„Dein Wille geschehe auf Erden“ (18. Teil)
Nachdem Jesus den Apostel Petrus glücklich gepriesen hatte, weil er imstande gewesen war, ihn mit Gottes Hilfe als „den Christus, den Sohn des lebendigen Gottes“, kenntlich zu machen, wies er auf sich selbst hin mit den Worten: „Auf dieses Felsmassiv will ich meine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.“ (Matth. 16:18, NW) Nachdem Jesus getötet und aus den Toten auferweckt worden und später in den Himmel zurückgekehrt war, um sich zur Rechten seines himmlischen Vaters zu setzen, begann er, seine wahre Versammlung geistiger Israeliten aufzubauen. Er begann damit an dem Tage des Pfingstfestes im Jahre 33 n. Chr., als er den heiligen Geist auf die treuen Überrestglieder, seine Jünger, ausgoß, die sich in Jerusalem versammelt hatten. So wurde begonnen, sie als „lebendige Steine“ in Einheit mit Jesus Christus, der Hauptgrundlage, zu einer Stätte aufzubauen, an der Gott durch seinen Geist wohnen soll.
23, 24. Was gehört dazu, daß Jesus die Versammlung auf sich selbst baute, und wie erklärte dies Paulus in Epheser 4:10-14?
23 Jesus baute die Versammlung nicht nur dadurch auf sich selbst, das Felsmassiv, auf, daß er seine Gott hingegebenen, getauften Nachfolger als „lebendige Steine“ auf sich selbst baute, sondern auch dadurch, daß er sie als Tempel oder Heiligtum Gottes für den Dienst Jehovas organisierte. Das bedingte, daß eine große Zahl besonderer Diener innerhalb der Versammlung in ihre Dienstposten eingesetzt werden mußte. Der Apostel Paulus erklärte dieses Organisierungswerk, das Jesus vom Himmel her durchführt, in folgenden Worten:
24 „Eben derjenige, der [auf die Erde] hinabfuhr, ist auch derjenige, der weit über alle Himmel hinauffuhr, um allen Dingen Fülle zu geben. Und er gab einige als Apostel, einige als Propheten, einige als Missionare, einige als Hirten und Lehrer, im Hinblick auf die Schulung der Heiligen für das Dienstwerk, für den Aufbau des Leibes des Christus, bis wir alle hingelangen zu der Einheit im Glauben und zu der genauen Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu einem vollerwachsenen Manne, zum Maße des Wuchses, der zur Fülle des Christus gehört, damit wir nicht mehr kleine Kinder seien.“ — Eph. 4:10-14, NW.
25. Welchen Zweck verfolgte Jesus, indem er die Versammlung organisierte und besondere Diener für sie einsetzte?
25 Jesus verfolgte mit der Organisierung der Versammlung und der Ernennung besonderer Diener den Zweck, allen Heiligen eine gründliche Schulung für dienstamtliche Arbeit zukommen zu lassen, damit sie nicht geistliche Kleinkinder blieben, sondern in Einheit mit Christus vollerwachsene Personen werden sollten. Sie müssen alle in christlichem, geistlichem Sinne „Personen vorgerückten Alters“ werden, also „Älteste“ oder ältere Personen, wie dies durch die vierundzwanzig „Ältesten“ dargestellt wird, die Johannes in seiner Vision sah, in der sie um den himmlischen Thron Gottes auf Thronen saßen. — Off. 4:4, 10.a
26. Wie kam es, daß außerhalb Jerusalems viele Versammlungen gegründet wurden, und was hatten diese Versammlungen, sofern geeignete Männer zur Verfügung standen?
