Hältst du deinen Blick auf das Erbe gerichtet?
„Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: ‚Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet worden seid, ererbt das Königreich, das von der Grundlegung der Welt an für euch bereitet ist.‘“ — Matth. 25:34.
1—3. (a) Warum ist das Erbe, das uns in Aussicht steht, von größerer Bedeutung als Geld oder Besitz? (b) Welches unterschiedliche Erbe steht gemäß der Bibel denen in Aussicht, die Gott dienen?
WEISST du, daß dir ein Erbe in Aussicht steht? Es ist nicht ein Erbe in Form von Geld, das unter Umständen zu Schwierigkeiten Anlaß geben könnte, eine Erbschaft, durch die, wie das oft vorkommt, Verwandte sich verfeinden. Im Gegenteil, bei diesem Erbe sind sich die voraussichtlichen Erben alle gegenseitig behilflich, es vollständig zu bekommen.
2 Die Apostel Jesu Christi sprachen oft von dem Erbe, das den geistigen Brüdern des Sohnes Gottes in Aussicht steht: Miterben Christi im Himmel zu werden. Als solche werden sie mit ihm an seiner Königreichsregierung teilhaben. Ihr Erbe schließt daher die Gabe der Unverweslichkeit und der Unsterblichkeit ein. — 1. Kor. 6:9, 10; 15:50; Eph. 1:14; 1. Petr. 1:4.
3 Es gibt aber noch andere, denen ein Erbe in Aussicht steht. Jesus sprach in einem seiner Gleichnisse von Personen, die seinen geistigen Brüdern, den himmlischen Erben, liebende Güte erweisen würden. Zu diesen gutherzigen Menschen sagte er: „Ererbt das Königreich, das von der Grundlegung der Welt an für euch bereitet ist.“ Nach seinen Worten würde dies für sie ewiges Leben bedeuten. Sie sollten nicht das gleiche Erbe empfangen wie die himmlischen Erben, sondern sollten unter der Tausendjahrherrschaft des Königreiches Christi in dessen irdischem Herrschaftsgebiet leben. — Matth. 25:34, 46; Offb. 20:4, 6.
4, 5. Welchen Sinn hat das in der Bibel mit „ererbt“ wiedergegebene griechische Wort?
4 Das griechische Wort kleronoméo, das in der Bibel an dieser Stelle mit „ererbt“ wiedergegeben wird, bezieht sich nicht auf etwas, was man nur bekommt, weil man aufgrund eines Verwandtschaftsverhältnisses ein Recht darauf hat, so, wie ein Sohn das Recht auf das väterliche Erbe hat, sondern es bezieht sich auf etwas, was man als Belohnung oder als Gabe für etwas empfängt, was man aufgrund seines Glaubens an die von Jehova durch Jesus Christus getroffene Vorkehrung getan hat.
5 Alle, die sich aufgrund des Opfers Jesu Christi Jehova Gott genaht haben und sich nun bemühen, in Gottergebenheit zu leben, kommen für dieses Erbe in Betracht. Welch wunderbare Aussicht! Es ist ein Erbe, das mit keinem irdischen Erbe, das uns unsere Eltern hinterlassen könnten, zu vergleichen ist.
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6—8. (a) Wie betrachteten gottesfürchtige Männer der alten Zeit dieses Erbe? (b) Wo und wann hofften diese Männer das Erbe zu empfangen?
6 Was würdest du alles auf dich nehmen, um dieses Erbe oder diese Belohnung, das ewige Leben, zu empfangen? Der Apostel Paulus beschreibt, wie treue Männer der alten Zeit dieses Erbe betrachteten, das damals noch Jahrhunderte in der Zukunft lag. Über Abraham schreibt er: „Durch Glauben gehorchte Abraham, ... nach einem Ort auszuziehen, ... ohne zu wissen, wohin er ging. ... Denn er wartete auf die Stadt [das Königreich], die wahre Grundlagen hat, deren Erbauer und Bildner Gott ist.“ „Durch Glauben brachte Abraham ... Isaak so gut wie als Opfer dar.“ — Hebr. 11:8-10, 17.
