Euer Ehebund und Gott
DIE Ehe ist mehr als eine Geschlechtsgemeinschaft zwischen Mann und Frau. Sie hat noch viele weitere wichtige Seiten. So spielt das Seelische eine Rolle, die Einstellung zur Religion, der gesellschaftliche Stand, die Gestaltung der Freizeit, die Bildung und das Geld.
Am Anfang sagte Jehova Gott: „Es ist für den Menschen nicht gut, daß er weiterhin allein sei. Ich werde ihm eine Gehilfin machen als sein Gegenstück.“ Darauf schuf Gott Eva und brachte sie zu Adam. Von da an galt die Regel: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen, und er soll fest zu seiner Frau halten; und sie sollen e i n Fleisch werden.“ Die Worte des weisen Königs Salomo: „Zwei sind besser als einer“ kann man gut auf die Ehe anwenden. — 1. Mose 2:18, 24; Pred. 4:9.
Zwei sind tatsächlich besser daran als einer, aber zwei Menschen gelingt es ohne Hilfe von außen offenbar nicht, eine gefestigte und glückliche Ehe zu führen. Das zeigt die große Zahl unglücklicher und zerrütteter Ehen. Untersuchungen in den Vereinigten Staaten haben ergeben, daß nur fünfzig Prozent aller Paare, die heiraten, Aussicht haben, in der Ehe glücklich zu werden, obschon alle anfänglich diese Hoffnung hegen. In gewissen Ländern wird sogar jede dritte und in einigen Städten sogar jede zweite Ehe geschieden.
Da die heutige Ehe großen Belastungen ausgesetzt ist, werden Gesetze geschaffen, die die Scheidung erleichtern. Nachdem im Staate New York jahrzehntelang der Ehebruch als einziger Scheidungsgrund anerkannt worden ist, gelten jetzt eine ganze Anzahl weiterer Scheidungsgründe. Und in Kalifornien wird eine Ehe schon geschieden, wenn einer der zwei Partner oder beide die Ehe wegen „Unverträglichkeit“ auflösen möchten (Time, 12. Januar 1970).
Warum?
Mit Recht ist darauf hingewiesen worden, daß menschliche Schwäche und Selbstsucht, die vor allem bei seelischer Unreife schwer ins Gewicht fallen, die Hauptursachen für unglückliche und zerrüttete Ehen sind. Bei zwei seelisch unreifen Menschen gibt es stets Reibungsflächen. Eine solche Unreife kommt dadurch zum Ausdruck, daß man immer seinen eigenen Willen durchsetzen möchte, daß man (wie beim Spielen um Geld) nur entgegennehmen und nichts geben möchte, daß man seine Enttäuschungen in Alkohol ertränkt oder anfängt, einen lockeren Wandel zu führen oder Seitensprünge zu machen. Zerstörend auf die Ehe wirkt auch der heutige Existenzkampf, das moderne Werbewesen, das die Menschen verleitet, über ihre Verhältnisse zu leben.
Und obschon es paradox klingen mag, ist es dennoch eine Tatsache, daß gerade das, was eine Ehe so glücklich machen könnte — die Verschiedenheit der Geschlechter —, eine Ehe zerstören kann, wenn es an der richtigen Einstellung dazu fehlt. Der Mann mag zum Beispiel mehr vom Verstand gelenkt werden und sachlicher sein als die Frau, die Frau dagegen mag mehr Gefühlswärme haben und tiefer empfinden.
Für den Durchschnittsmann spielt die Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse eine wichtige Rolle, für die Durchschnittsfrau dagegen mögen andere Dinge wichtiger sein. Als Beispiel dafür sei Juda, einer der Söhne Jakobs, angeführt, der mit seiner Schwiegertochter Geschlechtsbeziehungen hatte. (1. Mose 38:1-26) Somit liegt eine gewisse Wahrheit in den Worten, daß der Mann liebe um des Geschlechtlichen willen, die Frau dagegen sich dem Manne hingebe, um geliebt zu werden. Es wird auch behauptet, daß der Mann sich ein eigenes Heim anschaffe, um zu heiraten, während die Frau heirate, um ein eigenes Heim zu haben. — 1. Kor. 7:1, 2.
