Eingesetzte Beamte in der theokratischen Organisation
1. Was müßte man sich in Verbindung mit der Frage, ob alle Glieder der Versammlung „Älteste“ sind, fragen, wenn man 1. Petrus 5:1-3 liest?
UNGEFÄHR in den Jahren 62 bis 64 u. Z. hatte der Apostel Petrus, während er in Babylon in Mesopotamien weilte, etwas über „ältere Männer“ zu schreiben. Er sagt: „Daher gebe den älteren Männern [Presbytern, Ältesten] unter euch diese Ermahnung, denn auch ich bin ein älterer Mann wie sie und ein Zeuge der Leiden des Christus, ja ein Teilhaber an der Herrlichkeit, die geoffenbart werden wird: Hütet die Herde Gottes, die in eurer Obhut ist, nicht aus Zwang, sondern freiwillig; auch nicht aus Liebe zu unredlichem Gewinn, sondern voll Eifer; auch nicht als solche, die über jene herrschen, welche Gottes Erbe sind, sondern indem ihr Vorbilder für die Herde werdet.“ (1. Petr. 5:1-3) Wenn nun die ganze „Herde Gottes“ als „Älteste“ betrachtet werden müßte, welchen Sinn hätten dann die Worte des Petrus über die „älteren Männer unter euch“? Wieso könnte ferner gesagt werden, daß diese Herde Gottes „in eurer Obhut ist“, das heißt in der Obhut „älterer Männer“? Wie könnten sie ‘die Herde hüten’, wenn die ganze Herde aus „Ältesten“ bestünde und somit alle Hirten wären?
2. Warum müssen diejenigen, an die sich Petrus hier richtete „ältere Männer“ in Amtsstellungen gewesen sein, und wie viele „ältere Männer“ hatte die Versammlung in Jerusalem, als sie zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. ihren Anfang nahm?
2 Der Apostel Petrus reiht sich als „älterer Mann“ in die Gruppe der „älteren Männer“ mit ein, an die er sich richtet. Wenn somit Petrus ein „älterer Mann“ in einer Amtsstellung war, waren auch diejenigen, an die er sich richtete, „ältere Männer“ in Amtsstellungen. Gewiß wäre ein Apostel Jesu Christi ein „älterer Mann“ in einer Amtsstellung. Als die Christenversammlung am Pfingsttag des Jahres 33 u. Z. ihren Anfang nahm, hatte sie somit zwölf „ältere Männer“ in Amtsstellungen, nämlich die zwölf Apostel Jesu Christi. (Apg. 1:13 bis 2:37) Jene Apostel waren alle wie Petrus, jeder von ihnen „ein Zeuge der Leiden des Christus“, weil sie von der Zeit der Taufe Jesu bis zu seiner Himmelfahrt zusammen verbunden gewesen waren. (Apg. 1:21, 22; 1. Petr. 5:1) Als „ältere Männer“ in Amtsstellungen arbeiteten jene Apostel von Pfingsten des Jahres 33 u. Z. an hart „in Wort und Lehre“. — 1. Tim. 5:17; Apg. 2:37-42; 4:33; vergleiche 2. Johannes 1 und 3. Johannes 1.
WIE ZU „ÄLTEREN MÄNNERN“ GEMACHT?
3. (a) Wie wurden die zwölf Apostel zu ‘älteren Männern’ gemacht? (b) Wie wurden gemäß dem, was wir aus Apostelgeschichte, Kapitel 14 erfahren, damals für die anderen Versammlungen „ältere Männer“ eingesetzt?
3 Die elf treuen Apostel Jesu Christi waren seine Jünger gewesen, einige mehr als ein Jahr bevor er sie zu Aposteln ernannte. (Joh. 1:35 bis 2:2; Matth. 4:12-22; 10:1-4; Luk. 6:12-16) Demzufolge wurden sie zu „älteren Männern“ (Presbytern oder Ältesten) gemacht, indem sie von Jesus ernannt wurden. Der spätere zwölfte Apostel namens Matthias wurde nach Jesu Himmelfahrt durch das Los auserwählt, also nicht durch eine menschliche Ernennung. (Apg. 1:15-26) Wie wurden die späteren „älteren Männer“ der Versammlung Jerusalem in das Amt eingesetzt, ferner die „älteren Männer“ anderer Versammlungen, die nach Pfingsten des Jahres 33 u. Z. gegründet wurden? Dies wird uns in der Apostelgeschichte, Kapitel vierzehn gezeigt. Der Apostel Paulus befand sich mit Barnabas auf seiner ersten Missionsreise und kam bis nach Derbe, Ikonium, Lystra und Antiochien in Pisidien (Kleinasien) und gründete dort Versammlungen. Auf ihrem Rückweg besuchten sie diese jungen Versammlungen.
