Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1976
Auf der ganzen Erde frohlocken Jehovas Zeugen über die „unverdiente Güte Gottes, die allen Arten von Menschen Rettung bringt“ (Tit. 2:11). Der Bericht für das Dienstjahr 1975 zeigt, daß sich 295 073 Männer, Frauen und Kinder aus allen Nationen Jehova Gott hingegeben haben, um seinen Willen zu tun. Sie haben sich Jehovas Zeugen weltweit in ihren 38 256 Versammlungen angeschlossen und haben sehr eifrig mit anderen über das, was sie gelernt haben, gesprochen.
Was haben sie gelernt? Daß Gottes Königreich die einzige Hoffnung für die Menschheit ist. Daher studieren diese neugetauften Personen zusammen mit anderen Zeugen Jehovas in ihren Königreichssälen fleißig die Bibel. Sie ziehen eine neue Persönlichkeit an. Ja, sie befolgen den guten Rat des Apostels Paulus, der Christen ermahnte: „Ihr [sollt] aber erneuert werden ... in der Kraft, die euren Sinn antreibt, und die neue Persönlichkeit anziehen ..., die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist“ (Eph. 4:22-24).
Jehova Gott sorgt dafür, daß diese Menschen viel Hilfe von den älteren Männern oder Ältesten in der Versammlung erhalten. Vor vielen Jahrhunderten ließ der Apostel Paulus Titus auf Kreta zurück, damit er die Dinge berichtige, die mangelhaft seien, und von Stadt zu Stadt Ernennungen älterer Männer vornehme. Das tat er, damit sie die richtige Anleitung hätten. Während Titus die verschiedenen Versammlungen besuchte, redete er immer das, was sich für die gesunde Lehre ziemte. Wenn dann die Ältesten die richtige Führung gaben, kam der gute Rat den Gliedern der Versammlung zugute. Das wollte Paulus erreichen, denn er schrieb: „Mögen die betagten Männer mäßig sein in den Gewohnheiten, ernsthaft, gesunden Sinnes, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren.“ Diejenigen, die schon länger in der Wahrheit und älter an Jahren waren, wurden ermuntert, denen ein gutes Beispiel zu geben, die gerade in die Wahrheit kamen und sich mit Jehovas Organisation verbanden. In Titus, Kapitel 2 gab Paulus dem Ältesten Titus den Rat: „Ermahne fortgesetzt die jüngeren Männer, gesunden Sinnes zu sein, indem du dich selbst in allen Dingen als ein Vorbild vortrefflicher Dinge erweist, wobei du Unverdorbenheit bekundest in deinen Lehren, Ernsthaftigkeit, gesunde Rede, die nicht verurteilt werden kann, damit der von der gegnerischen Seite beschämt werde, indem er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat“ (Tit. 2:1, 2, 6-8).
Paulus war an jedem in der Versammlung sehr interessiert, und Titus sollte das gleiche Interesse haben. Der Apostel wünschte, daß die betagten Frauen von ehrerbietigem Benehmen seien, damit sie die jungen Frauen zur Besonnenheit bringen könnten. Dann sollten diese jungen Frauen unter anderem ihre Männer und ihre Kinder lieben. Auch sollten sie ‘gesunden Sinnes sein, keusch und im Hause arbeiten’ (Tit. 2:3-5).
In jenen Tagen waren auch einige Sklaven mit der Versammlung verbunden, und Titus sollte sie nicht außer acht lassen. Paulus gab den Rat: „Mögen Sklaven ihren Gebietern in allen Dingen untertan sein und ihnen wohlgefallen, indem sie nicht widersprechen, nicht Diebstahl begehen, sondern volle, gute Treue an den Tag legen, so daß sie die Lehre unseres Retters, Gottes, in allen Dingen schmücken“ (Tit. 2:9, 10).
Dieser ausgezeichnete Älteste, den der Apostel Paulus beauftragte, den Versammlungen auf Kreta zu helfen, sollte an jedem in der Versammlung interessiert sein. Genauso sollte es auch heute sein. Alle Ältesten sollten an jedem interessiert sein, der mit Jehovas Organisation verbunden ist, ob jung oder alt. Gleichzeitig sollten die Ältesten ein gutes Beispiel geben, und zwar in bezug auf gute Werke und auch in bezug auf den Gebrauch gesunder Rede. Ein Christ zeigt durch sein Reden, was für ein Mensch er ist. Sein Benehmen zu Hause und in der Versammlung verrät viel über ihn. Ein Christ muß in jeder Hinsicht vorbildlich sein, wenn er anderen helfen und die „Lehre unseres Retters, Gottes, in allen Dingen schmücken“ will. Die Einheitsübersetzung drückt es folgendermaßen aus: „Damit sie in allem der Lehre Gottes, unseres Retters, Ehre machen.“
Die Lebensweise eines Christen wird dadurch, daß sie von anderen beobachtet wird, dem Worte Gottes Ehre machen. Wieso? Weil die Menschen erkennen, was Gottes Wort bei dieser Person bewirkt hat, indem sie die „neue Persönlichkeit“ angezogen hat. Das Studium des Wortes Gottes und die Wertschätzung für die Lehre, die uns Gott, unser Retter, gegeben hat, bewirken wirklich Änderungen im Leben eines Christen. Andere können das leicht feststellen, wenn wir zulassen, daß das Wort Gottes unser Leben beeinflußt und neugestaltet.
Das Wort Gottes ist nicht nur für Menschen in einem Teil der Welt bestimmt. Jehovas Zeugen sind sich der Wichtigkeit bewußt, die gute Botschaft in allen Teilen der Erde zu predigen. Die Zweigbüros der Watch Tower Society haben Hunderte von Erfahrungen aus aller Welt eingeschickt. Betrachten wir hier nur einige wenige Länder. Die nachstehend behandelten Länder sind alphabetisch aufgeführt.
AUSTRALIEN: Der Zweigaufseher schreibt: „Um unsere Liebe allen zu erweisen, die auf Gottes Wort hören möchten, wurden 1 121 Schiffe in verschiedenen Häfen bearbeitet. ... Viele Seeleute aus Ländern, in denen das Werk der Zeugen Jehovas verboten ist, konnten auf diese Weise Literatur erhalten.“
In diesem riesigen Land geben viele Brüder und Schwestern brieflich Zeugnis. Eine Schwester, die etwas über ein Ehepaar las, dessen kleiner Junge von seinem Pony gefallen und dabei getötet worden war, schrieb den Eltern etwas über die Auferstehungshoffnung. Einige Zeit verging, ohne daß sie eine Antwort bekam, aber zu Weihnachten erhielt die Schwester eine Grußkarte von der Mutter, die ihre Dankbarkeit zum Ausdruck brachte, und sie bat darum, ihr wieder zu schreiben. Später starb der Mann dieser Frau, und die Schwester schrieb ihr weitere Briefe über biblische Wahrheiten. Sechs Monate vergingen ohne eine Antwort. Doch stelle dir die Freude der Schwester vor, als sie eines Tages einen Brief erhielt, in dem ihr mitgeteilt wurde, daß die Frau und ihr ältester Sohn sich gerade taufen lassen wollten und daß der Sohn den Pionierdienst zu seinem Lebensziel gemacht habe! Später nahm auch die Mutter der Frau die Wahrheit an.
BARBADOS: Im allgemeinen sind die Bewohner dieser Insel konservativ und denken lange nach, bevor sie sich entschließen, etwas in bezug auf die Wahrheit zu unternehmen. Im letzten Jahr bot eine treue Schwester einem Mann ein Exemplar der Königreichs-Nachrichten an. Der Mann ging darauf ein, bat sie einzutreten und sagte ihr, er möchte mit jemandem von Jehovas Zeugen sprechen.
Nachdem sie eingetreten war, sagte er: „Ich möchte ein Zeuge Jehovas werden. Was muß ich tun?“ Die Schwester erklärte ihm natürlich die Wichtigkeit der Erkenntnis und der Gemeinschaft und lud ihn ein, die Zusammenkünfte im Königreichssaal zu besuchen. Nach der ersten Zusammenkunft, die er besuchte, sagte er: „Noch nie war ich so glücklich in meinem Leben.“ Nach acht Monaten heiratete er die Frau, mit der er zusammen gelebt hatte, und beide bereiteten sich auf die Taufe vor. Das Wort Gottes hat ihr ganzes Leben geändert und hat es ihnen ermöglicht, durch einen guten Lebenswandel das Wort Gottes zu schmücken.
BELGIEN: Die ausgezeichnete Einstellung eines Zeugen Jehovas half einem Mann, die wahre Anbetung aufzunehmen. Ein Zeuge Jehovas arbeitete mit einer Gruppe von Maurern zusammen, von denen einige noch nicht einmal den Anblick von Zeugen Jehovas ausstehen konnten. Es ergab sich, daß einer dieser Maurer, für den diese Arbeit neu war, nicht in der Lage war, die Ecke einer Wand zu mauern. Natürlich wollte er keinen Zeugen Jehovas bitten, ihm zu helfen. Er wurde immer nervöser und ärgerlicher und schwitzte ganz schön, während die Wand immer schlechter wurde. Der Zeuge beobachtete das, ließ seine Arbeit stehen und fragte den Mann, ob er ihm helfen dürfe. Nachdem der Bruder die Arbeit in Ordnung gebracht hatte, ging er etwa alle zwei Stunden zu dem Mann, um ihm etwas Hilfe zu leisten. In den darauffolgenden Wochen gab er diesem neuen Mann einige sehr nützliche Anregungen.
