Feigenblätter, Mode und Figur — Von der Garderobe einer Frau
Frauen in aller Welt hatten schon immer den Wunsch, durch ihre Kleidung ein gefälliges Äußeres zu haben. Einige der Bräuche und Eigenarten in bezug auf Kleidung sind so verschieden wie die einzelnen Völker und kommen in einer bunten Palette von Farben und Formen zum Ausdruck. Da sind die femininen japanischen Kimonos, die wunderschönen indischen Saris, die lebendigen Farben afrikanischer Gewänder, die farbenfreudigen indianischen Überwürfe und die interessanten bolivianischen Hüte, um nur einiges zu nennen. In manchen Teilen der Erde hingegen sorgen sich Frauen hauptsächlich darum, die notwendige Kleidung zu haben — ganz gleich, wie sie darin aussehen. In anderen Ländern ist Kleidung im Überfluß vorhanden, aber dort gibt es auch eine Unmenge von Stilrichtungen, unter denen man wählen kann. Das bringt viele in Verwirrung und fördert womöglich eine materialistische Haltung.
Der folgende Artikel gibt einige Anregungen, die vielleicht eher Frauen in westlichen Ländern ansprechen werden, während die Richtlinien für anständige Kleidung für alle Frauen gelten, ob in den entlegensten Dörfern Afrikas, in den Städten Chiles oder in den Großstädten der Industrieländer. Zwar unterscheiden sich die Richtlinien in bezug auf Kleidung je nach Klima und Brauch, doch die Kleidung einer Frau sollte immer schicklich sein und mit der Würde getragen werden, die der ehrenvollen Stellung einer Frau gebührt.
BEURTEILE ein Buch nicht nach seinem Einband. Dieser Rat warnt vor der Gefahr, lediglich nach dem äußeren Schein zu urteilen. Tatsache ist jedoch, daß viele sich über das, was sie auf den ersten Blick sehen, eine Meinung bilden. Ob ein Buch je gelesen wird oder nicht, kann ohne weiteres davon abhängen, wie einladend der Buchdeckel ist.
Ähnlich verhält es sich mit den Menschen. Der erste Eindruck mag weder richtig sein noch auf einem fairen Urteil beruhen, aber oft ist er für Erfolg oder Mißerfolg, Glaubwürdigkeit oder Unglaubwürdigkeit einer Person ausschlaggebend. Jemand, der sich eingehend mit der Wirkung der Kleidung befaßte, sagte einmal: „Was die Leute sehen, hat weit größeres Gewicht als das, was sie hören.“
Kommt es denn darauf an, wie sich eine Frau kleidet, wenn doch ein solches Urteil nicht immer fair ist? Wie kann sie feststellen, ob ihre Kleidung anständig oder für einen bestimmten Anlaß passend ist? Wie kann sie zwischen Extravaganzen und einem Stil unterscheiden, der ihr wirklich gut steht? Wir wollen zuerst diese Fragen und dann unseren Kleiderschrank untersuchen.
Unbeständige Modetorheiten
Die Tatsache, daß eine bestimmte Mode gerade „in“ ist, bedeutet nicht, daß wir sie ohne Vorbehalt akzeptieren sollten. Warum beugen sich aber viele so leichtgläubig dem Diktat der Modemacher und Designer?
Der Wunsch zu gefallen. Der Wunsch, von anderen gemocht und akzeptiert zu werden, ist ganz natürlich. Und die Modeindustrie, besonders in den wohlhabenden Ländern, fördert diesen Wunsch, indem sie einen falschen und unbeständigen Maßstab für das, was schön ist, festlegt. In jeder Saison werden der Öffentlichkeit neue Modetorheiten aufgedrängt in dem Versuch, den Käufern ein „akzeptables“, modernes Aussehen zu verleihen — ob sie darin gut aussehen oder nicht. Eine Frau sollte sich beim Kauf indessen fragen: „Steht mir dieser Stil wirklich?“ Und selbst wenn sie in einem bestimmten Kleid hübsch aussieht, sollte sie noch etwas bedenken.
