Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1974
Es erfordert Glauben, im Namen Jehovas zu wandeln, und Jehovas Zeugen haben dies im Jahre 1973 getan. Sie bekundeten festen Glauben an den kommenden göttlichen Sieg und sagten Gott „Dank, denn er gibt uns den Sieg durch unseren Herrn Jesus Christus“. (1. Kor. 15:57) Sie wissen, daß Christus Jesus im Jahre 1914 rechtmäßig seine Herrschaft antrat. Als der Teufel und seine Dämonen später infolge des ‘Krieges im Himmel’ aus dem Himmel geworfen wurden, war dies wirklich ein göttlicher Sieg, Gottes Sieg. Es besteht kein Zweifel, daß der Teufel und seine Dämonen mit großem Zorn versuchen, die Übriggebliebenen des Samens des Weibes Gottes zu überwältigen, während Satan hier auf die Erde beschränkt ist. Aber er und seine Dämonen können noch soviel tun, um der Menschheit und Gottes treuen Dienern Leid zuzufügen — den endgültigen Sieg Jehovas Gottes über Satans sichtbare und unsichtbare Organisation wird nichts aufhalten können.
Für alle christlichen Zeugen Jehovas, die im Namen Jehovas wandeln, war daher das Motto der Kongresse im Jahre 1973, „Göttlicher Sieg“, sehr passend und ermutigend. Die 41 erfolgreichen internationalen Kongresse „Göttlicher Sieg“ mit einer Gesamtanwesendenzahl von 1 402 238 bildeten den Höhepunkt des Jahres. Welch eine Freude war es auch, zu sehen, daß auf diesen Kongressen 39 313 Personen getauft wurden! Sie sind entschlossen, weiterhin im Namen Jehovas zu wandeln, „auf unabsehbare Zeit, ja immerdar“. — Micha 4:5.
Jehovas Zeugen waren während des ganzen Jahres eifrig tätig, um Gottes Königreich als die einzige Hoffnung für die Menschheit zu verkündigen und aufrichtiggesinnte Menschen anzuspornen, Jünger Jesu Christi zu werden, ihre Hoffnung auf Jehova zu setzen und aus Babylon der Großen und dem übrigen Teil dieses Systems der Dinge zu fliehen. Nie zuvor haben Jehovas christliche Zeugen in ihrem Werk des Jüngermachens einen so großen Widerhall gefunden wie in den zwölf Monaten von September 1972 bis August 1973. In dieser Zeit wurden 193 990 Personen aller Nationen und Sprachen getauft, nachdem sie sich Jehova hingegeben hatten, um seinen Willen zu tun, und dies mit der Aussicht, an seinem göttlichen Sieg teilzuhaben.
Alle, die zum gesalbten Überrest gehören, und die Glieder der „großen Volksmenge“, die jetzt auf Jehovas Seite Stellung beziehen, weil sie „an Gott glauben, stehen unter dem Schutz seiner Macht, bis Rettung kommt — die Rettung, die schon jetzt bereit ist und die am Ende der Zeit offenbart werden wird“. (1. Petr. 1:5, New English Bible) Natürlich bezog sich der Apostel Petrus hier auf geistgesalbte Christen, aber der gleiche Grundsatz trifft auf alle zu, die sich Jehova Gott hingegeben haben. Sie müssen völlig an Jehova und seinen göttlichen Sieg glauben, den er zu seiner eigenen Rechtfertigung und zu ihrer Rettung herbeiführen wird. Doch um ein Christ sein zu können, genügt es gewiß nicht, sich nur Jehova hinzugeben und sich taufen zu lassen. Ein Christ muß seine Loyalität und Ergebenheit gegenüber Jehova unter Beweis stellen. Diejenigen, die auf Jehovas Seite stehen, werden Prüfungen und Schwierigkeiten erleben, wenn sie in Lauterkeit wandeln. Christen dürfen nie vergessen, daß die Schlange, der Teufel, die ganze Welt irregeführt hat und daß er nach seinem Hinauswurf aus dem Himmel „zu euch hinabgekommen ist und große Wut hat, da er weiß, daß er nur eine kurze Frist hat“. (Offb. 12:12) Es sind daher Prüfungen zu erwarten, besonders für diejenigen, die für Jehovas Souveränität eintreten und die erklärt haben, daß sie in Lauterkeit vor Jehova wandeln werden.
