Bist du wirklich ein „Geistesmensch“?
„Und so konnte ich, Brüder, zu euch nicht wie zu Geistesmenschen reden, sondern wie zu fleischlichen Menschen, wie zu Unmündigen in Christus“ (1. Kor. 3:1).
1, 2. Warum sind wir daran interessiert zu erfahren, wie man ein Geistesmensch werden kann?
DIE Heilige Schrift spricht sehr günstig über Personen, die „Geistesmenschen“ genannt werden. „Fleischliche Menschen“ dagegen werden nicht lobend erwähnt. Gottesfürchtige Personen werden daher den Wunsch haben, Geistesmenschen zu sein, nicht wahr? (Röm. 8:5-8; Gal. 5:16-18).
2 Indes sind viele Personen, die Geistesmenschen sein sollten, in Wirklichkeit oft gerade das Gegenteil. Aus diesem Grund schrieb der Apostel Paulus im ersten Jahrhundert an die Christenversammlung in Korinth: „[Ich konnte] zu euch nicht wie zu Geistesmenschen reden, sondern wie zu fleischlichen Menschen, wie zu Unmündigen in Christus“ (1. Kor. 3:1). Sollte es daher nicht unser Wunsch sein, wirklich geistiggesinnte Männer und Frauen zu sein?
3. Was bedeutet es, ein „fleischlicher“ Mensch zu sein?
3 Um zu verstehen, was es bedeutet, geistig gesinnt — ein „Geistesmensch“ — zu sein, ist es nützlich, den entgegengesetzten Ausdruck, „fleischlich“, zu verstehen, den der Bibelschreiber Paulus benutzte. Was bedeutet es, „fleischlich“ zu sein? Es bedeutet, vom Fleisch beherrscht zu werden, das heißt eine weltliche Einstellung zu haben. Durch diese Denkweise zeichnen sich unvollkommene, gefallene Menschen aus; das ganze heutige System ist davon durchdrungen. Fleischliche Menschen urteilen „gemäß menschlichen Maßstäben“ (1. Kor. 9:8).
4. Was bedeutet es, ein „Geistesmensch“ zu sein?
4 Doch — was noch wichtiger ist — was bedeutet es, ein „Geistesmensch“ zu sein? Es bedeutet, wie Gott zu denken, dessen Gedanken erhabener sind als die des Menschen (Jes. 55:8, 9; Röm. 11:33). Die Fähigkeit, Gottes Gedanken zu denken, erlangen diejenigen, die auf Gottes Wortführer hören, besonders auf Jesus Christus, der ‘über Jehova Aufschluß gegeben’ hat (Joh. 1:18). In den Aposteln Jesu Christi haben wir ein ausgezeichnetes Beispiel, aus dem wir lernen können, wie man ein wahrer Geistesmensch werden kann. Wir wollen einmal kurz ihre geistige Entwicklung verfolgen.
5, 6. (a) Wie wurden die Apostel Geistesmenschen? (b) Was wurde den Aposteln durch die Schulung Jesu vermittelt?
5 Diejenigen, die Gott Jesus als Apostel gab, waren alle demütige, hart arbeitende und ergebene Männer. Diese Eigenschaften halfen ihnen, für die Lehre Jesu empfänglich zu sein. Nach ihrer Auswahl waren einige von ihnen über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren praktisch ständig mit ihm zusammen. Sie sahen seine Wunder, hörten seine Ansprachen, verspürten seine Kraft, beobachteten, wie er mit Freunden und Feinden umging, und erkannten, daß er für rechte Grundsätze eintrat. So konnte Petrus einige Jahre später sagen: „Wir sind Zeugen all der Dinge, die er ... tat“ (Apg. 10:39; Mark. 3:14). Er lehrte sie auch, mit anderen bereitwillig über ihren Glauben zu sprechen.
