschultes Gewissen hätte, würde er solchen Leiden aus dem Wege gehen, das wäre einfacher für ihn. Erträgt er jedoch äußerliche Leiden, d. h., wird er von den obrigkeitlichen Gewalten bestraft, weil er nach seinem Gewissen handelt, so erspart er sich innerliche Leiden; sein Gewissen quält ihn nicht.
4, 5. (a) Warum sind Christen bessere Bürger? (b) Was sagt der Apostel Petrus zu diesem Thema, und welche zwei Kräfte beeinflussen Christen, das Gute zu tun?
4 Unser christliches Gewissen hält uns davon ab, Böses zu tun, treibt uns aber an, das zu tun, was nach Gottes Wort recht ist. Da wir von unserem Gewissen nicht gequält werden möchten, bemühen wir uns, nichts zu tun, was in Gottes Augen verwerflich ist. Christen werden somit durch eine Kraft vom Bösestun abgehalten, die Weltmenschen nicht haben. Das ist der Grund, warum Christen bessere Bürger sind, obschon sie sich nicht an der Politik beteiligen.
5 Der Christ wird durch sein Gewissen daran erinnert, daß er kein Teil dieser alten Welt ist und sich daher nicht in die Politik einmischen und sich nicht bemühen sollte, ein irdisches Regierungsamt zu erhalten oder zu den „obrigkeitlichen Gewalten“ zu gehören. (Joh. 17:14-16) Der Apostel Petrus spricht in seinem ersten Brief an die Christen über das Thema Unterordnung und lenkt dabei die Aufmerksamkeit mehrmals auf das Gewissen. Er weist darauf hin, daß es die Macht sein sollte, die einen Christen davon abhält, Böses zu tun oder sich in Sachen einzumischen, die ihn nichts angehen. (1. Petr. 2:19; 3:16, 21) Daher wirken im Christen zwei Kräfte: das Gewissen und die Furcht vor der Strafe, die ihn beeinflussen, das Gute zu tun, das zu tun, was im Einklang mit den Gesetzen des Landes ist, die gut sind, die Gerechtigkeitsempfinden verraten, weil bei den Weltmenschen noch Spuren des Gewissens vorhanden sind, mit dem Gott seine erste menschliche Schöpfung, den Menschen Adam, ausgestattet hat.
6. Was beweist das alles in bezug auf unsere Unterordnung unter die „obrigkeitlichen Gewalten“?
6 Was beweist das alles? Daß Paulus, als er den Christen sagte, sie sollten sich den „obrigkeitlichen Gewalten“ unterordnen, nicht meinte, daß sie ihr Gewissen abtöten oder knebeln müßten. Er meinte nicht, daß sie es mißachten müßten, wenn die Gesetze der Obrigkeit im Widerspruch mit dem Worte Gottes stünden. Gottes Gesetze sind gerecht, und der Christ braucht sich keine Sorge wegen seines Gewissens zu machen, wenn er den Gesetzen Gottes gehorcht. Unser Gewissen quält uns nicht, wenn wir Gottes Gesetze halten und sein Werk tun. Dann haben wir vielmehr ein ruhiges Gewissen und Herzensfrieden. Nur bei der Unterordnung unter die Obrigkeiten außerhalb Gottes Organisation spielt die Frage des Gewissens eine Rolle und müssen wir unser Gewissen wachhalten aus Furcht, Gott zu mißfallen und seine Gesetze zu brechen.
DEN „OBRIGKEITLICHEN GEWALTEN“ GEBEN, WAS IHNEN GEBÜHRT
7. Was zeigt Paulus dadurch, daß er nach Römer 13:6 das Thema Steuern anschneidet, in bezug auf unsere Unterordnung unter die „obrigkeitlichen Gewalten“?
7 „Denn dieserhalb entrichtet ihr auch Steuern, denn sie sind Gottes Beamte, die eben hierzu fortwährend beschäftigt sind.“ (Röm. 13:6) Wir sollten demnach unsere Steuern gewissenhaft bezahlen. Wenn Paulus nicht von „obrigkeitlichen Gewalten“ außerhalb der Christenversammlung gesprochen hätte, hätte er das Thema Steuern nicht angeschnitten. Warum nicht? Weil die Versammlungsaufseher und ihre Dienstamtgehilfen den Versammlungsgliedern keine Steuern auferlegen, die dann zur Unterstützung der Aufseher und ihrer Gehilfen dienen würden. Auch die leitende Körperschaft der weltweiten Versammlung erhebt keine Steuern, noch tut das die Watch Tower Bible & Tract Society of Pennsylvania. Was die Versammlungsglieder spenden, spenden sie freiwillig und ihren Verhältnissen entsprechend. Das sind keine Abgaben wie die Steuern, die uns die weltliche Obrigkeit auferlegt, die uns, wenn wir sie nicht zahlten, bestrafen würde.
8. Bringt Römer 13:6 nur einen beiläufigen Gedanken zum Ausdruck, und weshalb sollten wir demnach Steuern bezahlen?
8 Keine der alten oder neuen Bibelübersetzungen setzt die Worte „denn dieserhalb entrichtet ihr auch Steuern“ in Klammern, als wären sie nur ein beiläufiger Gedanke, der so nebenbei eingefügt worden wäre. Diese Worte leiten direkt zum restlichen Teil des Satzes über, der zeigt, warum man Steuern zahlt. Wir bezahlen Steuern, um die „Beamten“ zu unterhalten, die die Gewalt haben, das Gute zu tun, Personen, die das Gute tun, zu loben und Personen, die das Böse tun, zu bestrafen.
9. Warum ist es angebracht und mit Matthäus 22:21 im Einklang, daß Christen Steuern zahlen, und wofür sind sie nicht verantwortlich?
