Der christliche Sittenmaßstab
„Das Sinnen des Fleisches bedeutet Tod, das Sinnen des Geistes aber bedeutet Leben und Frieden.“ — Röm. 8:6.
1. Welchen großen Wechsel führte Jehova dadurch herbei, daß er seinen geliebten Sohn auf die Erde sandte, und warum tat er dies?
ABRAHAMS natürliche Nachkommen wurden von Jehova als sein besonderes Besitztum verworfen, weil sie den gerechten Sittenmaßstab, den er für sie festgelegt hatte, immer wieder außer acht ließen. Jehova begann deshalb, Menschen zusammenzubringen, die eine neue Nation, eine Nation, die ihm Ehre machen würde, bilden sollten. Diese neue Nation seiner Anbeter brachte er nicht durch einen gewöhnlichen menschlichen Diener, wie Moses es war, zusammen, sondern diesmal sandte er seinen eigenen Sohn „in der Gleichheit des sündigen Fleisches“ vom Himmel herab. (Röm. 8:3) Jesus war das von ihm beschaffte Mittel, das die Menschen von der Macht der Sünde und des Todes loskaufen und das gleichzeitig ein vollkommenes Vorbild sein sollte, dessen Fußstapfen andere nachfolgen könnten. — 1. Petr. 2:21.
2. Was bedeutet es, daß Jesus „in der Gleichheit des sündigen Fleisches“ kam, und warum entsprach dies Gottes Vorhaben?
2 Daß Gottes Sohn „in der Gleichheit des sündigen Fleisches“ kam, bedeutet nicht, daß sich in Christus Jesus „die beiden absolut gegensätzlichen Grundsätze: menschliche Unwissenheit und Unvollkommenheit und göttliche Allwissenheit und Vollkommenheit“, begegnet wären, wie das der katholische Theologe Thomas von Aquin behauptete. Nein, denn Jesus war kein Gottmensch. „Er entäußerte sich selbst und nahm Sklavengestalt an und wurde den Menschen gleich“, war aber, wie uns versichert wird, dennoch „arglos, unbefleckt, getrennt von den Sündern“. (Phil. 2:7; Hebr. 7:26) Als vollkommener Mensch konnte Jesus derselben Prüfung seines Gehorsams und seiner Lauterkeit unterzogen werden wie einst Adam und Eva. Seine Handlungsweise sollte seine Einstellung zu Jehovas gerechtem Maßstab offenbaren.
3. Wessen Herrschaft war die Menschheit schon vor dem Kommen Jesu unterworfen?
3 Als Jesus auftrat, war das Menschengeschlecht schon lange der Gewaltherrschaft der Sünde unterworfen gewesen. ‘Die Sünde hatte als König in ihren sterblichen Leibern geherrscht’, wie der christliche Apostel Paulus es ausdrückte. (Röm. 6:12) Es wird kaum nötig sein zu beweisen, daß der sterbliche Leib mit seinen Gefühlen oder Empfindungen das Denken und Handeln der meisten Menschen beherrscht. Denken wir nur an den starken Einfluß, den die Sinnesorgane ausüben, das Organ des Tastsinns, des Geruchssinns, des Gesichts- und des Gehörsinns.
4. Wie beherrschen die Empfindungen des Fleisches unvollkommene Menschen?
4 Den Empfindungen des Fleisches freien Lauf zu lassen kann zu Schlemmerei und Trunkenheit, zu Genußsucht und zur Liebe zu Bequemlichkeit führen. Das neidische Auge zum Beispiel will alles haben, was es sieht, und treibt seinen Besitzer auf den Pfad des Materialismus. (Pred. 4:8) Der Tastsinn kann uns zu unzüchtigen, schlechten Handlungen verleiten, wenn wir zulassen, daß er unser Denken beherrscht. (Matth. 5:30) Selbst das Gehör kann uns irreführen, indem es uns veranlaßt, uns nur das anzuhören, was uns gefällt, und uns gegenüber unangenehmen Worten zu verschließen, die vielleicht als gute Ratschläge und gesunde Ermahnungen an unser Ohr dringen. — Sach. 7:11.