Christen, die wissen, daß ihre Rettung „schon jetzt bereit ist“ und daß sie „am Ende der Zeit“ offenbart werden wird, sind sich der Bedeutung der Worte des Apostels Petrus bewußt: „Darüber dürft ihr euch freuen, auch wenn ihr jetzt noch eine kurze Zeit unter so vielen Prüfungen leidet. Diese Prüfungen sollen beweisen, daß euer Glaube echt ist. Auch Gold, das vergänglich ist, wird im Feuer auf seine Echtheit geprüft. Darum muß auch euer Glaube, der viel kostbarer als Gold ist, geprüft werden, damit er sich als echt erweist. Wenn Christus sich allen Menschen zeigt, werdet ihr Lob, Herrlichkeit und Ehre erhalten.“ (1. Petr. 1:6, 7, Neues Testament 1968) Jehovas christliche Zeugen müssen einen harten Kampf für den Glauben kämpfen und die gute Botschaft genauso eifrig verkündigen wie Christus Jesus. Das haben sie während des Dienstjahres 1973 getan. Heute gibt es mehr als 1 758 000 Diener Gottes, die die „gute Botschaft“ auf der ganzen Erde, in 208 verschiedenen Ländern und Inselgebieten, verkündigen. Wir glauben, daß du dich für einige ihrer Erfahrungen interessieren wirst, denn diese Erfahrungen zeigen, daß ihr Glaube in vieler Hinsicht auf die Probe gestellt wird. Petrus sagte weiter: „Haltet euch bereit, tätig zu werden. Seid auf der Hut.“ (1. Petr. 1:13, NT 68) Jehovas christliche Zeugen bemühen sich, genau das zu tun, nämlich in guter Verfassung zu bleiben, um ihrem Gott Jehova bis zum Ende treu dienen zu können. Sie machen sich keine Sorgen darüber, wie schwierig die Verhältnisse auf der Erde noch werden mögen. Sie wissen, daß sich die Verhältnisse verschlechtern werden.
Sagte Habakuk nicht: „Mag der Feigenbaum selbst nicht blühen, und mag kein Ertrag an den Weinstöcken sein, mag das Werk des Olivenbaums sich tatsächlich als Fehlschlag erweisen, und mögen die Terrassen selbst wirklich keine Speise hervorbringen, mag das Kleinvieh in der Tat von der Hürde abgetrennt sein, und mag es kein Großvieh in den Gehegen geben: Dennoch, was mich betrifft, will ich frohlocken in Jehova selbst; ich will jubeln in dem Gott meiner Rettung.“? — Hab. 3:17, 18.
Wir wollen kurz einige der Schwierigkeiten und der Erfahrungen betrachten, die Jehovas christliche Zeugen in verschiedenen Teilen der Welt erlebt haben. Während wir uns auf diese Reise, die von Land zu Land führt, begeben, wäre es nützlich, die Landkarten, die sich vorn und hinten im Buch befinden, zu verwenden, um die Orte ausfindig zu machen, zu denen wir reisen.
WESTAFRIKA
Senegal und die benachbarten afrikanischen Länder südlich der Sahara leiden unter der schlimmsten Dürre des Jahrhunderts. Das Leben von Menschen und Tieren ist bedroht. Die Geistlichen fast aller Religionen in Senegal haben alle Arten von Gottesdiensten und Gebetstagen veranstaltet, aber vergebens. Die Worte der Bibel bewahrheiten sich: „Wehe der Erde und dem Meer, weil der Teufel zu euch hinabgekommen ist und große Wut hat, da er weiß, daß er nur eine kurze Frist hat.“ (Offb. 12:12) Die Menschen in Afrika dürsten, aber nicht nur nach buchstäblichem Wasser; es herrscht dort auch eine geistige Dürre, und diese ist noch schwerwiegender. Die Afrikaner sind im allgemeinen religiös, aber nicht unbedingt im Hinblick auf die Lehren des Christentums.
In Senegal wuchs ein junger Mann in einer Familie auf, die Fetische verehrte. Obwohl er Katholik war, opferte er täglich den Geistern. Eines Tages erwarb er ein Exemplar der Christlichen Griechischen Schriften und las täglich darin. Dies half ihm erkennen, daß die Bibel eine wunderbare Hoffnung enthält, und eines Tages traf er einen Zeugen Jehovas. Sogleich wurde ein Bibelstudium eingerichtet, doch da er Katholik und gleichzeitig auch Anhänger des Fetischismus war, fiel es ihm sehr schwer, seine Kultgegenstände zu beseitigen. Sein Vater hatte ihm ein Ziegenhorn geschenkt, das ihn schützen sollte, und erklärt, er werde sterben, falls er es fortwerfen würde. Er hatte von Leuten gehört, die im Fluß ertrunken waren, nachdem sie ihre Fetische fortgeworfen hatten. Gewöhnlich betete er jeden Abend zu Gott und brachte dann dem Ziegenhorn ein Opfer dar. Aber als er in dem Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt das Kapitel über böse Geister studierte, warf er das Horn fort. Das erforderte Glauben, und er gibt zu, daß er sich fürchtete und sich fragte, ob er einen Kongreß der Zeugen Jehovas sicher erreichen würde. Ihm passierte jedoch nichts. Sein Glaube wurde stark, und er erkannte, daß Jehova der allein wahre Gott ist. Bald danach ließ er sich taufen.