7 Von einem anderen Mann, der das göttliche Erbe über alles schätzte, sagt Paulus: „Durch Glauben weigerte sich Moses, als er erwachsen war, der Sohn der Tochter Pharaos genannt zu werden, indem er es sich erwählte, eher mit dem Volke Gottes schlecht behandelt zu werden, als den zeitweiligen Genuß der Sünde zu haben, ... denn er hielt seinen Blick auf die Belohnung gerichtet.“ — Hebr. 11:23-26.
8 Diese Männer und viele andere waren nicht darauf bedacht, ein irdisches Erbe im gegenwärtigen System der Dinge zu empfangen, sondern strebten eifrig nach einem Erbe in Gottes neuer Ordnung. Paulus sagt: „Alle diese starben ..., ohne die Erfüllung der Verheißungen erhalten zu haben, aber sie sahen sie von ferne und hießen sie willkommen ... Darum schämt sich Gott ihrer nicht, als ihr Gott angerufen zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt [das Königreich] bereitgemacht.“ — Hebr. 11:13-16.
9. Haben Jehovas Zeugen die größere Gewißheit, die Belohnung zu empfangen, als jene gottesfürchtigen Männer der alten Zeit, da Gottes neue Ordnung nun so kurz bevorsteht?
9 Jehovas Zeugen wissen, daß die Möglichkeit besteht, dieses Erbe, die Belohnung, zu empfangen, und sie möchten es alle empfangen. Ja, wir brauchen nicht mehr weit in die Zukunft zu blicken, denn wir stehen an der Schwelle der neuen Ordnung. Besteht aber die Gefahr, daß man das Erbe geringschätzen oder verachten und es deswegen nicht empfangen könnte? Jawohl. Wir müssen ständig darauf achten, daß die Liebe zu diesem Erbe bei uns den richtigen Platz einnimmt, daß sie nicht nur im Kopf ist, sondern auch im Herzen. Damit sich jeder von uns selbst prüfen kann, wollen wir nun einen Bibelbericht betrachten, der die Bedeutung dieses Erbes hervorhebt. Es handelt sich dabei um den Bericht über die Zwillingsbrüder Jakob und Esau.
10. Welches besonders wertvolle Erbe besaß Isaak?
10 Versetzen wir uns in die Zeit, in der die beiden noch klein waren. Sie wurden von ihrem Vater Isaak und ihrer Mutter Rebekka über den verheißenen „Samen“, durch den alle Familien der Erde gesegnet werden sollten, belehrt. (1. Mose 3:15) Beide wußten, daß zu ihrem Großvater Abraham gesagt worden war, der „Same“ würde aus seiner Geschlechtslinie, nämlich durch Isaak, hervorgehen, und sie wußten auch, daß Gottes Segen auf ihrem Vater Isaak ruhte. (1. Mose 21:12; 22:15-18; 25:11; 26:24) Dieses Erbe war von ungeheurer Bedeutung. Isaak war außerdem sehr wohlhabend. Seine Söhne sollten auch seinen Besitz erben, wobei der Erstgeborene zwei Teile erhalten sollte. Doch welcher der beiden würde sich des Erbes — besonders der Verheißung des „Samens“, der aus seiner Geschlechtslinie hervorgehen sollte — als würdig erweisen? Esau, der Erstgeborene, war, vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet, der Begünstigte. — 1. Mose 25:25, 26.
11, 12. Beschreibe die Einstellung, die Jakob und Esau schon in ihrer Jugend hatten.
11 Der Bibelbericht lautet: „Und die Knaben wurden größer, und Esau wurde ein jagdkundiger Mann, ein Mann des Feldes, Jakob aber ein Mann ohne Tadel, der in Zelten wohnte.“ — 1. Mose 25:27.