5. Zu welchem Zweck stattete Gott seine menschlichen Geschöpfe mit Sinnen aus?
5 Jehova, der allweise Schöpfer, gab uns die Sinne natürlich nicht, damit sie unser Leben bestimmen sollten. Da er genau wußte, welch starken Einfluß die Empfindungen des Fleisches auf Männer und Frauen ausüben würden, gab er uns den Verstand, der, durch göttliche Weisheit genährt, als ausgleichende Kraft wirken sollte. Er gibt uns in seinem Wort deshalb den Rat: „Mein Sohn, merke auf meine Weisheit, neige dein Ohr zu meiner Einsicht, um Besonnenheit zu beobachten, und damit deine Lippen Erkenntnis bewahren.“ — Spr. 5:1, 2.
Jesus weist den rechten Weg
6. (a) Aufgrund welcher früheren Erfahrung trat der Versucher an den vollkommenen Menschen Jesus heran? (b) Welches Ergebnis erzielte er?
6 Satan, der Versucher, wußte genau, wie Menschen durch ihre Sinne beeinflußt werden können. Er versuchte deshalb, Jesus zu veranlassen, seinem Gott untreu zu werden, indem er dem hungrigen Sohn Gottes empfahl, die Wunderkraft seines Vaters anzuwenden, um seinen Hunger zu stillen. War Jesu Sinnen jetzt auf das Fleisch gerichtet, das heißt, ließ er sich von seinem Fleisch zwingen, es zu befriedigen? Oder war sein Sinnen auf den Geist gerichtet, das heißt, beachtete er die von seinem himmlischen Vater ausgehende Leitung? Zu Satans Verdruß wählte er das letztere. Er erklärte: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht.“ (Matth. 4:4) Jesus hielt sich an den richtigen Sittenmaßstab.
7. Wie bewies Jesus, daß er die menschlichen Schwächen genau kannte?
7 Jesus wußte, welch gefährlichen Einfluß die Glieder und Organe unseres menschlichen Leibes auf unser Leben ausüben können, und sagte daher warnend: „Ich aber sage euch, daß jeder, der fortwährend eine Frau ansieht, um so in Leidenschaft zu ihr zu entbrennen, in seinem Herzen schon mit ihr Ehebruch begangen hat. Wenn nun dein rechtes Auge dich straucheln macht, so reiß es aus und wirf es von dir weg. Denn es ist dir nützlicher, daß dir eines deiner Glieder verlorengeht, als daß dein ganzer Leib in die Gehenna [aus der es keine Auferstehung gibt] gestürzt wird. Und wenn deine rechte Hand dich straucheln macht, so hau sie ab und wirf sie von dir weg. Denn es ist nützlicher, daß dir eines deiner Glieder verlorengeht, als daß dein ganzer Leib in die Gehenna komme.“ — Matth. 5:28-30.
8. Wieso kann mit Sicherheit gesagt werden, daß Jesus mit diesen Worten nicht die Selbstverstümmelung lehrte?
8 Es ist ganz klar, daß Jesus damit nicht die Selbstverstümmelung lehrte, denn das hätte den Grundsätzen des Gesetzes, das Gott den Juden gegeben hatte, widersprochen. Er wußte jedoch, daß das Auge den Geist der Habsucht erwecken und daß die Hand gebraucht werden kann, um selbstsüchtige Wünsche zu befriedigen. Jesus wußte aber auch, daß Auge und Hand viele gottgefällige Dinge tun können, wenn sie von einem Geist gelenkt werden, der mit göttlicher Belehrung genährt wird. Das Denken sollte nicht von den Gliedern des Fleisches gelenkt werden, sondern der Verstand sollte die Glieder lenken.
9. Wie kennzeichnete Jesus bei einer anderen Gelegenheit die schlimmsten Arten von Verunreinigung und deren Ursprung?
9 Bei einer anderen Gelegenheit sagte Jesus zu seinen Nachfolgern: „Nicht was in seinen Mund hineingeht, verunreinigt einen Menschen; sondern was aus seinem Mund herauskommt, das verunreinigt einen Menschen.“ (Matth. 15:11) Auf ihre Bitte um eine nähere Erklärung erwiderte Jesus: „Merkt ihr nicht, daß alles, was in den Mund hineingeht, in die Eingeweide wandert und in den Abort ausgeschieden wird? Was dagegen aus dem Munde herauskommt, kommt aus dem Herzen, und dieses verunreinigt einen Menschen. Zum Beispiel kommen aus dem Herzen böse Überlegungen, Mordtaten, Ehebrüche, Hurereien, Diebstähle, falsche Zeugnisse, Lästerungen. Das sind die Dinge, die einen Menschen verunreinigen.“ — Matth. 15:17-20.
