Wo Rat suchen?
Wir benötigen alle einmal einen zuverlässigen Rat. Wo können wir ihn finden?
EIN weiser Mensch weiß einen guten Rat zu schätzen. Beratung ist heute nicht nur die Aufgabe des Rechtsanwaltes, sondern auch des Arztes, des Geistlichen, des Fürsorgers, des Eheberatungs-Rubrikjournalisten, des Medizinmannes und des Wahrsagers. Es gibt anerkannte Ehe-, Erziehungs- und Berufsberater, Ratgeber für Schüler und Präsidenten, für junge Mütter und Königinnen. Richter, Wirtschaftsexperten, Redakteure und Werbefachleute sind täglich damit beschäftigt, Rat zu erteilen. Ja jedermann scheint sich beraten zu lassen oder andere zu beraten.
WARUM BENÖTIGEN WIR RAT?
Die Menschen benötigen heute nicht umsonst soviel Rat. Das wachsende Bedürfnis, sich beraten zu lassen, ist das Spiegelbild unserer ständig in Spannung lebenden, ruhelosen Generation und ihrer Ängste und Konflikte. Noch keine Generation wurde in seelischer, sittlicher, familiärer, finanzieller und geistiger Hinsicht so unaufhörlich mit Problemen bombardiert wie die heutige. In dem Buch Counseling, A Modern Emphasis in Religion (Beratung — eine bedeutende Aufgabe der Religion in unserer Zeit) heißt es: „In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg konnte man ein wachsendes Interesse an der Beratung aller Kreise auf allen Gebieten beobachten.“ Angesichts unserer überzüchteten Gesellschaft fühlen sich Eltern und andere ihrer Aufgabe, Rat zu erteilen, oft nicht mehr gewachsen. Das ist so häufig der Fall, daß ein Führer der jüdischen Reformgemeinde vor kurzem mit Bedauern feststellte, daß die Arbeit des Geistlichen vorwiegend darin bestehe, persönliche Unterweisung und persönlichen Rat zu erteilen.
Bibelkenner überrascht diese Entwicklung jedoch nicht. Jesus sah diese Zeit kommen. Er sagte: „Auf Erden wird die Völker große Bangigkeit befallen, sie werden ... in völlige Ratlosigkeit geraten, ja die Menschen werden verschmachten und vergehen vor Furcht und ängstlicher Erwartung der Dinge, die über den ganzen Weltkreis hereinbrechen werden.“ (Luk. 21:25, 26, Bruns) Der Apostel Paulus schrieb über diese Übergangszeit: „Dieses aber wisse, daß in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden.“ (2. Tim. 3:1) Warum schwere Zeiten?
Das Leben ist heute vor allem aus zwei Gründen so besonders schwer. Der Kampf zwischen Ost und West und die Gefahr eines Atomkrieges sind nicht die Grundursache für die Probleme der Menschheit; sie sind lediglich eine Begleiterscheinung. Die Erfüllung biblischer Prophezeiungen zeigt, daß wir in den letzten Tagen des gegenwärtigen Systems der Dinge leben. Satan und seine Dämonen wüten auf der Erde, weil sie wissen, daß sie nur noch wenig Zeit haben. Sie möchten nun noch alle Menschen veranlassen, sich von Gott und seinen gerechten Grundsätzen abzuwenden. (Offb. 12:7-12) Satan war von Anfang an der Haupturheber unserer Probleme.
Der zweite Grund für die gegenwärtigen schweren Zeiten ist die Ablehnung des Wortes Gottes, der Bibel. Feinde der Bibel, wie Wellhausen und seine voreingenommenen Schüler mit ihrer höheren Kritik, Darwin und seine Evolutionisten, Freud und seine Theorien, Marx und seine atheistischen Revolutionäre, haben den maßgebenden Einfluß der Bibel bei vielen untergraben. Das war vor allem deshalb möglich, weil viele Geistliche ihre Theorien angenommen haben. Diese bibelfeindliche Einstellung macht sich im Unterrichtswesen, in der Literatur, in der Presse, im Fernsehen, im Rundfunk und in der Filmindustrie immer mehr bemerkbar. Durch die Verwerfung der biblischen Weisheit hat man der Gesetzlosigkeit und Zügellosigkeit Tür und Tor geöffnet, und dadurch sind für unsere Gesellschaft Probleme entstanden, die sie an den Rand des Abgrundes gebracht haben.