12 Werfen diese Worte Licht auf die Einstellung der Knaben? Sie lassen erkennen, was im Herzen eines jeden war. Esau war ein kühner Jäger. Er hielt sich draußen auf dem Felde auf und widmete sich der Jägerei. Jakob dagegen kümmerte sich um die Angelegenheiten der Familie. Das hebräische Wort, das hier mit „ohne Tadel“ wiedergegeben wird, bedeutet „einwandfrei“, „unschuldig“, „vollständig“. Jakob, der seine Kraft oder sein Können zwar nicht zur Schau trug, wie Esau es wahrscheinlich tat, war kein Schwächling, denn Jehova sagte später von ihm, er habe „dynamische Kraft“ gehabt. (Hos. 12:3) Jakob schätzte die Bundesverheißung, die Abraham gegeben worden war, über alles, und er wollte um jeden Preis von seinem Vater mehr über die Verheißung erfahren. Er war bemüht, die Interessen der Familie zu wahren, die Gott als Erben ausersehen hatte. Er wollte in der Nähe derer bleiben, die von Gott gesegnet wurden, aber er betrachtete Esau trotzdem als denjenigen, der den Vorrang hatte, da Esau der Erstgeborene war.
13. Wie ließen die beiden später ihre Einstellung zu dem Erbe deutlich erkennen?
13 Später ließen die beiden Söhne ihre Einstellung noch deutlicher erkennen. Wir lesen:
„Einmal kochte Jakob ein Gericht, als Esau vom Felde daherkam und müde war. Da sagte Esau zu Jakob: ‚Geschwind, laß mich bitte etwas von dem Roten verschlingen — dem Roten da, denn ich bin müde!‘ ... Darauf sprach Jakob: ‚Verkaufe mir zuerst dein Erstgeburtsrecht!‘ Und Esau sprach weiter: ‚Siehe, ich gehe hin zu sterben, und von welchem Nutzen ist mir ein Erstgeburtsrecht?‘ Und Jakob fügte hinzu: ‚Schwöre es mir zuerst!‘ Und dann schwor er ihm und verkaufte dem Jakob sein Erstgeburtsrecht. Und Jakob gab Esau Brot und ein Linsengericht, und er begann zu essen und zu trinken, dann stand er auf und ging seines Weges.“ — 1. Mose 25:29-34.
EINE FRAGE DER WERTSCHÄTZUNG
14, 15. Übervorteilte Jakob Esau, als er das Erstgeburtsrecht kaufte, und inwiefern rechtfertigte dieser Handel das Urteil Jehovas?
14 War Jakob selbstsüchtig, und übervorteilte er Esau? Man könnte den Eindruck haben. Überlegen wir aber: Schätzte Esau die wunderbaren Dinge wirklich, die mit seinem Erstgeburtsrecht verbunden waren? Er war noch nicht am Sterben, obwohl er es sagte. Das ist auch daran zu erkennen, daß er nach dem Essen aufstand und seines Weges ging. Die Bibel sagt, daß er „müde war“. Was veranlaßte Esau, so zu handeln? Der Bericht sagt: „So verachtete Esau das Erstgeburtsrecht.“ Der Apostel Paulus bestätigte diese Worte, indem er Esau als einen Menschen bezeichnet, der ‘heilige Dinge nicht wertschätzte’, der „seine Erstgeburtsrechte im Tausch für ein Mahl weggab“. — 1. Mose 25:34; Hebr. 12:16.
15 Das alles beweist, daß Gott, der die Charaktereigenschaften der Knaben voraussah, richtig urteilte, als er vor ihrer Geburt zu ihrer Mutter Rebekka sagte: „Der Ältere wird dem Jüngeren dienen.“ — 1. Mose 25:23; Röm. 9:12.
16. Warum war Jakob berechtigt, von seinem Vater den Segen des Erstgeborenen zu empfangen? Doch warum unternahm er wahrscheinlich nichts, um ihn zu empfangen?
16 Jakob besaß das Erstgeburtsrecht nun in doppelter Hinsicht: durch die Verheißung Gottes und durch das Recht, das er sich käuflich erworben hatte. Doch Isaaks Segen, der dem Erstgeborenen zukommen sollte, hatte er noch nicht. Dennoch handelte Jakob offensichtlich selbstlos, denn er unternahm nichts, um Esau in dieser Hinsicht zuvorzukommen. Er wartete zweifellos auf Jehova. Isaak war inzwischen blind geworden und wußte offenbar nicht genau, was vor sich ging. Rebekka erinnerte sich immer noch an das, was Jehova vor der Geburt der Knaben gesagt hatte, und so handelte sie zweifellos auf seine Veranlassung, als sie Jakob sagte, was er tun solle, um den Segen zu empfangen.