9 Bei Jehovas Volk gibt es keine Steuerhinterziehung. Es bezahlt die Steuern gewissenhaft. Jesus sagte, wie wir in Matthäus 22:21 lesen, daß es das tun sollte, was im Gegensatz zu der Auffassung der jüdischen Pharisäer stand, die glaubten, dem heidnischen Kaiser aus Gewissensgründen keine Steuern bezahlen zu können. Es ist jedoch im Einklang mit Jehovas Gesetz, die Inhaber eines öffentlichen Amtes für die guten Dienste, die sie leisten, zu bezahlen. Aus den Steuergeldern werden die Inhaber öffentlicher Ämter bezahlt, Personen, die Dienste leisten, die die Christenversammlung nicht leistet. Der christliche Steuerzahler ist nicht verantwortlich dafür, wie diese „Beamte“ die öffentlichen Gelder verwalten, dafür ist der Beamte verantwortlich. Wir sollten uns kein Gewissen daraus machen. Gott hat seinen Sohn, Jesus Christus, nicht ermächtigt, ein irdisches Regierungsamt zu bekleiden, und er ermächtigt auch Christi Fußstapfennachfolger nicht dazu. Da wir Christen nicht ermächtigt sind, auf Erden Regierungsämter zu bekleiden, müssen wir in dieser Welt Steuern zahlen wie alle anderen Leute.
10, 11. (a) Wann dienen Amtspersonen als „Gottes Beamte“ und wann nicht? (b) Welche Dienste leisten diese „Beamten“, selbst wenn sie ihre Gewalt mißbrauchen?
10 Weil die weltlichen Personen auf diese Weise für Regierungen sorgen, die sogar den Christen in mancher Beziehung zum Nutzen sind, brauchen die nichtpolitischen Christen das nicht zu tun. Diese Regierungsbeamten sind somit in einer bedingten Weise „Gottes Beamte“, und sie sind dem Volke Gottes nützlich, das zuerst nach dem Reiche Gottes trachtet und sich darauf beschränkt, dieses zu predigen. Wenn diese „Beamten“ dem Volk nicht dienen, sondern es bedrücken, wenn sie sich zu Diktatoren aufschwingen, die sich selbst verherrlichen, und wenn sie Jehovas christliche Zeugen verfolgen, dann hören sie auf, in dieser Beziehung Gottes Diener zu sein. Aber nicht in jeder Beziehung!
11 Warum nicht in jeder Beziehung? Weil sie der Öffentlichkeit noch andere Dienste leisten, Dienste, aus denen die verfolgten Zeugen Nutzen ziehen: Post, Feuerwehr, Wasserversorgung, Schulwesen, öffentliches Verkehrswesen, Unterhaltung von Straßen und Autobahnen usw. Sonst könnten die verfolgten Zeugen in einer Diktatur oder unter einer totalitären Regierung nicht existieren oder am Leben bleiben. Diktaturen gehen unter, aber Jehovas christliche Zeugen nicht!
12. Warum läßt Gott Diktatoren und Gewaltherrscher gewähren, und was wird dadurch bewiesen?
12 Gott läßt Diktatoren und Gewaltherrscher eine Zeitlang gewähren, um die Treue seines ihm hingegebenen Volkes zu prüfen; ferner werden sie geprüft, ob sie sich den weltlichen „obrigkeitlichen Gewalten“ willig unterordnen. Dieses treue Ausharren der verfolgten Zeugen zeigt weltlichen Personen, daß Jehovas Zeugen sich unterordnen, und schließlich erkennen sie auch, daß sie schuldlos sind. Die Personen, die sie zu Unrecht angeklagt haben, werden beschämt, weil es sich zeigt, daß sie boshafte Lügner sind.
13. Was ergibt sich aus dem Umstand, daß sich Jehovas Zeugen nicht an der Politik beteiligen?
13 Da sich Jehovas Zeugen nicht an der Politik beteiligen und für kein politisches Amt kandidieren, müssen sie die Führung der Regierungsgeschäfte auf Erden weltlichen Personen überlassen. Gott will, daß wir uns dieser obrigkeitlichen Gewalten zu unserem Guten und zur Förderung des christlichen Predigtwerkes bedienen.
14, 15. (a) Wovon machen wir im Interesse des christlichen Predigtwerkes deshalb Gebrauch, und handeln wir dadurch nach Jesaja 31:1-3? (b) Warum müßten wir sonst dem Kaiser nichts zurückzahlen?
14 Im Interesse dieses Werkes machen wir Gebrauch von dem Polizeischutz, für den die Obrigkeit sorgt, oder von ihren Bibliotheken, ihren Verkehrsmitteln für Personen- und Güterverkehr, ihrem Post- und Schulwesen. Wir machen Gebrauch von den Konsulaten und Gesandtschaften; wir ersuchen sie um Hilfe oder Schutz für unsere Zweige oder Missionare im Ausland. Wir haben das Recht, auf das Außenministerium zu gehen und es zu ersuchen, sich in fremden Ländern für uns einzusetzen, in denen man unser Eigentum mißbraucht oder Personen, die unser Werk vertreten, ihre Rechte nicht gewährt. Wir machen Gebrauch von den Gerichten und nehmen die Dienste von Amtspersonen wie Standesbeamten, Beamten, die mit Ehescheidungen zu tun haben, und anderen entgegen. Das bedeutet nicht, daß wir „nach Ägypten hinabziehen um Hilfe“ in Form von Pferden und Kriegswagen, d. h. zu militärischen Zwecken. — Jes. 31:1-3.
15 Wenn die menschliche Obrigkeit dieser Welt nicht „Gottes Dienerin, dir zum Guten“ wäre, müßten wir dem Kaiser nichts zurückzahlen. Als Jesus sagte, daß man Steuern bezahlen sollte, zeigte er deutlich, daß der Kaiser nicht Gott ist, sondern Gott untergeordnet ist, weil er das, was dem Kaiser gegeben werden soll, auf das beschränkte, was dem Kaiser gehört. (Mark. 12:17) Solange Gott die weltlichen Obrigkeiten bestehen läßt, sind der Kaiser und seine Statthalter „fortwährend beschäftigt“, Dienste zu leisten, die Christen zu leisten nicht befugt sind.