6 Diese wunderbare Schulung half den Aposteln, Geistesmenschen zu werden. Dadurch wurde ihnen „Christi Sinn“ vermittelt, das heißt seine Gefühle, sein Temperament und seine Anschauungen, so daß sie alles genauso beurteilen konnten wie er und damit auch wie Jehova. Geistesmenschen sehen alles vom „Standpunkt Gottes“ aus (1. Kor. 2:16; 1. Petr. 4:6; Jak. 1:27).
AUCH DU KANNST EIN GEISTESMENSCH SEIN
7, 8. (a) Was müssen wir in uns entwickeln, wenn wir Geistesmenschen werden möchten? (b) Muß man nur seinen Sinn ändern?
7 Damit jemand heute ein Geistesmensch sein kann, benötigt er eine ähnliche Schulung; er muß ebenfalls „Christi Sinn“ entwickeln. Das ist möglich, indem er ‘erneuert wird in der Kraft, die den Sinn antreibt’ (Eph. 4:23, 24). Für Menschen, denen der Sinn für geistige Dinge fehlt, ist es im täglichen Leben etwas ganz Natürliches, fleischlich zu denken. Die „Kraft“, die ihren Sinn antreibt, lenkt sie in eine Richtung, die in Übereinstimmung mit diesem alten System der Dinge ist. Die „Kraft“ oder vorherrschende Neigung im Sinn eines Christen muß dagegen zu etwas Neuem umgestaltet werden, so daß er in Übereinstimmung mit Gottes Ansicht denkt, und auf diese Weise wird er ein Geistesmensch.
8 So, wie sich die Denkweise ändert, sollte auch die gesamte Lebensweise „erneuert“ werden; eine „neue Persönlichkeit“ muß entwickelt werden. Selbst wenn jemand schon seit Jahren ein Zeuge Jehovas ist, muß diese Entwicklung weitergehen und sich auf jeden Bereich des Lebens erstrecken. Das Benehmen eines Christen am Arbeitsplatz oder in der Schule, seine Sprache und seine Gewohnheiten sollten den ‘Sinn Christi’ erkennen lassen, eine Denkweise, die auf geistige Dinge gerichtet ist. Doch was geschieht, wenn man zuläßt, daß das Leben von einer fleischlichen Denkweise beeinflußt wird?
9, 10. Was kann geschehen, wenn einzelne zulassen, daß sie von einer fleischlichen Denkweise beeinflußt werden, wie dies in der Korinther Versammlung der Fall war?
9 Wie die Bibel berichtet, gab es ein Beispiel dafür im ersten Jahrhundert in der Christenversammlung in Korinth (Griechenland). Die Korinther, an die Paulus schrieb, waren bereits Christen (1. Kor. 1:2). Aber viele von ihnen ließen sich zu sehr von ihrer heidnischen Umgebung beeinflussen. Wie kam es, daß einige Glieder dieser Versammlung „fleischlich“ wurden?
10 Einige von ihnen waren stolze Lehrer und falsche Apostel und brachten die Maßstäbe der Welt in die Versammlung. Unordnung, Irrtümer und Schlechtigkeit waren die unweigerliche Folge, und viele wurden dadurch veranlaßt, wie die Welt zu werden, nämlich fleischlich. Die antike Welt der Griechen war gewiß nicht christusähnlich. Ihre gesamte Kultur — Kunst, Wissenschaft, Religion, Spiele, Philosophie — war irdisch, fleischlich und nach menschlichem Denken ausgerichtet.
11, 12. Erkläre, wie die Lebensweise vieler Glieder der Korinther Versammlung von einer fleischlichen Denkweise beeinflußt wurde.
