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Fragen von LesernDer Wachtturm 1970 | 1. Oktober
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Fragen von Lesern
● Was ist die „Furcht“, die von der vollkommenen Liebe ausgetrieben wird, wie es in 1. Johannes 4:18 heißt? — C. A., USA.
Der Apostel Johannes schreibt: „Furcht gibt es nicht in der Liebe, sondern vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, weil die Furcht hemmend wirkt. In der Tat, wer sich fürchtet, ist nicht vollkommen gemacht worden in der Liebe.“ — 1. Joh. 4:18.
Die Furcht ist in diesem Fall eine Furcht, die das hemmt, was jemand zu Gott im Gebet sagt. Der Zusammenhang zeigt, daß Johannes damit fortfährt, den „Freimut der Rede“ zu besprechen. (1. Joh. 4:17) Er behandelt nicht den Freimut der Rede beim Predigen der guten Botschaft, sondern den „Freimut der Rede gegenüber Gott“. — 1. Joh. 3:19-21; vergleiche Hebräer 10:19-22.
Derjenige, in dem Gottes Liebe voll zum Ausdruck kommt, kann sich seinem himmlischen Vater vertrauensvoll nahen, ohne sich ‘in seinem Herzen verurteilt’ zu fühlen, als wäre er ein Heuchler oder werde mißbilligt. Er weiß, daß er in Aufrichtigkeit versucht, Gottes Gebote zu befolgen, und daß er somit das tut, was seinem Vater wohlgefällt. (1. Joh. 3:21, 22) Er äußert sich also freimütig, während er Jehova bittet. Er hat nicht das Empfinden, Gott habe ihm eine „Bewährungsfrist“ erteilt oder ihm irgendeine Einschränkung hinsichtlich dessen, was er sagen oder worum er bitten dürfe, auferlegt. (Vergleiche 4. Mose 12:10-15; Hiob 40:1-5; Klagelieder 3:40-44; 1. Petrus 3:7.) Ihn hemmt keine krankhafte Furcht; er ist sich keines schlechten Zeugnisses bewußt, das wider ihn sprechen würde. — Vergleiche Hebräer 10:26, 27, 31.
So wie sich ein Kind nicht im geringsten gehemmt fühlt oder ängstlich ist, von seinen liebenden Eltern etwas zu erbitten, in der Überzeugung, daß sie sich stets für seine Bedürfnisse und sein Glück interessieren, so sind die Christen, in denen die Liebe voll entwickelt ist, sicher, daß „er uns hört, ungeachtet dessen, was wir gemäß seinem Willen bitten. Und wenn wir wissen, daß er uns in dem, worum irgend wir bitten, hört, wissen wir, daß wir die erbetenen Dinge haben werden, da wir sie von ihm erbeten haben.“ — 1. Joh. 5:14, 15.
Diese vollkommene Liebe treibt daher nicht jede Art von Furcht aus. Sie schließt nicht die ehrerbietige und kindliche Furcht vor Gott aus, die aus einer hohen Achtung vor seiner Stellung, Macht und Gerechtigkeit heraus geboren wird. (Ps. 111:9, 10; Hebr. 11:7) Auch beseitigt sie nicht die übliche Furcht, die einen veranlaßt, Gefahren, wenn möglich, zu meiden und so sich und sein Leben zu schützen, oder die Furcht, die durch eine plötzliche Warnung ausgelöst wird. — Vergleiche 2. Korinther 11:32, 33; Hiob 37:1-5; Habakuk 3:16, 18.
Das rechte Verständnis über 1. Johannes 4:18 ist geistig sehr bereichernd. Es enthüllt, welch ein großartiges Verhältnis der Christ zu seinem herrlichen Schöpfer haben kann. Es ermuntert uns, in unseren Gebeten zu Gott von Herzen zu sprechen, nicht förmlich oder mechanisch zu sein, sondern offen unsere Empfindungen, unsere Bedürfnisse, unsere Besorgnis um andere, unsere Hoffnungen und unsere Liebe zu ihm zum Ausdruck zu bringen.