ALLEN GEBEN, WAS IHNEN GEBÜHRT
16. Wen meint Paulus, wenn er nach Römer 13:7 sagt, wir sollten „allen“ geben, was ihnen gebührt, und was hieße es, dies nicht zu tun?
16 Der Apostel Paulus anerkennt die Dienste, die die Obrigkeit dem Volke Gottes leistet, und fährt dann fort: „Gebet allen, was ihnen gebührt [Dinge, die man ihnen zu geben verpflichtet ist]: die Steuer, dem die Steuer, den Zoll, dem der Zoll, die Furcht, dem die Furcht, die Ehre, dem die Ehre gebührt.“ (Röm. 13:7) Wenn Paulus sagt, daß man „allen“ geben solle, was ihnen gebühre, meint er offensichtlich Gottes „Beamte“ oder Inhaber öffentlicher Ämter. Ihnen gebühren Steuer, Zoll, Furcht und Ehre. Die Christen haben kein Recht, ihnen vorzuenthalten, was ihnen gebührt. Ihnen nicht zu zahlen, was man ihnen schuldet, ist unehrlich, kommt einem Diebstahl gleich. Diebe ererben das Reich Gottes oder seine Segnungen nicht.
17. Warum ist die Regierung nicht ungerecht, wenn sie Steuern verlangt, und zu welcher Revolution wäre es nicht gekommen, wenn Römer 13:1-7 beachtet worden wäre?
17 Die Regierung ist nicht ungerecht, weil sie Steuern verlangt. Sie braucht sie, um ihren Aufgaben und Pflichten nachzukommen. Wenn sie zu hohe Steuern verlangt, ist sie ungerecht, aber sie ist verantwortlich dafür, was sie mit dem überschüssigen Geld macht. Steuern müssen bezahlt werden, auch bei einer „Besteuerung ohne Vertretung“ — eine der Forderungen der Amerikanischen Revolution von 1775—1783. (Die amerikanischen Kolonien wollten nur dann Steuern zahlen, wenn sie durch eigene gewählte Abgeordnete im Parlament vertreten würden.) Mit den Worten des Apostels Paulus verglichen, war die Amerikanische Revolution keine christliche Handlung. Die dreizehn amerikanischen Kolonien Großbritanniens behaupteten, christlich zu sein, und ihr König Georg III. war das Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Wenn die dreizehn amerikanischen Kolonien christlich gehandelt und sich an Römer, Kapitel 13, gehalten hätten, wenn sie sich den „obrigkeitlichen Gewalten“ untergeordnet und treulich die Steuern und andere Gebühren bezahlt hätten, hätte es keine amerikanische Revolution gegeben.
18. Welche Möglichkeit hätten die dreizehn Kolonien gehabt, und was hätte dann nicht gegründet werden brauchen?
18 Natürlich gäbe es dann heute auch keine Vereinigten Staaten von Amerika. Doch die Kolonien hätten den Status eines Mitgliedes des „British Commonwealth of Nations“ erlangt, wie ihn das „Dominion of Canada“ erlangte, und das wäre ohne Blutvergießen geschehen. Das hätte nicht erfordert, daß sich die Kolonien gegen Georg III., den viele Kolonisten als Oberhaupt der anglikanischen Kirche anerkannten, empörten. Auch hätten dann die Rebellen, die sich gegen die politische Gewalt König Georgs auflehnten, im Jahre 1789 in Amerika keine von der anglikanischen Kirche unabhängige Protestantische Episkopalkirche zu gründen brauchen.
19. Was bestünde heute nicht, wenn diese Anweisungen in Rußland befolgt worden wären, und wie hat die Christenheit gezeigt, daß sie nur „den Schein eines gottseligen Wesens“ hat?
19 Hätte das russische Volk, das den Zaren Nikolaus II. als Schutzherrn der russisch-orthodoxen Kirche betrachtete, christlich gehandelt und den apostolischen Anweisungen in Römer, Kapitel 13, gehorcht, so hätte es im Jahre 1917 keine russische Revolution gegeben. Dann bestünde heute keine kommunistische Gefahr, die von der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken ausgeht. Die Geistlichen der Christenheit haben immer gelehrt, daß die „Obrigkeit“ in Römer 13:1 (Lu) die politischen Regierungen dieser Welt seien. Doch in zahlreichen Ländern der Christenheit brachen politische Revolutionen, verbunden mit viel Blutvergießen, aus. Durch diese Handlungsweise hat die Christenheit gezeigt, daß sie zu denen gehört, die „den Schein eines gottseligen Wesens“ haben, „aber seine Kraft verleugnen“. (2. Tim. 3:5, Lu) Ihre Geistlichen sind in dieser Beziehung nicht schuldlos.
ZOLL, FURCHT, EHRE
20. (a) Was meinte Paulus mit dem „Zoll“, den Christen bezahlen sollten? (b) Wie sollten wir die Steuerfreiheit betrachten, die der Staat für Eigentum, das rein religiösen Zwecken dient, gewährt?
20 Wenn Paulus schreibt: „Gebet allen, was ihnen gebührt: ... den Zoll, dem der Zoll ... gebührt“, so meint er nichts anderes als Steuern oder Abgaben, die zu Recht für Handelsgüter verlangt werden. (Matth. 17:24-27) Der Zoll ist wie die vorher erwähnte Steuer eine Abgabe, die nicht in der Christenversammlung, sondern von den weltlichen „obrigkeitlichen Gewalten“ erhoben wird. In einigen Ländern verlangen die Obrigkeiten keine Steuern für kirchlichen Besitz, sondern gewähren allen Religionsgemeinschaften Steuerfreiheit. Die Versammlung hat das Recht, von dieser Bestimmung Gebrauch zu machen, so daß sie ihr ganzes Geld für religiöse Zwecke verwenden kann. Natürlich gibt es weltliche Gruppen, die die Steuerfreiheit, die die Kirchen genießen, als eine Verbindung von Kirche und Staat betrachten. Aber wenn die Christenversammlung ihr Eigentum, das keinen kommerziellen, sondern rein religiösen Zwecken dient, nicht versteuert, so verletzt sie das Gebot des Apostels Paulus nicht. Als einzelne müssen die Glieder der Versammlung jedoch ihr Eigentum versteuern und ihre Waren verzollen.
