Arbeitest du gern?
LANDSTREICHER, Bummler und Bettler standen früher auf der untersten Sprosse der sozialen Stufenleiter, und zwar vor allem deshalb, weil sie arbeitsscheu waren. Aber heute denken viele anders über die Arbeit. Der Verfasser eines Artikels schrieb zum Beispiel: „Die Arbeit ist in Verruf gekommen.“
Vielleicht fragst du dich, was die Ursache der negativen Einstellung vieler gegenüber der Arbeit sei. Nun, eigentlich gibt es dafür mehrere Gründe.
Das Aufkommen der Fließarbeit, die besonders in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts in immer mehr Betrieben eingeführt worden ist, hat zur Folge, daß viele Arbeiter nur noch Nummern sind, statistisches Material in einer computergesteuerten Produktionsmaschinerie. Als Individuum, als Mensch, gelten sie sozusagen nichts mehr. Die Persönlichkeit spielt kaum noch eine Rolle.
Natürlich wirkt sich das auf die Einstellung des einzelnen zur Arbeit aus. Es gibt selten einen Fließbandarbeiter, der auf seine Arbeit stolz ist. Es findet sich kaum noch ein Arbeiter, der an seiner Arbeit Interesse hat. Der Ehrgeiz, im Beruf etwas zu leisten, fehlt. Arbeitnehmer, die so eingestellt sind, arbeiten nur, weil sie für ihre Angehörigen sorgen müssen oder um sich irgendwelche Wünsche, seien sie materieller oder anderer Natur, erfüllen zu können. Man arbeitet nicht mehr aus Freude an der Arbeit, sondern nur um des Geldes willen, das man damit verdient.
Ein Mensch, der so eingestellt ist, beginnt die Arbeit zu verachten und schließlich sogar zu hassen. Ein Mensch, der keine Liebe zu seiner Arbeit hat, wird faul und gleichgültig. Er verspürt keine Lust, mehr zu tun als unbedingt notwendig; er arbeitet nur gerade so viel, daß ihm nicht gekündigt wird. Seine Einstellung zu seiner Erwerbstätigkeit mag auch seine Einstellung zur Arbeit im allgemeinen beeinflussen. Zu Hause färbt seine Einstellung auch auf die Kinder ab, und bald zeigen sich in der nächsten Generation die Symptome der Krankheit, an der dieser Arbeitsunlustige leidet.
Weitere Ursachen für die negative Einstellung
Die Struktur des gegenwärtigen Wirtschaftssystems und die heutige Wirtschaftspolitik begünstigen die Arbeitslosigkeit. In den USA sind gegenwärtig Millionen Menschen arbeitslos. Viele dieser Arbeitslosen, ja vielleicht die meisten, würden gern arbeiten, wenn sie eine geeignete Arbeit finden könnten. Die Arbeitslosigkeit ruft in ihnen Minderwertigkeitsgefühle sowie bitteren Groll hervor, und das wiederum erzeugt Haß und führt zu Gewalttätigkeiten. Um zu verhindern, daß der Hunger die Menschen dazu treibt, Gewalttaten zu verüben und aufrührerisch zu werden, sind öffentliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und ihrer Folgen ergriffen und Sozialhilfegesetze erlassen worden.
In Städten wie New York ist die Zahl der Fürsorgeempfänger in den vergangenen zehn Jahren ins Maßlose gestiegen: Im Jahre 1960 betrug die Zahl 324 214, im Jahre 1972 dagegen 1 265 301 — ein Anstieg von 290 Prozent!
Die Mehrzahl dieser Fürsorgeempfänger mag arbeitsunfähig sein; aber Tausende von ihnen sind, wie man weiß, gesund und könnten arbeiten, wenn sie wollten. Die Unterstützung von Arbeitsscheuen, die es vorziehen, von Almosen zu leben, anstatt zu arbeiten, ist eine der unerfreulichen Nebenerscheinungen der Sozialhilfe. Ferner gibt es immer mehr Personen, die sich lieber als Ladendieb betätigen und andere Menschen ausrauben, als ehrliche Arbeit zu leisten. Es ist so, wie wir in den Sprüchen lesen: „Auch der, der sich lässig zeigt in seiner Arbeit — er ist ein Bruder dessen, der Verderben verursacht.“ — Spr. 18:9.
