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Fragen von LesernDer Wachtturm 1957 | 15. August
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Fragen von Lesern
● Wie ist es wohl zu erklären, daß der vorübergehend Ansässige wohl vielen Gesetzen und Vorschriften Jehovas in gleicher Weise wie die Israeliten gehorchen mußte, jedoch irgendein „Aas“ essen konnte, während die Israeliten dies nicht tun durften, ferner daß „Aas“ einem Fremden verkauft werden durfte, wie es in 5. Mose 14:21 erwähnt wird? Wenn es für die Israeliten unrein war, weshalb nicht auch für den vorübergehend Ansässigen und für den Fremden? — L. R., Vereinigte Staaten.
Wohl stimmt es, daß Jehova wiederholt erklärte, daß für den Israeliten als auch für den im Ausland Geborenen ein Gesetz gelten sollte. Doch erscheint diese Regel beständig in einem gewissen Zusammenhang, einem Begleittext, und bezieht sich auf gewisse Gesetze, wie auf jene hinsichtlich der Wiedervergeltung, des Passahs und des unabsichtlichen Totschlägers (siehe 2. Mose 12:49; 3. Mose 24:22; 4. Mose 15:29). Die Gerechtigkeit forderte, daß kein Unterschied gemacht werde.
Dennoch sah Jehova als der höchste Gesetzgeber die Israeliten als Klasse für sich an, und so auferlegte er ihnen gewisse Einschränkungen, die nur ihnen galten, und ließ sie entsprechende Vorteile haben, die er anderen nicht zukommen ließ. So wurde ihnen nicht gestattet, das zu essen, was von selbst verendet war; „denn ein heiliges Volk bist du Jehova, deinem Gott“. Wiederum durften Zinsen von anderen gefordert werden, nicht aber von israelitischen Brüdern. Ferner konnte nur jemand, der als Israelit geboren war, als König über Israel erwählt werden. — 5. Mose 14:21; 23:20; 17:15.
Länder der Neuzeit, zum Beispiel die Vereinigten Staaten, erkennen die Gerechtigkeit dieses Grundsatzes an. Alle, die innerhalb ihrer Grenzen leben, genießen den Nutzen ihrer verfassungsmäßigen Garantien, und es wird von ihnen erwartet, daß sie den Gesetzen des Landes gehorchen. Dennoch haben Bürger gewisse besondere Nutznießungen und Verpflichtungen; auch ist nur ein eingeborener Bürger als Präsident wählbar.
● Welchen Sinn haben die Worte des Apostels Paulus in Hebräer 12:13 (NW): „Machet gerade Bahn für eure Füße! auf daß nicht das Lahme vom Wege abgewandt, sondern vielmehr geheilt werde“? — K. K., Vereinigte Staaten.
Dieser Rat stimmt überein mit der Bestimmung des Apostels Paulus: „Wenn eine Speise meinen Bruder zum Straucheln bringt, so will ich nie wieder Fleisch essen, damit ich meinen Bruder nicht zum Straucheln bringe.“ (1. Kor. 8:13, NW) Er ist auch im Einklang mit der Ermahnung des Paulus: „Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist vorteilhaft; alles ist erlaubt, aber nicht alles erbaut. Jeder suche weiterhin nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen.“ — 1. Kor. 10:23, 24, NW.
Jemand mit gesunden Gliedern kann, ohne Schaden zu nehmen, über rauhen Boden und auf krummen oder abwegigen Pfaden gehen. Ein Lahmer aber muß sorgfältig darauf achten, wo er geht, denn leicht kann er sich ein Glied ausrenken. So können sich auch etliche, weil sie geistig gesund und reif sind, gewisse Freiheiten erlauben, die ein Risiko oder eine Gefahr darstellen, und mögen dennoch, weil sie reif sind, nicht Schaden leiden. Jene aber, die nicht so reif oder die sozusagen geistig lahm sind, könnten sich an solchen Starken ein Beispiel nehmen und ihnen zu folgen suchen, aber das würde ihnen schaden, so daß es erforderlich werden könnte, daß die Versammlung sie unter Bewährung stellt, oder sie könnten sogar im Meer des Materialismus ‚ertrinken‘.
Brüderliche Liebe verlangt, daß wir, „die stark sind, die Schwachheiten derer tragen, die nicht stark sind, und nicht uns selbst gefallen“, das heißt, wir sollten bereit sein, uns selbst zu verleugnen, damit andere, die nicht so stark sind wie wir, nicht versucht werden, uns auf einem gefährlichen Wege zu folgen und Schiffbruch zu erleiden, nämlich ihren Glauben und ihre Lauterkeit einzubüßen. Ja, „ein jeder von uns gefalle seinem Nächsten in dem, was zu seiner Erbauung gut ist“. — Röm. 15:1, 2, NW.
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Die Nichtigkeit des Predigens in der NeuzeitDer Wachtturm 1957 | 15. August
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Die Nichtigkeit des Predigens in der Neuzeit
● In der Zeitschrift Time wurde folgendes zitiert, was Marcus Barth, ein Sohn des europäischen Theologen Karl Barth, der an der „Federated Theological Faculty“ in Chikago als Professor dient, über das Predigen in der Neuzeit gesagt haben soll: „In Europa steht die Predigt auf einem niedrigeren, mehr dogmatischen Niveau als hier. Aber die Kirchen sind allzuoft leer. Hier wird dem Volke auf vertrautere Weise gepredigt. Die Kirchen sind voll, aber die Frage entsteht, ob die Gemeinde durch die Predigt etwas hört, was ihre Glieder nicht schon in den Morgenzeitungen gelesen und sich selbst schon gesagt haben.“
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