26 Die erste örtliche Christenversammlung wurde in Jerusalem gegründet. Dort hatte die sichtbare leitende Körperschaft der „der heiligen Nation“ des geistlichen Volkes Israel bis kurz vor der Zerstörung Jerusalems vom Jahre 70 n. Chr. ihren Hauptsitz. Weil am Pfingstfest und danach in Jerusalem Tausenden von Besuchern ein großes Zeugnis gegeben wurde und viele von diesen gläubig wurden, kam es in vielen anderen Städten, Dörfern und Gemeinden zur Bildung von Versammlungen. Die Zahl der Versammlungen nahm noch mehr zu, als vom Jahre 36 an die gute Botschaft vom Königreich auch den nichtjüdischen Völkern gepredigt werden durfte. Alle diese Versammlungen wurden für die Zusammenkünfte am Orte und für den Predigtdienst im Felde organisiert. Wo besondere Diener zur Verfügung standen, hatte jede Versammlung ihre Aufseher und deren Helfer oder Dienstamtgehilfen. Wem in der Stadt Philippi in Mazedonien schrieb zum Beispiel Paulus? Hier die Einleitung seines Briefes an die Philipper: „Paulus und Timotheus, Sklaven Christi Jesu, an alle Heiligen in Philippi, die in Einheit sind mit Christus Jesus, samt den Aufsehern und Dienstamtgehilfen.“ (Phil. 1:1, NW) Paulus lenkte die Aufmerksamkeit auch auf die Aufseher der Versammlung von Ephesus, Kleinasien. — Apg. 20:17-28.
27. Warum waren die Briefe des Paulus an Timotheus und Titus von besonderer Art, und was mußten alle besonderen Diener in den Versammlungen sein, ehe sie zu einem Dienste ernannt werden konnten?
27 Timotheus und Titus waren allgemeine Aufseher über Versammlungen in gewissen ihnen zugeteilten Gebieten. Die zwei Briefe des Paulus an Timotheus und sein Brief an Titus sind daher in Wirklichkeit Anweisungen, die für Aufseher bestimmt sind. In 1. Timotheus 3:1-12 und in Titus 1:5-9 beschreibt indes der Apostel Paulus die Eigenschaften, die diejenigen aufweisen müssen, die von Timotheus und Titus zu Aufsehern und Dienstamtgehilfen in den örtlichen Christenversammlungen ernannt werden konnten. Natürlich mußten alle diese besonderen Diener christliche „Älteste“ oder geistlich ältere Männer sein. Dies mußte auch auf die zwölf Apostel zutreffen; und Petrus spricht von sich selbst als von einem „Ältesten“ oder „Presbyter“ (nach dem Griechischen), wenn er schreibt: „Den älteren Männern unter euch [gebe ich] diese Ermahnung, denn auch ich bin ein älterer Mann [presbýteros, griechisch] wie sie und ein Zeuge der Leiden des Christus wie auch ein Teilhaber der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll.“ — 1. Pet. 5:1, NW.
28. Aus was für Männern setzte sich also notwendigerweise die leitende Körperschaft in Jerusalem zusammen, und was zeigt, daß außer den zwölf Aposteln noch andere dazu gehörten?
28 Die leitende Körperschaft in Jerusalem bestand notwendigerweise ausschließlich aus „Ältesten“ oder „Presbytern“ oder „älteren Männern“. Zu ihr gehörten nicht nur die „zwölf Apostel des Lammes“, sondern auch andere Diener der dortigen Versammlung. In Apostelgeschichte 15:1, 2, 6, 22, 23 wird davon berichtet, daß sich die Versammlung in Antiochien, Syrien, in einer strittigen Sache an die leitende Körperschaft in Jerusalem wandte, und „die Apostel und die älteren Männer [Presbyter] versammelten sich, um sich mit dieser Angelegenheit zu befassen“. Nachdem die fragliche Angelegenheit entschieden worden war, beschlossen „die Apostel und die älteren Männer“, bestimmte Männer mit einem Brief auszusenden, der ihre Entscheidung enthielt. Sie leiteten den Brief wie folgt ein: „Die Apostel und die älteren [Presbyter] Brüder den Brüdern, die aus den Nationen sind, in Antiochien und Syrien und Cilicien.“ Wie aber waren alle diese „Ältesten“ geworden?
29. Wie sind in der Christenheit das Wort „Ältester“ und „Ältestenamt“ benutzt worden, und welche Fragen stellen wir über Texte wie Apostelgeschichte 14:23 und Titus 1:5, die man als Stütze gebraucht?