21, 22. (a) Fordert Römer 13:7 von uns, daß wir weltliche Amtspersonen fürchten sollten? (b) Was ist mit dieser Furcht gemeint, und wie weit reicht unsere Furcht vor ihnen?
21 In Römer 13:7 wendet sich der Apostel, der vorher von materiellen oder finanziellen Dingen gesprochen hat, die wir schuldig sind, psychologischen Dingen zu mit den Worten: „Gebet ... die Furcht, dem die Furcht ... gebührt.“ Bedeutet das, daß man die weltlichen Amtspersonen fürchten sollte? Ja; denn „die Regenten sind“, wie Vers drei sagt, „ein Schrecken“ für das böse Werk, und Vers vier sagt, daß sich fürchten solle, wer das Böse tue.
22 Die Furcht, die wir vor solchen Regenten oder Amtspersonen haben, ist die Furcht, Böses zu tun, für das wir von ihnen bestraft würden. Wir „fürchten“ sie, wenn wir nichts Böses tun, indem wir Untertanen oder Bürger sind, die die Gesetze befolgen. Wenn die Sklaven ihre Herren und die Frauen ihre Männer fürchten müssen, wenn wir Richter, Polizeibeamte und Mitglieder von parlamentarischen Untersuchungskommissionen fürchten müssen, warum sollten wir dann nicht auch politische Herrscher fürchten? (1. Petr. 2:18; 3:1, 2; 3:15; Eph. 5:33) Diese Furcht hat nichts mit Feigheit zu tun, es ist keine Furcht, die uns hindern würde, Gottes Königreich zu predigen, sondern mit dieser Furcht ist die Achtung oder der Respekt vor der vollziehenden Gewalt gemeint, die eine politische Regierung haben mag. Unsere Furcht vor ihr reicht nicht weiter als ihre Amtsgewalt. Außerhalb ihres Machtbereiches brauchen wir sie nicht zu fürchten. Ihre Macht erstreckt sich nur über den Bereich des jetzigen Lebens in dieser zum Untergang verurteilten Welt.
23. Wieso können wir weltlichen Amtspersonen „Furcht geben“ und dennoch Jehova mit ungeteiltem Herzen fürchten?
23 Daher können wir Gott dennoch mit ungeteiltem Herzen fürchten. (Ps 86:11) Wir müssen ihn in größerem Maße fürchten als die „obrigkeitlichen Gewalten“, die Gott eine Zeitlang bestehen läßt. Wenn wir uns diesen Gewalten bedingt unterordnen, tun wir das, als gälte es Gott, denn das ist nach seiner Anordnung. Wir möchten in seiner neuen Welt, in der er keine der heutigen obrigkeitlichen Gewalten dulden wird, leben. Daher möchten wir Gott nicht mißfallen, denn er kann uns vom ewigen Leben in jener neuen Welt abschneiden, indem er unsere Seelen vernichtet und uns nicht von den Toten auferweckt. — Matth. 10:28.
24. Wieso gebührt weltlichen Amtspersonen Ehre, und wie gab uns Paulus in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel?
24 Außer der Furcht gebührt der Obrigkeit noch etwas. Römer 13:7 sagt: „Gebet ... die Ehre, dem die Ehre gebührt.“ Wir ehren Amtspersonen nicht um der Person willen. Wir ehren sie, weil sie den Staat vertreten. Ein König vertritt eine Nation oder ein Reich; ein Gouverneur vertritt einen Staat oder eine Provinz; ein Bürgermeister eine Stadt. Da wir die Pflicht haben, die Ehre zu geben, wem die Ehre gebührt, dürfen wir politische Amtspersonen mit ihren Titeln anreden, das steht nicht in Widerspruch mit dem, was der junge Mann Elihu gemäß Hiob 32:21, 22 sagte. Als der Apostel Paulus vor Felix, dem Landpfleger, vor Festus, dem Landpfleger, und vor König Herodes Agrippa II. stand, gab er ihnen die gebührende Ehre, indem er sie entweder mit ihrem Titel anredete oder anerkannte, daß sie gut regierten. — Apg. 24:10; 26:1-3, 24-29.
25. Welche Art von Ehre erweisen wir den obrigkeitlichen Gewalten, und in welchem Verhältnis stehen Ehre und Furcht zueinander?
25 Wir erweisen den „obrigkeitlichen Gewalten“ lediglich eine bedingte Ehre. Wer möchte denn nur gefürchtet werden, wer möchte nur Angst einflößen? Sie möchten das nicht. Doch sie wissen, daß die Wirkung größer ist, wenn sie nicht nur geehrt, sondern auch gefürchtet werden. Das Verhältnis, in dem Furcht und Ehre zueinander stehen, ist in dem Gebot veranschaulicht, das wir in 1. Petrus 2:17 finden: „Fürchtet Gott; ehret den König.“ Ein christlicher Mann ehrt seine Frau als ein schwächeres Gefäß, das weibliche, aber der Frau hat der Apostel geboten, ihren Mann als ihr Haupt und ihren Herrn zu fürchten. (1. Petr. 3:1, 5, 6; Eph. 5:33) Die Kinder müssen Vater und Mutter ehren. (Eph. 6:1-3) Die Christenversammlung muß achtbare Witwen ehren, indem sie ihnen die verdiente Unterstützung gibt. (1. Tim. 5:3) Wir können daher der Pflicht, Personen inner- und außerhalb der Christenversammlung zu ehren, nicht ausweichen.
