12. Kapitel
Christenheit und Judentum jetzt vor der Vernichtung
1. Was ist das Jahr 1975 für die katholische Kirche, und wie oft wird ein solches Jahr gefeiert?
1975 ist für die katholische Kirche ein Heiliges Jahr, das in Wirklichkeit aber am sogenannten Heiligen Abend des Jahres 1974, am 24. Dezember, begann. Bis jetzt sind im 20. Jahrhundert drei Jahre als Heilige Jahre gefeiert worden: das Jahr 1925, 1933 (zur neunzehnhundertjährigen Wiederkehr des Todesjahres Christi [33 u. Z.]) und 1950. In der New Catholic Encyclopedia (Band 7, Seite 108, 109) wird zu diesem Thema unter anderem folgendes gesagt:
Ein Jahr, in dem den Gläubigen unter bestimmten Voraussetzungen ein vollkommener Ablaß gewährt wird und die Beichtväter besondere Befugnisse erhalten. Heilige Jahre gelten als ordentlich, wenn sie in regelmäßigen Abständen (in neuerer Zeit alle fünfundzwanzig Jahre), und als außerordentlich, wenn sie aus einem besonderen Anlaß verkündet werden, z. B. im Jahre 1933 zur Feier des Gedächtnisses der Erlösung. In den Jahren 1300 bis 1950 wurden fünfundzwanzig ordentliche Heilige Jahre gefeiert. ...
Das erste Heilige Jahr war das Jahr 1300, und es begann am Abend des 24./25. Dezember ... Papst Bonifatius VIII. gab eine Bulle heraus ..., nach der alle 100 Jahre ein allgemeines Jubeljahr gefeiert werden sollte. ... Clemens VI. setzte 1342 die Frist auf 50 Jahre fest ... 1389 verkürzte Urban VI. die Zwischenzeit auf 33 Jahre ... und erklärte das Jahr 1390 zum dritten Heiligen Jahr. ... Das vierte Jubeljahr war das Jahr 1400, und das fünfte wurde 1425 gefeiert ... 1470 verkürzte Paul II. die Frist schließlich auf 25 Jahre, und so wurde das nächste Heilige Jahr 1475 gefeiert, und diesen Brauch hat man bis in unsere Zeit beibehalten. ...
2. Was zeigt die Statistik in bezug auf die zahlenmäßige Größe der Christenheit?
2 Zu Beginn des Heiligen Jahres 1975 zählte die katholische Kirche nach neuesten Schätzungen 551 949 000 Mitglieder und ist heute somit die größte Religionsgemeinschaft der Welt. Die nächstgrößte Religionsgemeinschaft ist die der Hindus mit 515 580 500 Mitgliedern. Wenn wir zu der römisch-katholischen Bevölkerung die Orthodoxen, deren Zahl auf 91 580 700 geschätzt wird, und die 324 263 750 Mitglieder der protestantischen Glaubensgemeinschaften hinzuzählen, ergibt das für die ganze Christenheit eine Gesamtzahl von mindestens 967 793 450 Angehörigen — wahrhaftig, ein gewaltiges System, das den Eindruck erweckt, als ob es niemals vernichtet oder für immer beseitigt werden könnte! (Siehe The World Almanac 1975, Seite 322.)
3, 4. In welchem Gleichnis sagte Jesus das zahlenmäßige Wachstum der Christenheit voraus?
3 Gemessen an der Zahl der Angehörigen der Christenheit zur Zeit ihres Entstehens im vierten Jahrhundert, hat sie zahlenmäßig tatsächlich gewaltig zugenommen. Man könnte denken, derjenige, nach dem sie sich nennt, habe sie gesegnet. Da die Zahl ihrer Angehörigen auf fast eine Milliarde angestiegen ist, erweckt sie den Eindruck eines üppig gedeihenden geistigen Paradieses. Einige mögen denken, sie sei auf dem besten Weg, ihr ursprüngliches Ziel, die Weltbekehrung, zu erreichen. Die Tatsache, daß sie zahlenmäßig so stark gewachsen ist, sollte uns aber nicht überraschen, denn Jesus Christus hat dies vorhergesagt. In einer Reihe von prophetischen Gleichnissen führte er Bilder aus dem täglichen Leben an, um das Wachstum der Christenheit vorherzusagen. Er sagte zum Beispiel:
4 „Das Königreich der Himmel ist gleich einem Senfkorn, das ein Mann nahm und auf sein Feld pflanzte; dieses ist tatsächlich die winzigste von allen Samenarten, doch wenn es gewachsen ist, ist es das größte der Gartengewächse und wird ein Baum, so daß die Vögel des Himmels kommen und sich in seinen Zweigen niederlassen können“ (Matthäus 13:31, 32; Markus 4:30-32).
5. (a) Woran dachte Jesus, als er in diesem Gleichnis auf das „Königreich der Himmel“ Bezug nahm? (b) Warum sollte uns das im Hinblick auf das vorhergehende Gleichnis Jesu nicht befremden?
5 Als Jesus Christus in diesem Gleichnis auf das „Königreich der Himmel“ Bezug nahm, dachte er an das Schein-Königreich der Himmel. Das sollte uns nicht befremden, denn gerade im vorhergehenden Gleichnis hatte er anschaulich dargelegt, wie eine große Menge Scheinchristen hervorgebracht würde. Wie der im Gleichnis erwähnte Sämann den vortrefflichen Weizensamen auf sein Feld säte, so säte auch Jesus Christus den sinnbildlichen „vortrefflichen Samen“, die „Söhne des Königreiches“, aus. Doch wie in dem Gleichnis nachts, während die Menschen schliefen, der Feind kam und Unkraut oder Taumellolch auf das gleiche Feld säte, so säte später — als die getauften Bekenner des Christentums nicht mehr wachsam waren und sich nicht mehr vor dem Eindringen von Irrtum und von Heuchlern in acht nahmen — auch Satan, der Teufel, Scheinchristen mitten unter die wahren „Söhne des Königreiches“. Deshalb sollten zu der von Gott bestimmten Zeit — zur Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“, in der wir heute leben — die wahren Christen von den falschen getrennt werden (Matthäus 13:24-30, 36-43; vergleiche Vers 47-50).
6. Was — statt einer Weltbekehrung — sagte Jesus in bezug auf die Zahl der „Söhne des Königreiches“ voraus?
6 Der Herr Jesus sagte keine Weltbekehrung zum wahren Christentum voraus, und er erwartete auch keine solche. Er sagte nicht voraus, daß eines Tages tatsächlich alle Menschen „Söhne des Königreiches“ werden würden. Zu den voraussichtlichen „Söhnen des Königreiches“ sagte er: „Euer Vater weiß ..., daß ihr diese Dinge benötigt. Sucht jedoch beständig sein Königreich, und diese Dinge werden euch hinzugefügt werden. Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Königreich zu geben“ (Lukas 12:30-32). In einer Offenbarung, die der auferstandene und verherrlichte Jesus Christus dem Apostel Johannes, etwa fünfundsechzig Jahre nachdem er das Gleichnis vom Senfkorn erzählt hatte, übermittelte, legte er deutlich dar, daß sich die Zahl der „Söhne des Königreiches“, der geistigen Israeliten, auf zwölf mal zwölftausend belaufen würde. Man vergleiche diese Zahl mit der Zahl der angeblichen Christen: 144 000 gegenüber 967 793 450! (Offenbarung 7:4-8).