10. Wie gelangen schlechte Dinge in unser Herz, und welche furchtbaren Folgen zieht dies nach sich?
10 Schlechte Dinge gelangen durch die Sinnesorgane, durch das Auge, die Hand, die Zunge usw., in unser Herz und unseren Geist. Das heißt nicht, daß diese Organe an sich schlecht wären. Doch sie bemächtigen sich des Denkvermögens eines Menschen und verdrängen die vortrefflichen Gedanken Gottes, die er in sich aufgenommen hat, aus seinem Geist. Das hat meistens zur Folge, daß der Betreffende einen unmoralischen, gesetzwidrigen Lauf einschlägt, „weil das Sinnen des Fleisches Feindschaft mit Gott bedeutet, denn es ist dem Gesetz Gottes nicht untertan“. — Röm. 8:7.
11. Wie erklärt der Bibelschreiber Jakobus die zum Tode führende Entwicklung, und was muß daher jeder gottesfürchtige Mensch unbedingt tun?
11 Jakobus, einer von Gottes inspirierten Bibelschreibern, schildert die Entwicklung, die zu dieser gesetzwidrigen, todbringenden Handlungsweise führt: „Jeder wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Wenn dann die Begierde befruchtet ist, gebiert sie Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollbracht ist, bringt den Tod hervor.“ (Jak. 1:14, 15) Das Böse wurzelt sich somit unter dem Einfluß der dem Sinnengenuß ergebenen Glieder des Leibes im Herzen (Sitz der Neigungen) ein. Wie wichtig ist es deshalb, unser Herz zu behüten und es mit den Gedanken zu stärken, die uns Gott in seinem geschriebenen Wort so reichlich hat zukommen lassen!
Die Apostel hielten sich an die Lehre Jesu
12. Was empfiehlt der Apostel Paulus, und welche Neigung des Fleisches berücksichtigen seine Worte?
12 Der Apostel Paulus empfiehlt allen, die sich von den Befleckungen dieser Welt freihalten und sich an deren weitverbreiteten unmoralischen Handlungen nicht beteiligen möchten, ihren Geist mit guten Dingen, unter anderem auch mit dem, „was irgend keusch“ ist, anzufüllen. (Phil. 4:8) Das setzt bestimmt voraus, daß man dem Studium der Bibel immer mehr Zeit widmet, denn der Inhalt dieses einmaligen Buches ist „nützlich zum Lehren, zum Tadeln, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“. (2. Tim. 3:16) Angesichts der Neigung unseres Fleisches zum Bösen benötigen wir alle diese Zucht und Zurechtweisung unablässig.
13. In welcher Hinsicht sollten wir kleine Kinder sein? In welcher Hinsicht sollten wir jedoch erwachsen sein?
13 Auch in folgendem vortrefflichen Rat betont der Apostel die Notwendigkeit eines gutgenährten Geistes: „Brüder, werdet nicht kleine Kinder an Verständnisvermögen, sondern seid Unmündige in bezug auf Schlechtigkeit; werdet aber Erwachsene an Verständnisvermögen.“ (1. Kor. 14:20) Die von unseren Vorfahren ererbte Unvollkommenheit und Widerspenstigkeit, die wir in diese Welt hineingebracht haben, ist für uns zwar ein Hindernis. Dennoch brauchen wir uns im Hinblick auf die Gewohnheiten dieser bösen Welt nicht zu Erwachsenen zu entwickeln. Wir können von den Gewohnheiten dieser Welt gewissermaßen entwöhnt werden, indem wir uns von Gottes Wort, das seinen Geist atmet, leiten lassen.
14. Vor wem warnte der Apostel Paulus seine Mitchristen, und warum?
14 Der Apostel wußte auch, welchen Einfluß der Umgang auf uns haben kann, daß er bei uns entweder „das Sinnen des Fleisches“ oder „das Sinnen des Geistes“ fördert. Er warnte seine Mitchristen mit den Worten: „Laßt euch nicht irreführen. Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten.“ (1. Kor. 15:33) Welch wahres Wort! Es trifft zu, ob wir nun mit Personen, deren Gott der Bauch ist, buchstäblich zusammen sind, ob wir mit ihnen durch unsere Lektüre oder durch das was wir uns auf der Filmleinwand ansehen, Umgang pflegen. (Phil. 3:19) Wenn wir die Ermahnung, die Gesellschaft derer zu meiden, die sich die Befriedigung des Fleisches zu ihrem Gott gemacht haben, befolgen wollen, dann dürfen wir ihre Worte nicht lesen und uns ihre Taten nicht ansehen, damit ihre Denkweise nicht etwa auf uns abfärbt.