4. Wie erhielten die Versammlungen, die Paulus und Barnabas wieder besuchten, ihre „älteren Männer“, und wieso war diese Methode theokratisch?
4 Wie erhielten diese kurz vorher gegründeten Versammlungen ihre „älteren Männer“? In Apostelgeschichte 14:22, 23 wird es uns gesagt, indem es dort heißt, daß Paulus und Barnabas hingingen und „die Seelen der Jünger [stärkten], indem sie sie ermunterten, im Glauben zu bleiben, und sagten: ,Wir müssen durch viele Drangsale in das Königreich Gottes eingehen.‘ Überdies setzten sie in [jeder] ... Versammlung für sie ältere Männer ins Amt ein, und indem sie unter Fasten beteten, vertrauten sie sie Jehova an, an den sie gläubig geworden waren.“ Offenbar setzten damals die Versammlungen ihre eigenen „älteren Männer“ nicht durch eine volkstümliche Abstimmung oder Wahl unter ihren Gliedern ein. Dies könnte nicht eine „demokratische“ Methode der Einsetzung „älterer Männer“ ins Amt genannt werden. Paulus war von Jesus Christus als ein Apostel auserwählt worden, und er und Barnabas waren durch Anweisungen des heiligen Geistes Gottes auf diese Missionsreise von Antiochien ausgesandt worden. Somit geschah ihre Einsetzung „älterer Männer“ in den Versammlungen auf theokratische Weise. — Apg. 13:1-4.
5. Was sollte Titus gemäß dem Brief, den ihm Paulus schrieb, in den Versammlungen auf Kreta tun, und auf welche Eigenschaften sollte er achten?
5 Jahre danach, um die Jahre 61 bis 64 u. Z., nämlich nach der Freilassung des Paulus aus seiner ersten Gefangenschaft in Rom, schrieb er seinem Mitarbeiter Titus, der sich damals auf der Insel Kreta befand. Paulus sagte: „Ich habe dich aus diesem Grunde in Kreta gelassen, damit du die Dinge berichtigen mögest, die mangelhaft waren, und von Stadt zu Stadt Ernennungen älterer Männer vornehmest, so wie ich dir Weisung gab.“ (Tit. 1:5) Dann legt Paulus die Erfordernisse dar für den Fall, daß jemand als ein „älterer Mann“ eingesetzt wird, indem er beifügt: „Wenn einer frei von Anklage ist, der Mann e i n e r Frau, der gläubige Kinder hat, die nicht der Ausschweifung oder der Widerspenstigkeit beschuldigt werden. Denn als Gottes Verwalter muß ein Aufseher frei von Anklage sein, nicht eigenwillig, nicht zornmütig, kein lärmender Trinker, kein Schläger, nicht auf unehrlichen Gewinn erpicht, sondern gastfreundlich, das Gute liebend, gesunden Sinnes, gerecht, loyal, Selbstbeherrschung übend, am zuverlässigen Wort festhaltend, was seine Lehrkunst betrifft, damit er imstande sei, durch die gesunde Lehre sowohl zu ermahnen, als auch die Widersprechenden zu tadeln.“ — Tit. 1:6-9.
6. Wie gebrauchte Paulus in diesem Fall die Ausdrücke „ältere Männer“ und „Aufseher“, und wie wird dies gezeigt?
6 Indem Paulus die Erfordernisse des Amtes eines eingesetzten „älteren Mannes“ zu besprechen beginnt und dann fortfährt und sagt: „Denn ein Aufseher muß frei von Anklage sein“ usw., zeigt er, daß ein „älterer Mann“ auch ein „Aufseher“ (episkopos, griechisch) ist. Zur selben Zeit also, da Titus „ältere Männer“ ernennen würde, würde er auch Aufseher in der Versammlung ernennen. So gebraucht Paulus hier die Wörter „ältere Männer“ und „Aufseher“ als Synonyme, als Wörter, die denselben Gedanken zum Ausdruck bringen, die also ausgetauscht werden können. Somit muß ein Aufseher ein „älterer Mann“ sein, und ein „älterer Mann“ muß den Pflichten eines Aufsehers nachkommen. Paulus zeigte dies in Milet.
