Kapitel 19
Feste Bekanntschaften und Partnerwahl
1—4. (a) Wann sind feste Bekanntschaften üblich geworden? (b) Wie kommen Ehen in Ländern zustande, in denen feste Bekanntschaften nicht üblich sind? (c) Was entscheidet letzten Endes, ob eine Sitte gut oder schlecht ist?
JEDER normale Mensch möchte wahre Freude am Leben finden. Die Bibel zeigt, daß dieser Wunsch richtig ist, denn sie führt die Freude als „Frucht“ des Geistes Gottes auf (Galater 5:22). Besonders in westlichen Ländern betrachten viele junge Leute eine feste Bekanntschaft als eines der wichtigsten Mittel, Freude zu finden. Oft verabreden sie sich, um ohne Begleitung mit jemandem vom anderen Geschlecht zusammen zu sein. Was ist darüber zu sagen?
2 Du magst eine feste Bekanntschaft für ganz normal halten, weil sie in vielen Ländern üblich ist. Das ist jedoch nicht immer so gewesen. In dem Buch The Family in Social Context wird erklärt: „Feste Bekanntschaften, wie wir sie kennen, sind wahrscheinlich erst nach dem Ersten Weltkrieg aufgekommen.“ In vielen Ländern sind feste Bekanntschaften jedoch nie üblich gewesen. Es gibt auch heute noch Länder, in denen sich Braut und Bräutigam an ihrem Hochzeitstag zum erstenmal sehen. Alle für die Eheschließung nötigen Vereinbarungen werden von den Eltern getroffen oder vielleicht durch einen „Heiratsvermittler“ oder „Brautwerber“.
3 Wenn du natürlich in einem Land lebst, in dem es üblich ist, daß junge Menschen miteinander gehen und sich ihren Ehepartner selbst wählen, mag es dir unbegreiflich erscheinen, daß es in anderen Ländern nicht so ist. Doch Personen, die in solchen Ländern wohnen, wundern sich vielleicht über einige Sitten und Bräuche, die dort herrschen, wo du lebst. Sie mögen feste Bekanntschaften und Partnerwahl unter jungen Leuten unvernünftig oder sogar anstößig finden. Ein Mädchen aus Indien erklärte einem bekannten westlichen Eheberater: „Wie könnten wir den Charakter eines Jungen beurteilen, den wir treffen und mit dem wir uns befreunden? Wir sind jung und unerfahren. Unsere Eltern sind älter und vernünftiger, und sie lassen sich nicht so leicht täuschen wie wir. . . . Ich finde es so wichtig, daß ich den richtigen Mann heirate. Ich könnte leicht einen Fehler machen, wenn ich ihn mir selbst suchen müßte.“
4 Statt also engstirnig zu sein und zu meinen, die Sitte, an die man gewöhnt sei, sei die beste, sollte man bestrebt sein, seinen Gesichtskreis zu erweitern. Schließlich sind die Ergebnisse entscheidend dafür, ob eine Sitte gut oder schlecht ist. In der Bibel lesen wir in Prediger 7:8: „Besser ist das nachherige Ende einer Sache als ihr Anfang.“ Und wir müssen zugeben, daß in vielen Ländern, in denen junge Leute feste Bekanntschaften haben und sich ihren Ehepartner selbst wählen, ein großer Prozentsatz der Ehen nicht gutgeht, sondern vor dem Scheidungsrichter endet.
FESTE BEKANNTSCHAFTEN
5—8. (a) Wie helfen uns die Worte aus Prediger 11:9, 10, die Folgen unseres Wandels zu berücksichtigen, die sich auf lange Sicht zeigen? (b) Warum wünschen viele junge Leute eine feste Bekanntschaft?