Wer sich von der falschen Religion frei macht, muß die Wahrheit fest ergreifen, um alle Arten von Widerstand seitens der Familie ertragen zu können. Eine Mohammedanerin nahm die Wahrheit an, nachdem sie mit einer Zeugin Jehovas studiert hatte. Bevor sie die Bibel studierte, war sie Herr im Hause, aber nun wurde sie in ihrer neuen Rolle als Christin ihrem Ehemann untertan. Jetzt begann er, Widerstand zu leisten, und suchte sie davon abzuhalten, die Zusammenkünfte im Königreichssaal zu besuchen. Er schloß sie im Haus ein, damit sie nicht hinausgehen konnte. Als er zurückkehrte, stellte er fest, daß sie seinen Lieblingskuchen gebacken hatte. Das verwirrte ihn. Er ließ jedoch in seinem Widerstand nicht nach. Da die Frau fest entschlossen war, an der Wahrheit festzuhalten, beschloß er, sich scheiden zu lassen, und teilte ihr dies, wie es dort üblich ist, drei Monate bevor er mit ihr zu Gericht ging, mit. Der Mann nahm sie mit zum Richter, aber als er sah, daß sein Bluff keine Sinnesänderung bewirkte und daß sie festblieb, bat er den Richter, die Scheidung zu vergessen, und sagte, er wolle versuchen, die Probleme mit seiner Frau selbst beizulegen. Er lud dann die Familie seiner Frau an Tagen ein, an denen die Zusammenkünfte stattfanden, und zwar gerade eine Stunde bevor sie normalerweise das Haus verlassen würde. Er glaubte, sie würde es nicht wagen, sie alle allein zu lassen, aber sie tat es. Wegen ihrer entschlossenen Haltung konnte sie ein Bibelstudium bei einer ihrer Schwestern einrichten, die sich wunderte, daß sie bereit war, wegen ihrer neuen Religion all diese Verfolgung auf sich zu nehmen. Diese Schwester hatte auch eine kurze Zeit unter Prüfungen vieler Art zu leiden, doch sie ist nun eine getaufte Schwester und ist für andere in der Versammlung ein Quell großer Ermunterung.
Eine Frau aus Gambia wurde in Dakar, der Hauptstadt Senegals, von einer Missionarin besucht. Sie zeigte Interesse, willigte in ein Bibelstudium ein und bereitete sich jedesmal gut vor. Aber sie hatte viele Probleme. Sie hatte sich von ihrem Mann wegen seines unsittlichen Benehmens getrennt. Sie hatte gerade ihr fünftes Kind geboren. Ihre achtjährige Tochter interessierte sich ernsthaft für die Wahrheit, und dies gereichte ihrer Mutter zur Ermunterung. Das Kind besuchte eifrig alle Zusammenkünfte und machte schnell Fortschritte. Die Mutter ließ sich von der Begeisterung ihrer Tochter anstecken, und auch sie hatte den Wunsch, der Feier des Abendmahls beizuwohnen. Sie beschloß, in ihr Heimatland, Gambia, zurückzukehren, um nach ihren anderen Kindern zu sehen, die sie dort bei ihrer Familie zurückgelassen hatte. Die Missionarin war sich bewußt, daß die Frau von ihrer Familie viele Schwierigkeiten zu erwarten hätte, wenn sie zurückkehrte, und daher bereitete sie sie auf den Widerstand vor. Sie sollte recht behalten. Doch die neuinteressierte Frau weigerte sich, dem Druck nachzugeben, den ihre Familie auf sie ausübte, und bald nahm ihr ältester Sohn die Wahrheit an, der nun in Gambia eifrig Zeugnis gibt. Diese Dame besuchte mit ihrer Tochter und ihrem Sohn einen Kongreß in Dakar, und dort wurden sie alle getauft. Sie haben nicht nur in dieser Stadt Zeugnis gegeben, sondern auch im Busch, wo die Menschen bis dahin noch nie von Zeugen Jehovas besucht worden waren.
In Sierra Leone leben 2 520 000 liebenswerte und glückliche Menschen, doch es werden dort über zwanzig Sprachen gesprochen. So haben es die Missionare und die anderen Verkündiger nicht leicht, allen Bewohnern des Landes Zeugnis zu geben. Mit Hilfe der Organisation konnte ausgezeichnete Arbeit geleistet werden, indem vielen geholfen wurde, lesen und schreiben zu lernen. Die Aufzeichnungen zeigen, daß in Sierra Leone, einem Land, in dem 90 Prozent der Bevölkerung Analphabeten sind, jetzt 75 Prozent aller Zeugen Jehovas lesen und schreiben können. Welch eine Freude ist es doch für diese afrikanischen Brüder und Schwestern, die Bibel selbst lesen zu können und sich am Predigtdienst zu beteiligen!
