Wenn das Band der Ehe zu zerreißen droht
DIE Ehe, die Gott zwischen den beiden ersten Menschen schloß, sollte zu einer dauernden Gemeinschaft werden. In 1. Mose 2:24 heißt es: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden e i n Fleisch sein.“
Im Ehestand sollten Mann und Frau zu einer unzertrennlichen Gemeinschaft vereinigt werden, durch die sie zur Ehre Gottes glücklich werden und gerechte Nachkommen hervorbringen sollten.
Diese vollkommene Ehegemeinschaft im ursprünglichen Paradies wurde jedoch zerstört. Die beiden ersten Menschen ließen Widerspenstigkeit in ihren Herzen aufkommen, und sie wurden aus dem Paradies vertrieben. Sie büßten ihre Vollkommenheit ein, und Geist und Körper begannen zu entarten. Ihre Unvollkommenheit oder Sünde ging auch auf ihre Nachkommen über.
Da Mann und Frau nun nicht mehr auf Gottes Wegen wandelten, dauerte es nicht mehr lange, bis die Ehegemeinschaft nicht mehr unzertrennlich war. Das beweist die Vergangenheit, aber ganz besonders die Gegenwart. Ehescheidungen und Trennungen sind eine alltägliche Erscheinung, und man geht aus allen möglichen Gründen auseinander. Nach dem Gesetz Jehovas, des höchsten Herrschers des Universums, der die menschliche Unvollkommenheit berücksichtigt, berechtigen jedoch nicht mehrere Gründe zur Auflösung der Ehe. Jesus, der Sohn Gottes, sagte: „Ich sage euch, daß jeder, der seine Frau [durch Scheidung] entläßt, ausgenommen aufgrund von Hurerei, und eine andere heiratet, Ehebruch begeht.“ (Matth. 19:9, NW) Die Bibel berechtigt also in bestimmten Fällen zur Scheidung. Wie steht es aber mit einer Trennung, wenn kein Ehebruch vorliegt und man nicht an eine Scheidung denkt? Was sagt die Bibel dazu?
DIE RICHTIGE AUFFASSUNG VON DER TRENNUNG
Die Frage, ob sich Eheleute trennen sollten, war in der frühchristlichen Versammlung der dem Götzenkult und der Sünde verfallenen alten Stadt Korinth zu einem solchen Problem geworden, daß der Apostel Paulus zu Rate gezogen werden mußte. Seine inspirierte Antwort wurde im Worte Gottes für alle Zeiten festgehalten. Sie zeigt uns, wie Gott diese Sache ansieht, und zwar wenn beide Partner Christen sind oder wenn der eine gläubig und der andere ungläubig ist.
Paulus schrieb: „Den Verheirateten gebe ich Anweisung, doch nicht ich, sondern der Herr, daß eine Ehefrau nicht von ihrem Mann weggehen sollte ... und ein Ehemann sollte seine Frau nicht verlassen.“ (1. Kor. 7:10, 11, NW) Er betont vor allem, daß sich christliche Eheleute nicht trennen, sondern alles daran setzen sollten, um mögliche Schwierigkeiten zu beheben. Das ist auch vernünftig, da sich in einer christlichen Ehe beide Partner Gott hingegeben und somit verpflichtet haben, Gottes Willen zu tun, und nach Gottes Willen sollten sie einander „anhangen“, nicht sich trennen.