5 Wenn du Wert darauf legst, etwas zu durchdenken, solltest du nicht nur sehen, wozu eine feste Bekanntschaft im Augenblick führt, sondern auch, wie sie sich auf lange Sicht auswirkt. Unser Schöpfer ist uns dabei eine Hilfe. Er möchte, daß wir wirklich glücklich werden und bleiben. Daher finden wir in seinem Wort die Aufforderung: „Freue dich, junger Mann, in deiner Jugend, und dein Herz tue dir Gutes in den Tagen deines Jünglingsalters, und wandle in den Wegen deines Herzens und in den Dingen, die deine Augen sehen. Doch wisse, daß der wahre Gott dich um dies alles ins Gericht bringen wird. Entferne daher Verdruß aus deinem Herzen, und halte dir Unglück vom Fleische fern, denn Jugend und die Blüte des Lebens sind Nichtigkeit“ (Prediger 11:9, 10). Was bedeutet das?
6 Es bedeutet, daß der Schöpfer wünscht, daß du dich an deiner Jugend erfreust. Gleichzeitig möchte er aber, daß du nicht einen Wandel einschlägst, der sich auf dein späteres Leben nachteilig auswirkt. Leider geschieht dies sehr oft, so daß sich ein Schreiber der heutigen Zeit veranlaßt fühlte zu schreiben: „Die meisten Menschen verwenden die ersten Jahre ihres Lebens darauf, sich die letzten zu verderben.“ Du möchtest bestimmt nicht, daß dir das passiert. Auch Gott möchte das nicht. Die Bibel zeigt aber ebenfalls im Buch Prediger, daß Gott junge Leute für das, was sie tun, verantwortlich macht. Ihre Jugend wird sie nicht davor bewahren, die Folgen des Laufes zu tragen, den sie einschlagen.
7 All das hängt direkt mit festen Bekanntschaften zusammen. Wieso? Nun, frage dich doch selbst: „Warum möchte ich eine feste Bekanntschaft haben? Was suche ich, das ich in Gesellschaft mehrerer anderer nicht haben könnte? Warum möchte ich mit jemandem vom anderen Geschlecht zusammen sein?“ Ist es nicht hauptsächlich deswegen, weil du ein wachsendes Interesse am anderen Geschlecht verspürst? Das geht daraus hervor, daß jemandes körperliche Anziehungskraft im allgemeinen viel damit zu tun hat, ob er als Partner begehrt ist.
8 Viele junge Leute, die eine feste Bekanntschaft haben, geben offen zu, daß sie noch nicht ernsthaft an die Ehe denken oder daß sie sich die Person, mit der sie die feste Bekanntschaft haben, nicht wirklich als Ehepartner wünschen. An den meisten Orten, an denen feste Bekanntschaften üblich sind, werden diese lediglich als eine Art der Unterhaltung betrachtet, als eine Möglichkeit, einen Abend oder ein Wochenende zu verbringen. Einige junge Männer, die nicht „anders“ sein wollen als andere, haben eine Freundin, weil Gleichaltrige ebenfalls eine Freundin haben. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, daß eine feste Bekanntschaft zum „Verdruß“ und sogar zum „Unglück“ führen kann. Sehen wir einmal, warum.
DIE FOLGEN KÖRPERLICHER BERÜHRUNGEN
9—11. (a) Welche körperlichen Berührungen sind gewöhnlich mit festen Bekanntschaften verbunden? Warum besteht die natürliche Neigung, immer intimer zu werden? (b) Warum kann dies bei unverheirateten Personen zu nervösen Spannungen führen? (c) Welches Unglück kann die Folge sein, wenn die körperlichen Berührungen zu Hurerei führen?
9 Feste Bekanntschaften sind meistens mit körperlichen Berührungen verbunden — mit Händchenhalten, Küssen und noch mehr. Anfangs mag schon das Berühren der Hand des anderen sehr angenehm sein und bewirken, daß man innerlich erglüht. Aber nach einer gewissen Zeit kann es seinen Reiz verlieren und hat nicht mehr dieselbe Wirkung. Den Betreffenden mag es erst wieder gefallen, wenn sie noch einen Schritt weitergehen, indem sie sich zum Beispiel küssen. Aber auch das wird dann vielleicht etwas Gewöhnliches, ja sogar ein wenig langweilig. Wie kommt das?
