Warum wurde es so geschrieben?
„Laß mich Verständnis haben, damit ich dein Gesetz beobachte und daß ich es mit ganzem Herzen halte.“ — Ps. 119:34.
1. Ist es ein allgemeines Problem, daß Ermunterung benötigt wird, und wo ist die Ermunterung oft zu finden?
HAST du nicht schon festgestellt, daß dir Wahrheiten aus Gottes Schatzkammer, der Heiligen Schrift, dann, wenn du Ermunterung benötigt hast, die Kraft gegeben haben, persönlichen Prüfungen und Problemen gegenüberzutreten? Uns allen ist es wohl schon in unserem Leben als Christen so ergangen.
2. Welcher Entmutigung sind viele Zeugen Jehovas im Laufe der Jahre begegnet, und wie sind sie in der Lage gewesen, trotzdem standhaft zu bleiben?
2 Viele haben heute zum Beispiel Zeiten der Entmutigung durchgemacht, wenn Gegner abschätzig über Gottes Volk gesprochen haben und sogar gewalttätig geworden sind, weil die christlichen Zeugen Jehovas für die Wahrheit eingetreten sind. Viele, die seit fünfzig oder sechzig Jahren mit dem wahren Christentum verbunden sind, können sich gut an die unfreundlichen Bemerkungen erinnern, mit denen sich Nachbarn und andere Personen während des Ersten Weltkrieges und danach gegen Jehovas Zeugen wandten. Wie oft sind viele doch zum Spott als Russelliten und Millennium-Tagesanbruch-Leute bezeichnet worden. Einige wurden geschlagen, geteert und gefedert, eingesperrt, beschimpft, ausgepeitscht und angespien. Trotz alledem haben Jehovas christliche Zeugen weiterhin das Werk verrichtet, das ihr Gott, Jehova, geboten hat. Wie sind sie dazu in der Lage gewesen? Zum Teil aufgrund des Verständnisses, der Ermunterung und der Kraft, die sie aus dem Wort Gottes und aus den vom ‘treuen und verständigen Sklaven’ in diesen bösen Tagen gedruckten Veröffentlichungen empfangen haben.
3. Was sollten wir sehen, wenn wir die Bibel lesen?
3 Und das ist ja der Zweck des Wortes Gottes — die Diener Jehovas zu erbauen. Aus diesem Grunde sollte man, wenn man die verschiedenen Bücher der Bibel liest, an nähere Einzelheiten über das Buch und über seinen Schreiber denken. Der Leser der Heiligen Schrift tut gut daran, sich zu fragen: „Warum wurde es so geschrieben?“
4. Welchem bestimmten Bibelbuch wollen wir nun unsere Aufmerksamkeit zuwenden?
4 Wir wollen nun ein Buch der Bibel betrachten und etwas Zeit damit verbringen, festzustellen, aus welchen Gründen es in dem Stil und mit den Argumenten geschrieben wurde, wie es der Fall ist. In unserer Besprechung werden wir uns mit dem Brief des Apostels Paulus an die Christen in Jerusalem befassen; er wird in den Christlichen Griechischen Schriften allgemein als der Hebräerbrief bezeichnet. (Hebr. 13:22) Wenn wir die Verhältnisse betrachten, die vor neunzehnhundert Jahren herrschten, als Paulus seinen Brief niederschrieb, so hilft uns das verstehen und erkennen, weshalb er das schrieb, was er aufzeichnete, um Gottes Volk zu stärken und zu trösten.