7. Inwiefern hilft uns der Zusammenhang erkennen, wer die in Jesu Gleichnis erwähnten „Vögel“ sind, die sich auf dem Senf„baum“ niederlassen?
7 Jesus Christus wußte also genau, daß das wahre Christentum, das „Königreich der Himmel“, kein sinnbildlicher „Baum“ werden würde, auf dessen Zweigen sich die Vögel niederlassen oder unter dem sie reichlich Schatten finden könnten. Bei dem vorhergehenden Gleichnis von den vier Bodenarten, auf die der vortreffliche Same, das „Wort vom Königreich“, gesät wurde, sprach Jesus auch von Vögeln. Mit wem verglich er in seiner Erklärung diese Vögel? Mit dem „Bösen“, dem „Teufel“, das heißt mit dessen irdischen Werkzeugen (Matthäus 13:1-8, 18-23; Lukas 8:4-8, 11-15). In Markus 4:15 wird er Satan genannt. Man müßte daher logischerweise annehmen, daß die Vögel, die im gleichen Zusammenhang, in derselben Reihe von Gleichnissen, erwähnt werden, etwas Ähnliches veranschaulichen. Demnach würden die Vögel, die sich auf dem Senf„baum“ niederlassen, die Werkzeuge des „Bösen“, „Satans“, des „Teufels“, veranschaulichen. Sie würden dem „Unkraut“ oder Scheinweizen aus dem Gleichnis vom Weizen und Unkraut entsprechen. Sie sind die „Söhne des Bösen“.
8. Wer ist daher der im Gleichnis erwähnte „Mann“, der das Senfkorn pflanzte, und wen benutzte er im vierten Jahrhundert insbesondere als Werkzeug?
8 Das Schein-Königreich der Himmel, nämlich die Christenheit, ist voll von diesen sinnbildlichen Vögeln, den „Söhnen des Bösen“. Dieser „Baum“ ist heute so groß, daß sie sich alle darauf niederlassen können. Der in dem Gleichnis erwähnte „Mann“, der das Senfkorn pflanzte, veranschaulicht den „Bösen“, Satan, den Teufel. Er pflanzte dieses sinnbildliche Senfkorn — das verunreinigte, verfälschte Scheinchristentum — und förderte dessen Wachstum insbesondere im vierten Jahrhundert u. Z. Als Werkzeug benutzte er dabei einen Mann, der im Römischen Reich die höchste politische Stellung innehatte: Konstantin den Großen. Im Jahre 312 u. Z. bekehrte sich dieser blutbefleckte Feldherr angeblich zum Christentum, das aber in Wirklichkeit das abtrünnige Christentum war, zu dem sich damals auch Soldaten seines Heeres bekannten. Dieser ehrgeizige Mann besiegte seine politischen Rivalen und wurde schließlich Kaiser des Römischen Reiches. Als solcher hatte er auch das Amt des Pontifex maximus oder des obersten Priesters des heidnischen Roms inne. Diesen heidnischen religiösen Titel samt der damit verbundenen Stellung und Machtbefugnis behielt er auch als angeblicher Christ bei.
9. (a) Was für einen Gott beten alle „Vögel“, die sich auf diesem sinnbildlichen „Baum“ niedergelassen haben, an? (b) Wohin hoffen sie alle schließlich zu kommen, weshalb es angebracht ist, sie mit dem im Gleichnis erwähnten „Königreich der Himmel“ in Verbindung zu bringen?
9 Als Pontifex maximus handelte Kaiser Konstantin, als ob er das sichtbare Haupt der christlichen Kirche wäre und berief deshalb im Jahre 325 u. Z. ein Konzil der sogenannten Bischöfe oder vorsitzführenden Aufseher der damaligen Christengemeinden nach Nizäa (Kleinasien) ein. Auf diesem Konzil schlichtete der Pontifex maximus Konstantin den Streit der Bischöfe, bei dem es um die Frage ging, wer oder was Gott sei, indem er für die Verfechter der Dreieinigkeit oder Trinität Partei ergriff und entschied, daß Gott ein dreieiniger Gott sei, ein Gott in drei Personen: Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist. Die unbiblische Lehre von der „Dreieinigkeit“ ist heute noch die Zentrallehre der Religionsgemeinschaften der Christenheit. Auf diesem trinitarischen Senf„baum“ lassen sich alle trinitarischen „Vögel“ nieder. Sie hoffen alle — wie die „Söhne des Königreiches“ —, in den Himmel zu kommen und dann diesen geheimnisvollen, unerklärlichen dreieinigen Gott zu sehen. In der Christenheit, dem Schein-Königreich Gottes, sehen wir tatsächlich die Erfüllung des Gleichnisses vom „Senfkorn“.
RELIGIÖSE VERDERBNIS
10. Welches weitere Gleichnis Jesu über das „Königreich der Himmel“ ist in Matthäus 13:33 aufgezeichnet?
10 Gemäß Matthäus 13:33 erzählte Jesus Christus unmittelbar nach dem Gleichnis vom Senfkorn ein weiteres Gleichnis, durch das er das Schein-Königreich der Himmel noch von einem anderen Gesichtspunkt aus beleuchtete. Wir lesen: „Noch in einem anderen Gleichnis redete er zu ihnen: ,Das Königreich der Himmel ist dem Sauerteig gleich, den eine Frau nahm und in drei großen Maß Mehl verbarg, bis die ganze Masse durchsäuert war.‘ “ (Siehe ferner Lukas 13:18-21.) Wie hat sich dieses Gleichnis erfüllt?
11. (a) Was benutzte man in biblischen Zeiten bei der Brotbereitung als Gärmittel, und wie wirkte es? (b) Wie wird in der Bibel Sauerteig als Sinnbild gebraucht? Führe Beispiele an.
11 In biblischen Zeiten benutzte man bei der Brotbereitung Sauerteig als Gärmittel. Man vermengte etwas Sauerteig, den man aufgehoben hatte, mit der neuen Teigmasse. Durch die Gärung entstanden gasförmige Bläschen, die die Auflockerung oder das Aufgehen der ganzen Masse bewirkten. Die Gärung ist eigentlich ein Zersetzungs- oder Auflösungsprozeß, der oft eine verderbliche Wirkung hat. Deshalb wird der Sauerteig in der Bibel im allgemeinen als ein Bild von etwas Schlechtem gebraucht. Die ungläubigen Pharisäer und Sadduzäer lieferten den geistigen Sauerteig, von dem Jesus seinen Jüngern sagte: „Nehmt euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer in acht.“ Die Jünger begriffen, daß er damit die „Lehre der Pharisäer und Sadduzäer“ meinte (Matthäus 16:6-12). Gemäß Lukas 12:1 sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Nehmt euch vor dem Sauerteig der Pharisäer in acht, der Heuchelei ist.“ Dieser Sauerteig falscher Lehre und religiösen Brauchtums konnte auch einen politischen Anstrich haben. Das zeigte sich bei den jüdischen Parteianhängern des Königs Herodes. Deshalb sagte Jesus: „Nehmt euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes in acht“ (Markus 8:15).