17, 18. Zeige, wieso Rebekka und Jakob nicht unehrlich handelten und daß Jakob den Segen mit der Hilfe Jehovas empfing.
17 Das Vorgehen Rebekkas und Jakobs wird von manchen Bibellesern als Betrug und Unehrlichkeit hingestellt. War es das aber? Wer hatte zu dieser Zeit jedes Recht auf die Stellung des Erstgeborenen? Wer war an dem Erbe interessiert? Warum verheimlichte Esau seinem Vater Isaak, daß Jakob das Erstgeburtsrecht käuflich erworben hatte, und versuchte doch noch, den Segen zu erhalten? Es stimmt zwar, daß Isaak irrtümlicherweise dachte, er segne Esau, als er Jakob segnete. Doch später erkannte er, daß Jakob und Rebekka richtig gehandelt hatten. Er sah, daß Jehova seine Hand mit im Spiel hatte, und so segnete er Jakob erneut, diesmal aber wissentlich, indem er eine Prophezeiung über den „Samen“ äußerte. Dann sandte er Jakob weg, damit er vor dem Zorn seines Bruders Esau sicher sei. Darüber hinaus segnete Gott Jakob, indem er ihm verhieß, daß der „Same“ aus seiner Geschlechtslinie hervorgehen werde. — 1. Mose, Kapitel 27; 28:1-4.
18 Ein weiterer Beweis dafür, daß Jakob keine selbstsüchtigen Interessen verfolgte, ist die Tatsache, daß er von zu Hause wegging und darauf verzichtete, den Familienbesitz zu verwalten, und es deutet auch nichts darauf hin, daß er je seine zwei Teile beansprucht hätte. Es gab für ihn nichts Wertvolleres als das künftige Erbe. Es war ihm daran gelegen, daß Gott den Bund mit der Familie aufrechterhielt. Seine Dankbarkeit gegenüber Jehova und seine Wertschätzung für dessen Verheißung überschatteten jede andere Überlegung.
19. (a) Wie war Jakob vor der Begegnung mit Esau zumute? (b) Welches außergewöhnliche Erlebnis hatte Jakob, bevor er mit Esau zusammentraf?
19 Im Gegensatz zu Esau, dessen Mangel an Wertschätzung offen zutage getreten war, bewies Jakob durch das, was er zwanzig Jahre später tat, als er zurückkehrte, um seinen Vater zu besuchen, erneut, daß er das Erbe Gottes sehr schätzte. Jakob hatte allen Grund anzunehmen, daß Esau ihm etwas antun könnte, weshalb er etwas ängstlich und vorsichtig war. Er sandte dem Zug seiner Familie Knechte mit einer Gabe an Esau voraus. Würde Esau sie annehmen, so würde es bedeuten, daß zwischen ihnen Friede herrschen würde. Doch bevor sie sich begegneten, geschah etwas Außergewöhnliches. Die Bibel berichtet:
„Später in jener Nacht erhob er [Jakob] sich und nahm seine zwei Frauen und seine zwei Mägde und seine elf jungen Söhne und überschritt die Furt des Jabbok. So nahm er sie und brachte sie über das Wildbachtal, und er brachte hinüber, was er hatte. Schließlich blieb Jakob allein zurück. Da begann ein Mann mit ihm zu ringen, bis die Morgenröte heraufkam. Als er schließlich sah, daß er nicht die Oberhand über ihn gewonnen hatte, da berührte er seine Oberschenkel-Gelenkpfanne, und die Oberschenkel-Gelenkpfanne Jakobs wurde ausgerenkt, während er mit ihm rang. Daraufhin sprach er: ‚Laß mich gehen, denn die Morgenröte ist heraufgekommen.‘ Auf dies hin sprach er: ‚Ich lasse dich nicht gehen, es sei denn, du segnest mich zuvor.‘ Da sprach er zu ihm: ‚Wie ist dein Name?‘, worauf er sprach: ‚Jakob.‘ Dann sprach er: ‚Dein Name wird nicht länger Jakob genannt werden, sondern Israel, denn du hast mit Gott und mit Menschen gestritten, so daß du zuletzt die Oberhand gewonnen hast.‘ Jakob seinerseits erkundigte sich und sprach: ‚Sage mir, bitte, deinen Namen.‘ Er sprach jedoch: ‚Warum erkundigst du dich nach meinem Namen?‘ Hierauf segnete er ihn dort. Folglich gab Jakob dem Ort den Namen Peniel, denn: ‚Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und doch ist meine Seele befreit worden.‘ Und die Sonne begann über ihm aufzustrahlen, sobald er an Penuel vorüberkam, er aber hinkte an seinem Oberschenkel.“ — 1. Mose 32:22-31.