10 Das kommt daher, weil die sexuelle Leidenschaft zu einer Kette gehört, die zu einem bestimmten Ergebnis führen soll. Das erste Glied ist die erste Berührung. Das letzte Glied ist der Geschlechtsverkehr, der gemäß Gottes Wort Ehepartnern vorbehalten ist. Alles, was dazwischenliegt, kann zu diesem letzten Glied der Kette führen. Ist es also, wenn du nicht verheiratet bist, vernünftig, mit dem ersten oder mit irgendeinem anderen Glied der Kette zu beginnen? Das zu tun bringt nur „Verdruß“. Weshalb? Weil sich der Körper auf etwas einstellt, was ihm noch nicht zusteht, nämlich auf das letzte Glied der Kette. Das Verlangen nach Geschlechtsverkehr anzuregen, aber nicht zu befriedigen führt zu Enttäuschung sowie zu nervösen Spannungen.
11 Selbst Hurerei macht dem „Verdruß“ kein Ende. Statt dessen kann sie ins „Unglück“ führen. Wieso? Es gibt eine Anzahl Gründe. Hurerei kann zu einer Geschlechtskrankheit führen. Das Mädchen könnte schwanger werden, und dadurch könnte sich ein Paar gezwungen fühlen, eine Ehe einzugehen, auf die es in Wirklichkeit nicht vorbereitet ist. Das würde nicht zu einer glücklichen Zukunft führen. Der junge Mann mag sich aber auch weigern, das junge Mädchen zu heiraten. Dann muß es das Kind allein, ohne Ehemann, großziehen. Oder es fühlt sich vielleicht versucht, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, die gemäß der Bibel eine Art Mord ist. Ist das nicht ein „Unglück“? Du bist vielleicht davon überzeugt, daß eine feste Bekanntschaft für dich nicht diese Folgen nach sich ziehen wird. Aber viele von denen, die in solche Schwierigkeiten gerieten, waren genauso überzeugt wie du. Die Frage ist eben, ob du für die Ehe bereit bist oder nicht.
DEINE PERSÖNLICHE ENTWICKLUNG
12, 13. Wieso kann eine feste Bekanntschaft die persönliche Entwicklung hemmen? Welcher Umgang ist daher nützlicher?
12 Selbst wenn eine feste Bekanntschaft nicht unmittelbar ins „Unglück“ führt, kann sie doch andere Nachteile haben. Ein Nachteil ist, daß sich dadurch dein Interesse auf nur eine Person beschränkt — und das in einer Zeit, in der es wegen deiner Entwicklung zu emotioneller Reife von großem Nutzen wäre, wenn du mit vielen verschiedenen Personen Umgang hättest. Bist du noch ein Junge, so konzentriere dich doch zunächst darauf, wirklich ein Mann zu werden, indem du hauptsächlich Freundschaft mit Männern pflegst, die das lieben, was recht ist. Du kannst von ihnen männliche Fähigkeiten und die männliche Wesensart lernen. Bist du ein junges Mädchen, so interessiere dich zunächst dafür, wirklich zu einer Frau heranzuwachsen, indem du Nutzen aus der Gemeinschaft mit Frauen ziehst, die dir zu weiblichem Können und weiblicher Wesensart verhelfen. Durch eine feste Bekanntschaft wird eine solche Entwicklung in Wirklichkeit unterbrochen und gehemmt.