29 In den Versammlungen der Christenheit ist der Ausdruck „Ältester“ ein Titel geworden, und die „Ältestenschaft“ ist ein Amt, in das Männer eingesetzt werden. Als Stütze hierfür berufen sich die religiösen Organisationen, die solche Älteste oder Ältestenämter haben, auf Apostelgeschichte 14:23, wo von Paulus und Barnabas als Gründern von Versammlungen folgendes gesagt wird: „Und als sie ihnen aber in jeder Versammlung Älteste gewählt [eingesetzt, ernannt, AS] hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn, an welchen sie geglaubt hatten.“ Auch in Titus 1:5 heißt es: „Deswegen ließ ich dich in Kreta, daß du, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen [einsetzen oder ernennen, RS] möchtest, wie ich dir geboten hatte.“ Bedeutet dies aber, daß Männer in das Amt eines Ältesten eingesetzt werden können, oder vielleicht, daß Männer, die bereits im erforderlichen Sinne Älteste waren, in Ämter oder Dienststellen in den Versammlungen eingesetzt wurden? Kann jemand zum Ältesten gewählt werden?
30. Zu wem in Israel sandte Jehova Mose besonders, und was sagt die jüdische Enzyklopädie (engl.) über „Älteste“?
30 Aus der Zeit des Propheten Mose wird berichtet, daß die Versammlung des natürlichen Volkes Israel „Älteste“ hatte. Jehova Gott sandte Mose besonders zu diesen „Ältesten“ oder älteren Männern von Israel. (2. Mose 3:16, 18) Wurden aber diese Ältesten zu Ältesten eingesetzt, oder wurden sie einfach dadurch Älteste, daß sie körperlich und geistig heranreiften? Die jüdische Enzyklopädie, Band V (englisch, vom Jahre 1910), sagt auf Seite 92 unter dem Stichwort „Älteste“:
In der Frühzeit war das Alter eine notwendige Vorbedingung für Autorität. Nicht nur unter den alten Juden, sondern auch unter anderen Nationen der alten Zeit bildeten die Ältesten der Nation oder des Stammes die offizielle Klasse. Die Institution der Ältesten bestand unter den Ägyptern (1. Mose 50:7), unter den Midianitern (4. Mose 22:7) und später unter den Griechen (gérontes oder presbýteroi) und Römern („patres“ oder senatus“) … die Ältesten bekleideten eine wichtige Stellung sowohl in den kommunalen wie auch in den politischen Angelegenheiten des jüdischen Volkes. Es ist nicht sicher, daß sie von dem Volke gewählt wurden, obwohl man sie als dessen Vertreter ansah … Die Stellung und Funktion des Ältesten wird nirgends klar definiert.
31. Wie wird jemand ein christlicher „Ältester“, und auf welche Weise werden also „Älteste“ zu einem Dienst ernannt?
31 Was nun die Christenversammlung oder die Versammlung des geistigen Volkes Israel betrifft, geht aus Epheser 4:13, 14; 1. Korinther 3:1-3 und Hebräer 5:11-14 eine Tatsache klar hervor: Jemand wird ein christlicher „Ältester“ oder „Presbyter“ durch geistliches Wachstum und geistliche Entwicklung, also nicht bloß durch sein buchstäbliches Alter oder durch Ernennung. Gemäß den erforderlichen Eigenschaften, die Paulus in 1. Timotheus 3:1-12 und Titus 1:5-9 beschreibt, werden Männer aus den Reihen derer, die durch geistliches Wachstum „Älteste“ geworden sind, zu Aufsehern und Dienstamtgehilfen ernannt. In diesem Sinne also ernennen die Personen, die zum Ernennen ermächtigt sind, Älteste zu verantwortlichen Dienern (nicht zu Ältesten) innerhalb der Versammlungen oder über dieselben.
32. Wer war, gemäß Schlußfolgerungen, die während der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts gezogen wurden, ermächtigt, Älteste zu ernennen, und durch welche Methode?
