Macht Fortschritte zur Reife
„Laßt uns … zur Reife vorandrängen.“ — Heb. 6:1, NW.
1, 2. Weshalb ist Reife richtigerweise das Ziel jedes aufrichtigen Christen?
WIE lange hast du die Bibel schon ernsthaft studiert? Einige Monate oder einige Jahre? Dann solltest du wunderbare Aussichten haben, in Zukunft weiter zu lernen, während du Fortschritte zur geistigen Reife machst. Oder hast du Gott schon seit einigen Jahren gedient? Dann solltest du, außer in deinem regelmäßigen Bibelstudium, noch einige weitere Bibelstudien-Hilfsmittel gelesen haben. Du solltest imstande sein, deinen Glauben zu verteidigen und sozusagen jeden Einwand zu widerlegen, den jemand gegen die Wahrheit der Bibel erheben mag. (1. Pet. 3:15) Doch ungeachtet dessen, ob du die christliche Reife erreicht hast oder immer noch daran arbeiten mußt, deinen Glauben zu beherrschen, mußt du darauf achten, weiterhin Fortschritte zu machen, denn Reife ist etwas Fortschreitendes.
2 In Hebräer 6:1 ist das Wort „Reife“ (siehe Menge und NW) eine Wiedergabe des griechischen Wortes teleiótes, das im Grunde „Vollkommenheit“, „Vollständigkeit“, „voller Wuchs“ bedeutet. Eine geistig reife Person hat somit einen Zustand erreicht, in dem sie als Christ voll entwickelt ist. Das sollte das Ziel jedes aufrichtigen Christen sein.
3. (a) Was bedeutet Reife? (b) Weshalb ist Reife die hervorragende Eigenschaft, die christliche Aufseher aufweisen sollen?
3 Reife bedeutet, ein wahres, starkes Gleichgewicht zu haben und die Wahrheit richtig einzuschätzen und zu verstehen. Ein reifer Mensch hat die Fähigkeit, über Grundsätze zu argumentieren. Er wird nicht immer jemanden fragen müssen: „Meinst du, daß ich das oder jenes tun sollte?“ Er ist imstande, seine Erkenntnis des Wortes Gottes so anzuwenden, daß er selbst wichtige Entscheidungen treffen kann, ohne versuchen zu müssen, diese Last auf einen anderen abzuwälzen. Reife ist daher die hervorragende Eigenschaft christlicher Aufseher, weil sie ihre Erkenntnis dazu gebrauchen müssen, Entscheidungen zu treffen. Sie können nicht immer andere bitten, ihre Probleme zu lösen; sie selbst müssen die Probleme der Versammlung erledigen. — Titus 1:5; Gal. 6:5.
4. Zeige den Unterschied in der Einstellung des reifen Verkündigers und des Neulings.
4 Ein reifer Verkündiger wird schnell bereit sein, Ratschläge anzuwenden. Er weiß aus Erfahrung, daß Jehovas Segen auf der Versammlung ruhen wird, wenn die Brüder in Einheit zusammen predigen und lehren, und daß nicht jeder starrköpfig nach dem eigenen Ermessen handeln kann. (Ps. 133:1) Somit hat er es gelernt, seinen Willen dem göttlichen Willen unterzuordnen und Ratschläge, Zurechtweisung und Züchtigung von Jehova anzunehmen und die Arbeit fortzusetzen. Er weiß, daß die Art, wie Gott handelt, besser ist als seine eigene Art; und er ist daher froh, sich ihr anzupassen. Im Gegensatz dazu ist ein Neuling geneigt, Ratschläge zurückzuweisen und sich durch eine Züchtigung tödlich beleidigt zu fühlen. Er hat aus der Erfahrung noch nicht gelernt, daß Jehovas Organisation weit mehr weiß als er selbst. — Spr. 13:24.
