Die Macht unrechter Begierden erkennen
„Sondern jeder wird versucht, indem er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Wenn dann die Begierde befruchtet ist, gebiert sie Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, bringt den Tod hervor.“ — Jak. 1:14, 15, NW.
1, 2. Wer war Achan, und in welcher Weise bekundete er Ungehorsam?
EIN funkelnder Goldbarren, glitzerndes Silber und ein schönes Gewand kosteten einem Manne das Leben. Das geschah, als die Nation Israel die Stadt Jericho im fünfzehnten Jahrhundert vor Christus eroberte. Der Mann hieß Achan. Er war ein Soldat im Heere Israels. Dem Heer war befohlen worden, alles, was sich in der Stadt befand, zu zerstören. Nichts sollte erbeutet werden, mit Ausnahme des Goldes und Silbers sowie anderer Metalle, die man dort fände, aber solches durfte nicht Privatbesitz der Soldaten werden, sondern es mußte in den israelitischen Schatz gelegt werden, der Jehova Gott geweiht war.
2 Man blicke nun in jene Zeit zurück und beobachte, was geschah, als Jericho von Haus zu Haus durchsucht wurde. Achan befindet sich allein in einem der Häuser. Er hat einen Goldbarren gefunden, etwas Silber und ein schönes chaldäisches Gewand. Während er das Kleidungsstück umfaßt, kommt ihm der Gedanke: Wie schade, ein so schönes Gewand zu vernichten! Je mehr er es betrachtet und je mehr er feststellt, welch feines Gewebe es ist, um so mehr erwacht der Wunsch in ihm, es für sich zu behalten. Dasselbe gilt für das Gold und das Silber, das er aufhebt, wobei er in den Händen die Schwere des Gewichts fühlt. Er läßt zu, daß das Verlangen nach diesen verbotenen Dingen in ihm wächst. Weil ihn in dem gedämpften Licht im Innern des Hauses niemand sieht, wächst ihm der Mut, seine Begierde zu stillen. Er kann sich nicht vorstellen, wie jemand in der Lage sein könnte, zu entdecken, daß er diese Dinge weggenommen hat. Man würde sie als Stadtgut niemals vermissen. Durch diesen Gedanken ermutigt, verbirgt er die Sachen und trägt sie aus der verurteilten Stadt in sein Zelt hinaus. Dort, wo er sich allein befindet, legt er in einer Ecke den Bodenteppich zurück, gräbt ein Loch in den Boden und vergräbt seine Beute. Nachdem Achan den Teppich wieder in die rechte Lage gebracht hat, geht er mit einem Gefühl der Befriedigung weg. Er hat seinen Wunsch erfüllt, ohne dadurch indes weiser geworden zu sein.
3. Weshalb blieben Achans unrechte Taten nicht unbeachtet?
3 Achan hatte ein unrechtes Verlangen genährt und auch befriedigt. Doch trotz seiner Selbstsicherheit blieb seine Tat nicht unbeachtet. Wohl nahm kein Menschenauge seine ungehorsame Tat wahr, aber Gottes Auge sah sie. Da der Gott Israels nicht zuließ, daß eine solche Person unter seinem erwählten Volke sei, um es zu verderben, ließ er Josua wissen, daß Israel durch eine Tat willentlichen Ungehorsams und des Diebstahls in seinen Augen unrein geworden war. „Da sprach Jehova zu Josua: ‚Du, steh auf! Warum fällst du auf dein Angesicht? Israel hat gesündigt, auch haben sie meinen Bund übertreten, den ich ihnen als Gebot auferlegt habe, und sie haben auch von dem genommen, was für die Vernichtung bestimmt war, und haben außerdem gestohlen und es ferner geheimgehalten und es auch unter ihre Geräte gelegt. Und die Söhne Israel werden sich gegen ihre Feinde nicht aufmachen können. Ihren Feinden werden sie den Rücken zukehren, denn sie sind für die Vernichtung bestimmt worden. Ich werde nicht mehr mit euch sein, es sei denn, ihr vertilgt das, was für die Vernichtung bestimmt ist, aus eurer Mitte.‘“ — Jos. 7:10-12, NW.
