Junge Leute fragen sich:
Ist es vernünftig, als Teenager zu heiraten?
DIE Ehe ist kein Spiel. „Ein Mann [wird] seinen Vater und seine Mutter verlassen, und er soll fest zu seiner Frau halten, und sie sollen e i n Fleisch werden“, heißt es in der Bibel. Mann und Frau sollten eine bleibende Verbindung schmieden, die enger ist als zu irgendeinem anderen Menschen (1. Mose 2:24).
Ist das deine Ansicht über die Ehe? Wenn ja, bist du dir dann bewußt, wie weise es ist, „erst zu wägen, dann zu wagen“? Denn dein Ehepartner ist entweder jemand, zu dem du dich ein Leben lang hingezogen fühlst, oder jemand, an den du ein Leben lang gekettet bist. Wäre eine Teenagerehe etwas für dich? Wie wir gesehen haben, wurde vielen solchen Ehen Leid statt Freude beschert. Was macht den Unterschied aus?
Was erwartest du?
„Wir hatten eine völlig verkehrte Vorstellung von der Ehe“, erklärte ein junges Mädchen aus den USA. „Wir dachten, wir könnten kommen und gehen, wann wir wollten, und je nach Laune Geschirr spülen oder auch nicht. Aber es sieht ganz anders aus.“ Nicht nur schmutziges Geschirr, sondern auch die Wäsche muß gewaschen werden, und die Wohnung muß saubergehalten werden. Krankheit und alle damit verbundenen Folgen können niederschmetternd sein. „Viele Teenager heiraten, um sozusagen Puppenstube zu spielen. Oh, es sieht wie das reine Vergnügen aus! Man hält ein Kind für eine niedliche kleine Puppe, mit der man nur zu spielen braucht. Aber in Wirklichkeit sieht es ganz anders aus“, bekannte Vicky, die als Teenager heiratete und mit 20 ihr erstes Kind zur Welt brachte. Eine 16jährige Mutter beschrieb, wie zermürbend es für sie war, mit einem Kind, das „fünf Monate lang ununterbrochen schrie, ans Haus gebunden zu sein“. Sie sagte: „Mir war, als würde ich den Verstand verlieren.“
Noch schwieriger ist es, wenn man sich bemüht, „e i n Fleisch“ mit einer andersartigen Persönlichkeit (die sich vielleicht sogar noch von Tag zu Tag ändert) zu werden und die Herzensbedürfnisse des anderen zu befriedigen. Das erscheint manchmal unmöglich. „Indes werden die, die ... [heiraten], Drangsal in ihrem Fleische haben“, schrieb der Apostel Paulus. Wie wahr! Ja, „Drangsal“ oder „Not und Trübsal“ (1. Korinther 7:28, Bruns).
Zwar werden alle Verheirateten durch die „Drangsal in ihrem Fleische“ belastet, aber die Unerfahrenheit der meisten Teenager und ihre häufig unrealistischen Erwartungen machen ihre Ehe besonders anfällig. Obwohl nicht alle Frühehen unter einem solchen Druck zerbrechen, müssen die erfolgreichen darunter die größte Hürde der Teenagerehe überwinden — mangelnde Reife.
„Wir wurden erwachsen“ und lebten uns auseinander
Der neunjährige Raymond kennt die Merkmale einer guten Ehefrau. „Erstens muß sie Pizza mögen. Dann muß sie Käsekuchen mögen. Und sie muß Schokolade mögen“, sagte er. „Dann weiß ich, daß unsere Ehe ewig halten wird.“ Offensichtlich sind seine Vorstellungen Änderungen unterworfen. „Als ich ein Unmündiger war, pflegte ich wie ein Unmündiger zu reden, wie ein Unmündiger zu denken, wie ein Unmündiger zu überlegen“, schrieb der Apostel Paulus. „Nun aber, da ich ein Mann geworden bin, habe ich die Merkmale eines Unmündigen abgelegt“ (1. Korinther 13:11).
Haben jedoch alle Teenager, was die Partnerwahl anbelangt, „die Merkmale eines Unmündigen“ abgelegt? Maureen, die im vorangegangenen Artikel erwähnt wurde, erinnerte sich: „Ich war in Don verliebt. Er war so attraktiv, so stark, so sportlich und sehr beliebt. Ich dachte: ‚Mensch, wenn ich ihn kriege, dann hab’ ich einen guten Fang gemacht.‘ Mir waren sein Aussehen und sein Ruhm als Footballstar wichtig. Unsere Ehe mußte einfach funktionieren.“ Aber sie zerbrach innerhalb von zwei Jahren.