5. Warum lassen sich unreife Personen leicht von Gegnern erschrecken?
5 Fortschritte zur Reife zu machen ist das Ziel der Christen, denn das führt zu einer leistungsfähigen, starken Organisation. Paulus erkannte diese Notwendigkeit, wie dies aus Philipper 1:27, 28 hervorgeht: „Daß ihr in e i n e m Geiste feststeht, wie e i n e Seele Seite an Seite für den Glauben an die gute Botschaft kämpfend, und daß ihr euch … in keiner Hinsicht von euren Gegnern erschrecken laßt.“ Unreife Menschen rennen davon, wenn Schwierigkeiten auftauchen, weil sie sich leicht erschrecken lassen. Sie wurzeln nicht tief genug, um standhaft für rechte Grundsätze einzutreten. Ferner ziehen sich unreife Menschen bei Schwierigkeiten einfach schon deshalb zurück, weil sie nicht wissen, wie sie den Kampf führen sollen, wenn eine Streitfrage entsteht. Reife Menschen jedoch verfechten ihren Standpunkt, sie wissen, wie sie kämpfen können, und lassen sich vom Feinde nicht erschrecken. — Eph. 6:12, 14; 2. Kön. 6:15-17.
6. Welche Befriedigung bringt Reife mit sich?
6 Wir möchten übrigens auch aus dem Grunde reif sein, weil es bedeutet, daß wir glückliche, zufriedene Diener Gottes sind, die wissen, daß „Gottergebenheit zusammen mit Genügsamkeit am Eigenen“ „ein Mittel zu großem Gewinn“ ist. — 1. Tim. 6:6, NW.
7. Weshalb besteht die Notwendigkeit, daß in der theokratischen Organisation heute Reife vorhanden ist?
7 Aus drei fundamentalen Gründen ist Reife in der Christenversammlung sehr notwendig: 1. das große vor uns liegende Ausdehnungswerk erfordert viele Lehrer, 2. das beständige Wachstum der Versammlung erfordert produktive Verkündiger, 3. es herrscht ein wirklicher Bedarf an fähigen Aufsehern. Wir wollen diese Bedürfnisse einmal im einzelnen betrachten.
LEHRER ERFORDERLICH
8. (a) Was braucht man, um ein guter Lehrer zu sein? (b) Welchen Mangel, der unter bekehrten Hebräern herrschte, erkannte Paulus?
8 In bezug auf die Lehrfrage sind zwei Dinge in Verbindung mit dem Lehren absolut notwendig. Erstens muß ein Lehrer genaue Kenntnisse in seinem Fach besitzen, und zweitens muß er die Fähigkeit und auch den Wunsch haben, diese genauen Kenntnisse anderen zu vermitteln. Was die Notwendigkeit betrifft, sich eine genaue Erkenntnis anzueignen, erkannte Paulus, daß es Brüdern unter den bekehrten Hebräern daran fehlte. Er wollte ihnen eine tiefe Lehre, eine Wahrheit über Melchisedek erklären, aber sie waren im Lernen derart zurückgeblieben, daß er seine Erläuterung hinausschieben mußte. Er wußte, daß ihre Erkenntnis der Wahrheit so hohl war, daß sie seinem Argument unmöglich folgen konnten. Daher schrieb der Apostel mit gutem Grund: „Über ihn [Melchisedek] haben wir viel zu sagen, und es ist schwer zu erklären, da ihr im Hören träge geworden seid. Denn in der Tat, obwohl ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, benötigt ihr wieder jemanden, der euch die ersten Grundbegriffe der heiligen Aussprüche Gottes von Anfang an lehrt, und ihr seid solche geworden, die der Milch bedürfen, nicht fester Speise. Denn jeder, der Milch genießt, ist unbewandert im Worte der Gerechtigkeit, denn er ist ein kleines Kind. Die feste Speise aber ist für Gereifte, für jene, die ihr Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt haben, um zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden.“ — Heb. 5:11-14, NW.
9, 10. Wie könnte ein Christ seine persönliche Teilnahme am weltweiten Lehrprogramm überprüfen?
