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War Jesus ein Gottmensch?Der Wachtturm 1957 | 1. Februar
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Christus Jesus, der sich selbst als ein entsprechendes Lösegeld für alle dahingegeben hat.“ — 2. Mose 21:23, 24; 1. Tim. 2:5, 6, NW.
Wie steht es aber mit 1. Timotheus 3:16, wo es gemäß der Luther-Bibel heißt: „Gott ist offenbart im Fleisch“? Dieser Teil ist nicht genau. In Wirklichkeit heißt es in beinahe allen alten Manuskripten und Übersetzungen, auch in der lateinischen Vulgata: „Er, der“ anstelle von „Gott“. Die meisten modernen Übersetzungen sagen „Er“. Somit gibt die Neue-Welt-Übersetzung (engl.) den Text richtig wieder: „Er wurde kundgemacht im Fleische“, nämlich das „Wort“, das der Mensch Jesus Christus wurde.
Was haben wir also gelernt? Folgende Punkte sind völlig klar geworden: 1. Das Konzil von Kalchedon hat, anstatt die falsche Auffassung, daß Jesus Gott gewesen sei, zu verwerfen, diesen Irrtum mit der Wahrheit, daß er ein Mensch war, vermischt und so „konzentrierten Unsinn“ gezüchtet; 2. Jesus war in seiner vormenschlichen Existenz nicht Gott, sondern er war Gottes Sohn, „der Anfang der Schöpfung Gottes“; 3. Jesus mußte, um „unter die Engel erniedrigt“ zu sein, ein richtiger Mensch, kein Gottmensch werden; 4. wäre Jesus ein Geist gewesen, der sich nur mit Fleisch überkleidete, dann hätte er nicht als kleines Kind geboren werden müssen; und 5. um das Loskaufsopfer zu beschaffen, mußte Jesus als ein vollkommener Mensch sterben und durfte nicht mehr und nicht weniger sein.
Die unumgängliche Schlußfolgerung lautet also, daß Gottes Wort nicht lehrt, daß Jesus ein Gottmensch war. Es lehrt, daß er auf Erden ein vollkommener Mensch, ein vollkommener menschlicher Organismus war. Jene, die lehren, er sei ein Gottmensch gewesen, lehren falsche Religion. Sie verletzen den Grundsatz, den ein Apostel Christi aufgestellt hat: „Geht nicht über das hinaus, was geschrieben steht.“ — 1. Kor. 4:6, NW.
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Unsinn widerlegtDer Wachtturm 1957 | 1. Februar
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Unsinn widerlegt
● Im Jahre 1529 predigte eines Tages Hugh Latimer, der englische Reformator, in Cambridge und sprach zugunsten der Übersetzung der Bibel und des Bibellesens in Volkskreisen. Die Geistlichkeit geriet in Wut, besonders weil Exemplare der englischen Tyndale-Bibel nach England eingeschmuggelt worden waren und die Geistlichen sie nicht schnell genug verbrennen konnten. Einige wütend gewordene Mönche bestellten den Verfechter ihrer Sache, den Mönch Buckingham, um Latimers Argumente zu widerlegen. Am nächsten Sonntag predigte dieser Vertreter der Mönche: „So“, fragte der Mönch mit triumphierendem Lächeln, „wenn die Schrift sagt, daß kein Mensch, der seine Hand an den Pflug legt und zurückschaut, für das Reich Gottes geschickt ist, wird dann nicht der Pflügende, wenn er diese Worte liest, seine Hand vom Pflug wegheben, und wo wird dann Saat und Ernte sein? Ebenso, wenn der Bäcker liest: ‚Ein wenig Sauerteig durchsäuert die ganze Masse‘, wird er da nicht zu sparsam umgehen mit dem Sauerteig, zum großen Nachteil unserer Gesundheit? Ebenso, wenn der einfache Mann die Worte liest: ‚Wenn dein Auge dich ärgert, so reiße es aus und wirf es von dir‘, wird er sogleich seine Augen ausreißen, und so wird das ganze Reich voll Blinder sein, was zum Verderben der Nation führt und offenkundig den Verlust der Gnade des Königs zur Folge hat. Somit wird durch das Lesen der Heiligen Schrift das ganze Reich in Verwirrung geraten.“ In der folgenden Woche gab Latimer auf die Predigt des Mönchs Antwort: „Nur Kinder und Narren“ — so sagte Latimer — „können keinen Unterschied machen zwischen dem bildlichen und dem wirklichen Sinn der Sprache, zwischen dem Bilde, das benutzt wird, und dem Ding, das das Bild darstellen soll. Zum Beispiel“, so fuhr Latimer fort, wobei er seinen Gegner, der vor der Kanzel saß, durchdringend ansah, „wenn wir einen Fuchs malen, der in einer Mönchskappe predigt, denkt niemand, es sei ein Fuchs gemeint, sondern jedermann denkt, da werde Verschlagenheit und Heuchelei beschrieben, wie diese so oft in dieser Kutte stecken.“
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