Verehrst du die Toten?
HAST du jemals die große Leere empfunden, die der Tod eines geliebten Menschen mit sich bringt? Wegen der Endgültigkeit des Todes überkommt vielen Hinterbliebenen ein Gefühl der Hilflosigkeit. Einige möchten dies durch Totenverehrung ausgleichen. Wegen des Glaubens an die Unsterblichkeit der Seele werden während der Totenfeiern oft Zeremonien durchgeführt, mit denen man die Toten beschwichtigen und ihre Gunst erlangen oder ihnen in der Geisterwelt helfen will.
Es ist ganz natürlich, das Andenken eines lieben Verstorbenen in Ehren zu halten, ihm ein würdiges Begräbnis zu bereiten und seinen letzten Willen auszuführen, wenn dieser nicht gegen Recht und Gewissen verstößt. Gleichermaßen vermeiden es die meisten, Toten gegenüber respektlos zu handeln.
Wer sich von Gottes Geboten leiten lassen möchte, sollte nicht in dem Glauben handeln, die Toten wüßten, was er tue. Warum? Weil dieser Glaube nicht auf Wahrheit beruht, sondern Aberglaube ist, der sich vom alten Babylon her ausgebreitet hat. Er stützt sich auch auf die Täuschung von Dämonen, die sich als die Toten ausgeben.
Die Naturwissenschaft stützt die biblische Lehre, daß mit dem Tod alles Leben aufhört und daß der Mensch keine unsterbliche Seele hat, die in einer Geisterwelt weiterleben kann. Der Mensch ist die Seele, denn die Heilige Schrift sagt: „Jehova ging daran, den Menschen aus Staub vom Erdboden zu bilden und in seine Nase den Odem des Lebens zu blasen, und der Mensch wurde eine lebende Seele.“ Wenn der Mensch stirbt, kehrt er zum Staub zurück und sein Denken hört auf (1. Mose 2:7; 3:19; Ps. 146:4; Hes. 18:4).
Natürlich gibt es Ansichten, die dem widersprechen. Wie können wir aber durch unser Verhalten bezüglich der Toten die Wahrheit unterstützen? Und wie können wir dies tun, wenn wir um den Verlust eines lieben Menschen trauern?
WIE BRINGST DU TRAUER ZUM AUSDRUCK?
Wenn wir unsere Trauer nicht unterdrücken, werden wir von seelischer Spannung befreit. Man kann aber seinen Gefühlen nicht freien Lauf lassen, ohne dabei sein seelisches Gleichgewicht zu verlieren. Deshalb ist es weise, das Gefühl der Trauer im Zaum zu halten.
Gottes Diener in der Vergangenheit brachten ihre Trauer zum Ausdruck, wenn ein geliebter Mensch starb (1. Mose 23:2; 5. Mose 34:8; Joh. 11:33). Es war ihnen jedoch verboten, etwas zu tun, was darauf schließen ließe, daß sie an ein Weiterleben der Toten in einer Geisterwelt glauben würden. Jehovas Volk sollte seine Religion nicht dadurch verunreinigen, daß es die Handlungsweise der Nationen, die eine falsche Einstellung zu den Toten widerspiegelte, nachahmen würde (3. Mose 19:28; 5. Mose 14:1; 18:10 bis 12).
Jesus weinte, als Lazarus starb. Er sagte voraus, daß seine Nachfolger aus Kummer über seinen Tod fasten würden (Joh. 11:35, 38; Mark. 2:20). Aber er sagte auch, daß sie nicht fasten sollten, um von Menschen, sondern nur, um von Gott gesehen zu werden. Sie sollten es von Herzen tun und nicht, um andere zu beeindrucken (Matth. 6:16-18; vergleiche Joel 2:12, 13). Jesus sagte seinen Jüngern, daß sie kein Teil der Welt sind. Natürlich wünschte er auch nicht, daß sie die Anerkennung der Welt zu gewinnen suchten, indem sie etwas täten, was nicht der Wahrheit entspräche (Joh. 15:19).