Maureen wurde erst nach der Eheschließung emotional erwachsen. Sie entwickelte völlig andere Bedürfnisse und Wertvorstellungen. „Plötzlich erkannten wir, daß unsere Lebensziele meilenweit voneinander entfernt waren“, erklärte Maureen. „Wir wurden erwachsen. Jetzt erkannte ich, daß ich jemanden brauchte, dem ich mich in intellektueller Hinsicht mitteilen konnte. Aber Dons ganzes Leben bestand aus Sport. Alles, was mir als 18jähriger so wichtig war, bedeutete mir plötzlich nichts mehr.“ Wenn die Betreffenden Zeit einräumen und Geduld üben, können sie heranwachsen und sich dennoch liebenlernen und für ihren Ehepartner sorgen. Doch welche Qualen könnten sie sich ersparen, wenn sie später heiraten und zuerst daran arbeiten würden, „die Merkmale eines Unmündigen“ abzulegen und „Erwachsene an Verständnisvermögen“ zu werden! Das würde ihnen helfen, die Hürde zu überwinden, über die die meisten verheirateten Teenager klagen (1. Korinther 14:20).
Geldprobleme
Das schlimmste Problem, mit dem 48 Teenagerpaare zu kämpfen hatten, die man drei Monate nach der Eheschließung befragte, war die „Einteilung des Einkommens“ — noch schlimmer sogar als die Kinderprobleme und als Schwierigkeiten mit den Schwiegereltern. Nach nahezu drei Jahren stellte man 37 dieser Ehepaare dieselbe Frage. Wieder Geldprobleme — und die Sorgen waren sogar noch größer!
„Welche Freude soll man schon am Leben haben“, fragte Bill, „wenn man nie genügend Geld hat, sich das zu kaufen, was man braucht, um zufrieden zu sein? Sicher, Geld ist nicht alles, aber wenn man nicht genug hat, damit es von einem Zahltag zum nächsten reicht, gibt es viel Streit, und man ist unglücklich.“ Oft findet man unter Teenagern die höchste Arbeitslosenquote und die niedrigsten Löhne. „Da ich meine Familie nicht unterhalten konnte, mußten wir bei meinen Eltern wohnen“, gab Roy zu, der mit 18 heiratete. „Dadurch traten große Spannungen auf, vor allem als ein Kind kam.“
„Bereite deine Arbeit draußen, und mache sie dir auf dem Felde zurecht“, empfiehlt die Bibel. „Danach sollst du auch deine Hausgemeinschaft aufbauen“ (Sprüche 24:27). In biblischen Zeiten arbeiteten die Männer auf den Feldern, um für die Bedürfnisse ihrer Familie zu sorgen. Sie mußten Feldfrüchte anbauen und Vieh züchten, um sich und eine Familie versorgen zu können; und dann konnten sie, nachdem sie solche Vorbereitungen getroffen hatten, eine „Hausgemeinschaft aufbauen“ — also heiraten und Kinder hervorbringen. Könnte man sich nicht auch heute durch ähnliche Vorbereitungen viel Herzeleid nach der Eheschließung ersparen?
Ratenzahlungen
Ob ein Ehepaar genügend Geld hat, hängt oft nicht so sehr von der Höhe des Einkommens als vielmehr von seinen Wertvorstellungen, Idealen und Erwartungen ab. Eine Studie offenbarte, daß „Teenager erwarteten, für ihre Familie sofort viele der Anschaffungen machen zu können, die sich ihre Eltern wahrscheinlich erst nach vielen Jahren leisteten“. Daher stürzen sich viele nach der Eheschließung in Schulden. Im Jahre 1977 waren in den Vereinigten Staaten 65 Prozent der Familienväter unter 25 Jahren mit Ratenzahlungen belastet. Bei jedem sechsten von ihnen beliefen sich die Zahlungen auf über 20 Prozent des Jahreseinkommens — ein größerer Anteil als bei irgendeiner anderen Altersgruppe und zweimal so hoch wie der landesweite Durchschnitt. Viele jungverheiratete Teenager müssen noch lange Schulden abzahlen.
„Wenn wir alles neu angeschafft und in Raten abgezahlt hätten, wären wir zugrunde gegangen“, sagte James. Wie bereits im vorangegangenen Artikel erwähnt, führen er und Ann eine erfolgreiche Ehe, obwohl sie als Teenager heirateten. „Aber wir kauften nichts neu. Ein Großteil unserer Möbel waren gebrauchte Stücke von einigen Freunden und von unseren Eltern. Obwohl man nichts davon als superschön bezeichnen konnte, war es ausreichend. Im Laufe der Zeit kauften wir neue Stücke, für die wir gespart hatten.“ Ann, die in einem verhältnismäßig wohlhabenden Elternhaus groß geworden war, empfand das „ständige Knausern und Sparen“ als große Umstellung.
„Aber ich war entschlossen“, bekannte Ann, „meinen Mann nicht zu drängen, Schulden zu machen oder mehr zu arbeiten, damit wir uns Neues anschaffen könnten, wie das einige meiner Freundinnen mit ihren Männern gemacht hatten. Meine Mutter hatte mir das Nähen beigebracht und schenkte uns eine Nähmaschine. Die meisten Kleidungsstücke für James machte ich selbst. Wir stellten fest, daß wir uns auf die wichtigen Dinge, vor allem auf unsere Anbetung, konzentrieren konnten, was uns einander näherbrachte.“ Ja, dieses junge Ehepaar bekundete Reife, indem es mit „Lebensunterhalt und Bedeckung“ zufrieden war und „die Merkmale eines Unmündigen“ ablegte und nicht dachte, das Glück beruhe auf materiellen Dingen (1. Timotheus 6:8-10).