32 Wer aber ist befugt, Älteste zu Dienern für die Versammlungen zu ernennen oder zu ordinieren? In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts wurde die Ansicht vertreten, daß die Versammlungen selbst durch die Heilige Schrift ermächtigt seien, ihre „Ältesten“ zu ordinieren oder zu ernennen.b Es wurde darauf hingewiesen, daß das in Apostelgeschichte 14:23 bezüglich der Ernennung oder Ordinierung von Ältesten in den Kirchen im griechischen Urtext gebrauchte Wort kheirotoneîn ist und daß dieses griechische Tätigkeitswort ‚Wählen durch Ausstrecken der Hand‘ bedeute, was heute noch die gebräuchliche Form beim Abstimmen ist. Diese Definition ist in Prof. Youngs Analytischer Bibelkonkordanz zu finden. Da diese als eine presbyterianische Autorität betrachtet werden kann, wollen wir auch die Definition wiedergeben, die in ‚Strongs Erschöpfender Konkordanz‘ erscheint, die als eine methodistische Autorität anzusehen ist. Die letztgenannte gibt den Wurzelsinn des Wortes durch die Erklärung: ‚Ein Handaustrecker oder Wähler (durch Handaufheben)‘ wieder.c
33—35. Welche e i n e Bedeutung des Wortes kheirotoneîn ist bei den angegebenen Definitionen nur berücksichtigt worden, und welche andere spätere Bedeutung erwähnen griechisch-englische Autoritäten als anwendbar?
33 Man beachte jedoch, daß bei diesen Definitionen nur der ursprüngliche oder frühe Sinn des griechischen Tätigkeitswortes kheirotoneîn berücksichtigt wurde. Mit der Entwicklung der griechischen Sprache erweiterte sich im Verlauf der Geschichte der Sinn dieses Wortes.
34 Ein griechisch-englisches Lexikon von Liddell und Scott definiert in einer Neuauflage von Jones und McKenzie, die 1948 gedruckt wurde, das Wort kheirotoneîn wie folgt: „… die Hand ausstrecken zu dem Zweck, seine Stimme in der Versammlung abzugeben … II. in Verbindung mit einer Person als Akkusativobjekt: wählen, richtigerweise durch Zeigen der Hände … b. später, im allgemeinen, ernennen … innerhalb der Kirche in ein Amt einsetzen, vergleiche presbytérous in Apostelgeschichte 14:23 mit 2. Brief an die Korinther 8:19 (Passiv).“
35 Ein griechisch-englisches Lexikon des Neuen Testaments von John Parkhurst stimmt mit diesem überein, wenn es dort in einer Neuauflage (1845) von J. R. Major, Seite 673, heißt: „III. Durch Stimmabgabe oder durch Abstimmung wählen, ganz gleich, wie dies geschieht. Kommt in 2. Korinther 8:19 vor. IV. Mit nachfolgendem Akkusativ: ernennen oder in ein Amt einsetzen, wenn auch ohne Abstimmung oder Wahl. Kommt in Apostelgeschichte 14:23 vor.“
36. Welchen Sinn hatte dieses griechische Verb in der Zeit der Apostel, wie dies das Werk Jüdische Altertümer von Josephus zeigt?
36 Einen Beweis für diesen späteren Sinn einer Ernennung oder Wahl, ohne daß durch andere in der Versammlung die Stimme dazu abgegeben wird, gibt der jüdische Geschichtsschreiber Josephus in seinen Jüdischen Altertümern, die in der griechischen Gemeinsprache der Zeit der Apostel Christi in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts abgefaßt wurden. In Buch VI verwendet Josephus in den Kapiteln 4 und 13 das griechische Verb kheirotoneîn, wenn er sagt, daß König Saul von Israel von Gott gewählt oder ordiniert worden sei. Die Bibel sagt nicht, daß die Versammlung Israel durch Handaufheben König Saul zu seinem Amt gewählt hätte. Der Prophet Samuel salbte Saul zum König, und er wurde der Gesalbte oder von Jehova Gott Ordinierte (kheirotoneîn).d In den Tagen der Apostel mußte daher das griechische Tätigkeitswort, das in Apostelgeschichte 14:23 und in 2. Korinther 8:19 gebraucht wird, ordinieren oder ernennen auch durch eine Einzelperson bedeutet haben, ohne daß diese durch Handaufheben von anderen Personen unterstützt oder beeinflußt worden wäre.
37. Was gebot Paulus einer Einzelperson (in Titus 1:5) zu tun, was den Sinn des Textes in Apostelgeschichte 14:23 klarstellt? Welcher Methode sollte er folgen, und wie kann man daher Apostelgeschichte 14:23 richtigerweise nicht auslegen?