GEBORSTENE ZISTERNEN
Eine passende Beschreibung dieser törichten Handlungsweise finden wir in den Worten, die Gott zu seinem einstigen Volk sprach: „Mich, den Born lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, geborstene Zisternen, die kein Wasser halten.“ (Jer. 2:13) Die Ratschläge, die aus weltlichen Quellen der Weisheit hervorsprudeln, mögen noch so gut gemeint sein, dennoch sind sie weit von der lebengebenden Weisheit des Wortes Gottes entfernt.
Betrachten wir zum Beispiel die Eheberatungs-Rubriken in der internationalen Presse. Allein in den Vereinigten Staaten gehen bei den Zeitungsredaktionen jährlich 1 500 000 Briefe mit der Bitte um Rat in allen möglichen Fragen ein. Millionen Leser verschlingen die häufig in mehreren Zeitungen zugleich erscheinenden Antworten auf diese Anfragen und versuchen oft, die Ratschläge auf ihre eigenen Probleme anzuwenden. Sind diese Ratschläge jedoch zuverlässig? Von den bekanntesten amerikanischen Eheberatungs-Rubrikjournalistinnen ist eine geschieden und eine andere lebt von ihrem Mann getrennt. Haben sie wohl die nötigen Voraussetzungen, Lesern bei schwerwiegenden Problemen helfen zu können? Ihre gewandten, aber oberflächlichen Ratschläge scheinen oft eher darauf abgestimmt zu sein, ihren Ruhm und Erfolg sowie die Verbreitung der Zeitung zu fördern, als ihren Lesern den Weg zu wahrem Glück zu weisen.
Besser geeignet und von besseren Beweggründen geleitet sind die anerkannten Ehe- und Familienberater, die sich wirklich aufrichtig bemühen, den Menschen zu helfen, ihre verworrenen Probleme zu lösen. Aber auch bei ihnen hängt die Qualität der Ratschläge weitgehend von ihren Fähigkeiten und ihrer Erfahrung ab. In der Regel sind diese Ratschläge auch nicht kostenlos, außer in Notfällen. Bei gemeinnützigen Beratungsstellen zahlt man gewöhnlich dem Einkommen entsprechend. In Amerika gibt es Eheberatungsstellen, bei denen man für eine Konsultation 4 bis 10 Dollar bezahlt. Für die Weisheit eines privaten Eheberaters zahlt man je Stunde vielleicht sogar 10 bis 20 Dollar, und dann erwartet er möglicherweise noch, daß man ihn einige Monate oder gar ein ganzes Jahr hindurch regelmäßig aufsucht. Für viele ist das ungünstig, denn meistens benötigen sie, wenn sie in Not sind, sogleich einen Rat, der nicht nur zuverlässig, sondern auch leicht erschwinglich ist.
Die Psychoanalyse entspricht diesem Bedürfnis ebenfalls nicht. Hohe Honorare und viele Sitzungen sind mit diesem Heilverfahren, das der Behandlung von geistigen, seelischen und Verhaltensstörungen dient, verbunden. Wie zuverlässig die Psychoanalyse eigentlich ist, kann niemand genau sagen. Sie läßt jedenfalls viel zu wünschen übrig. Ihre Absicht, Menschen zu helfen, eine normale Grundlage für das Leben zu schaffen, ist nicht verkehrt, aber einige ihrer Methoden sind verkehrt. Während manche Psychoanalytiker die Religion in ihrem eigenen Leben ernst nehmen, läßt die Psychoanalyse als solche das so wichtige Verhältnis des Menschen zu Gott im allgemeinen außer acht. Nach Freud, einem der führendsten Psychiater, ist die Religion eine große Illusion, von der sich der Mensch eines Tages frei machen wird. Die Psychiatrie betont: „Erkenne dich selbst“ und erweckt so den Eindruck, als ob eine kultivierte Eigenliebe für ein erfolgreiches Leben genüge. Die Psychoanalytiker schieben Gott nicht nur beiseite, sondern widersprechen ihm sogar oft, indem sie ihren von Gewissensbissen geplagten Patienten einreden, Hurerei, Ehebruch und Homosexualität an sich seien nichts Unrechtes. Von diesen Ratschlägen ist darum schon zu Recht gesagt worden, sie dienten dazu, „das Gewissen abzutöten“.