26. Sollten wir religiöse Würdenträger der Christenheit mit Titeln anreden?
26 Wir sind jedoch nicht verpflichtet, religiöse Würdenträger der Christenheit oder der Juden zu ehren, indem wir sie mit Ehrentiteln anreden, sondern in dieser Hinsicht gilt für uns Jesu Gebot: „Ihr aber, laßt ihr euch nicht Rabbi nennen; denn e i n e r ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder. Ihr sollt auch nicht jemand auf der Erde euren Vater nennen; denn e i n e r ist euer Vater, der in den Himmeln ist. Laßt euch auch nicht Meister nennen; denn e i n e r ist euer Meister, der Christus.“ (Matth. 23:8-10) Wir schulden kirchlichen Würdenträgern keine unchristliche Ehre.
LIEBE — EINE EWIGE SCHULD
27. Warum ist es nicht gut, wenn wir unsere Schulden nicht bezahlen?
27 Es ist nicht gut, wenn wir unsere Schulden nicht bezahlen; das ist unehrlich und hat für uns Schwierigkeiten zur Folge. In Römer 13:8 wird uns gezeigt, welche Pflicht wir den „obrigkeitlichen Gewalten“ dieser Welt gegenüber haben. Es heißt dort: „Seid niemand irgend etwas schuldig, als nur einander zu lieben; denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt.“
28. In welchem Maße müssen wir weltlichen Amtspersonen das geben, was ihnen gebührt?
28 Wir sollten daher den Herrschern und Amtspersonen das nicht vorenthalten, was ihnen gebührt. Für die Dienste, die uns die Regierung leistet, müssen wir entsprechend bezahlen. Das ist das begrenzte Maß, in dem wir die weltlichen Regierungen, die in den verschiedenen Ländern über uns eingesetzt sind, unterstützen können. Aber wir dürfen Gott, dem Höchsten, nichts von dem vorenthalten, was ihm gehört, und es den „obrigkeitlichen Gewalten“ geben, etwas, was sie von uns nicht fordern dürfen. Wenn wir uns Gott hingegeben haben, um seinen Willen zu tun, dürfen sie von uns nicht fordern, was sie wollen, und uns beliebige Pflichten auferlegen, weil ihnen dann durch Gottes Gebote, die er uns gegeben hat, Grenzen gesetzt sind.
29. (a) Von welcher Schuld sollten wir nie das Gefühl haben, wir hätten sie bezahlt? (b) Was schulden wir den obrigkeitlichen Gewalten nicht? Was lassen wir uns von ihnen nicht einreden und wozu können sie uns nicht zwingen?
29 Christen sollten bei den weltlichen Herrschern keine Schulden haben, sondern sie sollten ihren Verpflichtungen pünktlich nachkommen. Dadurch bewahrt sich der Christ ein gutes Gewissen. Nur von einer Schuld sollten wir nie das Gefühl haben, wir hätten sie bezahlt: der Schuld zu lieben. Wir sind den „obrigkeitlichen Gewalten“ nicht zu Dank verpflichtet für unser Leben. Wenn wir Christi Beispiel nachgeahmt, uns Gott hingegeben und diese Hingabe durch die Wassertaufe symbolisiert haben, können wir unser Leben nicht den weltlichen Obrigkeiten geben. Wir schulden ihnen unser Leben nicht. Steuern, Zoll, Furcht, Ehre — ja, aber nicht unser Leben, das wir Gott gegeben haben als etwas, was wir ihm schuldeten. Wie könnten wir, wenn wir unser Leben weltlichen Regierungen gäben, lieben und so das Gebot erfüllen, niemand etwas schuldig zu sein, als einander zu lieben? Nur ein lebender Mensch kann lieben! Liebe und Haß sind beim Tode dahin. (Pred. 9:4-6) Die Liebe ist die einzige Schuld, von der sich der Lebende nicht befreien kann. Solange wir leben, sind wir gemäß dem Gebot Gottes schuldig, unsere Mitmenschen zu lieben. Wir lassen uns von der weltlichen Obrigkeit nicht einreden, wir sollten andere hassen, noch lassen wir uns von ihr dazu zwingen, in eine Geistesverfassung zu gelangen, in der wir bereit wären, anderen Schaden zuzufügen.
30. Wessen Gesetz erfüllen wir, wenn wir unseren Nächsten lieben, und wie lange bleibt dieses Gesetz bestehen?
30 Die Gesetze dieser weltlichen „obrigkeitlichen Gewalten“, die in Harmagedon vernichtet werden, werden mit diesen Gewalten vergehen, aber Gottes Gesetz bleibt ewig und wird immer auf uns Anwendung haben. Aus diesem Grund müssen wir fortfahren zu lieben. „Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt.“ Das heißt, Gottes Gesetz, nicht das Gesetz der „obrigkeitlichen Gewalten“. Jesus sagte, daß das zweite der großen Gebote, die uns Gott gegeben habe, laute: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ — Matth. 22:35-39.
31. Von welcher Art muß unsere Unterordnung unter die obrigkeitlichen Gewalten sein, wenn wir das Gesetz der Liebe in Betracht ziehen?
31 Das beweist, daß wir uns den weltlichen „obrigkeitlichen Gewalten“ nicht völlig, sondern nur bedingt unterordnen müssen und daß uns diese Unterordnung nicht verpflichtet, Gottes Gesetz zu mißachten. Wenn wir uns der Obrigkeit in allem unterordneten, würden wir in mancher Hinsicht dem Gesetz Gottes nicht gehorchen; ja, wir würden Gott und unseren Nächsten nicht lieben, und wir würden unser christliches Gewissen verletzen.
32. Wie zeigt Paulus nach Römer 13:9, welches Gesetz er meinte, und wieso wird dadurch unsere Unterordnung unter die obrigkeitlichen Gewalten eingeschränkt?