9 Wo stehst du, was die Lehrtätigkeit betrifft? Führst du mit deinen Nächsten Bibelstudien durch? (Mark. 12:31) Hast du im Laufe der letzten sechs Monate durchschnittlich jeden Monat solch ein wöchentliches Bibelstudium durchgeführt? Nein? Dann fehlt es dir offenbar entweder an der Lehrfähigkeit oder am Wunsche zu lehren, und du mußt dich sehr anstrengen, um dir eine noch bessere Erkenntnis der Bibel anzueignen. Du solltest deine Fähigkeit, gute Lehrmethoden anzuwenden, schärfen. Was scheint denn dein Problem zu sein? Gestaltest du deine Bibelstudien für die Leute interessant? Würzt du sie mit Illustrationen und Beispielen, so wie Jesus es tat? (Matth. 13:34) Übst du Geduld, wenn du bestimmte Punkte wiederholst, hervorhebst und erklärst? Zeigst du den Menschen, mit denen du studierst, welch praktischen Wert das, was sie lernen, für sie hat? Das sind die Dinge, die ein Lehrer tun muß, um das Interesse der Personen wachzuhalten, mit denen er studiert.
10 Um ein erfolgreicher Lehrer zu sein, mußt du den Willen haben zu lehren. Du mußt dein Herz in die Sache legen und dich für die Personen interessieren, mit denen du studierst. Hast du diesen Wunsch? Hast du Freude, wenn du siehst, wie andere Menschen Fortschritte machen? Es besteht heute ein so großer Bedarf an Lehrern, weil so viele Menschen tatsächlich danach hungern, über die Wahrheiten der Bibel belehrt zu werden. Jeder Gott hingegebene Christ hat das Vorrecht und die Pflicht, an diesem weltweiten Lehrfeldzug teilzunehmen. Daher muß ein jeder Fortschritte zur Reife machen, um in seiner Lehrtätigkeit tüchtiger zu werden. — Pred. 12:9, 10; Matth. 9:37, 38.
PRODUKTIVITÄT IM INTERESSE DES WACHSTUMS
11. Wer sind die produktiven Verkündiger in der Organisation Jehovas? Warum?
11 Der zweite Grund, aus dem Reife nötig ist, besteht darin, daß im Interesse des beständigen Wachstums der Versammlung produktive Verkündiger erforderlich sind. Es ist nicht vernünftig, zu erwarten, daß eine wirklich produktive Tätigkeit durch unreife Verkündiger geleistet werde. Diese lernen erst noch, wie sie sich am Werke beteiligen können. Sie stellen immer noch Fragen. Sie haben es noch nicht gelernt, Lehrer zu sein. Sie sind Kleinkinder. Sie müssen noch belehrt werden. Junge Kinder sind noch keine Produzenten. Sie machen viele Fehler, fragen viel, finden es oft notwendig, zu spielen, und lassen sich leicht von ihrer Arbeit ablenken. Sie haben noch nicht gelernt, in ihrer Arbeit tüchtig und ausdauernd zu sein. Reife, beständige Arbeiter bringen Leistungen zustande. Bist du ein reifer, beständiger Arbeiter? Die reifen, beständigen Arbeiter sind jene, die regelmäßig im Predigtdienste stehen, die sich jede Woche an der Predigt- und Lehrtätigkeit beteiligen. Diese erzielen Ergebnisse in dem Werke. Sie lassen sich von ihrer Arbeit nicht leicht durch verlockende Vergnügen, die der Entspannung dienen, ablenken. Wiewohl sie wissen, daß es eine Zeit für alles gibt, erkennen sie doch auch, daß die Zeit, in der man Königreichsarbeit tut, keine Zeit zum Spielen ist. (Pred. 3:1) Produktive Verkündiger stellen nicht immer dieselben Fragen, ohne die Antworten darauf kennenzulernen. Nein, sie wenden die erhaltenen Antworten an und zeigen, daß sie Fortschritte zur Reife machen. — 2. Tim. 3:7; 1. Tim. 4:15.
