18. Kapitel
Die Vernichtung des „Menschen der Gesetzlosigkeit“
1. Warum haben noch zu keiner Zeit so viele Menschen gefordert, daß der Friede zwischen den Völkern gesichert werde, wie heute?
NOCH zu keiner Zeit haben so viele Menschen gefordert, daß der Friede zwischen den Völkern gesichert werde, wie heute. Der Grund dafür ist offenbar der Umstand, daß wir im „Atomzeitalter“ leben und fünf Mächte bereits im Besitz von Atomwaffen sind; weitere Staaten werden hinzukommen, sobald auch sie hinter das Geheimnis der Herstellung solcher Waffen kommen und anfangen, sie zu produzieren. Heute droht der Menschheit Tod und Verderben, nicht nur durch landgestützte Raketen, sondern auch durch Raketen-U-Boote, die an verschiedenen strategischen Orten im Meer stationiert sind.
2. Welche ungewöhnlichen Bestrebungen im Interesse eines internationalen Friedens sind daher heute zu beobachten?
2 Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß Staatsmänner offenbar ehrliche Anstrengungen machen, einen Atomkrieg zu vermeiden. Angesichts der Gefahr einer Massenvernichtung durch Atomwaffen zeigen sie sich geneigter, einander entgegenzukommen. Länder, die sich bisher feindlich gesinnt waren, sind jetzt bereit, etwas zur Entspannung der Atmosphäre beizutragen. Man gelangt immer mehr zu der Überzeugung, daß alles getan werden sollte, um den Frieden zu festigen. Man hofft zuversichtlich, daß „eine Generation lang Frieden“ herrschen wird. Die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (1973) mit 34 Teilnehmerstaaten beweist, daß der Trend in der Welt dahin zielt. Man will erreichen, daß die Staaten sich bereit erklären, auf Gewaltanwendung in den zwischenstaatlichen Beziehungen zu verzichten.
3. (a) Was werden die sich selbst beglückwünschenden Staatsmänner jubelnd ausrufen, wenn sie den Punkt erreicht haben, auf den die politische Entwicklung in der Welt zusteuert? (b) Wessen Tag wird dann kommen, und warum werden die, die dies ausrufen, überrascht sein?
3 Die politische Entwicklung in der Welt steuert offenbar auf den Punkt zu, an dem die Staatsmänner sich selbst beglückwünschen und jubeln werden: „Friede und Sicherheit!“ Bedeutet es, wenn dieser Zustand mit dem Segen der Vereinten Nationen erreicht sein wird, daß die Menschheit nun eine „Generation lang Frieden“ haben wird? Es gibt in der Bibel Prophezeiungen, in denen etliches darüber gesagt wird. Aus diesen Prophezeiungen geht hervor, daß der Schöpfer des Menschen und der Urheber der Bibel Zeiten und Zeitabschnitte festgelegt hat, in denen sich bestimmte Dinge ereignen sollen, und er hält seine Zeit auch ein. Sein Tag wird kommen! Er wird nicht hinausgeschoben, obwohl es den Weltpolitikern scheinbar gelingen wird, schließlich „Frieden und Sicherheit“ herbeizuführen. Es hängt nicht von Menschen ab, wann sein Tag kommen wird. Gerade die Friedensregelung, zu der die Völker kommen, so daß sie sich berechtigt fühlen auszurufen: „Friede und Sicherheit!“, wird das vorausgesagte Zeichen dafür sein, daß sein Tag bald anbrechen wird. Für die Menschheit wird das, was dieser Tag ihr bringen wird, eine Überraschung sein. Ihre Überraschung wird groß sein, weil sie den Prophezeiungen im Worte Gottes und dem, was Gott durch seine Zeugen hat verkündigen lassen, nicht geglaubt hat.
4. Was schrieb Paulus an die Christen in Thessalonich über die Zeit, in der der Ruf: „Friede und Sicherheit!“ zu hören wäre?
4 Vor vielen Jahrhunderten hielten Menschen, die das von Gott inspirierte prophetische Wort erforschten, Ausschau nach dem Anbruch seines Tages. An die damals neu gegründete Christenversammlung in Thessalonich (Mazedonien) schrieb der Apostel Paulus vor neunzehnhundert Jahren einen Brief, in dem er diesen Erforschern der Bibel erklärte: „Was nun die Zeiten und die Zeitabschnitte betrifft, Brüder, braucht euch nichts geschrieben zu werden. Denn ihr selbst wißt sehr wohl, daß Jehovas Taga genauso kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wann immer sie sagen: ,Friede und Sicherheit!‘, dann wird plötzliche Vernichtung sie überfallen wie die Geburtswehe eine Schwangere; und sie werden keinesfalls entrinnen. Ihr aber, Brüder, ihr seid nicht in Finsternis, so daß jener Tag euch so überfalle, wie er Diebe überfallen würde, denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören weder zur Nacht noch zur Finsternis. So laßt uns denn nicht weiterschlafen wie die übrigen, sondern laßt uns wach und besonnen bleiben.“ — 1. Thessalonicher 5:1-6.
5. (a) Was hatte Jesus für die Zeitperiode, in der Paulus seinen ersten Brief an die Christen in Thessalonich schrieb, vorhergesagt? (b) Was war nach der Ansicht einiger von ihnen damals nahe, und welchen Wunsch hatten sie?
5 Diesen Brief an die Versammlung in Thessalonich (Mazedonien) schrieb der Apostel Paulus um das Jahr 50 u. Z. Das war ungefähr in der Mitte zwischen den Jahren 33 und 70 u. Z., der Zeitperiode, von der Jesus Christus in seiner Prophezeiung auf dem Ölberg sagte, sie würde daran zu erkennen sein, daß man von „Kriegen und Kriegsberichten“ hören würde, weil in jener Zeit „Nation ... sich gegen Nation“ erheben würde und „Königreich gegen Königreich“. Es wäre also alles andere als eine Friedenszeit. (Matthäus 24:4-7) Dennoch gab es in der Versammlung in Thessalonich in dem Jahr, nachdem Paulus ihr seinen ersten Brief geschrieben hatte, Christen, die sich zu dem Glauben verleiten ließen, „daß der Tag Jehovas hier sei“. Es gibt indes keinen Beweis dafür, daß die Staatsmänner in jener Zeit (50/51 u. Z.) gesagt hätten: „Friede und Sicherheit!“, wie dies nach dem, was Paulus in seinem Brief geschrieben hatte, kurz vor der „plötzlichen Vernichtung“, die über die weltlichen Friedensstifter kommen würde, geschehen sollte. Die Christen in Thessalonich machten eine schwere Zeit durch, weil sie von ihren religiösen Gegnern verfolgt wurden, und sie hatten den Wunsch, augenblicklich in den Himmel genommen zu werden, um von der Drangsal erlöst zu werden und mit dem Herrn Jesus Christus vereint zu sein.
6, 7. Was schrieb Paulus jenen Thessalonichern, weil er wußte, daß sie ihren Glauben weiterhin unter schwierigen Verhältnissen beweisen müßten?
6 Um das Jahr 51 u. Z. hielt der Apostel Paulus es daher für ratsam, den Christen in Thessalonich einen zweiten Brief zu schreiben, um ihr geistiges Gleichgewicht wiederherzustellen. Er brachte zum Ausdruck, daß er sich freue, zu sehen, wie sie trotz Verfolgung und Leiden ausharrten und im Glauben stark blieben und fügte dann hinzu: „Dies ist ein Beweis des gerechten Gerichts Gottes und führt dazu, daß ihr des Königreiches Gottes würdig erachtet werdet, für das ihr in der Tat leidet.“ Er bestärkte sie nicht in dem Glauben, daß sie bald von ihren Bedrängern befreit würden, sondern wies auf die künftige „Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht“ hin. Er war sich bewußt, daß sie ihren christlichen Glauben weiterhin unter schwierigen Verhältnissen beweisen müßten, daher schrieb er:
7 „Gerade zu diesem Zweck beten wir tatsächlich allezeit für euch, daß unser Gott euch seiner Berufung würdig erachte und alles Gute, das ihm gefällt, und das Werk des Glaubens mit Macht vollbringe, damit der Name unseres Herrn Jesus in euch verherrlicht werde und ihr in Gemeinschaft mit ihm, gemäß der unverdienten Güte unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus.“ — 2. Thessalonicher 1:5-12.
8. Über welchen Gedanken sollten sie sich gemäß den ermahnenden Worten des Paulus nicht aufregen, damit sie in ihren Erwartungen in Verbindung mit der bevorstehenden Zerstörung Jerusalems nicht enttäuscht würden?
8 Die Zerstörung des irdischen Jerusalem zu Lebzeiten jener Generation (im Jahre 70 u. Z.) rückte näher, und der Apostel Paulus wollte nicht, daß die Christen in Thessalonich in ihren unbegründeten Erwartungen enttäuscht würden, die sie an die Zeit unmittelbar vor jener Katastrophe, die über die Juden hereinbrechen sollte, oder an die Zeit unmittelbar danach knüpften. Es war ihm klar, daß sie sich in ihrem Denken korrigieren mußten, daher schrieb er ihnen: „Wir bitten euch jedoch, Brüder, in bezug auf die Gegenwart [griechisch: parousía] unseres Herrn Jesus Christus und unser Versammeltwerden zu ihm hin, euch nicht schnell erschüttern und dadurch von eurem vernünftigen Denken abbringen noch euch aufregen zu lassen, weder durch ein inspirierte Äußerung noch durch eine mündliche Botschaft, noch durch einen Brief, angeblich von uns, in dem Sinne, daß der Tag Jehovas hier sei.“ — 2. Thessalonicher 2:1, 2.
9. Was schrieb Paulus den Thessalonichern in seinem ersten Brief über die Gegenwart Christi und das Versammeltwerden der Christen zu ihm?
9 Der Apostel Paulus hatte zusammen mit Silvanus (Silas) und Timotheus, seinen Missionsgefährten, die Versammlung in Thessalonich gegründet, und in seinem ersten Brief, den er an diese Versammlung sandte, nachdem er sie hatte verlassen müssen, schrieb er über die „Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus und unser Versammeltwerden zu ihm hin“. Wie wir in 1. Thessalonicher 4:14-18 lesen, schrieb er: „Denn wenn wir den Glauben haben, daß Jesus gestorben und wieder auferstanden ist, so wird Gott auch die im Tode Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen. Denn dies sagen wir euch durch Jehovas Wort, daß wir, die Lebenden, die bis zur Gegenwart des Herrn am Leben bleiben, denen keineswegs zuvorkommen werden, die im Tode entschlafen sind; denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes, und die in Gemeinschaft mit Christus Verstorbenen werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die Lebenden, welche überleben, mit ihnen zusammen in Wolken entrückt werden zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein. Somit fahrt fort, einander mit diesen Worten zu trösten.“
10, 11. Auf welchen Teil der Prophezeiung Jesu, die der Apostel Matthäus in seinem Bericht über das Leben Christi festgehalten hat, mögen sie aufmerksam gemacht worden sein?
10 Außer diesem Brief des Apostels Paulus war in jener Zeit noch das Matthäusevangelium im Umlauf, es wurde um 41 u. Z. geschrieben und war in Hebräisch und in dem Griechisch, das im ersten Jahrhundert u. Z. die internationale Umgangssprache war, vorhanden. Es ist durchaus möglich, daß die Versammlung in Thessalonich auf das aufmerksam gemacht wurde, was der Apostel Matthäus von der Prophezeiung, die Jesus auf dem Ölberg geäußert hatte, schriftlich festgehalten hatte. Matthäus schreibt, Jesus habe, nachdem er die Zerstörung der Stadt Jerusalem (die im Jahre 70 u. Z. erfolgte) vorhergesagt habe, erklärt:
11 „Sogleich nach der Drangsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond wird sein Licht nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen im Himmel erscheinen, und dann werden sich alle Stämme der Erde wehklagend schlagen, und sie werden den Sohn des Menschen mit Macht und großer Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen. Und er wird seine Engel mit großem Trompetenschall aussenden, und sie werden seine Auserwählten von den vier Winden her versammeln, von dem einen äußersten Ende der Himmel bis zu ihrem anderen äußersten Ende.“ — Matthäus 24:29-31.