12. Als ein Sinnbild wovon wird Sauerteig in 1. Korinther 5:6-8 gebraucht, und im Gegensatz wozu?
12 Die Christen des ersten Jahrhunderts beachteten diese Warnung und feierten in ihrem täglichen Leben das gegenbildliche Fest, das durch das jüdische Fest der ungesäuerten Brote vorgeschattet worden war, das nach dem jüdischen Passah gefeiert wurde und sieben Tage dauerte. Es war daher angebracht, daß der Apostel Paulus sie vor dem sinnbildlichen Sauerteig warnte mit den Worten: „Die Ursache eures Rühmens ist nicht schön. Wißt ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig die ganze Masse durchsäuert? Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr eine neue Masse seiet, wie ihr ja ungesäuert seid. Denn Christus, unser Passah, ist tatsächlich geopfert worden. Darum laßt uns das Fest nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Schlechtigkeit und Bosheit begehen, sondern mit ungesäuerten Broten der Aufrichtigkeit und Wahrheit“ (1. Korinther 5:6-8). Mit diesen Worten stellte der Apostel den sinnbildlichen Sauerteig der Schlechtigkeit und Bosheit — sektiererische Irrlehren und religiöse Heuchelei — der Aufrichtigkeit, Lauterkeit und Wahrheit gegenüber.
13. Warum sprach Jesus in seinem Gleichnis von einer Frau, und in welchem Verhältnis stand der Sauerteig zu der Menge Mehl?
13 Während sich die Männer damals um die Landwirtschaft kümmerten, war die Küche das Reich der Frau (2. Samuel 13:6-8; 1. Könige 17:11-13; Jeremia 7:18; Lukas 17:35). Jesus sprach in seinem Gleichnis daher passenderweise von einer Frau, die ein wenig Sauerteig einer großen Teigmasse beifügte, um sie zu durchsäuern. Die Teigmasse enthielt ‘drei große Maß Mehl’. Aus der Guten Nachricht (Das Neue Testament in heutigem Deutsch) geht hervor, wieviel Mehl es war, denn darin lautet Matthäus 13:33 folgendermaßen: „Oder es ist wie beim Sauerteig. Eine Frau mengt ihn unter einen halben Zentner Mehl, und er macht den ganzen Teig sauer.“ Jörg Zink beschreibt diesen Vorgang mit den Worten: „Wenn Gott herrscht, geht es zu wie bei einem Bällchen Sauerteig, das eine Hausfrau mit einer großen Wanne Teig vermischte und verknetete, daß man nichts mehr von ihm sah, bis der ganze Teig durch und durch sauer wurde, gärte und aufging.“ Auch aus Adolf Schlatters Übersetzung geht hervor, wie groß die Masse war, die durchsäuert wurde: „Die Herrschaft der Himmel gleicht dem Sauerteig, den eine Frau nahm und in drei Scheffel [Scheffel, Satone, etwas mehr als 12 Liter, Fußnote] Weizenmehl verbarg, bis sie ganz durchsäuert wurden.“ Daraus ist zu ersehen, wie sinnbildlicher Sauerteig wirken kann.
14, 15. (a) Wie wirkt sinnbildlicher Sauerteig auf eine Religionsgemeinschaft? (b) Mit welchen Worten warnte der Apostel Petrus vor einem solchen Einfluß auf die Versammlung?
14 So, wie buchstäblicher Sauerteig eine Teigmasse durchsäuert, kann auch sinnbildlicher Sauerteig eine Religionsgemeinschaft gleichsam durchsäuern. Er ist etwas, was in religiöser Hinsicht verderblich wirkt, etwas, was Satan, der Teufel, zubereitet hat, und dieser benutzt irdische, menschliche Werkzeuge, um damit eine reine Religionsgemeinschaft zu durchsetzen und sie so zu verderben, daß Gott sie nicht mehr gebrauchen kann, ja daß er durch sie verunehrt und in Mißkredit gebracht wird. In einem Brief, den der Apostel Petrus etwa einunddreißig Jahre nach der Gründung der wahren Christenversammlung (Pfingsten 33 u. Z.) schrieb, warnte er mit folgenden Worten vor einem solchen Einschleusen religiösen Sauerteigs in die Versammlung:
15 „Demzufolge haben wir das prophetische Wort um so fester; und ihr tut wohl, ihm Aufmerksamkeit zu schenken als einer Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und ein Tagesstern aufgeht, in eurem Herzen. Denn das wißt zuerst, daß keine Prophezeiung der Schrift irgendeiner privaten Auslegung entspringt. Denn Prophetie wurde niemals durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern Menschen redeten von Gott aus, wie sie von heiligem Geist getragen wurden. Es gab indes auch falsche Propheten unter dem Volke, wie es auch unter euch falsche Lehrer geben wird. Eben diese werden unauffällig verderbliche Sekten einführen und werden sogar den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, wodurch sie schnelle Vernichtung über sich bringen. Ferner werden viele ihren Zügellosigkeiten folgen, und ihretwegen wird vom Wege der Wahrheit lästerlich geredet werden. Auch werden sie euch aus Habsucht mit verfälschten Worten ausbeuten. Was aber sie betrifft, nimmt das Gericht von alters her keinen langsamen Verlauf, und ihre Vernichtung schlummert nicht“ (2. Petrus 1:19 bis 2:3).
16. Mit welchen Worten warnte der Apostel Paulus die Versammlung von Ephesus vor diesem Sauerteig?
16 Auch der Apostel Paulus warnte in einer Rede, die er vor den Ältesten der Versammlung von Ephesus hielt, vor diesem Sauerteig. Er sagte: „Ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Rat Gottes mitzuteilen. Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher euch der heilige Geist zu Aufsehern ernannt hat, um die Versammlung Gottes zu hüten, die er mit dem Blute seines eigenen Sohnes erkauft hat. Ich weiß, daß nach meinem Weggang bedrückende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen werden, und aus eurer Mitte selbst werden Männer aufstehen und verdrehte Dinge reden, um die Jünger hinter sich her wegzuziehen“ (Apostelgeschichte 20:27-30).
17, 18. (a) Was bildeten diese falschen Lehrer und Propheten mit der Zeit? (b) Warum wurden sie mit Recht „Sohn der Vernichtung“ genannt?
17 Diese falschen Lehrer und Propheten, diese Wölfe im Schafpelz, bildeten mit der Zeit die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“. Dieses menschliche Werkzeug Satans, des Teufels, verursachte in der sich christlich nennenden Religionsgemeinschaft eine Empörung oder einen „Abfall“. Darum war die Klasse der geistlichen Führer zur Vernichtung verurteilt, und so konnte der aus ihr bestehende „Mensch“ mit Recht als „Sohn der Vernichtung“ bezeichnet werden. Die Religionsgemeinschaft, die von diesem „Menschen der Gesetzlosigkeit“ beherrscht wurde, war Gott selbstverständlich nicht wohlgefällig, sondern war dazu verurteilt, zu seiner Zeit vernichtet zu werden. Warum?
18 Da „sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie gerettet würden. Und darum läßt Gott ihnen eine Wirksamkeit des Irrtums zugehen, damit sie der Lüge glauben, so daß sie alle gerichtet werden, weil sie der Wahrheit nicht glaubten, sondern an Ungerechtigkeit Gefallen hatten“ (2. Thessalonicher 2:3-12).
19. Wie nahm der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ im 4. Jahrhundert u. Z. deutlich erkennbare Formen an?