ANSICHTEN DES CHRISTENTUMS DES ERSTEN JAHRHUNDERTS
5. Welche religiöse Situation herrschte in Jerusalem um das Jahr 61 u. Z.?
5 Wir wollen uns in die Stadt Jerusalem und, was die Zeit betrifft, etwa ins Jahr 61 u. Z. versetzen. Seit dem Tode Jesu an einem Marterpfahl unmittelbar außerhalb der Mauern Jerusalems sind etwa achtundzwanzig Jahre vergangen. Jerusalem ist für die Juden eine heilige Stadt. Allem Anschein nach hat Jerusalem die Tage des verachteten Jesus von Nazareth überstanden. Man macht geltend, daß die Religion der Juden die Religion der alten Zeit ist und bis in die Zeit ihres Vorfahren Abraham zurückreicht. Die religiösen Führer der Juden, die Rabbis, werden vom Volk sehr geachtet. Sie genießen Ansehen und Ehre. Sie haben sich auf Moses’ Stuhl gesetzt und nehmen bei Abendessen den hervorragendsten Platz und in den Synagogen die vordersten Sitze ein, und sie lassen sich auf den Marktplätzen begrüßen und werden von den Menschen „Rabbi“ genannt. Sie bilden tatsächlich einen Teil des derzeitigen religiösen Machtgebäudes. — Matth. 23:6, 7.
6. (a) Wie wurden die Christen in jener Stadt von den jüdischen religiösen Führern angesehen? (b) Was erlebte der Apostel Paulus, als er nicht viele Jahre zuvor in jener Stadt war? (c) Was benötigte die kleine Gruppe der Christen in Jerusalem so sehr?
6 Auch gibt es in der Stadt Jerusalem verhältnismäßig wenige, die einer gehaßten Sekte angehören, die als die der Christen oder als der „Weg“ bezeichnet wird. (Apg. 9:2; 19:9; 22:4) Sie werden von den jüdischen religiösen Führern und ihren Nachfolgern mit Verachtung betrachtet. Sie werden verfolgt und beschimpft. Darüber hinaus sind sie hauptsächlich gebürtige Juden und werden daher doppelt gehaßt, weil sie die jüdische Religion verlassen haben, um Nachfolger Jesu, des „sogenannten“ Christus, zu werden. So groß ist der Haß auf die Christen, daß schon allein dadurch, daß der Apostel Paulus im Tempel erschien, als er einige Jahre zuvor in der Stadt war, ein Aufruhr ausgelöst wurde, bei dem die religiösen Juden aus vollem Halse schrien: „Weg von der Erde mit einem solchen Menschen, denn es gehörte sich nicht, daß er lebte!“ (Apg. 22:22) Mehr als vierzig Juden banden sich mit einem Fluch, weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus beseitigt hätten. (Apg. 23:12-15) In dieser Atmosphäre des religiösen Fanatismus und Hasses gegen die Christen mußte die Versammlung leben, predigen und fest im Glauben bleiben. Wie sehr jene Christen doch Ermunterung und eine gesunde Erkenntnis und ein Verständnis über Christus und über die Art und Weise benötigten, wie er das Gesetz Mose erfüllt hatte, damit sie nicht wieder zum Judentum und zum Halten des mosaischen Gesetzes zurückkehrten! Paulus wußte bestimmt, was sie brauchten. Er kannte die Prüfungen, die sie durchmachten, aus eigener Erfahrung.
7. Führe einige der Argumente an, die die jüdischen Führer und ihre Nachfolger gegen die Christen gebraucht haben mögen.
7 Denke einen Augenblick an einige der Argumente und an den Widerstand, denen sich jene ersten jüdischen Christen gegenübersahen. Zunächst einmal ließen die jüdischen religiösen Führer und ihre Nachfolger die gehaßten Christen durchaus nicht denken, sie hätten Gottes Gunst. Waren es nicht die Juden, die den greifbaren Beweis des Segens Gottes hatten? War es nicht so, daß Gott durch Engel mit den Juden verkehrte? Ganz gewiß, denn im Buche Mose heißt es: „Dann erschien ihm [Moses] Jehovas Engel in einer Feuerflamme inmitten eines Dornbusches.“ Später sagte Jehova: „Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, um dich auf dem Wege zu bewahren und dich an den Ort zu bringen den ich bereitet habe.“ (2. Mose 3:2; 23:20) Ja, die Juden mögen stolz darauf gewesen sein, daß Moses mit Gott sogar von Mund zu Mund gesprochen hatte. Man betrachte ferner den herrlichen Tempel mit dem Abteil des Heiligen und dem des Allerheiligsten. Man sehe nur, wie schön er ist, wie solide er gebaut ist und welch eine feste Grundlage er hat! So etwas hatten die Juden! Und noch etwas: Man denke an das jüdische Priestertum! Ja, es ließ sich bis zu Aaron und zu seinen Söhnen, Angehörige des Stammes Levi, zurückverfolgen. Der Hohepriester stammte aus dieser besonderen Linie. Die Juden hatten den Gesetzesbund, den Gott selbst durch Moses geschlossen hatte. Das göttliche Königreich war Besitz der Juden; und Jerusalem, ja Jerusalem war die Thronstadt, aus der Gottes Herrschaft hervorgehen sollte.