4. Wie wurde er entdeckt und bestraft?
4 Josua ließ nun jeden Stamm an sich vorübergehen, und Gott wies ihn darauf hin, daß der Schuldige vom Stamme Juda sei. Dann wurde von diesem Stamme die Familie der Sarchiter (oder Serachiter) ausgesondert. Jeder Mann dieser Familie zog vorüber. Dann kam Achan an die Reihe. Als er vor Josua hintrat, zeigte Gott, daß dies der Schuldige sei. „Dann sprach Josua zu Achan: ‚Mein Sohn, gib doch bitte Jehova, dem Gott Israels, die Ehre und lege ihm ein Bekenntnis ab, und sage mir bitte: Was hast du getan? Verhehle es mir nicht!‘“ (Jos. 7:19, NW) Als Achan seine Untat bekannte, begaben sich Boten in sein Zelt, gruben die Beute aus und brachten sie Josua. Darauf wurde Achan aus dem Lager hinausgeführt und zu Tode gesteinigt. So führte die Begierde, die ihn zur Sünde verleitet hatte, zu seinem Tode.
5. Welche Lektion enthält für uns Achans Erfahrung?
5 Achans Erfahrung veranschaulicht deutlich die Macht eines unrechten Verlangens und zeigt, wohin eine solche Begierde führt. Sie enthüllt, daß unrechte Begierden, auch wenn im Verborgenen befriedigt, dennoch gesehen werden. Jehova Gott, der universelle Souverän, sieht so etwas, aber böse Menschen, wie Achan einer war, erfassen diese Tatsache nicht. „Er spricht in seinem Herzen: Gott vergißt; er verbirgt sein Angesicht, niemals sieht er’s!“ (Ps. 10:11) Jehova aber sieht es und wird es nicht vergessen. Somit heißt es, sehr sorgfältig zu sein mit Bezug auf die Wünsche, die man pflegt, und sich zu vergewissern, daß sie nicht von unrechter Art sind.
6. Was sollte man im Sinn behalten?
6 Man sollte das im Sinn behalten, was der biblische Schreiber Jakobus über unrechte Begierden und ihre Folgen gesagt hat: „Sondern jeder wird versucht, indem er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Wenn dann die Begierde befruchtet ist, gebiert sie Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, bringt den Tod hervor.“ (Jak. 1:14, 15, NW) So verhielt es sich bei Achan. Sein Verlangen nach einem Goldbarren, nach etwas Silber und einem Gewand verleitete ihn zur Sünde, und die Sünde führte zum Tode. Wenn du also die unwiderstehliche Anziehungskraft eines Verlangens in dir spürst, die dich zu etwas hinzieht, was nach der Schrift unrecht ist, so rufe dir das in den Sinn, was die Bibel über die Begierden sagt. Denke daran, was Achan widerfuhr. Dann raffe deine Willenskraft zusammen, um der Lockung zu widerstehen. Wenn du nicht starken Widerstand leistest, wird das Verlangen immer mächtiger werden, bis es schließlich fruchtbar wird, indem es dich zur Sünde verleitet, wodurch du dir das göttliche Vernichtungsurteil zuziehst.
VIELE SIND UNRECHTEN BEGIERDEN ERLEGEN
7. Welche Fehler haben einige gemacht?
7 In vergangenen Jahren kam es vor, daß Gott hingegebene Christen dachten, sie könnten mit einer unrechten Begierde spielen, ohne sich selbst zu schaden. Sie waren vor deren Macht nicht auf der Hut. Wenn ein solches Verlangen sie lockte, schlugen sie es sich nicht aus dem Sinn, sondern nährten es. Sie hingen ihm in ihren Gedanken nach, und während sie das taten, wurde ihre Widerstandskraft schwächer, bis das Verlangen die Übermacht gewann und sie zuließen, daß es fruchtbar wurde. Durch ein solch unrechtes Tun wurden sie in Gottes Augen unrein und wurden untauglich, in seiner theokratischen Organisation zu bleiben, gleichwie Achan dazu untauglich wurde. Deshalb entzog Gott ihnen die Gemeinschaft. Er behielt sie nicht mehr als seine Diener. Während einer gewissen Zeit bekundete nur eine kleine Zahl solcher Personen aufrichtige Reue, und durch Gottes unverdiente Güte wurde ihre Sünde vergeben. Dann wurde ihnen gestattet, wieder in die theokratische Organisation zurückzukehren. Aber diese Rückkehr in die Gunst Gottes bedeutete einen äußerst schwierigen Gang. Es wäre viel besser für sie gewesen, hätten sie von Anfang an dem unrechten Verlangen widerstanden.