37 Während es in Apostelgeschichte 14:23 (NW) heißt: „… sie setzten für sie in der Versammlung ältere Männer ins Amt ein“, wobei das griechische Tätigkeitswort kheirotoneîn gebraucht worden ist, wies der Apostel Paulus eine Einzelperson, Titus, den Aufseher, wie folgt an: „… damit du … von Stadt zu Stadt Ernennungen älterer Männer vornehmen möchtest, wie ich dir Anweisungen gab.“ Diese älteren Männer wurden nicht dadurch zu ihrem Amte gewählt, daß Titus die Stimmenmehrheit der Versammlungsglieder durch deren Handaufheben für oder gegen einen Kandidaten erlangt hätte — das wäre die demokratische Methode gewesen —, sondern die Ernennung, zu der Paulus anwies, der ein inspiriertes Glied der christlichen leitenden Körperschaft war, erfolgte durch die theokratische Methode. (Titus 1:5, NW) Der griechische Text von Apostelgeschichte 14:23 darf daher richtigerweise nicht als Stütze der nach demokratischer oder durch die Versammlung erfolgenden Methode gedeutet werden, die der theokratischen Methode entgegengesetzt wäre.
38. Warum ist die demokratische Methode nicht die richtige Verfahrensweise für Jehovas lebendes Heiligtum auf der Erde, wie aber werden die Heiligen für ihren treuen Dienst auf der Erde belohnt werden?
38 Die geistlichen Israeliten, die sich im neuen Bund befinden, um ein Volk für den Namen Jehovas zu sein, sind seine „Heiligen“. Sie bilden ein lebendes Heiligtum, in welchem er durch seinen Geist wohnen kann. Ihre Organisation muß auf Jesus Christus, das „Felsmassiv“, und seine zwölf Apostel aufgebaut sein, und dies in Übereinstimmung mit der theokratischen Anordnung und nicht nach der demokratischen Methode. Die demokratische Verfahrensweise verlangt, daß die Herrschaft einer Organisation von unten her komme, nämlich von dem Volk, von dem ihre Macht und Autorität ausgeht. Die theokratische Methode verlangt, daß die Herrschaft der Organisation von oben herab ausgeübt wird, nämlich von dem höchsten Wesen, das von oben nach unten regiert. Das ist die reine, friedsame und erfolgreiche Methode für Jehovas lebendes „Heiligtum“, das aus seinen Heiligen besteht. Es ist eine gesegnete Verfahrensweise, nach der sie zum Dienste als Zeugen Jehovas organisiert sind. Wenn sie bis zum Tode treu dienen, werden sie mit Jesus Christus im Himmel herrschen und regieren. So wird sich der Bund für das Königreich erfüllen, zu dem sie von Gott gesalbt worden sind.
KAPITEL 8
DAS „KLEINE HORN“ FÜHRT KRIEG
1. Wieso war die Vision, die Daniel im ersten Jahre des Königs Belsazar hatte, in jenem Jahr zeitgemäß, und welche Wirkung hatte sie auf Daniel?
ERBARMUNGSLOS bis zur Überwältigung bekämpft und schließlich mit dem ewigen Königtum über das fruchtbare Erdenrund belohnt — das ist, in kurzen Worten ausgedrückt, die erstaunliche Erfahrung der Heiligen des Höchsten, die dem Propheten Daniel in einer Vision vor Augen geführt wurde! Die goldene Pracht der babylonischen Weltmacht war im Schwinden. Der letzte Vertreter ihrer chaldäischen Königsdynastie saß als Weltbeherrscher auf dem Thron. Es war im ersten Jahre Belsazars, des Königs von Babylon. Daniels Traum und die Gesichte seines Hauptes, die er in jenem Jahr der Zeit des Endes Babylons, der dritten Weltmacht, hatte, handelte zum Teil von jener vergehenden Weltmacht. Es war daher an der Zeit und am Platze, daß Daniel diesen Traum hatte, bevor Babylon von seinem erhabenen Thron herunterkam. Der Überrest der Heiligen Jehovas, zu dem auch Daniel, Serubbabel und der jüdische Hohepriester Jeschua gehörten, wurde immer noch in Babylon als Sklave gefangengehalten. Der Traum und dessen kurze Deutung durch einen Engel erschreckten Daniel sehr. Er entfärbte sich. Da uns aber heute, im Lichte der uns bekannten geschichtlichen Ereignisse der vergangenen zweieinhalb Jahrtausende, fast die ganze Deutung des Traumes, bis auf einige hochdramatische Einzelheiten, bekannt ist, die sich noch erfüllen müssen, können wir gut verstehen, weshalb Daniel so erschrak.