15. Warum ist es gefährlich, zu denken, man sei stark genug, um sich ohne weiteres dem Einfluß einer schlechten Gesellschaft aussetzen zu können?
15 Wir sollten auch nie denken, wir seien geistig so stark, daß wir weltlichen Umgang pflegen könnten, ohne uns zu gefährden. Die Apostel ermahnten nicht nur ihre jüngeren Mitchristen, den Götzendienst und die Begierden der Jugend zu fliehen, sondern mieden diese Gefahren auch selbst. Der Apostel Paulus sagte warnend: „Wer daher denkt, er stehe, der sehe zu, daß er nicht falle.“ (1. Kor. 10:12) Selbst als reifer Mann anerkannte er immer noch die Grenzen, die ihm gesetzt waren, denn über die Belohnung für Treue sagte er: „Brüder, ich betrachte mich selbst noch nicht so, als ob ich es ergriffen habe.“ Nein, auch er mußte sich vor der Versuchung zu Untreue und Unsittlichkeit in acht nehmen. — Phil. 3:13.
16. Welchen Rat gibt der Apostel Petrus, und welche Fragen erheben sich in Verbindung damit?
16 Petrus, ein anderer Apostel Jesu, wußte aus Erfahrung, daß jemand, der fest entschlossen ist, sich vom Geiste Gottes statt von den Begierden des Fleisches leiten zu lassen, für fleischlichgesinnte Personen wie ein Fremder wird. Er konnte seine Mitanbeter Gottes daher passenderweise „Fremdlinge und zeitweilig Ansässige“ nennen, als er sie ermahnte, sich „der fleischlichen Begierden zu enthalten, die mit der Seele im Streite liegen“. (1. Petr. 2:11) Man sollte daher den Wünschen oder Begierden des Fleisches stets skeptisch gegenüberstehen. Widersprechen sie gerechten Grundsätzen? Sind sie ein Hindernis im Dienst Jehovas? Verleiten sie zu sexueller Ausschweifung? Um uns zu schützen, müssen wir diese Wünsche sorgfältig überwachen.
17. Was bedeutet es, ‘von seinem eigenen Gefäß Besitz zu nehmen’, und welche Folgen hat es, wenn man dies nicht tut?
17 In Verbindung mit der Beherrschung der Glieder des Leibes und der Lenkung des Leibes nach Gottes gerechtem Sittenmaßstab wird auch gesagt, man müsse ‘von seinem eigenen Gefäß Besitz nehmen’. Paulus ermahnt daher alle, die wahre Nachfolger Christi bleiben möchten, ernstlich mit den Worten: „Das ist, was Gott will, eure Heiligung, daß ihr [Brüder und Schwestern] euch der Hurerei enthaltet; daß jeder von euch wisse, wie er von seinem eigenen Gefäß in Heiligung und Ehre Besitz nehme, nicht in gierigen sexuellen Gelüsten, wie sie auch die Nationen haben, die Gott nicht kennen.“ (1. Thess. 4:3-5) Die meisten Menschen lassen diesen von Gottes Geist gelenkten Rat außer acht und setzen sich dadurch den listigen Angriffen des Teufels aus, der ihnen beizukommen sucht, indem er an die Wünsche ihres Fleisches appelliert, wie er es bei Jesus tat.
Die Nationen setzen sich über den christlichen Sittenmaßstab hinweg
18. Worauf bestehen Menschen aus den gottentfremdeten Nationen hartnäckig, und welche Früchte bringt ihre Handlungsweise hervor?
18 In der ganzen Welt haben sich in den letzten Jahrzehnten Verbrechen und Unsittlichkeit gewaltig ausgebreitet. Als Ergebnis nehmen Geschlechtskrankheiten, Lügen, Stehlen, Morden und sittliche Entartung immer mehr überhand. Wie in den Tagen der Apostel geben sich die Menschen der Nationen auch heute „Zügellosigkeiten ... Lüsten, übermäßigem Weingenuß, Schwelgereien, Trinkgelagen und gesetzwidrigen Götzendienereien“ hin und haben, wie der Apostel Petrus sagt, einen „Tiefstand der Ausschweifung“ erreicht. (1. Petr. 4:3, 4) Sogar in angeblich christlichen Ländern gibt es viele Menschen, die sich der allgemeinen Verachtung des gerechten göttlichen Maßstabes angeschlossen haben. Sie bestehen darauf, das zu tun, was sie wollen. Sie möchten den in ihren Augen veralteten Sittenmaßstab loswerden.