Auch sollten wir es nicht als ein nahezu unerreichbares Ziel ansehen, ‘in der Liebe vollkommen gemacht zu werden’. ‘Vollkommenheit’ ist selten in absolutem Sinne gemeint; gewöhnlich ist es eine relative Vollkommenheit. Als Paulus an die Christen von Korinth schrieb: „Werdet nicht kleine Kinder an Verständnisvermögen, ... werdet aber Erwachsene an Verständnisvermögen“, legte er kein Ziel fest, das niemand in der gesamten Versammlung hätte erreichen können. (1. Kor. 14:20) Das griechische Wort (téleioi) für „Erwachsene“, das er in diesem Text gebrauchte, ist dasselbe Wort (männlichen Geschlechts) wie das Wort (weiblichen Geschlechts) für „vollkommen“ (teleía), das Johannes in 1. Johannes 4:18 gebrauchte. Daß wir also ‘vollkommen gemacht werden in der Liebe’, bedeutet, daß Gottes Liebe in uns nicht in einem unterentwickelten, halbfertigen Zustand ist, sondern unser Herz erfüllt und uns bewegt, seinen Willen ganzherzig zu tun.
● In Hebräer 9:14 heißt es, daß sich Christus „durch ewigen Geist ... selbst ohne Makel ... dargebracht hat“. Was ist der ‘ewige Geist’? — R. W., USA.
Wenn wir den ersten Teil dieser Aussage beachten, wird uns das helfen, diese Ausdrucksweise in ihrem Rahmen zu sehen. Wir lesen: „Denn wenn das Blut von Ziegenböcken und von Stieren und die Asche einer jungen Kuh, auf diejenigen gesprengt, die befleckt worden sind, in dem Maße heiligt, daß das Fleisch rein wird, wieviel mehr wird das Blut des Christus, der durch ewigen Geist sich selbst ohne Makel Gott dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott heiligen Dienst darbringen können?“ — Hebr. 9:13, 14.
Diese Bemerkungen erscheinen mitten in einer Besprechung, in der die Einrichtungen, die Gott unter dem alten Gesetzesbund oder dem mosaischen Gesetz anerkannte, denen gegenübergestellt werden, die zum neuen Bund gehören. Im ersten Teil des Kapitels besprach der Apostel Paulus die Stiftshütte und die dort dargebrachten Tieropfer. Diese Dinge waren rechtliche Erfordernisse, „die das Fleisch betrafen“, und sie wurden bis zur bestimmten Zeit auferlegt. (Hebr. 9:10) Paulus wies auch darauf hin, daß der „heilige Geist“ erkennen ließ, daß der Weg in das Heiligtum des Himmels selbst noch nicht zugänglich war, solange die Stiftshütte stand und ihre Opfer von Gott angenommen wurden. — Hebr. 9:8, 12.
Der Weg in den Himmel führte also über das Opfer und das Blut Jesu, nicht über Tieropfer gemäß den rechtlichen Erfordernissen, „die das Fleisch betrafen“. Aber wie kam es zum Opfer Jesu? Es kam dazu durch die Wirksamkeit des bereits erwähnten heiligen Geistes.
Früher in diesem Brief hatte Paulus erklärt, daß Jesus nicht ein Priester „gemäß dem Gesetz eines vom Fleisch abhängigen Gebotes“ wurde, was der Fall gewesen wäre, wenn er aus der Familie Aarons, aus dem Stamm Levi, gewesen wäre. Jesus kam aus dem nichtpriesterlichen Stamm Juda. Demzufolge wurde er dadurch, daß Gott ihn unmittelbar ernannte, dazu auserwählt, ein „Priester für immer nach der Weise Melchisedeks“ zu sein. (Hebr. 7:16, 17) Statt mit Öl gesalbt zu werden wie Aaron, wurde Jesus mit heiligem Geist gesalbt. — 2. Mose 29:7; Luk. 3:21, 22.