2, 3. Mit welchen Worten beschrieb Daniel den schrecklichen Traum?
2 Hier folgt Daniels Beschreibung des Traumes in seiner ganzen Schrecklichkeit:
3 „Ich schaute in meinem Gesicht bei der Nacht, und siehe, die vier Winde des Himmels brachen los auf das große Meer [wühlten das große Meer auf, AB]. Und vier große Tiere stiegen aus dem Meere herauf, eines verschieden von dem anderen. — Das erste war gleich einem Löwen und hatte Adlersflügel; ich schaute, bis seine Flügel ausgerissen wurden, und es von der Erde aufgehoben und wie ein Mensch auf seine Füße gestellt und ihm eines Menschen Herz gegeben wurde. — Und siehe, ein anderes, zweites Tier, gleich einem Bären; und es richtete sich auf einer Seite auf, und es hatte drei Rippen in seinem Maule zwischen seinen Zähnen; und man sprach zu ihm also: Stehe auf, friß viel Fleisch! — Nach diesem schaute ich, und siehe, ein anderes, gleich einem Pardel [Leopard, RS]; und er hatte vier Flügel eines Vogels auf seinem Rücken; und das Tier hatte vier Köpfe, und Herrschaft wurde ihm gegeben. Nach diesem schaute ich in Gesichten der Nacht: und siehe, ein viertes Tier, schrecklich und furchtbar und sehr stark, und es hatte große eiserne Zähne; es fraß und zermalmte, und was übrigblieb, zertrat es mit seinen Füßen; und es war verschieden von allen Tieren, die vor ihm gewesen, und es hatte zehn Hörner. Während ich auf die Hörner achtgab, siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden vor ihm ausgerissen; und siehe, an diesem Horne waren Augen wie Menschenaugen, und ein Mund, der große Dinge redete.“ — Dan. 7:2-8.
(Fortsetzung folgt)
[Fußnoten]
a Siehe den Wachtturm vom 15. Januar 1959, S. 57—59.
b Siehe das Buch Die Neue Schöpfung von C. T. Russell Druckrecht 1904, Seiten 276—282 (englische Ausgabe).
c Die Neue Schöpfung, Seite 276, Absatz 2 (englische Ausgabe). Siehe auch Zion’s Wachtturm (englisch) vom 15. März 1906, Seite 91, Abschnitte 7, 8.
d In dem Werke Jüdische Altertümer von Josephus, VI. Buch, 4. Kapitel, Absatz 2, lesen wir: Also ließe Saul seinen Knecht fortziehen. Samuel aber zoge ein Geschirrlein mit Öl hervor und goße es dem Jüngling auf sein Haupt, küßte ihn und sagte: ‚GOtt hat dich zum König gewehlet [basileùs hypò toû Theoû kheirotonetheis], daß du die Philister bekriegest, und die Ebräer beschirmest.‘“ In dem Werke Jüdische Altertümer, VI. Buch, 13. Kapitel, Abschnitt 9, lesen wir: „David schlich in des Königs Gezelt hinein, und ob er wol des Königs Bett an dem Spieß, welcher neben ihm in dem Boden gesteckt ware, wol erkandte, wolte er doch weder selbst Hand an Saul legen, noch dem Abisai, der willens war, ihn zu töten, solches zu thun gestatten, sondern mahnete ihn ab und sagte: Es wäre unrecht, den König, welchen Gott selbst erwählt [kheirotoneîn] hatte, umzubringen, unangesehen, daß er böß wäre; denn GOtt, der ihm das Königreich gegeben habe, werde ihn wol wissen mit der Zeit zu straffen, wiewol er nun des Königs Leben verschonte.“ Siehe auch die Übersetzung von William Whiston, M. A., Boston, Mass., vom Jahre 1849, Seiten 188, 189, 217. Vergleiche dazu ferner 1. Samuel 10:1, 20-24; 26:5-12.