Es kommt jedoch vor, daß Mann und Frau Gott hingegebene Christen sind, sich aber dennoch angeblich nicht verstehen und deshalb auseinander gehen wollen. Was stimmt in einem solchen Falle nicht? Einer (oder beide) dieser angeblichen Christen wendet wahrscheinlich die biblischen Grundsätze nicht an. Man übergeht oder verdrängt diese wichtigen Grundsätze in irgendeiner Beziehung und schiebt seine persönlichen Neigungen in den Vordergrund. Die Anwendung des göttlichen Rates bleibt nie ohne Ergebnisse. „Mein Sohn, vergiß nicht meine Belehrung [mein Gesetz, NW], und dein Herz bewahre meine Gebote. Denn Länge der Tage und Jahre des Lebens und Frieden werden sie dir mehren ... Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade.“ (Spr. 3:1-6) Es gibt in einer christlichen Ehe kein Problem, das nicht gelöst werden könnte, wenn diese von Gott kommende Weisheit angewandt wird und die echte Liebe vorhanden ist, die wahre Christen untereinander haben sollten. (Joh. 13:34, 35; 1. Kor. 13:4-7) Beweisen solche christlichen Eheleute ihre Liebe, indem sie den Rat befolgen: „[Behaltet] nicht nur eure eigenen Dinge im persönlichen Interesse im Auge ..., sondern im persönlichen Interesse auch die der anderen“? (Phil. 2:1-4, NW) Als ergebene Diener Gottes sollten sie sich in aller Ruhe aussprechen und dabei ihre Mängel und Unvollkommenheiten berücksichtigen. Wichtig ist auch, daß sie Jehova stets um seinen Beistand bitten. Sie sollten regelmäßig miteinander beten.
Jehova hat auch eine vorzügliche Einrichtung geschaffen, die wahren Christen hilft, scheinbar unlösbare Eheprobleme zu lösen. Diese Einrichtung ist in der Christenversammlung zu finden. Es sind die reifen Aufseher und älteren Männer, die in Ehefragen Gottes Auffassung vertreten und gern bereit sind, schriftgemäßen Rat zu erteilen, den Eheleute, die Schwierigkeiten haben, auch befolgen sollten. Sich diese Einrichtung Jehovas zunutze zu machen, das heißt diese reifen Diener zu Rate zu ziehen, bringt Segen; es nicht zu tun, hieße die Einrichtung, die Jehova zu unserer Hilfe geschaffen hat, zu übergehen. Christen, die diese Männer zu Rate ziehen, mögen Schwierigkeiten überwinden, über die sie sonst nicht hinwegkämen.
Für christliche Eheleute sollte eine Trennung nie in Frage kommen. Da sie sich Jehova hingegeben und gelobt haben, seinen Willen zu tun, sollten sie, wenn nötig, unverzüglich Schritte unternehmen, um sich zur Ehre Gottes, des Stifters der Ehe, wieder auszusöhnen.
Paulus wußte aber, daß sich dennoch einige trennen würden. Er sagte: „Doch wenn sie wirklich wegginge, so bleibe sie unverheiratet, oder sonst söhne sie sich mit ihrem Mann wieder aus.“ Durch eine Trennung, die nicht aufgrund von Ehebruch erfolgt und der keine gesetzliche Scheidung zugrunde liegt, sind Christen nach der Bibel nicht frei, sich wieder zu verheiraten. Sie dürfen also keine intimen Beziehungen mit jemandem vom anderen Geschlecht pflegen. Da die Versuchung auf diesem Gebiet sehr groß ist, wäre es deshalb besser, sie würden sich wieder aussöhnen.
Was aber, wenn der eine Gatte ein Gott hingegebener Christ, der andere aber ein Ungläubiger ist? Paulus sagte: „Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat und sie dennoch einverstanden ist, bei ihm zu wohnen, so verlasse er sie nicht; und eine Frau, die einen ungläubigen Mann hat, der dennoch einverstanden ist, bei ihr zu wohnen, verlasse ihren Mann nicht. Denn der ungläubige Ehemann ist in Verbindung mit [seiner] Frau geheiligt, und die ungläubige Ehefrau ist in Verbindung mit dem Bruder geheiligt; sonst wären ja eure Kinder unrein, nun aber sind sie heilig. Wenn aber der Ungläubige dann weggeht, so mag er weggehen; ein Bruder oder eine Schwester ist unter solchen Umständen nicht sklavisch gebunden, sondern Gott hat euch zum Frieden berufen. Denn wie kannst du, Frau, wissen, daß du [deinen] Mann nicht retten wirst? Oder wie kannst du, Mann, wissen, daß du [deine] Frau nicht retten wirst?“ — 1. Kor. 7:12-16, NW.