19 Obwohl das „Geheimnis dieser Gesetzlosigkeit“ in den Tagen der Apostel bereits am Werk war, nahm die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ erst während der Regierung Kaiser Konstantins des Großen, im ersten Viertel des vierten Jahrhunderts u. Z., deutlich erkennbare Formen an. Dieser heidnische Pontifex maximus versuchte, durch eine Religionsverschmelzung eine „Mischreligion“ hervorzubringen. Das wahre Christentum läßt sich aber mit keiner der falschen Religionen dieser Welt verschmelzen oder vermischen (2. Korinther 6:14 bis 7:1). Das religiös-politische Haupt des Römischen Reiches zwang die sogenannten Bischöfe, die mit ihm verhandelten, jedoch zu einem Kompromiß. Auf diese Weise wurde das verfälschte Christentum, das diese „Bischöfe“ überwachten, mit der heidnischen Religion Roms verschmolzen, und so entstand eine „Mischreligion“, die weniger Anstoß erregte und von denen, die innerlich immer noch Heiden waren und die an einigen ihrer heidnischen religiösen Ansichten und Bräuche festhalten wollten, eher angenommen wurde. Wie sie es von ihrer früheren heidnischen Religion gewohnt waren, so duldeten sie es auch jetzt, daß die „Bischöfe“ einen geistlichen Stand bildeten, von dem sie als Laien beherrscht wurden. Diese „Mischreligion“ wurde Staatsreligion.
20, 21. (a) Wozu hat sich die Christenheit wegen des religiösen „Sauerteigs“, der ihr am Anfang beigefügt wurde, entwickelt? (b) Was zeigt die Tatsache, daß in der Christenheit so viele „Werke des Fleisches“ vollbracht werden, obwohl ihre Angehörigen glauben, beim Tod in den Himmel zu kommen?
20 Auf diese Weise entstand die Christenheit. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie immer größer, und heute ist sie eine riesige religiöse „Masse“. Durch das bißchen religiösen „Sauerteig“, das ihr am Anfang beigefügt wurde, ist sie vollständig mit heidnischem und weltlichem Gedankengut, mit Bosheit, menschlichen Überlieferungen, Heuchelei und Lehren von Dämonen durchsetzt worden. Die Christenheit hat sich zu einem Teil Groß-Babylons, des Weltreiches der falschen Religion, gemacht, ja sie ist dessen führender Teil geworden (Offenbarung 17:3-6). Die Bezeichnung Christenheit könnte den Gedanken aufkommen lassen, ihre Kirchenmitglieder seien dazu ausersehen, beim Tod in das himmlische Königreich zu kommen. Heute werden in der Christenheit aber mehr denn je die „Werke des Fleisches“ vollbracht. Was alles zu diesen Werken gehört und ob jemand aufgrund solcher Werke in das himmlische Königreich eingehen kann, geht aus folgenden Worten des Apostels Paulus hervor:
21 „Ein wenig Sauerteig durchsäuert die ganze Masse. Nun sind die Werke des Fleisches offenbar, und sie sind: Hurerei, Unreinheit, zügelloser Wandel, Götzendienst, Ausübung von Spiritismus, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, Wortzänkereien, Spaltungen, Sekten, Neidereien, Trinkgelage, Schwelgereien und dergleichen Dinge. Vor diesen Dingen warne ich euch im voraus, so, wie ich euch im voraus gewarnt habe, daß die, die solche Dinge treiben, Gottes Königreich nicht ererben werden“ (Galater 5:9, 19-21).
22. Befindet sich die Christenheit heute in einem geistigen Paradies, und hat sie irgendwelche Aussichten, in ein anderes Paradies Gottes zu gelangen?
22 Welcher aufrichtiggesinnte Mensch wollte angesichts der bekannten Tatsachen behaupten, die Christenheit mit ihren unzähligen Kirchenmitgliedern lebe in einem geistigen Paradies, wie es in der Bibel beschrieben wird? Sind ihre Angehörigen dazu ausersehen, beim Tod in den Himmel zu kommen und von dem „Baum des Lebens zu essen, der im Paradiese Gottes ist“? (Offenbarung 2:7). Oder wird die Christenheit wegen ihres religiösen Namens und ihrer Bekenntnisse von Jehova Gott verschont werden? Wird sie die gegenwärtige Weltbedrängnis überleben und in das buchstäbliche, irdische Paradies gelangen, das während der Tausendjahrherrschaft des Sohnes Gottes, Jesu Christi, entstehen wird? (Lukas 23:43). Nach der Bibel können diese Fragen nicht mit Ja beantwortet werden. Im Gegenteil, der Christenheit steht das bevor, was durch das Geschick vorgeschattet wurde, das das Land Edom als Erfüllung des 34. Kapitels der Prophezeiung Jesajas traf.
EDOMS HEUTIGES GEGENSTÜCK
23. Welche Gruppe von Menschen betrachtet heute, wie von Jesaja vorhergesagt, Jehova als ihren Richter, ihren Satzungsgeber und ihren König, und von welchen Krankheiten wird sie deshalb verschont?
23 In den letzten drei Versen des 33. Kapitels der Prophezeiung Jesajas wird ein religiöser Standpunkt dargelegt, den weder die Christenheit noch das Judentum eingenommen hat. Diese Verse lauten: „Jehova ist unser Richter, Jehova ist unser Satzungsgeber, Jehova ist unser König; er selbst wird uns retten. Deine Taue [die der Segelschiffe des angreifenden Feindes] sollen lose hängen; ihren Mast werden sie nicht fest aufrecht halten; sie haben kein Segel ausgebreitet. Zu jener Zeit wird auch Beute in Fülle verteilt werden müssen; die Lahmen selbst [Jehovas befreites Volk] werden in der Tat eine große Plünderung vornehmen. Und kein Bewohner wird sprechen: ,Ich bin [geistig] krank.‘ Dem Volk, das in dem Lande wohnt, wird sein Vergehen verziehen sein“ (Jesaja 33:22-24). Im Gegensatz zur Christenheit haben sich Jehovas christliche Zeugen, die das geistige Paradies bewohnen, in dem sie Gottes Gunst und Schutz genießen, Jehova zu ihrem König, ihrem Satzungsgeber, ihrem Richter und Retter gewählt. Sie werden deshalb vor den geistigen Leiden, Krankheiten und Plagen bewahrt, die die Christenheit und das Judentum heimsuchen (Psalm 91:1-10).
24, 25. (a) In was sind die Nationen gemäß den Worten Jehovas aus Jesaja, Kapitel 34 verwickelt? (b) Wie wird dieser Rechtsfall demnach entschieden werden?
24 Unmittelbar nach dieser Prophezeiung wird im 34. Kapitel der Prophezeiung Jesajas ein erschreckendes Bild von der Zukunft der weltlichen Nationen entworfen. Von diesem Bild hebt sich das herrliche geistige Paradies, das im nächsten Kapitel (35) beschrieben wird, scharf ab. Da dieses schreckliche Unglück, das den Nationen und Völkerschaften bevorsteht, von Jehova ausgeht, warnt er sie davor. Die Nationen mögen heute zwar denken, Gott habe mit dem allem nichts zu tun und sie hätten mit Gott nichts zu tun. Zufolge ihrer materialistischen Einstellung wollen sie schalten und walten, wie es ihnen beliebt, ohne einem höchsten Wesen, einem Schöpfer, verantwortlich zu sein. Durch den Propheten Jesaja rüttelt Jehova Gott die Nationen jedoch auf und erinnert sie daran, daß sie in einen Rechtsfall verwickelt sind, der beim höchsten Gericht des Universums anhängig ist, und daß sie deshalb der Urteilsvollstreckung nicht entgehen werden.