All dies veranlaßt Christen, nicht dem Brauch zu folgen, als äußeres Zeichen der Trauer in Schwarz zu gehen. Eine gottgefällige Person wird jedoch in der Zeit der Trauer in der Öffentlichkeit angemessene Kleidung tragen, da es taktlos wäre, sich dann sehr salopp zu kleiden (Pred. 3:1, 4).
Wäre auch die Totenwache abzulehnen? In verschiedenen Religionen ist es Brauch, die ganze Nacht Klagelieder zu singen und zu weinen. Dadurch entsteht für die Hinterbliebenen eine traurige und bedrückende Atmosphäre. Der Brauch der Totenwache entspringt offensichtlich der Furcht vor den Toten und soll die Verstorbenen beschwichtigen und böse Geister abwehren. Da die Bibel aber zeigt, daß die Toten „sich nicht des geringsten bewußt“ sind, ist dieser Brauch auf Unwahrheit gegründet und kann deshalb mit dem wahren Christentum nicht in Einklang gebracht werden (Pred. 9:5, 10).
Es wäre jedoch richtig, die trauernde Familie zu besuchen, auch dann, wenn sich der Tote noch im Haus befindet. Ein Christ wird aber nicht an der Totenwache teilnehmen, die sich auf unbiblische Ansichten stützt. Man spendet natürlich keinen Trost und vermindert nicht den Schmerz, wenn man in trauriger Stimmung dasitzt. Bestimmt wäre es auch nicht liebevoll, den Trauernden die finanzielle Last aufzuerlegen, für die Gäste ein großes Essen zu geben. Wenn man kein Familienglied oder vertrauter Freund ist, sollte man rücksichtsvoll sein und nur kurze Besuche machen. Es wäre aber ermunternd, Hilfe anzubieten und „bekümmerten Seelen tröstend“ zuzureden (1. Thess. 5:14). Vielleicht könnte man bei der Hausarbeit, beim Einkaufen oder beim Kochen behilflich sein.
Doch wie bringst du als Trauernder deinen Schmerz zum Ausdruck? Christen geben sich nicht übermäßig der Trauer hin und haben keine Furcht vor den Toten. Sie glauben auch nicht, daß die Verstorbenen von den Lebenden Hilfe benötigen. Christen hoffen vielmehr, daß die Toten einmal wieder ins Leben zurückgerufen werden, denn der Apostel Paulus sagte: „Wir [wollen] nicht, daß ihr hinsichtlich derer unwissend seid, die im Tode schlafen, damit ihr nicht betrübt seid wie auch die übrigen, die keine Hoffnung haben“ (1. Thess. 4:13). Die Trauer eines Christen wird deshalb durch die Hoffnung gemildert (Joh. 11:24; Apg. 24:15).
Wenn du einen lieben Menschen verloren hast, wird dir diese Auferstehungshoffnung helfen, den Verlust und den Kummer zu überwinden. Sie wird dir helfen, das Beste aus deiner Lage zu machen, und wird dir Kraft geben, anderen zu helfen. Du kannst zum Beispiel anderen Trauernden von der Auferstehungshoffnung erzählen und ihnen dadurch helfen, mit ihrem Schmerz fertig zu werden (Joh. 5:28, 29).
WIE STEHT ES MIT BEGRÄBNISSEN?
Durch ein christliches Begräbnis kann man den Leichnam auf eine Weise entfernen, die den Erfordernissen der Gesundheitsbehörde entspricht und die von der Allgemeinheit akzeptiert wird. Man erhält dabei die Gelegenheit, die Trauernden zu trösten und allen Anwesenden eine Botschaft der Hoffnung zu bringen. Nein, ein christliches Begräbnis ist weder eine sakramentähnliche Handlung, die bewirken soll, daß die Seele ihre letzte Ruhe findet, noch etwas, was den Geist, der den Körper verlassen haben soll, beschwichtigt. Christen glauben auch nicht, daß man den Toten durch eine bestimmte Art des Begräbnisses „heiligen“ kann. Da sich die Toten „nicht des geringsten bewußt“ sind, kann man nichts tun, um ihnen zu nützen, sie zu beschwichtigen oder ihr Ansehen bei Gott zu beeinflussen (Ps. 6:5; 115:17). Die Begräbnisfeier (oder eine Trauerfeier, bei der der Tote nicht aufgebahrt ist) gibt den Hinterbliebenen jedoch Trost und bringt die Achtung zum Ausdruck, die man für den Toten empfunden hat.