Die Bibel betont somit in erster Linie, daß das Band der Ehe nicht gelöst werden sollte. Sollte es aber dennoch soweit kommen, dann sollte nicht der Christ den ersten Schritt in dieser Richtung tun. Will sich der Ungläubige jedoch trennen, so läßt ihn der Christ gehen.
Die Aufrechterhaltung der Ehe hat ganz bestimmt Vorteile, selbst wenn ein Christ mit einem Gefährten zusammenleben muß, der einen anderen Glauben hat. Vielleicht kann der Gläubige seinen Gefährten für das Christentum gewinnen. Für den Ungläubigen ist das Zusammenleben mit seinem gläubigen Partner bestimmt ein Vorteil, weil er dadurch mit dem wahren Christentum in Berührung bleibt. Eunike, die Mutter des Timotheus, war mit einem Mann verheiratet, der sich nicht zum Christentum bekannte. Die Bibel sagt jedoch nichts davon, daß sie ihn deswegen verlassen hätte. Es ist eher anzunehmen, daß sie bei ihm blieb und den jungen Timotheus belehrte und ihm half, ein wahrer Christ zu werden. (2. Tim. 1:5) Die Bibel sagt auch nichts davon, daß Timotheus’ Vater ein Christ geworden sei, aber die Ehegemeinschaft seiner Eltern wurde offenbar nie durch eine Trennung erschüttert.
GRÜNDE FÜR EINE TRENNUNG
Nach den Worten des Apostels Paulus in 1. Korinther 7:10-16 ist eine Trennung zwar möglich, aber die Initiative sollte vom ungläubigen Gatten ausgehen. Durch die Handlungsweise eines ungläubigen Ehepartners mag das Leben für einen Christen jedoch sehr schwer, wenn nicht sogar unerträglich werden. Der Gläubige mag unter der schlechten Behandlung oder den schweren Verhältnissen so sehr leiden, daß er in einer Trennung den einzigen Ausweg sieht.
Ein Grund, der zur Trennung berechtigt, ist böswillige Nichtgewährung des Unterhalts. Bei der Eheschließung übernimmt der Mann als Haupt die Pflicht, für das Wohl seiner Frau und etwaiger Kinder zu sorgen. Diese Pflicht hat er vor Gott, selbst wenn er sich nicht zum Christentum bekennt, und ein Christ, der seine Angehörigen böswillig vernachlässigen würde, wäre schlimmer als ein Ungläubiger. In 1. Timotheus 5:8 (NW) heißt es: „Bestimmt hat jemand, der für die Seinigen, und besonders für seine Hausgenossen, nicht sorgt, den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger.“ Demnach kann sich eine christliche Frau von ihrem Mann trennen, wenn die Verhältnisse für sie unerträglich sind und der Mann seine Pflicht, für ihren Unterhalt zu sorgen, willentlich versäumt, aber sie wird dadurch nicht frei, sich wieder zu verheiraten.
Grobe körperliche Mißhandlung ist ein weiterer Grund, der zur Trennung berechtigt. In vielen Fällen ist Trunkenheit die Ursache solcher Mißhandlungen. (Spr. 23:29-35) Ein Mann, der sich nicht von biblischen Grundsätzen leiten läßt, kann aber seine gläubige Frau auch in Wutanfällen mißhandeln. Das kann so oft geschehen, daß ihre Gesundheit und ihr Leben gefährdet sind. In einem solchen Fall mag eine christliche Frau nach einer gebetsvollen Prüfung ihrer Lage keinen anderen Ausweg mehr sehen als die Trennung. Anderseits kann aber eine christliche Frau auch manches vermeiden, was ihren Mann zum Zorn reizen würde, und kann so dazu beitragen, daß das Leben für sie nicht unerträglich wird.