11 Welche Folgen hatte es, daß einige törichterweise versuchten, solche Maßstäbe in der Christenversammlung einzuführen? Ihre fleischliche Denkweise spiegelte sich in vielem von dem wider, was sie taten und glaubten. Sie konnten sie nicht verbergen. Diese Denkweise wurde dadurch offenbar, wie sie andere in der Versammlung ansahen, dadurch, daß sie den einen höher achteten als den andern. So kam es zu Spaltungen, Parteilichkeit und Rivalität (1. Kor., Kap. 1-4; vergleiche Jakobus 3:13-18). Hurerei wurde geduldet (1. Kor., Kap. 5). Sie gingen miteinander vor Gericht (Kap. 6). Sie beharrten auf ihren Rechten und brachten dadurch andere in die Gefahr, auf dem Gebiet des Götzendienstes zu straucheln (Kap. 8-10). Sie hatten keine Wertschätzung für die richtige Leitung der Versammlung durch ein Haupt und benahmen sich beim Abendmahl des Herrn hemmungslos (Kap. 11). Paulus mußte ihnen erklären, daß selbst die Glieder, „die schwächer zu sein scheinen“, für die Versammlung „notwendig“ sind (Kap. 12, V. 22).
12 Zwar legten die weltlichen, fleischlichgesinnten griechischen Schriftsteller Wert auf harte, sogenannt männliche „Eigenschaften“ wie Stolz und Egoismus; Gott dagegen tut das nicht. Die Korinther mußten Liebe entwickeln, gottgefällige Liebe (Kap. 13). Selbst die Ansicht der Korinther über christliche Lehren war von ihrer fleischlichen Denkweise beeinflußt worden. So wie den Griechen in Athen fiel es auch einigen von ihnen schwer, die Lehre von der Auferstehung anzunehmen. Solche ‘unvernünftigen’ Personen mußten lernen, ihren Sinn auf geistige Dinge zu richten (1. Kor. 15:12-57; Apg. 17:32). Zeigt das alles nicht, daß der Versuch, die weltliche Denkweise mit den Lehren Christi zu vermischen, in jeder Hinsicht zu schlechten Ergebnissen führt? Diese Tatsache sollten wir in unserem persönlichen Leben anerkennen. Aber wie kann man „Christi Sinn“ entwickeln und ein wirklicher Geistesmensch werden?
STUDIERE, UM EIN GEISTESMENSCH ZU WERDEN
13. Warum muß man studieren und nachsinnen, um ein Geistesmensch zu werden?
13 Du mußt Gottes Wort regelmäßig studieren und darüber nachsinnen. Denke nicht, das Nachsinnen sei ein passiver Vorgang. Es erfordert bewußte eigene Anstrengungen. Wir sollten es uns zur Gewohnheit machen, täglich in der Bibel zu lesen, denn dadurch lernen wir etwas über das Leben, das Jesus und andere Geistesmenschen führten, die Gottes Gunst hatten. Aber man muß sich auch die Zeit nehmen, darüber nachzudenken, wie dieser Stoff auf einen persönlich zutrifft und wie er einem hilft, sich von der Welt getrennt zu halten. Auf diese Weise nehmen wir Gottes Denkweise in unseren Sinn auf, und dadurch wird unser eigenes Denken in die richtige Richtung gelenkt. Wenn man in der Bibel gelesen hat, kann man sich fragen: „Wie kann ich dies anwenden, damit ich nicht die gleichen Fehler begehe wie Menschen in alter Zeit? Wie kann der Stoff meine Wertschätzung für Jehovas Güte vertiefen und in mir den Wunsch wecken, wie er zu sein?“
