Ist Unmoral falsche Anbetung?
DIE spanische Wochenzeitschrift Cambio 16 berichtete über eine Entwicklung in den Programmen französischer Piratensender. Unter dem Titel „Sex über den Äther“ hieß es: „Andere [Stationen] bevorzugen Pornographie — eigentlich sollte man Pornophonie sagen — und bringen ausführliche Live-Sendungen über Orgasmen, Ekstasen und Liebkosungen. ... Zwischen ein und drei Uhr nachts stellt [die Station] ... Kontakt zwischen einander unbekannten Hörern her, damit sie über Telefon direkt ihren Liebesakt oder ihr Masturbieren beschreiben können.“
In dem Bericht hieß es weiter, daß ein Sprecher Paare in das Studio einlädt und „als Begleitung zu den schweren Atemzügen und den schmachtenden Lauten der Paare, die sich zum Liebesakt vor den Mikrofonen entschließen, Adjektive aus seinem Erotik-Wörterbuch vorliest“.
Diese Art Sendungen haben das Interesse der Öffentlichkeit gefunden, was Schlagzeilen und Leitartikel in Pariser Tageszeitungen wie Le Matin und Le Quotidien zeigen.
Eine andere Art Götzendienst
Wie sollten Christen zu dieser Rundfunkneuheit eingestellt sein? Der Apostel Paulus schrieb an die Christen in Ephesus: „Daher sage ich dies und lege Zeugnis dafür ab im Herrn, daß ihr nicht mehr so weiterwandelt, wie auch die Nationen wandeln in der Nutzlosigkeit ihres Sinnes ... Da sie jedes sittliche Gefühl verloren haben, haben sie sich einem zügellosen Wandel hingegeben, um mit Gier jede Art Unreinheit zu verüben.“ Die Wiedergabe der Herder-Bibel lautet: „Sie haben sich der Ausschweifung [„der Sexualität“, Jerusalem Bible] ergeben, um jede Art von Unreinheit zu verüben aus Habsucht. Ihr aber habt so etwas nicht von Christus gelernt. Ihr habt doch von ihm gehört und seid in ihm belehrt worden, wie Jesus Wahrheit ist“ (Epheser 4:17-21).
Vielleicht wendet jemand ein, einer unmoralischen Handlung im Radio zuzuhören sei nicht dasselbe wie, sich an solchen Handlungen zu beteiligen, und man solle es nicht mißbilligen. Doch einem Christen sind noch engere Grenzen gesetzt. In Epheser, Kapitel 5 lesen wir zum Beispiel: „Hurerei und jede Art Unreinheit ... sollen unter euch nicht einmal erwähnt werden, so, wie es sich für Heilige [geistig reine Menschen] geziemt, auch kein schändliches Benehmen noch törichtes Reden, noch unzüchtige Späße.“ Wenn Unreinheit unter Christen nicht einmal erwähnt werden sollte, dann sollten sie bestimmt auch nicht Zeuge davon sein wollen, sei es durch Lesestoff, Fernsehen oder Rundfunk (Epheser 5:3, 4).
Aber warum sollte sich ein Christ von jeder Art von Unmoral unbedingt fernhalten? Warum sollte er pornographische Schriften oder Sendungen meiden? Paulus antwortet: „Denn ihr könnt ganz sicher sein, daß keiner, der Hurerei oder Unreinheit oder Promiskuität treibt — was bedeutet, einen falschen Gott anzubeten —, irgend etwas von Gottes Königreich ererben kann. Laßt euch von niemandem mit leeren Argumenten betrügen: Wegen dieser zügellosen Lebensweise kommt Gottes Zorn auf diejenigen, die sich gegen ihn auflehnen. Seht zu, daß ihr nicht zu ihnen gehört“ (Epheser 5:5-7, Jerusalem Bible).
Ist dir aufgefallen, daß Unmoral eine Form der falschen Anbetung ist? Die Neue-Welt-Übersetzung gebraucht ein noch härteres Wort, wenn sie sagt: „Kein Hurer oder Unreiner oder Habgieriger — das heißt ein Götzendiener — [hat] irgendein Erbe im Königreich des Christus und Gottes.“ Ja, wie die Neue-Welt-Übersetzung zeigt, ist Unmoral Götzendienst. Wieso? Weil die unreinen Begierden des Fleisches — das Verlangen nach unerlaubtem Vergnügen — ein Gegenstand der Verehrung werden und für die reine Anbetung keinen Raum mehr lassen. Ein anderer Gott ist in das Leben des Betreffenden getreten: ein gieriges, selbstsüchtiges, unmoralisches Verlangen. Somit stellen unrechte sexuelle Begierden für gottgefällige Eigenschaften eine Herausforderung dar. Wer seine Augen oder Ohren unzüchtigen Dingen leiht, gefährdet das Verhältnis, das er zu Jehova, dem heiligen Gott, haben mag (Jesaja 6:3).
Wie können wir rein bleiben?
Wie können wir den Versuchungen des neuzeitlichen Sodom und Gomorra widerstehen? Dadurch, daß wir uns für unvergängliche sittliche Werte entscheiden und daran festhalten, indem wir Sinn und Herz davon beherrschen lassen. In dem bereits erwähnten Brief an die Epheser schrieb Paulus an seine Glaubensbrüder: „... daß ihr die alte Persönlichkeit ablegen sollt, die eurem früheren Wandel entspricht und die gemäß ihren trügerischen Begierden verdorben wird; daß ihr aber erneuert werden sollt.“ In welcher Hinsicht? „In der Kraft, die euren Sinn antreibt.“ Das ermöglicht es uns, „die neue Persönlichkeit“ anzuziehen, „die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist“ (Epheser 4:22-24).
Wie können wir diese „Kraft“, die den Sinn antreibt, bewahren? Indem wir unsere biblische Erkenntnis und unsere Wertschätzung für Gottes Wort vertiefen und uns von dem „treuen und verständigen Sklaven“ des Herrn leiten lassen, das heißt von der christlichen Körperschaft, die uns eindeutige Richtlinien für eine gottgefällige Lebensweise in den gegenwärtigen bösen und schwierigen Zeiten gibt. Auch benötigen wir die erbauende Gemeinschaft, die uns durch den Besuch der belehrenden biblischen Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas geboten wird. Wenn wir es uns zur Gewohnheit machen, regelmäßig zu studieren und den Zusammenkünften beizuwohnen — genauso wie wir regelmäßig essen —, dann wird auch die Kraft, die unseren Sinn antreibt, ständig vorhanden und stark sein. Sie wird uns veranlassen, den Versuchungen des unmoralischen Systems der Dinge zu widerstehen, das aus der um jeden Preis angestrebten geschlechtlichen Befriedigung einen modernen Götzen gemacht hat (Matthäus 24:45-47; Apostelgeschichte 8:30, 31; Hebräer 10:24, 25).
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Kann so etwas zu falscher Anbetung führen?