8. Was hatte Petrus über die zu sagen, die unrechten Begierden nachgingen, ohne Reue zu bekunden?
8 Personen, die verfehlt haben, aufrichtige Reue zu bekunden, steht die ewige Vernichtung bevor. Von diesen spricht der Apostel Petrus, wenn er sagt: „Ferner werden viele vom Wege abkommen und ihren Handlungen eines zügellosen Wandels folgen, und um dieser willen wird der Weg der Wahrheit gelästert werden. Auch werden sie euch infolge ihrer Habsucht mittels trügerischer Worte ausbeuten. Was aber sie betrifft, zögert das Gericht von alters her nicht, und ihr Verderben schlummert nicht.“ (2. Pet. 2:2, 3, NW) Somit darf man im Geiste nicht mit unrechten Begierden spielen, sondern muß sie vollständig aus dem Sinn hinaustun. Laßt sie nicht erst Wurzel fassen.
9. Welchen Fehler beging Eva?
9 Die Bibel beschreibt viele Beispiele von Personen, die gleich Achan diese Tatsache nicht erkannten. In jedem Falle waren die Ergebnisse dieselben — ein unrechtes Verlangen führte zur Sünde und die Sünde zum Tode. Dies widerfuhr Eva, dem ersten Weibe. Als ihr gesagt wurde, daß sie durch das Essen der verbotenen Frucht im Garten Eden weise, ja wie Gott werden würde, also fähig, selbst zu entscheiden, was gut und böse sei, begann sie die Frucht zu begehren, und je mehr sie darüber nachdachte, um so begehrenswerter wurde diese in ihren Augen, um so mehr wuchs ihr Verlangen danach. „Demzufolge sah das Weib, daß die Frucht des Baumes gut war zur Speise und daß sie eine Lust war für die Augen, ja, daß den Baum anzuschauen begehrenswert war. So begann sie, von seiner Frucht zu nehmen und davon zu essen.“ (1. Mose 3:6, NW) Auf diese Weise wurde ihr unrechtes Verlangen durch Sünde fruchtbar. Sie beging den Fehler, es zu nähren, statt es von Anfang an aus dem Sinn zu verbannen. Zur bestimmten Zeit führte diese Sünde zu ihrem ewigen Tode.
10. Welches unrechte Verlangen nährte Adam?
10 Im Falle Adams war es sein Verlangen, lieber Eva zu gefallen als Jehova zu gehorchen, das ihn zur Sünde verleitete. Als er aus einem anderen Teil des Gartens zurückkehrte und sah, was Eva getan hatte, wies er sie nicht zurecht und lehnte es nicht ab, sich an ihrer Sünde zu beteiligen. Statt dessen nahm er die Frucht aus ihrer Hand entgegen und schloß sich ihr in dem Akt des willentlichen Ungehorsams gegen Gott an. Sein Verlangen, ihr zu gefallen, führte ihn zur Rebellion gegen Gott. „Und zu Adam sprach er [Jehova]: ‚Weil du auf die Stimme deines Weibes hörtest und begannst, von dem Baume zu essen, bezüglich dessen ich dir dieses Gebot gab: „Du sollst nicht von ihm essen“, ist der Erdboden verflucht um deinetwillen.‘“ Da Adam im voraus davor gewarnt worden war, daß er, wenn er von dieser Frucht äße, sterben müßte, bedeutete sein Ungehorsam die Rückkehr zu leblosem Staub, aus dem er gemacht worden war. „Denn Staub bist du, und zum Staube wirst du zurückkehren.“ (1. Mose 3:17-19, NW) So führte Adams unrechte Begierde zur Sünde und seine Sünde zum Tode.