7. Wen ließ Paulus von Milet aus von Ephesus kommen, und was legte er ihnen nahe?
7 Wir lesen: „Von Milet aus sandte er ... nach Ephesus und rief die älteren Männer der Versammlung herbei. Als sie bei ihm eintrafen, sagte er zu ihnen: ‚... Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher euch der heilige Geist zu Aufsehern [episkopoi, griechisch] ernannt hat, um die Versammlung Gottes zu hüten, die er mit dem Blute seines eigenen Sohnes erkauft hat.‘“ — Apg. 20:17-28.
8. Wie waren die Männer, die zu Paulus kamen, zu „älteren Männern“ gemacht worden, als was zu dienen, waren sie verpflichtet, und wem waren sie in erster Linie verantwortlich?
8 Gemäß diesen Worten waren jene „älteren Männer“ nicht durch irgendeine demokratische Wahl oder Abstimmung ins Amt eingesetzt worden, sondern durch Ernennung des heiligen Geistes Gottes, der durch die sichtbare leitende Körperschaft über allen Versammlungen wirksam war. Indem sie so zu „älteren Männern“ (Presbytern, Ältesten) eingesetzt wurden, wurden sie gleichzeitig zu „Aufsehern“ ernannt, und ihre Aufgabe als Aufseher verpflichtete sie, als Hirten der Herde, der Versammlung Gottes, zu amten. Sie waren nicht in erster Linie der leitenden Körperschaft, sondern dem Großen Aufseher, Jehova Gott, verantwortlich. (1. Petr. 2:25; Jes. 53:6) Die Worte des Paulus an die „älteren Männer“ von Ephesus stimmen mit denjenigen des Apostels Petrus überein, wenn er sagt, die „älteren Männer unter euch“ sollten die Herde Gottes hüten. — 1. Petr. 5:1, 2.
AUFSEHER UND DIENSTAMTGEHILFEN
9. (a) Was läßt in Verbindung mit dem Ausfüllen des Platzes der durch den untreuen Judas frei geworden war, erkennen, daß die Apostel „Aufseher“ waren? (b) Mit wie vielen „Aufsehern“ begann die Versammlung in Jerusalem zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z.?
9 Der Apostel Petrus und die anderen elf Apostel waren nicht nur „ältere Männer“, sondern auch „Aufseher“. Dies zeigte sich zu der Zeit, da Petrus der Versammlung Jerusalem empfahl, den Platz auszufüllen, der durch den untreuen Apostel Judas frei geworden war. Sich auf dies berufend, zitierte Petrus Psalm 109:8, als er sprach: „Es steht ... im Buche der Psalmen geschrieben: ... ‚Sein Aufsichtsamt übernehme ein anderer.‘“ (Apg. 1:20) Das hebräische Wort für „Aufsichtsamt“ wurde in der griechischen Septuaginta durch das Wort episkopé wiedergegeben, das auf das Amt eines Aufsehers (episkopos, griechisch) Bezug nimmt. Folglich war das Amt eines Apostels das Amt eines Aufsehers, und die Apostel waren die von Jesus Christus ernannten Aufseher. Deshalb begann am Pfingsttag des Jahres 33 u. Z. die Versammlung Jerusalem von etwa einhundertzwanzig Gliedern mit zwölf Aufsehern. (Apg. 1:15 bis 2:43) Als danach „ältere Männer“ eingesetzt wurden, um sich der wachsenden Versammlung anzunehmen, dienten darin mehr als zwölf Aufseher.
10. (a) Wer führte in der Versammlung von Ephesus die Aufsicht, als Paulus von Milet aus nach Ephesus sandte? (b) Was für Männer dienten gemäß Philipper 1:1 in der Versammlung in Philippi?