19—21. Wie beeinflußt die Einstellung, die diese Welt gegenüber dem christlichen Sittenmaßstab hat, die heranwachsende Generation?
19 Eine vor kurzem vorgenommene Befragung einer repräsentativen Gruppe von Jugendlichen in England ergab, daß jeder fünfte Junge und jedes zehnte Mädchen schon mit fünfzehn Jahren Geschlechtsverkehr hatten. Nach einem Bericht aus einer Stadt in Nordengland leiden dort 700 Mädchen an Tripper. In einem großen Industriegebiet des Landes sind die Geschlechtskrankheiten in den vergangenen zehn Jahren bei jungen Männern um 58 Prozent und bei weiblichen Jugendlichen um 346 Prozent gestiegen. In ganz Großbritannien sind zwei Drittel der Kinder, die von Müttern unter zwanzig Jahren geboren werden, unehelich.
20 In Schweden haben Untersuchungen ergeben, daß etwa 80 Prozent der Jungen und 67 Prozent der Mädchen unter 18 Jahren bereits Geschlechtsverkehr hatten, und fast die Hälfte der erstgeborenen Kinder werden außerehelich geboren. Fast 90 Prozent der schwedischen Bevölkerung sind der Meinung, daß die Verlobung auch zum Geschlechtsverkehr berechtige. In der Tschechoslowakei wird jedes dritte erstgeborene Kind vor der Heirat gezeugt. In Westdeutschland und Dänemark ist es jedes zweite. Nach den besten Statistiken des Landes haben in den Vereinigten Staaten 40 bis 65 Prozent aller Frauen Geschlechtsverkehr, bevor sie heiraten.
21 In vielen Ländern wäre die Zahl unehelicher Geburten weit höher, wenn nicht so viele Abtreibungen oder Schwangerschaftsunterbrechungen vorgenommen würden. In Ungarn ist die Zahl der legalen Aborte in Wirklichkeit höher als die Zahl der Geburten. In einigen Teilen Griechenlands kommen auf 100 Geburten schätzungsweise 50 Aborte. In Japan werden durch legale Aborte jedes Jahr eine Million unerwünschte Schwangerschaften unterbrochen. In den Vereinigten Staaten werden jedes Jahr über 1 200 000 Abtreibungen oder Abtreibungsversuche vorgenommen.
22—24. Wie verhalten sich Geistliche der Christenheit gegenüber der immer schlimmer werdenden Sittenverderbnis unter den Nationen?
22 Nicht nur Atheisten im Osten und Westen setzen sich über den christlichen Sittenmaßstab hinweg. Sogar Geistliche und andere sogenannte Christen unterstützen und fördern diese Einstellung. So sagte zum Beispiel ein amerikanischer Geistlicher der Unitarier: „Der Staat sollte den freiwilligen vorehelichen Geschlechtsverkehr zwischen volljährigen Personen weder verbieten noch bestrafen.“ Ein Professor für Ethik an einem theologischen Seminar der Episkopalkirche erklärte: „Der Geschlechtsverkehr zwischen Personen, die in gegenseitigem Einvernehmen handeln, sollte nicht verboten sein, es sei denn, es handle sich um die Verführung von Minderjährigen oder um ein Vergehen gegen die öffentliche Ordnung.“
23 Eine Studiengruppe des Britischen Rates der Kirchen nahm in einem Sonderbericht, der unter der Überschrift „Geschlechtsleben und Moral“ erschien, gegen die Verurteilung des Ehebruchs Stellung und befürwortete die Ansicht, daß ein gelegentlicher Seitensprung ein „harmloses Vergnügen oder Heilmittel“ sein könne. Über die Selbstbefriedigung hieß es in diesem Bericht: „Es ist uns unerklärlich, warum sie schädlich sein sollte, wenn sie betrieben wird, weil keine andere Möglichkeit zur körperlichen Entspannung besteht.“
24 Der Redakteur einer schwedischen Kirchenzeitung schrieb: „Es gibt viele junge, noch unverheiratete Paare, die zusammen wohnen und nicht unmoralisch handeln.“ Gleichzeitig gab er zu verstehen, er habe nichts gegen, wie er sich ausdrückte, „voreheliche Monogamie“ — was in Wirklichkeit nichts anderes ist als ein Zusammenleben als Mann und Frau, ohne verheiratet zu sein.