20. Warum rang Jakob mit dem Engel die ganze Nacht?
20 Das läßt erkennen, daß Jakob ganz anders zu dem Erbe eingestellt war als Esau. Während Esau nicht einmal bereit gewesen war, im Interesse des Erstgeburtsrechts etwas Hunger zu leiden, rang Jakob die ganze Nacht mit einem Engel Gottes, der sich verkörpert hatte. Jakob tat dies, um durch den Engel von Jehova gesegnet zu werden. Jakob wußte ohne Zweifel, daß der Engel zu einem bestimmten Zweck erschienen war; er wußte, daß Engel, die bei früheren Gelegenheiten erschienen waren, jeweils einen Segen oder ein Gebot übermittelt hatten, durch das der abrahamische Bund bestätigt worden war. (1. Mose 28:10-15; 31:11-13) Deshalb wollte er unbedingt, daß Gott weiterhin mit ihm sei, wie er mit seinem Vater und seinem Großvater gewesen war; er rang daher unter Aufwendung seiner ganzen Kraft mit dem Engel und ließ ihn nicht los. Jakob bewies dadurch, daß es sein Herzenswunsch war, Gottes Gunst zu erlangen. (Vergleiche 1. Mose 28:20-22.)
21. Warum renkte der Engel Jakobs Oberschenkel aus?
21 Natürlich vermochte Jakob nicht, den Engel Gottes zu überwältigen oder zu bezwingen. Die Begebenheit sollte dazu dienen festzustellen, ob Jakob von ganzem Herzen den Wunsch hatte, Gott zu gefallen. Durch eine einzige Berührung bewirkte der Engel aufgrund seiner übernatürlichen Kraft, daß Jakobs Oberschenkel ausgerenkt wurde, so daß er danach hinkte. Das sollte Jakob lehren, demütig zu bleiben, und das war für ihn ein Schutz. Es sollte ihn daran erinnern, daß er nicht aufgrund seiner eigenen Kraft oder aufgrund irgendwelcher eigener Verdienste, sondern dank der unverdienten Güte Gottes von Gott gesegnet und gebraucht worden war. Man könnte damit die Erfahrung des Apostels Paulus vergleichen, die in 2. Korinther 12:6-10 erwähnt wird.
22. Welch Segnungen wurden Jakob wegen seiner großen Wertschätzung für das Erbe damals zuteil, und welche stehen ihm noch in Aussicht?
22 Das, was Jakob und Esau widerfuhr, sollte uns anspornen, treu zu bleiben und an der Hoffnung auf die Belohnung festzuhalten. Jakob wurde gesegnet, indem er der Vater einer großen Nation wurde. Was aber noch wichtiger war, diese Nation wurde von Jehova in Verbindung mit der Erlösung des Menschengeschlechts gebraucht. Der „Same“, der Messias, kam durch die Geschlechtslinie Jakobs. Wegen seines festen Glaubens „lebt“ Jakob in Gottes Augen, und er wird bestimmt auferstehen, um sein Erbe zu empfangen, das darin besteht, im irdischen Herrschaftsgebiet des Königreiches Gottes zu leben. Er wird ohne Zweifel einer der „Fürsten“ sein, die Jesus Christus als Aufseher und Hirten seines Volkes einsetzen wird. — Luk. 20:37, 38; Ps. 45:16.