Der Haß, den dieser Maurer auf Jehovas Zeugen hatte, ließ allmählich nach, nachdem ihm der Bruder so viel Freundlichkeit erwiesen hatte. Außerdem stellte der Mann fest, daß der Bruder zu allen Arbeitskollegen die gleiche Einstellung hatte. Wenn sie Hilfe brauchten, war der Zeuge bereit, ihnen die richtigen Handgriffe beizubringen. Auch bummelte er nicht bei seiner Arbeit. Und er stahl nichts von der Baustelle. In der Zeit, in der dieser neue Mann dort arbeitete, erkannte er, daß Jehovas Zeugen die Wahrheit besitzen. Die Einstellung dieses Zeugen Jehovas ermunterte ihn, Gottes Wort zu studieren. Schließlich nahm der Mann die Wahrheit an. Das gute Benehmen des Bruders hatte „der Lehre Gottes, unseres Retters, Ehre gemacht“.
BIRMA: Schon kleine Kinder unter Gottes Volk können ihr Herz behüten und nach biblischen Grundsätzen handeln. Ein sechsjähriges Mädchen, dessen Vater Ältester in der Versammlung ist, wurde zu seinen Großeltern gebracht, um ein paar Tage bei ihnen zu verbringen. Als sie sich eines Tages zum Mittagessen an den Tisch setzten, fiel dem Mädchen auf, daß seine Großmutter ein paar kleine gebratene Tiere zum Mittagessen zubereitet hatte. Es fragte: „Wie wurden die eigentlich geschlachtet?“ Das Mädchen wollte wissen, ob die Tiere richtig ausgeblutet waren. Als die Großmutter antwortete, sie seien nicht ausgeblutet, sagte das kleine Mädchen, es könne davon nichts essen. Natürlich waren die Großeltern überrascht und fragten: „Warum denn nicht?“ Dieses sechsjährige Mädchen antwortete darauf: „Mein Vater hat mir gesagt, daß ich als Christ nichts essen darf, was nicht richtig geschlachtet ist.“ Die Großmutter versuchte darauf, das kleine Mädchen zu überreden, etwas von der Speise zu kosten, und sagte ihm, sein Vater sei doch gar nicht da, sondern sei 80 Kilometer entfernt. Sein Vater würde niemals etwas davon erfahren. Aber das Mädchen antwortete: „Ich bete nicht meinen Vater an. Er ist zwar nicht hier und kann mich nicht sehen, aber Jehova Gott, den ich anbete, ist hier.“ Diese Unterhaltung ebnete den Weg dafür, daß sich das ältere Ehepaar für die Wahrheit interessierte.
BOLIVIEN: Viel liebevolle Arbeit haben im vergangenen Dienstjahr „wandernde Sonderpioniere“ geleistet. Sie haben vier Monate lang abgelegenes Gebiet bearbeitet. Auf diese Weise sind 20 unbearbeitete Provinzen in Bolivien zum erstenmal mit der guten Botschaft vom Königreich erreicht worden. Aufgrund dieser guten Arbeit sind in einigen Bergbaustädten gute Fortschritte erzielt worden. Viele demütige bolivianische Bergleute nehmen große Änderungen in ihrem Leben vor, wenn sie die Wahrheit kennenlernen. Diese Bergleute sind tief in heidnischem Aberglauben verstrickt, und weil sie hoch oben in den Bergen in der Kälte arbeiten, ist es üblich, daß sie Kokablätter kauen, um die Schmerzen abzutöten, die der Hunger und die extreme Kälte verursachen.
Als einige dieser Sonderpioniere die Versammlung in Chorolque, das über 5 000 Meter hoch liegt, besuchten, sprachen sie mit einem Mann, der mit Jehovas Zeugen die Bibel studierte. Er erklärte ihnen, wie schwer es sei, mit heidnischen Sitten zu brechen, da die Menschenfurcht so stark sei. Der bolivianische Bergmann hat auch in der Freizeit enge Gemeinschaft mit seinen Arbeitskollegen, und daher wird ein starker Druck ausgeübt, sich der Tradition anzupassen. Viele Bergleute glauben, daß ihnen die Göttin Pachamama (die Göttin der Erde) zürnen würde, wenn sie ihr vor Betreten des Bergwerks kein Opfer darbrächten, und daß ihnen deshalb ein Unfall zustoßen würde oder sie sogar das Leben verlieren würden. Es erfordert wirklich Mut und Gottes Geist, in dieser Situation allein zu stehen. In dieser Gegend ist eine kleine Gruppe von Zeugen Jehovas bemüht, ihre Persönlichkeit neuzugestalten und Gottes Wegen zu folgen.
In der Umgebung einer anderen Bergbaustadt, San Vicente, gab es nur 4 getaufte Brüder. Die Pioniere ahnten nicht, daß in den 10 Monaten zwischen ihren Besuchen die Königreichswahrheit gedeihen würde und daß es dort schließlich 21 getaufte Verkündiger geben würde. Man kann nie wissen, wo Jehovas „Schafe“ zu finden sind.
Wir können auch nicht im voraus wissen, was eine Druckschrift, die Gottes Botschaft enthält, bewirken oder in welche Hände sie gelangen wird. Die Taschenbücher der Gesellschaft haben schon viel Gutes bewirkt. Ein Student hatte jahrelang viele Zweifel hinsichtlich der Bibel. Eines Tages bekam er das Buch Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes? in die Hand, das jemand aus seiner Familie erworben hatte. Dieser junge Mann war von dem Stoff so gefesselt, daß er das Buch zu Ende las, bevor er es wieder aus der Hand legte. Als der Königreichsverkündiger zurückkehrte, konnte er bei diesem Studenten ein Studium einrichten. Der junge Mann begann die Zusammenkünfte zu besuchen und sprach mit seiner Freundin über seine neugewonnene Erkenntnis über Gott. Er mußte in seinem Verhältnis zu dem Mädchen Änderungen vornehmen, um sich als Prediger der guten Botschaft zu eignen. Er heiratete die junge Frau, und anläßlich eines Kreiskongresses ließen sich beide als Zeichen ihrer Hingabe an Jehova taufen. Gottes Wort hat wirklich die Macht, Änderungen zu bewirken.
DAHOME: Im Predigtdienst von Tür zu Tür traf ein Bruder ein junges Ehepaar an, das sich offensichtlich mitten in einem Familienstreit befand. Man erlaubte ihm zu sprechen, und er las Epheser 4:26 vor, wo es heißt: „Laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen.“ Darauf fuhr er mit seiner Predigt fort. Dem jungen Ehepaar gefiel dieser gute Grundsatz sehr, und beide nahmen die Einladung an, noch am gleichen Tag zu einem öffentlichen Vortrag in den Königreichssaal zu kommen. Zufällig handelte der Vortrag von der Ehe. Das half ihnen noch mehr, den praktischen Rat aus Gottes Wort zu schätzen. Tief von dem bewegt, was sie hörten, willigten sie gern in ein Heimbibelstudium ein.
Schon nach wenigen Wochen erkannten sie, daß sie ihr Leben mit Gottes Wort in Einklang bringen müßten, und sie unternahmen die erforderlichen Schritte, um ihre Ehe legalisieren zu lassen. Bald nahm die Frau am Predigtdienst teil, und auch ihr Mann machte sehr schöne Fortschritte. Wie glücklich sind sie doch, daß der Bruder geistesgegenwärtig war und nützlichen biblischen Rat gab! Jetzt können auch sie durch ihr Leben dem Worte Gottes Ehre machen.
Es gibt zweifellos viele Menschen, die ‘zerschunden sind und umhergestoßen werden wie Schafe, die keinen Hirten haben’ (Matth. 9:36). An einem Sonntagmorgen ging ein Katholik zur Kirche, aber der Priester erzählte den Anwesenden, er habe keine Predigt vorbereitet. Für diesen Mann war der Gottesdienst „der letzte Strohhalm“ gewesen. Er beschloß, die Kirche zu verlassen und sich woanders umzusehen. Doch wohin sollte er gehen? Eine Zeitlang betete er diesbezüglich. Er erinnerte sich, von Zeit zu Zeit mit Jehovas Zeugen gesprochen zu haben, und so beschloß er, zum Königreichssaal zu gehen. Dort unterhielt er sich mit einigen Brüdern, und ein Bibelstudium wurde eingerichtet. Nachdem er das zweite Kapitel des Wahrheits-Buches studiert hatte, schrieb er einen Brief an die Kirche und erklärte seinen Austritt. Der Priester besuchte ihn, aber der Interessierte teilte ihm mit, er habe nun endlich die Wahrheit gefunden, nachdem er 33 Jahre lang „gehungert und gedürstet“ habe.