12. (a) Erwartete Paulus das Versammeltwerden der Christen zu dem himmlischen Christus unmittelbar nach der Zerstörung Jerusalems? (b) Was sollte nach den Worten des Paulus vor dem vernichtenden Tag Jehovas kommen?
12 Der Apostel Paulus wußte, daß Gottes Auserwählte nicht unmittelbar nach der Zerstörung Jerusalems, die zu Lebzeiten jener Generation erfolgen würde, von den Engeln unter dem verherrlichten Sohn des Menschen versammelt würden, daß also auch die Christen in Thessalonich zu jener Zeit nicht zum Herrn Jesus Christus hin versammelt würden. Er wußte, daß dem vernichtenden „Tag Jehovas“ mehr vorausgehen mußte als die Zerstörung Jerusalems durch die Römer und das Ertönen des täuschenden Rufes der Staatsmänner: „Friede und Sicherheit!“ Was das sein würde, schreibt der Apostel Paulus den Christen in Thessalonich in folgenden Worten: „Laßt euch in keiner Weise von irgend jemandem verführen, denn er wird nicht kommen, es sei denn, der Abfall komme zuerst und der Mensch der Gesetzlosigkeit, der Sohn der Vernichtung, werde geoffenbart.“ — 2. Thessalonicher 2:3.
13. (a) Was meinte Paulus mit dem Ausdruck „Abfall“ nicht? (b) Wieso wußte Paulus, der selbst der Abtrünnigkeit beschuldigt worden war, was der Ausdruck bedeutete?
13 Zuerst mußte also ein Abfall kommen. Was meinte der Apostel Paulus mit dem Ausdruck „Abfall“? Meinte er damit lediglich, daß Jünger Christi dem christlichen Glauben gegenüber gleichgültig würden, daß er ihnen nichts mehr bedeute und sie deswegen abfallen würden? Nein! Das Wort bedeutet weit mehr. Der Apostel Paulus wußte das. Man hatte ja auch ihn der Abtrünnigkeit beschuldigt; diesen Vorwurf hatten beschnittene Juden, die keine Christen waren, gegen ihn erhoben. Deshalb hatte die leitende Körperschaft der Christenversammlung Paulus bei seinem letzten Besuch in Jerusalem den Rat gegeben: „Du siehst, Bruder, wie viele Tausende es unter den Juden gibt, die gläubig sind, und sie alle sind Eiferer für das ,Gesetz‘. Sie haben aber gerüchtweise über dich gehört, daß du alle Juden unter den Nationen Abfall von Moses gelehrt habest, indem du ihnen sagest, sie sollen weder ihre Kinder beschneiden noch den feierlichen Bräuchen gemäß wandeln. Was also ist diesbezüglich zu tun? Auf jeden Fall werden sie hören, daß du angekommen bist [griechisch: elélythas]. So tue denn das, was wir dir sagen.“ (Apostelgeschichte 21:18-23) In den Augen der Juden war das, was Paulus in bezug auf Moses lehrte, Abfall vom wahren Glauben.
14. Was bedeutet das entsprechende griechische Wort buchstäblich, und welche weiteren Bedeutungen hat es erhalten?
14 Das griechische Wort, das mit „Abfall“ wiedergegeben wird, bedeutet buchstäblich „Abstand“, „Abscheiden“, „Entfernung“. Lukas 8:13 lautet auszugsweise: „... fallen aber in einer Zeit der Erprobung ab [The New English Bible (NE): werden untreu].“ In 1. Timotheus 4:1 lesen wir: „... daß in späteren Zeitperioden einige vom Glauben abfallen werden [NE: untreu werden].“ Nach der Übersetzung von James Moffatt lautet dieser Text: „Gewisse Personen werden sich gegen den Glauben auflehnen.“ In Hebräer 3:12 wird gesagt: „Nehmt euch in acht, Brüder, daß sich nicht in einem von euch jemals ein böses Herz des Unglaubens entwickle, indem er sich von dem lebendigen Gott zurückzieht [NE: indem er dem lebendigen Gott untreu wird].“ „Darum paßt wohl auf, liebe Brüder, daß keiner von euch ein böses und ungläubiges Herz habe und ihr abfallt vom lebendigen Gott“ (Bruns). „... daß ja keiner von euch ein böses Herz habe, das in Unglauben Gott dem Lebendigen den Rücken kehre!“ (Pfäfflin). Für den Griechen im Altertum bedeutete somit das Wort, das in unserer Sprache mit „Abfall“ wiedergegeben wird, nicht nur „Abscheiden“ und „Entfernung“, sondern auch „Abtrünnigkeit“ oder „Auflehnung“. Deshalb gibt es moderne Übersetzungen, die 2. Thessalonicher 2:3 so wiedergeben, daß der Gedanke von „Empörung“ übermittelt wird.
15. Wie zeigen neuzeitliche Übersetzungen, daß mit dem Wort „Abfall“ etwas sehr Verwerfliches gemeint ist?
15 Nach dem Neuen Testament 1968 lautet dieser Text: „Erst muß der Aufstand gegen Gott stattfinden. Der böse Mensch muß erscheinen.“ Nach der Übersetzung von Jörg Zink lautet der Text: „Denn zuvor muß die Gottlosigkeit auf der Erde überhandnehmen. Zuvor muß der eigenmächtige, gesetzlose Mensch triumphieren, der ... im Verderben endet.“ Nach der American Translation lautet dieser Text: „Denn vorher kommt es zu der Empörung, und die Verkörperung des Ungehorsams erscheint — er, welcher der Vernichtung geweiht ist.“ Diese verschiedenen Übersetzungen von 2. Thessalonicher 2:3 zeigen, daß mit dem Wort „Abfall“ etwas sehr Verwerfliches gemeint ist.
ABFALL VON WEM?
16. (a) Wieso wissen wir, gegen wen sich diese Auflehnung oder Empörung richtet? (b) Was zeigt ob dieser „Mensch der Gesetzlosigkeit“ ein einzelner Mensch ist und ob es sich dabei nur um einen Antichristen handelt?
16 Gegen wen richtet sich diese Auflehnung, diese Empörung? Von wem werden viele abfallen, oder wem werden sie abtrünnig werden? Die weitere Beschreibung darüber, wie sich diese Empörung entwickeln wird, zeigt deutlich, daß sie gegen Jehova Gott gerichtet ist, vor dessen Tag dieser Abfall kommen soll. Dieser Abfall soll zur Offenbarung des „Menschen der Gesetzlosigkeit, des Sohnes der Vernichtung“, führen. Ist damit ein buchstäblicher Mensch gemeint? Nein, denn für die Erfüllung dieser Prophezeiung war eine lange Zeit erforderlich, und so lange vermag kein Mensch zu leben. Mit dieser Erklärung stimmt die Wiedergabe dieses Textes in der American Translation überein, in der die Ausdrücke „die Verkörperung des Ungehorsams“ und „er, der zur Vernichtung verurteilt ist“ gebraucht werden. Wir stellen fest, daß er nicht als „der Antichrist“ bezeichnet wird. Allerdings zeigt es sich, daß er ein Antichrist ist. Schon um das Jahr 98 u. Z. schrieb der Apostel Johannes über die damalige Zeit: „So sind nun auch viele zu Antichristen geworden ... Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, daß Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, derjenige, der den Vater und den Sohn leugnet.“ (1. Johannes 2:18, 22) Nicht nur der Sohn Gottes, sondern auch Gott, der Vater, wird geleugnet.
17. Was bedeutet es, daß dieser Antigott als der „Sohn der Vernichtung“ bezeichnet wird, und wann wird er vernichtet?
17 Es ist daher richtiger, den „Menschen der Gesetzlosigkeit“ als Antigott zu bezeichnen. Dieser Antigott ist gesetzlos gegenüber Gott, und da er gegen Gott, den Vater, ist, ist er auch gegen Jesus Christus, den Sohn Gottes. Der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ wird, schon ehe er erscheint, „Sohn der Vernichtung“ genannt. Dieser bildliche Ausdruck bedeutet, daß er Vernichtung ererben wird, daß er zur Vernichtung verurteilt ist, daß er „der Vernichtung geweiht ist“. Der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ verdient die Vernichtung; er wird diesem Geschick nicht entgehen. Am „Tag Jehovas“ wird er zu Recht vernichtet werden. Dieser Antigott wird vor jenem Tag geoffenbart.
18. (a) Was läßt die Tatsache, daß dieser Gesetzlose mit dem „Abfall“ in Zusammenhang steht, hinsichtlich seines Verhältnisses zu Gott erkennen? (b) Standen die natürlichen Juden in den Tagen des Apostels Paulus in einem friedlichen Verhältnis zu Gott, von dem sie abfallen konnten?
18 Der „Mensch der Gesetzlosigkeit“, den die Vernichtung erwartet, steht in Zusammenhang mit dem vorhergesagten „Abfall“, der Auflehnung, der Empörung gegen Gott. Diese Tatsache läßt mit Sicherheit erkennen, daß der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ ursprünglich mit Gott verbunden war, daß er friedliche Beziehungen zu Gott hatte. Zu der Zeit, da der Apostel Paulus seinen Brief an die Christen in Thessalonich schrieb, hatten die natürlichen, beschnittenen Juden keinen Frieden mit Gott, sie hatten kein harmonisches Verhältnis zu ihm. In Thessalonich waren es die Juden gewesen, die das Volk aufgehetzt hatten, so daß der Apostel Paulus aus jener Stadt und später auch aus Beröa fliehen mußte. (Apostelgeschichte 17:5-15) Paulus schrieb in seinem ersten Brief an die Thessalonicher: „Ihr habt ... dieselben Dinge erlitten wie auch sie [die Versammlungen in Judäa] von seiten der Juden, die sogar den Herrn Jesus und die Propheten getötet und uns verfolgt haben. Überdies gefallen sie Gott nicht, sondern sind gegen die Interessen aller Menschen, da sie versuchen, uns daran zu hindern, zu Leuten von den Nationen zu reden, daß diese gerettet würden, so daß sie das Maß ihrer Sünden allezeit vollmachen. Doch ist sein Zorn schließlich über sie gekommen.“ — 1. Thessalonicher 2:14-16.
19. In wessen Mitte konnte also der Abfall nur beginnen, und warum dort?
19 Wo sollte der Abfall sonst beginnen, wenn nicht in der Christenversammlung? Der Apostel Paulus schrieb an die Christen, vertreten durch die Versammlung in Thessalonich: „Paulus und Silvanus und Timotheus an die Versammlung der Thessalonicher in Gemeinschaft mit Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“ (2. Thessalonicher 1:1, 2) Diese Christen konnten von Gott abfallen, sie konnten sich gegen Gott auflehnen oder sich gegen ihn empören, weil sie in Gemeinschaft mit ihm und mit Jesus, seinem Messias, waren und die unverdiente Güte und den Frieden Gottes, ihres himmlischen Vaters, durch seinen Sohn Jesus Christus, empfingen. Um wen handelte es sich somit bei diesen Rebellen, die der Christenversammlung angehörten?
20, 21. (a) Warum würde der Abfall nicht von der jüdischen Nation, sondern von der Christenversammlung ausgehen? (b) Mit welchen Worten warnte Paulus das Presbyterium von Ephesus vor dem kommenden Abfall?