Die persönliche Verantwortung. Während die Modewelt die Alles-geht-Philosophie fördert, gibt es in der Geschäftswelt Richtlinien in bezug auf Kleidung. Zum Beispiel findet man in westlichen Ländern in Zeitschriften und Büchern über die richtige Kleidung bei Vorstellungsgesprächen stattliche Listen mit Verboten wie folgende: Tragen Sie keine Hose. Benutzen Sie nicht zuviel Make-up. Vermeiden Sie alles Auffallende (zum Beispiel eine wilde Frisur oder lange, rotlackierte Fingernägel). Kleid oder Bluse sollte nicht tief ausgeschnitten sein. Tragen Sie nichts Schulter- oder Rückenfreies. Ihr Rock sollte nicht zu kurz sein, sondern möglichst die Knie bedecken. Achten Sie darauf, daß Ihre Strümpfe keine Laufmasche haben. Tragen Sie keinen klirrenden Schmuck. Vermeiden Sie Partykleidung. Tragen Sie nichts Extravagantes, Extremes. Wenn diese Anregungen für die Frau in der Geschäftswelt nützlich sind, dann können sie auch für eine Christin hilfreich sein, wenn sie im Predigtdienst steht. Jedesmal, wenn sie ihre gottesdienstliche Tätigkeit durchführt, muß sie sich anderen vorstellen. Wenn Taten lauter sprechen als Worte, dann trifft das bestimmt auch auf die Kleidung zu.
Anpassungsfähigkeit. Nicht nur übertrieben extravagante Kleidung wird von unserer Persönlichkeit und der Botschaft, die wir anderen überbringen, ablenken, sondern auch eine sehr altmodische, rückständige Erscheinung. Anpassungsfähigkeit — hübsche, anständige Kleidung, die zur Figur und zum Lebensstil paßt — wird dich zu einer strahlenden, zuversichtlichen Frau machen, die mit sich selbst zufrieden ist. Wie kann man das aber erreichen?
Feigenblätter und Figurprobleme
Feigenblätter? Sie machten den Anfang in der Modeszene und waren von Beginn an unangebracht (1. Mose 3:7, 21). Feigenblätter waren unbescheiden. Viele Frauen möchten ihr Aussehen verbessern, doch dabei müssen sie mit solch kleinen Widerwärtigkeiten wie Figurproblemen kämpfen.
Harmonie ist das Schlüsselwort. Wenn man auf die richtige Proportion, auf Farbe und Stil achtet, kann man Unebenheiten ausgleichen, indem man eine bestimmte optische Wirkung erzielt.
Proportion: Man sollte durch Kleidung versuchen, die gesamte Figur harmonisch erscheinen zu lassen. Konzentriere dich nicht nur auf ein bestimmtes Figurproblem, denn sonst besteht die Gefahr, daß alles andere aus dem Gleichgewicht gerät. Probiere aus, was dich größer oder kleiner erscheinen läßt, und kleide dich entsprechend.
Farbe: Auch der richtige Gebrauch von Farben kann das Auge täuschen. Einige Farben beleben den Teint, während andere ihn blaß erscheinen lassen. Wenn die Farben deiner Kleidung deinem Teint schmeicheln, wird dies von deinen Figurproblemen ablenken.
Stil: Hierbei kommt es darauf an, zu erkennen, welche Stilrichtungen mit dem Prinzip anständiger Kleidung übereinstimmen, und dann die „Feigenblätter“ auszuschließen. Natürlich sollte man im Sinn behalten, daß Stile und Bräuche von Land zu Land verschieden sind. Daher solltest du bei den folgenden Grundsätzen berücksichtigen, was in deiner Gegend üblich ist. Ein Grundsatz lautet: ‘Empfiehl dich jedem menschlichen Gewissen’ (2. Korinther 4:2). Würde dich ein bestimmter Stil in deiner Gegend als geschmackvolle, bescheidene christliche Dienerin „empfehlen“? Oder wie steht es mit dem biblischen Hinweis auf das „Gewand einer Prostituierten“? (Sprüche 7:10). Daß einige Stilrichtungen als „modern“ bezeichnet werden, ändert nichts an ihrem Image. ‘Wohlgeordnete Kleidung’, die einen „gesunden Sinn“ verrät, wird empfohlen (1. Timotheus 2:9, 10). Läßt ein bestimmter Stil in Anbetracht deines Alters und des Anlasses, bei dem du ihn trägst, auf einen „gesunden Sinn“ schließen?
Stell dich vor einen Garderobenspiegel, und betrachte dich von allen Seiten, um festzustellen, ob ein bestimmter Stil schicklich ist. Beuge dich nach vorn. Setz dich. Schlage die Beine übereinander. Sieht deine Kleidung in jeder Stellung anständig aus? Würdest du sie bei einem Gespräch mit einem Arbeitgeber oder mit einem höheren Beamten tragen? Stell dich als nächstes so vor einen Spiegel (oder eine Freundin), daß von hinten helles Licht auf dich fällt. Falls der Stoff dünn oder etwas durchsichtig ist, sorgt dann deine Unterkleidung für ein anständiges Aussehen, auch wenn du im Licht stehst (wie im Sonnenlicht oder in einem anderen starken Licht)? Oder ist sie auch so dünn und durchsichtig, so daß deine Kleidung unschicklich wirkt? Fühlst du dich wohl darin? Verzichte im Zweifelsfall auf ein Kleidungsstück, das dir unschicklich vorkommt.