8, 9. (a) Wie könnten die jüdischen Führer den Gründer des Christentums und seine Nachfolger beschimpft haben? (b) Was mögen sie den Christen selbst und ihren bescheidenen Versammlungsstätten ohne weiteres gegenübergestellt haben?
8 Betrachte nun die Christen in Jerusalem. Was hatten sie? Vom Standpunkt der jüdischen Führer aus hatten die Christen vergleichsweise gar nichts. Ihr Führer, Jesus, war tot, und er war als gemeiner Verbrecher gestorben. Wer war Jesus? Für die jüdischen Führer war er nicht berühmt. Er war nur der Sohn eines bescheidenen Zimmermanns und dazu noch aus Nazareth. Was seine Ausbildung betrifft, so hatte er nicht den üblichen Unterricht in den fortschrittlichen rabbinischen Schulen empfangen. Wie sehr fehlte es ihm doch vom Standpunkt der Juden aus an Wissen und Bildung im Vergleich zu dem, was ihre Lehrer und Unterweiser wußten und gelehrt worden waren! Und darüber hinaus gab es unter seinen Nachfolgern nur sehr wenig gebildete Leute. Fischer, Steuereinnehmer und sogar Heiden bildeten den größten Teil seiner Nachfolger, und diese Heiden gehörten in den Augen der jüdischen Führer bestimmt nicht zum natürlichen Samen Abrahams. Wie konnten die Christen auch nur einen Augenblick lang denken, sie hätten die Gunst Gottes und Gott befasse sich mit ihnen? Die Juden meinten, sie seien die von Gott Auserwählten, denn sie waren die Nachkommen Abrahams. Außerdem kamen die Christen in Obergemächern oder an anderen abgelegenen Stellen zusammen, während die Juden ihren schönen Tempel hatten, zu dem sie kommen konnten, um sich zu versammeln.
9 Zweifellos wurden solche und viele andere Argumente gegen jüdische Christen gebraucht. Wie sehr sie doch Ermunterung und Verständnis der Situation benötigten! Wenn doch nur jemand etwas von ihrer Not wüßte und Trost und Hilfe senden würde!
GEGENARGUMENT SPRICHT MEHR FÜR CHRISTUS ALS FÜR MOSES
10. Wer wußte von diesen Problemen, denen sich Christen gegenübersahen, und wer wurde daher inspiriert, ihnen zu ihrer Erbauung zu schreiben?
10 Natürlich wußte Jehova Gott im Himmel, in welcher Lage sie sich befanden. Durch Inspiration veranlaßte er den Apostel Paulus, sich mit den Verhältnissen zu befassen, denen sie sich gegenübersahen. Daher schrieb Paulus an jene Treuen in Jerusalem, und der Hebräerbrief enthält seine Antwort auf die vielen Vorwürfe, die gegen das Christentum des ersten Jahrhunderts von dessen Feinden zweifellos erhoben wurden.
11, 12. (a) Welche Beweisführung gebrauchte Paulus nun, und wieso war dies passend? (b) Wie zeigte Paulus, daß Jesus, verglichen mit Engeln, besser war? (c) Wie zeigte er, daß er besser war als Moses?