20 Der Apostel Paulus wies selbst warnend darauf hin, daß der Abfall, die Auflehnung oder die Empörung von Gliedern der Versammlung ausgehen würde, die jetzt Gott gehörte, da er das jüdische Volk nicht mehr als sein auserwähltes Volk anerkannte. Das Volk der natürlichen, beschnittenen Juden bildete nicht mehr die Versammlung Gottes, sondern diese bestand nun aus geistigen Israeliten oder geistigen Juden. Als Paulus, einige Jahre nachdem er seinen zweiten Brief an die Thessalonicher geschrieben hatte, zum letzten Mal nach Jerusalem reiste, kam er auch nach Milet, einer Stadt in Kleinasien. In Milet sprach er zu dem Presbyterium oder der „Ältestenschaft“ der Versammlung des nahe gelegenen Ephesus. Paulus wies in seiner Ansprache an diese Ältesten oder Aufseher auf den kommenden Abfall wie folgt hin:
21 „Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher euch der heilige Geist zu Aufsehern ernannt hat, um die Versammlung Gottes zu hüten, die er mit dem Blute seines eigenen Sohnes erkauft hat. Ich weiß, daß nach meinem Weggang bedrückende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen werden, und aus eurer Mitte selbst werden Männer aufstehen und verdrehte Dinge reden, um die Jünger hinter sich her wegzuziehen.“ — Apostelgeschichte 20:28-30.
22, 23. (a) In welchem seiner Briefe warnte auch Petrus vor dem kommenden Abfall, und an wen war dieser Brief gerichtet? (b) Inwiefern hilft uns das, was Petrus in diesem Brief sagt, zu erkennen, wer der gesetzlose „Sohn der Vernichtung“ ist?
22 Nicht nur der Apostel Paulus, sondern auch sein Mitapostel Petrus war sich bewußt, daß ein Abfall kommen würde. Petrus richtete seinen zweiten und letzten Brief, geschrieben um das Jahr 64 u. Z., „an die, die einen Glauben als ein Vorrecht gleich dem unsrigen erlangt haben, durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und des Retters Jesus Christus“.
23 In seinem Brief führte Petrus dann unter anderem aus: „Prophetie wurde niemals durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern Menschen redeten von Gott aus, wie sie von heiligem Geist getragen wurden. Es gab indes auch falsche Propheten unter dem Volke, wie es auch unter euch falsche Lehrer geben wird. Eben diese werden unauffällig verderbliche Sekten einführen und werden sogar den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, wodurch sie schnelle Vernichtung über sich bringen. Ferner werden viele ihren Zügellosigkeiten folgen, und ihretwegen wird vom Wege der Wahrheit lästerlich geredet werden. Auch werden sie euch aus Habsucht mit verfälschten Worten ausbeuten. Was aber sie betrifft, nimmt das Gericht von alters her keinen langsamen Verlauf, und ihre Vernichtung schlummert nicht.“ (2. Petrus 1:1, 21 bis 2:3) Das hilft uns, zu erkennen, wer dieser gesetzlose „Sohn der Vernichtung“ ist.
24, 25. Welche Fragen werden in Verbindung mit den obenerwähnten Worten des Paulus und des Petrus aufgeworfen, um zu ermitteln, wer der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ ist?
24 Wenn man das bedenkt, was die Apostel Paulus und Petrus über den Abfall gesagt haben, zu welchem Schluß kommt man dann in bezug auf die Identität des „Menschen der Gesetzlosigkeit, des Sohnes der Vernichtung“? Zu den „Ältesten“ oder den „Aufsehern“, die die Versammlung Ephesus vertraten, sagte der Apostel Paulus, daß Männer aufstehen und auf dem Gebiet des Glaubens „verdrehte Dinge“ reden würden. Somit kommen nur die Personen in Betracht, die für die Christenversammlung verantwortlich sind, die dazu eingesetzt oder ernannt worden sind, „die Versammlung Gottes zu hüten“. Wer sind denn die religiösen Führer, die vorgaben, der Versammlung Gottes vorzustehen, die jedoch wie „bedrückende Wölfe“ waren? Wer waren die angeblich christlichen Führer, die ‘die Herde nicht schonten’? Wer waren die führenden religiösen Männer, die aufstanden und „verdrehte Dinge“ redeten, um in der „Versammlung“ „Jünger hinter sich her wegzuziehen“? Wer sind die Männer, die sich — wie die falschen Propheten unter dem ehemaligen Volk Israel — unter den geistigen Israeliten als „falsche Lehrer“ erwiesen haben?
25 Ja, wer sind die religiösen Führer, die „verderbliche Sekten“ unter denen eingeführt haben, die sich für die Versammlung Gottes halten? Wer sind die Führer dieser Religionsgemeinschaften, die durch Lehre und Praxis den himmlischen „Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat“? Welche religiösen Führer haben sich „Zügellosigkeiten“ schuldig gemacht, indem sie sich mit der weltlichen Obrigkeit eingelassen haben? Welche religiösen Führer haben ihren Gemeindemitgliedern ein schlechtes Beispiel gegeben, so daß „vom Wege der Wahrheit lästerlich geredet“ wurde? Welche religiösen Führer haben das Eigentum ihrer Gemeindemitglieder begehrt und haben sie mit „verfälschten Worten“ ausgebeutet?
DIE IDENTITÄT DES „MENSCHEN DER GESETZLOSIGKEIT“ FESTSTELLEN
26. Auf wen weist die Geschichte eindeutig hin, und was lesen wir darüber in der Encyclopedia Americana?
26 Die Geschichte der vergangenen sechzehnhundert Jahre weist eindeutig auf die Geistlichkeit (Klerus) der Christenheit hin. Weiß jemand nicht genau, was mit dem Ausdruck „Geistlichkeit“ der Christenheit gemeint ist? Wenn ja, dann mag ihm folgender Auszug aus dem Werk The Encyclopedia Americana (Ausgabe 1929, Band 7, Seite 90) eine Hilfe sein. Wir lesen dort:
KLERUS (lateinisch: clericus, griechisch: kleros, Los, Anteil) in der christlichen Kirche der Teil der Gläubigen, der zu gottesdienstlichen Zwecken abgesondert ist. Die Trennung von den Laien wurde schärfer durch die vielen Ämter und Titel, die Privilegien, die Rechte und die geistliche Kleidung oder Standestracht. In der römisch-katholischen Kirche unterscheidet man acht Grade oder Klassen von Klerikern: der einfache Kleriker, vier niedere Weihegrade und drei höhere Weihegrade — Subdiakon, Diakon und Presbyter [d. h. Priester]. ... Die letzten drei gelten als göttliche Institution. Die Aufnahme in den Klerikalstand erfolgt durch den Akt der Tonsur; der Geistliche hat Anspruch auf Amts-, Schutz- und Ehrenrechte, und er übernimmt gewisse Pflichten, die den Laien nicht obliegen. In den protestantischen Kirchen ist die Trennung zwischen Geistlichen und Laien nicht so scharf.
27. (a) Welche Worte Jesu zeigen, daß es nicht richtig ist, die Glieder der Versammlung in Geistliche und Laien zu trennen? (b) Was schreibt Johannes in der Offenbarung, wodurch er zeigt, daß alle Glieder der Versammlung e i n e Klasse bilden?
27 Hat Jesus Christus, das Haupt der Christenversammlung, gelehrt, daß seine Jünger in Geistliche und Laien getrennt werden sollten? Weder in den vier Evangelien, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, noch in der Apostelgeschichte, noch in der Offenbarung wird gelehrt, daß Jesu Jünger in zwei allgemeine Klassen geschieden werden sollten. Jesus lehrte genau das Gegenteil. Im Tempel in Jerusalem sagte er zu seinen Jüngern und zu einer Menge des jüdischen Volkes: „Ihr aber, laßt euch nicht Rabbi nennen, denn e i n e r ist euer Lehrer, während ihr alle Brüder seid. Des weiteren nennt niemand auf der Erde euren Vater, denn e i n e r ist euer Vater, der himmlische. Auch laßt euch nicht ,Führer‘ nennen, denn e i n e r ist euer Führer, der Christus. Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein.“ (Matthäus 23:8-11) Und der Apostel Johannes schreibt in der Offenbarung, die er durch Jesus empfing, daß alle Jünger Jesu Christi Priester seien; er erklärt: „Er hat uns zu einem Königtum, zu Priestern für seinen Gott und Vater gemacht ...“ „Du hast sie zu einem Königtum und zu Priestern für unseren Gott gemacht, und sie werden als Könige über die Erde regieren.“ — Offenbarung 1:6; 5:10.
28. Wie zeigt auch Petrus in seinem ersten Brief, daß alle Glieder der Versammlung e i n e Klasse bilden?
28 Auch der Apostel Petrus schreibt an die Christen, daß sie alle Priester wären; wir lesen: „Und laßt euch selbst als lebendige Steine aufbauen als geistiges Haus zu einer heiligen Priesterschaft, um geistige Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind, durch Jesus Christus. Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein zu eigen erworbenes Volk, auf daß ihr die Großtaten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat in sein wunderbares Licht.“ — 1. Petrus 2:5, 9, Her.
29, 30. (a) Was ist mit dem Ausdruck „Loostheil“ gemeint, der in 1. Petrus 5:1-3 (Loch und Reischl) gebraucht und in der Douay-Bibel mit „Klerus“ wiedergegeben wird? (b) Wie wird das entsprechende griechische Wort in neuzeitlichen katholischen Übersetzungen wiedergegeben?
29 Im ersten Brief des Petrus wird ferner gesagt: „Die Presbyter demnach, welche unter euch sind, ermahne ich, der Mitpresbyter und Zeuge der Leiden Christi, auch als Theilnehmer an der in Zukunft zu enthüllenden Herrlichkeit: weidet die Heerde Gottes, die bei euch ist, indem ihr Aufsicht haltet, nicht erzwungen, sondern freiwillig, Gott gemäß, nicht schmählichen Gewinnes wegen, sondern gerne, und nicht wie G e w a l t h e r r e n über das Loostheil [Douay-Bibel: Klerus], sondern indem ihr Vorbilder werdet der Heerde.“ (1. Petrus 5:1-3, Loch und Reischl, 1899) Mit dem Ausdruck „Loostheil“ (Klerus) ist die ganze Herde der geistigen Schafe Gottes gemeint, und den „Presbytern“, zu denen auch der Apostel Petrus gehörte, wird gesagt, nicht wie Gewaltherren über „das Loostheil“ (Klerus) Aufsicht zu halten. Diese Übersetzung des griechischen Wortes kleros (in der Mehrzahl) in 1. Petrus 5:3 war jedoch unbefriedigend, weshalb moderne katholische Übersetzungen der Bibel dieses griechische Wort anders wiedergeben. Zum Beispiel:
30 „Spielt nicht die Herren über die euch Anvertrauten, sondern seid Vorbilder für die Herde!“ (Kürzinger). „... nicht als Gewaltherrscher der euch Anbefohlenen, sondern als Vorbilder der Herde“ (Perk). „Spielt nicht den Herrn in den Gemeinden, sondern seid ein Vorbild für die Herde“ (Storr).
31. Warum ist es im Hinblick auf die Worte Jesu aus Matthäus 23:10-12, 14, 33 angebracht zu fragen, aus welchem Grund gewisse Männer eine Sonderstellung beanspruchen, durch die eine Unterscheidung zwischen „Geistlichen“ und „Laien“ entsteht?
31 Da die inspirierten Apostel Jesu Christi die Ausdrücke „Priesterschaft“ und „Loostheil“ (Klerus) auf die ganze Herde Gottes anwenden und diese Ausdrücke nicht auf die „Presbyter“ oder „Ältesten“, zu denen der Apostel Petrus gehörte, beschränken, ist es bestimmt nicht unangebracht zu fragen: Wer sind denn diese religiösen Führer der Christenheit, die die Bezeichnung „Priester“ führen und sich „Geistliche“ nennen im Unterschied zu den Gläubigen, die sie als „Laien“ — ein Ausdruck, der in der Heiligen Schrift überhaupt nicht vorkommt — bezeichnen? Was bezwecken diese religiösen Führer mit dieser Sonderstellung? Wozu wollen sie sich machen? Wir sollten daran denken, daß Jesus Christus, als er die jüdischen Schriftgelehrten und Pharisäer tadelnd „Heuchler“ sowie „Schlangen“ und „Natterngezücht“ nannte, auch sagte: „Auch Lehrer sollt ihr euch nicht nennen lassen, denn einer ist euer Lehrer: Christus. Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Wer aber sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“ — Matthäus 23:10-12, 14, 33, Her.