10 Ungefähr dreiundzwanzig Jahre nach Pfingsten, als Paulus unterwegs nach Jerusalem war und in Milet anhielt, hatte die Versammlung im nahen Ephesus eine Anzahl Aufseher, denn alle „älteren Männer“, die er zu sich kommen ließ, waren Aufseher. (Apg. 20:17-28) Vier oder fünf Jahre später hatte die Versammlung Philippi in Mazedonien eine Anzahl Aufseher wie auch eine Anzahl Dienstamtgehilfen, die als Gehilfen der Aufseher amteten. Darum begann Paulus, als er von Rom aus schrieb, seinen Brief an die Versammlung in jener Stadt mit den Worten: „Paulus und Timotheus, Sklaven Christi Jesu, an alle Heiligen in der Gemeinschaft mit Christus Jesus, die in Philippi sind, samt den Aufsehern [episkopoi] und Dienstamtgehilfen [diakonoi, griechisch].“ — Phil. 1:1.
11. Wer führte, gemessen an der Versammlung in Philippi, in allen anderen Versammlungen, in denen genügend Männer vorhanden waren, die Aufsicht im Gegensatz zu dem späteren „Bischofs“-System?
11 Daraus geht unverkennbar hervor, daß die Versammlung in Philippi mehr als einen Aufseher hatte und auch mehr als einen Dienstamtgehilfen (diakonos). Dies traf zweifellos auf alle anderen Christenversammlungen des ersten Jahrhunderts zu, in denen genügend zuständige Männer vorhanden waren, um deren Bedürfnisse an Aufsehern und Dienstamtgehilfen zu decken. Später, nach dem Tode der zwölf Apostel, entwickelte sich dann der Brauch, über eine Versammlung oder über eine Anzahl Versammlungen in einem gewissen Gebiet nur einen Aufseher zu haben.a
„KÖRPERSCHAFT DER ÄLTEREN MÄNNER“ (PRESBYTERION)
12. Was bildete gemäß 1. Timotheus 4:14 die Gruppe der „älteren Männer“ einer Versammlung, und in welchem Verhältnis standen sie zueinander?
12 Die Gruppe der Aufseher einer Versammlung würde eine „Körperschaft der älteren Männer“ oder ein „Presbyterium“ (Weizsäcker; Storr) oder eine „Ältestenschaft“ (Elberfelder Bibel; Menge) bilden, wie sie der Apostel Paulus in 1. Timotheus 4:14 erwähnt. (Vergleiche Lukas 22:66; Apostelgeschichte 22:5 hinsichtlich der „Versammlung der älteren Männer“.) Die Glieder einer solchen „Körperschaft [oder Versammlung] der älteren Männer“ waren alle gleich, hatten die gleiche Amtsstellung inne, und keiner von ihnen war das wichtigste, prominenteste, einflußreichste Glied in der Versammlung. Jedes Glied nahm freudig teil an der Verantwortung der Aufsicht und des Hütens der ganzen Versammlung.
13. Wonach sollte gemäß 1. Timotheus 3:1 ein Mann streben?
13 Was meinte demgemäß der Apostel Paulus mit dem, was er in 1. Timotheus 3:1 schrieb? Er sagte dort zu Timotheus: „Wenn jemand nach dem Amt eines Aufsehers [episkopé, griechisch] strebt, begehrt er vortreffliche Arbeit.“ Er wollte damit nicht sagen, daß ein Christ, der dies begehrt, danach strebe, die wichtigste, verantwortungsvollste, prominenteste und einflußreichste Person in der Versammlung als deren einziger Aufseher zu werden wie etwa ein „Bischof“ in der Christenheit, der über ein Amtsgebiet (eine Diözese) regiert, welche eine Anzahl Gemeinden umfaßt. (1. Tim. 3:1, Luther, 1964, Zürcher Bibel; Allioli; Storr; Kürzinger) Nein, sondern derjenige, der das begehrt, wünscht lediglich, mit anderen Aufsehern in der Versammlung am Erfüllen der Aufgaben teilzuhaben, die darin bestehen, über den geistigen Zustand der Versammlung zu wachen, sie geistig zu nähren und sie in der Anbetung Jehovas zu leiten. Er strebt danach, den Erfordernissen eines Aufseheramtes nachzukommen, die von dem Apostel Paulus in den nachfolgenden Versen, in 1. Timotheus 3:2-7, dargelegt sind und die den Erfordernissen entsprechen, die auch in Titus 1:6-9 erwähnt werden. Aus solchen Erfordernissen geht hervor, daß er „eine vortreffliche Arbeit begehrt“.
14. (a) Was war zur Aufrechterhaltung der Ordnung bei den Zusammenkünften der „Körperschaft der älteren Männer“ notwendig, und wie wurde diesem Bedürfnis entsprochen? (b) Wie lange blieb jemand ein Glied dieser „Körperschaft der älteren Männer“, und wieso?