12. Weshalb werden reife Menschen ihren Dienst nicht aufgeben, noch sich darüber beklagen?
12 Kinder wollen aufhören zu arbeiten, wenn die Arbeit anstrengend oder schwierig wird. Sie suchen nach Entschuldigungen und schreien um Mitleid. Sie sind einfach nicht produktiv! Aber reife Menschen können nicht einfach aufhören oder umhergehen und sich über ihre Arbeit beschweren, weil sie Pflichten haben. Sie müssen Probleme lösen und die Arbeit, die sie haben, fortsetzen. Damit aufzuhören löst weder die Probleme, noch wird dadurch die Arbeit getan, doch könnte man deswegen verhungern. Zu jammern und zu klagen könnte zum Verlust einer Arbeitsstelle führen. In Jehovas Werk werden sich reife Personen nicht entmutigen lassen, sondern werden den Stürmen des Widerstandes trotzen. Sie verstehen die Sachlage und wissen, daß es auf dem Wege Beschwerden zu ertragen gibt, daß aber Klagen sie nur dazu führen, die Gunst ihres großen Arbeitgebers, Jehovas, des Gottes der Produktion, zu verlieren. (Klagel. 3:39, 40; Joh. 5:17) Somit nimmt eine reife Person Verantwortung auf sich, arbeitet beständig und wird mit der Genugtuung belohnt, die Versammlung wachsen zu sehen. — 1. Kor. 3:6-9.
BEDARF AN AUFSEHERN
13. Weshalb können Christen von unreifen Personen keine theokratische Führung erwarten?
13 Der dritte Grund, aus dem wir der Reife bedürfen, ist der, daß so viele gute Aufseher erforderlich sind. Reife ist die hervorragende Eigenschaft solch christlicher Aufseher, denn es müssen Männer von gesundem Urteil und tiefer Erkenntnis sein. Sie müssen im christlichen Benehmen und Dienst ein gutes Beispiel geben. (Titus 1:5-9) Aufseher haben die Pflicht, dafür zu sorgen, daß Jehovas Organisation rein bleibt. Christen können diese Führung nicht von unreifen, unerfahrenen Personen erwarten, weil diese nicht gewappnet sind, solche Fälle zu regeln. Zum Beispiel darf ein Aufseher im Falle eines Gemeinschaftsentzuges nicht voreilig Entscheidungen fällen, sondern muß bereit sein, womöglich Barmherzigkeit zu erweisen. Wenn er wachsam ist, wird er in der Tat oft imstande sein zu verhindern, daß seine Brüder sich soweit hinauswagen, daß sie tatsächlich in ernste Schwierigkeiten geraten. In Galater 6:1 (NW) lesen wir: „Brüder, wenn auch ein Mensch einen Fehltritt begeht, ehe er es gewahr wird, so sucht ihr, die geistlich Befähigten, ihn im Geiste der Milde zurechtzubringen, wobei du auf dich selbst achtgibst, damit du nicht selbst versucht werdest.“
14. Warum müssen Mitglieder des Dienstkomitees einer Versammlung Reife im Unterscheidungsvermögen aufweisen?
14 Wenn aber Schwierigkeiten auftauchen, dann muß das Dienstkomitee der Versammlung die Sache anhören und eine gerechte Entscheidung fällen. Es muß das Zeugnis der Zeugen abwägen, um zu erkennen, ob es glaubhaft ist; es muß den Grad der Schuld feststellen, wenn eine solche überhaupt vorhanden ist, und muß in Betracht ziehen, wie es in Übereinstimmung mit Jehovas Gerechtigkeit und Erbarmen barmherzig verfahren kann. Wo es notwendig wird, muß es einen Gemeinschaftsentzug aussprechen. Es ist eine ernste Sache, einer Person die Gemeinschaft zu entziehen, weil es bedeutet, daß sie von Gottes Organisation, vom Leben abgeschnitten wird. Andererseits ist es ebenso ernst, den Gemeinschaftsentzug nicht vorzunehmen, wenn er angebracht ist. Warum? Weil es einen Ungehorsam der Diener, ein Verfehlen, den göttlichen Entscheidungen zu entsprechen, die in der Bibel aufgezeichnet sind, anzeigen würde. Dadurch würde die Organisation weiter verdorben, der Glaube der Brüder gefährdet und die Tätigkeit der Versammlung entkräftet. Solche Entscheidungen zu treffen erfordert Reife im Unterscheidungsvermögen. Das Leben von Christen darf nicht Neulingen, sondern soll nur reifen Menschen anvertraut werden.