32 Das Gesetz, von dem Paulus hier spricht, ist das Gesetz Jehovas Gottes. Das beweisen die folgenden Worte des Apostels Paulus: „Denn das: ‚Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, laß dich nicht gelüsten‘, und wenn es ein anderes Gebot gibt, ist in diesem Worte zusammengefaßt: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘.“ (Röm. 13:9) Wenn daher die „obrigkeitlichen Gewalten“ von uns verlangen, zu töten oder uns an einem Angriffskrieg zu beteiligen, ausgelöst durch die Begierde nach dem Eigentum anderer, um es ihnen zu stehlen oder es ihnen gewaltsam wegzunehmen, können wir ihnen nicht gehorchen. Solche Handlungen verletzen das Gesetz Gottes, das verlangt, daß wir unsere Mitmenschen lieben. In Kriegszeiten verlangen die „obrigkeitlichen Gewalten“ von dem Volk Dinge, für die es, wenn es sie in Friedenszeiten täte, von der Obrigkeit bestraft würde.
33. Wovor hüten wir uns, und wovon müssen die obrigkeitlichen Gewalten keinen Gebrauch machen, wenn wir unseren Nächsten lieben?
33 Wenn wir den Nächsten oder unsere Mitmenschen lieben, handeln wir nicht unsittlich, noch verletzen wir das Gesetz auf andere Weise, was zur Folge hätte, daß wir von den politischen Herrschern, den Beamten, den obrigkeitlichen Gewalten, den vorgesetzten Gewalten, bestraft würden, daß diese uns gegenüber von ihrem „Schwert“ Gebrauch machen müßten.
34. Was hebt Paulus dadurch, daß er aus Gottes Gesetz zitiert, in bezug auf unsere Unterordnung unter die obrigkeitlichen Gewalten hervor?
34 Der Apostel führte die erwähnten Worte aus dem Gesetz an, das die Israeliten von Jehova Gott durch Moses erhalten hatten. (2. Mose 20:13-15, 17; 3. Mose 19:18; Matth. 22:39, 40) Dadurch, daß Paulus in seiner Besprechung der Unterordnung des Christen unter die „obrigkeitlichen Gewalten“ aus diesem Gesetz zitiert, bestimmt er die Bedeutung dieser Unterordnung näher und weist darauf hin, daß sie nicht uneingeschränkt ist. Er will uns deutlich vor Augen führen, daß die Unterordnung von dem Gesetz Jehovas Gottes eingeschränkt wird. Wir müssen in erster Linie Gottes Gesetz halten.
35. Was gestattet uns das Gesetz der Liebe, das uns Gott durch Christus gegeben hat (und das schon in seinem Gesetz, das er durch Moses den Israeliten gegeben hatte, verankert war), nicht, und wie beeinflußt das unsere Unterordnung unter die obrigkeitlichen Gewalten?
35 Die Christen sind nicht mehr unter dem Gesetz, das Gott durch Moses gegeben hat, aber dafür sind sie unter Gottes Gesetz der Liebe. Der Sohn Gottes sagte zu seinen Jüngern: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet, auf daß, gleichwie ich euch geliebt habe, auch i h r einander liebet.“ (Joh. 13:34) Wenn die Liebe die Summe des Gesetzes Gottes ist, das er den Israeliten durch Moses gegeben hat, und dieses Gesetz den Israeliten nicht gestattete, dem Nächsten oder ihren Mitmenschen Schaden zuzufügen, dann gestattet Gottes Gebot der Liebe, das er durch Christus gegeben hat, den Christen bestimmt auch nicht, unrecht zu tun. Gott hat die obrigkeitlichen Gewalten nicht berechtigt oder befugt, bei den Nachfolgern Christi durch Propaganda Haß gegen andere zu züchten und sie dann zu zwingen, diesem Haß durch Waffengewalt Ausdruck zu verleihen.
36. Wenn die Nächstenliebe unsere Unterordnung unter die obrigkeitlichen Gewalten schon beeinflußt, wie wird sie dann durch unsere Liebe zu Gott beeinflußt?
36 „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe die Summe des Gesetzes“, heißt es in Römer 13:10 weiter. Die Liebe ist die Summe des Gesetzes Gottes. Die Liebe ist die Kraft, die vor der Überschreitung der Grenzen schützt. Sie bestimmt, wie weit wir in unserer Unterordnung unter die weltliche Obrigkeit gehen dürfen. Wenn uns unsere Nächstenliebe schon hindert, der weltlichen Obrigkeit nachzugeben und unserem Nächsten Böses zu tun, wieviel mehr wird uns unsere Liebe zu Gott, eine höhere Liebe, daran hindern, so etwas zu tun!
37. Was dürfen die obrigkeitlichen Gewalten von uns in bezug auf die Liebe zu Gott nicht verlangen, und wieso dient diese Liebe in unserem Verhältnis zu ihnen als Sicherheitsfaktor?
37 Wenn die „obrigkeitlichen Gewalten“ kein Recht haben, von Gott hingegebenen Christen zu verlangen, daß sie aufhören, ihren Nächsten zu lieben, haben sie schon gar kein Recht, von ihnen zu verlangen, Atheisten zu werden, und sie zu zwingen, Gott nicht mehr zu lieben. Der Himmel hat sie nicht berechtigt, den Versuch zu machen, uns zur Übertretung des höchsten Gebotes, das es im Universum gibt, zu veranlassen. Jesus sagte: „‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstande.‘ Dieses ist das große und erste Gebot.“ (Matth. 22:37, 38) Und was von der Nächstenliebe gilt, gilt auch von unserer Liebe zu Gott. Wir werden ihm immer Liebe schulden; in dieser Beziehung werden wir immer in seiner Schuld stehen. Die Liebe zu Gott wird als Sicherheitsfaktor dienen. Selbst wenn wir von ungerechten, perversen „obrigkeitlichen Gewalten“ unter Druck gesetzt werden und sie von uns Christen etwas verlangen, was Gott gehört, hält uns die Liebe zu Gott davon zurück, Böses zu tun.