13 Bevor feste Bekanntschaften üblich wurden, hatten junge Leute vieles, was ihnen Freude machte. Diese Möglichkeit hast auch du. Du kannst wahre Freude daran finden, dich mit anderen zu unterhalten, zu lernen, dir Fertigkeiten anzueignen, an bestimmten Aufgaben zu arbeiten, dich an Spielen zu beteiligen und dir Sehenswürdigkeiten anzusehen. Und es kann dir große Freude bereiten, all dies mit jemandem vom gleichen Geschlecht oder mit mehreren anderen zu tun. Oft wirst du feststellen, daß deine Freude um so größer ist, je größer dein Freundeskreis ist und wenn er einige einschließt, die ebenso alt sind wie du, einige, die älter, und einige, die jünger sind.
WANN SOLLTE MAN HEIRATEN?
14, 15. (a) Wie denkst du über eine Frühehe? (b) Welche Verantwortung haben die Eltern, wenn ihre Kinder den Wunsch haben zu heiraten?
14 Einmal kommt jedoch die Zeit, in der man als junger Mensch den Wunsch hat zu heiraten. Wann ist die beste Zeit dafür — wenn man noch ein Teenager ist? Im allgemeinen nicht, denn die Tatsachen zeigen, daß die meisten Frühehen nicht so glücklich sind wie Ehen, bei denen die Partner (oder wenigstens einer) bei der Eheschließung älter sind. Ein Soziologe schrieb: „Untersuchungen haben ergeben, daß die Scheidungsquote oder die Zahl der unglücklichen Ehen bei Frühehen viel höher ist als bei Ehepaaren, die später geheiratet haben.“
15 Andererseits gibt es aber auch keine biblische Grundlage dafür, Frühehen ganz und gar abzulehnen. Im allgemeinen räumt das Gesetz den Eltern aufgrund ihrer Fähigkeit, ein weises Urteil abzugeben, das Recht ein, zu entscheiden, was ihres Erachtens für ihre Kinder am besten ist und was am ehesten zu deren Glück und Wohl beiträgt. Sie können entscheiden, ob sie ihren Söhnen oder Töchtern, die unter ihrer Aufsicht stehen, die Heiratserlaubnis geben wollen oder nicht. Gewiß sollten sie angesichts der vielen Probleme, die heute auftreten, und in Anbetracht des hohen Prozentsatzes gescheiterter Ehen erst nach reiflicher Überlegung entscheiden. Diese Tatsachen sollten auch junge Menschen veranlassen, vorsichtig zu sein, damit das Sprichwort nicht auf sie Anwendung findet: „Heirate in Eile und bereue mit Muße!“ Es ist töricht, durch eine Tür zu stürmen, nur weil sie geöffnet ist, wenn man überhaupt keine Ahnung davon hat, was einen dahinter erwartet.
DIE WAHL EINES EHEPARTNERS
16—19. (a) Wie wird sich die Anwendung des Grundsatzes aus Galater 5:13 nützlich erweisen, wenn sich junge Menschen ihren Partner selbst wählen dürfen? (b) Welches Ziel sollte eine feste Freundschaft haben? Wozu sollte man daher bereit sein, wenn man eine feste Freundschaft eingeht? (c) Warum ist es vorteilhaft, eine Person vom anderen Geschlecht in der Gemeinschaft mit anderen kennenzulernen?
16 In manchen Gegenden darf ein junger Mann nur dann mit einem jungen Mädchen zusammen sein, wenn mindestens jemand von den Eltern oder eine andere ältere Person dabei ist. Doch in vielen westlichen Ländern ist es einem Paar oft erlaubt, ohne Begleitung zusammen zu sein. Deshalb erhebt sich die Frage: Wie sollten sich junge Leute, wenn ihnen diese Freiheit zugestanden wird, verhalten, wenn sie möchten, daß ihre Freundschaft zu einer glücklichen und erfolgreichen Ehe führt?