15. Wie könnte jemand nachprüfen, ob er selbst zu noch größerer Reife voranschreiten sollte?
15 Halte einmal inne und prüfe dich selbst. Ungeachtet dessen, ob du mit Jehovas Werk nur einige Monate oder einige Jahre verbunden bist, prüfe dich und erkenne, ob du Fortschritte zur Reife machst. Bist du ein Lehrer? Ist es dir möglich, Bibelstudien in Gang zu bringen und sie fortzusetzen? Bist du ein produktiver Verkündiger? Beteiligst du dich jede Woche am Predigtdienst? Machst du interessante Erfahrungen, wenn du bei Interessierten Rückbesuche machst? Hast du Erfolg in dem Bemühen, andere in die christliche Ortsversammlung einzuführen? Eignest du dich für den Dienst eines Aufsehers? Bist du beständig, standhaft, zuverlässig, wachsam und ausgeglichen? Hast du ein gesundes Urteil und eine tiefe Erkenntnis der Schrift? Nachdem du dich selbst näher untersucht hast, wirst du wahrscheinlich den Wunsch hegen, zu einem höheren Reifegrad voranzuschreiten. Doch wie?
WIE MAN FORTSCHRITTE MACHEN KANN
16, 17. (a) Weshalb ist es so wichtig, geistlich gesinnt zu sein? (b) Zeige den Gegensatz, der zwischen dem Ernährungsprogramm Jehovas und dem Propagandafeldzug des Teufels besteht?
16 Ein Erfordernis dazu ist eine geistliche Gesinnung. Heute ist ein Kampf um die Beherrschung der Sinne der Menschen im Gange. Wir werden mit politischen und wirtschaftlichen Philosophien bombardiert, die sich gegenseitig überbieten, ferner mit religiöser und kommerzieller Propaganda, die miteinander konkurrieren. Wer aber leitet diesen heimtückischen Propagandafeldzug, dem täglich Milliarden von Worten durch das Fernsehen, den Rundfunk und all die Druckschriften entströmen? Der Teufel! (Off. 16:13-16) Hüte dich vor diesem Erzbetrüger! (Off. 12:9) Viele seiner Schachzüge scheinen harmlos zu sein, und doch können sie seinem Zwecke dienen und dir deine Zeit rauben und deinen Sinn beherrschen. Seine Absicht geht darauf hinaus, die Menschen emsig damit zu beschäftigen, sich abgedroschene Komödien und Wildwestfilme anzuschauen, ferner Zeitungen zu lesen und die sogenannten Comics und unsittliche Romane, damit die Menschen keine Zeit mehr finden, sich etwas über Harmagedon anzuhören, während er sie tatsächlich zu dieser Schlacht hinführt. Laß dich nicht von ihm betrügen! Nähre deinen Sinn nicht mit Propaganda, die von ihm kommt. Das unterhöhlt deinen Glauben, statt ihn aufzubauen, und dein Lebensmuster wird dann kein Beweis dafür sein, daß du deine Lauterkeit bewahrst. Laß deinen Sinn nicht bei den falschen Motiven verweilen, die Menschen dadurch offenbaren, daß sie andere töten, gegen sie kämpfen, Rachsucht und Groll gegen sie hegen und dabei in den so beliebten Wildwestfilmen noch verherrlicht werden. Nähre deinen Sinn nicht mit den Bildern von Box- und Ringkämpfen, die man im Fernsehen manchmal zu sehen bekommt. Bist du der Ansicht, daß die Menschen in Gottes neuer Welt ihren Körper auf diese Weise mißbrauchen werden? Denkst du, daß Gott bei der Erschaffung des menschlichen Körpers beabsichtigte, diesen durch Kopf- und Körpertreffer und Nackenfesselung traktieren zu lassen? Natürlich nicht. — Phil. 4:8.