32. Wann begannen die religiösen Führer der Christenheit, sich Geistliche zu nennen, um sich von den „Laien“ zu unterscheiden?
32 Wann begannen die religiösen Führer der Christenheit, sich Geistliche zu nennen und die Bezeichnung „Priester“ zu führen? In der Enzyklopädie von M’Clintock und Strong (Band 2, Seite 386) wird nach der Überschrift „2. Unterscheidung Geistliche und Laien“ über die Unterscheidung zwischen Geistlichen und Laien folgendes gesagt:
Die bei den Juden übliche Unterscheidung zwischen Geistlichen und Laien war unter den Christen zuerst unbekannt; erst als „gewisse Männer den evangelischen Standpunkt zugunsten der jüdischen Ansicht aufgaben“, mußte der Gedanke vom allgemeinen christlichen Priestertum aller Gläubigen mehr oder weniger dem Gedanken von dem besonderen Priestertum oder der Geistlichkeit weichen. ... Sogar Tertullian schreibt (in De baptismo, 17. Kapitel, bevor er Montanist wurde): „Auch die Laien haben das Recht, die Sakramente auszuteilen und in der Gemeinde zu lehren. Das Wort Gottes und die Sakramente sind durch die Gnade Gottes für alle und dürfen daher von allen Christen als Mittel der göttlichen Gnade ausgeteilt werden. Aber hier geht es nicht nur um die Frage, was im allgemeinen erlaubt ist, sondern auch darum, was unter den bestehenden Umständen nützlich ist. Wir können hier die Worte des heiligen Paulus anführen: ,Alles ist mir erlaubt, jedoch ist nicht alles von Nutzen.‘ In Anbetracht der Ordnung, auf die in der Kirche gehalten werden muß, mögen die Laien von ihren priesterlichen Rechten, nämlich der Austeilung der Sakramente, nur Gebrauch machen, wenn Zeit und Umstände es erfordern.“ Von der Zeit des Cyprianus an ..., des Vaters des hierarchischen Systems, wurde zwischen Klerus und Laien ganz klar unterschieden; und sehr bald wurde diese Unterscheidung allgemein eingeführt. Vom dritten Jahrhundert an wurde dann die Bezeichnung clerus (kleros, ordo) fast ausschließlich auf den geistlichen Stand angewandt, um ihn vom Laienstand zu unterscheiden. Im Laufe der Entwicklung der römischen Hierarchie wurde der Klerus nicht nur ein besonderer Stand (der noch mit all den apostolischen Regeln und Lehren zu vereinbaren wäre), sondern er wurde mit der Zeit auch als einzige Priesterschaft und als unentbehrlicher Mittler zwischen den Menschen und Gott angesehen.
33. Wer war der erwähnte Cyprianus, und welches Amt bekleidete er im dritten Jahrhundert in der Versammlung?
33 In dem Werk The Encyclopedia Americana (Band 8, Seite 368) lesen wir über den erwähnten Thascius Cäcilius Cyprianus, daß er um 200 u. Z. geboren wurde und am 14. September 258 in Karthago (Afrika) starb. „Kurz nach seiner Taufe (246) wurde er zum Priester geweiht und darauf von der Christengemeinde in Karthago zu ihrem Bischof gewählt (248). ... Er tat viel, um die Macht seines Episkopats hervorzuheben und zu stärken. Unter ihm wurden sieben Kirchenversammlungen abgehalten, die letzte im Jahre 256.“ Obwohl dieser afrikanische Bischof als einer der Kirchen„väter“ gilt und von der katholischen Kirche heiliggesprochen wurde, bleibt die Tatsache bestehen, daß er ein Kleriker war und somit einem Stand angehörte, der erst nach dem Tode der Apostel Jesu Christi und der Männer, die mit ihnen zusammengearbeitet hatten, geschaffen wurde.
34. Was meint die Bibel mit dem Ausdruck „der Mensch der Gesetzlosigkeit“, und warum?
34 Es war die angeblich „christliche“ Geistlichkeit, die sich in Verbindung mit dem „Abfall“, der „Auflehnung“ oder der „Empörung“ als „der Mensch der Gesetzlosigkeit, der Sohn der Vernichtung“, entwickelte. Offensichtlich ist mit dem Ausdruck „Mensch“ an dieser Stelle der Bibel keine Einzelperson gemeint, sondern eine Gruppe von Personen, die während einer langen Zeit vorhanden ist, deren Zusammensetzung oder einzelne Glieder aber im Laufe der Zeit wechseln. So setzt sich diese Gruppe der „Mensch der Gesetzlosigkeit“, heute aus anderen Personen zusammen als im dritten Jahrhundert.
ANSPRUCH AUF GÖTTLICHKEIT
35. Warum überrascht es nicht, daß „der Mensch der Gesetzlosigkeit“ nach Göttlichkeit trachtet, und in welchem Ausmaß tut er es?
35 Da es sich bei dem „Abfall“ oder der „Empörung“ dieses „Menschen der Gesetzlosigkeit“, der Geistlichkeit, um einen Abfall von Jehova Gott oder eine Empörung gegen ihn handelt, überrascht es nicht, daß dieser „Mensch“ oder diese Personengruppe nach Göttlichkeit trachtet, daß sie sich als Gott zur Schau stellt. Auch Satan, der Teufel, der sich als erster gegen Jehova Gott empörte, machte sich zum Gott; deshalb bezeichnet der Apostel Paulus ihn als den „Gott dieses Systems der Dinge“. (2. Korinther 4:4) Unter dem Einfluß Satans, des Teufels, suchte im Altertum der König von Babylon, der ein Heide war, den Anschein zu erwecken, Jehova Gott, dessen Tempel in Jerusalem stand, gleich zu sein. Wir lesen in Jesaja 14:14, daß der König von Babylon in seinem Herzen sprach: „Ich werde über die Wolkenhöhen aufsteigen; ich werde mich dem Höchsten ähnlich machen.“ Er glaubte, sein ehrgeiziges Ziel erreicht zu haben, als er im Jahre 607 v. u. Z. Jerusalem und den Tempel Jehovas zerstört hatte. Die Zerstörung Jerusalems und des Tempels durch den König von Babylon, der sich Jehova Gott gleichmachen wollte, war jedoch etwas Geringfügiges im Verhältnis zu dem, was der „Mensch der Gesetzlosigkeit“, die Geistlichkeit, in dem Bereich, der mit Jehova Gott in Verbindung steht, zerstört hat.
36. Inwiefern handelt diese Personengruppe, „der Mensch der Gesetzlosigkeit“, so, als wäre sie Jehova nicht verantwortlich, und was schrieb Paulus an die Thessalonicher über diesen „Menschen“?
36 Da er in religiösen Dingen ein gesetzloser Empörer ist, hat er so gehandelt, als wäre er Jehova Gott, dem Höchsten und Allmächtigen, nicht verantwortlich, so, als wäre er über das Gesetz des lebendigen und wahren Gottes erhaben. Der Apostel Paulus übertreibt nicht, wenn er über diese Personengruppe, den „Menschen der Gesetzlosigkeit“, die erstaunliche Prophezeiung äußert: „Er widersetzt sich und erhebt sich über jeden, der ,Gott‘ oder ein Gegenstand der Verehrung genannt wird, so daß er sich in den Tempel d e s GOTTES niedersetzt und sich öffentlich darstellt, daß er ein Gott sei. Erinnert ihr euch nicht, daß ich euch diese Dinge zu sagen pflegte, als ich noch bei euch war?“ — 2. Thessalonicher 2:4, 5.
37. Auf welchen prominenten Kirchenführer könnte man hinweisen, um zu zeigen, wie sich die Prophezeiung des Paulus erfüllt hat?
37 Natürlich könnte man, um zu zeigen, wie sich diese Prophezeiung über den „Menschen der Gesetzlosigkeit“, die Geistlichkeit, erfüllt hat, darauf hinweisen, wie ein Mitglied des sogenannt „christlichen“ Klerus gesprochen und gehandelt hat, oder man könnte darauf hinweisen, welche Ansprüche auf Göttlichkeit in bezug auf diesen Kleriker erhoben worden sind. Man könnte zum Beispiel auf den Papst, das Oberhaupt der katholischen Kirche, hinweisen und das zitieren, was in dem kirchlichen Wörterbuch von Lucius Ferrarisb über den Papst oder den Bischof von Rom gesagt wird:
Der Papst ist von solcher Würde und Erhabenheit, daß er nicht ein einfacher Mensch, sondern gleichsam Gott ist und der Stellvertreter Gottes. ... Darum ist der Papst mit einer dreifachen Krone, als König des Himmels, der Erde und der Hölle, gekrönt. Ja, des Papstes Hoheit und Gewalt erstreckt sich nicht nur über himmlische, irdische und höllische Dinge, sondern auch über die Engel und ist höher als sie, so daß, wenn Engel vom Glauben abirren oder ihm Widersprechendes halten könnten, der Papst sie richten und in den Bann tun könnte. ... Von solcher Würde und Gewalt ist er, daß er ein und denselben Richterstuhl mit Christus einnimmt, so daß, was immer der Papst tut, aus dem Munde Gottes hervorzugehen scheint. ... Der Papst ist gleichsam Gott auf Erden, der einzige Fürst der Gläubigen Christi, der größte König aller Könige, die Fülle der Macht besitzend; welchem die Herrschaft des irdischen und himmlischen Königreiches übergeben ist. ... Der Papst ist von so großer Autorität und Macht, daß er das göttliche Gesetz abändern, erklären und auslegen kann. ... Der Papst kann manchmal das göttliche Gesetz aufheben, indem er dasselbe beschränkt, erläutert ...
38. Was darf man aber nicht vergessen, wenn man auf einen einzelnen Geistlichen hinweist, und wie hat sich somit diese Prophezeiung über den „Menschen der Gesetzlosigkeit“ erfüllt?
38 Man darf jedoch nicht vergessen, daß mit dem „Menschen der Gesetzlosigkeit“ kein einzelner Kirchenführer gemeint ist wie der Papst (Bischof von Rom), der griechisch-orthodoxe Patriarch von Athen, der griechisch-orthodoxe Patriarch von Konstantinopel (Istanbul) oder ein anderer Oberbischof. Der vorhergesagte „Mensch der Gesetzlosigkeit“ bezieht sich auf eine ganze Personengruppe, auf die gesamte Geistlichkeit der sogenannt christlichen Kirche. Natürlich fällt die Schuld für das, was ein führendes Mitglied der Geistlichkeit oder des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ tut, auch auf alle übrigen Mitglieder des Klerus, und zwar deshalb, weil sie entweder damit einverstanden sind oder weil sie nicht dagegen protestieren oder weil sie ihre Zustimmung geben und weil sie weiterhin diesem Stand angehören. Sie sind für das, was ein Mitglied des Klerus stellvertretend für den ganzen Klerus sagt, mitverantwortlich und an dem, was es tut, mitschuldig. Durch das, was die Geistlichkeit im Laufe der Jahrhunderte getan oder woran sie sich beteiligt hat, ist die Prophezeiung über den „Menschen der Gesetzlosigkeit“ in Erfüllung gegangen.