14 Natürlich muß es in einem solchen Presbyterium der Versammlung oder einer „Körperschaft [Versammlung] der älteren Männer“ einen Vorsitzenden gegeben haben, der die Leitung hatte für die Ordnung der Zusammenkünfte der „Körperschaft der älteren Männer“. Genau wie ein Glied dieser Körperschaft zum Vorsitzenden ernannt wurde, wird in der Schrift nicht gezeigt. Es wird keinen Dauervorsitz gegeben haben, sondern wahrscheinlich einen zeitweiligen, einen Vorsitz für eine gewisse Zeit, und er wechselte der Reihe nach von einem Glied der „Ältestenschaft“ zum anderen, von der alle gleichgestellt waren. Wenn ein Ältester das Ende der Zeit seines Vorsitzes erreichte und diesen dem nächsten, der an der Reihe war, abtrat, hörte er nicht auf, ein „älterer Mann“ oder ein „Aufseher“ zu sein. Er blieb dennoch ein Glied der „Körperschaft der älteren Männer“. Da die Glieder nicht auf demokratische Art durch reguläre Wahlen der Versammlung ins Amt eingesetzt wurden, blieb seine theokratische Ernennung durch die leitende Körperschaft auf unbestimmte Zeit bestehen, solange er sich im Amt als treu erwies.
15. (a) Wieso gab es keine Hilfsaufseher oder Hilfsältesten in den Versammlungen? (b) Welche Grundbedeutung hat das griechische Wort diakonos, und welchen umfassenden Sinn kann es haben?
15 Es gab keinen Hilfsaufseher oder Hilfsältesten. Entweder war ein Ernannter ein Aufseher, oder er war es nicht. Diejenigen, die den Aufsehern beistanden, indem sie sich derjenigen Versammlungsangelegenheiten annahmen, die nicht von ausdrücklich geistiger Art waren, wurden als „Dienstamtgehilfen“ eingesetzt (diakonoi, griechisch). Die Erfordernisse für diese „Dienstamtgehilfen“ werden von dem Apostel Paulus in 1. Timotheus 3:8-10, 12, 13 dargelegt. Der Name „Diakon“ ist lediglich die verdeutschte oder transkribierte Form der griechischen Bezeichnung diakonos, die gewöhnlich „Diener“ bedeutet. So kann denn das Wort „Diener“ (diakonos) einen sehr umfassenden, allgemeinen Sinn haben. Wenn also der Apostel Paulus davon spricht, daß wir „Diener eines neuen Bundes“ sind oder „Diener Gottes“ oder „Diener Christi“, meint er damit nicht, daß er und seine Mitarbeiter „Dienstamtgehilfen“ einer Versammlung gewesen wären, die den „älteren Männern“ oder „Aufsehern“ beigestanden hätten. (2. Kor. 3:6; 6:4; 11:23) Solche Gehilfen der Amtspersonen könnten „Diener“ in bezug auf die größere Verantwortung, Gott und Christus und am Worte Gottes zu dienen, sein. — Apg. 6:4.
16. Welches öffentliche Werk mußten die Christen des ersten Jahrhunderts durchführen, und in welchem Umfang taten sie es, unterstützt von ihren Ältesten, Aufsehern, und Dienstamtgehilfen?
16 Die Umstände erlauben es uns jetzt nicht, die theokratische Organisation der Christenversammlung der apostolischen Zeit im ersten Jahrhundert u. Z. näher zu betrachten. Unter anderem war der Christenversammlung damals ein großes öffentliches Werk aufgetragen worden. Worin bestand dieses Werk? Darin, den Auftrag, die Worte Jesu auszuführen: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis“ und ferner: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe.“ (Matth. 24:14; 28:19, 20, NW, engl. revidierte Ausgabe) Dies taten sie mit der Hilfe, der Leitung und der Führung ihrer „älteren Männer“ (Presbyter, Ältesten), Aufseher, und Dienstamtgehilfen. Selbst vor der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 u. Z. wurde die „gute Botschaft vom Königreich“ innerhalb und außerhalb des Römischen Reiches gepredigt, und der Apostel Paulus konnte von seinem Gefängnisquartier in Rom aus von „dieser guten Botschaft“ schreiben, „die ihr gehört habt und die in der ganzen Schöpfung, welche sich unter dem Himmel befindet, gepredigt worden ist“. (Kol. 1:2, 23) Die theokratische Organisation von damals begünstigte diese große Tätigkeit. Sie ist ein Beispiel für uns heute.