In der Republik Guinea erhielten im vergangenen Jahr zwei neue Sonderpioniere eine Zuteilung nach Conakry, und sie bemühen sich zusammen mit zehn ortsansässigen Brüdern, so viele Menschen wie möglich in der Hauptstadt zu erreichen. Beim Gedächtnismahl waren 626 Personen anwesend, und das zeigt, daß Interesse vorhanden ist. Als in einem kleinen Dorf vor kurzem ein Kreiskongreß stattfand, erlebten 225 Personen ein schönes Programm. Im Laufe des Jahres wurden 27 Personen getauft.
Liberia macht jetzt Fortschritte im Bauen von Königreichssälen. In der Hauptstadt Monrovia wurde gerade ein neuer Saal fertiggestellt. In Tappita besaß der Stammeshäuptling ein sehr schönes Grundstück an der Hauptstraße, aber er war davon überzeugt, daß in einem Baum auf dem Grundstück ein Kobold (ein Geist) wohnte, der regelmäßig durch sein Grundstück zu einem anderen Baum wanderte. Jahrelang hatte keiner den Mut, das Grundstück zu benutzen. Schließlich verkaufte der Häuptling das Land an Jehovas Zeugen, und innerhalb weniger Monate errichteten sie ihren Königreichssaal, ohne von dem „Kobold“ gestört zu werden. Der Saal steht in der Nähe des „Baumes“, und aufgrund dieser Tatsache sind viele vom Aberglauben befreit worden. Die Menschen sehen, daß Jehovas Zeugen an die Bibel glauben.
Die Versammlung Kakata in Liberia baute einen neuen Königreichssaal, aber bevor er fertig war, ging ihr das Geld aus. Daher schloß sich eine Gruppe energischer Schwestern zusammen. Sie backten Brot, sammelten Holz und fertigten verschiedene Gegenstände an, und darauf eröffneten sie einen Markt und nahmen auf diese Weise genügend Geld ein, das sie dann zur Fertigstellung des Königreichssaales spendeten.
Der Zweigaufseher berichtet, daß die Königreichssäle in Liberia gut besucht sind und daß bei vielen Zusammenkünften zwei oder dreimal so viele Anwesende da sind wie Verkündiger.
Eines der Hauptprobleme an der Elfenbeinküste hängt mit der gesetzlichen Eheschließung zusammen. Seit einigen Jahren verlangt die Regierung eine gesetzliche Eheschließung. Die meisten Bürger der Elfenbeinküste betrachten es jedoch als gefährlich, mit einem Mädchen eine gesetzliche Ehe einzugehen, denn sie fürchten, daß es diese sichere Stellung ausnutzen könnte, um rebellisch zu werden und ihren Mann zu beherrschen. Daher ist es üblich, die Eheschließung so lange hinauszuschieben, bis das Mädchen mindestens ein Kind hat, denn Kinder spielen in der afrikanischen Lebensanschauung eine wichtige Rolle. Dieses Problem mußte ein Mann überwinden, der ein überzeugter Katholik war und der mit einem Mädchen zusammen lebte, das er jahrelang nicht hatte heiraten wollen. Jehovas Zeugen trafen ihn in ihrem Haus-zu-Haus-Dienst an, und er bekundete Interesse. Er nahm das Wahrheits-Buch entgegen, und es wurde ein Bibelstudium eingerichtet. Er hörte auf, zur Kirche zu gehen, und nach sechs Monaten ließ er seinen Namen aus dem Kirchenregister streichen. Nun gab es für diesen Mann nur noch eine große Hürde, und das war die Legalisierung seiner Ehe. Da seine Frau keine Kinder hatte, wurde sie von seiner Familie nicht akzeptiert, und da er einem anderen Stamm angehörte, wurde er nicht von den Eltern seiner Frau akzeptiert. Durch die Wahrheit konnten jedoch alle diese Hindernisse überwunden werden. So ließen sie trotz des Widerstandes beider Familien und trotz der Tatsache, daß sie keine Kinder hatten und von ihren Freunden verspottet wurden, ihre Ehe gesetzlich eintragen. In der gleichen Woche nahmen sie den Predigtdienst auf und verkündigten die gute Botschaft von Gottes Königreich, und im April ließen sie sich auf einem Kreiskongreß taufen, glücklich darüber, daß sie sich nun der großen Schar der Zeugen Jehovas anschließen konnten. All das erforderte Glauben, aber sie sind dadurch sehr glücklich geworden.