25. Auf welche Weise unterdrücken viele Menschen die Wahrheit ungerechterweise, und wie wirkt sich das auf sie selbst aus?
25 Man unterdrückt heute die Wahrheit über Gottes vollkommenen, gerechten Sittenmaßstab in allen Nationen auf diese oder jene Weise. Entweder spottet man darüber und sagt, er sei veraltet und in unserem heutigen Zeitalter nicht mehr zweckdienlich, oder man stellt ihn durch religiöse Traditionen in ein falsches Licht und bringt ihn dadurch in Mißkredit, oder man lehnt ihn als maßgebende Richtschnur überhaupt rundweg ab. Deshalb kommt, wie der Apostel Paulus erklärte, Gottes Zorn über die Menschen, die die „Wahrheit ungerechterweise unterdrücken“. Ferner sagte er: „Deshalb überließ sie Gott schändlichen sexuellen Gelüsten, denn sowohl ihre weiblichen Personen vertauschten den natürlichen Gebrauch von sich selbst mit einem widernatürlichen; und desgleichen verließen auch die männlichen Personen den natürlichen Gebrauch der weiblichen Person und entbrannten in ihrer Wollust zueinander.“ — Röm. 1:18, 26, 27.
26. Wohin führt das „Sinnen des Fleisches“ die Nationen?
26 Diese Nationen haben das „Sinnen des Fleisches“ dem „Sinnen des Geistes“ vorgezogen und werden deshalb auf Leben und Frieden verzichten müssen. Der Tod wird ihr endgültiges Geschick sein. Dadurch, daß sie ständig den Begierden des Fleisches nachgeben, haben sie sich mit Gott, dem einzigen Quell des Lebens und des Friedens, verfeindet. Gott wird ihre schmutzigen, verabscheuungswürdigen Handlungen nicht mehr lange dulden. Die Vernichtung einer sittlich verkommenen Generation durch die große Flut in den Tagen Noahs ist ein Beispiel dafür, wie Jehova mit der heutigen verderbten Generation handeln wird.
Uns Leben und Frieden sichern
27. Welche verkehrte Handlungsweise müssen jetzt alle, die Jehova wohlgefallen möchten, unbedingt meiden, und was kann ihnen dabei helfen?
27 Wir müssen uns daher unbedingt von den unmoralischen Ansichten und Handlungen dieser zum Untergang verurteilten Nationen distanzieren. Nur so können wir dem Unglück, das über sie kommt, entgehen. Wir müssen auch die ungesunden Gedanken, die wir mit fleischlichgesinnten Menschen der Welt auszutauschen pflegten, aus unserem Sinn verdrängen. Der Apostel Paulus wußte, daß viele, die sich damals zum Christentum bekehrten, vorher „gemäß dem System der Dinge dieser Welt“ gewandelt waren und sich sittlicher Verfehlungen und anderer Sünden schuldig gemacht hatten. Er ermahnte sie deshalb mit den Worten: „Werdet durch die Neugestaltung eures Sinnes umgewandelt, damit ihr euch selbst vergewissern könnt, was der gute und annehmbare und vollkommene Wille Gottes ist.“ — Eph. 2:2; Röm. 12:2.
28. An welches vortreffliche Beispiel sollten sie in jeder Situation und unter allen Umständen denken?
28 Als Nachfolger Christi müssen wir den Fußstapfen Christi genau nachfolgen, indem wir das tun, sagen und denken, was er tat, sagte und dachte, als er auf der Erde war. In jeder schwierigen Situation und bei jeder Frage, in der wir unbedingt richtig entscheiden müssen, sollten wir uns fragen: „Wie würde Jesus handeln? Wie würde er entscheiden?“ Beschönigte oder bagatellisierte Jesus, als er mit der Frau von Sichar über die tröstende Königreichsbotschaft sprach, etwa ihr Verfehlen, einen reinen Lebenswandel zu führen? Nein, er trat unmißverständlich für Gottes gerechten Maßstab ein. — Joh. 4:16-18.