DIE THEOKRATISCHE ORGANISATION IM 20. JAHRHUNDERT
17. Wie wurde im Jahre 1884 das himmlische Königreich der Heiligen Gottes im Watch Tower bezeichnet? Auf welcher Basis wurde aber die sichtbare, irdische Organisation dieser Heiligen geleitet?
17 Die Gebote des Herrn Jesus Christus, wie sie im vorhergehenden Abschnitt angeführt werden, gelten auch heute noch, und zwar besonders seitdem Jehova Gott das Königreich Jesu, seines Messias, am Ende der Heidenzeiten, im Jahre 1914 u. Z., aufgerichtet hat. Wir interessieren uns daher dafür, zu erkennen, wie die Organisation der Gott hingegebenen, getauften Christen, die diese Gebote ausführen, mit dem apostolischen Muster des ersten Jahrhunderts übereinstimmt. In der Ausgabe von Zion’s Watch Tower vom August 1884, Seite 7 wird gesagt: „Das Königreich der Heiligen ist im Gegenteil eine Theokratie, die über die Welt (während der Zeitspanne ihrer Unvollkommenheit und Wiederherstellung) ohne Rücksicht auf ihre Einwilligung oder Zustimmung herrschen wird.“ Indes wurde, was die Organisation der Heiligen auf Erden betrifft, diese sichtbare, irdische Organisation für diese Gott hingegebenen, getauften Nachfolger Jesu Christi weitgehend auf Versammlungsbasis geleitet. Ihre einzelnen Versammlungen hatten ihre Ältesten und Diakone, und diese wurden mindestens jährlich durch eine volkstümliche oder demokratische Abstimmung durch die Gott Hingegebenen, Getauften gewählt. Dieses Vorgehen entsprach dem damaligen Verständnis des Textes in Apostelgeschichte 14:23.b
18. Mit der Wahl welcher Beamten befaßte sich der im Jahre 1895 erschienene Artikel „Anständig und in Ordnung“, und welche Bezeichnungen für diese Beamten wurden darin einander gleichgestellt?
18 Zum Beispiel wurde in der Ausgabe von Zion’s Watch Tower vom 15. November 1895 der Leitartikel, betitelt „Anständig und in Ordnung“, veröffentlicht, und dieser nahm auf 1. Korinther 14:40 Bezug. Darin wurde die Angelegenheit der Beamten der Versammlungen der Gott hingegebenen, getauften Christen besprochen, und dies unter den Untertiteln wie: „Ordnung in der Urkirche“, „Ordnung heute notwendig“, „Der apostolische Rat empfohlen“, „Der Anlaß zur Wahl von Ältesten“, „Die Eigenschaften der Ältesten“, und in den ersten darunter erscheinenden Abschnitten wurde 1. Timotheus 3:1-7 gemäß dem Emphatic Diaglott New Testament angeführt, wo es hieß: „Wenn ein Mann das Amt [den Dienst] eines Aufsehers begehrt, begehrt er ein gutes Werk. [Irgendein Dienst, den wir dem Leibe Christi leisten können, ist ein gesegneter Dienst.] Ein Aufseher muß dann untadelig sein“ usw. Dann wird ersichtlich, daß in dem Artikel die Bezeichnungen „Älteste“ und „Aufseher“ einander gleichgestellt wurden. (Siehe auch Zion’s Watch Tower vom 15. Januar 1896, Seite 24 unter: „ERWIDERUNG: — Der Artikel ,Anständig und in Ordnung‘“.)
19. (a) Wie kam es, daß am 5. Oktober 1932 diese Methode der Wahl von Ältesten und Diakonen aufgegeben wurde? (b) Welches Werk hatte die Versammlung bis zu jener Zeit durchgeführt, und welchen Namen hatte sie angenommen?