25 Gottes Wortführer sagt deshalb gemäß den ersten Versen des 34. Kapitels: „Kommt herbei, ihr Nationen, um zu hören; und ihr Völkerschaften, merket auf! Möge die Erde und das, was sie füllt, zuhören, das ertragfähige Land und all sein Ertrag. Denn Jehova hat heftigen Zorn wider alle Nationen und Grimm wider all ihr Heer. Er wird sie bestimmt der Vernichtung weihen; er muß sie der Schlachtung hingeben. Und ihre Erschlagenen werden hingeworfen werden; und was ihre Leichname betrifft, ihr Gestank wird aufsteigen; und die Berge sollen zerfließen wegen ihres Blutes. Und alle vom Heer der Himmel sollen verwesen. Und die Himmel sollen zusammengerollt werden gleichwie eine Buchrolle; und ihr Heer wird ganz wegschrumpfen, gleichwie das Laub vom Weinstock abschrumpft und wie eine geschrumpfte Feige vom Feigenbaum“ (Jesaja 34:1-4).
26. Wofür werden die Nationen durch diese Worte von Gott zur Rechenschaft gezogen, und welche Nationen ganz besonders?
26 Wir werden hier auf die Blutschuld der Nationen aufmerksam gemacht. Die Nationen der Christenheit haben sich in dieser Hinsicht am meisten schuldig gemacht. Sie haben die Erde nicht nur mit dem Blut mutwillig getöteter wildlebender Tiere getränkt, sondern vor allem auch mit Menschenblut. Wer müßte logischerweise das Recht haben, all das Blut, das die Nationen vergossen haben, das Blut, das ein Sinnbild des von Gott kommenden Lebens ist, von ihnen zurückzufordern? Niemand anders als der Schöpfer, der Lebengeber, selbst, der den Menschen mit dem lebenerhaltenden Blutgefäßsystem ausgestattet hat. Heute haben die Nationen größere und besser gerüstete Armeen denn je, Armeen, die darauf vorbereitet und darin geschult sind, in Kriegen weiteres Blut zu vergießen.
27. (a) Von welcher Bedeutung ist Gottes Gesetz, daß Seele um Seele gegeben werden sollte? (b) Worauf deuten die Worte: „Die Berge sollen zerfließen wegen ihres Blutes“ hin?
27 Jehovas gerechtes Gesetz, daß Leben um Leben, Seele um Seele, gegeben werden sollte, ist kein leeres Gerede (1. Mose 9:4-6; 2. Mose 21:23-25). Da sich Jehova an dieses unwiderrufliche Gesetz hält, wird er dafür sorgen, daß das Blut der Nationen vergossen wird. Ihre Blutschuld ist so groß geworden, daß die Menge des Blutes, das vom Lebengeber als Vergeltung zurückgefordert wird, ausreichen würde, um zu bewirken, daß die Berge gleichsam zerfließen oder sich auflösen. Die vollständige Vernichtung der Streitkräfte der weltlichen Nationen würde natürlich den Sturz ihrer Regierungen mit sich bringen, die in den biblischen Prophezeiungen mitunter als „Berge“ dargestellt werden.
28. Worauf bezieht sich in dieser Prophezeiung der Ausdruck „alle vom Heer der Himmel“, und was geschieht mit ihnen?
28 Mit den Worten des Propheten „alle vom Heer der Himmel“ sind nicht die Sterne und Planeten des Himmels — wie die Sonne, der Mond, die Milchstraße und die weit entfernten Sternsysteme — gemeint, sondern die weltlichen Regierungen, die wegen ihrer erhabenen Stellung, die sie als obrigkeitliche Gewalten einnehmen, mit einem Himmel über der menschlichen Gesellschaft auf der Erde verglichen werden (Römer 13:1-4). Das „Heer der Himmel“ wären somit alle Armeen dieser himmelähnlichen Regierungen der Menschheit zusammen. Dieses „Heer“, der anscheinend stärkste Teil der zum Himmel ragenden Regierungen, wird „verwesen“, vermodern, wie etwas Vergängliches. Der buchstäbliche Himmel über uns scheint bogenförmig oder gewölbt zu sein wie eine alte Buchrolle, die gewöhnlich auf der Innenseite beschrieben war. Die Sonne, der Mond und die Sterne erscheinen am gewölbten Himmelsbogen über uns wie die Schrift auf der Innenseite einer Buchrolle.
29. Inwiefern werden die sinnbildlichen Himmel „gleichwie eine Buchrolle“ und „wie eine geschrumpfte Feige“ werden?
29 Wenn der Leser das, was auf der Innenseite der Buchrolle stand, fertig gelesen hatte, rollte er die Buchrolle zusammen und stellte sie weg. In ähnlicher Weise ‘sollen die Himmel wie eine Buchrolle zusammengerollt werden’, indem die himmelähnlichen Regierungen — deren „Heer“ im Buch der Geschichte eine deutlich sichtbare Rolle gespielt hat — an ihrem Ende, beim letzten Blatt der Geschichte, anlangen, das heißt, es muß ihnen ein Ende gemacht, sie müssen beseitigt werden, ja Gott läßt sie nicht weiterbestehen. Die Angehörigen ihres eindrucksvollen „Heeres“ verlieren ihre Lebensfrische und fallen. Sie verschwinden aus dem Blickfeld derer, die ihre Geschichte gelesen haben, wie verwelkte Blätter, die vom Weinstock abfallen, und wie geschrumpfte Feigen, die vom Feigenbaum herunterfallen. Ihre Zeit ist vorbei. (Vergleiche die Sprache, die in Offenbarung 6:12-14 gebraucht wird.)
DIE CHRISTENHEIT — EDOMS HEUTIGES GEGENSTÜCK
30, 31. Wieso zeigen die weiteren Verse der Prophezeiung Jesajas, daß die hier erwähnten „Himmel“ nicht die unsichtbaren, geistigen Himmel, die Wohnstätte Gottes, sind?
30 Daß mit den „Himmeln“, von deren „Heer“ gesagt wird, es solle „verwesen“ oder „wegschrumpfen“, nicht die unsichtbaren, geistigen Himmel, die Wohnstätte Gottes, gemeint sind, geht aus den weiteren Versen der Prophezeiung Jesajas hervor. Sie enthalten die Worte Jehovas und lauten:
31 „ ,Denn in den Himmeln wird mein Schwert gewißlich getränkt werden. Siehe! Auf Edom [Idumäa, LXX] wird es herniederfahren und zum Gericht auf das von mir der Vernichtung geweihte Volk. Jehova hat ein Schwert; es soll voll Blut werden; es soll fettig gemacht werden mit dem Fett, mit dem Blut junger Widder und Ziegenböcke, mit dem Nierenfett von Widdern. Denn Jehova hat ein Schlachtopfer in Bozra [der Hauptstadt Edoms oder Idumäas] und ein großes Schlachten im Lande Edom. Und die Wildstiere sollen umsinken mit ihnen und junge Stiere mit den Starken; und ihr Land soll mit Blut getränkt werden, und selbst ihr Staub wird fettig gemacht werden mit dem Fett.‘ Denn Jehova hat einen Tag der Rache, ein Jahr der Vergeltungen für den Rechtsfall um Zion“ (Jesaja 34:5-8).