29. Wie brachte Jesus ganz offen zum Ausdruck, was Jehova von Verheirateten verlangt?
29 Man beachte auch, daß Jesus von Verheirateten deutlich sagte: „Sie [sind] nicht mehr zwei, sondern e i n Fleisch ... Was also Gott zusammengejocht hat, das bringe kein Mensch auseinander.“ Seine Äußerung ließ keine Wortklauberei über Entschuldigungen für eine Scheidung zu. „Ich sage euch, daß jeder, der seine Frau durch Scheidung entläßt, ausgenommen aufgrund von Hurerei, und eine andere heiratet, Ehebruch begeht.“ (Matth. 19:6-9) Ferner sagte Jesus: „Wer eine von ihrem Mann [aus einem anderen Grund als Hurerei] geschiedene Frau heiratet, begeht Ehebruch.“ (Luk. 16:18) Jesus ließ nicht zu, daß Jehovas gerechter Maßstab für die eheliche Treue irgendwie herabgesetzt wurde.
30. Wie kann man die zwei großen Gebote des Lebens halten?
30 Das ganze mosaische Gesetz und die Lehren der Propheten faßte Jesus zusammen, indem er den Gehorsam gegenüber den zwei großen Geboten hervorhob: „Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn ... Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matth. 22:37, 39) Diese Liebe zu Gott beweist man nicht dadurch, daß man den gerechten Sittenmaßstab, den er für die Menschen festgelegt hat, außer acht läßt und dagegen verstößt. Nein, man beweist sie dadurch, daß man sich streng an die Lebensweise hält, die Christus Jesus uns vorgelebt hat. Sie zeigt sich darin, daß man sich eher von Gottes heiligem Geist statt von den Begierden des unvollkommenen Fleisches leiten läßt.
31. Wie können wir feststellen, wer unser Nächster ist?
31 Für den Fall, daß wir einmal nicht mehr genau wissen sollten, wer unser Nächster ist, führte Jesus das Gleichnis vom guten Samariter an. Zum Schluß stellte er die Frage: „Wer von diesen dreien hat sich, wie es dir scheint, als Nächster des Mannes erwiesen, der unter die Räuber fiel?“ (Luk. 10:36) Wir sollten uns also zum Nächsten aller unserer Mitmenschen machen, das heißt aller, die irgendwie unseres Beistandes bedürfen. Was für ein Nächster wären wir gegenüber jemandes Vater, Bruder oder Ehemann, wenn wir Hurerei oder Ehebruch begingen? Und zu was für einem Nächsten würden wir uns gegenüber der Person machen, die wir durch unerlaubten Geschlechtsverkehr ihrer Selbstachtung berauben würden? Die Antwort liegt klar auf der Hand.
32. Kann es irgendwelche Zweifel darüber geben, welches der richtige Sittenmaßstab für Christen ist?
32 Als Gottes Sohn im Fleische war, zeigte er durch seine Lebensweise, an welchen Sittenmaßstab sich seine Nachfolger halten sollten. Es nützt nichts, sich „Christ“ zu nennen, wenn man nicht entsprechend handelt. Man macht sich dadurch nur zu einem Heuchler. Etwas zu lehren und zu tun, was der Lehre, die Jesus von seinem himmlischen Vater empfangen hat, widerspricht, hieße, sich mit Gott zu verfeinden, und eine solche Handlungsweise kann nur mit dem Tod enden.
33. Wie können Jesu Nachfolger heilig werden, wie ihr Gott heilig ist?
33 Wenn wir Gottes Gedanken und die Gedanken Christi indes kennengelernt haben, sollten wir vernünftigerweise die ernste Ermahnung beachten: „Formt euch als gehorsame Kinder nicht mehr nach den Begierden, die ihr früher in eurer Unwissenheit hattet, sondern in Übereinstimmung mit dem Heiligen, der euch berufen hat, werdet auch ihr selbst heilig in eurem ganzen Wandel, weil geschrieben steht: ‚Ihr sollt heilig sein, weil ich heilig bin.‘“ (1. Petr. 1:14-16) Wir können trotz der von Adam ererbten Sünde und trotz der Schwächen unseres Fleisches heilig werden. Gott verlangt von uns nichts Unmögliches. Und wenn wir uns mit seiner Hilfe weiterhin vom Geist leiten lassen, können wir heute schon mit Gott Frieden haben und in seiner neuen Ordnung Leben und Frieden erlangen.
[Bild auf Seite 436]
Die Sintflut, ein Beispiel dafür, wie Gott mit unserer sittlich verderbten Generation verfahren wird.