14. Erkläre Sprüche 28:14.
14 So erkennen wir, wie wir Gott und nicht die fleischlichgesinnte Welt nachahmen können. Während wir auf dem christlichen Weg ausharren, erkennen wir immer besser den unübertrefflichen Wert der Denkweise Gottes, und das Studium seines Wortes wird für uns immer bedeutungsvoller. Wir erkennen dadurch immer besser die Notwendigkeit, ihm gewissenhaft zu dienen. In Sprüche 28:14 heißt es diesbezüglich: „Glücklich ist der Mensch, der beständig Scheu empfindet [sich beständig fürchtet, Elberfelder Bibel], wer aber sein Herz verhärtet, wird ins Unglück fallen.“ Wir entwickeln eine heilsame Gottesfurcht und lernen damit auch, uns vor weltlichen Dingen, die Gott haßt, zu fürchten. Wenn wir unsere eigenen Unzulänglichkeiten erkennen, vertrauen wir mehr auf Jehova. Studium und Nachsinnen helfen uns, auf Probleme und kommende Änderungen zu achten, so daß wir nicht überrascht sind, wenn wir damit konfrontiert werden. Wenn wir so studieren, wird unser Sinn auf geistige Interessen gerichtet, und das bewirkt, daß wir „glücklich“ werden.
15. Vor welcher Neigung in bezug auf das Erlangen von Wissen müssen wir uns hüten, wenn wir Geistesmenschen sein möchten?
15 Ein gewissenhaftes Studium muß sich jedoch auf wirklich geistige Dinge konzentrieren, auf Dinge, die mit Jehova in Verbindung stehen. Einige Personen, die sich als Christen bezeichnen, brüsten sich mit menschlichem Wissen und halten dieses für das wichtigste. Mit der Zeit mögen sie weltliche Ansichten vertreten, wie das in Korinth der Fall war. Jesus sagte denen, die versuchten, seinen Worten eine menschliche Deutung zu geben: „Der Geist ist es, der Leben gibt; das Fleisch ist von gar keinem Nutzen.“ Die gesamte menschliche Erfahrung und Weisheit, ja alle Schriften, Philosophien und Lehren des Menschen können kein Leben vermitteln. Sie sind „von gar keinem Nutzen“, was das Erlangen ewigen Lebens betrifft (Joh. 6:63). Warum sollte man daher stundenlang in solchen Schriften forschen, die einem bestenfalls menschliche, fleischliche, aber nicht Gottes Ansichten vermitteln und die einen nach der Welt formen? Der Apostel Paulus schrieb an Timotheus: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert ... Ich gebiete dir feierlich ...: Predige das Wort“ (2. Tim. 3:16 bis 4:2; vergleiche 1. Korinther 2:1-5, 13).
DAS GEBET HILFT UNS, GEISTIG ERWACHSEN ZU WERDEN
16. Warum ist das Gebet für jemanden, der geistig gesinnt sein möchte, so wichtig?
16 Das Gebet ist ebenfalls ein unschätzbares Mittel, das uns hilft, ähnlich zu denken wie Gott. Wenn ein demütiger Mensch zu Jehova betet, wird er daran erinnert, wie weit er von Gottes Vollkommenheit entfernt ist und wie sehr er es nötig hat, weltliches Denken auszumerzen und seine Denkweise den erhabenen Gedanken Jehovas anzupassen. Die Aufforderung „Betet unablässig“ ist daher ein guter Rat (1. Thess. 5:17). Bete also nicht nur zu den Zeiten, die in der Versammlung oder in deiner Familie dafür vorgesehen sind, sondern entwickle die Neigung zu beten, die Bereitschaft, Tag und Nacht ständig Jehovas Führung zu suchen. (Vergleiche Psalm 119:62.) Bist du dir darüber im klaren, daß das, worum du betest oder nicht betest, zeigen kann, ob du fleischlich gesinnt bist? Ein Beispiel mag zeigen, daß dies der Fall ist.
17. Wie und warum können die Gebete eines Ehemannes beeinträchtigt werden, wenn er seine Frau vernachlässigt oder mißhandelt?
