Fragen von Lesern
● Kämpfte der Apostel Paulus in der Arena gegen wilde Tiere, wie dies aus 1. Korinther 15:32 (NW) hervorzugehen scheint: „Wenn ich, wie Menschen, mit wilden Tieren in Ephesus gekämpft habe, was nützt es mir?“ — M. H., Vereinigte Staaten.
Im Wachtturm vom 15. Juni 1944 wurde über diesen Text folgendes gesagt: „Es gibt keinen Grund, anders zu denken, als daß der Apostel Paulus während der Jahre, die er in Ephesus zubrachte, von seinen Feinden ergriffen und in die Arena geworfen wurde, damit er dort mit wilden Tieren kämpfe, und daß er vom Herrn durch ein Wunder befreit wurde, gleichwie Daniel von den Löwen errettet wurde.“
Von Ephesus aus schrieb Paulus an die Korinther: „Mir scheint, daß Gott uns, die Apostel, zuletzt zur Schau gestellt habe als Menschen, die zum Tode bestimmt sind, denn wir sind ein Schauspiel für die Welt geworden, sowohl für Engel wie für Menschen.“ (1. Kor. 4:9, NW) In Ephesus gab es ein Stadion, in dessen Arena die Gladiatoren fochten, während Tausende zuschauten. Bisweilen wurden Menschen, die zum Tode bestimmt waren, zur Schau gestellt, indem sie in der Arena vor wilde Tiere gestellt wurden, um das gegen sie lautende Todesurteil auf diese Weise zu vollziehen, während große Massen dem grausigen Schauspiel von den Plätzen des Theaters oder Stadions aus zuschauten. Es ist sehr wohl möglich, daß der Apostel Paulus durch eine solche harte Prüfung gehen mußte, daß er aber durch ein Wunder von den wilden Tieren errettet wurde, gleichwie er bei einem anderen Anlaß vor Schaden bewahrt wurde, als eine Viper ihn biß, und er also ähnlich wie Daniel von der Löwengrube errettet wurde. — Apg. 28:3-6.
Viele behaupten, Paulus habe in Bildersprache geredet, als er sich auf den Kampf mit Tieren in Ephesus bezog, und daß er sagen wollte, er habe mit grausamen, bestialischen Menschen gekämpft, die sein Predigtwerk anfeindeten. Solche sagen, ein römischer Bürger wie Paulus wäre kaum in die Arena geworfen worden. Auch hätte Paulus ein so außergewöhnliches Ereignis, wie es die Befreiung aus der Arena gewesen wäre, mehr hervorgehoben, und Lukas hätte es in der Apostelgeschichte ausdrücklicher beschrieben. Es besteht die Möglichkeit, daß Paulus die Sache bildlich meinte, und daß die Tiere, die er im Sinn hatte, die ihm feindlichen Menschen waren.
Das bloße Verschweigen durch Lukas verneint aber nicht eine buchstäbliche Befreiung, und es kann kaum behauptet werden, daß Paulus sie nicht erwähnte in Anbetracht seiner Worte in 1. Korinther 4:9 und noch spezieller hinsichtlich seiner späteren Bemerkung in 15:32. Er mag keine Einzelheiten in diesem Briefe angegeben haben, weil andere eingehende Berichte die Korinther bereits erreicht haben mögen. Bestimmt erlitt Paulus in Ephesus eine außerordentliche Prüfung, und die Korinther scheinen davon Kenntnis gehabt zu haben, denn Paulus erwähnte dieses überwältigende Erlebnis, ohne es eingehend zu schildern, als er bald wieder an die Korinther schrieb: „Wir wollen nicht, daß ihr unkundig seid, Brüder, was unsere Drangsal betrifft, die [uns] in [der Provinz] Asien widerfahren ist, daß wir übermäßig beschwert wurden, über Vermögen, so daß wir selbst am Leben verzweifelten. Wir selbst aber hatten das Urteil des Todes in uns selbst, auf daß unser Vertrauen nicht auf uns selbst wäre, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, welcher uns von so großem Tode errettet hat und errettet, auf welchen wir unsere Hoffnung gesetzt haben, daß er uns auch ferner erretten werde.“ — 2. Kor. 1:8-9.