UNTERORDNUNG UNTER REGIERUNGEN
38. Wieso ist es heute noch dringlicher als damals, diesen Anweisungen nachzukommen, und wieso ist es auch ratsam, wenn wir bedenken, daß unsere Rettung durch Gottes Königreich kommt?
38 Heute ist es noch dringlicher als zu der Zeit, da Paulus den Römerbrief schrieb, daß das befolgt wird, was er in Kapitel dreizehn zu tun gebietet. Wir sollten uns daher noch mehr zu Herzen nehmen, was Paulus über den Grund sagt, warum wir diese Dinge tun sollten: „Und dieses noch, da wir die Zeit erkennen, daß die Stunde schon da ist, daß wir aus dem Schlaf aufwachen sollen, denn jetzt ist unsere Errettung näher, als da wir geglaubt haben.“ (Röm. 13:11) Nicht nur wegen der Strafe, die die „Obrigkeit“ mit ihrem „Schwert“ über uns verhängen könnte, und nicht nur wegen unseres christlichen Gewissens, sondern in Anbetracht der Zeit, in der wir leben, ist es ratsam, das Gute und nicht das Böse zu tun. Für uns christliche Zeugen Jehovas ist die Rettung heute näher als in den Tagen des Apostels Paulus oder sogar näher als zu der Zeit, als wir gläubig wurden. Diese Errettung wird uns durch Gottes Königreich zuteil, das Gott im Jahre 1914 im Himmel aufrichtete, als er seinen königlichen Sohn, Jesus Christus, auf den Thron erhob. Gottes Königreich wird in der kommenden neuen Welt die einzige regierende Gewalt sein. Wir werden ihr untertan sein. — 1. Kor. 15:24, 25.
39. (a) Warum schulden wir dem Reiche Gottes mehr als den obrigkeitlichen Gewalten, obwohl sie uns all das, was in 1. Timotheus 2:1, 2 erwähnt wird, geben mögen? (b) Welche Streitfrage haben wir erkannt, und wofür haben wir uns entschieden?
39 Die „obrigkeitlichen Gewalten“, die heute mit Gottes Zulassung existieren, können dazu beitragen, daß wir Christen ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottseligkeit, wenn sie uns gewähren lassen oder wenn sie uns vor Personen, die unser Werk hindern oder uns verfolgen, schützen. (1. Tim. 2:1, 2) Aber die ewige Errettung kommt nicht von ihnen. Wir schulden dem Reiche Gottes daher mehr als ihnen. Daher müssen wir, selbst wenn sie Gesetze gegen die Verkündigung des Reiches Gottes erlassen, Matthäus 24:14 erfüllen und weiter predigen. Wir wissen, in welcher Zeit wir leben; die Erfüllung biblischer Prophezeiungen zeigt, daß wir die „Zeit des Endes“ dieser Welt oder dieses Systems der Dinge mit seinen „obrigkeitlichen Gewalten“ erreicht haben. (Matth. 24:3-33) Wir sind vom Schlaf aufgewacht. Wir schlafen nicht in bezug auf die wichtigste Streitfrage, die es heute gibt: Gottes höchste Herrschaftsgewalt durch sein Königreich oder Satans Herrschaft. Als Christen haben wir uns für Gottes Königreich, das Errettung bringt, entschieden.
40. (a) Welcher Tag ist nahe und welche Nacht weit vorgerückt? (b) Von was für Werken der Finsternis stehen wir deshalb ab?
40 „Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe. Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen.“ (Röm. 13:12) Seit dem Jahre 1914 ist der Tag für die Tausendjahrherrschaft Christi näher denn je, und die Nacht der Herrschaft des Teufels mit seinem sichtbaren System der Dinge ist weit vorgerückt. Der gesunde Menschenverstand gebietet, daß wir heute mehr denn je davon abstehen, die „Werke der Finsternis“ zu tun, Werke, wie sie übelgesinnte Personen im Schatz der Dunkelheit zu tun versuchen, um zu vermeiden, daß sie von den „obrigkeitlichen Gewalten“, die das „Schwert“ tragen, bestraft werden. Unter keinen Umständen dürfen wir uns an politischen Verschwörungen beteiligen oder Sabotage gegen Regierungen treiben, die einen Verteidigungskrieg führen, oder bei der Planung von Aufständen und Revolten mitmachen. Im ersten und im zweiten Weltkrieg wurden Jehovas Zeugen angeklagt, sich solcher schlechten Taten schuldig gemacht zu haben. Durch ordentliche Rechtsverfahren wurde jedoch später nachgewiesen, daß sie an allem unschuldig waren, wessen man sie angeklagt hatte. Wieso? Weil wir uns nicht in die Politik einmischen.
41. Was sagte Paulus über unseren gegenwärtigen Kampf?
41 Wir wissen, gegen wen wir kämpfen. Wir kämpfen nicht wider Fleisch und Blut. Wir kämpfen nicht gegen menschliche „obrigkeitliche Gewalten“. Der Apostel Paulus sagte: „Ziehet an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels. Denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die [geistigen] Fürstentümer, wider die [geistigen] Gewalten, wider die [geistigen] Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.“ — Eph. 6:11, 12.
42. Welche Waffen darf ein Christ demnach tragen, während er den obrigkeitlichen Gewalten untertan ist, und wofür und gegen wen kämpft er mit diesen Waffen?