„Eine dreifache Schnur“
Eine wichtige Voraussetzung für eine glückliche Ehe ist der Wunsch, dem anderen zu gefallen, aber das genügt nicht. Mehr ist erforderlich. Wir lesen: „Eine dreifache Schnur kann nicht so schnell entzweigerissen werden.“ (Pred. 4:12) Die Ehe wird eine dreifache Schnur, wenn man Gott in diesen Bund einbezieht. Wie kann das geschehen? Indem man den Bund der Ehe vor Gott schließt und stets anerkennt, daß man die Pflicht hat, ihm, dem Stifter der Ehe, wohlzugefallen.
Das wird selbst von Erziehern und Universitätsprofessoren, die sich mit Eheproblemen befassen, anerkannt. F. Alexander Magoun, der seit Jahrzehnten in den ganzen Vereinigten Staaten in Colleges Vorlesungen hält, hat das letzte Kapitel seines Buches über Liebe und Ehe überschrieben „Religion in der Familie“. Er schreibt: „Man kann das Leben und die Religion nicht voneinander trennen ... Echte Religiosität ist für ein glückliches und erfülltes Leben unerläßlich ... Jedes materielle Problem hat immer eine religiöse Seite, und erst wenn man die religiösen Grundsätze entdeckt hat, die man zur Lösung anwenden muß, ist die Lösung möglich.“
Auch der Soziologe J. D. Unwin hat erklärt, eine Ehe könne sich nur dann voll entfalten, wenn die Partner sich einer Aufgabe hingäben, die außerhalb der Ehe liege und die beide Ehepartner als wichtiger betrachten würden als sich selbst oder ihr Verhältnis zueinander. Christen, die Jehova Gott hingegeben sind und ihm dienen, haben eine solche Aufgabe.
Gott wohlgefallen, indem man seinen Nächsten liebt
Gott in die Ehe einbeziehen, indem man wohlgefällig vor ihm wandelt, bedeutet, seine Gebote zu halten, die in seinem Wort, der Bibel, aufgezeichnet sind. Eines dieser Gebote lautet: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Für den Verheirateten ist sein Ehegatte der Nächste. Ehepaare müssen auch folgende Worte Jesu auf ihr Verhältnis anwenden: „Und wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun, so tut auch ihnen.“ Wie wird doch eine Ehe gefestigt, wenn diese Gebote befolgt werden! — Mark. 12:31; Luk. 6:31.
Eheleute haben gelobt, einander zu lieben. Wie handelt die Liebe? Gottes Wort sagt: „Die Liebe ist langmütig und gütig. Die Liebe ist nicht eifersüchtig, sie prahlt nicht, bläht sich nicht auf, benimmt sich nicht unanständig, blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus, läßt sich nicht aufreizen. Sie rechnet das Böse nicht an. Sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sondern freut sich mit der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles. Die Liebe versagt nie.“ Das zeigt deutlich, daß eine Ehe niemals zerbrechen würde, wenn Mann und Frau diese göttlichen Gebote befolgten. — 1. Kor. 13:4-8.
Da Eheleute unvollkommen sind, kommt es gelegentlich vor, daß einer den andern verletzt. Gottes inspirierter Rat kann auch in dieser Beziehung helfen: „Werdet aber freundlich gegeneinander, voll zarten Erbarmens, indem ihr einander bereitwillig vergebt, so, wie auch Gott euch durch Christus bereitwillig vergeben hat.“ In der Bibel wird Christen außerdem geboten, die Früchte des Geistes Gottes zu entwickeln: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung“. Wenn sich Eheleute bemühen, gute Christen zu sein, wird ihre Ehe gefestigt, weil sie dadurch Gott in ihre Ehe einbeziehen. — Eph. 4:32; Gal. 5:22, 23.
Göttliche Grundsätze, die das Eheleben regeln
Es war der Wille Gottes, des Stifters der Ehe, daß diese Einrichtung ein großer Segen und eine Quelle des Glücks werde. Aber sie wird das nur, wenn man sich an die Grundsätze hält, die er für die Ehe aufgestellt hat. Aus diesen für die Ehe festgelegten Regeln geht hervor, welche Aufgaben jeder der beiden Ehegatten erfüllen sollte.