Unter der heutigen Generation findet man aber noch eine Arbeitseinstellung anderer Art. Junge Menschen, die eben die Schule hinter sich gebracht haben, leben in einer Welt, die offenbar auf nichts warten kann; alles muß sofort geschehen. Sie sind es gewohnt, Schnellgetränke wie Instantkaffee und Instanttee zu trinken, und sie erwarten, daß sich der Erfolg ebensoschnell einstelle, und für die meisten ist Erfolg gleichbedeutend mit einem hohen Lohn und einer angesehenen Stellung.
Personen, die so denken, mögen manuelle Arbeit als minderwertig ansehen. Sie halten eine solche Arbeit unter ihrer Würde. In ihren Augen gehören die leitenden Angestellten, die Computerfachleute, die Marktforscher und Industrieberater zur Intelligenz. Der berühmte Erfinder Thomas Edison sagte einmal, einen Ersatz gebe es nicht für den Fleiß, höchste schöpferische Begabung sei zu einem Prozent Geist und neunundneunzig Prozent Schweiß.
Wie denkst du über die Arbeit?
Gottes Ansicht über die Arbeit
Wenn du feststellst, daß du dich von der heutigen Arbeitsmoral hast beeinflussen lassen, wäre es gut, du würdest dich mit dem Standpunkt, den Gott gegenüber der Arbeit hat, und mit seinen diesbezüglichen Grundsätzen, die in seinem Wort, der Bibel, zu finden sind, näher befassen. Nur wenn man den Rat der Bibel befolgt, wird man in der gegenwärtigen Leistungsgesellschaft bis zu einem gewissen Grade glücklich und zufrieden sein. Nur dann besitzt man die Voraussetzungen dafür, auf einer paradiesischen Erde unter der Regierung der göttlichen neuen Ordnung zu leben.
„Arbeit“ ist als „körperliche oder geistige Betätigung zur Erreichung eines bestimmten Zieles oder um etwas zu produzieren“, definiert worden. Wir lesen in der Bibel, daß Jehova selbst ein fleißiger und sorgfältiger Arbeiter ist. Auch sein Sohn, der Herr Jesus Christus, arbeitet unermüdlich an seiner Aufgabe. (Jes. 40:26; Joh. 5:17; 9:4) Ob Jehova und Christus Jesus von Menschen, die unter dem messianischen Königreich leben möchten, nicht auch erwarten, daß sie gern arbeiten? Ganz bestimmt!
Zu den Segnungen, die der Mensch ursprünglich von seinem Schöpfer empfing, gehörte die Arbeit. Als Jehova Gott Adam im Garten Eden ansiedelte, gebot er ihm, den Garten zu ‘bebauen und zu pflegen’. Gott gebot ihm auch, sich zu mehren, sich die Erde zu ‘unterwerfen’ und sich die Fische, Vögel und Landtiere untertan zu halten. Und „nach diesem sah Gott alles, was er gemacht hatte, und siehe! es war sehr gut“. — 1. Mose 2:15; 1:28, 31.
Das war keine geringe Aufgabe, und die Tatsache, daß Gott sie dem sündenlosen, vollkommenen Menschen gab, zeigt, daß die Arbeit an und für sich ein Segen und kein Fluch ist. Als Adam aus dem Garten Eden vertrieben worden war und Gottes Gunst verloren hatte, mußte er wegen der mit seinem sündhaften Zustand verbundenen Behinderungen zweifellos viel härter arbeiten, um sich von der Erde, die jetzt Dornen und Disteln hervorbrachte, ernähren zu können. Salomo erklärte jedoch, daß harte Arbeit, wenn sie gute Früchte trage und man sich nach getaner Arbeit satt essen und trinken könne, ein Segen „von der Hand des wahren Gottes“ sei. — 1. Mose 3:18, 19; Pred. 2:24.
Aus der Bibel geht hervor, daß die Menschen, als sie sich zu mehren begannen, auch verschiedene Arbeiten verrichteten. Einige verfertigten Zelte und züchteten Vieh. Andere stellten Musikinstrumente her. Einige förderten Kupfer- und Eisenerz, schmolzen es und verarbeiteten diese nützlichen Metalle zu Werkzeugen. — 1. Mose 4:20-22.