17 Der verheiratete Apostel Petrus sagte, ein Mann solle seiner Frau ‘als einem schwächeren Gefäß Ehre zuerkennen’ und mit ihr „gemäß Erkenntnis“ verfahren. Warum? Damit seine Gebete nicht behindert würden (1. Petr. 3:7). Ein Christ, der es bewußt versäumt, auf seine Frau Rücksicht zu nehmen oder ihr die nötige Führung zu geben, kann nicht mit reinem Gewissen frei zu Gott sprechen. Statt dessen fühlt er sich verurteilt, da er weiß, daß er dem Gebot Gottes nicht gehorcht. Er zögert, offen zu Gott zu sprechen, und in Anbetracht seines unchristlichen Benehmens kann er nicht erwarten, daß Gott seine selbstsüchtige Handlungsweise gutheißen oder unterstützen wird. Das kann sich auf sein geistiges Wohl verhängnisvoll auswirken. Es könnte bedeuten, daß er den heiligen Geist nicht mehr empfängt, den er benötigt, um treu zu bleiben. Aufgrund seines geschwächten Zustandes mag er dann einen ernsthaften Fehltritt begehen, der es erfordert, daß die Versammlung einschreitet. Ja seine Lebensweise, die sich nicht nach Gottes Denken, sondern nach dem der Welt richtet, hat sein Gebet zu Jehova und seine Stellung in der Christenversammlung beeinflußt. Ein Christ, der sich des engen Zusammenhangs zwischen seinem Privatleben und seinem Verhältnis zu Gott bewußt ist, wird sich jederzeit bemühen, gottgefällig zu denken und zu handeln (Luk. 11:9-13; vergleiche Jakobus 1:5-8; 1. Johannes 4:17).
WIE UNS DIE VERSAMMLUNG HELFEN KANN, GEISTESMENSCHEN ZU WERDEN
18, 19. (a) Wie können uns die Ältesten in der Versammlung helfen, „Christi Sinn“ zu entwickeln? (b) Welchen Vorteil hat der Geistesmensch gegenüber dem fleischlichen Menschen?
18 Wenn man ein Geistesmensch sein und sich von der Welt unterscheiden möchte, benötigt man auch den regelmäßigen Umgang mit der neuzeitlichen Versammlung der Zeugen Jehovas. Die Männer, die von Gottes theokratischer Organisation zu Ältesten ernannt worden sind, sind in der Lage, einem persönlich zu helfen (Eph. 4:11-16). Wenn es bei dir ein Anzeichen für eine verkehrte Denkweise gibt, wird es mit der Zeit offenbar werden, denn jedes Unrecht wird schließlich anderen auffallen (Gal. 6:7; 1. Tim. 5:24, 25). Die Ältesten in den Versammlungen der Zeugen Jehovas besitzen Unterscheidungsvermögen, und da sie „Christi Sinn“ haben, sehen sie bei anderen oft schon früh Warnzeichen einer fleischlichen Denkweise. Sie haben die Verantwortung, ‘sorgfältig darüber zu wachen’, daß „jemand, der heilige Dinge nicht wertschätzt [„irdisch gesinnt“ ist, Albrecht]“, die Versammlung nicht zum Schlechten beeinflußt (Hebr. 12:15-17). Aus dem einen oder anderen Grund, der mit verkehrtem Umgang, einer weltlichen Arbeit oder der Erziehung zusammenhängen mag, siehst du selbst vielleicht einige Dinge nicht ganz klar; deine Denkweise mag etwas fleischlich sein.
19 Der Apostel Paulus sagte: „Ein physischer Mensch aber nimmt die Dinge des Geistes Gottes nicht an, denn sie sind ihm Torheit; und er vermag sie nicht zu erkennen, weil sie geistig beurteilt werden. Der Geistesmensch dagegen beurteilt in der Tat alle Dinge, er selbst aber wird von keinem Menschen beurteilt“ (1. Kor. 2:14, 15). Jemand, der nicht aufhört, alles vom fleischlichen Standpunkt aus zu betrachten, kann nicht erkennen, daß an seiner Stellung vor Gott etwas verkehrt ist. Aber der Geistesmensch, der mit dem Denken Jesu Christi im Einklang ist, versteht mit Hilfe des Geistes Gottes nicht nur Gottes geoffenbartes Vorhaben, sondern erkennt auch die verkehrte Handlungsweise des fleischlichen Menschen. Wenn wir daher die Hilfe der Ältesten in der Christenversammlung annehmen, wird es uns leichter fallen, uns vor fleischlichen Neigungen zu hüten.