Einige Jahre gab es in Obervolta nur einen Verkündiger, der dort das Predigtwerk allein durchführte. Ihm haben sich nun sechs Missionare und mehrere Sonderpioniere angeschlossen, und im Laufe des Jahres wurden zwei Versammlungen gegründet. Im vergangenen April besuchten vierundsiebzig Personen das Gedächtnismahl, und nun führen die Brüder achtzig Bibelstudien durch.
Ein Sonderpionier traf in seinem Predigtdienst von Haus zu Haus einen Polizisten an. Der Polizist sagte dem Pionier: „Ihr Zeugen Jehovas habt nicht das Recht, von Haus zu Haus zu arbeiten.“ Er forderte den Pionier auf, in seinen Wagen zu steigen, und fuhr ihn zur Polizeiwache. Als sie die Wachstube betraten, blickte der Polizeihauptmann auf und rief, an den Pionierbruder gewandt, aus: „J., wie geht es Ihnen?“ Dann fuhr er fort: „Schön, daß ich Sie sehe, ich wollte nämlich mit Ihnen sprechen. Wieviel kostet ein Abonnement auf die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet!?“ Der Pionier nannte ihm den Preis, und der Polizeihauptmann abonnierte sogleich beide Zeitschriften. Er überzeugte seinen Sekretär, daß auch er diese Abonnements haben müßte, und er abonnierte. Der Bruder konnte auch den anderen auf der Polizeiwache gut Zeugnis geben, und er gab mehrere Bücher und viele Zeitschriften ab. Während der ganzen Zeit war der Polizist, der ihn festgenommen hatte, stehen geblieben, hatte zugehört und alles in sich aufgenommen, was dort vor sich ging. Dann sagte der Polizeihauptmann zu dem Polizisten, der den Bruder vorgeführt hatte: „Nehmen Sie Ihren Wagen, und fahren Sie J. nach Hause. Es ist zu heiß, als daß man ihn in der Sonne laufen lassen könnte.“ Auf dem Heimweg gab der Pionier dem Polizisten eine Zeitschrift und bat ihn, sie zu lesen. Man kann nie wissen, wie Widerstand ausgehen wird.
Die neue Druckerei der Gesellschaft in Ghana ist bereits ein Jahr in Betrieb, und es wurden dort über 240 000 Exemplare des Wachtturms in drei Sprachen, Twi, Ewe und Ga, gedruckt.
Anfang März wurden vierzehn Kinder von Zeugen Jehovas in Ghana von der Schule verwiesen, weil sie nicht an patriotischen Zeremonien teilgenommen hatten, die ihr biblisch geschultes christliches Gewissen verletzt hätten. Die Presse unternahm gezielte Bemühungen, Jehovas Zeugen vor den Behörden und der Öffentlichkeit in Mißkredit zu bringen. Doch durch diese ungewöhnliche Publizität wurde Jehovas Name in den Vordergrund gerückt, und vielen Menschen in diesem Land wurde geholfen, den Unterschied zwischen der wahren und der falschen Religion zu erkennen.
In der Republik Togo befanden sich zu Beginn des Jahres sechs Brüder im Gefängnis. Sie waren schon ein Jahr im Gefängnis gewesen, ohne daß ein Prozeß geführt worden wäre. Sie waren verhaftet worden, weil sie sich geweigert hatten, Mitgliedskarten der einzigen Partei des Landes zu kaufen. Sie wurden angeklagt, die Regierung nicht zu respektieren. Die Frage des Fahnengrußes, der Nationalhymne und der Bluttransfusion wurde ebenfalls ins Spiel gebracht. Im ganzen Land hatten Jehovas Zeugen viele Schwierigkeiten, weil die Regierung einen großen Druck ausübte, um jeden dazu zu bringen, eine Parteikarte zu kaufen. Straßen wurden abgesperrt, und alle Autos von Eingeborenen wurden angehalten und die Insassen kontrolliert, ob sie Parteikarten besaßen. Wenn sie keine hatten, wurden sie gewaltsam zum Büro der Partei gebracht, wo man sie zwingen wollte, Karten zu kaufen. Dadurch hatten es unsere Kreisaufseher schwer, zu reisen und die Versammlungen zu besuchen. Aber es gelang ihnen, ihren Zeitplan einzuhalten. Parteifunktionäre gingen sogar von Haus zu Haus, um die Menschen in ihrer Wohnung zu kontrollieren.