Die Christen des ersten Jahrhunderts gingen verschiedenen weltlichen Beschäftigungen nach. Jesus war als Zimmermann bekannt. (Mark. 6:3) Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes waren Fischer. Simon von Joppe war Gerber, Lydia von Thyatira eine Purpurhändlerin, die entweder mit Purpur oder mit Geweben, die mit Purpur gefärbt waren, handelte; Paulus arbeitete zeitweise als Zeltmacher. — Apg. 10:5, 6; 16:14; 18:2-4.
Fleiß wird in der Bibel gelobt
Jeder Mensch sollte zeitlebens für all seine harte Arbeit „Gutes sehen“, sagt die Bibel, das sei „die Gabe Gottes“. (Pred. 3:12, 13; 5:18) Die Bibel verurteilt ausdrücklich träge und faule Personen, die ihrer Arbeit gegenüber gleichgültig sind oder, was noch schlimmer ist, die nicht arbeiten wollen. — Spr. 10:4, 26; 13:4; 15:19; 19:24; 21:25.
Der Apostel Paulus schrieb: „Wir begehren aber, daß ein jeder von euch denselben Fleiß zeige ..., damit ihr nicht träge werden mögt, sondern Nachahmer derer seid, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen ererben.“ Und alle, die „Glauben und Geduld“ bekundeten, arbeiteten wirklich hart! — Hebr. 6:11, 12.
Der Apostel ignorierte es nicht, daß einige Glieder der Christenversammlung des ersten Jahrhunderts nicht arbeiten wollten, obwohl sie hätten arbeiten können, sondern verurteilte diese Einstellung. Wir lesen: „Wir ermahnen euch aber, Brüder, es ... euch zum Ziel zu setzen, ein stilles Leben zu führen und euch um eure eigenen Geschäfte zu kümmern und mit euren Händen zu arbeiten, so, wie wir euch befohlen haben, damit ihr ... nichts benötigt.“ Und später schrieb der Apostel Paulus an die gleiche Versammlung: „Als wir bei euch waren, pflegten wir euch diese Weisung zu geben: ,Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.‘ Denn wir hören, daß einige unter euch unordentlich wandeln, indem sie überhaupt nicht arbeiten, sondern sich in etwas einmischen, was sie nichts angeht. Solchen Personen geben wir die Weisung und Ermahnung im Herrn Jesus Christus, daß sie, indem sie mit Ruhe arbeiten, ihr selbstverdientes Brot essen sollen.“ — 1. Thess. 4:10-12; 2. Thess. 3:10-12.
Es ist interessant, daß im kommunistischen Rußland, wo man offen gegen die Bibel Stellung genommen hat, diese Worte des Apostels Paulus zitiert werden, um den kommunistischen Standpunkt zu stützen. Wir lesen: „In der UdSSR ist entsprechend dem Grundsatz ,Wer nicht arbeitet, soll nicht essen‘ jeder zur Arbeit taugliche Bürger verpflichtet zu arbeiten“ (Verfassung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Artikel 12 [1936]).
Du bist vielleicht bereit, zu arbeiten, um materiell reich zu werden oder eine angesehene Stellung zu erlangen oder um von anderen gelobt zu werden, aber wie bist du zur Arbeit für Jehova Gott, den Schöpfer, und zur Förderung seiner Königreichsinteressen eingestellt? Bist du, wenn es diese Arbeit zu tun gilt, ebenso tatkräftig und zielstrebig? Bist du bereit, als Sklave Jehovas zu dienen, und freust du dich, diesen Dienst tun zu dürfen?
Beachte, welchen Rat Jesus gibt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: ... Wirkt nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt, die der Sohn des Menschen euch geben wird.“ (Joh. 6:26, 27) Beherzige auch folgenden Rat des Apostels Paulus: „Was immer ihr tut, arbeitet daran mit ganzer Seele als für Jehova und nicht für Menschen, denn ihr wißt, daß ihr den gebührenden Lohn, das Erbe, von Jehova empfangen werdet. Dient als Sklaven für den Herrn, Christus.“ — Kol. 3:23, 24.
Wenn du das tust, darfst du ‘dich vor Könige stellen’, vor die großen Könige, vor Gott und seinen Sohn, was dir zum ewigen Segen sein wird. — Spr. 22:29.