11. Warum können wir mit Bestimmtheit sagen, eine Person könne nicht ein unrechtes Verlangen hegen, ohne sich selbst zu schaden?
11 Wenn die unrechte Begierde die Macht hatte, einen vollkommenen Mann und sein Weib in die Sünde und damit in ihren Tod zu ziehen, wer könnte dann so unbesonnen sein, zu sagen, ein unvollkommener Mensch wäre imstande, ein unrechtes Verlangen in seinen Gedanken zu nähren, ohne sich am Ende zu seiner Befriedigung verleiten zu lassen? Jesus sagte ohne Zweifel dieser Tatsache wegen: „Aber ich sage euch, daß jeder, der andauernd ein Weib anblickt, so daß er in Leidenschaft zu ihr entbrennt, in seinem Herzen schon mit ihr Ehebruch begangen hat.“ (Matth. 5:28, NW) Es könnte gesagt werden, daß ein solcher Mensch in seinem Herzen Ehebruch begangen hat, denn wenn er die Gelegenheit hätte, so würden ihn seine unrechten Begierden veranlassen, tatsächlich Ehebruch zu begehen, oder eine ledige Person würde durch sie zur Hurerei veranlaßt werden.
12. Wie wurde David zur Sünde verleitet, und was lehrt uns seine Erfahrung?
12 Dieser Grundsatz erwies sich im Falle des Königs David als wahr. Als er auf dem Dache seines Palastes wandelte, sah er, wie Bathseba sich badete. Mit leidenschaftlichem Verlangen beobachtete er sie. Dieses Verlangen wurde in ihm übermächtig, und er trachtete danach, es zu stillen, und tat es schließlich auch, obwohl Bathseba die Frau eines anderen Mannes war. Nun ordnete er an, daß ihr Mann in die vordersten Schlachtreihen geschickt wurde, damit er dort gewißlich umkomme. Dann, nachdem der Mann gefallen war, pflegte David sein unrechtes Verlangen weiter, indem er sich Bathseba zum Weibe nahm. So führte der Wunsch, den er in seinem Innern groß werden ließ, indem er Bathseba anschaute, zu einer Handlungsweise, die in Gottes Augen sündhaft war. Hätte David nicht einen so aufrichtig reuevollen Geist bekundet, als der Prophet Nathan ihn auf sein Unrecht hinwies, so hätte diese Sünde David das Leben gekostet. Eine unrechte Begierde muß also gleich von Anfang an erkannt werden, und man muß alle Anstrengungen machen, sich diese aus dem Sinn zu schlagen.
13. (a) Wieso wissen wir, daß selbst Engel der Macht unrechter Begierden ausgesetzt sind? (b) Welchem Verlangen gab der erste Engel nach, der sündigte?
13 Wie unbedingt erforderlich dies ist, kann noch besser verstanden werden, wenn man sich daran erinnert, daß selbst Engel der Macht unrechter Begierden erlegen sind. Diese mächtigen himmlischen Geschöpfe sind nicht frei davon, obwohl sie den Menschen weit überlegen sind. Viele sind ihnen zum Opfer gefallen. Der erste, der fiel, ließ sich durch Stolz und durch das Verlangen überwältigen, Jehova, dem universellen Souverän, gleich zu sein. Er sah seine Gelegenheit, seine Begierde durch den ersten Mann und die erste Frau Frucht bringen zu lassen. Er wußte, daß die Menschen schließlich die Erde mit ihresgleichen füllen würden. Daher sah er sich gleichsam in einer Vision über eine Erde herrschen, die mit Menschen gefüllt wäre, die alle ihn anbeten und ihm dienen würden. Wahrscheinlich war das nicht das Ende seines ehrgeizigen Verlangens, sondern als nächstes sah er sich über das ganze Universum herrschen, indem er die gleiche Stellung innehätte wie Jehova Gott selbst. Dieses vermessene Streben wurde zu einem verzehrenden Verlangen. Da er es nährte, wuchs es und verleitete ihn zur Auflehnung gegen Gott. Weil dieser Geistrebell einen Weg der Verleumdung und des Widerstandes gegen Jehova einschlug, wird er Satan, der Teufel, genannt.