Schließlich ging eine Welle der Gewalttat über das Land. Sonderpioniere wurden aus der Stadt gejagt, andere Brüder durften sich nicht im Krankenhaus behandeln lassen. Sie konnten auf den Märkten keine Waren kaufen oder verkaufen. Sonderpioniere konnten auf den Postämtern ihre Schecks mit ihrer monatlichen Zuwendung nicht einlösen. Angestellte wurden gefragt, ob sie Zeugen Jehovas seien. Es sah so aus, als könnte das Werk der Zeugen Jehovas verboten werden.
Trotz all dieser Unruhen blieben die Brüder ruhig. Sie kamen regelmäßig in ihren Königreichssälen zusammen, gingen in den Predigtdienst und predigten weiter die gute Botschaft vom Königreich.
Die Regierung und die Parteifunktionäre gingen nicht nur gegen Jehovas Zeugen hart vor, sondern auch gegen alle, die keine Zeugen Jehovas waren und die keine Parteikarten kauften. In einer Stadt mit 15 000 Einwohnern ging die Regierung so weit, daß sie von den Leuten verlangte, die Mitgliedsbeiträge rückwirkend von der Gründung der Partei an zu bezahlen. Das war den Leuten zuviel. Die Marktfrauen streikten vier Tage lang. Da es dort nicht üblich ist, Lebensmittel zu lagern, sondern jeden Tag auf dem Markt frische Waren zu kaufen, mußten alle unter dem Streik leiden, auch die Regierungsbeamten, die Parteifunktionäre, die Polizei und die Soldaten im Lager. Dadurch kam es zu einer Entscheidung, und kurz darauf wurde im Rundfunk und in der Presse bekanntgegeben, niemand dürfe gezwungen werden, eine Parteimitgliedskarte zu kaufen. Jemand könne nur dann Mitglied werden, wenn er eine schriftliche Bewerbung einreiche, die vom Parteikomitee gebilligt werden müsse. Seitdem hat es auf den Straßen keine Kontrollen mehr gegeben, um Leute ohne Karten zu finden, und auch in den Krankenhäusern, auf den Märkten oder an den Arbeitsplätzen hat es keine Kontrollen mehr gegeben. Ja, seit Februar 1973 ist es nur einmal vorgekommen, daß die Brüder von den Behörden belästigt wurden. Das Königreichswerk geht nun friedlich weiter.
Jehova hat das Werk seiner Zeugen in Nigeria weiterhin gesegnet. Die Bauarbeiten an der neuen Fabrik und an der Erweiterung des Bethels dauerten noch während des größten Teiles des Jahres an. Zweiundfünfzig Arbeiter, die im Pionierdienst tätig waren, wurden gebeten mitzuhelfen, und auch Missionare, die Glieder der Bethelfamilie sind und Erfahrung haben, wurden bei den Bauarbeiten eingesetzt. Außerdem waren willige Brüder und Schwestern, viele davon aus Lagos, bereit, an Wochenenden mitzuarbeiten. In dem neuen Gebäude wohnen jetzt Glieder der Bethelfamilie. Zwei neue Heidelberger Druckmaschinen, die in Deutschland bestellt worden waren, und andere Maschinen, die aus Brooklyn geschickt wurden, sind nun in der neuen 930 Quadratmeter großen Fabrik aufgestellt worden. Am 17. Mai 1973 wurde der Betrieb aufgenommen, und als erstes wurde der Königreichsdienst in Joruba gedruckt. Nun begann man in der neuen Druckerei, den Wachtturm in den Landessprachen herzustellen.
Im Laufe des Jahres versuchten Gegner des Königreiches Gottes, Unruhe zu stiften, indem sie im Mittelwesten des Landes und später auch in den südöstlichen Regionen das Singen der Nationalhymne in den Schulen zu einer Streitfrage machten. Eine Anzahl junger Zeugen Jehovas wurde in diesen Gegenden von der Schule verwiesen.
In Kamerun ist unser Werk immer noch verboten, doch seit Mai 1970 wird die Untergrundorganisation ständig weiter ausgebaut und gefestigt, und Jehovas Zeugen predigen weiter. Die Behörden üben weiterhin großen Druck auf die Brüder aus, und es ist offensichtlich, daß die Brüder hinsichtlich ihrer Liebe zu Jehova und ihrer Loyalität gegenüber seiner Organisation geprüft worden sind. Die Versammlungen sind organisiert und erhalten geistige Speise.
OSTAFRIKA
In Kenia begann das Dienstjahr mit dem schönsten Kongreß, der je außerhalb von Nairobi stattfand, und der öffentliche Vortrag wurde von 2 161 Personen besucht. Das Werk machte Monat für Monat Fortschritte. Es wurde geplant, den internationalen Kongreß „Göttlicher Sieg“ vom 26. bis 30. Dezember 1973 in Nairobi abzuhalten. Hunderte von Zeugen Jehovas aus Europa, Amerika und Afrika wollten diesen Kongreß besuchen. Der erste Königreichssaal in Nairobi wurde seiner Bestimmung übergeben, und 605 Personen beteiligten sich an der besonderen Wochenendtätigkeit. Es schienen alle Voraussetzungen für eine weitere ungehinderte Tätigkeit vorhanden zu sein.