Gründliche Gefährdung des geistigen Wohls ist ein weiterer Grund für eine Trennung. Das Verhältnis eines Christen zu Jehova Gott muß aufrechterhalten und geschützt werden. Ist es ihm wegen äußerst strengen Maßnahmen, buchstäblicher Behinderung usw., unmöglich, seinem Glauben entsprechend zu leben und Jehova Gott so zu dienen, wie es ihm Gottes Wort und sein biblisch geschultes Gewissen vorschreiben, so mag er es vorziehen, sich zu trennen. Obwohl ein Ehegefährte der einem am nächsten stehende Nächste ist, den man lieben sollte, zeigte Jesus doch deutlich, daß die Liebe zu Gott noch wichtiger ist. (Matth. 22:37-39) Kein Mensch hat das Recht, einen seiner Mitmenschen daran zu hindern, Gott zu dienen. „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen.“ — Apg. 5:29, NW.
Wenn die Verhältnisse unerträglich zu werden scheinen, handelt der Christ nicht unbesonnen und überstürzt, indem er das Band der Ehe einfach löst. Nein, er prüft seine Lage gründlich und gebetsvoll. (1. Petr. 4:7) Bevor jemals etwas unternommen wird, was eine Ehe erschüttern könnte, mag es gut sein, unter anderem folgende Fragen zu stellen: Ist das angebliche Versäumnis, für den Unterhalt zu sorgen, in Wirklichkeit vielleicht darauf zurückzuführen, daß der Christ zu hohe Ansprüche stellt? Handelt es sich um ein willentliches Versäumnis, oder sind etwa mildernde Umstände, wie schlechte Gesundheit, Geldnot usw., zu berücksichtigen? Und die schlechte Behandlung? Erfolgte sie in Form von Beschimpfungen oder in Form von körperlicher Mißhandlung, und wenn letzteres der Fall ist, wurde dadurch vielleicht nicht eher der Stolz verletzt als körperlicher Schaden gestiftet? Und wie steht es mit dem geistigen Wohl? Ist es tatsächlich gefährdet oder scheint es nur so, und nutzt der Christ in Wirklichkeit die Gelegenheiten, die er hat, geistig stark zu bleiben, gar nicht aus? Kurz gesagt: Ist die Lage so schlimm, so unerträglich, daß eine Trennung der einzige Ausweg ist, oder könnten die Probleme gelöst werden, wenn die biblischen Grundsätze befolgt würden?
Auch an die möglichen Folgen sollte man denken, zum Beispiel an die veränderte Lebensweise oder den Druck, dem man sich durch eine Trennung aussetzt. Wäre es nicht furchtbar, wenn du dadurch der Unsittlichkeit verfielest? Vielleicht sind Kinder da. Kann ein Elternteil allein richtig für sie sorgen und ihnen die nötige Liebe schenken? Käme man finanziell und in anderer Beziehung allein zurecht?
Sind die Verhältnisse jedoch wirklich unerträglich, so mag die Trennung die einzige Lösung sein, aber man sollte nur im äußersten Notfall dazu Zuflucht nehmen, das heißt erst dann, wenn alle anderen Bemühungen, das Verhältnis zu bessern, erfolglos blieben und dieser Schritt unter Gebet gründlich erwogen wurde.
PROBLEME LÖSEN
Durch eine freundliche, rücksichtsvolle Aussprache kann manches Problem, das in einer Ehe mit einem ungläubigen Partner entsteht, gelöst werden. Eine christliche Ehefrau könnte ihren Mann zum Beispiel taktvoll darauf hinweisen, daß sie ihm in religiösen Angelegenheiten völlige Freiheit gewährt. Es wäre daher zu erwarten, daß er ihr ebenfalls gestattet, so zu leben, wie sie es als gottergebener Christ tun möchte. Da sie ihn nicht daran hindert, seinen religiösen Verpflichtungen nachzukommen, sollte er vernünftigerweise auch sie nicht daran hindern. (Matth. 7:12) Obwohl sich eine gute christliche Ehefrau ihrem Mann unterordnet (Kol. 3:18; Eph. 5:22-24), weiß sie, daß Gott allem vorangestellt werden muß; sie weiß, daß „das Haupt jedes Mannes der Christus ist; das Haupt einer Frau aber ist der Mann; das Haupt des Christus aber ist Gott“. (1. Kor. 11:3, NW) Ihre Unterordnung ist somit bedingt, und wenn der Wille ihres Mannes dem Willen Gottes widerspricht, gehorcht sie dem Willen Gottes.