14, 15. (a) Erkläre, wie die Engel zur Zeit Noahs zur Sünde verleitet wurden. (b) Was zogen sie sich durch ihre Sünde zu?
14 Später, in den Tagen Noahs, sündigten weitere Engel. Auch diese begingen den Fehler, im Geiste ein unrechtes Verlangen zu nähren, bis sie davon überwältigt wurden. Sie sahen die Freuden, die die Menschen in der geschlechtlichen Vereinigung fanden, und wünschten sie für sich, wiewohl Engel geschlechtslos erschaffen worden waren. Indem sie die Begierde in ihrem Sinn nährten, pflegten sie sexuelle Gelüste, die immer stärker wurden, während sie mit leidenschaftlichem Verlangen die Töchter der Menschen fort und fort betrachteten. Sie wußten, daß es für sie verkehrt war, solche Gedanken zu hegen, taten es aber dennoch. Auch wußten sie, daß sie ihren Platz in den Himmeln hatten und daß sie zufrieden sein sollten mit der Stellung, die Gott ihnen dort gegeben hatte, statt den Wunsch zu hegen, sich unter die Menschen zu mischen. Sie waren von einer bestimmten Art des Lebens, und die Menschheit war von einer anderen Art. Da es gegen das Gesetz Gottes war, die beiden Arten des Lebens zu vermengen, hätten sie den Gedanken, auch selbst die sexuellen Freuden des Menschen zu genießen, aus ihrem Sinn verbannen sollen. Sie hätten ihn beseitigen sollen, bevor er als Begierde Wurzel faßte und stärker und stärker wurde, bis er sie verzehrte. Das hätten sie tun sollen, aber gerade das taten sie nicht.
15 Um ihre Gelüste zu befriedigen, verließen jene Engel im Ungehorsam gegen Gott ihre himmlischen Stellungen und materialisierten sich, erschienen in fleischlichen Leibern und heirateten die Töchter der Menschen. Durch diese Sünde zogen sie sich Jehovas ungünstiges Gericht zu, das er zu seiner bestimmten Zeit vollziehen wird. „Und die Engel, die ihre ursprüngliche Stellung nicht bewahrten, sondern ihre eigentliche Wohnstätte verließen, hat er mit ewigen Banden unter tiefer Finsternis für das Gericht des großen Tages aufbehalten.“ (Judas 6, NW) So wie bei den Menschen war es bei ihnen — ein unrechtes Verlangen verleitete sie zur Sünde, und Sünde wird ihre Vernichtung bedeuten. Wenn somit unrechte Begierden die Macht haben, selbst Engel in die Sünde und ins Verderben zu ziehen, wie könnten dann unvollkommene Menschen solche nähren, ohne sich zu schaden?
16. Zufolge welcher unrechten Begierden ging Judas in die Vernichtung, und welche Wahrheit veranschaulicht seine Erfahrung?
16 Judas ist ein Beispiel dafür, daß man dies nicht tun darf. Er hegte den Wunsch nach Geld. Er ließ zu, daß dieser Wunsch stärker wurde, bis er ihn zum Diebe machte und außerdem zum Verräter am Sohne Gottes. Was ihm widerfuhr, veranschaulicht treffend die Wahrheit der Worte, die in 1. Timotheus 6:9, 10 (NW) aufgezeichnet sind: „Die aber entschlossen sind, reich zu werden, geraten in Versuchung und in eine Schlinge und in viele sinnlose und schädliche Begierden, die die Menschen ins Verderben stürzen und zugrunde richten. Denn die Geldliebe ist eine Wurzel von jeder Art schädigender Dinge, und indem einige dieser Liebe nachstrebten, sind sie vom Glauben weg in die Irre geführt worden und haben sich selbst überall mit vielen Schmerzen durchstochen.“ Genau das widerfuhr Judas. Seine Liebe zum Gelde führte ihn vom Glauben hinweg und stürzte ihn ins Verderben. Sein Schicksal sollte allen Gott hingegebenen Christen, die den Fehler begehen, ein Verlangen nach Reichtum zu pflegen, zur Warnung dienen.