Folgende allgemeinen Richtlinien sind für harmonische Proportionen wichtig:
● Dunkle Farben machen schlank und strecken
● Helle Farben vergrößern und lenken die Blicke auf sich
● Trägt man alles in einer Farbe, so wirkt die Figur lang und schmal wie eine ununterbrochene Linie
● Enge Kleider betonen sowohl magere als auch rundliche Figuren. Kleiderstoff sollte fließend und anmutig über den Körper gleiten. Röcke und dergleichen sollten sich nicht an den Körper anschmiegen, sondern fließend fallen, so daß sich das Gesäß nicht abzeichnet. Ungeachtet der Größe, die man trägt, sieht es am besten aus und fühlt man sich am wohlsten, wenn die Kleidung etwas lose sitzt.
● Die Rocklänge ist günstig für das Bein, wenn der Rock dort endet, wo die Wade beginnt (etwa drei bis fünf Zentimeter unterhalb des Knies). Viele Frauen fühlen sich allerdings in einem längeren Rock wohler. Zu kurze Röcke lassen die Beine kürzer erscheinen, wirken unschicklich und können daher mit „Feigenblättern“ verglichen werden. Bedenke auch, daß in Ländern wie Birma oder Indien ein Kleid, das die Knöchel nicht bedeckt, als „Feigenblatt“ gelten mag.
Notwendige Accessoires
Accessoires geben deinem Aussehen den letzten Schliff. Man sollte sich nicht damit überladen — lieber zuwenig als zuviel.
In einem Magazin wurde ein klassisches Kostüm abgebildet, wovon man fünf verblüffend unterschiedliche Abwandlungen zeigte, indem man lediglich die Accessoires austauschte. Und das ist der Schlüssel zu abwechslungsreicher Kleidung, wenn man wenig Geld zur Verfügung hat. Beginne mit einer Grundgarderobe im klassischen Stil. Auch wenn du nur ein einziges Kleid besitzt, das zu deiner Figur, deinem Teint und deiner Haarfarbe paßt, kannst du dazu verschiedenen Schmuck und verschiedene Schals, Tücher, Gürtel, Handtaschen, Jacken, Strümpfe, Schuhe usw. tragen. Natürlich muß man nicht alle diese Accessoires besitzen; eine einfache Schleife kann das Aussehen verändern und gute Laune bewirken.
Ebenso wie der Kleidung sollte man auch den Accessoires angemessene Aufmerksamkeit schenken, und sie sollten zum jeweiligen Anlaß passen. Ausgetretene, ungeputzte Schuhe eignen sich für Gartenarbeit, nicht aber für geschäftliche Verabredungen oder festliche Anlässe. Vergewissere dich, daß du keine Laufmasche in deinen Strümpfen hast. Wie steht es mit der Handtasche? Ist sie abgenutzt, zerschlissen und vollgestopft, oder ist sie sauber und ordentlich gefüllt? Abgebrochene, ungefeilte Fingernägel, von denen der Nagellack abblättert, ruinieren das hübscheste Aussehen. Und die anmutigste Erscheinung kann ihren Reiz verlieren, wenn Haar, Hut oder Perücke nicht sauber, ordentlich und schicklich ist. Dann kann es sein, daß sich die Leute eher an bestimmte Mängel erinnern als an dich oder an das, was du gesagt hast.
Auch den Wert einer guten Haltung sollte man nicht übersehen. Du wirst in deiner Kleidung besser aussehen, wenn du eine aufrechte Haltung hast.
Gehe nicht gleich ins Kaufhaus, sondern zuerst zum Kleiderschrank
Nach all diesen Hinweisen solltest du unverzüglich ins Kaufhaus eilen, oder? Falsch! Nimm dir zuerst deinen Kleiderschrank vor. Du tust gut daran, ihn zu leeren, deine Kleider zu sortieren und zu überlegen, wie du das, was du hast, miteinander kombinieren kannst. Wußtest du, daß man mit 12 Kleidungsstücken 48 verschiedene Kombinationen zusammenstellen kann?
Doch darüber mehr in der nächsten Ausgabe dieser Zeitschrift. Räume deinen Kleiderschrank also noch nicht aus. Bis in zwei Wochen.