Fragen von Lesern
◼ Durch welche Art von Kommunikation verständigte sich die Schlange im Garten Eden mit Eva?
In 1. Mose 3:1 heißt es: „Die Schlange nun erwies sich als das vorsichtigste aller wildlebenden Tiere des Feldes, die Jehova Gott gemacht hatte. So begann sie zur Frau zu sprechen: ‚Sollte Gott wirklich gesagt haben: Ihr dürft nicht von jedem Baum des Gartens essen?‘“
Man hat schon verschiedene Möglichkeiten der Kommunikation zwischen der Schlange und Eva, einschließlich der Körpersprache oder der Gesten, in Betracht gezogen. Zum Beispiel kommentierte der englische Kleriker Joseph Benson: „Auf welche Weise die Schlange mit ihr sprach, wissen wir nicht. Aber wahrscheinlich geschah es durch irgendeine Art von Zeichen. Manche sind tatsächlich der Ansicht, Schlangen seien damals als vernunft- und sprachbegabte Geschöpfe bekannt gewesen, so daß Eva nicht überrascht gewesen sei, als die Schlange zu ihr sprach und ihr ihre Überlegungen kundtat. Das wäre jedoch, wie sie meinen, sonst der Fall gewesen. Aber dafür gibt es keinen Beweis.“a
Man hat gefolgert, daß allein durch die Gegenwart und das Verhalten der Schlange eine Botschaft übermittelt werden konnte. Natürlich hatte Gott nicht zu den Tieren, sondern zum Menschen (Adam) gesagt: „Was aber den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse betrifft, davon sollst du nicht essen, denn an dem Tage, da du davon ißt, wirst du bestimmt sterben“ (1. Mose 2:17). Dennoch mag Eva, falls sich die — als sehr ‘vorsichtig’ bekannte — Schlange auf dem Baum aufhielt, geschlußfolgert haben, der Baum könne gar nicht so gefährlich sein. Die Schlange mag sogar betörende Bewegungen vollführt haben, durch die möglicherweise der Eindruck erweckt wurde, die Berührung des Baumes habe ihr Vorteile gebracht.
Doch all das, was wir in 1. Mose 3:1-5 lesen, wie zum Beispiel der Hinweis, Eva könne wie Gott werden und wäre dann in der Lage, zu entscheiden, was gut und was böse sei, kann wohl kaum durch bloße Körperbewegungen übermittelt werden. Außerdem heißt es in dem inspirierten Geschichtsbericht, daß die Schlange „zur Frau zu sprechen“ begann. Eva erwiderte logischerweise mit Worten. „Darauf sprach die Schlange [wieder] zur Frau.“ Die Behauptung Joseph Bensons, die Schlange habe sich lediglich durch Zeichen oder Bewegungen verständigt, würde zu der Ansicht führen, Eva hätte auf gleiche Weise, nämlich mit Gesten, erwidert.
Der Apostel Paulus bezog sich auf diesen Vorfall und schrieb den Christen in Korinth als Warnung: „Ich fürchte aber, daß etwa so, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, euer Sinn verdorben werde.“ Diese Gefahr ging von ‘falschen Aposteln, betrügerischen Arbeitern’ aus. Gewiß kam die Bedrohung, die die „superfeinen Apostel“ darstellten, nicht nur durch ihre Erscheinung und durch Gesten zum Ausdruck; dazu gehörten auch ihre Reden, ihre listigen Worte zur Irreführung anderer (2. Korinther 11:3, 5, 13).
Aber die buchstäbliche Schlange hatte keine Stimmbänder, mit denen sie hätte sprechen können, oder? Es gibt nichts, was das vermuten ließe. Allerdings wäre das auch nicht nötig gewesen. Die Tatsache, daß Jehova durch ein Lasttier zu Bileam sprach, bedeutet nicht, die Eselin hätte einen Stimmapparat gehabt, der mit dem Bileams vergleichbar gewesen wäre. Wir lesen: „Schließlich öffnete Jehova den Mund der Eselin, und sie sprach zu Bileam ...“ Bileam beantwortete die Frage des Tieres, worauf das Tier, das an sich nicht die menschliche Sprache beherrschte, wieder eine Äußerung machte (4. Mose 22:26-31). Bei diesem Vorfall öffnete Jehova Bileams Augen, so daß er vor sich einen Engel, eine Geistperson, sehen konnte. Die Ursachen dafür, daß sich dieses ‘stumme Lasttier mit der Stimme eines Menschen äußerte’, lagen im geistigen Bereich (2. Petrus 2:16).
Bediente sich Jehova etwa einer Art übernatürlicher Bauchredekunst? Vielleicht, aber wir können keine dogmatische Aussage über die genaue Methode machen. Aus Johannes 8:44 und Offenbarung 12:9 geht hervor, daß hinter der buchstäblichen Schlange in Eden derjenige stand, der „Teufel und Satan genannt wird“. Er ist ebenfalls eine übermenschliche Geistperson, jedoch eine böse. (Vergleiche 1. Samuel 28:7, 8, 15-19.)
Selbst wenn die Bewegungen der buchstäblichen Schlange dazu gedient haben mögen, ihre Botschaft an Eva zu bekräftigen, war offensichtlich wirkliche Sprache — Worte, die Eva hören und auf die sie etwas erwidern konnte — im Spiel. All das geschah auf Betreiben des Erzbetrügers, Satans, der ‘immer wieder die Gestalt eines Engels des Lichts annimmt’ (2. Korinther 11:14).
[Fußnote]
a C. T. Russell schrieb im Jahre 1907: „Ob sie mit hörbarer Stimme oder nur durch ihr Verhalten sprach, können wir nicht wissen — mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit trifft letzteres zu, denn wir sagen auch manchmal: ‚Taten reden lauter als Worte.‘“