Das Bibelstudium ging weiter. Einige Wochen später erzählte der Mann dem Bruder, der das Studium leitete, daß er ein Hotel besitze, das als ein Ort bekannt sei, wo Unsittlichkeit getrieben werde. Er fragte ihn, was er tun solle. Der Bruder erklärte ihm die entsprechenden biblischen Grundsätze, und der Mann beschloß, das Hotel zu verkaufen. Nicht lange danach hatte er das Hotel verkauft, und nun wurde er mit einem guten Gewissen ein sehr ernsthafter und eifriger Verkündiger. Wer solche Änderungen in seinem Leben vornimmt, ‘macht der Lehre Gottes, unseres Retters, Ehre’.
EL SALVADOR: Vor etwa fünfzehn Jahren fand eine Missionarin ein Ehepaar, das etwas Interesse an der Königreichsbotschaft bekundete. Wiederholte Versuche, ein Heimbibelstudium einzurichten, scheiterten, da die weltliche Arbeit des Mannes — er spielte in einer dreiköpfigen Band — dies nicht zuließ. Jahre vergingen, das Trio war erfolgreich und wurde ständig eingeladen, bei Tänzen, Festen und anderen Anlässen zu spielen. Dieses Leben veranlaßte den Mann, in weitere weltliche Gewohnheiten zu verfallen. Dadurch traten Schwierigkeiten in der Ehe auf. Obwohl er katholisch war, ging er nicht mehr zur Kirche, da er den Gebrauch von Bildern bei der Anbetung nicht billigen konnte. Nach einiger Zeit verließ ihn seine Frau für sieben Monate, um eine Tochter in Kanada zu besuchen. Während dieser Zeit der Einsamkeit dachte er über sein Leben und über die Sinnlosigkeit seines Lebens nach, und er kam zu dem Schluß, daß es ihm an Geistiggesinntsein fehle. Er wollte Gott nahe sein. Zum erstenmal in seinem Leben kniete sich der Mann hin und betete zu Gott, er möge ihm helfen, die wahre Religion zu finden. Am gleichen Morgen erinnerte er sich an die Missionarin, die ihn vor vielen Jahren besucht hatte. Obwohl er nicht mehr wußte, welche Religion sie hatte, glaubte er, sie könne ihm helfen, Gott kennenzulernen. Im Laufe der Jahre hatte er sie von Zeit zu Zeit auf den Straßen im Geschäftsviertel wiedergesehen. Nun ging er jeden Tag dorthin und hielt nach dieser Missionarin Ausschau. Am vierten Tag entdeckte er die Schwester, lief buchstäblich hinter ihr her und rief laut: „Madame! Madame!“ Sie konnte sich noch schwach an diesen Mann erinnern, der nun sogleich um ein Bibelstudium bat. Und so wurde mit ihm und seinem 18jährigen Sohn ein Bibelstudium vereinbart. Nach einigen Monaten kehrte die Frau des Mannes aus Kanada zurück, nachdem sie von ihm und ihrem Sohn glühende Briefe erhalten hatte, in denen sie schrieben, sie hätten die Wahrheit gefunden, die zu ewigem Leben führen würde. Die Familie begann alle wöchentlichen Zusammenkünfte der Versammlung zu besuchen. Bald änderten sie ihre Persönlichkeit. Der Sohn ließ sich taufen und nahm den Pionierdienst auf Zeit auf. Die Eltern nahmen den Predigtdienst auf und planten, sich auf einem Bezirkskongreß im Dezember 1975 taufen zu lassen. Sie alle bringen ständig ihre Wertschätzung für das Vorrecht zum Ausdruck, Jehova und seine Wege kennenzulernen, und sie sind begeistert über den Frieden und das Glück, die jetzt im ihrer Familie herrschen.
Als kleines Mädchen hatte eine Frau den großen Wunsch gehabt, den allein wahren Gott, den Vater Jesu Christi, kennenzulernen. Sie wurde als Katholikin aufgezogen und suchte Gott vergeblich in einer Kirche nach der anderen. Als junges Mädchen begann sie mit einem verheirateten Mann zusammen zu leben, der viele Jahre älter war als sie. Ihr ganzes Leben drehte sich um diesen Mann. Vierzehn Jahre vergingen. Dennoch war ihr Wunsch, Jehova kennenzulernen, nicht in Erfüllung gegangen. Dann verlor ihr Gefährte ganz plötzlich das Leben. Da sich in ihrem Leben alles um diesen Mann und um materielle Dinge gedreht hatte, sah sie nun keine Hoffnung mehr für die Zukunft. Was sollte sie tun? Von dieser Zeit an litt die Frau an Schlaflosigkeit, hatte keinen Appetit mehr und verlor an Gewicht. Ihr Leben hatte nur noch wenig Sinn. Sie wußte, daß sie den wahren Gott finden mußte, wenn sie am Leben bleiben wollte. Das war ihre einzige Hoffnung.
Eines Tages ging diese Frau zur Kirche und betete zu Gott. Während des Gebets kamen ihr die Tränen, und sie weinte sehr. Sie blieb dort einige Stunden, fand aber keine Erleichterung. Dann ging sie hinaus und kaufte in einer Buchhandlung eine Bibel. Sie folgerte, daß irgend jemand die Bibel verstehen müsse, da Gott sie uns als sein Wort gegeben habe. So ging sie von Kirche zu Kirche und sprach alle an, von denen sie dachte, sie könnten ihr helfen, die Geheimnisse des heiligen Buches zu entschlüsseln.
Eines Abends besuchte diese Frau eine Nachbarin. Während sie dort war, kam eine junge Dame an die Tür. Die Nachbarin erkannte sie als eine Zeugin Jehovas und sagte, sie sei nicht interessiert. Doch die Wahrheitssucherin eilte zur Tür und fragte die junge Dame: „Können Sie mir helfen, die Bibel zu verstehen?“ Und ob sie das konnte! Noch am gleichen Abend wurde ein Bibelstudium eingerichtet. Sie war so begierig, die Wahrheit kennenzulernen, daß vereinbart wurde, zehn Tage lang jeden Abend mit ihr zu studieren. Tag für Tag sog die Frau die Erkenntnis des Wortes Gottes in sich auf. Ihr Leben änderte sich. Zum erstenmal seit vielen Jahren konnte sie wieder richtig schlafen und bekam wieder Appetit. Es dauerte nicht lange, und sie war wie ein neuer Mensch. Einige Zeit später wurde sie getauft. Jetzt hat sie endlich gefunden, wonach sie schon ihr ganzes Leben lang gesucht hatte.
FIDSCHIINSELN: Ein begeisterndes Erlebnis für die Brüder auf Tahiti war der Besuch von Bruder N. H. Knorr und von Bruder F. W. Franz im Februar 1975. Obwohl die Zusammenkunft in Papeete nicht öffentlich angekündigt worden war, waren 749 Personen anwesend. Am nächsten Abend kamen 500 Personen, um die Farbdias zu sehen, die Bruder Knorr in einem der dortigen Königreichssäle zeigte. Während des Besuches traf Bruder Knorr Vorkehrungen, daß ein neues Zweigbüro der Watch Tower Society gegründet wurde, und am 1. April 1975 wurde Tahiti ein neuer Zweig. Er gehört also nicht mehr zu den Fidschiinseln. Der Zweigaufseher schreibt: „Das ist wirklich eine hervorragende Leistung, denn das Werk auf Tahiti begann erst vor 16 Jahren, als drei Familien aus Los Angeles (Kalifornien, USA) hierher zogen, um dort zu dienen, wo Hilfe dringend benötigt wurde.“
Der Zweigaufseher erzählt weiter: „Kaum hatten die Fidschiinseln eines der neun Länder verloren, die von dort aus verwaltet wurden, als ein anderes Land hinzukam, die Tokelauinseln, eine Gruppe von drei kleinen Korallenatollen, 430 Kilometer nördlich von Westsamoa, mit einer Gesamtbevölkerung von 2 000 Einwohnern. Zwei kleine Verkündigergruppen und einige Interessierte wohnen auf zwei dieser Inseln. Wie fing das Werk dort an? Zwei Ärzte nahmen während ihrer Ausbildung auf den Fidschiinseln die Wahrheit an, und nach ihrer Rückkehr in ihr Heimatland begannen sie, die gute Botschaft zu predigen und Zusammenkünfte zu organisieren.“ Wie wunderbar ist es doch, zu sehen, wie junge Männer in einem Land die Wahrheit kennenlernen und dann in ein anderes Land zurückkehren, um Gottes Wort den Menschen dort zu überbringen! Und so gelangt die Botschaft vom Königreich in alle Ecken und Winkel.
Wärst du bereit, eine komfortable Wohnung mit fünf Schlafzimmern in einer modernen Stadt aufzugeben und mit deiner Frau und acht Kindern auf eine arme und unterentwickelte Insel zu ziehen, um dort zu dienen, wo Hilfe benötigt wird? Im Jahre 1973 stand Bruder David Wolfgramm, ein Bürger der Tongainseln, vor dieser Frage. Als Bruder Wolfgramm in einer Zusammenkunft den Programmpunkt leitete „Bin ich frei vom Blute aller Menschen?“, erkannte er, worin seine Verantwortung bestand. Die Wolfgramms zogen nach Tonga und sind der Gruppe, die dort die gute Botschaft verkündigt, eine willkommene Hilfe. Sie haben sich daran beteiligt, das Werk auf den über 150 Inseln der Inselgruppe noch weiter auszudehnen.