20. Helfen uns nur die Ältesten, geistig gesinnt zu werden? Erkläre es.
20 In vieler Hinsicht helfen uns aber alle Zeugen Jehovas, nicht nur die Ältesten, geistiggesinnte Männer und Frauen zu werden. Wenn wir mit ihnen zusammen sind, erkennen wir, daß die guten Eigenschaften, über die wir in der Bibel lesen und die Christen von der Welt unterscheiden, ein Bestandteil der Persönlichkeit der Diener Gottes in der heutigen Zeit sind. Außerdem haben viele in der Versammlung ihre eigenen besonderen Eigenschaften oder Fähigkeiten. Einer ist gastfreundlich, ein anderer hat großes Wissen, und wieder ein anderer ist sehr verständnisvoll. Dann gibt es einige, die wir zunächst für ganz „gewöhnliche Menschen“ halten mögen. Aber wenn wir sie näher kennenlernen und erfahren, wie sehr sie kämpfen mußten, um ihren Glauben zu bewahren, dann fühlen wir uns zu ihnen hingezogen, nicht wahr? Vielleicht stellen wir sogar fest, daß diese „gewöhnlichen Menschen“ bereits genau die Probleme überwunden haben, denen wir noch gegenüberstehen. Eine solch enge Gemeinschaft fördert in uns unweigerlich Eigenschaften wie Herzlichkeit, Freundlichkeit und Demut. Diese guten Eigenschaften werden weiterentwickelt, während man sich mit der Versammlung daran beteiligt, im Predigtdienst weitere Personen „diese gute Botschaft vom Königreich“ zu lehren (Matth. 24:14).
21. (a) Welche Gefahr, die eine fleischliche Geistesverfassung verraten würde, müssen wir meiden? (b) Zähle die Eigenschaften der wahren christlichen Persönlichkeit auf.
21 Während man daran arbeitet, eine neue Persönlichkeit zu entwickeln, muß man natürlich darauf achten, daß die Eigenschaften, die man erwirbt, wirklich von einer geistigen Gesinnung zeugen. Wer zum Beispiel denkt, er sei geistig gesinnt, weil er ein frommes Gesicht macht oder außerordentliche Opfer bringt, um vor anderen als „gerecht“ zu erscheinen, ist in Wirklichkeit pharisäerhaft (Matth. 6:5-8). Paulus zeigt in Kolosser 2:16-23, daß solche, die an einer „selbstauferlegten Form der Anbetung und Scheindemut“ oder an einer „strengen Behandlung des Leibes“ Gefallen haben, in Wirklichkeit eine „fleischliche Geistesverfassung“ verraten. Ihr Denken wird nicht von einer echten, von Herzen kommenden Demut beeinflußt, sondern von einem hochmütigen Verlangen nach Ansehen. Die wahre christliche Persönlichkeit wird vom Apostel Paulus danach in Kolosser 3:5-15 beschrieben:
„Ertötet daher die Glieder eures Leibes, die auf der Erde sind, in bezug auf Hurerei, Unreinheit, sexuelle Gelüste, schädliche Begierde und Habsucht, die Götzendienst ist. Dieser Dinge wegen kommt der Zorn Gottes. Gerade in diesen Dingen wandeltet auch ihr einst, als ihr in ihnen lebtet. Nun aber legt sie wirklich alle von euch ab: Zorn, Wut, Schlechtigkeit, Lästerworte und unzüchtige Rede aus eurem Munde. Belügt einander nicht. Streift die alte Persönlichkeit mit ihren Handlungen ab, und kleidet euch mit der neuen Persönlichkeit, die durch genaue Erkenntnis erneuert wird nach dem Bilde des Einen, der sie geschaffen hat ... Kleidet euch somit als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte, mit der innigen Zuneigung des Erbarmens, mit Freundlichkeit, Demut, Milde und Langmut. Fahrt fort, einander zu ertragen und einander bereitwillig zu vergeben, wenn jemand Ursache zu einer Klage gegen einen anderen hat. So, wie Jehova euch bereitwillig vergeben hat, so tut auch ihr. Außer allen diesen Dingen aber kleidet euch mit Liebe, denn sie ist ein vollkommenes Band der Einheit. Und der Friede des Christus herrsche in eurem Herzen, denn dazu seid ihr in der Tat in e i n e m Leibe berufen worden. Und erweist euch als dankbar.“
22, 23. Wie geht aus dem Leben des Petrus hervor, daß ein Geistesmensch nicht vollkommen sein muß?