WIE DENKST DU ÜBER DAS ERBE?
23, 24. Welche Fragen könnten wir uns stellen, und können wir uns das Erbe sichern?
23 Nach dieser Betrachtung des Lebens Jakobs und des Lebens Esaus könnte sich jeder von uns fragen: „Was tue ich mit meinem Leben? Schätze ich das verheißene Erbe, das Leben in Gottes neuer Ordnung, tatsächlich? Bin ich bereit, im Interesse dieses Erbes Unannehmlichkeiten auf mich zu nehmen? Setze ich alles daran, um es zu empfangen?“
24 Wie Jakob, so können auch wir etwas tun, um uns das Erbe zu sichern. Jakob richtete von Jugend auf Sinn und Herz auf die Verheißungen. Er nahm sich offensichtlich Zeit, um alles zu erfahren, was Gott in Verbindung mit seinem Vater Isaak und seinem Großvater Abraham getan hatte. Er betete zu Gott. Er arbeitete hart und machte viele Prüfungen durch, bewahrte aber stets einen milden Geist und einen starken Glauben.
25. Welche Fragen könnten wir uns stellen, um herauszufinden, ob wir uns unserer geistigen Bedürfnisse bewußt sind?
25 Jehova erweist uns große Güte, indem er für unsere geistigen Bedürfnisse sorgt. Schätzt du dies, wie Jakob es schätzte? Liest du die Bibel regelmäßig? Liest du den Wachtturm, und zwar nicht nur die Studienartikel, sondern auch die übrigen Artikel? Sie enthalten vortreffliche Belehrungen, die du sonst nirgends erhältst.
26, 27. Wieso können wir uns an der Geduld, mit der Jakob auf Jehova wartete, um das Erbe zu empfangen, ein Beispiel nehmen?
26 Bist du so geduldig und selbstlos wie Jakob? Bist du bereit, Jehova ungeteilten Herzens zu dienen und auf seinen Segen zu warten? Jakob war nicht entrüstet, als er im Alter von siebenundsiebzig Jahren von seinem Vater den Rat erhielt, das Elternhaus zu verlassen; er ging weg, ohne etwas von seinem Erbe mitzunehmen. Er war nicht so eingestellt wie der verlorene Sohn in Jesu Gleichnis, der von zu Hause weggehen wollte und sein Erbteil verlangte, um es nach seinen Wünschen zu verwenden. Jakob war siebenundneunzig Jahre alt, als er nach Hause zurückkehrte, und zwar nicht, um Anspruch auf ein irdisches Erbe zu erheben, sondern weil Gott es ihm geboten hatte. — 1. Mose 31:3.
27 Jesus Christus sagte: „Niemand hat Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Felder um meinetwillen und um der guten Botschaft willen verlassen, der nicht jetzt, in dieser Zeitperiode, hundertfach empfängt: Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Felder, unter Verfolgungen, und in dem kommenden System der Dinge ewiges Leben.“ (Mark. 10:29, 30) So dachte auch Jakob.
28, 29. Inwiefern zeigt uns das Beispiel Jakobs, daß wir unseren Blick auf das Erbe gerichtet halten sollten?
28 Es geht somit nicht darum, Gott in dem Gedanken an eine begrenzte Zeit oder in der Hoffnung auf materielle Bequemlichkeiten oder Annehmlichkeiten zu dienen, oder darum, nur einige Prüfungen zu ertragen. Nein, es geht darum, ihm sein Leben lang zu dienen und den Blick auf das Erbe gerichtet zu halten.