FRANKREICH: Das Jahr 1975 wird als ein denkwürdiges Jahr in die Geschichte der Zeugen Jehovas in Frankreich eingehen. Das bedeutendste Ereignis war die Aufhebung des 22 Jahre bestehenden Verbotes der Zeitschrift Der Wachtturm. Obwohl jahrelang Anstrengungen unternommen wurden, eine Aufhebung dieses Verbotes zu erreichen, waren alle Bemühungen vergebens gewesen. Ein paar Wochen nachdem ein neuer Präsident gewählt worden war, schickte die französische Vereinigung der Zeugen Jehovas an ihn persönlich einen Brief (vom 10. Juni 1975 datiert). In diesem Brief wurde er um die Aufhebung des Verbotes des Wachtturms ersucht. Darauf erhielt die Vereinigung die Mitteilung, die Sache werde untersucht werden. Schließlich veröffentlichte das Journal Officiel der Republik Frankreich am 1. Dezember 1974 einen Entscheid, der am 26. November 1974 gefällt worden war und durch den der Entscheid vom 19. Dezember 1952 aufgehoben wurde, durch den die Herausgabe, die Verbreitung und der Verkauf des Wachtturms verboten worden waren. So konnten die französischen Brüder die Ausgabe vom 1. Januar 1975 des französischen Wachtturms für ihr persönliches Studium und für die Zusammenkünfte erhalten. Ein paar Wochen später konnten sie dann anfangen, die Zeitschrift von Haus zu Haus anzubieten. Darüber waren sie sehr glücklich.
Zu dieser Freude kam hinzu, daß im Dezember 1974 die 1 000ste Versammlung in Frankreich gegründet wurde. Im Mai 1975 erreichte Frankreich eine neue Höchstzahl von 64 091 Verkündigern. Die Kongresse „Gottes Souveränität“ fanden gegen Ende des Dienstjahres statt, und auf den 17 Kongressen waren insgesamt 82 349 Personen anwesend.
Das Land Südvietnam, das von den Kommunisten übernommen wurde, befindet sich jetzt unter der Aufsicht des Zweigbüros der Gesellschaft in Paris. Soweit wir erfahren konnten, sind in Saigon etwa 100 unserer Brüder geblieben. Alle Zeugen Jehovas sind dankbar für den Schutz, den der allmächtige Souverän des Universums, Jehova Gott, ihren Glaubensbrüdern in diesem Land im vergangenen Jahr gewährt hat. Vor der Übernahme durch die Kommunisten im April hatten Jehovas Zeugen in Südvietnam sechs aufeinanderfolgende Verkündiger-Höchstzahlen. Sie erreichten eine Höchstzahl von 120 Verkündigern der guten Botschaft. Drei Versammlungen kamen im Zweigbüro und in einem Missionarheim zusammen. Sonntags wurden die Zusammenkünfte durchschnittlich von 180 Personen besucht. Während des Jahres fand ein Bezirkskongreß in Saigon statt. Der Höhepunkt des Jahres war Bruder Knorrs Besuch in Saigon, bevor die Kommunisten das Land übernahmen. Er zeigte einige Lichtbilder über das Werk des Volkes Gottes in verschiedenen Teilen der Welt und hielt eine ermunternde Ansprache.
Nach dem Fall Saigons brachen alle Verbindungen zu den Brüdern dort ab. Da sie in den vergangenen Jahren guten Rat und biblische Hilfe erhalten haben, sind wir sicher, daß sich ihr Glaube offenbaren wird. Zum erstenmal werden diese Brüder ohne Hilfe von Missionaren predigen müssen. Doch Jehova kennt ihre Lage, und wir sind zuversichtlich, daß er die Treuen weiterhin beschützen und für sie sorgen wird.
Bei der Evakuierung Südvietnams wurden Tausende von Menschen in verschiedene Länder geschickt, besonders in die Vereinigten Staaten. Ein Missionarehepaar aus Südvietnam ist jetzt beauftragt worden, in einem der Flüchtlingslager in Kalifornien zu arbeiten. Diese Missionare haben schon viele getroffen, die sie von Saigon her kannten, und so gehen sie von Zelt zu Zelt, und die Wahrheit der Bibel erreicht hörende Ohren. In einem der Flüchtlingslager finden regelmäßig Zusammenkünfte statt. Bestimmt werden Christen auf der ganzen Erde weiterhin für ihre Brüder in Südvietnam beten.
HONDURAS: Am 18. September 1974 brach über Honduras eine Katastrophe herein. Der Wirbelsturm „Fifi“ brachte die schlimmste Naturkatastrophe über dieses Land, die es je erlebt hatte. Innerhalb weniger Stunden mußten etwa 1 600 Brüder — zwei Drittel aller Zeugen des Landes — feststellen, daß sie sich in einem verwüsteten Gebiet befanden. Der Wirbelsturm ließ Trümmer zurück, durch die Verbindungswege, Straßen, Brücken und Häuser zerstört wurden. Es war wirklich eine Katastrophe. Sogleich leiteten die einheimischen Zeugen und Glaubensbrüder in anderen Teilen der Welt Hilfsmaßnahmen ein. Schon innerhalb weniger Stunden machte sich die christliche Liebe bemerkbar, und Hilfsgüter aus vielen Richtungen strömten nach Honduras herein. Noch vor Ende des Monats waren 28 600 kg Vorräte unter die bedürftigen Brüder, ihre Familien und Freunde verteilt worden.
Am Mittwoch, dem 6. November, trotzten die Brüder und Schwestern von Honduras zusammen mit interessierten Personen allen Hindernissen, die der Wirbelsturm verursacht hatte, und versammelten sich zu einem eintägigen Kreiskongreß, der mitten in dem verwüsteten Gebiet abgehalten wurde. An jenem Abend waren 4 000 Personen anwesend. Sie waren nicht nur daran interessiert, materielle Dinge wiederherzustellen; sie benötigten auch geistige Speise. Unsere Brüder waren tief bewegt und vergossen Freudentränen, als sie ihre Brüder und Schwestern um sich herum sahen. Jetzt kam ihnen zum erstenmal so richtig zum Bewußtsein, daß sie alle am Leben geblieben waren, ja daß nicht einer fehlte, obwohl viele aus Städten und Dörfern kamen, die fast vollständig zerstört worden waren und in denen es Hunderte, ja Tausende von Toten gegeben hatte. Nicht ein einziger Zeuge hatte durch den Wirbelsturm sein Leben verloren. Alle Brüder brachten immer wieder ihre Wertschätzung für die Liebe zum Ausdruck, die ihnen ihre Brüder erwiesen hatten.
INDONESIEN: Die eifrige Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Indonesien hat den Zorn der religiösen Führer erregt. Die Moslems betrachten die Tätigkeit von Haus zu Haus als „eine Belästigung“. Die Geistlichen der Christenheit sagen, Jehovas Zeugen stifteten Verwirrung.
In einigen Gebieten wurde unaufhörlich Druck ausgeübt, um zu erreichen, daß die Organisation verboten oder wenigstens ihre Tätigkeit eingeschränkt würde, darunter auch das Predigen von Haus zu Haus. Die Regierung hat uns jetzt verboten, mit Literatur von Haus zu Haus zu gehen, und hat auch entschieden, daß niemand besucht werden darf, der bereits eine Religion hat. Jehovas Zeugen in Indonesien passen sich der neuen Situation an. Sie sprechen bei allen vor, die schon früher Interesse bekundet haben, und sie geben Gelegenheitszeugnis und nehmen andere Gelegenheiten wahr, die gute Botschaft zu predigen.
Folgende Erfahrung zeigt, welch großen Glauben wahre Christen an Gott und sein Wort haben. Ein Pionierehepaar kehrte eines Abends von einem Bibelstudium nach Hause zurück, und plötzlich spürte die Schwester Geburtswehen. Sie verlor ziemlich viel Blut und wurde ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte ernährten sie intravenös, ordneten aber sogleich eine Bluttransfusion an. Sie sagten, sie müsse wahrscheinlich operiert werden, da das Kind im Mutterleib tot sei. Das Ehepaar willigte in die Operation ein, verweigerte aber eine Bluttransfusion. Darauf weigerten sich die Ärzte und behaupteten, ein solches Vorgehen widerspreche der medizinischen Wissenschaft. Das Pionierehepaar wandte sich an ein anderes Krankenhaus. Hier weigerte man sich aus den gleichen Gründen, sie aufzunehmen. Darauf wandten sie sich an ein drittes Krankenhaus, und der Arzt sagte, sie benötige sofort eine Bluttransfusion, sonst werde sie sterben. Die Schwester befand sich in einem kritischen Zustand. Trotzdem hielten sowohl der Mann als auch seine Frau an ihrem Standpunkt fest und erklärten, es sei besser, zu sterben, als Gottes Gesetz zu verletzen. Die Ärzte und das Krankenhauspersonal staunten, daß jemand angesichts des Todes einen solchen Glauben an Gott bekunden konnte. Sie wurden jedoch sehr ärgerlich, verfluchten diese Religion und weigerten sich, Hilfe zu leisten.