Doch welchen Wert hätte ein feierliches Begräbnis, wenn dem Verstorbenen nicht zu seinen Lebzeiten Achtung entgegengebracht worden wäre? Manche machen geltend, daß man durch ein Begräbnis und die damit verbundenen Feierlichkeiten zeigen will, wie sehr man den guten Lebenswandel des Verstorbenen geachtet und geschätzt hat. Aber es wäre viel nützlicher gewesen, wenn man der Person schon zu Lebzeiten gezeigt hätte, daß man sie geschätzt hat. Dann hätte sie noch einen Nutzen davon gehabt.
Wenn jemand sein Leben als ein guter Mensch beendet, ist dies anerkennenswert. Dennoch ist der Tod ein Feind (1. Kor. 15:26). Es besteht Anlaß zur Trauer, nicht zum Frohlocken. Auch ist es angebracht, nüchtern über die Wichtigkeit nachzudenken, im Einklang mit Gottes Willen zu leben (Pred. 7:2; 9:10).
Es wäre nützlich, diese Punkte bei der Entscheidung zu beachten, wie weit man darin gehen kann, einem lieben Verstorbenen Achtung zu erweisen. Da die Toten ohne Bewußtsein sind und gar nichts tun können, ist es nicht nur nutzlos, sondern sogar falsch, zu ihnen oder für sie zu beten sowie ihnen oder für sie Opfergaben darzubringen (Jes. 8:19; 38:18). Zum Beispiel betete und fastete David, während sein leidendes Kind noch lebte. Aber als David merkte, daß das Kind tot war, hörte er auf, deshalb zu beten und zu fasten (2. Sam. 12:16-23).
INWIEFERN BETRIFFT DIES DIE CHRISTENVERSAMMLUNG?
Wenn die Person, die gestorben ist, mit der Christenversammlung verbunden war, bittet man gewöhnlich die Versammlung darum, die Beerdigung durchzuführen. Vielleicht hat der Verstorbene sogar diesen Wunsch geäußert, und es wäre gut, wenn die Hinterbliebenen dies respektieren würden. Meistens übernimmt die Familie die Verpflichtung, die Beerdigungsfeier zu organisieren. Sie kann aber auch die Ältesten der Versammlung darum bitten, das Begräbnis durchzuführen, wenn die Familie die Kosten trägt und die rechtlichen Formalitäten erledigt (1. Tim. 5:8).
Wenn es wirklich notwendig ist, kann auch die Versammlung gewisse Verpflichtungen übernehmen, die mit dem Begräbnis eines treuen Christen zusammenhängen, wenn er mittellos und ohne Verwandte ist, die in der Lage wären, sich dieser Sache anzunehmen. (Vergleiche 1. Timotheus 5:9, 10.) Die Ältestenschaft am Ort müßte dann darüber entscheiden. Wenn natürlich ungläubige Familienangehörige die Begräbnisfeier organisieren, dann ist die Christenversammlung nicht verpflichtet, Vorkehrungen für eine gemeinsame Begräbnisfeier zu treffen. Dadurch würde sie sich der Gefahr aussetzen, mit einer anderen Religion gemeinsame Sache zu machen (2. Kor. 6:14-17; Offb. 18:4).
Alles, was man für den Toten tut, muß mit der biblischen Wahrheit zu vereinbaren sein. Deshalb vermeiden Christen alles, was auch nur annähernd an Ahnenverehrung oder an einen Glauben an „abgeschiedene Geister“ erinnert. Gottgefällige Personen glauben an die Auferstehung und sind entschlossen, Jehova durch eine Anbetung zu preisen, die nicht mit Unwahrheit befleckt ist (Joh. 4:23, 24; Jak. 1:27).
Jesus Christus sagte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer Glauben an mich ausübt, wird zum Leben kommen, auch wenn er stirbt“ (Joh. 11:25).
[Bilder auf Seite 5]
Bringst du düstere Stimmung in ein Trauerhaus? ODER:
Ermunterst du Trauernde mit der Hoffnung aus Gottes Wort?