Die Aufgabe des Mannes besteht darin, liebevoll als Haupt zu amten: „Das Haupt einer Frau [Ehefrau] aber ist der Mann.“ (1. Kor. 11:3) Eine Familie ist eine kleine Gesellschaft, und jede Gesellschaft muß ein Haupt haben, wenn sie bestehen und ihren Zweck erfüllen will. Ein reifer Mann ist geistig, physisch, seelisch und biologisch geeignet, die Familie zu leiten.
Aber trotz dieser Aufgabe darf der Ehemann kein selbstsüchtiger, eigenmächtiger Diktator sein. Wäre er das, dann würde er folgenden göttlichen Rat mißachten: „Ihr Ehemänner, fahrt fort, eure Frauen zu lieben, so, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich für sie dahingegeben hat ... Ebenso sind die Ehemänner verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst, denn kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und hegt und pflegt es.“ Christus ist in bezug auf selbstlose Liebe ein leuchtendes Vorbild, dem Ehemänner nachstreben sollten. — Eph. 5:25-29.
Man darf den Grundsatz, daß der Mann das Haupt ist, nicht als altmodisch oder überholt beiseite schieben. Die Aufgabe, als Haupt zu amten, ist ein Erbe, das der Mann von Gott empfangen hat.
Es gibt Leute, die sagen, die Familie sollte nach demokratischem Grundsatz geleitet werden, indem alle Glieder darüber abstimmten, wie die Familie zu leiten sei. Das entspricht aber ganz und gar nicht dem Willen des Schöpfers! Elton Trueblood, der zu den bekanntesten Erziehern Amerikas gehört, erklärte: „Nur wenn beide Ehegatten die Autorität des Mannes, wie sie im biblischen Schöpfungsbericht umrissen wird, voll und ganz anerkennen, wird die wahre Würde sowohl des Mannes als auch der Frau geachtet“ (The Recovery of Family Life, S. 89).
Noch genauer drücken sich David und Vera Macea aus, die auf allen fünf Kontinenten Eheprobleme untersucht haben:
„Es können nicht alle so behandelt werden, als wären sie einander völlig gleich, weil sie das in Wirklichkeit nicht sind. Ein Mann und eine Frau mögen in der Gesellschaft gleichberechtigt sein. Aber in der Ehe, wenn der Mann seine Aufgabe und die Frau ihre Aufgabe erfüllt, sind sie einander nicht gleich, sondern ergänzen einander; auf diesem Gebiet ist der Begriff der Gleichberechtigung sinnlos. Eltern und Kinder können auch nicht einander gleich sein, weil das Kind die schützende Autorität seiner Eltern benötigt, um in der Geborgenheit zu leben, ohne die eine gesunde Entwicklung zum erwachsenen Menschen nicht möglich wäre.
Hier, im Westen, kommen wir daher zu der Einsicht, daß wir nicht nur den Mann, sondern auch alle andern schädigen, wenn wir die väterliche Autorität in der Familie untergraben. Die Frau kann ihre Aufgabe in der Ehe nicht erfüllen, wenn man dem Mann die Möglichkeit nimmt, seine Aufgabe zu erfüllen. Die Familie kann nicht als Gemeinschaft funktionieren, wenn derjenige, der sie von Natur aus zu leiten hat, entthront wird.
In den westlichen Ländern ist die Ehe in eine Krise geraten, weil Mann und Frau sich nicht gegenseitig helfen, in der Ehe die richtige Rolle zu finden. Wenn der Mann seine Aufgabe, zu leiten und Unternehmungsgeist zu entwickeln, nicht mehr erfüllen kann, ist es der Frau unmöglich, ihre Aufgabe, ihn darin zu unterstützen, zu erfüllen“ (Marriage: East and West, 1960, S. 297).
Wer die Rolle, die die Bibel dem Manne zuweist, nämlich die Ehegemeinschaft zu leiten, bejaht, bejaht auch die Rolle, die die Bibel der Frau zuweist, eine Rolle, die ebenso ihrer natürlichen Veranlagung und Eignung entspricht. Die ihr von Gott zugewiesene Aufgabe der Mutterschaft ist zweifellos beglückend, fordert aber auch ihren Preis. Der monatliche Zyklus der Frau, Schwangerschaft und Geburt, Stillen und Pflegen des Kindes — alles das zeigt deutlich, daß die Frau Geborgenheit benötigt, eine Geborgenheit, die ihr allein der Mann geben kann. Nur die Frau mit ihrem sanften und empfindsamen Wesen, das gerade Gegenteil von der tatkräftigen Natur des Mannes, vermag die Bedürfnisse (die seelischen, geistigen und körperlichen) eines Kindes zu erfüllen.