17 Freiheit bringt stets Verantwortung mit sich. Falls du dich daher jetzt vor die erwähnte Frage gestellt siehst, wäre es gut, an den guten Grundsatz zu denken, der in Galater 5:13 zu finden ist. Der Apostel Paulus spricht hier natürlich von der geistigen Freiheit, die das Christentum denen bringt, die es annehmen. Doch dieser Grundsatz läßt sich auf jede Art Freiheit anwenden, besonders dann, wenn wir so davon Gebrauch machen möchten, daß wir gute Ergebnisse erzielen und in Gottes Gunst gelangen. Der Apostel schrieb: „Ihr seid natürlich zur Freiheit berufen, Brüder; nur benutzt diese Freiheit nicht als einen Anlaß für das Fleisch, sondern durch Liebe dient einander wie Sklaven.“ Echte Liebe — zu Gott und zu unserem Nächsten, also auch zu dem Menschen, um den wir werben — wird dazu beitragen, daß wir die Freiheit, die wir besitzen, nicht auf selbstsüchtige, schädliche Weise gebrauchen.
18 Eine feste Freundschaft mit jemandem vom anderen Geschlecht ist nur dann angebracht, wenn man beabsichtigt zu heiraten. Solange man nicht bereit ist, die mit der Ehe verbundenen Pflichten zu übernehmen, sollte man keine solche Freundschaft pflegen. Natürlich kannst du nicht von vornherein wissen, ob du eine bestimmte Person heiraten möchtest oder nicht. Deshalb ist es vernünftig, nicht vorschnell einem jungen Mädchen (oder einem jungen Mann) die alleinige Aufmerksamkeit zu schenken. Doch das ist natürlich kein Grund dafür, eine Freundschaft nach der anderen zu haben, die lediglich Liebeleien sind, oder eine Reihe von Flirts.
19 Selbst wenn du dich für jemand interessierst, wäre es vernünftig, deinen Umgang mit dieser Person auf Gelegenheiten zu beschränken, bei denen ihr mit einer ganzen Gruppe zusammen seid. Warum? Weil du unter solchen Umständen oft besser herausfinden kannst, welche Eigenschaften jemand wirklich hat. Wir alle neigen dazu, uns eher so zu geben, wie wir wirklich sind, wenn wir nicht das Gefühl haben, von jemandem besonders beachtet zu werden. Aber sobald sich ein Paar von der Gruppe absondert, ist es natürlich, daß sich beide bemühen, sich so zu verhalten, wie es dem anderen gefällt, und so zu tun, als habe man das, was der andere gern oder nicht gern hat, ebenfalls gern oder nicht gern. Manchmal wird dadurch die eigene Persönlichkeit verschleiert. Wenn ein Paar beginnt, miteinander zu gehen, mögen sich beide schnell ineinander verlieben und einander nur noch durch eine „rosa Brille“ sehen. Heiraten zwei Menschen nur, weil sie verliebt sind, so gibt es oft ein böses Erwachen.
20—22. (a) Warum muß man bei der Partnerwahl ehrlich und selbstlos sein? (b) Was kannst du in der Zeit vor der Ehe über deinen voraussichtlichen Ehepartner kennenlernen? Welche Eigenschaften wünschst du dir besonders bei einem Ehepartner?
20 Gewöhnlich geht die Werbung vom Mann aus, indem er sich für ein Mädchen interessiert. Wenn er aufrichtig ist und es ernst meint, so darf sie zu Recht annehmen, daß er zumindest erwägt, sie zu heiraten. Was dann? Nun, sie muß sich jetzt fragen, ob er für sie als Ehemann in Betracht käme. Ist sie sicher, daß sie sich ihn nicht als ihren zukünftigen Ehemann vorstellen kann, würde sie grausam handeln, wenn sie sich so verhielte, daß seine Zuneigung zu ihr wachsen würde. Es gibt Mädchen, die sich von einem jungen Mann umwerben lassen, damit andere sehen, daß sie begehrt werden und heiratsfähig sind, in der Hoffnung, von anderen jungen Männern beachtet zu werden. Aber es gibt auch junge Männer, die sich ähnlich verhalten. Sie meinen, sie könnten mit einem Mädchen „spielen“, sich dabei so richtig amüsieren und dann, wenn es ernst zu werden droht, den Kopf noch rechtzeitig aus der Schlinge ziehen. Wer seine Freiheit auf solch selbstsüchtige Weise gebraucht, bereitet dem anderen seelische Schmerzen und schlägt ihm tiefe Wunden, Wunden, die vielleicht Monate oder sogar Jahre brauchen, um zu heilen.