29 Wir müssen wie Jakob, der die ganze Nacht mit dem Engel rang, unsere ganze Kraft einsetzen und alles tun, was unsere Hand zu tun findet, um das Erbe zu empfangen. (Pred. 9:10) Alles, was Jakob tat, tat er richtig und mit seiner ganzen Kraft. Er stellte auch die Interessen seiner Mitmenschen seinen eigenen Interessen voran. Er arbeitete zum Beispiel hart für Laban, seinen Verwandten und Arbeitgeber. Er sagte:
„Diese zwanzig Jahre bin ich bei dir gewesen. Deine Mutterschafe und deine Ziegen haben nicht fehlgeboren, und die Widder deiner Kleinviehherde habe ich nie gegessen. Irgendein zerrissenes Tier habe ich dir nicht gebracht. Ich selbst habe jeweils dessen Verlust getragen. Ob eines bei Tag gestohlen oder bei Nacht gestohlen worden war, du pflegtest es von meiner Hand zu fordern. Meine Erfahrung war, daß bei Tag die Hitze mich verzehrte und bei Nacht die Kälte, und mein Schlaf entfloh jeweils meinen Augen.“ — 1. Mose 31:38-40.
30. Warum arbeitete Jakob zwanzig Jahre so hart für Laban?
30 Jakob verrichtete seine Arbeit nicht einfach, um Laban zu helfen, und auch nicht, um reich zu werden, sondern er vergrößerte seine Herde in der Absicht, eines Tages mit seiner Familie nach Hause zurückzukehren. Warum? Weil er wußte, daß Abraham und Isaak als Fremdlinge in dem Land wohnten und daß Gott es schließlich den Nachkommen Abrahams geben würde. Jakob glaubte an diese Verheißung. Sie erfüllte sein ganzes Herz. Er wollte, daß seine Familie frei sei, um Gott ungeteilten Herzens dienen zu können. Gott segnete ihn, so daß seine zwölf Söhne die Grundlage für die große Nation Israel wurden.
31. Welches Werk müssen Christen heute durchführen, das sich mit Jakobs Tätigkeit vergleichen läßt?
31 Christen müssen heute ein Werk durchführen, das ihre ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert. Dieses Werk besteht darin, die Interessen des Königreiches zu wahren. Die gute Botschaft muß verkündigt werden. Gewissenhaftigkeit ist notwendig. Es ist ein Hirtenwerk im Gange, das mit dem gleichen Eifer und mit der gleichen Energie durchgeführt werden muß, die Jakob beim Weiden seiner Herde und der Herde Labans an den Tag legte. Wie für Jakob, so lohnt es sich auch für uns, den Blick auf das uns in Aussicht stehende Erbe gerichtet zu halten. Das in Hebräer 11:26 mit „hielt seinen Blick gerichtet“ wiedergegebene griechische Wort bedeutet, den Blick von allem anderen abzuwenden und nur ein Ziel im Auge zu haben.
32. Was bedeutet es tatsächlich, seinen Blick auf das Erbe oder die Belohnung gerichtet zu halten?
32 Wenn wir so unseren Blick auf das Erbe gerichtet halten, kann uns nichts zum Straucheln veranlassen. Nichts kann uns auf Abwege bringen. Wir können die Gewißheit haben, daß wir das wunderbare Erbe empfangen, sei es im Himmel — wie im Falle der geistgezeugten Brüder Jesu Christi — oder sei es im irdischen Herrschaftsgebiet des Königreiches. Die letztere Hoffnung haben die meisten Zeugen Jehovas heute. Beide Gruppen sind jedoch so eingestellt wie der Apostel Paulus, der die Hoffnung der himmlischen Berufung, der Berufung „nach oben“, hatte und der schrieb: „Brüder, ich betrachte mich selbst noch nicht so, als ob ich es ergriffen habe; doch da ist e i n e s diesbezüglich: Die Dinge vergessend, die dahinten sind, und mich nach den Dingen ausstreckend, die vor mir sind, jage ich dem Ziel entgegen, dem Preis der Berufung Gottes nach oben durch Christus Jesus.“ Mögen alle Diener Gottes diese Blickrichtung beibehalten. — Phil. 3:13, 14.
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Jakob schätzte die Bundesverheißung, die Abraham gegeben worden war; Esau dagegen verkaufte sein Erbe für eine einzige Mahlzeit. Schätzt du heilige Dinge wie Jakob? Hältst du deinen Blick auf das Erbe des Lebens in Gottes neuer Ordnung gerichtet, und beweist du es durch das, was du mit deinem Leben tust?