32. Wer waren die Edomiter, und welches Gebiet bewohnten sie?
32 Das Gebiet der Edomiter, das zwischen dem Toten Meer und dem Golf von Akaba, beidseitig der Araba, lag, wurde die „Berggegend von Esau“ genannt (Obadja 8, 9, 19, 21). Der ursprüngliche Name des Mannes, der Edom genannt wurde, war Esau. Den Spitznamen Edom (was „rot“ bedeutet) erhielt Esau, weil er seinem jüngeren Zwillingsbruder Jakob (Israel) für ein rötliches Gericht das von Abraham stammende Erstgeburtsrecht verkaufte (1. Mose 25:29-34; Hebräer 12:16, 17). Von Jakob um das kostbare Erstgeburtsrecht gebracht, wurde Esau (oder Edom) von tödlichem Haß gegen seinen geistiggesinnten Zwillingsbruder erfüllt (1. Mose 27:30-45). Da sich Esau in der erwähnten Berggegend niederließ, wohnte er in der Höhe, gleichsam im Himmel. Von diesem Standpunkt ging Jehova aus, als er durch den Mund seines Propheten Obadja den Nachkommen Esaus (den Edomitern) folgendes sagen ließ:
„ ‚Die Vermessenheit deines Herzens, sie hat dich betrogen, der du in den Schlupfwinkeln des zerklüfteten Felsens weilst, der Höhe, wo er wohnt, indem er in seinem Herzen spricht: „Wer wird mich zur Erde herunterholen?“ Wenn du deine Stellung hoch machen solltest wie der Adler oder wenn dein Nest zwischen die Sterne gesetzt würde, herunterholen von dort würde ich dich‘ ist der Ausspruch Jehovas“ (Obadja 3, 4).
33. (a) Was ist mit den Worten aus Jesaja 34:5 gemeint, daß Gottes Schwert „in den Himmeln“ getränkt werden würde? (b) Mit welchen Ausdrücken wird auf die Größeren und auf die Geringeren in Edom Bezug genommen?
33 Als daher Jehova davon sprach, daß er die Nation Edom durch das „Schwert“ des Krieges vernichten werde, konnte er in bildlichem Sinne sagen, daß sein Schwert „in den Himmeln“ getränkt oder voll Blut werden würde. Er hatte die Edomiter gerechterweise der Vernichtung geweiht, und von dieser Vernichtung sollten selbst die höchsten Kreise Edoms — dargestellt durch deren Hauptstadt Bozra — betroffen werden. Jehova bezeichnet die Schlachtung dieser feindlichen Nation als ein Schlachtopfer, weil es sich dabei um die Vollstreckung seines Urteils handelt und weil er dadurch als Souverän des ganzen Universums bestätigt wird. Von den Größeren und den Geringeren spricht er als von sinnbildlichen „Wildstieren“ und „jungen Stieren“, als von „jungen Widdern“ und „Ziegenböcken“. Das Land dieser mordgierigen, mit Blutschuld beladenen Nation soll durch das der Schlachtung dienende „Schwert“ Jehovas mit ihrem eigenen Blut getränkt werden.
34—36. Was hatten die Edomiter getan, weshalb sie diese rücksichtslose Behandlung von seiten Gottes verdienten?
34 Das Land Edom hatte diese rücksichtslose Behandlung verdient, sonst wäre sie kein Akt der göttlichen Gerechtigkeit gewesen. „Denn Jehova hat einen Tag der Rache, ein Jahr der Vergeltungen für den Rechtsfall um Zion“ (Jesaja 34:8). Es ging dabei nicht um den sogenannten Zionismus, sondern vielmehr um das alte Zion, wo die gesalbten Könige des auserwählten Volkes Jehovas auf dem „Thron Jehovas“ saßen. Im Jahre 607 v. u. Z. hatten die Heere Babylons die heilige Stadt Jerusalem zerstört, das Königreich Juda gestürzt und die überlebenden Juden in das heidnische Land Babylon weggeführt. Bei dieser Gelegenheit gab die Nation Edom unmißverständlich zu erkennen, wie sie gegenüber dem gezüchtigten Volk Jehovas eingestellt war. Inwiefern?
35 Jehova wies sie durch seinen Propheten Obadja darauf hin mit den Worten:
„An dem Tage, da du abseits standest, an dem Tage, da Fremde [Babylonier] seine [Israels] Streitmacht in Gefangenschaft führten und da selbst Ausländer sein Tor betraten und sie über Jerusalem Lose warfen, warst auch du wie einer von ihnen.
Und du hättest nicht nach dem spähen sollen, was am Tage deines Bruders zu sehen war, am Tage seines Mißgeschicks; und du hättest dich nicht freuen sollen über die Söhne Judas an dem Tage, da sie umkamen; und du hättest nicht ein großes Maul führen sollen am Tage ihrer Bedrängnis. Du hättest nicht in das Tor meines Volkes kommen sollen am Tage seines Unheils. Du, ja du, hättest nicht nach seinem Unglück spähen sollen am Tage seines Unheils; und du hättest nicht die Hand ausstrecken sollen nach seinem Vermögen am Tage seines Unheils. Und du hättest nicht am Scheideweg stehen sollen, um seine Entronnenen wegzutilgen; und du hättest seine Überlebenden nicht ausliefern sollen am Tage der Bedrängnis. Denn der Tag Jehovas wider alle Nationen ist nahe. So, wie du getan hast, wird dir getan werden. Die Art deiner Behandlung wird auf dein eigenes Haupt zurückkommen. Denn so, wie ihr auf meinem heiligen Berg getrunken habt, werden alle Nationen fortan beständig trinken. Und sie werden gewißlich trinken und hinunterschlucken und so werden, als ob sie nie gewesen wären“ (Obadja 11-16).
36 Der inspirierte Psalmist erinnerte sich an dieses niederträchtige Vorgehen eines Brudervolkes, als er im Gebet zu Jehova sagte: „Gedenke, o Jehova, hinsichtlich der Söhne Edoms des Tages Jerusalems, die sprachen: ,Lege es bloß! Lege es bloß bis auf den Grund darin!‘ O Tochter Babylon, die du ausgeplündert werden sollst, glücklich wird der sein, der dir vergilt mit der Behandlung, mit der du selbst uns behandeltest“ (Psalm 137:7, 8).
37. (a) Weshalb betrachtete Jehova den „Rechtsfall um Zion“ in Verbindung mit Edom als seinen Fall? (b) Wann begann Jehova mit der Vergeltung an den Edomitern?
37 Jehova betrachtete das, was die Edomiter seinem auserwählten Volk im Jahre 607 v. u. Z., am Tage seines Unglücks, getan hatten, so, als ob sie es ihm getan hätten. Er hatte deshalb einen „Rechtsfall um Zion“. Somit mußte das Jahr kommen, in dem er ‘für den Rechtsfall um Zion Vergeltungen übte’ und an den schuldigen Edomitern Rache nahm (Jesaja 34:8). Jehova begann mit dieser gerechten Vergeltung an den Edomitern kurz nach der Zerstörung Jerusalems, und zwar tat er es durch Nebukadnezar, den König von Babylon (Jeremia 25:17-21).
DIE TATEN DER EDOMITISCHEN HERODÄER
38. Was unternahmen edomitische Herrscher, wie König Herodes der Große, Herodes Antipas und König Herodes Agrippa I., gegen Jehovas Volk, wodurch sie sich schuldig machten?