17. Warum sollten wir wachsam sein, um die Begierde nach Geld zu unterdrücken?
17 Einige Personen, die einst Gott hingegebene Christen waren, verfehlten jedoch, aus der Kenntnis des Geschickes Judas’ Nutzen zu ziehen. Sie ließen zu, daß das Verlangen nach Geld sie verschlang, und wurden so wie Judas vom Glauben hinweg in die Irre geführt. Sie ließen sich durch die Liebe zum Reichtum von der theokratischen Organisation hinwegködern und sind heute vollständig darin vertieft, diese Liebe zu befriedigen. Sie haben kein weiteres Interesse, auf dem Wege zum Leben zu wandeln. Da dies schon einer Anzahl widerfahren ist, kann es nicht auch anderen widerfahren? Kann es nicht auch dir widerfahren? Das ist möglich, wenn du nicht wachsam bist, um der trügerischen Begierde nach Reichtum zu widerstehen. Du darfst nicht zulassen, daß sie dich deiner bemächtigt. Achte also darauf, ob sich dir lockende Geschäftsangebote zeigen, die dich davon abhalten könnten, regelmäßig mit der Neuen-Welt-Gesellschaft zusammenzukommen, und die so viel von deiner Zeit fordern, daß du die Heilige Schrift nicht mehr regelmäßig studieren oder nicht mehr am christlichen Dienste teilnehmen kannst. Ein Gott hingegebener Christ sollte sich in der Richtung bewegen, in der er dem Bibelstudium und dem Dienste Gottes eher mehr als weniger Zeit widmet.
LIEBE ZU MATERIELLEN DINGEN
18, 19. Welcher Gefahr gegenüber sieht sich ein Christ in bezug auf die Lockungen der materiellen Dinge der Welt, und weshalb muß er seine Begierden beherrschen?
18 Ein Christ mag denken, Geldliebe könne ihn nicht in ihr Garn locken. Er mag aber in das Garn der Liebe zu materiellen Dingen verstrickt sein. Er sieht die gleißenden Auslagen all der Verbraucherprodukte, die die Industrie heute ausschüttet. Er sieht und hört die verlockenden Reklamen, die den Wunsch nach diesen Dingen zur Flamme entfachen. Der Gedanke kommt ihm, wie gern er doch dies und das haben würde. Er besitzt vielleicht einen bezahlten Wagen, sieht aber zum Beispiel das lockende Angebot eines Wagens neuesten Modells und stellt sich vor, wie vornehm er im Torweg aussehen würde. Aber da er sich diesen Wagen nicht leisten kann, findet er nichts Übles dabei, von ihm zu träumen. So träumt er denn, wie er am Steuer dieses eleganten Wagens auf der Autobahn fährt. Er fühlt, wie leicht er sich fahren läßt. Er hört das leise Surren seines Motors und fühlt dessen Kraft, wenn er Gas gibt. Während er unablässig, Tag für Tag, davon träumt, wird sein Verlangen immer stärker, und es dauert nicht lange, so steht er in einem Auto-Ausstellungsraum, um sich das Modell einmal näher anzuschauen. Nachdem er mit dem Verkäufer gesprochen hat, geht er heim und rechnet nach, wie sich die Sache finanzieren ließe, selbst wenn er Schulden machen müßte. Er faßt sogar ins Auge, Überstunden zu machen, um sich das nötige Geld zur Abzahlung der Schuld zu verdienen. Er ist also bereit, über seine Mittel zu leben und kostbare Zeit zu opfern, die dem Studium und dem Dienste Gottes gewidmet werden könnte, damit er das brennende Verlangen nach diesem neuen Wagen befriedigen kann, das er gepflegt hat. Natürlich mag eine andere Person den Wunsch nach etwas anderem hegen. Auf jeden Fall trachtet der Betreffende nach materiellen Dingen, und dies auf Kosten der geistigen. Wer auf diesem Wege verharrt und zuläßt, daß selbstsüchtige Begierden ihm die Zeit und Aufmerksamkeit rauben, die er Gott schuldet, den wird in kurzem das Fieber des Materialismus geistig töten, und das wird wiederum dazu führen, daß er zusammen mit denen, die diese materialistische Welt lieben, auch physisch umkommt.