21 Die Freiheit, um einen Partner zu werben, ist nur dann nützlich, wenn man auf selbstlose Weise Gebrauch davon macht. Man erhält dadurch die Gelegenheit, die Person näher kennenzulernen, mit der man eventuell den Rest seines Lebens verbringen wird. Wenn jeder ehrlich gegen den anderen ist, wird man vertraut mit dem, was dem anderen gefällt oder mißfällt, mit seinen Maßstäben, seinen Gewohnheiten und seinen Ansichten, mit seinem Temperament und seiner Veranlagung sowie mit seiner Art, auf Probleme und Schwierigkeiten zu reagieren. Mit Recht möchtest du wissen: Ist er freundlich, großzügig und mitfühlend? Respektiert er seine Eltern und ältere Personen? Ist er bescheiden und demütig oder überheblich und eigensinnig? Kann er sich beherrschen, und ist er ausgeglichen, oder läßt er sich gehen? Ist er kindisch? Hat er die Gewohnheit zu schmollen? Bekommt er sogar ab und zu Wutanfälle? Da ein großer Teil des Lebens aus Arbeit besteht, solltest du dich auch fragen, ob es bei ihm Anzeichen dafür gibt, daß er faul oder verantwortungslos ist, und ob er dazu neigt, mit dem Geld verschwenderisch umzugehen. Wie sehen die Zukunftspläne aus? Möchtet ihr Kinder haben, oder seid ihr an einer besonderen Laufbahn interessiert? In einem Artikel, der überschrieben war „Gefahrensignale während der Verlobungszeit“, hieß es: „Unsere Studie über verlobte und glücklich sowie unglücklich verheiratete Paare ergab, daß unglücklich verheiratete Ehepaare in der Regel über die Ziele und Werte des Lebens sehr unterschiedlich dachten“ (Medical Aspect of Human Sexuality, November 1970, S. 43).
22 Vor allem solltest du herausfinden, in welchem Maße der andere bei seinen Interessen und Plänen die Vorsätze Gottes berücksichtigt. Und wenn all das geklärt ist, erhebt sich die Frage: Paßt ihr eigentlich zusammen? Wenn du schwerwiegende Unterschiede bemerkst, so betrüge dich nicht selbst, indem du denkst, sie würden sich in der Ehe automatisch ausgleichen. Die Spannungen, die durch solche Unterschiede verursacht werden, werden sich in der Ehe wahrscheinlich nur noch deutlicher bemerkbar machen.
EHRBARER WANDEL VOR DER EHE
23—26. (a) Hältst du es für angebracht, wenn ein Paar, das heiraten möchte, sich die Hände hält, sich küßt und umarmt? (b) Wie kann man sich eines „zügellosen Wandels“ und der „Unreinheit“ schuldig machen? Warum ist es wichtig, sich davor zu hüten? (Galater 5:19, 21).
23 In den Ländern, in denen die Eltern nichts dagegen haben, daß unverheiratete Paare ohne Begleitung zusammen sind oder miteinander ausgehen, bezeugen sich solche Paare ihre Zuneigung oft dadurch, daß sie sich die Hände halten, sich küssen und sich sogar umarmen. Die Eltern haben natürlich die Pflicht, ihren Söhnen und Töchtern gewisse Richtlinien zu geben, nach denen sie handeln sollten. Die Ältesten in der Christenversammlung können die Aufmerksamkeit junger Menschen auf die vernünftigen Grundsätze lenken, die in Gottes Wort enthalten sind, und jeder, der aufrichtig wünscht, weise zu handeln, wird gern bereit sein, einen solchen Rat zu befolgen.