Jetzt habe ich Drangsal
„Ich wußte, daß Sex vor der Ehe verkehrt ist, und daher heiratete ich hauptsächlich des Sex wegen, obwohl ich das niemals gegenüber irgend jemandem zugegeben hätte“, bekannte Roy, der mit 18 heiratete. Manche Teenager, die Heiratsabsichten haben, verweisen vielleicht sogar auf 1. Korinther 7:9, wo es heißt: „Wenn sie aber keine Selbstbeherrschung haben, so mögen sie heiraten, denn es ist besser, zu heiraten, als von Leidenschaft entbrannt zu sein.“ Doch in Vers 36 empfiehlt der Apostel Paulus eine Heirat für den Fall, daß jemand „die Blüte der Jugend“ hinter sich gelassen hat.
Teenager sind in einem Alter, in dem das sexuelle Verlangen erblüht und sehr stark wird. Doch nach dieser anfänglichen Aufwallung läßt das sexuelle Verlangen nach, so wie eine Blume nach dem Erreichen der vollen Blüte zu welken beginnt. Wenn du in der „Blüte der Jugend“ heiratest, können deine Beweggründe für die Heirat verzerrt sein, so daß du gegenüber gewissen negativen Eigenschaften eines voraussichtlichen Partners blind wirst. Roy beispielsweise, dessen Ehe nach drei Jahren vor dem Scheidungsrichter endete, fügte hinzu: „Nachdem ich geheiratet hatte, stellte ich fest, daß die große Begeisterung für den Sex sehr bald abflaute und wir dann echte Probleme bekamen.“
Bei der zuvor erwähnten Studie über 48 Teenagerehen wurde festgestellt, daß nach finanziellen Problemen die Geschlechtsbeziehungen der häufigste Streitpunkt waren. Die Ehe löst sicher nicht alle Probleme. Befriedigende Geschlechtsbeziehungen in der Ehe sind das Ergebnis selbstloser Rücksichtnahme, bekundet von Personen, die Selbstbeherrschung entwickelt haben. Du kannst somit auf eine glückliche Ehe hinarbeiten, indem du lernst, deine Begierden zu beherrschen und in deinem Leben als Unverheirateter Selbstlosigkeit zu bekunden (1. Korinther 7:3, 4).
Ist es also vernünftig, als Teenager zu heiraten? Falls du es erwägst, solltest du dir die Diagramme auf den Seiten 14 und 15 ansehen. Gegründet auf zahlreiche Fälle, lassen sie erkennen, wie es um deine Aussicht auf Eheglück bestellt ist.
Wie du dich jetzt im Hinblick auf die Ehe entscheidest, mag dein ganzes Leben bestimmen. Sicher ist eine Teenagerehe kein Verbrechen. Aber wieviel vernünftiger ist es doch, wenn du die Beständigkeit deiner Liebe prüfst, indem du wartest und erst gewährleistest, daß du die innere Stärke hast, die nötig ist, um der Ehe gerecht zu werden!
[Übersicht auf Seite 19]
Die Aussichten auf Eheglück
Merkmal Am schlechtesten Mittelmäßig Am besten
1. Schwan- Voreheliche Keine voreheliche Schwangerschaft
ger- Schwangerschaft Schwangerschaft, frühstens nach
schaft Schwangerschaft dem ersten
unmittelbar nach Ehejahr
der Heirat
2. Bekannt- Weniger als Mindestens ein Mehrere Jahre
schaft sechs Monate, Jahr mit min- mit mindestens
vor der keine Ver- destens sechs- sechsmonatiger
Ehe lobungszeit monatiger Zeit der Zeit der Ver-
Verlobung oder des lobung oder des
Einverständnisses Einverständnis-
zu heiraten ses zu heiraten
3. Soziales Im allgemeinen Gemischt Im allgemeinen
Verhal- schlechte Kon- gute Kontakt-
ten taktfähigkeit, fähigkeit,
mangelnde Reife, flexibel, reif,
wenig Interes- gute und erbau-
sen, schlechte liche Beziehung
persönliche und zu anderen
soziale Anpassungsfähigkeit
4. Einstel- Streng dagegen Etwas dagegen Unterstützung,
lung der oder resignierte sobald klare
Eltern Billigung Entscheidung
vor der gefallen ist
Ehe
5. Hochzeit Flucht von zu Herkömmlich, am
Hause und Heimatort und
standesamtliche mit kirchlichem
Trauung Segen
6. Finan- So gut wie Kaum von Verwand- Zumindest ge-
zielle völlig von ten abhängig, sichertes Ein-
Aus- Verwandten größtenteils ei- kommen oberhalb
gangs- abhängig genes Einkommen, der selbst-
position selbst wenn es an empfundenen
der kritischen kritischen
Grenze liegt Grenze
7. Wohnsitz Immer bei den Zeitweise bei Ver- Stets eigenen
Schwiegereltern wandten, zeitweise Wohnsitz
oder bei unabhängig
anderen Verwandten
Teilweise gestützt auf „Trends and Prospects for Young Marriages in the United States“ von Lee G. Burchinal.