38 Die Nachkommen Edoms (Esaus) — die Idumäer, wie die Griechen sie nannten — versündigten sich weiter an Jehovas auserwähltem Volk. Die Familie König Herodes’ des Großen war idumäischer oder edomitischer Abstammung. Wie der Bibelbericht zur Schande dieses Königs zeigt, fürchtete Herodes, der den herrlichen Tempel in Jerusalem erbaut hatte, um seinen Thron und versuchte deshalb, das kleine Jesuskind in Bethlehem in Judäa zu ermorden (Matthäus 2:1-22). Etwa dreißig Jahre später ließ der als Fuchs bezeichnete Bezirksherrscher Herodes Antipas während seiner Geburtstagsfeier den Vorläufer Jesu, Johannes den Täufer, enthaupten (Matthäus 14:1-11; Lukas 13:31, 32). Als im Jahre 33 u. Z. der Statthalter Pilatus Jesus im Verlauf des Gerichtsverfahrens zu dem damaligen König von Galiläa, Herodes Antipas, dem Sohn Herodes’ des Großen, sandte, war dieser von Jesus enttäuscht. Herodes wollte nicht glauben, daß Jesus der Messias sei, und sandte ihn zu Pilatus zurück, der ihn dann zum Tode verurteilte (Lukas 23:6-12). Einige Jahre später suchte sich König Herodes Agrippa I. bei den Juden beliebt zu machen, indem er Jakobus, den Bruder des Johannes und einen der zwölf Apostel Jesu Christi, durch das Schwert hinrichten und danach den Apostel Petrus ins Gefängnis werfen ließ mit der Absicht, ihn nach dem jüdischen Passah hinzurichten (Apostelgeschichte 12:1-6). Und was ist schließlich über König Herodes Agrippa II. zu sagen?
39. In wessen Dienst blieb König Herodes Agrippa II., obwohl er die Gelegenheit gehabt hätte, ein Christ zu werden?
39 Auf einer von Statthalter Festus einberufenen besonderen Sitzung in Cäsarea wurde ihm der Apostel Paulus vorgeführt. Als Paulus mit seiner Verteidigungsrede zum Höhepunkt kam, sagte er zum König: „Glaubst du den Propheten, König Agrippa? Ich weiß, daß du glaubst.“ Was sagte darauf dieser Idumäer zu Paulus? „In kurzem würdest du mich überreden, ein Christ zu werden.“ (Apostelgeschichte 26:27, 28). König Agrippa war damals zwar ein beschnittener jüdischer Proselyt, aber er wurde nie ein geistiger Israelit, ein Christ. Er blieb ein Politiker im Dienste des heidnischen Römischen Reiches.
40. (a) An welcher Verschwörung gegen Jesus waren die Parteianhänger des Herodes beteiligt? (b) Nach welchem Ereignis verschwanden die Edomiter vom Schauplatz der Geschichte, wodurch sich die biblischen Prophezeiungen erfüllten?
40 Zu Lebzeiten Jesu arbeiteten die Parteianhänger des Herodes mit den Pharisäern zusammen, um Jesus durch seine Antwort auf die Frage, ob es den Juden nach der Schrift erlaubt sei, dem Cäsar Steuern zu zahlen, in eine Falle zu locken. Sie versuchten, ihn in eine Zwickmühle zu bringen und zu erreichen, daß er entweder mit den Römern oder mit der nationalistischen Partei der Juden in Konflikt geriete (Matthäus 22:15-22). Die Herodianer waren dem jungen Christentum also nicht günstig gesinnt. Ebenso verhielten sich nach dem Bibelbericht die Edomiter oder Idumäer unter der Führung des Königshauses der Herodäer. Sie hingen dem Judentum an. Während der Belagerung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 u. Z. folgten die Idumäer einem Aufruf der jüdischen Partei, die den Tempelbezirk besetzt hielt und ihn gegen die jüdische Gegenpartei verteidigte. Die Hilfe der Idumäer war aber vergeblich. Jerusalem fiel in die Hände der Römer und wurde samt dem herodianischen Tempel zerstört. Nach dieser Katastrophe verschwanden die Idumäer oder Edomiter vom Schauplatz der Geschichte des Nahen Ostens. Die Erfüllung der biblischen Prophezeiungen über sie blieb nicht aus.
DAS ALTE EDOM UND SEIN HEUTIGES GEGENSTÜCK
41. Wer ist das heutige Gegenstück des „Landes Edom“?
41 Auch die Erfüllung der Prophezeiungen Jehovas über das heutige Gegenstück, das gegenbildliche „Land Edom“, wird nicht ausbleiben. Wer ist dieses Gegenstück? Die Christenheit. Wie Jehova Gott die damalige jüdische Nation und Jerusalem als ein Vorbild benutzte, um gewisse Dinge im Hinblick auf die Christenheit vorzuschatten, so benutzte er auch das Brudervolk Edom als Vorbild (1. Korinther 10:6, 11; Kolosser 2:16, 17). Die Bevölkerung Edoms stammte von Esau ab, dem der Spitzname Edom (rot) gegeben worden war. Er war der ältere Zwillingsbruder Jakobs (Israels). Als Erstgeborener Isaaks und Rebekkas glaubte Esau, das angeborene Recht auf das von seinem Großvater Abraham stammende Erstgeburtsrecht zu haben.
42. Was führte dazu, daß Esau einen Haß gegen Jakob entwickelte?
42 Jehova Gott ließ dieses Recht eines Erstgeborenen jedoch außer acht und sprach sich schon vor der Geburt der Zwillinge zugunsten des zweitgeborenen Zwillings, zugunsten Jakobs („Verdränger“), aus. Außerdem behandelte Esau das Erstgeburtsrecht verächtlich oder auf eine Weise, die zeigte, daß er geistige Dinge nicht schätzte. Als er einmal müde war und Hunger hatte, war er bereit, das Erstgeburtsrecht für eine einzige Mahlzeit seinem Bruder Jakob zu verkaufen, der Wertschätzung bekundete. Als dann die Zeit kam, da sein Vater Isaak den abrahamischen Segen erteilen sollte, setzte er sich über den Eid hinweg, den er zur Bestätigung des Verkaufs seines Erstgeburtsrechtes geschworen hatte, und bereitete sich darauf vor, den Erstgeburtssegen zu empfangen, auf den er kein Anrecht mehr hatte. Es war völlig in Ordnung, daß er überlistet wurde und daß der den Segen empfing, dem er gemäß Gottes Willen zustand: Jakob. Esau glaubte jedoch, zu Unrecht verdrängt und betrogen worden zu sein. Haßerfüllt beschloß er daher, Jakob bei der erstbesten Gelegenheit zu töten (1. Mose 25:29 bis 27:45; Hebräer 12:16, 17).
43. (a) Von wem wurde Jakob in diesem Zusammenhang ein Bild? (b) Von wem wurde Esau ein Vorbild?
43 In diesem Zusammenhang wurde Jakob ein Bild der Erben der abrahamischen Verheißung, ein Bild derer, die den geistigen „Samen“ Abrahams bilden: der gesalbten Jünger Jesu Christi, des Hauptgliedes des „Samens“ Abrahams (Galater 3:16-29). Der materialistische Esau dagegen wurde ein Vorbild des natürlichen Israel, der fleischlichen Nachkommen Abrahams, die dachten, sie hätten von Geburt ein Recht auf den Segen Abrahams.
44. Wie bewiesen die natürlichen, beschnittenen Israeliten als Gesamtheit, daß sie gleich eingestellt waren wie Esau?
44 Die natürlichen, beschnittenen Israeliten erwiesen sich aber nicht als würdig, den geistigen Samen Abrahams zu bilden. Sie verwarfen Jesus Christus, das Hauptglied des verheißenen „Samens“ Abrahams. Sie ließen ihn töten, und danach verfolgten sie seine Nachfolger. Nur ein kleiner Überrest der natürlichen Juden erfüllte die Voraussetzungen und wurde zu einem Teil des geistigen Samens Abrahams. Die noch fehlenden Glieder des geistigen Samens Abrahams mußten daher von Nichtjuden genommen werden, die die Voraussetzungen erfüllten (Römer 2:28, 29; 11:1-29). Die meisten Juden nahmen somit die gleiche Haltung ein wie ihr entfernter Onkel Esau oder Edom.