24 Die Bibel verurteilt nicht nur entschieden Hurerei, das heißt Geschlechtsverkehr unter Unverheirateten, auch unter Verlobten, sondern sie warnt auch vor Unmoral und „Unreinheit“, die vor der Ehe eine Gefahr bilden (Galater 5:19, 21). Ein Paar, das diese Warnungen beachtet, erspart sich viel Kummer und läuft nicht Gefahr, später durch Erinnerungen an einen ungebührlichen Wandel beunruhigt zu werden. Doch was ist gemäß dem Maßstab der Bibel ein unreines Verhalten? Was gehört alles dazu?
25 „Händchenhalten“ kann bei einem Paar, das vorhat zu heiraten, ein reiner Ausdruck der Zuneigung sein. Es stimmt, daß davon ein bestimmter Reiz ausgeht, doch das ist natürlich und nicht notwendigerweise etwas Schlechtes. Schon allein der Anblick des künftigen Lebenspartners kann eine solche Wirkung auslösen und kann „Herzklopfen“ bereiten (Hoheslied 4:9). Wir dürfen aber nicht vergessen, daß der Mensch nun einmal so geschaffen ist, daß durch körperliche Berührung die erotische Spannung steigt. Einige Paare mögen sich in bezug auf körperliche Berührungen feste Schranken auferlegen, weil sie die Gefahren erkennen, die damit verbunden sind. Niemand sollte sie wegen ihrer Gewissenhaftigkeit kritisieren oder belächeln.
26 Auch ein Kuß kann bei einem Paar, das vorhat zu heiraten, ein reiner Ausdruck der Zuneigung sein — oder auch nicht. Die Frage ist hier, welche Rolle dabei die Leidenschaft spielt. Man kann sich so leidenschaftlich küssen, daß man sexuell stark erregt wird. Die sexuelle Erregung bereitet ein Paar auf den Geschlechtsverkehr vor, doch dieses Vorrecht ist gemäß Gottes Gesetz nur Eheleuten vorbehalten. Wenn ein Paar bewußt Gottes Gesetz mißachtet, indem es willentlich und schamlos die Leidenschaft erregt, entweder durch Streicheln der Geschlechtsorgane oder auf andere Weise, so macht es sich der „Unreinheit“ und des „zügellosen Wandels“ schuldig.
27—30. Aus welchen Gründen sollte es ein Paar vermeiden, vor der Ehe die Leidenschaft zu sehr zu erregen?
27 Wir sollten uns nichts vormachen. Wenn wir wissen, daß es uns auf diesem Gebiet an Selbstbeherrschung mangelt, sollten wir kein Risiko eingehen und unsere Zukunft oder die unseres Partners nicht aufs Spiel setzen. Würdest du mit einem Auto auf einer abschüssigen, kurvenreichen Straße fahren, wenn du wüßtest, daß die Bremsen nicht in Ordnung wären? Du mußt dir vorher überlegen, wie du diesbezüglich handeln willst. Hinterher ist es zu spät. Wenn sich das geschlechtliche Verlangen zu regen beginnt, ist es im allgemeinen schwierig, zu verhüten, daß es übermächtig wird. Wer zuläßt, daß seine Leidenschaft immer stärker wird, so daß ein Verlangen nach Geschlechtsbeziehungen entsteht — auf die er kein Anrecht hat, weil er noch nicht verheiratet ist —, wird mit Spannungen und Frustration dafür büßen müssen. Es ist so, als ob man ein spannendes Buch lesen würde und feststellen müßte, daß das letzte Kapitel herausgerissen ist.