Diese Worte würden bestimmt auf einen Kampf mit Tieren in der Arena passen und auf die von Jehova bewirkte Errettung. Sie scheinen zu kraftvoll zu sein, um nur den Pöbel zu beschreiben, der durch Demetrius, den Silberschmied, aufgehetzt wurde, wie einige es behaupten. Auf jeden Fall lag der Druck statt auf Paulus mehr auf seinen Reisegefährten, Gajus, Aristarchus und Alexander. Obwohl Paulus bereit war, sich ins Theater zu begeben, ging er nicht dorthin, da seine Jünger es nicht zuließen, daß er ein solches Risiko auf sich nahm. (Apg. 19:23-41) Paulus gehörte nicht zu denen, die eine erlittene Verfolgung in übertriebener Weise beschrieben hätten. Er erwähnt beiläufig viele schwere Prüfungen, ohne sie im einzelnen anzuführen und sagt u. a. auch, daß er „oft dem Tode nahe“ war. Einer dieser Fälle, wo er dem Tode nahe war, hätte der Kampf mit wilden Tieren in der Arena in Ephesus sein können. — 2. Kor. 11:23-27, NW.
● Im neuen [in Englisch erschienenen] Buche You May Survive Armageddon into God’s New World, Seite 223, Abschnitt 7, wird gesagt: „Die Mehrheit der Brautklasse hat den Bräutigam nie gesehen.“ Diese Erklärung scheint dem ersten Teil von Abschnitt 14 zu widersprechen, wo es heißt: „Die Mehrheit der Glieder der Brautklasse haben ihren irdischen Lauf beendet … und sind mit ihm im Tempel vereint worden.“ Wie sind diese Erklärungen zu verstehen? — R. R., Vereinigte Staaten.
Der 7. Abschnitt auf Seite 223 des englischen Buches You May Survive Armageddon into God’s New World widerspricht den Tatsachen nicht. Dort wird die Christenversammlung, die sich auf ihrer Reise durch diese Welt befindet, mit Rebekka verglichen, die sich auf die Reise begab, um ihrem Verlobten, ihrem Bräutigam Isaak, entgegenzugehen, den sie nie gesehen hatte. Petrus schrieb an die christlichen ‚vorübergehend Ansässigen‘, die in den Provinzen von Kleinasien verstreut wohnten, die Worte: „… bei der Offenbarung Jesu Christi. Obwohl ihr ihn nie gesehen habt, liebt ihr ihn, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht, glaubt ihr an ihn.“ (1. Pet. 1:7, 8, NW) Sie hatten ihn nicht auf Erden gesehen, aber Petrus und auch Johannes hatten ihn gesehen. In 1. Johannes 1:1 (NW) heißt es: „Das, was war, seitdem ein Anfang gemacht wurde, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir aufmerksam angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens.“ Die Brautklasse besteht bis zum heutigen Tage, also neunzehnhundert Jahre, seitdem Petrus schrieb, und somit ist der 7. Abschnitt von Seite 223 richtig, wenn es dort heißt: „Die Mehrheit der Brautklasse hat den Bräutigam nie gesehen. Dennoch liebt sie ihn mit einer Liebe, die über diese Welt triumphiert und bewahrt ihre jungfräuliche Reinheit inmitten dieser Welt.“ Als Petrus darüber sprach, daß der verherrlichte Bräutigam im Himmel zu sehen sei, hatte niemand von der Christenversammlung, nicht einmal eine Minderheit davon, selbst nicht Petrus, Johannes oder Paulus, ihn je so gesehen. Denn es heißt in 1. Johannes 3:2: „Wir wissen, daß, wann immer er kundgemacht wird, wir ihm gleich sein werden, weil wir ihn sehen werden, wie er ist.“ — NW.
Der obige Abschnitt bespricht gar nicht die Auferstehung. Wer also sechs Seiten des Buches überspringt und auf Seite 229 zum Abschnitt 14 kommt, der stößt auf etwas, was in Abschnitt 7 nicht besprochen wird. Er kommt zum Ende des irdischen Laufes der Brautklasse, während welchem die Mehrheit dieser Brautklasse den Bräutigam nie im Fleische gesehen hatte. (Joh. 3:29) Somit widerspricht der 14. Abschnitt dem obenerwähnten Abschnitt 7 und dem vierten Satz von Abschnitt 13 auf Seite 228 nicht, wenn gesagt wird: „Die Mehrheit der Glieder der Brautklasse hat ihren irdischen Lauf beendet und ‚ihre Berufung und Erwählung für sich festgemacht‘.“ Durch die erste Auferstehung sind sie zu himmlischem Leben in der Gleichheit ihres Bräutigams auferweckt und mit ihm im Tempel vereint worden. Diese in Abschnitt 14 erwähnte „Mehrheit“ schließt Petrus selbst ein, die in Abschnitt 7 erwähnte „Mehrheit“ jedoch nicht. Um nicht in Widersprüche hineinzugeraten, dürfen wir die Dinge nicht aus ihrem Zusammenhang herausreißen.