11 Paulus griff die Behauptungen der Juden auf und zeigte, daß das christliche System und sein Priestertum dem Judentum überlegen sind. Es war wichtig, daß er dies tat. Jene Christen in Jerusalem waren zweifellos größtenteils gebürtige Juden. Sie waren mit dem Gesetz Mose und den Argumenten der jüdischen Führer gut vertraut. Aus diesem Grunde war Paulus verpflichtet, ihnen die Gegenargumente, den wahren Sachverhalt, zu zeigen und die gegen sie von den jüdischen religiösen Führern erhobenen Vorwürfe als falsch bloßzustellen. Es stimmte zum Beispiel, daß das Gesetz Mose durch Engel übermittelt worden war. Aber wie lassen sich Engel mit dem Herrn Jesus vergleichen? Gemäß Hebräer 1:4-6 schrieb Paulus folgendes: „So ist er [Jesus] besser geworden als die Engel, insofern er einen Namen ererbt hat, der vorzüglicher ist als der ihrige. Zu welchem der Engel sprach er zum Beispiel jemals: ,Du bist mein Sohn; ich, ich bin heute dein Vater geworden.‘? Und wiederum: ,Ich selbst werde sein Vater werden, und er selbst wird mein Sohn werden.‘? Wenn er aber seinen Erstgeborenen wieder in die bewohnte Erde einführt, sagt er: Und alle Engel Gottes sollen ihm huldigen.‘“ Die Engel sind also, wie Paulus es zeigte, in Wirklichkeit Diener, aber Jesus ist der Sohn Gottes.
12 Wie aber verhält es sich damit, daß Gott mit Moses von Mund zu Mund sprach? Ohne Zweifel war dies etwas Bedeutsames. Aber über Jesus Christus schrieb Paulus: „Denn dieser [das heißt Jesus] ist einer größeren Herrlichkeit als Moses würdig erachtet worden, insofern als der, der das Haus errichtet, mehr Ehre hat als dieses. ... Und Moses war in Seinem ganzen Hause als Dienender treu, ... Christus aber war als ein Sohn über Sein Haus treu.“ Hier sagte Paulus gewissermaßen: „Brüder, wer ist in einem Hause größer — ein Dienender, wie es Moses war, oder der Sohn des Hauseigentümers, wie Jesus Christus es ist?“ Wie stärkend es doch für die dort in Jerusalem lebenden jüdischen Christen gewesen sein muß, dieses Verständnis zu erhalten! — Hebr. 3:3-6.
CHRISTUS — EIN BESSERER HOHERPRIESTER
13. (a) Was konnte besser sein als der buchstäbliche Tempel in Jerusalem, und wo befand sich Christus Jesus? (b) Wie zeigte Paulus, daß Christi Priestertum, verglichen mit demjenigen Aarons, besser war?
13 Paulus ging nun zu einem weiteren Argument über, nämlich zu dem, das den schönen buchstäblichen Tempel in Jerusalem betraf. Und dieser war wirklich schön und kostbar. Aber von welcher Bedeutung wäre ein buchstäblicher Tempel, verglichen mit der Gegenwart Gottes selbst? König Salomo hatte den ersten Tempel, jenen schönen Tempel auf dem Berge Moria in Jerusalem, im elften Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung erbaut, und bei seiner Einweihung sagte er, daß Jehova in Wirklichkeit nicht in jenem von Menschen hergestellten Gebäude wohne. Ja, er sagte, der Himmel der Himmel könne Jehova Gott, den Allmächtigen, nicht fassen, um so weniger der Tempel, den er erbaut habe! (1. Kö. 8:27) In der unmittelbaren Gegenwart Jehovas im Himmel zu sein wäre demnach etwas weit, weit Größeres, als in irgendeinem irdischen Tempel zu dienen. Daher schrieb Paulus, daß Christus Jesus „durch die Himmel gegangen“ sei, in die Gegenwart seines Vaters, Jehovas. (Hebr. 4:14) Und was die aaronische Priesterschaft betraf, die in jener Zeit im Tempel in Jerusalem diente, so verglich Paulus sie mit dem Priestertum Christi und zeigte, daß dieses weit besser ist, denn es entspricht der Weise Melchisedeks. Die Worte des Paulus in Hebräer 5:5, 6 lauten: „So hat sich der Christus ebenfalls nicht selbst dadurch verherrlicht, daß er ein Hoherpriester wurde, sondern ist von dem verherrlicht worden, der mit Bezug auf ihn sprach: ,Du bist mein Sohn, ich, ich bin heute dein Vater geworden.