28 Zwei Menschen, die sich lieben und ihr Verhältnis rein bewahren, haben weit bessere Voraussetzungen für die Ehe als ein Paar, das sich gehenläßt und immer intimer wird. Kann ein Mädchen einen Mann achten, den es ständig abwehren muß? Ein junger Mann aber, der willensstark, respektvoll und zurückhaltend ist, wird geachtet. Das gleiche trifft auch auf ein Mädchen zu. Besonders ein Mädchen muß sich darüber im klaren sein, daß der Mann leichter erregbar ist als die Frau.
29 Wenn sich ein Paar immer leidenschaftlicheren Liebkosungen hingibt, kann das zu einer vorschnellen Ehe führen. In dem Buch Adolescence and Youth heißt es: „Wenn sich zwei Menschen ineinander verliebt haben, hängt ihnen der Himmel voller Geigen. Heiraten sie in diesem Zustand, mögen sie so hohe Erwartungen in die Ehe setzen, wie sie keine Ehe erfüllen kann. Wenn man längere Zeit miteinander geht, beurteilt man den Partner gewöhnlich sachlicher, was zu einer Ehe führen kann, in der die Partner Verständnis füreinander haben.“ Nimmt man sich mehr Zeit, sich kennenzulernen, ist allerdings größere Zurückhaltung erforderlich, da das geschlechtliche Verlangen sonst bald so übermächtig wird, daß es sich zu einer Gefahr entwickelt.
30 Wenn sich ein Paar vor der Ehe keine Zurückhaltung auferlegt, mögen nach der Heirat in den beiden Zweifel und Argwohn aufsteigen. Sie mögen sich fragen: Haben wir wirklich aus Liebe geheiratet? Oder sind wir nur ein Opfer unserer Leidenschaft geworden? Haben wir eine vernünftige Wahl getroffen? Die junge Frau mag an der Aufrichtigkeit der Liebe ihres Ehemannes zu zweifeln beginnen und sich fragen, ob er sie nur um ihres Körpers willen und nicht aus Liebe zu ihr als Person geheiratet habe.
31, 32. Wie kann es ein Paar vermeiden, Leidenschaft zu erregen, wodurch das Verhältnis vor der Ehe beeinträchtigt würde?
31 Zu deinem eigenen Schutz und im Interesse einer glücklichen Zukunft solltest du daher Situationen meiden, die dir Gelegenheit zum Austausch von leidenschaftlichen Zärtlichkeiten bieten. Ein Paar, das die Absicht hat zu heiraten, kann sein Verhältnis nicht ehrbar erhalten, wenn es an einsamen Orten oder in der Dunkelheit zusammen ist. Das gleiche gilt, wenn es aus purer Langeweile, weil es anscheinend nichts Besseres zu tun gibt, Zärtlichkeiten austauscht. Man kann sich auch auf ehrbare Weise vergnügen, zum Beispiel beim Schlittschuhlaufen, Tennisspielen und bei ähnlichen Sportarten oder indem man in ein Restaurant essen geht, ein Museum besucht oder Sehenswürdigkeiten besichtigt. Man hat dann das Gefühl, allein zu sein, weil man sich nicht im Kreise von Bekannten aufhält, und doch genießt man einen gewissen Schutz, weil noch andere Menschen in der Nähe sind.
32 Statt daran zu denken, daß du etwas „versäumst“, wenn du Zurückhaltung übst, solltest du im Sinn behalten, worauf du dich vorbereitest. Dann wirst du dich in späteren Jahren nicht mit Widerwillen und Bedauern, sondern mit Freude an die Zeit vor der Ehe erinnern.
[Bild auf Seite 153]
Haben junge Leute Aussicht, in der Ehe glücklich zu werden, wenn sie vor der Heirat sinnliche Zärtlichkeiten austauschen und dabei immer weniger Selbstbeherrschung üben?
[Bild auf Seite 155]
Junge Leute haben viele Möglichkeiten, sich auf ehrbare Weise zu vergnügen.