45. Wieso nahmen die Nachkommen Esaus oder Edoms eine feindselige Haltung gegenüber ihrem Brudervolk, den Israeliten, ein?
45 Esau war wegen seiner weltlichen Einstellung oder seiner mangelnden Wertschätzung für geistige Dinge nicht in der Lage gewesen, seinen Nachkommen, der Nation der Edomiter, das abrahamische Erstgeburtsrecht zu vererben (Hebräer 12:15-17). Die Edomiter gingen aus der Ehe Esaus mit heidnischen, ungläubigen Frauen hervor (1. Mose 26:34, 35; 27:46; 28:6-9). Selbstverständlich hatten sie Grund zu denken, sie seien wegen der Handlungsweise ihres Onkels Jakob oder Israel um das Vorrecht gebracht worden, der natürliche Same Abrahams zu werden, der das Recht auf den verheißenen Segen gehabt hätte. Es fiel ihnen daher nicht schwer, den gleichen Haß zu entwickeln, den ihr nationaler Stammvater Esau gegen Jakob gehegt hatte, und dieser Haß zeigte sich in ihrer feindseligen Haltung gegenüber ihrem Brudervolk, den Israeliten. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte bekamen die Edomiter oder Idumäer das Mißfallen Jehovas zu verspüren (Hesekiel 35:1-9; Maleachi 1:2-4).
46. Wie kam es, daß zur Zeit der Makkabäer die Edomiter mit der jüdischen Nation verschmolzen wurden?
46 Zu der Zeit, als die Makkabäer über die in das Land Juda zurückgekehrten Juden regierten, wurden die noch lebenden Edomiter gezwungen, jüdische Proselyten zu werden. Ungefähr in den Jahren 130 bis 120 v. u. Z. unterwarf Johannes Hyrkanus aus dem Geschlecht der Makkabäer die Edomiter und zwang sie, jüdische Proselyten zu werden und sich der Beschneidung zu unterziehen. Das erklärt, weshalb die Juden die Herrschaft des edomitischen (idumäischen) Königs Herodes des Großen und der Glieder seines Königshauses duldeten. (Siehe Jüdische Altertümer von Flavius Josephus, 13. Buch, 9. Kap., Abs. 1; 15. Buch, 7. Kap., Abs. 9.) Im ersten Jahrhundert u. Z. waren daher die Edomiter (Idumäer) mit der jüdischen Nation verschmolzen, die ein biblisches Vorbild der Christenheit ist.
47. Wie hat die Christenheit bewiesen, daß sie ähnlich eingestellt ist wie einst Esau oder Edom?
47 Ähnlich wie Esau oder Edom erhebt auch die Christenheit Anspruch auf die abrahamische Verheißung. Sie betrachtet sich als der geistige Same Abrahams, als Erben des Königreiches unter Jesus Christus. Die Angehörigen der Christenheit machen sich gemäß ihrer religiösen Behauptung gewissermaßen zu Zwillingsbrüdern derer, die die wahren christlichen Erben des messianischen Königreiches Gottes, die wahren Jünger Jesu, des Messias sind. Dennoch liebt die Christenheit diese treuen geistgesalbten Jünger Christi nicht. Sie haßt sie mit tödlichem Haß (1. Johannes 3:12-15). Die Christenheit hat seit ihrer Entstehung im vierten Jahrhundert u. Z. alle verfolgt, die keine Scheinchristen waren. Die echten Christen befolgen das Gebot Jesu und ahmen sein Beispiel nach, indem sie kein Teil der Welt sind. Die Christenheit dagegen hat sich zu einem Freund der Welt gemacht, indem sie ein Teil davon geworden ist. Daher haßt sie das, was die Welt haßt, ebenfalls (1. Johannes 2:15-17; Johannes 15:19; 17:14, 16; Jakobus 4:4). Sie bildet sich ein, durch die Verfolgung der wahren Christen Gott einen heiligen Dienst zu erweisen (Johannes 16:2).
48. Wieso handelte die Christenheit im Ersten Weltkrieg gegenüber dem geistigen Israel ähnlich wie die Edomiter zur Zeit der Zerstörung Jerusalems im Jahre 607 v. u. Z.?
48 Die Geschichte des 20. Jahrhunderts bestätigt diese Tatsache. Während des Ersten Weltkrieges wurde der Überrest des geistigen Israel von allen Nationen gehaßt, wie Jesus Christus es über seine wahren Fußstapfennachfolger vorhergesagt hatte (Matthäus 24:9; 10:7-22). Dieser weltweite Haß wurde dadurch hervorgerufen, daß der gesalbte Überrest das messianische Königreich Gottes als die rechtmäßige Regierung für die ganze Erde und als die einzige Hoffnung der ganzen Menschheit verkündigte (Markus 13:10-13). Während der Verfolgung und all der Leiden, die über den treuen Überrest kamen, bekundete die Christenheit nicht das geringste Mitleid mit ihm. Im Gegenteil, aus urkundlichen Beweisen geht hervor, daß Geistliche der Christenheit sogar zu dieser Verfolgung der Verkündiger der „guten Botschaft“ von Gottes messianischem Königreich angestiftet hatten. Sie freuten sich mit den kriegführenden Nationen der Christenheit über die Unterdrückung der Königreichsverkündiger und darüber, daß ihr öffentliches Zeugniswerk „getötet“ wurde, genauso wie sich die Edomiter im Jahre 607 v. u. Z. mit den Babyloniern über die Zerstörung Jerusalems gefreut hatten (Offenbarung 11:7-10).
49, 50. (a) Wie bewies die Christenheit auch im Zweiten Weltkrieg, daß sie den Geist des alten Edom hat? (b) Was steht jetzt sowohl der Christenheit — den heutigen Edomitern — als auch dem Judentum bevor, wodurch sich das erfüllt, was Gott durch Jesaja vorhergesagt hat?
49 Die Christenheit verharrte in ihrem Haß gegen den Überrest des geistigen Israel, dessen Glieder im Gegensatz zu den Mitgliedern der Kirchen der Christenheit dadurch auffielen, daß sie sich während des furchtbaren Krieges an dem Blutvergießen nicht beteiligten. Sie freute sich daher nicht, als Gottes Geist die unterdrückten Königreichszeugen im Jahre 1919 wiederbelebte. Sie freute sich nicht über das geistige Paradies, in das diese befreiten geistigen Israeliten gebracht wurden (Jesaja 35:10). Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges (1939—1945), der innerhalb der Grenzen der Christenheit ausbrach, entfachte sie erneut eine religiöse Verfolgung und setzte alles daran, um das geistige Paradies des Überrestes des geistigen Israel und seiner Gefährten, die mit ihm Jehova Gott anbeteten, zu vernichten. Doch alles umsonst! Jehovas christliche Zeugen überlebten den Zweiten Weltkrieg und waren danach zahlenmäßig stärker als je zuvor. Hat Jehova Gott angesichts des bitteren Hasses, den die Christenheit gegen seine christlichen Zeugen hegt, einen „Rechtsfall um Zion“? Ist sein „Jahr der Vergeltungen“, sein „Tag der Rache“, für die heutige Edomiter gekommen? (Jesaja 34:8).
50 Die Antwort lautet: „Ja!“ Deshalb steht jetzt sowohl der Christenheit als auch dem Judentum die Vernichtung bevor.