Wie sollte eine christliche Ehefrau, die einen ungläubigen Mann hat, ihre Pflichten als Diener Gottes betrachten? Jehovas Zeugen versammeln sich dreimal in der Woche. Das ist nicht übertrieben, denn viele Frauen, die am kirchlichen oder gesellschaftlichen Leben teilnehmen, sind auch mehrmals in der Woche weg. Wenn aber eine christliche Frau außerdem noch an anderen Abenden fort ist, kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn sie die Zusammenkünfte besuchen möchte. Ihren Felddienst braucht sie nicht zu einer Zeit zu verrichten, in der der Mann zu Hause ist und möchte, daß sie ihm Gesellschaft leistet. Er hat vielleicht nichts dagegen, wenn sie am Wochenende einige Stunden weg ist, um den Zusammenkünften der Versammlung beizuwohnen; ist sie aber den ganzen Tag fort — zuerst im Dienst und dann in der Versammlung —, so mag er Einspruch erheben. Viele Gott hingegebene Frauen richten es so ein, daß sie zu bestimmten Zeiten tagsüber, wenn der Mann auf der Arbeit ist und die Kinder in der Schule sind, am Felddienst teilnehmen können. Eine christliche Frau, die einen ungläubigen Mann hat, muß ihre Tätigkeit unter Umständen also etwas beschränken, sie wird aber nie vollständig auf den Besuch der Zusammenkünfte und die Teilnahme am Dienst verzichten. (Matth. 18:20; Hebr. 10:24, 25) Sie kann ihr geistiges Wohl erhalten, wenn sie gut plant und nicht aufhört, „das zu tun, was vortrefflich ist“. — Gal. 6:9, NW.
Jeder Mensch hat das Recht, seinen Glauben selbst zu wählen. Er hat aber auch ein Recht auf persönliches Eigentum, wie Bibeln und Hilfsmittel zum Bibelstudium. Das heißt jedoch nicht, daß eine christliche Ehefrau solche Schriften an einem Ort aufbewahren sollte, wo ihr Mann es nicht haben will. Sie kann sie bei ihren persönlichen Sachen verwahren. Die Bibel und biblische Schriften kann sie studieren, wenn sie allein ist. Dadurch kann sie Auseinandersetzungen oder Streitigkeiten vermeiden. Wo es um Grundsätze geht, sollte man natürlich keine Zugeständnisse machen, aber man braucht auch nicht unnötig Schwierigkeiten heraufzubeschwören. — Matth. 10:16.
Oft wird in einer solchen Ehe auch die religiöse Erziehung der Kinder zu einem Problem. Einer gläubigen Mutter mag es durch taktvolles Vorgehen möglich sein, die Kinder in die Zusammenkünfte und in den Dienst mitzunehmen. Ist ihr Mann jedoch dagegen und verbietet er den Kindern, mit der Mutter zu gehen, so müssen seine Wünsche berücksichtigt werden, da er das Haupt der Familie ist. Er trägt vor Gott die Verantwortung, daher wäre es unweise, wenn die gläubige Frau in dieser Hinsicht etwas erzwingen wollte. Sie kann die Kinder zu Hause geduldig über die biblischen Grundsätze belehren, damit sie, wenn sie erwachsen sind und das Elternhaus verlassen, nach dem wahren Glauben leben können.
Was aber, wenn nur der Mann gläubig ist? Als Haupt der Familie hat der gläubige Vater vor Gott das Recht und die Pflicht, die Kinder zu wahren Christen zu erziehen. Er nimmt sie deshalb in die christlichen Zusammenkünfte mit, schult sie im Felddienst und studiert mit ihnen zu Hause die Bibel.