19 Materielle Bequemlichkeiten und Kostspieligkeiten zu besitzen ist an sich kein Unrecht, wenn man sich diese leisten kann und ihnen den rechten Platz zuweist. Sie sollten dir aber dienen und dich nicht versklaven. Wache also über deine Begierden und beherrsche sie, damit sie nicht schließlich dich beherrschen. Wenn du heute ein Christ bist, können sie dich von der geistlichen Gesinnung wegziehen, wenn du dies zuläßt. Sie können dich in den Treibsand des Materialismus hineinziehen, und du wirst allmählich aus dem Blickfeld verschwinden und in den Reihen der Neuen-Welt-Gesellschaft nicht mehr zu sehen sein. Auf diese Weise werden sie dich vom schmalen Pfade, der zu ewigem Leben führt, weggezogen haben. „Geht ein durch die enge Pforte; denn breit und geräumig ist der Weg, der ins Verderben führt, und viele gibt es, die auf ihm dort hingehen. Doch schmal ist die Pforte und eingeengt der Weg, der zum Leben führt; und wenige gibt es, die sie finden.“ (Matth. 7:13, 14, NW) Einige begeben sich auf diesen eingeengten oder schmalen Weg und bleiben vielleicht viele Jahre darauf, lassen dann aber zu, daß die magnetische Anziehungskraft unrechter Wünsche sie davon weg auf den breiten Weg lockt, auf dem diese materialistische Welt wandelt. So kann ein Christ zulassen, daß ihn die Liebe zu materiellen Dingen umgarnt. Auf diese Weise hegt und pflegt er falsche Begierden, die ihm aber nur Schaden bringen können. Solches ist für ihn so unheilvoll, wie es für Judas die Geldliebe war.
BEHERRSCHE SÜNDIGE BEGIERDEN
20, 21. (a) Wie hat diese Welt verfehlt, ihr sinnliches Verlangen innerhalb der schriftgemäßen Grenzen zu bewahren, und was ist das Ergebnis gewesen? (b) Warum muß sich ein Christ entschieden in Zucht nehmen?
20 Fleischliche Begierden zu beherrschen mag jemandem schwerer fallen als das intensive Verlangen nach materiellen Dingen in Schach zu halten. Wenn sie genährt werden, werden sie zu einer Flamme, die jemanden verzehrt, so daß die Sittengesetze für ihn bedeutungslos werden. Die weitverbreitete Unsittlichkeit dieser alten Welt legt hierfür ein beredtes Zeugnis ab. Statt den schriftgemäßen Verboten der Unsittlichkeit zu gehorchen, übersieht die Welt sie und läßt es geschehen, daß ihre sexuellen Wünsche über die erlaubten Grenzen hinausgehen. Ein sexuelles Verlangen ist an sich kein Unrecht, denn der Schöpfer hat es den Menschen eingepflanzt; aber zum Unrecht wird es dann, wenn man sich davon beherrschen und über die gesetzlichen Grenzen hinauslocken läßt, die Gott festgelegt hat. Der Christ darf somit nicht dem schlechten Wege folgen, dem die Welt folgt, sondern muß seine Wünsche beherrschen. Dies verlangt eine Anstrengung seiner Willenskraft. Er muß sich entschieden anstrengen, seine Gedanken nicht bei unrechten sexuellen Begierden verweilen zu lassen, da sie ihn sicher zur Sünde verleiten.