39. Wie hat es sich gezeigt, daß sich die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ Jehova „widersetzt“?
39 Es hat sich gezeigt, daß sich die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ „widersetzt“ hat, indem sie sich zum „Freund“ der Welt gemacht hat, denn gemäß dem, was der Jünger Jakobus unter Inspiration in seinem Brief schrieb, lautet die Regel: „Wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes.“ (Jakobus 4:4, Her) Wenn „der Mensch der Gesetzlosigkeit“ sich dem inspirierten Worte Gottes widersetzt und es ungültig zu machen sucht, ja sogar bemüht ist, die Bibel den kirchentreuen Gemeindemitgliedern wegzunehmen oder vorzuenthalten, widersetzt er sich Jehova Gott. Er widersetzt sich Jehova Gott, wenn er die Jünger Christi, die — durch Jesus Christus — Jehova Gott mit Geist und Wahrheit anbeten, bekämpft und verfolgt. (Johannes 4:24) Er widersetzt sich dem lebendigen und allein wahren Gott, indem er die Anbetung und Verehrung, die diesem Gott gebührt, von ihm ablenkt und einer Geistlichkeit, die zu hohen Würden emporgestiegen ist, zukommen läßt.
40. Wie hat sich die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ bemüht, der einzige irdische Gott auf der Weltbühne zu sein, wie das durch das Verhältnis zwischen Kirche und Staat zum Ausdruck kommt?
40 Die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ möchte auf der Erde der einzige Gott sein, ja sie möchte der Gott der irdischen Götter sein. Ein Beweis dafür sind die Beziehungen der sogenannt christlichen Kirche zum Staat. Bei der engen Verbindung zwischen Kirche und Staat strebte die Geistlichkeit stets danach, den Vorrang zu haben, ihren Willen durchzusetzen. Diese enge Verbindung zwischen Kirche und Staat besteht seit der Zeit Konstantins. Man könnte sie als Vernunftheirat bezeichnen, bei der es der Geistlichkeit vorwiegend um Machtbefugnisse, Ehrenrechte und Schutzrechte geht, um Unterstützung und um andere selbstsüchtige Vorteile. In dem Werk The Encyclopedia Americana (Band 6, Seite 657, 658) wird über das Thema „Kirche und Staat“ gesagt:
In neuerer Zeit hat zwischen diesen beiden Institutionen selten, wenn überhaupt je, ein vollkommenes Einvernehmen bestanden. Wenn sich nicht etwas Umwälzendes ereignet, wird dieses Ringen allem Anschein nach nie aufhören. Es ist ein heißer Kampf gewesen. Belange von großer Bedeutung haben auf dem Spiel gestanden, und es hat zu einer Polemik von großer Tragweite geführt. Dieses Ringen ist die Ursache von Erhebungen geworden und hat zu einem Schrifttum Anlaß gegeben, in dem es scharf kritisiert wird, so daß es, abgesehen von dem Gebiet des politischen Kampfes ohne Beispiel ist. Nicht selten ging es bei diesem Ringen um rein politische Dinge. ... Unter Konstantin betrat die Kirche die Weltbühne als Mitarbeiterin bei der Aufgabe, die Völker zu kultivieren. Sie wurde als geistliche Macht anerkannt und erwarb allmählich eine irdische Residenz und einen Namen wie ein weltlicher Machthaber. Sie entwickelte sich zu einer Weltmacht. Dieser Erfolg war der Anfang all der vielen nachfolgenden Katastrophen, von denen die Kirche heimgesucht wurde. ... In der Zeit von Konstantin bis Karl dem Großen mischte sich die weltliche Macht, die die Kirche als gesetzliche Institution anerkannte, in deren Verwaltung ein. Von Karl dem Großen an bis kurz vor der Reformation waren Kirche und Staat eng verbunden, und es wurde allgemein anerkannt, daß die geistliche Macht der weltlichen übergeordnet sei.
41. (a) Auf welcher religiösen Stufe standen die römischen Kaiser, über die sich der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ erheben mußte? (b) Welches religiöse Amt hatte der römische Kaiser inne, und wozu benutzte er dieses in Verbindung mit der abtrünnigen Kirche?
41 Die Geschichte berichtet, daß die Kaiser des heidnischen Rom göttlich verehrt wurden und daß man ihnen wie einem Gott oder einer Gottheit Weihrauch opferte. Vom vierten Jahrhundert, von der Zeit Kaiser Konstantins des Großen, an gelangten die vom wahren Christentum abgefallenen Bischöfe in ein enges Verhältnis zum Staat und strebten nach Überlegenheit über den göttlich verehrten römischen Kaiser. Kaiser Konstantin setzte sich zum Ziel, das Christentum mit der heidnischen Religion zu verschmelzen, und erklärte die Religion der vom wahren Christentum abgefallenen Bischöfe zur Staatsreligion. Bis zu seinem Tod im Jahre 337 u. Z. führte er den Titel Pontifex maximus, war er also in religiösen Belangen die oberste Instanz; und als Pontifex maximus hatte der noch ungetaufte Konstantin im Jahre 325 u. Z. ein Konzil nach Nizäa einberufen, um einen theologischen Streit zwischen den Bischöfen der Kirche zu schlichten. Er entschied damals zugunsten der heidnischen Trinitätslehre (ein Gott in drei Personen), die von der Mehrheit der Bischöfe vertreten wurde.
42. Wie und durch wen erhob sich der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ bei der erstbesten Gelegenheit „über jeden, der ,Gott‘ oder ein Gegenstand der Verehrung genannt wird“?
42 Im Jahre 379c bot sich dem Papst, dem Bischof von Rom, die Gelegenheit. In jenem Jahr legte der „christliche“ Kaiser Gratian Titel und Würde des heidnischen Pontifex maximus ab. Ohne jegliche Gewissensbisse begann nun Papst Damasus, diesen Titel zu führen, und zwar wegen der sakralen Gewalt und des Einflusses in religiösen Belangen, den er dadurch über die ganze Bevölkerung erlangte, die noch größtenteils heidnisch war und diesen heidnischen Titel anerkannte. Das hatte zur Folge, daß der Papst oder Bischof von Rom dem römischen Kaiser in religiösen Belangen überlegen war. Der Papst, das Oberhaupt der katholischen Kirche, beansprucht und führt diesen heidnischen Titel bis auf den heutigen Tag. Der „Mensch der Gesetzlosigkeit“, vertreten durch den Papst, das prominenteste Mitglied des Klerus, erhob sich „über jeden, der ,Gott‘ oder ein Gegenstand der Verehrung genannt wird“. Es ist allgemein bekannt, daß sich die Geistlichen der Christenheit gern mit „Ehrwürden“, „Hochwürden“ und „Hochehrwürden“ anreden lassen. Sie fordern von ihren Gemeinde- oder Kirchenmitgliedern, daß sie ihnen Ehrerbietung erweisen.
43. In welchen Tempel setzt sich die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ als Gott nieder, und wen zwingt sie, ihre Macht anzuerkennen?
43 Der „Tempel d e s GOTTES“, in dem sich der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ niedersetzt und sich „darstellt, daß er ein Gott sei“, ist die sogenannte Kirche Gottes. An die wahren Christen des ersten Jahrhunderts schrieb der Apostel Paulus: „Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und daß der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes vernichtet, wird Gott ihn vernichten; denn der Tempel Gottes ist heilig, welcher Tempel ihr seid.“ (1. Korinther 3:16, 17; siehe auch 2. Korinther 6:16.) Von dieser Klasse, die einen geistigen „Tempel“ bildet, sind die Urheber des „Abfalls“ abgesplittert. Diese Abtrünnigen weigern sich, die ursprüngliche, wahre „Tempel“klasse anzuerkennen, und bezeichnen die von ihnen gegründete Versammlung als „Tempel Gottes“. In diesem „Tempel“, bestehend aus Abtrünnigen, setzen sie sich nieder und amtieren als „Geistliche“ im Unterschied zu denen, die sie „Laien“ nennen. Hier stellt sich die Geistlichkeit der Christenheit so dar, als sei sie „ein Gott“. Sie zwingt Politiker, Vertreter der Geschäftswelt und Militärbefehlshaber, ihre Macht anzuerkennen. Wenn Krieg ausbricht, sind Staatsregierungen stets bemüht, sich den Einfluß und die Unterstützung der Geistlichkeit zu sichern.
DAS „HEMMNIS“ IM ERSTEN JAHRHUNDERT
44, 45. (a) Was wirkte der Entwicklung und dem Aufkommen des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ im ersten Jahrhundert als „Hemmnis“ entgegen? (b) Welches Beispiel zeigt, wie Johannes gemäß dem, was er in seinem dritten Brief schrieb, als ein solches Hemmnis wirkte?
44 Der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ ist also schon vor Jahrhunderten offenbar geworden. Aber im ersten Jahrhundert, zur Zeit der wahren Apostel Jesu Christi, war dies noch nicht der Fall. Sein Offenbarwerden stand damals noch bevor. Daher schrieb der Apostel Paulus in seinem Brief, den er um 51 u. Z. an die Christen in Thessalonich sandte: „Und so kennt ihr jetzt das, was als ein Hemmnis wirkt, im Hinblick darauf, daß er zu seiner eigenen bestimmten Zeit geoffenbart wird.“ (2. Thessalonicher 2:6) Diese Christen, die im ersten Jahrhundert lebten, wußten, was Paulus mit dem Ausdruck „Hemmnis“ meinte, denn der Apostel machte es ihnen klar, ja er führte es ihnen deutlich vor Augen. Was wirkte denn damals als „Hemmnis“? Die wahren Apostel Jesu Christi, zu denen auch der Apostel Paulus zählte. Gemeinsam widerstanden sie der Entwicklung und dem Aufkommen des „Menschen der Gesetzlosigkeit, des Sohnes der Vernichtung“. Ein Beispiel hierfür ist das, was der Apostel Johannes an die Christen schrieb, und zwar in seinem dritten und letzten Brief, den er um 98 u. Z. verfaßte:
45 „Ich schrieb etwas an die Versammlung, aber Diotrephes, der unter ihnen gern den ersten Platz einnimmt, nimmt von uns nichts mit Respekt an. Darum will ich, wenn ich komme, an seine Werke erinnern, die er fortgesetzt tut, indem er mit bösen Worten über uns schwatzt. Und damit nicht zufrieden, nimmt er selbst auch die Brüder nicht mit Respekt auf, und diejenigen, die sie aufnehmen wollen, sucht er daran zu hindern und aus der Versammlung hinauszuwerfen.“ (3. Johannes 9, 10) Jener Diotrephes offenbarte wahrlich Eigenschaften des „Menschen der Gesetzlosigkeit“. Der Apostel Johannes war bestrebt, ihn in Schach zu halten, ihm gegenüber als „Hemmnis“ zu wirken. Andere Apostel handelten in solchen Fällen ähnlich.
46. Wie wies Paulus die Thessalonicher darauf hin, daß schon damals eine Tendenz zur Bildung der Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ bestand?
46 Der Apostel Paulus erkannte schon weniger als zwanzig Jahre nach der Gründung der aus Christen bestehenden „Tempel“klasse zu Pfingsten 33 u. Z., daß eine Tendenz zur Bildung des „Menschen der Gesetzlosigkeit“, des „Sohnes der Vernichtung“, bestand. Deshalb schrieb er an die Versammlung in Thessalonich: „Allerdings ist das Geheimnis dieser Gesetzlosigkeit bereits am Werke, doch nur bis der, der gerade jetzt hemmend wirkt, aus dem Wege geräumt wird.“ — 2. Thessalonicher 2:7.