Eine weise Einstellung zur Regelung häuslicher Angelegenheiten kann ebenfalls dazu beitragen, das Eheband zu stärken. Die Frau mag zum Beispiel die Wohnung nach ihrem Geschmack einrichten wollen. Der Mann hat aber vielleicht einen anderen Geschmack und bestimmt als Herr des Hauses, daß sie anders eingerichtet wird. Sollte die Frau nun deswegen grollen? Eine christliche Frau sollte, wenn sie aus einer solchen Sache ein Problem macht, nicht denken, sie leide um der Gerechtigkeit willen. Wenn sie sich ihrem Mann unterordnen würde, wie es sich für eine christliche Frau geziemt, so könnte sie sich diese Leiden ersparen. Oder der ungläubige Mann möchte vielleicht den Wohnsitz wechseln. Die christliche Frau weiß aber vielleicht, daß dadurch Schwierigkeiten entstehen. Dennoch sollte sie sich den Wünschen ihres Mannes fügen, denn er hat das Recht, über den Wohnsitz der Familie zu bestimmen. Unstimmigkeiten in Wohnungsfragen können zu solch heftigen Auseinandersetzungen führen, daß eine Trennung schließlich als einzige Lösung des Problems betrachtet wird. In diesem Fall würde die Trennung nicht aufgrund religiöser Unstimmigkeiten erfolgen. Solche Probleme könnten vermieden werden, wenn nach biblischen Grundsätzen gehandelt würde.
Es ist immer leichter, die Fehler des anderen zu sehen. Eine christliche Frau sollte sich jedoch selbst prüfen. Sie sollte sich fragen: „Was kann ich zum Glück unserer Ehe beitragen? Kommt mein Mann vielleicht abends nicht nach Hause, sondern geht ins Wirtshaus, weil es zu Hause so aussieht, daß er nicht gern heimkommt? Ärgere ich ihn? Mache ich ihm dauernd Vorwürfe? Sind die Kinder ungezogen?“ Eine solch ehrliche Selbstprüfung ist sehr aufschlußreich und wertvoll. Die Frau ist verpflichtet, eine solche Atmosphäre zu schaffen, daß der Mann abends gern nach Hause kommt.
Auch sollte der gläubige Partner die Interessen des ungläubigen nicht übersehen. Vor ihrer Heirat interessierten sich beide für das, was dem anderen Freude machte. Der gläubige Ehepartner sollte das auch nach der Heirat tun. Deshalb sollte sich zum Beispiel eine Frau, selbst wenn ihr das, was ihr Mann gern tut, nicht zusagt, mit Rücksicht auf ihre Ehe dafür interessieren. Wenn Mann und Frau keine gemeinsamen Interessen haben, kann die Liebe schwerlich gedeihen. Solange keine Zugeständnisse und keine Verletzung biblischer Grundsätze damit verbunden sind, ordnet die gläubige Frau ihre Wünsche den Wünschen ihres ungläubigen Mannes unter und nimmt sich auch hier und da Zeit für etwas, was ihm Freude macht. Dadurch zeigt sie, daß Christen vernünftig sind. Sie beweist ihm ihre Liebe und kann vielleicht bewirken, daß er den Glauben, der sie ihm gegenüber so rücksichtsvoll macht, eines Tages näher prüft.