17 Wenn du also Fortschritte zur Reife machen möchtest, darfst du deinen Sinn nicht mehr mit falschen Dingen erfüllen. Verbringe deine Zeit damit, den Stoff für das Bibelstudium der Woche oder für die nächste schriftliche Wiederholung der theokratischen Predigtdienstschule zu beherrschen. Dadurch wird dein Glaube aufgebaut, nicht zerstört. Wie du siehst, hat auch Jehova ein Ernährungsprogramm, das dazu bestimmt ist, die Menschen in diesen letzten Tagen beschäftigt zu halten. Der wichtige Punkt ist der, daß wir selbst — und zwar jeder einzelne von uns — beständig wach bleiben und täglich die Dinge, die unseren Glauben aufbauen und die ihn niederreißen könnten, überprüfen und dann die Wahl zwischen dem Ernährungsprogramm Jehovas und der Propaganda des Teufels treffen müssen. Es gibt soviel Stoff, sei es von seiten Gottes, Jehovas, sei es von Satan, durch den unser Denken beherrscht und unsere Zeit beansprucht werden kann! Wir müssen jeden Tag wählen, wem wir gestatten wollen, in unser Leben einzudringen. — Off. 16:15.
18. Warum sollte eine Person lernen, zuverlässig zu sein?
18 Wer es lernt, zuverlässig zu sein, der wird auch an Reife zunehmen. Es ist so enttäuschend, wenn jemand, der einen Dienstauftrag erhalten hat, ihn nicht erfüllt. Zum Beispiel könnte jemandem die Aufgabe zugewiesen werden, bei Zusammenkünften der Versammlung die Anwesenden zu zählen; wenn man ihn aber um den Bericht bittet, mag er sagen, er habe vergessen, seinen Auftrag auszuführen. Ein anderer mag sich freiwillig für die Reinigung des Versammlungslokales melden, doch wenn die Versammlung zusammenkommt, mag man entdecken, daß er die Arbeit nur halb getan hat. Solche Leute sind unzuverlässig. Andere rufen den Versammlungsaufseher in der letzten Minute an und teilen ihm mit, daß es ihnen nicht möglich sei, ihren Programmpunkt an dem betreffenden Abend zu übernehmen. Wie rücksichtslos! Wie unreif! Anderen wird die Aufgabe zugeteilt, in einem Schulungsprogramm mitzumachen, aber wenn man sie fragt, welche Fortschritte erzielt worden seien, berichten sie, sie hätten überhaupt noch nicht zusammen gearbeitet. Welche Enttäuschung! Welch blasse Idee von den Vorrechten eines Christen! Andere verhalten sich ablehnend, wenn man ihnen Gelegenheit gibt, mit einem erfahrenen Verkündiger zu arbeiten, zum Beispiel mit einem Kreisdiener, damit sie fachkundige Schulung im Dienste erhalten können. Die reife Haltung wäre, bei jeder Gelegenheit mit einem solchen Bruder zusammen zu arbeiten. Je mehr ein Christ in der Predigt- und Lehrkunst fachkundigen Unterricht erhalten kann, um so schneller wird er zur Reife voranschreiten und selbst darin gewandt werden. Nimm jede solche Gelegenheit wahr, ja suche solche Gelegenheiten. Lerne es, zuverlässig zu sein! — Matth. 25:14-30.
19. Welche geistige Fernsicht sollten wir über unsere Tätigkeit haben?
19 Reife Personen haben eine geistige Fernsicht, was ihre Tätigkeit betrifft. Sie vergessen nie, daß sie mit einem festen Ziel arbeiten müssen, daß der Dienst für Gott nicht nur in dem Aufwand einer bestimmten Stundenzahl besteht. Wenn man zum Beispiel in Landgebieten von Haus zu Haus predigen geht, organisieren reife Verkündiger die Tätigkeit so, daß für Hin- und Rückfahrt und auch für die Wartezeiten ein Mindestmaß an Zeit aufgewandt werden muß, um mit Predigen und Lehren tatsächlich ein Höchstmaß an Zeit verbringen zu können. Sie werden die dichter bevölkerten Gebiete nicht etwa meiden, sondern werden erkennen, wo man die produktivste Zeugnistätigkeit entfalten kann.