47. Warum sprach Paulus davon, daß das „Geheimnis dieser Gesetzlosigkeit“ bereits am Werke sei?
47 Damals war es verborgen, wer dieser „Mensch der Gesetzlosigkeit“, der kommen sollte, sein würde; seine Identität war ein religiöses Geheimnis. Heute noch gibt es in der Christenheit Bibelkommentatoren, die glauben, bei diesem „Menschen“ handle es sich um eine bestimmte Persönlichkeit männlichen Geschlechts, die sie den Antichristen nennen. In der American Translation wird diese geheimnisvolle Gestalt treffend als „die Verkörperung des Ungehorsams“ bezeichnet. (2. Thessalonicher 2:3) Das stimmt mit der Tatsache überein, daß dieser „Mensch der Gesetzlosigkeit“ keine Einzelperson ist, sondern eine Gruppe von Personen, eine Klasse von Geistlichen, die Jehova gegenüber gesetzlos handelt und als Klasse schon seit Jahrhunderten besteht. Der Apostel Paulus hatte Grund zu sagen, daß „das Geheimnis dieser Gesetzlosigkeit“ zu seinen Lebzeiten bereits am Werke war, nur war seine Gestalt noch nicht so deutlich zu erkennen, daß es als „Mensch“ hätte bezeichnet werden können. Aber es war in der Christenversammlung offensichtlich am Werk und würde sich schließlich so entwickeln, daß es als eine deutlich erkennbare Klasse vorhanden wäre. Aber zur Zeit des Apostels Paulus war das Kommen dieses „Gesetzlosen“ immer noch ein Geheimnis.
48. Was mußte Paulus den Christen in Korinth schreiben, das beweist, daß das „Geheimnis dieser Gesetzlosigkeit“ bereits am Werke war?
48 Wenige Jahre nachdem der Apostel Paulus in dem erwähnten Brief über dieses Thema geschrieben hatte, hielt er es für notwendig, der Versammlung in Korinth (Griechenland) etwas zu schreiben, was beweist, daß das „Geheimnis dieser Gesetzlosigkeit“ in der Christenversammlung bereits am Werke war: „Was ich jetzt tue, will ich fernerhin tun, damit ich denen den Vorwand abschneide, die einen Vorwand dafür haben wollen, in dem Amt, dessen sie sich rühmen, ebenso erfunden zu werden wie wir. Denn solche Menschen sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt immer wieder die Gestalt eines Engels des Lichts an. Es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener immer wieder die Gestalt von Dienern der Gerechtigkeit annehmen. Ihr Ende aber wird gemäß ihren Werken sein.“ — 2. Korinther 11:12-15.
49. Wie geht aus dem, was Johannes in der Offenbarung berichtet, hervor, daß das „Geheimnis dieser Gesetzlosigkeit“ im letzten Jahrzehnt des ersten Jahrhunderts immer noch wirksam war?
49 Auch im letzten Jahrzehnt des ersten Jahrhunderts u. Z. war diese Wirksamkeit im religiösen Bereich zu beobachten, durch die falsche Führer, „falsche Apostel“, hervorgebracht wurden. Der Beweis dafür ist das, was der verherrlichte Jesus Christus dem betagten Apostel Johannes in der Offenbarung, die er um 96 u. Z. erhielt, an die „Ältestenschaft“ der Versammlung Ephesus (Kleinasien) zu schreiben gebot. Johannes berichtet über das, was Jesus ihn in der Vision zu tun anwies, wie folgt: „Dem Engel der Versammlung in Ephesus schreibe: Diese Dinge sagt der, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: ,Ich kenne deine Taten und deine mühevolle Arbeit und dein Ausharren und weiß, daß du schlechte Menschen nicht ertragen kannst und daß du diejenigen auf die Probe stellst, die sagen, sie seien Apostel, es aber nicht sind, und du hast sie als Lügner erfunden. ... Dessenungeachtet halte ich dir entgegen, daß du die Liebe, die du zuerst hattest verlassen hast.‘ “ — Offenbarung 2:1-4; 1. Timotheus 4:14, New World Translation, 1971, Fußnote.
50. Was schrieb Johannes in seinem ersten Brief über Antichristen, das ebenfalls beweist, daß das „Geheimnis dieser Gesetzlosigkeit“ schon in den Tagen der Apostel am Werke war?
50 Der betagte Apostel Johannes schrieb kurz vor seinem Tode drei Briefe an die Christen. Was Johannes in seinem ersten Brief schrieb, zeigt ebenfalls, daß schon in den Tagen der Apostel Christi das „Geheimnis dieser Gesetzlosigkeit“ am Werke war: „Kinder, es ist die letzte Stunde, und so, wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind nun auch viele zu Antichristen geworden; aus dieser Tatsache erkennen wir, daß es die letzte Stunde ist. Sie sind von uns ausgegangen, aber sie sind nicht von unserer Art gewesen, denn wenn sie von unserer Art gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber sie sind weggegangen, damit kund werde, daß nicht alle von unserer Art sind. Und ihr habt eine Salbung von dem Heiligen; ihr alle habt Kenntnis. Geliebte, glaubt nicht jeder inspirierten Äußerung, sondern prüft die inspirierten Äußerungen, um zu sehen, ob sie von Gott stammen, weil viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen sind.“ (1. Johannes 2:18-20; 4:1; geschrieben um 98 u. Z.) Da diese Antichristen den Sohn Gottes nicht mehr als den Messias oder Christus anerkannten, verwarfen sie auch Gott, den Vater. — 1. Johannes 2:22-24.
51. Was ist mit dem Ausdruck „der gerade jetzt hemmend wirkt“ gemeint, und wann wurde dieses Hemmnis „aus dem Wege geräumt“?
51 Aus diesen apostolischen Schriften, die zeigen, daß in den Versammlungen hier und da eine bedenkliche Lage entstanden war, können wir erkennen, wen der Apostel Paulus mit dem Ausdruck „der gerade jetzt hemmend wirkt“ meint. (2. Thessalonicher 2:7) Er meint damit keine Einzelperson, keinen männlichen Angehörigen der ganzen Versammlung Gottes auf der Erde, keinen einzelnen der Apostel, sondern alle wahren Apostel Jesu Christi des ersten Jahrhunderts. Gleich einem Menschen, der aus vielen Gliedern zusammengesetzt ist, so stand die Gesamtheit der Apostel damals — oder, wie Paulus schreibt, „gerade jetzt“ — dem Aufkommen des „Menschen der Gesetzlosigkeit“, der Gruppe, die sich innerhalb der Christenversammlung entwickelte, um sie zu beherrschen, im Wege. Das, was auf die Entwicklung des „Geheimnisses dieser Gesetzlosigkeit“ „gerade jetzt hemmend“ wirkte, wurde „aus dem Wege geräumt“, als der letzte der wahren Apostel Christi entschlief. Wahrscheinlich war es der Apostel Johannes, der gegen Ende des ersten Jahrhunderts u. Z. starb.
52. Durch wen wird die Vernichtung des „Sohnes der Vernichtung“ herbeigeführt, und wann?
52 Die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ wird auch „Sohn der Vernichtung“ genannt. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, daß dieser Gesetzlose von Jehova Gott zur Vernichtung bestimmt ist. Jehova wird das Todesurteil, das er über diesen Gesetzlosen gefällt hat, durch seinen Sohn, den verherrlichten Jesus Christus, vollziehen lassen. Paulus schreibt nun, was geschehen würde, nachdem auch der letzte der Apostel, die „hemmend“ gewirkt hätten, entschlafen wäre: „Dann allerdings wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird durch den Geist seines Mundes und zunichte machen durch das Kundwerden seiner Gegenwart.“ — 2. Thessalonicher 2:8.
53. (a) Warum wird der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ noch in unserer Zeit oder noch in unserer Generation beseitigt? (b) Wofür wird die Vernichtung dieses „Menschen“ ein Beweis sein?
53 Der Herr Jesus macht den „Menschen der Gesetzlosigkeit“ nicht sogleich zunichte, wenn sich dieser voll und ganz geoffenbart hat, wenn er deutlich zu erkennen ist und sich im „Tempel d e s GOTTES“ niedergesetzt und sich öffentlich so dargestellt hat, als sei er „ein Gott“. Der Apostel Paulus zeigt, daß der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ zur Zeit der „Gegenwart“ oder Parusie des Herrn Jesus zunichte gemacht wird. Das bedeutet, daß das jetzt, noch in unserer Generation, geschieht, denn der Herr Jesus ist seit 1914 u. Z., dem Jahr, in dem die Zeiten der Nationen abliefen, als König „gegenwärtig“. Der Beweis dafür ist das „Zeichen“, das wir jetzt sehen, und wir wissen, daß wir in der Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“ leben. (Matthäus 24:3 bis 25:46) Somit werden die Angehörigen „dieser Generation“ jetzt, in unserer Zeit, Zeuge davon werden, daß der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ durch den „Geist“ des Mundes des Herrn Jesus beseitigt und dieser „Gesetzlose“ durch das Kundwerden der Gegenwart oder Parusie des Herrn Jesus zunichte gemacht wird. Durch diese Vernichtung wird „kundwerden“, daß der Herr Jesus unsichtbar gegenwärtig ist, daß seine Parusie eine Realität ist. Der „Geist“, die wirksame Kraft, aus seinem Mund wird dem ganzen „Menschen der Gesetzlosigkeit“ ein Ende bereiten.
BEWEIS FÜR DIE „GEGENWART“ DES GESETZLOSEN
54. (a) Wann beginnt die Zeit der Gegenwart des „Gesetzlosen“ im Vergleich zu der Zeit der Gegenwart des Herrn Jesus? (b) Wodurch sollte die Zeit der Parusie des „Gesetzlosen“ gekennzeichnet sein?
54 Nachdem der Apostel Paulus von der „Gegenwart“ des Herrn Jesus gesprochen hat, wendet er sich nun einer Betrachtung der „Gegenwart“ oder Parusie des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ zu. Die Zeit der Gegenwart oder Parusie dieses Gesetzlosen beginnt vor der Zeit oder geht der Zeit voraus, da der Herr Jesus, ausgestattet mit Königsmacht, „gegenwärtig“ ist. Man beachte, was Paulus als Beweis für die Gegenwart des Gesetzlosen anführt. Er schreibt: „Doch ist die Gegenwart [griechisch: parousía] des Gesetzlosen gemäß der Wirksamkeit des Satans mit jeder Machttat und mit lügenhaften Zeichen und Wundern und mit jedem Trug der Ungerechtigkeit für die, die ... zugrunde gehen.“ — 2. Thessalonicher 2:9, 10a.
55. Wieso wissen wir, daß mit der in 2. Thessalonicher 2:9 erwähnten Parusie nicht Jesu Parusie, sondern die des „Gesetzlosen“ gemeint ist?
55 Im Neuen Testament 1968 wird dieser Text wie folgt wiedergegeben: „Der Böse wird mit der Macht des Satans kommen. Er wird mit seltsamen Kräften, betrügerischen Zeichen und Wundern auftreten. Bei denen, die zugrunde gehen, wird er allen möglichen Betrug anwenden.“ (2. Thessalonicher 2:9, 10; siehe auch Luther-Bibel, 1964; Pfäfflin; Theodor Schlatter.) Wenn man den Anfang des Verses 9 wörtlich aus dem Griechischen übersetzt, so lautet er: „[Ihn,] dessen Gegenwart ist.“ Aber obschon das Wort „Gesetzloser“ in Vers 9 nicht erscheint, so bezieht sich das Wort „Gegenwart“ oder Parusie doch nicht auf die „Gegenwart“ (parousía) des Herrn Jesus — von der im vorhergehenden Vers (8) gesprochen wird —, sondern auf die „Gegenwart“ des anderen, der besprochen wird, nämlich des Gesetzlosen. Nach der Übersetzung von Rupert Storr lautet der erste Teil des 9. Verses: „Des anderen Ankunft ist vom Satan bewirkt.“ In der Herder-Bibel lautet dieser Text: „Jener kommt in Satanskraft.“ Das griechische Relativpronomen für „dessen“ in Vers 9 deckt sich demnach mit dem Relativpronomen für „den“ in Vers 8, das sich auf den Gesetzlosen bezieht. Eine Verbindung dieser beiden Versteile würde wie folgt lauten: „Dann ... wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird ... [, ihn,] dessen Gegenwart ist ...“
56. Wer allein kann für die „Gegenwart“ des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ verantwortlich gemacht werden, und warum?