Dann erfolgte eine erschütternde Ankündigung. Am 16. April 1973 hieß es in den Zeitungen, die Regierung werde Schritte gegen Jehovas Zeugen unternehmen. Zwei Tage später veröffentlichte die offizielle Zeitung der Regierung eine Notiz über das Verbot der Zeugen Jehovas. Für diese Maßnahme wurden keine Gründe angegeben. Daher setzten sich Vertreter des Zweigbüros und der Versammlungen in ganz Kenia mit Regierungsbeamten und Parlamentsmitgliedern in Verbindung, um herauszufinden, warum solche drastischen Maßnahmen getroffen worden waren. Keiner schien es zu wissen. Es wurden große Anstrengungen unternommen, eine Aufhebung des Verbotes zu erreichen. Am 5. Juli kam dann eine weitere Entscheidung: Sechsunddreißig Missionare wurden des Landes verwiesen. Am 11. Juli gegen Mitternacht verließen die letzten Missionare das Land. Doch sie erhielten einen wunderbaren Abschied. Hunderte ihrer Brüder waren am Flughafen versammelt, um ihnen ihre brüderliche Liebe zu zeigen.
Am 20. August 1973 enthielt die Regierungszeitung die Mitteilung, daß das Verbot rückgängig gemacht worden sei. Die Gründe dafür sind noch nicht bekannt, aber eines ist sicher — Jehova hat den Sieg gegeben. Nun waren die Brüder wieder frei, sich in ihren Königreichssälen zu versammeln, und das Predigtwerk wurde unbehindert fortgesetzt. Es wurden Vorkehrungen getroffen, entsprechend den ursprünglichen Vereinbarungen den internationalen Kongreß im Nairobi-City-Stadion abzuhalten.
Wir hoffen, daß viele unserer Brüder aus Äthiopien den Kongreß in Nairobi besuchen können, aber ob dies möglich sein wird, wissen wir noch nicht. In den vergangenen drei Jahren hat die äthiopisch-orthodoxe Kirche verstärkte Anstrengungen unternommen, um jegliche christliche Tätigkeit der Zeugen Jehovas zu unterbinden.
Kurz vor Beginn des Dienstjahres wurden mehrere Brüder in Äthiopien von der Polizei verhört. Man warnte sie, ihre Tätigkeit sei bekannt und es würden bald Maßnahmen gegen sie ergriffen werden. Am 27. August 1972 wurden dann plötzlich, während die regulären Sonntagszusammenkünfte im Gange waren, zwei Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas durch die Ankunft großer Lastwagen unterbrochen, und 208 Personen wurden verhaftet. Darunter waren Brüder und auch interessierte Personen. Obwohl es mit Rücksicht auf die Kinder gesetzlich nicht erlaubt ist, einen Ehemann zusammen mit seiner Frau zu verhaften, wurde es an jenem Tag getan. 96 der Gefangenen wurden vor das Bezirksgericht gestellt und, ohne sich verteidigen lassen zu dürfen, zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die übrigen 112 mußten noch viel mehr Schwierigkeiten auf sich nehmen. Sie wurden angeklagt, eine illegale Religionsgemeinschaft gegründet zu haben. Brüder und Schwestern mußten die Demütigung über sich ergehen lassen, daß ihnen das Haar abgeschoren wurde.
Die Brüder predigten die Wahrheit furchtlos ihren Mithäftlingen und erweckten bei einigen Interesse. Die erste Nacht im Gefängnis verlief friedlich. Es wurden viele Gespräche geführt. Diese Brüder büßten nur einen Monat von ihrer Strafe ab, weil für sie Kaution gezahlt wurde.
Kurz nach ihrer Freilassung aufgrund der Kaution wurden die 112 Brüder wieder vor das Bezirksgericht gestellt, wo man es ablehnte, die Tatsachen anzuhören, und erklärte, der Prozeß werde nicht aus religiösen Gründen geführt. Nachdem der Prozeß mehrmals vertagt worden war, bestätigte das Gericht die sechsmonatigen Gefängnisstrafen. Man war gegen die Brüder so feindlich vorgegangen, daß sie sicher waren, die ganze Haftstrafe verbüßen zu müssen. Daher trafen sie Vorkehrungen, ihre Möbel in den Wohnungen von Brüdern unterzubringen, damit sie für diese Zeit keine Miete zu bezahlen brauchten. Es wurden auch Vorkehrungen getroffen, daß die vielen Kinder beaufsichtigt wurden, und einige Brüder fragten die Firma, für die sie arbeiteten, ob andere Zeugen während ihrer Gefängnishaft ihren Arbeitsplatz einnehmen könnten. Wieder gab es viele Gelegenheiten, im Gefängnis zu predigen, bis sie schließlich nach zwölf Tagen gegen Kaution freigelassen wurden. Die letzte Entscheidung war, etwa der Hälfte der Brüder die Strafe zu erlassen. Es wurde aber gewarnt, diese Brüder müßten ihre Strafe abbüßen, falls sie sich wieder versammelten.