Ein christlicher Ehemann sollte nicht barsch oder herrisch sein. Das würde eine Ehe bestimmt unglücklich machen und könnte zu einer Trennung führen. Wie glücklich waren sie doch beide, als sie heirateten. Warum dieses Glück nicht zu erhalten suchen? Warum sollte ein gottesfürchtiger Ehemann die Methoden der Männer dieser Welt nachahmen, die ihre Frauen rücksichtslos beherrschen und in Wort und Tat grausam und lieblos sind gegen sie? Wegen der Sünde sollten sich an der Frau zwar die Worte Gottes erfüllen: „Mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; und nach deinem Manne wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen.“ (1. Mose 3:16) Aber ein reifer Ehemann spielt sich nicht als Diktator auf. (Kol. 3:19) Er nimmt auf die Gefühle seiner Frau Rücksicht. Obwohl er das letzte Wort hat, wenn es etwas zu entscheiden gilt, bespricht er sich mit ihr, nicht um von ihr Weisungen zu empfangen, sondern um ihre Probleme kennenzulernen und diese dann bei seinen Entscheidungen berücksichtigen zu können. Er steht seiner Familie als Haupt richtig vor und beweist, daß er sie liebt. Er befolgt den Rat des Apostels Paulus: „Ebenso sind die Ehemänner verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst, denn kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und [hegt und] pflegt es, wie auch der Christus die Versammlung.“ (Eph. 5:28, 29, NW) Liebe die Frau, die du gebeten hast, deine Lebensgefährtin zu werden. Selbst wenn sie das wahre Christentum bis jetzt nicht angenommen hat, solltest du ihr Zeit widmen, sie berücksichtigen und ihr auch hier und da ein Lob spenden. Zeige ihr, daß du um sie besorgt bist. Sei nie so sehr mit anderen Dingen beschäftigt, daß du für sie keine Zeit mehr hast und ihr nicht mehr beweisen kannst, daß du sie liebst. Wer in dieser Hinsicht richtig handelt, wird eine glückliche Ehe haben und kann seinen Partner vielleicht für das Christentum gewinnen. Wer das aber nicht tut, stürzt sich ins Unglück.
Christliche Ehemänner und Ehefrauen haben in dieser Beziehung einen großen Vorteil. Sie haben Gottes heiligen Geist, der ihnen hilft, die Früchte des Geistes — Selbstbeherrschung, Liebe, Milde, Freundlichkeit usw. — hervorzubringen. (Gal. 5:22, 23, NW) Welch wunderbare Wirkung das doch auf eine Ehegemeinschaft hat! Der Christ, der einen ungläubigen Ehepartner hat, sollte bedenken, daß dieser die göttlichen Richtlinien nicht kennt und die biblischen Grundsätze nicht anwenden kann. Das kann zu gewissen Schwierigkeiten führen, aber der Christ sollte dennoch weiter die Früchte des Geistes Gottes hervorbringen. Wenn er das tut und sein Vertrauen und seine Zuversicht auf Jehova Gott setzt, wird er früher oder später bestimmt belohnt werden. Petrus sagte zu christlichen Frauen: „Ebenso ihr Ehefrauen, seid den eigenen Männern untertan, damit sie, wenn irgendwelche dem Wort ungehorsam sind, durch den Wandel [ihrer] Frauen ohne ein Wort gewonnen werden, weil sie Augenzeugen eures keuschen Wandels, verbunden mit tiefem Respekt, gewesen sind.“ — 1. Petr. 3:1, 2, NW.
In dieser unruhvollen Welt sind Trennung und Ehescheidung und das viele Leid, das sie verursachen, eine alltägliche Erscheinung. Wahre Christen sehen der neuen gerechten Welt entgegen, in der es so etwas nicht mehr gibt. Heute, in den letzten Tagen dieser alten aufgewühlten Welt, mögen deine Verhältnisse vielleicht in dir die Frage aufsteigen lassen, ob du dich von deinem Ehepartner trennen solltest. Die Entscheidung liegt natürlich bei dir. Erwäge aber vorher die schriftgemäßen Gründe für eine Trennung. Bedenke die Folgen, die ein solcher Schritt haben könnte. Nimm eine strenge Selbstprüfung vor. Frage reife christliche Aufseher um Rat. Denke daran, daß du, wenn du bei deinem ungläubigen Lebensgefährten bleibst, auch wenn es für dich schwer sein mag, vielleicht bewirkst, daß er eines Tages ebenfalls ein Anbeter Jehovas wird. Stell dir vor, wie sehr du dich dann freuen würdest, daß du ihn nicht verließest! Bemühe dich jedenfalls, dein Äußerstes zu tun, um von Gott ohne Tadel erfunden und von ihm gesegnet und belohnt zu werden.
Die Liebe ist langmütig und gütig. Die Liebe ist nicht eifersüchtig, sie prahlt nicht, bläht sich nicht auf, benimmt sich nicht unanständig, blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus, läßt sich nicht aufreizen. Sie trägt das Böse nicht nach. Die Liebe versagt nie. — 1. Kor. 13:4, 5, 8, NW.