Als die Schwester nun verlassen im Krankenbett lag, betete sie, und auch ihr Mann betete, im Vertrauen darauf, daß Jehova helfen würde. In jener Nacht gebar die Mutter im Krankenhaus ein totes Baby ohne die Hilfe irgendeines Angehörigen des Krankenhauspersonals. Am nächsten Morgen waren die Ärzte überrascht zu sehen, daß die Mutter immer noch am Leben war und ein Kind geboren hatte. Ein Arzt rief aus: „Dieses Wunder hat der Herr wegen des starken Glaubens der Mutter vollbracht, und er hat sie vom Tode errettet.“ Nach nur eineinhalb Monaten war die Schwester schon wieder im Vollzeitpredigtdienst tätig, und im Juli konnte sie mit ihrem Mann den Bezirkskongreß besuchen. Dabei muß man unwillkürlich an den Jahrestext von 1975 denken, der lautete: „Ich will zu Jehova sagen: ,Du bist meine Zuflucht und meine Feste‘ “ (Ps. 91:2).
ISRAEL: Die Versammlungen dieses Landes haben trotz aller Schwierigkeiten im vergangenen Jahr wunderbare Fortschritte erzielt. Sie hatten eine 21prozentige Zunahme an Verkündigern und erreichten im April 1975 eine neue Höchstzahl von 263 Verkündigern. 444 besuchten das Gedächtnismahl. Diese Zahlen sind nicht groß im Vergleich zu anderen Ländern, aber sie zeigen, daß es in diesem Land, in dem es schwer ist zu arbeiten, Fortschritte gibt.
Das Zweigbüro berichtet die Erfahrung eines jungen Mannes, der ein kriminelles Leben geführt hatte und dessen Tante mit einer der Versammlungen verbunden war. Oft gab sie diesem jungen Mann Zeugnis, aber er ging nie darauf ein. Eines Tages war er bereit, sich den Vortrag eines Zonenaufsehers anzuhören. Dieser Vortrag beeindruckte den Mann tief. Bald danach willigte er in ein Heimbibelstudium ein, und das Wort Gottes übte einen solchen Einfluß auf sein Leben aus, daß er seine frühere Lebensweise aufgab, den Predigtdienst aufnahm und sich Jehova hingab. Die große Änderung, die er in seinem Leben vornahm, rettete auch seine Ehe. Er und seine Frau wollten sich schon scheiden lassen, da sie nichts mehr gemeinsam hatten. Doch jetzt sind beide Verkündiger der guten Botschaft, richten ihr Leben nach biblischen Grundsätzen aus und sind glückliche Glieder der Christenversammlung.
Im vergangenen Jahr kam in Israel wieder die Streitfrage der Neutralität auf, und einige Brüder verbüßen wegen ihrer christlichen Haltung Gefängnisstrafen. Manchmal hatten ihre Familien nicht genügend zu essen, weil diese jungen Männer die Brotverdiener waren. Aber die Brüder in der Versammlung haben sich zusammengetan und sind diesen Familien zu Hilfe gekommen. Einige dieser verhafteten Brüder waren Älteste oder Dienstamtgehilfen. Auch hier waren Glieder der Versammlung bereit auszuhelfen und haben diese Stellungen ausgefüllt. Auf diese Weise konnten während des ganzen Jahres gute Fortschritte gemacht werden, obwohl es einige Störungen gab.
KONGO: Die Brüder in diesem Land hatten ein Jahr voller theokratischer Tätigkeit. Außer daß sie eifrig im Predigtwerk tätig waren, bauten sie mehrere Königreichssäle und renovierten eine ganze Anzahl weiterer Säle vollständig. Jetzt haben alle 12 Königreichssäle in Brazzaville elektrisches Licht, und 11 davon haben eine Lautsprecheranlage, so daß alle gut hören können. Diese Änderungen und Verbesserungen haben bereits bewirkt, daß die Anwesendenzahl merklich gestiegen ist.
Im Kongo hatte ein junges Mädchen den starken Wunsch, Gott zu dienen, und es wollte daher Nonne werden, doch seine Eltern waren damit nicht einverstanden. Später im Leben dachte sie noch oft an den Bibeltext: „Der Arbeiter sind wenige“ (Matth. 9:37). Der schlechte Wandel der Priester und die Probleme der Kirchenmitglieder beunruhigten sie. Könnte es irgendwo eine bessere Kirche geben? Eines Tages fragte sie jemanden, wohin sie sich wenden könne, um mehr über Religion zu erfahren, und man sagte ihr, daß ihr vielleicht Jehovas Zeugen helfen könnten. Später sprach sie mit einem anderen Nachbarn darüber, der Religionslehrer war; auch er war über die Zustände in der Kirche entsetzt. Um die Wahrheit zu finden, beschlossen sie, jede Kirche in der Stadt aufzusuchen. Sie fingen bei Jehovas Zeugen an. Als sie im Königreichssaal ankamen, waren sie überrascht. Noch nie waren sie so gastfreundlich aufgenommen worden. Die Zeugen waren herzlich und freundlich, und die Zusammenkunft selbst gefiel ihnen sehr gut. Nach der Zusammenkunft bat der Nachbar dieser Frau um ein Bibelstudium, und beide erhielten ein Wahrheits-Buch. Auf ihrem Heimweg stimmten sie überein, daß es nicht mehr nötig sei, andere Kirchen zu besuchen. Sie hatten die Wahrheit gefunden, und dabei würden sie bleiben!
Die Frau lernte sehr schnell. Noch in der gleichen Woche sagte sie dem Mann, mit dem sie zusammen lebte und von dem sie ein Kind hatte, daß sie nicht mehr weiter zusammen leben könnten, da Jehova Gott Hurerei nicht dulde. Entrüstet zog er aus. Die Frau begann nun ihren Freunden und ihrer Familie zu predigen, darunter auch ihrer ältesten Tochter. Diese vierzehnjährige Tochter weigerte sich, sich in der katholischen Kirche firmen zu lassen, da auch sie eine Zeugin Jehovas werden wollte. Bald darauf waren die Mutter, die Tochter und der Nachbar so weit, daß sie getauft werden konnten. Ja, der Rat aus Gottes Wort hilft Menschen tatsächlich, ein Leben zu führen, das Jehova annehmbar ist.
Die Predigttätigkeit der Zeugen Jehovas in Gabun wird vom Zweigbüro im Kongo aus geleitet. Obwohl das Werk in diesem afrikanischen Land verboten ist, ist es ermutigend zu erfahren, daß im April 26 Pioniere auf Zeit dort tätig waren. Diese hart arbeitenden Brüder und Schwestern waren im Durchschnitt 111,6 Stunden im Predigtdienst tätig. Sie taten dies trotz der Gefahr, verhaftet und ins Gefängnis gesteckt zu werden, wenn sie beim Predigen ertappt würden. So etwas erfordert wirklich Glauben.
Auch in diesem Land hat sich das Predigen des Wortes auf viele Menschen gut ausgewirkt. Hier ein Beispiel: Drei junge gabunische Mädchen verdienten ihren Lebensunterhalt durch Prostitution. Nachdem sie die Sittenmaßstäbe der Bibel kennengelernt hatten, änderten sie ihr Leben und brachten es mit biblischen Grundsätzen in Einklang. Das bedeutete, daß sie ihre frühere Lebensweise aufgeben und niedrige Arbeit aufnehmen mußten, wie zum Beispiel als Wäscherinnen. Es erforderte auch viel Mut, ihre früheren Geliebten zurückzuweisen. Doch sie nahmen diese Änderung vor und sind jetzt treue Christen. Inzwischen haben sie ihre Hingabe durch die Wassertaufe symbolisiert.
LIBANON: Wie in vielen anderen Teilen der Welt, so hat es auch im Libanon viele Schwierigkeiten gegeben. Im ganzen Frühling und Sommer und auch jetzt, im Herbst 1975, sind in und um Beirut, die Hauptstadt des Landes, schwere Kämpfe zwischen den rivalisierenden Parteien im Gange gewesen. Obwohl es in allen Teilen der Stadt bei Tag und bei Nacht Explosionen und Maschinengewehrfeuer gab, wodurch große Sachschäden entstanden, ist keiner von Jehovas Zeugen getötet oder verletzt worden. Das ist wirklich bemerkenswert, denn viele von ihnen wohnen in den Gebieten, in denen am heftigsten gekämpft wurde.
Viele Brüder sind dem Maschinengewehrfeuer und Raketenanschlägen mit knapper Not entgangen. Eine Zusammenkunftsstätte wurde schwer beschädigt, und die Versammlung verlor ihre Stühle und anderes Besitztum. Manchmal mußten die Zusammenkünfte in Privatwohnungen stattfinden, während draußen die Kämpfe tobten. Doch alle Brüder sind geistig gut genährt trotz der ständigen Tumulte. Auch das Predigtwerk ist weitergegangen, denn die Brüder haben mit ihren erschreckten Nachbarn über Gottes Königreich und die Zeit gesprochen, in der es keinen Krieg mehr geben wird.