56 Niemand anders als Satan, der Teufel, ist dafür verantwortlich, daß der Antigott, der „Mensch der Gesetzlosigkeit“, vom Tod der Apostel Christi an bis heute „gegenwärtig“ ist. Doch darf nicht behauptet werden, dieser „Mensch der Gesetzlosigkeit“, der sich aus vielen Personen zusammensetzt, stamme von Jehova Gott, nur weil er sich in den „Tempel d e s GOTTES“ gesetzt hat. Die lange Zeit der „Gegenwart“ dieser „Verkörperung des Ungehorsams“ hat in jeder Hinsicht erkennen lassen, daß sie gemäß einer „Wirksamkeit des Satans“ ist oder von Satan bewirkt worden ist. Der Name Satan bedeutet „Widerstandleistender“, und jeglicher Widerstand, der Jehova Gott sowohl im Himmel als auch auf der Erde geleistet wird, geht von ihm aus, auch der Widerstand, den der „Gesetzlose“ Gott, dem Höchsten, leistet. Die Urheber des „Abfalls“ oder der Empörung wurden bestimmt nicht von Jehova Gott dazu angetrieben, einen „geistlichen Stand“ zu bilden und sich dadurch von den übrigen Gliedern der Gemeinde, die sie „Laien“ nannten, zu unterscheiden. Das war ein Trick Satans, des Teufels, mit dem er darauf abzielte, die ganze Versammlung der Jünger Christi von Jehova Gott abtrünnig zu machen.
57. Welche Mittel wurden benutzt, um der Geistlichkeit Einfluß zu verschaffen und ihr diesen Einfluß zu erhalten, und was wurde damit bezweckt?
57 Satan mußte „mit jeder Machttat [JB: Scheinwundern] und mit lügenhaften Zeichen und Wundern und mit jedem Trug der Ungerechtigkeit“ wirken oder operieren, um der sogenannt christlichen Geistlichkeit Einfluß zu verschaffen und ihr diesen Einfluß zu erhalten. Diese Lügen, diese trügerischen Beweise dafür, daß die „Geistlichkeit“ die Unterstützung des Himmels habe, sollten die Gemeindemitglieder zu dem Glauben verleiten, daß die Geistlichen den wahren Gott verträten und von ihm eingesetzt wären, daß sie seine Gutheißung besäßen, von ihm unterstützt würden und daß sie seine Stellvertreter auf der Erde wären. Dadurch wurde der Anschein erweckt, die Geistlichkeit sei abgesondert und eingesetzt für den Dienst am Wort und sie besitze besondere Machtbefugnisse sowie Amts-, Schutz- und Ehrenrechte, die die von ihr geleiteten „Laien“ nicht besäßen.
58. Warum sind die von der Geistlichkeit gewirkten Machttaten, Zeichen, Wunder usw. auf die Wirksamkeit Satans, nicht auf eine Verbindung mit den Aposteln, zurückzuführen?
58 Mit diesen Machttaten, Zeichen und Wundern sowie dem Trug der Ungerechtigkeit wurde ein selbstsüchtiges Ziel verfolgt; sie wurden nicht zur Verherrlichung und zum Lobpreis Jehovas gewirkt. Alle diese Äußerungen der Wirksamkeit Satans fielen in die Zeit nach dem Tode der Apostel Christi. Die Apostel hatten echte Machttaten, Zeichen und Wunder gewirkt, weil sie durch Christus den Geist Gottes empfangen hatten. Die Apostel besaßen die Macht und Befugnis, getauften Gläubigen den Geist, verbunden mit seinen verschiedenen Gaben, zu vermitteln, so daß diese in fremden Sprachen sprechen, prophezeien, auslegen, heilen usw. konnten. Nach dem Tode der Apostel Christi wurde der Geist, verbunden mit solchen Wundergaben, nicht mehr verliehen. Und als die Personen, die diese Gaben durch die Apostel empfangen hatten, starben — spätestens im zweiten Jahrhundert u. Z. —, hörten auch diese Wundergaben auf, und von da an wiesen sich die wahren Diener Gottes und die wahre Christenversammlung nicht mehr durch solche Gaben aus. (Apostelgeschichte 8:14-18; 1. Korinther 13:8) Wenn daher jemand nach dieser Zeit „Wunder“ wirkte, so, als besäße er diese „Gaben“, dann hatte er die Kraft dazu nicht von Gott, sondern von Satan empfangen.
59. (a) Sind all die eindrucksvollen Dinge, auf die in Verbindung mit der Geistlichkeit hingewiesen werden mag, ein Beweis dafür, daß diese Gott dient? (b) Worauf berufen sich wahre Diener Gottes, um nachzuweisen, daß sie von Gott eingesetzt worden sind?
59 Die Kirchen der Christenheit, die von der Geistlichkeit beherrscht werden, mögen auf die Machttaten, die Zeichen und die Wunder hinweisen, die von Geistlichen im Laufe der Jahrhunderte gewirkt wurden; sie mögen auf die hohe Stellung hinweisen, die die Geistlichen in dieser Welt einnehmen, auf die Achtung und die Ehre, die sie als geistliche Herren genießen, auf ihre glanzvollen Roben, ihre hochtrabenden Titel, ihre prunkvollen Kirchengebäude und Kathedralen, auf ihre eindrucksvollen gottesdienstlichen Zeremonien, auf die Transsubstantiation oder Wandlung von Brot und Wein während der Feier der „Messe“, auf die höhere Bildung ihrer Geistlichen und auf deren Ansehen und Einfluß bei den Regierungen und dem Militär — doch all das sowie die Wirkung, die es auf die „Laien“ hat, beweist, daß die Geistlichkeit der Christenheit, die sich selbst erhöht hat, nicht von Gott ist und ihm nicht dient. Satan, der die Gestalt eines „Engels des Lichts“ annimmt, veranlaßt seine religiösen Diener auf der Erde, „immer wieder die Gestalt von Dienern der Gerechtigkeit“ anzunehmen. (2. Korinther 11:14, 15) Wahre christliche Diener Jehovas weisen sich nicht durch solche Äußerlichkeiten als seine von ihm eingesetzten, anerkannten Diener aus, sondern durch das geschriebene Wort Gottes, das Wort der Wahrheit.
60. Was ist über die zahlenmäßige Stärke zu sagen, die die Geistlichkeit, die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“, in der ganzen Welt erreichte?
60 Imponierend war die zahlenmäßige Stärke, die die Geistlichkeit, die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“, in der ganzen Welt erreichte. Im Jahre 1971, als die Kirchen der Christenheit mit 985 363 400 Mitgliedern eine Höchstzahl erreicht hatten, ging die Zahl der Geistlichen in die Hunderttausende. Nach einer veröffentlichten Statistik hatte die katholische Kirche in jenem Jahr 419 611 Priester für ihre 566 771 600 Kirchenmitglieder.
61. Für wen hat gemäß den Worten des Paulus der mit allen Raffinessen wirkende Satan diese trügerischen Dinge bestimmt, und warum läßt Gott dies zu?
61 Wessen Leichtgläubigkeit wird durch solche imponierenden Äußerlichkeiten ausgenutzt? Wer wird durch solche unbiblischen ‘Machttaten und lügenhaften Zeichen und Wunder’ tief beeindruckt und getäuscht? Für wen hat der mit allen Raffinessen wirkende Satan diese Dinge bestimmt? Der Apostel Paulus schreibt, die „Wirksamkeit des Satans“ sei in der Zeit der Gegenwart des „Gesetzlosen“, der Geistlichkeit, „mit jedem Trug der Ungerechtigkeit für die, die zur Vergeltung dafür zugrunde gehen, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie gerettet würden. Und darum läßt Gott ihnen eine Wirksamkeit des Irrtums zugehen, damit sie der Lüge glauben, so daß sie alle gerichtet werden, weil sie der Wahrheit nicht glaubten, sondern an der Ungerechtigkeit Gefallen hatten.“ — 2. Thessalonicher 2:10-12.
62. Schickt Gott den Getäuschten direkt eine „Wirksamkeit des Irrtums“, und was stellt er durch diese „Wirksamkeit des Irrtums“ fest?
62 Gott schickt diesen Getäuschten nicht direkt eine „Wirksamkeit des Irrtums“. Er läßt sie ihnen zugehen, um festzustellen, was sie eigentlich wollen, und auch, um zu beweisen, daß sie es wirklich so haben wollen. Darauf weist der Apostel Paulus in seinem letzten Brief, den er seinem Missionsgefährten Timotheus schrieb, hin. Paulus erklärt, warum er Timotheus auffordert, das Wort Gottes in der Christenversammlung jederzeit eifrig zu predigen. Er schreibt: „Denn es wird eine Zeitperiode geben, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich nach ihren eigenen Begierden Lehrer aufhäufen werden, um sich die Ohren kitzeln zu lassen; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich dagegen unwahren Geschichten zuwenden.“ (2. Timotheus 4:2-4) Mit Hilfe des inspirierten Wortes Gottes kann man sich während der Gegenwart des „Gesetzlosen“ vor der „Wirksamkeit des Irrtums“ schützen. Aber dadurch, daß Gott die satanische „Wirksamkeit des Irrtums“ zuläßt und so zuläßt, daß sie sogenannten Christen zugeht, prüft er diese, um festzustellen, ob sie „die Liebe zur Wahrheit“ annehmen oder der Lüge den Vorzug geben.
63. Was wird nun bald geschehen, weshalb die Weltlage für alle Menschen sehr gefährlich ist, und welche Wahl müssen wir jetzt treffen?
63 Heute, in der noch verbleibenden Zeit der „Gegenwart“ des „Menschen der Gesetzlosigkeit“, der Geistlichkeit, und der Gegenwart oder Parusie des Herrn Jesus, geht den Menschen mit Gottes Zulassung eine „Wirksamkeit des Irrtums“ zu, die ohne Beispiel ist. Da das Urteil an Personen, die „die Liebe zur Wahrheit“ nicht annehmen und „an Ungerechtigkeit Gefallen“ haben, bald vollzogen wird, ist die Weltlage für alle Menschen gefährlich. Erforscher der Bibel, die geistiges Wahrnehmungsvermögen besitzen, haben das „Zeichen“ der unsichtbaren Gegenwart oder Parusie Christi, das seit 1914 u. Z. sichtbar ist, schon lange gesehen, und sie wissen, daß die Zeit plötzlich dasein wird, in der sich der „Mensch der Gesetzlosigkeit, der Sohn der Vernichtung“, die Geistlichkeit, dem „Kundwerden seiner [Jesu] Gegenwart“ gegenübersehen wird. (2. Thessalonicher 2:8) Was ist also unser Wunsch: mit dem „Gesetzlosen“ vernichtet oder zusammen mit allen, die die Wahrheit lieben, gerettet zu werden?
DIE VERNICHTUNG DES „MENSCHEN DER GESETZLOSIGKEIT“
64. Wie hat sich die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ zu einem Teil Groß-Babylons gemacht?
64 Jahrhundertelang hat die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“, die Geistlichkeit, heidnische Lehren, die in der Religion Babylons wurzeln, gelehrt, und sie hat diese heidnischen Lehren und die Überlieferungen von Menschen höher geachtet als die inspirierte Heilige Schrift. Die Geistlichkeit der Christenheit hat Personen, die der biblischen Wahrheit zugetan waren und diese Wahrheit anderen verkündigten sowie in Übereinstimmung damit lebten, bekämpft und verfolgt. Sie hat mit der Welt Freundschaft gepflegt und mit den politischen Herrschern und den Vertretern der Finanzwelt geistige Hurerei (Unsittlichkeit) begangen, auch hat sie kriegführenden Parteien und dem Militär Handlangerdienste geleistet. Dadurch ist sie ein einflußreicher Teil Groß-Babylons, das das Weltreich der falschen Religion versinnbildet, geworden. Ja, die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ gehört mit zu Babylon der Großen und ist am verwerflichsten von allen, die zu der religiösen „großen Hure“ gehören, mit der „die Könige der Erde Hurerei begingen, während die, welche die Erde bewohnen, mit dem Wein ihrer Hurerei trunken gemacht wurden“. — Offenbarung 17:1, 2.