22 Man muß sich wirklich anstrengen, wenn man ein Geistesmensch sein möchte. Gib nicht auf, während du daran arbeitest, „Christi Sinn“ zu entwickeln. Denke daran, daß jemand, der ein Geistesmensch ist, durchaus nicht in jeder Hinsicht ohne Fehler ist und daß nicht alle seine Probleme und fleischlichen Neigungen verschwinden. Einige Ereignisse im Leben des Apostels Petrus zeigen dies. Bei einer Gelegenheit beantwortete Petrus Jesu Frage „Was sagt ihr, wer ich sei?“ richtig. Jesus lobte ihn, weil seine Antwort Geistiggesinntsein verriet, und sagte: „Nicht Fleisch und Blut [haben] es dir geoffenbart ..., sondern mein Vater, der in den Himmeln ist.“ Als Petrus später jedoch versuchte, Jesus eine unangebrachte Freundlichkeit zu erweisen, wurde ihm gesagt: „Du [denkst] nicht Gottes Gedanken ..., sondern die der Menschen.“ Es war immer noch fleischliches Denken vorhanden, gegen das er ankämpfen mußte (Matth. 16:15-23).
23 Nicht einmal ein Jahr danach erlag Petrus zu seinem Kummer der Menschenfurcht und verleugnete Jesus dreimal. Er bereute. Aber verlor er die Neigung, unter dem Druck der Menge nachzugeben? Nein. Jahre danach mußte Petrus wegen der gleichen Schwäche wieder zurechtgewiesen werden, diesmal von Paulus (Luk. 22:34, 54-62; Gal. 2:11-14). Es scheint, daß Petrus, ein Apostel und Geistesmensch, sein ganzes Leben an dieser Schwäche arbeiten mußte. Auch Paulus berichtet uns, daß er sich selbst in Zucht nehmen mußte, um immer richtig zu handeln (1. Kor. 9:24-27). So mag auch heute ein Geistesmensch seine Schwächen haben, aber wenn er ernsthaft Gottes Wort studiert und es in seinem Leben anwendet und auf Gottes stärkenden Geist vertraut, kann ihm geholfen werden, sie zu überwinden.
24. Welchen weiteren Gesichtspunkt, der für Geistesmenschen von Bedeutung ist, müssen wir noch behandeln?
24 Aber es gilt, noch etwas Wichtiges zu berücksichtigen, wenn man sich als ein wahrer Geistesmensch erweisen will. Was ist das? Die Bereitschaft, all den Widerstand auf sich zu nehmen, den die fleischlichgesinnte Welt Fußstapfennachfolgern Christi Jesu entgegenbringt. Die Welt liebt nämlich Menschen, die „Christi Sinn“ offenbaren, nicht. Aber du kannst ihren Haß mit großer Freude und Befriedigung ertragen, wenn du das möchtest. Der folgende Artikel zeigt, wie das möglich ist.