21 Da diese Welt zugelassen hat, daß ihre Begierden über die von der Heiligen Schrift festgesetzten Grenzen hinausgehen, ist sie voll von verderbten, lüsternen Menschen. Über diese sagt die Bibel: „Daher überließ Gott sie, weil sie dies im Herzen begehrten, der Unreinigkeit, so daß ihre Leiber untereinander entehrt würden, eben jene, die die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauschten und der Schöpfung mehr Verehrung und heiligen Dienst darbrachten als dem einen Schöpfer, der immerdar gepriesen (gesegnet) sei. Amen. Darum überließ Gott sie schändlichen sexuellen Gelüsten, denn (sowohl) ihre Weiber verkehrten den natürlichen Gebrauch ihrer selbst in einen widernatürlichen, und gleicherweise verließen auch die Männer den natürlichen Gebrauch des Weibes und entbrannten in ihrer wilden Gier zueinander, Männer mit Männern, indem sie obszöne Dinge trieben und an sich selbst die volle Vergeltung empfingen, die ihnen für ihre Verfehlung gebührte.“ (Röm. 1:24-27, NW) Laut diesen Schrifttexten ist die Welt verdorben, und zwar durch Ehebrecher, Hurer, Prostituierte und Homosexuelle. Daher muß sich der Christ, weil er von all diesen Einflüssen umgeben ist, stark in Zucht nehmen, damit er nicht durch unrechte Begierden dazu verleitet wird, dieselben abscheulichen Taten zu begehen. Er muß die Schwachheiten seines Fleisches erkennen und darf nicht denken, er könne einem sündigen Verlangen gerade noch bis zur biblischen Grenze folgen und dort rechtzeitig anhalten. Auch wenn ihm dies eine Zeitlang gelingen mag, wird er schließlich über diese Grenzlinie hinaus zur Sünde verlockt werden. Dies wird bestimmt geschehen, weil genährte Lust an Stärke zunimmt und eine Person immer mehr unter ihre Macht zwingt. Es fällt immer schwerer, sie aus dem Sinn zu vertreiben. Man wehrt sich am besten dadurch, daß man ihr von allem Anfang an entschieden widersteht.
22. Weshalb können wir sicher sein, daß dieser Welt Vernichtung harrt?
22 Die heutige Welt gleicht der Welt der Tage Noahs. Jene Leute beachteten die Grenzen nicht, die Gott den menschlichen Wünschen gesteckt hatte. Sie beherrschten ihre Wünsche nicht, sondern hegten und pflegten sie, und so nährten sie ihre Lüste. Diese üblen Begierden verleiteten sie zur Sünde, und das führte zu ihrer Vernichtung durch Gottes Hand. „[Gott] … der nicht davon abstand, eine alte Welt zu strafen, sondern Noah, einen Prediger der Gerechtigkeit, mit sieben anderen in Sicherheit hielt, als er eine Sintflut über eine Welt gottloser Menschen hereinbrechen ließ; und indem er die Städte Sodom und Gomorra einäscherte, verurteilte er sie und stellte sie ungöttlichen Personen als Beispiel von kommenden Dingen hin.“ (2. Pet. 2:5, 6, NW) Das Geschick der verderbten Menschen in den Tagen Noahs wie auch das der Bewohner der Städte Sodom und Gomorra waren Beispiele dafür, was über die gegenwärtige Welt kommen wird, weil sie demselben Wege folgt, indem sie unrechte Begierden hegt und pflegt.
23. Warum befindet sich der Christ in einer gefährlichen Lage, und was muß er tun?
23 Da dieser alten Welt das ungünstige Gericht Gottes bevorsteht, befindet sich der Christ in einer sehr gefährlichen Lage. Die Gelüste und Begierden der Welt, ihre Liebe zum Gelde und ihr Hang nach materiellen Besitztümern bedrohen ihn von allen Seiten. Er ist beständig ihren Lockungen, ihren Versuchungen und ihrer falschen Denkungsweise ausgesetzt. Da er fortwährend von solch schlechten Einflüssen umgeben ist, ist es für ihn sehr schwierig, auf dem schmalen Pfade zum Leben zu wandeln. Er wird nicht darauf bleiben können, wenn er zuläßt, daß sein Sinn bei diesen Dingen verweilt und so ein Verlangen nach ihnen entwickelt. Wenn er die Macht der unrechten Begierden nicht erkennt und sich nicht alle Mühe gibt, ihnen zu widerstehen, wird er unweigerlich durch sie geködert, gefangen und in die Sünde und dadurch in den Tod gelockt werden. Möge sich daher jeder Gott hingegebene Christ daran erinnern, wohin der starke Drang unrechter Begierden Achan führte, wohin er Judas und wohin er das erste Menschenpaar und wohin er die Engel führte, die gesündigt hatten. Möge ein jeder diese Macht erkennen und alle Anstrengungen machen, ihr zu widerstehen, denn ihr Weg ist der Weg zur Sünde und zum ewigen Tod.