Während seines ganzen Dienstes machte Jesus durch seine Worte und seine Werke bekannt, daß Gottes heiliger Geist auf ihm ruhte, ihn bevollmächtigte und ihn leitete. (Matth. 12:18, 28; Luk. 4:14, 18) Als die Zeit herbeikam, legte Jesus sein Leben als Opfer nieder, so wie es durch den Geist im voraus prophezeit und in der Heiligen Schrift niedergeschrieben worden war: daß er zum Beispiel an einem Stamm und unter Sündern sterben wurde und daß ihm keine Gebeine gebrochen würden. (5. Mose 21:22, 23; Gal. 3:13; Jes. 53:12; Ps. 34:20) Sein Opfer entsprach somit nicht fleischlichen Erfordernissen, sondern es erfolgte durch die Wirksamkeit des Geistes und entsprach dem Geist. Und die Bibel zeigt, daß der Leib Christi „ein für allemal“ dargebracht wurde. — Hebr. 10:10, 12.
Alle fleischlichen Bestimmungen des Gesetzes waren Teil einer zeitweiligen Einrichtung, die vergehen sollte — die Einschränkung durch das Gesetz war vorübergehend. Dagegen war das, womit Jesus gesalbt, wovon er geleitet und wodurch er geopfert wurde, etwas Bleibendes: Gottes ewiger Geist. Dieser Geist sollte für immer dazu gebraucht werden, diejenigen zu leiten, die in den neuen Bund aufgenommen würden. Und die Darbringung sollte nicht nur von vorübergehendem Wert während einer begrenzten Zeit sein; es sollte ein ewiges Opfer sein. Aus gutem Grund konnte Paulus die fleischlichen Vorkehrungen des Gesetzes, seine Stiftshütte, seine Opfer und seine Priesterschaft, dem ewigen Geist gegenüberstellen, durch den Christus sich darbrachte.
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BekanntmachungenDer Wachtturm 1970 | 1. Oktober
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Bekanntmachungen
PREDIGTDIENST
Jehovas christliche Zeugen sind fest davon überzeugt, daß Friede mit dem Schöpfer des Himmels und der Erde durch sein lang verheißenes Königreich der Schlüssel zu dauerhaftem Frieden für die ganze Menschheit ist. Wer mit Gott Frieden halten möchte, kann nicht mit seinen Mitmenschen, die ebenfalls Geschöpfe Gottes sind, Krieg führen; Friede mit Gott und Friede mit unseren Mitmenschen gehören zusammen. Als Kinder Gottes und loyale Untertanen des messianischen Königreiches Gottes sind Jehovas Zeugen bemüht, als Friedensstifter zu wirken. (Matth. 5:9) Das tun sie, indem sie ihrer Verpflichtung, als das „Licht der Welt“ zu dienen, nachkommen und Gottes geschriebenes Wort von Haus zu Haus und überall, wo sich ihnen eine Gelegenheit bietet, predigen und lehren, um den Menschen den Weg zu einem friedlichen Verhältnis mit Gott und den Weg zu seinem messianischen Königreich zu weisen. Im Oktober bieten sie bei ihrer Tätigkeit überall die Zeitschrift Erwachet! an, die gegenwärtig eine Auflage von 6 350 000 Exemplaren hat und in 26 Sprachen gedruckt wird. Der Beitrag für ein Jahresabonnement auf diese Zeitschrift und drei aufschlußreiche biblische Broschüren beläuft sich auf 5 DM (Österreich 30 öS; Luxemburg 50 lfrs).
„WACHTTURM“-STUDIEN FÜR DIE WOCHE VOM
25. Oktober: Richter und Ratgeber der Gesellschaft einer neuen Ordnung, ¶ 1—16 Seite 585. Lieder Nr. 88, 27.
1. November: Richter und Ratgeber der Gesellschaft einer neuen Ordnung, ¶ 17—24, ferner: Aus den Gesetzen und Grundsätzen der Bibel persönlich Nutzen ziehen, ¶ 1—9. Seite 590. Lieder: Nr. 11, 17.
8. November: Aus den Gesetzen und Grundsätzen der Bibel persönlich Nutzen ziehen, ¶ 10—27. Seite 595. Lieder: Nr. 97, 49.
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