Bei der Psychoanalyse besteht außerdem die große Gefahr, daß der Analytiker dem Ratsuchenden seine eigenen Gedanken aufdrängt, indem er seine persönlichen Ideale mit unpersönlichen Wahrheiten vermengt. Viele Patienten entwickeln oft eine übertriebene Bewunderung für ihren Psychiater. Abraham Kaplan, Dozent für Philosophie und Mitglied der Akademie für Psychoanalyse, sagte warnend: „Die Gefahr besteht, daß der Psychiater die Rolle des allwissenden Sittenrichters übernimmt, in die ihn der Patient hineinzwängen mag.“ Der Psychiater ist jedoch keine allweise Autorität auf sittlichem Gebiet, das gibt Kaplan offen zu: „Die Psychoanalyse kann uns nicht sagen, was tugendhaft ist und was nicht. Sie kann die Voraussetzungen, von denen die Grundsätze der Sittlichkeit abgeleitet werden, nicht schaffen.“ Somit kann die Psychoanalyse einige der grundlegendsten Fragen nicht beantworten. Wenn sie auch vielen Menschen hilft, ein neues Leben zu beginnen, führt sie sie doch nicht zu Gott. Reisen zu können allein genügt nicht, man muß auch wissen, wohin man kommt. Wenn uns die Psychoanalyse nicht sagen kann, was in Gottes Augen, der unsere Handlungen beurteilt, tugendhaft ist und was nicht, dann kann sie kaum ein sicherer Führer sein
WO WIR DEN IDEALEN RAT FINDEN
Der ideale Rat muß leicht erhältlich, gut verständlich, allen zugänglich und leicht erschwinglich sein. Er muß auf rechte, sittliche Maßstäbe hinweisen und absolut zuverlässig sein. Finden wir heute irgendwo solchen Rat? Jawohl. Der Schöpfer sorgte dafür, als er die 66 Bücher der Bibel schreiben ließ. Der Rat, den wir in diesem Buch finden, steht uns jederzeit zur Verfügung, ist leicht erschwinglich und vollständig zuverlässig. Menschliche Ratgeber leben nur kurze Zeit und irren sich oft, aber von dem ratgebenden ewigen Gott wird gesagt: „Du tust Wunder; deine Ratschlüsse von alters her sind treu und wahrhaftig.“ (Jes. 25:1, Lu) Durch sein Buch macht uns Gott mit seinen Geboten bekannt, belehrt und züchtigt er uns, ja gibt er uns Verstand, damit wir ein ihm wohlgefälliges Leben führen können. (Spr. 4:1-9) Über die Eigenschaft der Bibel, unseren Weg zu erleuchten, sagt der inspirierte Psalmist treffend: „Dein Wort ist Leuchte meinem Fuße und Licht für meinen Pfad.“ — Ps. 119:105.
Die biblische Geschichte berichtet von vielen Menschen, die in schwerwiegenden Fragen die richtige Entscheidung trafen, weil sie den Rat Jehovas Gottes befolgten. Sie berichtet aber auch über tragische Fälle, in denen Männer und Frauen nicht nur ihr Leben verloren, sondern auch, die Aussicht auf ewiges Leben einbüßten, weil sie den Rat Jehovas außer acht ließen oder sich ihm sogar widersetzten. Zu unserem ewigen Nutzen ermahnt uns der himmlische Vater: „Mein Sohn, vergiß nicht meine Belehrung, und dein Herz bewahre meine Gebote. Denn Länge der Tage und Jahre des Lebens und Frieden werden sie dir mehren. Vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade.“ — Spr. 3:1, 2, 5, 6.
In Gottes Buch finden wir unter anderem praktischen Rat über Eheprobleme, Kindererziehung, sittliche Reinheit, gutes Benehmen, über die richtige Einstellung zum Geld, die Schlichtung von Streitigkeiten, das Verhalten im Geschäftsleben und im Arbeitsverhältnis sowie darüber, wie man inneren Frieden erlangt und glücklich werden kann, wie man beten und seinem Schöpfer dienen sollte. Es gibt uns Aufschluß über Gottes Vorhaben mit den Menschen und der Erde. Es sagt uns, warum Gott das Böse eine Zeitlang zugelassen hat, wie sein Königreich eine gerechte neue Welt herbeiführen wird, in der die Menschen ewig leben werden, und wann er die Toten auferweckt, die er in seinem Gedächtnis behalten hat. Ja, die Bibel vermittelt eine Hoffnung auf die Zukunft und Mut für die Gegenwart. Dieser Ratgeber steht dir jederzeit zur Verfügung — deine Bibel!