42 Wir befinden uns daher nicht in einer Zwickmühle wie die Protestanten im kommunistischen Ostdeutschland (Erwachet! vom 22. Oktober 1960, Seite 12 bis 15). Wir haben die geistigen „Waffen des Lichts“ angezogen, und mit ihnen kämpfen wir gegen die Finsternis, gegen die Listen des Teufels. Diese Waffen darf ein Christ tragen, während er „den obrigkeitlichen Gewalten“ untertan ist. Andere Waffen zu tragen, ist dem Christen nicht geboten; wenn er diese Waffen trägt, verstößt er nicht gegen das Gesetz der Liebe, noch fügt er jemandem Schaden zu. (Röm. 6:13; 2. Kor. 6:7; 10:4) Diese Waffen dienen ihm zum Kampf gegen die Finsternis mit ihrer Unsittlichkeit, den Morden, Raubüberfällen usw. Mit ihnen kämpft er dafür, daß die Bevölkerung aller Länder Gelegenheit bekommt, belehrt zu werden, damit sie Stellung für Gottes Königreich, das sie segnen wird, nehmen kann.
43, 44. (a) Wie sollten wir wandeln, und mit wem geraten wir dann nicht in Konflikt? (b) Wem mißfallen wir nicht, wenn wir so wandeln, und was bringen wir dadurch nicht in Gefahr?
43 Daß dies der Zweck dieser „Waffen des Lichts“ ist, zeigen die folgenden Worte des Apostels deutlich: „Laßt uns anständig wandeln wie am Tage; nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid; sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an, und treibet nicht Vorsorge für das Fleisch zur Erfüllung seiner Lüste.“ — Röm. 13:13, 14.
44 Wenn wir anständig wandeln so wie am hellen Tag, wo uns die Obrigkeit des Landes und alle anderen Menschen sehen können, geraten wir mit den „obrigkeitlichen Gewalten“ nicht in Konflikt, denn wir brechen ihre Gesetze nicht, die verlangen, daß die Menschen recht, friedlich und sittlich einwandfrei leben. Mißfallen wir schon den irdischen Obrigkeiten, wenn wir diese Gesetze verletzen, so mißfallen wir Gott, dem Höchsten, bestimmt noch viel mehr, wenn wir das tun. Wenn wir jedoch anständig wandeln wie am Tage, so verdienen wir von den „obrigkeitlichen Gewalten“, die das Schwert tragen, Lob, und wir bringen keine Schmach auf unseren Gott, auf seine Wahrheit oder auf seine Versammlung. Wir bringen auch unsere Errettung, die durch Gottes Königreich erfolgen wird, nicht in Gefahr.
45. Wie verhalten wir uns zu den Werken der Finsternis, wenn wir „den Herrn Jesus Christus“ angezogen haben, und wozu geben wir dann keinen Anlaß?
45 Als Jesus auf Erden war, hatte er nichts mit Dingen der Finsternis zu tun, mit Schwelgereien und Trinkgelagen, Unzucht und Ausschweifungen, Streit und Neid oder Dingen, die die Menschen tun, wenn sie den Begierden des Fleisches nachgeben und Vorsorge für das Fleisch zur Erfüllung seiner Lüste treiben. Wenn wir daher „den Herrn Jesus Christus“ anziehen und den Menschen vor Augen führen, wie er gewesen ist, werden wir uns von solchen Werken der Finsternis fernhalten. Wir werden um unsertwillen, um unserer christlichen Brüder willen mit den „Waffen des Lichts“ dagegen kämpfen. Auf diese Weise werden wir die gute Botschaft vom Reiche Gottes, die wir predigen, schmücken. In dieser besonderen Hinsicht werden wir den „obrigkeitlichen Gewalten“, denen wir noch untertan sind, keinen berechtigten Anlaß geben, ihr „Schwert“ gegen uns zu gebrauchen.
46, 47. (a) Wie lange ordnen wir uns den bestehenden „Obrigkeiten“ noch unter, und wie? (b) Wozu trägt unsere gewissenhafte Unterordnung bei, und wieso handeln wir dann wie der Prophet Daniel?
46 Wir wollen in Übereinstimmung mit Römer, Kapitel dreizehn, handeln und uns weiterhin den „Obrigkeiten“ unterordnen, bis sie in der kommenden universellen Schlacht von Harmagedon vernichtet werden. Wir werden uns ihnen unterordnen, ob diese oder jene politische Partei an der Macht ist oder diese oder jene politische Gruppe die Macht an sich reißt.
47 Unsere gewissenhafte Unterordnung unter die „Obrigkeiten“ trägt dazu bei, daß wir in den politischen Feldzügen und Kämpfen aller Nationen dieser Welt neutral bleiben können. Wir handeln wie der Prophet Daniel, der sich den medo-persischen Eroberern Darius und Kores, nachdem sie das gesetzlose Babylon gestürzt hatten, nicht widersetzte, sondern sich ihnen unterordnete. — Dan. 5:26 bis 6:5.
48. (a) Woran werden wir als neutrale Christen somit nicht teilnehmen? (b) Weswegen wird in Gottes neuer Welt niemand, der sich dem König in Liebe unterordnet, in Gewissenskonflikte geraten?
48 Als Christen, die sich neutral verhalten, werden wir uns an Aufständen, Aufläufen, Umsturzversuchen oder anderen rechtswidrigen Handlungen nicht beteiligen. Sogar in der kommenden Schlacht von Harmagedon werden wir nichts gegen die „Obrigkeiten“ unternehmen, um ihre Vernichtung zu beschleunigen. Wir werden es Gott überlassen, dem Quell aller Gewalt, den „Obrigkeiten“ die Herrschaft wegzunehmen und sie durch das rechtmäßige Königreich seines Sohnes Jesus Christus zu ersetzen. (2. Chron. 20:15-17; Dan. 2:44) In Gottes neuer Welt wird der Christ keine Gewissenskonflikte wegen seiner Unterordnung unter den König Jesus Christus bekommen, denn „Engel, Gewalten und Mächte sind ihm untertan geworden“. (1. Petr. 3:22, Me) Gott wird auf der paradiesischen Erde die Menschen ewig segnen, die seinen Willen tun, indem sie sich in Liebe dem König unterordnen und die vollkommene Anordnung Gottes unterstützen.