19 Der Brauch der Versammlungen, Älteste (Aufseher) und Diakone durch die Methode der Wahl einzusetzen, wurde beibehalten bis zum 5. Oktober 1932, als die Versammlung der Stadt New York durch einen Beschluß die leitende Körperschaft bat, für sie einen „Dienstleiter“ einzusetzen, wobei dieser Beamte ein Komitee von Gehilfen hätte, die mit Stimmenmehrheit der Versammlung dazu gewählt würden. Diesem Beispiel folgten die Versammlungen auf der ganzen Erde. (Siehe den Wachtturm vom 15. November 1932 Seite 351 unter „Beschluß“.) Indes hatte bis zu jener Zeit die Versammlung einen eindrucksvollen Feldzug zur Bekanntmachung des Namens Jehovas und zur Ankündigung seines aufgerichteten Königreiches der Himmel durchgeführt. Auch war der Hauptteil der „Ernte“, die Heraussammlung des Überrestes der weizenähnlichen Erben des Königreiches, vollendet. Ferner begannen am 26. Juli 1931 die Versammlungen dieser Erben des Königreiches Gottes, den Namen „Jehovas Zeugen“ anzunehmen. (Jes. 43:10-12) (Siehe Matthäus 13:24-30, 37-43.)
20. (a) Wie endete diese veränderte Ordnung im Jahre 1938? (b) In welchem Verhältnis steht die Dienstabteilung zur leitenden Körperschaft?
20 Diese veränderte Ordnung für die Versammlungen der Zeugen Jehovas blieb vom Oktober 1932 bis zum Jahre 1938 weiterbestehen. In diesem letzteren Jahr erschienen im Wachtturm vom 1. und 15. Juli die zwei Teile des Artikels „Organisation“, in dem die theokratische Organisation der Versammlungen erklärt wurde. Danach wurden alle Beamten der Versammlung von der leitenden Körperschaft des Hauptbüros ernannt. Die leitende Körperschaft ist nicht die Dienstabteilung der Wachtturm-Gesellschaft, da die leitende Körperschaft umfassendere Interessen hat als nur die Verkündigung des Königreiches durch die Verkündiger im Felde. Aber die leitende Körperschaft benutzt die Dienstabteilung und andere Mittel zur Leitung des Dienstwerkes im Felde.
21. (a) Wer amtet heute als Vorsitzender der Versammlung, und welche Aufgaben hat er? (b) Was geschieht mit ihm, wenn der Vorsitz an ein anderes Glied des Presbyteriums übergeht?
21 Heute gibt es in den Versammlungen der Zeugen Jehovas im allgemeinen einen Versammlungsdiener. Er amtet als Vorsitzender der Versammlung und leitet besonders die Predigt- und Lehrtätigkeit der Versammlungsglieder für den Felddienst. Gemäß der schriftgemäßen Darlegung der Dinge ist er ein „älterer Mann“ oder „Ältester“ und als solcher auch ein Aufseher. Wenn im Laufe der Zeit der Vorsitz, den er turnusgemäß innegehabt hat, auf ein anderes Glied des Presbyteriums oder der „Körperschaft der älteren Männer“ übergeht, bleibt er immer noch ein Glied dieses Presbyteriums, und es werden ihm angemessene Aufgaben zugewiesen.
22. Welche Aufgaben haben der Hilfsversammlungsdiener und der Bibelstudiendiener, und welche Stellung nehmen sie ein? Aus wem besteht das Rechtskomitee der Versammlung?
22 Es gibt auch einen Hilfsversammlungsdiener, einen Bruder, der fähig ist, zu irgendeiner Zeit, da der Versammlungsdiener hierzu verhindert ist, als Vorsitzender zu amten. Gemäß den schriftgemäßen Erfordernissen ist er nicht ein Hilfsaufseher, sondern er ist ein Aufseher und ein „älterer Mann“. Da nun eine gewaltige Lehrtätigkeit zufolge der Durchführung privater Bibelstudien in den Wohnungen Interessierter vor sich geht, haben die Versammlungen auch einen ernannten Bibelstudiendiener. Insofern die Bibel von dem Aufseher fordert, daß er „lehrfähig“ sei und ‘am zuverlässigen Wort festhalte, was seine Lehrkunst betrifft’, muß dieser Bibelstudiendiener ebenfalls ein Aufseher und ein „älterer Mann“ sein. (1. Tim. 3:1, 2; Tit. 1:5-9) Diese drei Diener sind als ein Rechtskomitee gebraucht worden, um Dinge in Verbindung mit der Gefährdung der geistigen Interessen zu regeln.