65. Wie kommt es, daß der „Mensch der Gesetzlosigkeit“, die Geistlichkeit, auf dem „scharlachfarbenen wilden Tier“ reitet, und was erwartet sie von diesem „wilden Tier“?
65 Da die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“, die Geistlichkeit, zu dem religiösen Groß-Babylon gehört, reitet sie auf dem symbolischen „scharlachfarbenen wilden Tier ..., das voll lästerlicher Namen war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte“. Jenes wilde Tier ist ein Sinnbild der heute bestehenden, von Menschen geschaffenen Weltorganisation für Weltfrieden und internationale Sicherheit: der Vereinten Nationen. Dieses „Tier“ ist der symbolische „achte König“, die in der Bibel vorhergesagte achte Weltmacht. (Offenbarung 17:1-11) Es beliebt der Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“, der Geistlichkeit der Christenheit, jede von Menschen geschaffene internationale Organisation für Weltfrieden und internationale Sicherheit zu befürworten und dafür einzutreten, ja einer solch unchristlichen Organisation sogar messianische Funktionen zuzuschreiben. Die Geistlichkeit oder der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ erwartet von einer solchen überstaatlichen Organisation, daß sie der Menschheit einen dritten Weltkrieg, einen Atomkrieg, erspare.
66. Warum wird der „Mensch der Gesetzlosigkeit“, die Geistlichkeit, nicht mehr lange auf diesem „Tier“ reiten, und wie wird dieser Ritt für ihn enden?
66 Sie wird nicht mehr lange auf diesem symbolischen „scharlachfarbenen wilden Tier“ reiten. Wenn die religiöse Hure, Babylon die Große, verschwinden wird, wird auch die Geistlichkeit oder der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ verschwinden. Was in der Vision, die in der Offenbarung enthalten ist, vorausgesagt worden ist, wird ganz bestimmt eintreten: Die zehn „Hörner“ des symbolischen wilden Tieres, die die politischen Herrscher versinnbilden, werden sich haßerfüllt gegen die unmoralische Reiterin, Babylon die Große, wenden. Ja, die sieben Köpfe, die die Bewegungen des wilden Tieres lenken, werden diese internationale Hure hassen. Sie werden das Tier so lenken, daß es sich gegen sie wendet. Wie werden Leib, Köpfe und Hörner des Tieres mit ihr verfahren? „Diese werden die Hure hassen und werden sie verwüsten und nackt machen und werden ihre Fleischteile auffressen und werden sie gänzlich mit Feuer verbrennen.“ (Offenbarung 17:16) Wenn sie verwüstet und nackt gemacht wird und wenn sie aufgefressen und gänzlich mit Feuer verbrannt wird, wird auch der „Mensch der Gesetzlosigkeit“, die Geistlichkeit, verwüstet, entblößt, verzehrt und zu Asche verbrannt werden.
67. Warum wird dies für den „Menschen der Gesetzlosigkeit“, die Geistlichkeit, eine Drangsal bedeuten, die in der Tat „groß“ sein wird?
67 Das wird für die Geistlichkeit, den „Menschen der Gesetzlosigkeit“, eine „große Drangsal“ bedeuten, denn sie ist der beherrschende Teil der Christenheit, des gegenbildlichen untreuen Jerusalem unserer Zeit. Die Zerstörung der buchstäblichen Stadt Jerusalem durch die Römer im Jahre 70 u. Z. war ein Vorbild der Zerstörung, die über die Christenheit und die sogenannt christliche Geistlichkeit, ihre religiösen Führer, kommen wird. Die Drangsal, die über das damalige Jerusalem kam, als der Tempel noch stand und die Priester noch amtierten, war „groß“. Und die Drangsal, die bald über die Christenheit und ihre Geistlichkeit, den „Menschen der Gesetzlosigkeit“, hereinbrechen wird? Es wird die schlimmste Drangsal sein, die die Menschheit je erlebt hat. Darin wird die Geistlichkeit, der „Sohn der Vernichtung“, gänzlich vernichtet werden. — Matthäus 24:15-22; Markus 13:14-20.
68. Aufgrund welchen historischen Beispiels einer Zerstörung, die vorhergesagt worden war, kann man sich vorstellen, was dies für die religiöse Christenheit bedeuten wird?
68 Können wir uns vorstellen, was das bedeuten wird? Personen, die vor der ordinierten Geistlichkeit der Christenheit eine ehrfürchtige Scheu haben, können sich nicht vorstellen, daß diese fromm erscheinenden Herren Geistlichen aus dem Dasein ausgelöscht werden, wenn Babylon die Große vernichtet wird; allein der Gedanke daran erscheint ihnen schon frevelhaft. Sie wagen es auch nicht, sich vorzustellen, daß die Kirchen, in denen die Geistlichen amtierten, die den Eindruck erweckten, würdig zu sein, wie ein Gott verehrt zu werden, in Schutt und Asche sinken. Ein solcher Gedanke erscheint ihnen wie eine Entweihung von etwas Heiligem, Geweihtem. Aber so betrachteten im ersten Jahrhundert auch die frommen Juden, die das Christentum nicht annahmen, die Prophezeiung über die Zerstörung der Stadt Jerusalem und ihres heiligen Tempels. Das, was Jesus Christus jedoch prophezeite, als er auf dem Ölberg saß, wurde grauenvolle Wirklichkeit. — Matthäus 24:1, 2.
69. (a) Als was ist der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ verehrt worden, weshalb seine Vernichtung für viele Religionsanhänger eine furchtbare Überraschung sein wird? (b) Wie wer wird diese Klasse „fallen“ und „sterben“ und wer wird sie hinrichten?
69 Für die treuen Anhänger des sogenannt christlichen Glaubens wird die Vernichtung der Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“, der Geistlichkeit, eine furchtbare Überraschung sein, ein Schock für ihre religiösen Empfindungen. Ein Gott wird sterben, denn von dem „Menschen der Gesetzlosigkeit“ wird gesagt, daß er „sich in den Tempel d e s GOTTES niedersetzt und sich öffentlich darstellt, daß er ein Gott sei“. (2. Thessalonicher 2:4) Jesus Christus stimmte mit den inspirierten Hebräischen Schriften überein, in denen Personen auf der Erde „Götter“, das heißt Mächtige, genannt werden. Ein Beweis hierfür sind seine Worte aus Johannes 10:34-36, die er aus dem 82. Psalm zitierte, der wie folgt lautet:
„Gott bezieht Stellung in der Gemeinde des Göttlichen; inmitten der Götter richtet er: ,Wie lange werdet ihr fortfahren, mit Ungerechtigkeit zu richten und gegenüber den Bösen Parteilichkeit zu bekunden? ... Seid Richter für den Geringen und den vaterlosen Knaben. Dem Niedergedrückten und dem Minderbemittelten schafft Recht. Sorgt für das Entrinnen des Geringen und des Armen; aus der Hand des Bösen befreit sie.‘
Sie haben nicht erkannt, und sie verstehen nicht, in Finsternis wandeln sie weiterhin umher, alle Grundfesten der Erde werden zum Wanken gebracht.
,Ich selbst habe gesagt: „Ihr seid Götter, und ihr alle seid Söhne des Höchsten. Sicherlich werdet ihr wie Menschen sterben und wie irgendeiner der Fürsten werdet ihr fallen!“ ‘ “
Die Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“, die Geistlichkeit, ist kein unsterblicher Gott, sondern wie ein gewöhnlicher Mensch wird sie sterben, wie der Verräter Judas Iskariot, der ebenfalls „Sohn der Vernichtung“ genannt wurde. (Johannes 17:12) Dieser fürstliche „Mensch der Gesetzlosigkeit“ wird, obwohl er sich „über jeden, der ,Gott‘ oder ein Gegenstand der Verehrung genannt wird“, erhoben hat, wie irgendein anderer untreuer menschlicher Fürst „fallen“; Jehovas Messias wird ihn hinrichten. — Psalm 82:1-7.
70. Welche Fragen sollten wir uns deshalb jetzt stellen im Hinblick auf das, was Paulus über die „Wirksamkeit des Irrtums“ schrieb?
70 Deshalb sollten wir uns jetzt unverzüglich einige Fragen stellen: Unterliege ich immer noch dem „Trug der Ungerechtigkeit“, den Satan in Verbindung mit der Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“, der Geistlichkeit der Christenheit, wirkt? Bin ich von der „Wirksamkeit des Irrtums“, die Gott denen zugehen läßt, die zugrunde gehen werden, beeinflußt worden, und glaube ich daher immer noch der Lüge? Habe ich „die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen“, und gebe ich deshalb der Lüge den Vorzug und finde Gefallen an der Ungerechtigkeit, die die Geistlichkeit der Christenheit verübt?
71. Was würde es für uns mit sich bringen, wenn wir in dieser Beziehung jetzt unehrlich gegen uns wären, und an welchem offensichtlich kurz bevorstehenden „Tag“?
71 Es nützt nichts, wenn man bei der Beantwortung dieser Fragen nicht ehrlich gegen sich ist, wenn man sich selbst betrügt. Ist man nämlich unehrlich gegen sich, so rennt man mit offenen Augen ins Unglück, denn die „Wirksamkeit des Irrtums“ ist, wie der Apostel Paulus sagte, „für die, die ... zugrunde gehen“. Welcher vernünftige Mensch möchte mit den Opfern des Truges zugrunde gehen, wenn das göttliche Urteil an ihnen vollstreckt wird? Die Zeit, da dieses Urteil an allen, die beharrlich der Lüge glauben, vollstreckt wird, ist nahe herbeigekommen. Wir irren uns in dieser Beziehung nicht, denn der „Mensch der Gesetzlosigkeit, der Sohn der Vernichtung“, ist geoffenbart und enthüllt worden. Es ist auch schon ein großer Teil der Zeit der Parusie oder „Gegenwart“ des Herrn Jesus verflossen. Der vorhergesagte „Abfall“ hat seinen Höhepunkt erreicht. Das alles mußte dem Kommen des vernichtenden „Tages Jehovas“ vorausgehen. An jenem Tag wird an dem „Menschen der Gesetzlosigkeit“ das Urteil, das in seinem Namen, „Sohn der Vernichtung“, zum Ausdruck kommt, vollstreckt werden.
72. Wovor werden wir bewahrt werden, wenn wir uns jetzt von diesem „Menschen der Gesetzlosigkeit“ lossagen?
72 Das soll uns nicht in Angst versetzen. Es ist eine ernste Warnung, die Gottes Wort ertönen läßt, eine Warnung, der durch die heutigen Verhältnisse und Vorgänge in der Christenheit Nachdruck verliehen wird. Ist es daher nicht höchste Zeit, daß jeder, der die Gesetze Gottes liebt, sich von diesem geoffenbarten „Menschen der Gesetzlosigkeit“ lossagt? Wenn wir das tun, werden wir davor bewahrt werden, mit ihm in der „großen Drangsal“, die der Welt nahe bevorsteht, vernichtet zu werden. — Offenbarung 7:14, 15.
[Fußnoten]
a In sieben bedeutenden hebräischen Übersetzungen des 1. Thessalonicherbriefes steht an dieser Stelle „Jehovas Tag“, während es in griechischen Manuskripten aus dem vierten und fünften Jahrhundert sowie in der lateinischen Vulgata an dieser Stelle heißt: „Tag des Herrn“.
b Prompta bibliotheca canonica, juridicao-moralis, theologica partim ascetica, polemica, rubricistica, historica, Bd. VI, S. 31—35, herausgegeben 1746 von Lucius Ferraris in Bologna (Emilia-Romagna, Italien) Nach einer Abschrift, die in der Columbia-Universität in New York aufbewahrt wird.
c New Catholic Encyclopedia, Band 6, Seite 706, unter „Gratian“.