In seiner Weisheit und Liebe hat der Schöpfer angeordnet, daß die Frau sich ihrem Mann, dem Vater ihrer Kinder, unterordne. Nur wenn sich die Frau dem Mann unterordnet, kann er sie lieben wie seinen eigenen Leib, denn sein Körper gehorcht ihm auch. In Gottes Wort finden wir daher das Gebot: „Die Ehefrauen seien ihren Männern untertan wie dem Herrn.“ „Andererseits sollte die Frau tiefen Respekt vor ihrem Mann haben.“ Die Ehe wird dadurch gefestigt, daß Mann und Frau die ihnen von Gott übertragenen Aufgaben erfüllen. — Eph. 5:22-33.
Frauen, die in allem den Männern gleich sein möchten und die die Aufgaben des Mannes übernehmen und erfüllen möchten, schaden sich eigentlich selbst. Sie verleugnen ihre Weiblichkeit. Allerdings hat der Mann die natürliche Veranlagung, zu leiten und die Initiative zu ergreifen, wendet aber ein liebevoller Gatte und Vater diese Eigenschaften nicht im Interesse seiner Frau und seiner Kinder an? Eine bekannte Psychoanalytikerin und Schriftstellerin in New York schrieb, wenn sie mit Frauen über deren Eheprobleme spreche, sage sie jeweils u. a.: „Die Frauen müssen lernen, Gott täglich für die große Tatkraft und Energie ihres Mannes zu danken.“
Die Ehe wird auch gefestigt, wenn man befolgt, was Gott in seinem Wort über die geschlechtlichen Beziehungen zwischen den Ehegatten sagt. Weder der Mann noch die Frau haben ausschließliche Gewalt über den eigenen Leib, sondern jeder hat Anrecht auf den des anderen zur Erfüllung seiner sexuellen Bedürfnisse. (1. Kor. 7:3-7) Eheleuten wird auch der Rat gegeben, ihre Sexualbeziehungen auf ihren Ehegatten zu beschränken; Untreue eines Ehegatten ist der einzige Scheidungsgrund, der berechtigt, sich wieder zu verheiraten. — Matth. 19:4-6, 9.
Mit Gott wandeln
Man kann Gott noch in einer anderen Weise in die Ehe einbeziehen, um sie zu festigen: indem Mann und Frau ‘mit Gott wandeln’. (Micha 6:8) Was bedeutet das? Es bedeutet, ein vertrautes Verhältnis zu Gott zu haben. Das kommt dadurch zum Ausdruck, daß man sich stets an Gott um Weisheit und Kraft wendet, und ganz besonders dadurch, daß man sich Gott häufig im Gebet naht. Es bedeutet, so zu handeln wie Moses, der standhaft blieb, „als sähe er den Unsichtbaren“. Es bedeutet, den Rat zu befolgen: „Seid um nichts ängstlich besorgt, sondern laßt in allem durch Gebet und Flehen zusammen mit Danksagung eure Bitten bei Gott bekanntwerden.“ — Hebr. 11:27; Phil. 4:6.
Es ist eine Tatsache, daß „zwei“ besser daran sind „als einer“. „Denn wenn einer von ihnen fallen sollte, kann der andere seinen Mitgenossen aufrichten.“ Aber besser noch ist „eine dreifache Schnur“, denn sie „kann nicht so schnell entzweigerissen werden“. Nichts und niemand kann euch so helfen, eure Ehe zu einem festen — und auch glücklichen — Bund oder zu einer „dreifachen Schnur“ zu machen, wie wenn ihr Gott in euren Ehebund einbezieht. — Pred. 4:9-12.
[Fußnote]
a D. Mace ist außerordentlicher Professor für Familiensoziologie an der Universität von Pennsylvanien und Vorsitzender der Internationalen Eheberatungskommission.