23. Welche anderen Männer in der Versammlung sind „ältere Männer“ und „Aufseher“, und warum?
23 Dann gibt es den Wachtturm-Studiendiener und den Diener für die Theokratische Predigtdienstschule. Wegen der Art der ihnen in Verbindung mit dem Lehren und Predigen zugewiesenen Aufgaben sollten auch diese „ältere Männer“ und „lehrfähige“ Aufseher sein.
24. Welche weiteren Abteilungen gibt es in der heutigen Versammlung, und welche Stellung nehmen die Männer, die in diesen Abteilungen dienen, gemäß der Bibel ein?
24 Zufolge der gewaltigen Herstellung von Bibelstudienhilfen und der weitverbreiteten Nachfrage nach diesen gedruckten Publikationen gibt es die Zeitschriften-Gebiets-Abteilung und die Literatur-Abteilung. Auch muß für die Versammlungen Buch geführt werden über die eingegangenen Spenden und die Auslagen. Da aber diese Dinge nichts mit den rein geistigen Interessen der Versammlung zu tun haben, würde die Arbeit des Zeitschriften-Gebiets-Dieners, des Literaturdieners und des Rechnungsdieners der Arbeit entsprechen, die in apostolischen Zeiten den ernannten „Dienstamtgehilfen“ (diakonoi) zugewiesen war.
25. Welche „reisenden Aufseher“ gibt es, und welche Stellung nehmen sie gemäß der Bibel ein?
25 Es gibt heute auch die sogenannten „reisenden Aufseher“, die in Kreisen und Bezirken von Versammlung zu Versammlung reisen. Diese sind als „Kreisdiener“ und als „Bezirksdiener“ eingesetzt. Auch diese sind wegen der Erfordernisse der ihnen zugewiesenen Aufgaben als „ältere Männer“ oder „Älteste“ zu betrachten.
26. (a) Welche Männer führen unter diesen besonderen Bezeichnungen ihren Dienst durch? Gibt es aber eine Klasse betitelter Geistlicher? (b) Welches Werk wird daher durchgeführt, und welche Bemühungen seiner Zeugen segnet Jehova?
26 Unter diesen besonderen Bezeichnungen führen die „älteren Männer“ (oder Ältesten), Aufseher, und die Dienstamtgehilfen ihren Dienst durch. Diese Beamten bilden keine Klasse betitelter Geistlicher. Aber mit dem Segen ihrer Aufsicht, ihrer Hirtenarbeit, ihrer Führerschaft und Hilfe dienen die allgemeinen Versammlungsglieder Jehova Gott nun in Frieden und Einheit und führen das Werk des Jüngermachens durch und predigen die gute Botschaft von Gottes Königreich der Rettung weltweit, ehe das Ende für die Demokratien und den politischen Kommunismus und für alles übrige dieses Systems der Dinge kommt. Jehova gibt zu den Bemühungen seiner christlichen Zeugen, in der Organisation, der Anbetung und der Tätigkeit theokratisch vorzugehen, reichen Segen und Gelingen. Ihm, dem mächtigen Theokraten, sei die Herrlichkeit und der Lobpreis immer und ewiglich durch Jesus Christus, unseren Herrn! — 1. Petr. 5:10, 11.
[Fußnoten]
a In dem Werk The New Bible Dictionary von J. D. Douglas, M.A., wird auf Seite 158 unter dem Titel „Bischof“ — dem Ausdruck, mit dem viele Übersetzer episkopos wiedergeben — hierzu folgendes gesagt: „Ignatius ist unter den apostolischen Vätern der einzige, der auf dem monarchischen Episkopat besteht, und selbst er sagt nie, daß dieser eine göttliche Einrichtung sei — ein Argument, das entscheidend gewesen wäre, wenn es ihm zur Verfügung gestanden hätte. In seinem Kommentar zu Titus 1:5 bemerkt Hieronymus, daß der Vorrang eines einzelnen Bischofs ,nicht durch eine Bestimmung des Herrn aufkam, sondern sich als Brauch herausbildete‘, der Spaltungen in der Kirche verhüten sollte (cf. Ep. 146). Sehr wahrscheinlich trat der monarchische Episkopat dadurch hervor, daß in den einzelnen Gemeinden ein besonders Begabter ständiger Vorsitzender des Kollegiums der Presbyter-Bischöfe wurde. ...“
b Siehe Die neue Schöpfung, Schriftstudien 6 (1904), unter dem Titel „Ordnung und Disziplin in der neuen Schöpfung“, S. 266—268.