‘ ... ,Du bist Priester für immer nach der Weise Melchisedeks.‘“ Ja, er ist für immer Priester, und dies hängt nicht von irgendeinem Erbe des sündigen Fleisches, sondern von einem Eid Gottes ab. Die Worte des Paulus hierüber sind in Hebräer 7:19-22 aufgezeichnet: „Denn das ,Gesetz‘ machte nichts vollkommen, wohl aber die außerdem eingeführte bessere Hoffnung, durch die wir uns Gott nahen. Und insofern dies nicht ohne Eidschwur war ..., insofern ist auch Jesus derjenige geworden, der als Bürge eines besseren Bundes gegeben wurde.“ Und was die weitere Tätigkeit ohne die Notwendigkeit eines Nachfolgers betrifft, erklärte Paulus: „Überdies mußten [unter dem jüdischen Gesetz] viele nacheinander Priester werden, weil sie durch den Tod verhindert waren, als solche zu verbleiben, er [Jesus] aber, weil er für immer am Leben bleibt, hat sein Priestertum ohne irgendwelche Nachfolger inne. Demzufolge kann er auch die vollständig retten, die sich durch ihn Gott nahen, weil er immerdar lebt, um für sie einzutreten.“ — Hebr. 7:23-25.
14. Zeige, wieso den Christen, die diesen Brief lasen, die Tatsache zur Ermunterung gereicht haben muß, daß Christi Opfer besser war.
14 Dies waren bestimmt gewichtige Argumente des geliebten Apostels Paulus, die die Stellung der Christen festigten und ihnen halfen, im Glauben fest zu bleiben. Aber das war nicht alles. Paulus zeigte weiter, daß Jesus ein besserer Hoherpriester ist, der in Jehovas himmlischem Tempel dient. Er ging der Sache auf den Grund, indem er den Christen weitere Argumente lieferte. Er verglich das Opfer des Herrn Jesus mit den Opfern, die die aaronische Priesterschaft darbrachte, auf die die jüdischen Führer so stolz waren. In den Versen 26 bis 28 des siebenten Kapitels schrieb Paulus: „Denn ein solcher Hoherpriester wie dieser war für uns der geeignete: loyal, arglos, unbefleckt, getrennt von den Sündern und höher als die Himmel geworden. Er hat es nicht täglich nötig, Schlachtopfer darzubringen wie jene Hohenpriester, zuerst für seine eigenen Sünden und dann für die des Volkes (denn er tat dies ein für allemal, als er sich selbst als Opfer darbrachte); denn das ,Gesetz‘ bestimmt Männer zu Hohenpriestern, die mit Schwachheit behaftet sind, aber das Wort des Eidschwurs, der erst n a c h dem ,Gesetz‘ kam, bestimmt einen Sohn, der für immer vollkommen gemacht worden ist.“ Denke an die Ermunterung, die diese Worte für die Treuen in Jerusalem bedeuteten. Ja, Christus, ein Hoherpriester, der sein eigenes vollkommenes Leben für die Menschheit opferte, ist durch Gottes Eidschwur jetzt für immer Priester ohne Nachfolger.
DURCH DEN NEUEN BUND WAR DER FRÜHERE VERALTET
15. Welches nachdrückliche Argument gebraucht Paulus in Hebräer 8:7-13 hinsichtlich eines besseren Bundes, und wie lautet die logische Schlußfolgerung hinsichtlich des alten Bundes?