Vor einiger Zeit kam ein Komitee einer protestantischen Kirche in Aleppo (Syrien) zusammen, um zu besprechen, wie man der Tätigkeit der Zeugen Jehovas Einhalt gebieten könne. Nach langen Diskussionen sagte einer der älteren Männer, es gebe über Jehovas Zeugen viele sich widersprechende Vorstellungen. Es sei daher nur recht und billig, wenn einige Mitglieder des Komitees mit Jehovas Zeugen Verbindung aufnähmen, um sich aus erster Hand zu erkundigen, was diese wirklich glaubten. Alle Anwesenden stimmten entrüstet gegen diesen Vorschlag. Darauf sagte dieser Herr, wenn sie nicht bereit seien, ein Mitglied des Komitees zu beauftragen, Nachforschungen anzustellen, so würde er es selbst tun.
Nachdem er im Verlauf eines Jahres viele Unterhaltungen mit den Zeugen geführt hatte, teilte er dem Kirchenkomitee mit, man solle Jehovas Zeugen keinen Widerstand leisten, sondern von ihnen lernen und ihnen in ihrem Werk helfen. Das reichte aus, um ihn aus dem Komitee auszuschließen. Dies erschütterte ihn, denn er hatte der Kirche viele Jahre lang gute Dienste geleistet. Nun begann der Mann, die Zusammenkünfte der Zeugen zu besuchen. Er sah, was wahre Bruderliebe ist und in welchem Geist die Verantwortlichen der Versammlung zusammenarbeiten. Bald predigte er die gute Botschaft. Natürlich versäumte er es nicht, seine früheren Kirchenkollegen zu besuchen, um ihnen die Botschaft vom Königreich zu überbringen. Dadurch erlebte er viel Widerstand und Verfolgung von seiten seiner Familie und anderer, doch er blieb fest und ließ sich kürzlich als Symbol seiner Hingabe an Gott taufen. Wie glücklich ist doch dieser Mann, im Alter gelernt zu haben, wie man Jehova annehmbar dienen kann!
MALAYSIA: Viele junge Brüder und Schwestern müssen echte Standhaftigkeit beweisen und den heftigen Widerstand ihrer Eltern erdulden. Zwei Brüder, 17 und 18 Jahre alt, erlebten erbitterten Widerstand, weil sie sich weigerten, nach dem Tode ihrer Großmutter an heidnischen Bräuchen und Riten teilzunehmen. Die Jungen wurden geschlagen und mißhandelt, und man drohte ihnen, ihnen die Beine zu brechen, sie aus dem Haus zu verstoßen und sie in eine Erziehungsanstalt zu stecken. Doch sie blieben standhaft. Zwei Freunde dieser Jungen wurden ebenfalls belästigt. Ihre Eltern kamen oft in den Königreichssaal, schrien die versammelten Brüder laut an, und einmal zogen sie sogar zwei der Jungen hinaus. Diese vier jungen Männer besuchten jedoch weiterhin regelmäßig die Zusammenkünfte und nahmen auch am Predigtdienst teil. Oft wurden sie geboxt, geschlagen und sonstwie schlecht behandelt, doch sie sind guten Mutes. Sie bereiten sich gründlich auf jede Zusammenkunft vor und geben häufig Kommentare. Sie bekunden den Eifer und die Lauterkeit, die für Gottes Volk bezeichnend sind. Glücklicherweise zeigen jetzt einige ihrer leiblichen Brüder und Schwestern Interesse an der Wahrheit.
MOÇAMBIQUE: Am 25. Juni 1975 erlangte Moçambique seine Unabhängigkeit von Portugal. Im ganzen Land herrschte Feststimmung, und überall hörte man den Ruf: „Viva Frelimo!“ Wenn solche nationalistische Stimmung herrscht, gibt es gewöhnlich Schwierigkeiten für diejenigen, die neutral bleiben möchten.
Da Jehovas Zeugen in Malawi ihre christliche Neutralität bewahrt und sich geweigert haben, einer Partei beizutreten, mußten sie aus Malawi fliehen und wurden in sechs Flüchtlingslagern in Moçambique untergebracht, in der Nähe der Westgrenze Malawis. Jetzt werden diese Brüder repatriiert, das heißt in ihre Heimat zurückgeführt. Einige dieser Flüchtlinge wurden bereits mit Lastwagen an die malawische Grenze gebracht, wo ihnen der Minister der Zentralen Region von Malawi eine „Willkommensrede“ hielt. Er sagte: „Ihr habt Malawi auf eigenen Wunsch verlassen, und jetzt kehrt ihr auf eigenen Wunsch zurück. Die regierende Malawi Congress Party ist immer noch da. Kehrt jetzt nach Hause zurück, und arbeitet mit euren Parteifunktionären zusammen.“
Die Repatriierung von Moçambique nach Malawi begann am 19. August. Am Ende des Dienstjahres 1975 waren somit Tausende unserer malawischen Brüder zu Fuß auf dem Weg in ihre Heimatorte. Einige von ihnen mußten 300 Kilometer oder noch weiter laufen. Viele stellten bei der Ankunft in ihren Heimatdörfern fest, daß ihnen die Dorfbewohner aus Furcht vor Repressalien durch Parteifunktionäre nicht helfen wollten. In einer Region wurde ein Rundschreiben an alle Parteivertreter geschickt, in dem es hieß, Jehovas Zeugen sollten nicht in ihre Dörfer aufgenommen werden, wenn sie nicht bereit seien, eine Parteimitgliedskarte zu kaufen. In vielen Fällen mußten sie in den Busch fliehen, um sich in Sicherheit zu bringen. Einige von ihnen wurden schrecklich geschlagen, weil sie sich weigerten, Kompromisse zu schließen. Ein anderer Bericht hat uns erreicht, aus dem hervorgeht, daß einige der Brüder aus dem gleichen Grund ausgezogen wurden und an allen Dorfbewohnern vorbeimarschieren mußten. Nur Jehova kann für die repatriierten malawischen Brüder „den Ausweg schaffen“ (1. Kor. 10:13). Sie sind in ihrem eigenen Land unerwünscht und können nicht nach Moçambique zurückkehren. Es gibt keinen Ort, an den sie gehen könnten.
Doch trotz all dieser Schwierigkeiten haben sich ihnen viele Neue angeschlossen, und im letzten Jahr wurden über 2 000 Personen getauft.
Im vergangenen Dienstjahr hat die Gesellschaft unseren malawischen Brüdern in den Flüchtlingslagern im Norden Moçambiques viel Hilfe geleistet. Bis zum Juni 1975 sind über 200 000 Dollar für sie ausgegeben worden. Die größte einzelne Ausgabe war für Nahrungsmittel. Die Brüder bekamen 20 Tonnen Kleidung, hauptsächlich aus Südafrika. Sie erhielten auch Medikamente.
Außerdem sorgte die Gesellschaft dafür, daß jeder Verkündiger in den Lagern kostenlos ein Exemplar des Wahrheits-Buches in Njandscha sowie ein Exemplar des Buches Auf den Großen Lehrer hören, ebenfalls in Njandscha, bekam. Auch der Wachtturm wurde ihnen regelmäßig kostenlos zugesandt. Unsere Brüder waren sehr dankbar für die Anteilnahme und die Großzügigkeit ihrer Brüder auf der ganzen Erde, die diese Hilfsmaßnahmen ermöglicht hatten. Doch jetzt befinden sie sich in einer schlechten Situation, und wie es scheint, werden die meisten Brüder gezwungen, nach Malawi zurückzukehren, und es gibt kein anderes Land, in das sie gehen könnten. Wir können jetzt nur noch für sie beten. Die Gebete der Gerechten haben viel Kraft (Jak. 5:16-18).
NORWEGEN: Gelegenheitszeugnis zeitigt Ergebnisse. Ein Kreisaufseher reiste mit dem Zug, um eine Zusammenkunft zu besuchen. Ihm gegenüber saß ein junger Mann, der ein Buch über Politik las. Der Bruder fragte ihn, ob er glaube, daß die Welt durch Politik gerettet werden könne. Nein, der junge Mann glaubte nicht, daß die Welt überhaupt gerettet werden könne. Dann fing der Bruder an, mit ihm über die Bibel zu sprechen. Der junge Mann stellte viele Fragen über Gog von Magog, die Hure aus der Offenbarung usw. Er hörte aufmerksam zu, und als sie ihren Bestimmungsort erreicht hatten, tauschten sie ihre Adressen aus.
In der nächsten Woche fuhr der junge Mann 40 Kilometer mit dem Fahrrad zum Zweigbüro nach Oslo, um acht Bücher zu erwerben. Nachdem er gelesen hatte, was Offenbarung, Kapitel 17 bedeutet, erklärte er bei der Staatskirche seinen Austritt. Darauf wurde bei ihm ein Bibelstudium eingerichtet. Er ist wirklich um seine Familie besorgt und ist schon oft nach Hause gefahren, um seinen Angehörigen Zeugnis zu geben. Auch bei seinem Bruder wurde ein Studium eingerichtet, und dieser macht jetzt gute Fortschritte. All das spielte sich innerhalb von vier Monaten ab. Das zeigt wirklich, wie nötig es ist, den Geist eines Evangeliumsverkündigers zu haben.