20. Wie kann jemand die richtige geistige Einstellung bekunden?
20 Ein anderer Weg, auf dem man Fortschritte zur Reife machen kann, ist die Entwicklung einer richtigen Geisteshaltung. Paulus hatte die richtige Einstellung, wenn er in Philipper 3:14, 15 (NW) sagte: „[Ich] jage … dem Ziel entgegen, dem Preise der Berufung droben, die Gott in Christus Jesus gewährt. So laßt uns denn, so viele von uns reif sind, diese geistige Einstellung haben; und wenn ihr in irgendeiner Hinsicht etwas anderem zuneigt, wird Gott euch die obenerwähnte Einstellung offenbaren.“ Kannst du ehrlich sagen, du verfolgest das Ziel, ewiges Leben zu erhalten? Oder trachtest du vielleicht nach den Dingen der Alten-Welt-Gesellschaft? (1. Joh. 2:16) Welches Ziel verfolgst du gleich jetzt? Willst du einen neuen Wagen kaufen, oder willst du Gelegenheiten zum Dienste Jehovas auskaufen? (Eph. 5:16) Möchtest du lieber Geld für kostspielige Ferien aufwenden und die Sehenswürdigkeiten der vergehenden alten Welt besichtigen oder Ferienpionier werden und neue Freunde finden, ja die Bekanntschaft von Leuten machen, die sich dir in der Neuen-Welt-Gesellschaft für immer anschließen? Willst du dich zurückziehen und dich an einem Ort niederlassen, wo auf weniger als eintausend Einwohner ein Zeuge Jehovas kommt, oder willst du dort dienen, wo Königreichszeugen wirklich dringend benötigt werden? Wenn du tatsächlich nach dem ewigen Leben trachtest, dann sollte deine Verkündigerkarte, die über deinen Felddienst berichtet, das anzeigen. Verbringst du mindestens zehn Stunden monatlich im Predigtdienst, suchst du also die Wahrheit der Bibel zu predigen und sie andere zu lehren? Kannst du dir vorstellen, daß sich Paulus mit weniger als zehn Stunden Dienst im Monat begnügt hätte, auch wenn er es für notwendig gehalten hätte, die ganze Zeit zu arbeiten, um Zelte zu machen? Was hat er wohl, nach deiner Ansicht, an Wochenenden und an den Abenden getan? Hat er Gottes Wort studiert und sich in Gottes Werk betätigt, oder hat er einen Wettkampf angesehen, der zwischen den Gladiatoren des lokalen Kolosseums stattfand, und gesagt, er habe keine Zeit für den Predigtdienst? — Apg. 18:3, 4.
21. Welche Ansicht sollten Glieder der Neuen-Welt-Gesellschaft über eine Bekundung von Stolz und über schlechte Manieren hegen?
21 Ein weiteres Zeichen von Reife ist der Verzicht auf den eigenen Stolz und die ausschließliche Wahrung eigener Interessen. Eine stolze Person offenbart Unreife. Eine Person, die sich dadurch Ellbogenfreiheit verschafft, daß sie andere beiseite schiebt, oder die Störungen verursacht, wenn andere zu christlicher Unterweisung beisammen sind, oder eine Person, die es ablehnt, sich gute Manieren anzueignen, ist eine höchst rücksichtslose Person. Es ist jedoch zu erwarten, da sich die Neue-Welt-Gesellschaft immer mehr ausdehnt, daß einige Glieder stolz sind, schlechte Manieren haben und sich rücksichtslos benehmen. Jedes Jahr kommen Zehntausende von Menschen aus der Alten-Welt-Gesellschaft, in der solche Bräuche an der Tagesordnung sind, heraus und strömen in die Neue-Welt-Gesellschaft. Der Punkt ist jedoch der, daß solche Neuen und wir übrigen erkennen, daß sie geistige Kleinkinder und unreif sind und daß sie im Laufe der Zeit, während sie zur Reife voranschreiten, die Bräuche und Einstellungen der alten Welt aufgeben und nach und nach ihren Sinn neu gestalten müssen, um der neuen Welt entsprechend zu leben. (Röm. 12:1, 2, NW) Statt dich von unreifen Personen zu Fall bringen zu lassen, hilf ihnen eher, zur Reife voranzuschreiten. Ihr habt so viele vorzügliche Beispiele des christlichen Lebens! Denkt an die vielen Aufseher, an die reisenden Diener und an andere reife Brüder, die durch ihren christlichen Wandel der ganzen Versammlung ein rechtes Beispiel geben. Folgt ihnen so, wie sie Christus nachfolgen. — 1. Kor. 13:4-6; 11:1.