15 Paulus ging nun zu einem weiteren Argument über, das den Christen ebenfalls nützen sollte und das den Gesetzesbund betraf, dessen Mittler Moses war, verglichen mit dem besseren Bund, dessen Mittler Christus ist und der zwischen Gott und seinen Treuen hier auf Erden geschlossen worden ist. Beachte das Argument des Paulus in Hebräer 8:7-13: „Denn wenn jener erste Bund ohne Mangel gewesen wäre, so hätte man nicht für einen zweiten Raum gesucht.“ War der erste Bund ohne Mangel? Nein, denn Jehova selbst sagte: „Ich [will] mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht gemäß dem Bunde, den ich mit ihren Vorvätern an dem Tage machte, da ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen, da sie nicht in meinem Bunde blieben.“ „Denn dies ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel nach jenen Tagen schließen werde“, sagte Jehova. „Ich will meine Gesetze in ihren Sinn legen, und in ihre Herzen werde ich sie schreiben. Und ich will ihr Gott werden, und sie selbst werden mein Volk werden.“ „Indem er sagt ,einen neuen Bund‘“, so folgert Paulus, „hat er [Gott] den früheren für veraltet erklärt. Nun ist das, was veraltet ist und alt wird, dem Verschwinden nahe.“ (Vergleiche Jeremia 31:31-33.)
16. Wer hatte nun Grund, sich ermuntert zu fühlen? Wer hatte Grund, entmutigt zu sein? Warum?
16 Überlege einmal, wie ermunternd diese Worte gewesen sein müssen: „Nun ist das, was veraltet ist und alt wird, dem Verschwinden nahe.“ Wer konnte nun glücklich sein und nicht bekümmert und traurig? Die Christen, denn sie hielten sich an einen Bund, der den veralteten, den Gesetzesbund, ersetzte. Als bekümmert und traurig würden sich die religiösen Prahler erweisen, die das Christentum bekämpften. Das, worauf sie sich stützten, war nicht mehr die Art und Weise, wie Gott mit seinem Volk umging. Sein Sohn, der Herr Jesus Christus, der zu himmlischer Herrlichkeit auferweckt worden war, hatte als Mittler eines neuen und besseren Bundes gedient, der sich auf bessere und beständigere Verheißungen stützte und durch ein kostbareres Opfer, durch sein eigenes vergossenes Blut, rechtskräftig gemacht worden war.
GRÜNDUNG DES KÖNIGREICHES AUF DEM HIMMLISCHEN BERG ZION
17. (a) Zu was nahten sich jene Christen im Gegensatz dazu, daß sich Moses wegen des Gesetzesbundes dem Berg Sinai genaht hatte? (b) Wie läßt sich das himmlische Jerusalem mit dem irdischen Jerusalem vergleichen?
17 Wie aber verhielt es sich mit Behauptungen, wonach das Recht auf das Königreich den Juden zustand und Jerusalem die Stadt Gottes war, aus der die göttliche Herrschaft hervorgehen würde? Wie behandelte Paulus dieses Argument in seinem Brief an die Hebräer? Es ist sehr interessant, daß er sein Argument, das im zwölften Kapitel, Vers 18 bis 27 zu finden ist, wie folgt begann: „Denn ihr habt euch nicht dem genaht, was betastet werden kann und was durch Feuer entzündet worden ist, und einer dunklen Wolke und dichter Finsternis und einem Sturm.“ Allerdings hatten sich Christen nicht dem alten Berg Sinai genaht, wo mit der Nation Israel der Gesetzesbund geschlossen worden war. Sie hatten sich nicht dem genaht, was sie betasten konnten und wovon sie eine Feuerflamme hervorschießen sehen konnten. Nein, aber beginnend mit dem Vers 22 lauten die Worte des Paulus: „Ihr habt euch einem Berge, Zion, genaht und einer Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und Myriaden von Engeln, in der allgemeinen Versammlung, und der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln eingetragen worden sind, und Gott, dem Richter aller, ... und Jesus, dem Mittler eines neuen Bundes.“ Ja, diesem hatten sie sich genaht, dem eigentlichen Regierungssitz, nicht dem irdischen, sondern dem himmlischen Jerusalem, und Gott, Myriaden von Engeln, der Versammlung der Erstgeborenen und Jesus, dem Mittler des neuen Bundes. Im Vergleich dazu verblaßten das irdische Jerusalem sowie der Berg Sinai und auch der Tempel und das Priestertum der Juden bis zur Bedeutungslosigkeit.