ÖSTERREICH: Einige junge Brüder, die einen bestimmten Beruf ausüben wollten, mußten an einem besonderen Lehrgang teilnehmen. Als einer der Brüder von zu Hause fortging, ermahnten ihn seine Eltern: „Vergiß nie, daß du ein Zeuge Jehovas bist.“ Dieser junge Bruder erklärte dem Ingenieur, daß er an gewissen Schulzeremonien nicht teilnehmen könne, da er ein Zeuge Jehovas sei. Seine Mitschüler sagten, er sei engstirnig, doch bald änderten sie ihre Meinung. Eines Tages kündigte der Lehrer eine offene Diskussion über Religion an. Der junge Bruder sprach dann etwa eine Stunde lang vor der ganzen Klasse über die Beichte, Jesus Christus, den heiligen Geist sowie über die Organisation, mit der er verbunden ist. Jetzt hatten die Teilnehmer des Lehrgangs eine andere Meinung über diesen jungen Mann. Er kannte die Bibel, und außerdem machte sein Benehmen in der Schule seinem Glauben Ehre.
Die Liebe zu Jehova gab dem jungen Bruder die Gelegenheit, während dieses besonderen Lehrgangs mit anderen über die Wahrheit zu sprechen. Er konnte mit seinem Zimmerpartner täglich in der Bibel lesen. Bald begleiteten ihn einige Kollegen zu den Zusammenkünften der Versammlung. Wie schön ist es doch, daß dieser junge Mann nicht die Worte seiner Eltern vergaß: „Vergiß nie, daß du ein Zeuge Jehovas bist.“!
PAKISTAN: Seit 28 Jahren gibt es Verkündiger in Pakistan. Dieser verhältnismäßig junge Staat wurde am 15. August 1947 gegründet. Seitdem haben zwei Missionare zusammen mit einer Anzahl anderer Brüder fleißig unter den 66 000 000 Einwohnern gepredigt. Die Arbeit ist nicht leicht, aber die Brüder freuen sich sehr, daß sie in diesem moslemischen Land Fortschritte sehen. Könntest du deine Begeisterung jahrelang beibehalten und überglücklich sein, wenn sich in einem einzigen Jahr im ganzen Land 26 Menschen Gott hingeben? Nun, die Missionare, Pioniere und Versammlungsverkündiger in Pakistan freuen sich, daß sie jetzt eine neue Höchstzahl von 184 Verkündigern haben.
Eine Frau, die für die Regierung arbeitete, lernte die Wahrheit kennen und ließ sich taufen. Als ihr Vertrag im letzten Jahr ablief, tauchte die Frage auf: „Soll ich in mein Heimatland zurückkehren, oder soll ich hier weiter dienen, wo dringend Hilfe benötigt wird?“ Sie hat ihre weltliche Arbeit aufgegeben und ist in der Versammlung geblieben in der sie die Wahrheit kennenlernte. Jetzt ist sie allgemeiner Pionier. Da es im ganzen Land nur fünf Versammlungen gibt, sind die Brüder und Schwestern in Pakistan sehr glücklich, daß sie in einem Jahr 26 neue Jünger Christi Jesu gefunden haben. Im vergangenen Jahr waren es 17.
ZAIRE: Jehovas Zeugen werden in diesem Land von der Regierung nicht anerkannt. In den meisten Teilen des Landes gibt es zwar keine regelrechte Verfolgung, aber das Verbot hat für Gottes Diener erhebliche Schwierigkeiten verursacht. Es können keine großen Kongresse abgehalten werden. Die Zusammenkünfte werden von den Ortsbehörden oft streng überwacht, und sie drohen den Zeugen, um sie davon abzuhalten, öffentlich zu predigen. Da die Brüder und Schwestern an ihrer Neutralität festhalten, haben einige ihre Arbeit verloren oder sind geschlagen und ins Gefängnis gesteckt worden. Ihre Kinder sind aus der Schule ausgewiesen worden. All das entmutigt die Königreichsverkündiger jedoch nicht. Sie haben in ihrer Predigttätigkeit nicht nachgelassen. Im Gegenteil! Im Jahre 1975 ist in Zaire ein größeres Zeugnis gegeben worden als je zuvor.
ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK: Oft leisten die Hausgenossen eines Christen der Wahrheit heftigen Widerstand (Matth. 10:36). Doch wenn man fest für die Wahrheit eintritt und die Frucht des Geistes hervorbringt, kann man durch sein Benehmen dem Worte Gottes Ehre machen. In einem kleinen Dorf begann eine Frau, mit einer Zeugin Jehovas die Bibel zu studieren. Nach einiger Zeit besuchte sie auch die Zusammenkünfte. Sie tat dies getreulich, bis sie sich Jehova hingab und getauft wurde. Dann wurde ihr Mann ein heftiger Gegner, und als sie sich auf die Fahrt zu einem Bezirkskongreß vorbereitete, weigerte er sich nicht nur, ihr das nötige Geld zu geben, sondern sagte ihr auch, er werde den Trauschein zerreißen, wenn sie zu dem Kongreß fahren würde. Eine Sonderpionierin, die in der Nähe wohnte und die dieser Schwester liebevoll geholfen hatte, gab ihr die Hälfte ihrer monatlichen Zuwendung und half ihr, zum Kongreß zu gelangen. Als sie zurückkehrte, ging ihr Mann ärgerlich fort. Er fand eine andere Frau und brachte sie mit nach Hause, um mit ihr zusammen zu leben, und das in dem gleichen Haus, in dem er mit seiner ersten Frau lebte. Das war für die Schwester eine gewaltige seelische Belastung, doch sie blieb ihrem Mann treu untertan und bekundete einen ‘keuschen Wandel, verbunden mit tiefem Respekt’ (1. Petr. 3:1, 2).
Schließlich schickte ihr Mann die zweite Frau fort. Danach erzählte er der Sonderpionierin, daß ihn das treue Ausharren seiner Frau zu der Überzeugung gebracht habe, daß sie wirklich die Wahrheit habe. Er nahm das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt entgegen und studierte es sorgfältig. Jetzt bemüht er sich, die gleiche Lauterkeit gegenüber Jehova Gott zu entwickeln, die seine Frau bewiesen hat. Diese Frau hat durch ihren Wandel der Lehre Gottes, unseres Retters, wirklich Ehre gemacht.
ZYPERN: Nachdem die Türken auf Zypern einmarschiert waren, ergab sich für die Brüder im Süden der Insel die Notwendigkeit, denen zu Hilfe zu kommen, die aus dem Norden fliehen mußten. Eine große Menge gebrauchter Kleidung und Decken wurde unter den Brüdern verteilt. Lebensmittel und andere notwendige Dinge wurden für sie gekauft. Der Zweigaufseher berichtet, daß keiner von diesen Brüdern und Schwestern in Zelten bleiben mußte und daß es keinem an Lebensmitteln und Kleidung mangelte; sie alle fanden Unterkunft in Häusern.
Während der türkischen Invasion mußte eine Familie ihr Haus und all ihre Habe verlassen und fliehen. Die Frau war schwanger, und außerdem hatte sie ein dreizehn Monate altes Baby. Sie fanden ein kleines Haus außerhalb von Limassol, waren aber sehr unglücklich und verzweifelt. Die Mutter weinte fast unablässig und fragte, weshalb über die Menschheit so viel Schlechtes komme. Im Oktober 1974 wurde diese Frau von einer jungen Zeugin Jehovas besucht, die mit ihr über die Weltverhältnisse sprach und ihr eine gute Nachricht in Form der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! zurückließ. Später machte die Zeugin einen Rückbesuch und sprach weiter über die Königreichshoffnung. Der Frau gefiel das, was sie hörte, aber sie war mißtrauisch und glaubte, es sei eine Falle. Sie hatten ein oder zwei biblische Unterhaltungen. Dann hatte die Familie die Gelegenheit, in ein besseres Haus in Limassol umzuziehen. „Auf diese Weise können wir auch Jehovas Zeugen loswerden“, sagte die Frau ihrem Mann. Daher zogen sie um, ohne jemandem ihre neue Anschrift zu nennen. Doch es wartete eine Überraschung auf sie. Gleich morgens nach dem Umzug öffnete die Frau ihre Tür und sah die Schwester, die bei ihr die Rückbesuche gemacht hatte. Ohne es zu wissen, hatten sie unmittelbar neben Zeugen Jehovas ein Haus gemietet. Ja, die Frau mußte feststellen, daß sie von Zeugen Jehovas umgeben war — zu ihrer Rechten und zu ihrer Linken. Was blieb ihr da anderes übrig, als das Bibelstudium wiederaufzunehmen? Heute sagt die Frau: „Wie froh sind wir doch darüber, denn mein Mann und ich haben uns im Juni 1975 auf einem Kreiskongreß taufen lassen!“
DIE GANZE WELT: Um einen Überblick zu geben, haben wir auf Seite 24—31 den Jahresbericht über die weltweite Predigttätigkeit abgedruckt. In dieser Tabelle sind alle Zweigbüros der Watch Tower Society alphabetisch aufgeführt und unter jedem Zweig die Länder, die von ihm betreut werden. Der Bericht ist wirklich ermutigend, denn er zeigt, daß Jehova sein Volk geleitet hat. Im Dienstjahr 1975 ist ein großartiges Zeugnis gegeben worden. Eine Höchstzahl von 2 179 256 Personen hat sich des Vorrechtes erfreut, die gute Botschaft vom Königreich bekanntzumachen. Das sind 157 824 mehr als im vergangenen Jahr.