22. Warum lassen sich Personen, die der Neuen-Welt-Gesellschaft angehören, nicht in törichte Fragen verwickeln?
22 Ein reifer Christ führt kein Wortgefecht wegen sinnloser Fragen. Wenn die Antwort durch Nachforschen zu finden ist, wird er eine vernünftige Anstrengung machen, sie zu suchen, doch wird er sich nicht darein verwickeln, zu versuchen, unbedingt die Antwort auf jede Frage zu finden, zum Beispiel auf Fragen wie „Wann kommt Harmagedon?“ oder „Denkst du, daß man je auf dem Mars leben wird?“. Paulus sagte in 2. Timotheus 2:23 (NW): „Ferner weise törichte und spekulative Fragereien ab, da du weißt, daß sie Streitigkeiten hervorrufen.“
23, 24. Wie zeigt sich Reife in Verbindung mit der Erledigung von Streitigkeiten und der Übernahme von Verantwortlichkeiten?
23 Unreife Menschen sind nachträgerisch, aber ein reifer Mensch wird zu dem Punkte voranschreiten, auf dem er Streitigkeiten schnell erledigt. Paulus gab den Rat: „Zürnt, doch sündigt nicht. Laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen.“ — Eph. 4:26, NW.
24 Zeige, daß du Fortschritte zur Reife machst, indem du Verantwortlichkeiten annimmst. Hast du dich Jehova hingegeben? Lehne es nicht ab, wenn man dich bittet, Pflichten zu übernehmen. Sei nicht wie Jona, der nach Tarsis zu fliehen suchte, statt die Verantwortung auf sich zu nehmen, nach Ninive zu gehen, um den ihm von Gott gegebenen Auftrag zu erfüllen. — Jona 1:1-3.
BELOHNUNG
25—27. Welche Belohnung bringt Reife mit sich?
25 Reife bringt in der Tat reichen Lohn. Eine tiefe und genaue Erkenntnis bringt eine innere Befriedigung, die man nicht durch Geld erkaufen kann. Eine solch tiefe Erkenntnis befähigt jemanden, ein tüchtiger Lehrer zu sein. Warst du glücklich, als du zu einer genauen Erkenntnis der biblischen Wahrheit kamst? Du wirst noch viel glücklicher sein, wenn du Fortschritte zur Reife gemacht hast und anderen diese kostbare Wahrheit regelmäßig überbringst. Alle, die das selbst erfahren haben, können bezeugen, daß noch mehr Glück darin liegt, anderen die Wahrheit mitzuteilen, als darin, sie nur selbst entgegenzunehmen. — Kol. 2:2; Apg. 20:35.
26 Ein weiterer Lohn, den Reife mit sich bringt, besteht darin, daß Produktivität den Segen Jehovas mit sich bringt. Paulus sagte: „Ich pflanzte, Apollos bewässerte, Gott aber fuhr fort, das Wachstum zu geben.“ (1. Kor. 3:6, NW) Stelle dir die beglückende Genugtuung vor zu erkennen, daß du Gottes Mitarbeiter bist, als ob Gott deiner bedürfte! Wenn du also das Werk deiner Hände siehst, ja jemanden, den du unterwiesen hast, Stellung bei der Neuen-Welt-Gesellschaft beziehen siehst, dann weißt du, daß Gott an dir Wohlgefallen hat und mit dir zusammenarbeitet. Laut Johannes 6:44 (NW) sagte Jesus: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich sandte, ihn zieht.“
27 Schließlich wird jemand durch Reife zu vermehrten Dienstvorrechten tauglich. Bereite dich darauf vor, solch vermehrte Vorrechte anzunehmen. Weiche der Verantwortung nicht aus, sondern danke Gott für seine unverdiente Güte, nimm die Verantwortung auf dich und nimm weiterhin an dieser unverdienten Güte zu, indem du niemals deren Zweck verfehlst. Ja, mache weitere Fortschritte zu noch größerer Reife! — 2. Pet. 3:18, NW.