18. (a) Wie lange soll das himmlische Jerusalem Bestand haben? (b) Was war bereits mit dem irdischen Jerusalem geschehen, und was sollte ein zweites Mal geschehen?
18 Und wie massiv, beständig und fest gegründet sind dieser Berg Zion und das himmlische Jerusalem? Wir werden darüber nicht im Zweifel gelassen, denn Paulus fügte hinzu: „Darum, da wir ein Königreich empfangen sollen, das nicht erschüttert werden kann, mögen wir fernerhin unverdiente Güte haben, durch die wir Gott auf annehmbare Weise mit Gottesfurcht und Scheu heiligen Dienst darbringen können.“ (Hebr. 12:28) Dieses Königreich sollte nicht erschüttert werden, wie das irdische Jerusalem für siebzig Jahre, nämlich von 607 bis 537 v. u. Z., schwer erschüttert wurde und nicht viel später von den unter Titus stehenden römischen Heeren wieder erschüttert werden sollte.
19, 20. Was sollten jene jüdischen Christen nun tun und was hatte Paulus durch seine Argumente angesprochen?
19 Wie tröstend und begeisternd die Worte des Paulus für jene ersten jüdischen Christen gewesen sein müssen! Noch heute, neunzehnhundert Jahre später, sind diese Worte lebendig und haben für uns Christen im zwanzigsten Jahrhundert große Bedeutung.
20 Zu einer Zeit, in der sich die jüdischen Gegner auf alte Dinge beriefen, auf materiellen Reichtum, auf Macht, auf großartige Riten, auf Zeremonien und auf die Weisheit dieser Welt, sollten Christen also ihren Glauben stärken, nämlich die gesicherte Erwartung erhoffter Dinge, den offenkundigen Beweis von Wirklichkeiten, obwohl diese nicht zu sehen waren. Wie ermunternd jener Brief für die Treuen Gottes um das Jahr 61 u. Z. gewesen sein muß! Ja, der „Weg“ zum Leben mit ewigen Segnungen wurde ihnen deutlich gezeigt. Und Paulus schrieb seinen Brief so, daß dieser das Denken und die Logik jener natürlichen, gebürtigen Juden ansprach und bewirkte, daß sie im Glauben erbaut wurden. Die Worte des Paulus im Hebräerbrief sind auch für heutige Christen tröstend.
21. Wie können wir alle unsere Wertschätzung für Gottes Wort steigern, wie es in dem hier behandelten Stoff veranschaulicht worden ist, und aus welchem Grunde?
21 Um aus der Heiligen Schrift vollen Nutzen zu ziehen, müssen wir erkennen, weshalb sie so geschrieben wurde, wie es der Fall ist. Mit der Hilfe der Bücher Aid to Bible Understanding (Hilfe zum Verständnis der Bibel), „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich“ und vieler anderer Veröffentlichungen haben wir wirklich einen Wissensschatz, der uns erkennen hilft, wie und warum jedes Buch der Bibel so geschrieben wurde, wie es der Fall ist. Mit diesem erweiterten Ausblick können wir uns bestimmt für jedes gute Werk ausrüsten, das zu verrichten Gott uns auftragen mag. Das, was wir mit dem Hebräerbrief getan haben, können wir auch mit den anderen fünfundsechzig Büchern tun, die Gottes Wort, die Heilige Schrift, ausmachen. Wie passend sind doch die Worte, die im abschließenden Kapitel des Hebräerbriefes zu finden sind, für alle heute lebenden Christen: „Der Gott des Friedens ... rüste euch aus mit allem Guten, um seinen Willen zu tun, indem er das in uns vollbringe, was in seinen Augen wohlgefällig ist.“! — Hebr. 13:20, 21.