Die Menschen müssen etwas über Gottes Königreich hören. Jesus Christus sagte: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen“ (Matth. 24:14). Jehovas Zeugen setzen daher dieses weltweite Predigtwerk fleißig fort, und sie haben 382 296 208 Stunden eingesetzt, um mit den Menschen über Gottes Vorsatz zu sprechen — 11 000 000 Stunden mehr als in irgendeinem vorangegangenen Jahr.
Jehovas Zeugen waren auch daran interessiert, den Menschen, die mehr über Gottes Vorsatz erfahren möchten, etwas zum Lesen zurückzulassen. Während ihrer zwölf Monate Predigtdienst haben sie daher 28 410 783 gebundene Bücher und Bibeln und 12 163 807 32- oder 64seitige Broschüren sowie 293 705 005 Exemplare der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! abgegeben. Außerdem haben sie 2 111 730 Abonnements aufgenommen. Indes begnügten sie sich nicht damit, Literatur abzugeben. Sie machten auch Rückbesuche und ermunterten die Menschen, die Literatur zu lesen oder mit Hilfe einer dieser christlichen Schriften die Bibel zu studieren. Tatsächlich konnten Jehovas Zeugen wöchentlich 1 411 256 Heimbibelstudien in den Wohnungen interessierter Personen durchführen. Sie machten im Laufe des Jahres 155 336 481 Rückbesuche. Welch eine gewaltige Anstrengung, Menschen zu helfen, Gottes Wort zu verstehen!
Um Jehovas Zeugen in ihrem Königreichspredigtwerk zu helfen, sind in ihren eigenen Druckereien in den Vereinigten Staaten, in Deutschland, Finnland und Griechenland sowie in anderen Druckereien 63 305 420 gebundene Bücher und Bibeln und 513 705 582 Exemplare der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! sowie 22 190 340 Broschüren gedruckt worden, damit Menschen in allen Nationen die Gelegenheit erhalten, Gottes Wort mit Hilfe dieser Schriften zu lesen und zu studieren.
Die Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania hatte im Durchschnitt 2 456 Missionare in der ganzen Welt im Einsatz, und sie sind in der Zahl der 15 734 Sonderpioniere eingeschlossen. Diese Sonderpioniere arbeiten jeden Monat 150 Stunden im Predigtwerk. Außerdem haben 114 491 allgemeine Pioniere und Pioniere auf Zeit etwa 100 Stunden im Monat im Predigtdienst eingesetzt. In jedem Monat waren durchschnittlich 1 932 224 Versammlungsverkündiger tätig, und sie setzten monatlich etwa 10 bis 20 Stunden im Predigtdienst ein. Insgesamt waren also durchschnittlich 2 062 449 Verkündiger jeden Monat im Predigtdienst tätig. Und während des Jahres wurde eine Höchstzahl von 2 179 256 Verkündigern erreicht.
Im Dienstjahr 1975 konnten Jehovas Zeugen außerdem 295 073 Personen helfen, die Notwendigkeit zu erkennen, sich Jehova Gott hinzugeben und dies durch die Wassertaufe zu symbolisieren. Sie sind nun mit den 38 256 Versammlungen, die es in 210 Ländern gibt, verbunden.
Doch sie sind nicht die einzigen, die sich für das Werk der Zeugen Jehovas interessieren. Jedes Jahr kommen viele, mit denen Bibelstudien durchgeführt werden, und andere interessierte Personen mit Jehovas Zeugen in ihren Königreichssälen zusammen, um das Abendmahl des Herrn oder das Gedächtnismahl zu feiern. Am 27. März 1975 kamen nach 6 Uhr abends 4 925 643 Personen zusammen, um des Todes unseres Herrn Jesus Christus zu gedenken. Dieses Ereignis bedeutet ihnen etwas. Jesu Tod am Marterpfahl kann ewiges Leben für sie bedeuten, wenn sie unerschütterlich an Jehova, seinen Sohn und das Königreich glauben, durch das Gott sie in seiner verheißenen neuen Ordnung mit Leben segnen wird.
Jehovas Zeugen sind bei den Nationen der Welt nicht beliebt. Es ist so, wie Jesus sagte: „Ihr werdet um meines Namens willen Gegenstand des Hasses aller Leute sein“ (Matth. 10:22). Diese Worte sind wahr. Jehovas christliche Zeugen wissen, daß sie mit Verfolgung rechnen müssen. Doch sie glauben den Worten der Bibel: „Wirf deine Bürde auf Jehova, und er selbst wird dich stützen. Nie wird er zulassen, daß der Gerechte wanke“ (Ps. 55:22). Diese vortrefflichen Christen sind zwar in der Welt, doch sie sind kein Teil davon. Sie sind an dem Souveränen Herrscher des Universums, Jehova Gott, interessiert und nehmen entschieden auf seiner Seite Stellung. Jesus sagte: „Die Stunde kommt, da jeder, der euch tötet, meinen wird, er habe Gott einen heiligen Dienst erwiesen“ (Joh. 16:2). Dennoch werden Gottes Diener ihren Entschluß nicht aufgeben, in Lauterkeit zu wandeln und Jehovas Namen zu verherrlichen.
Wunderbare Dinge ereignen sich. Im vergangenen Jahr ist das Werk des Jüngermachens in Portugal öffentlich und nicht mehr im Untergrund durchgeführt worden, denn die Regierung hat Jehovas Zeugen als eine religiöse Körperschaft anerkannt. Wir danken Jehova dafür. In Griechenland ist Jehovas Zeugen größere Freiheit gewährt worden, so daß sie dort die gute Botschaft verkündigen können.
Jehovas Diener sind in vielen Ländern verfolgt worden, doch man hat sie nicht aufhalten können. Sogar hinter dem Eisernen Vorhang und in anderen Ländern, in denen das Werk schwierig ist, gibt es 177 861 Verkündiger des Königreiches — 8,8 Prozent mehr als im letzten Jahr. Das war der Durchschnitt für jeden Monat des Dienstjahres 1975. In diesen Ländern jedoch wurde eine neue Höchstzahl von 185 804 Verkündigern erreicht. Obwohl sie in kommunistischen Ländern und in anderen Nationen, in denen das Werk mehr oder weniger verboten ist, im Untergrund arbeiten und sich gut versteckt halten müssen, waren beim Gedächtnismahl 291 460 Personen zugegen. Stell dir nur einmal vor: Im vergangenen Jahr konnten diese verfolgten Christen 19 003 812 Stunden für das Predigen der guten Botschaft vom Königreich in ihren Ländern einsetzen!
Das Werk der Zeugen Jehovas wird weitergehen, weil jetzt die von Gott bestimmte Zeit für das weltweite Predigen der guten Botschaft vom Königreich da ist. Die Verhältnisse mögen sich für sie verschlechtern, aber sie werden für die Nationen der Welt noch viel schlechter werden. Diese Nationen sind gegen Gott und seine Souveränität. Sie weigern sich, sein Königreich als die einzige Hoffnung für die Menschheit anzuerkennen. Deswegen wird eine große Drangsal über alle Nationen und ihre Religionssysteme kommen, wenn das gegenwärtige System der Dinge vernichtet wird. Jesus sagte voraus, daß diese gute Botschaft von Gottes Königreich auf der ganzen bewohnten Erde allen Nationen zu einem Zeugnis gepredigt würde, und dann würde das Ende kommen (Matth. 24:14). Damit ist das Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge gemeint. Darauf folgt die herrliche Tausendjahrherrschaft Jesu Christi, das messianische Königreich, um das Christen zu Gott mit den Worten gebetet haben: „Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde“ (Matth. 6:10). Bis dahin haben Jehovas christliche Zeugen ein Werk zu tun, und unter Gottes Anleitung werden sie es weiterhin verrichten.
Jehovas Zeugen sind dankbar, daß Gott ihnen das Vorrecht gegeben hat, die Königreichsbotschaft auf der ganzen Erde zu verkündigen. Sie freuen sich darüber, daß sie durch ihre christlichen Worte und Taten ‘der Lehre ihres Retters, Gottes, in allen Dingen Ehre machen’ können (Tit. 2:10). Trotz Verfolgung und anderer Schwierigkeiten war es für sie eine Freude, als eine Körperschaft christlicher Zeugen Jehovas in der Verkündigung der guten Botschaft im Dienstjahr 1975 zusammenzuarbeiten.
[Übersicht auf Seite 24-31]
BERICHT ÜBER DAS DIENSTJAHR 1975 DER ZEUGEN JEHOVAS IN DER GANZEN WELT
(Siehe gedruckte Ausgabe)