Trotz all dieser Schwierigkeiten ist der Eifer der Brüder nicht gedämpft worden. Sie werden weiterhin versuchen, eine offizielle Anerkennung des Werkes zu erwirken. In Addis Abeba, der Hauptstadt des Landes, ist die Zahl der Verkündiger im Laufe des Jahres von 475 auf 577 gestiegen. Es ist so, wie ein Bruder es ausdrückte: „Wir werden verfolgt, aber nicht im Stich gelassen.“
In Uganda begann das Jahr für Jehovas Volk sehr vielversprechend. Fünf neue Missionare hatten gerade die Erlaubnis erhalten, ins Land einzureisen. Doch am 8. Juli 1973 wurde ohne vorherige Warnung über zwölf Religionsgemeinschaften ein Verbot verhängt, auch über Jehovas Zeugen. Am 17. Juli mußten die letzten zwölf Missionare das Land verlassen. Den Brüdern ist es nicht erlaubt, zu predigen und sich öffentlich zu versammeln, aber Jehovas Zeugen in Uganda werden an ihrer Lauterkeit festhalten und werden ihre Bibelstudien mit interessierten Personen fortsetzen.
Die Einstellung der Behörden gegenüber dem christlichen Werk der Zeugen Jehovas in Tansania ist unverändert. Während des Jahres wurden gezielte Anstrengungen unternommen, mit Regierungsbeamten Gespräche zu führen und darum zu bitten, das seit sieben Jahren bestehende Verbot aufzuheben. Ende Mai wurden die Brüder, die wieder einmal einen Versuch unternommen hatten, davon unterrichtet, daß die Regierung nicht beabsichtige, das Werk der Gesellschaft anzuerkennen, und daß jegliche Tätigkeit der Zeugen Jehovas aufhören müsse. Im Laufe des Jahres wurden fünf Brüder zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, und gegenwärtig warten zehn weitere auf ihr Urteil.
Die größte Schwierigkeit, mit der Jehovas Zeugen in Tansania kämpfen müssen, ist die Arbeitslosigkeit. Viele haben einen eigenen Kleinbetrieb eröffnet, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Nun weigert sich die Regierung, ihnen eine Lizenz zu erteilen, wenn sie keine Parteikarten kaufen. Sie steht auf dem Standpunkt, der Staat komme vor der Gottesanbetung.
ZENTRALAFRIKA
In vielen Teilen von Zaire erfreuen sich unsere Brüder relativer Freiheit. Sie können sich versammeln und die gute Botschaft predigen. Andererseits gibt es viele Gebiete, in denen dem Werk Widerstand entgegengesetzt wird. Schuld an diesem Widerstand sind die Ortsbehörden und ihre Anwendung regionaler Gesetze, gemäß denen alle Religionen außer den gesetzlich anerkannten verboten sind. Doch noch häufiger entsteht Verfolgung, wenn sich die Brüder in politischen Angelegenheiten neutral verhalten. Ungefähr 240 Brüder befinden sich in Zaire im Gefängnis, die meisten davon, ohne daß ein Prozeß geführt und ein Urteil gefällt worden wäre. Einige sind zu zwei oder drei Jahren Gefängnis verurteilt und mit einer Geldstrafe von 600 Dollar belegt worden. Auch die Missionare, die überall in diesem Gebiet tätig sind, hatten viele Schwierigkeiten mit den örtlichen Behörden, und einige von ihnen sind verhaftet worden. Obwohl die Schwierigkeiten überall im Land zugenommen haben, konnte das Zweigbüro seine Arbeit fortsetzen und für die Bedürfnisse der Brüder im ganzen Land sorgen.
Da das Zeugniswerk in Sambia verboten ist, können die Brüder nicht mehr an so vielen Türen anklopfen wie früher. Nun stellen sie fest, daß immer mehr Menschen nach ihnen suchen. Wenn ein Bruder in einer Gegend, in der die Menschen früher daran gewöhnt waren, daß Jehovas Zeugen an ihrer Tür vorsprachen, einen privaten Besuch macht, kommt es oft vor, daß Leute in der Nachbarschaft ihn fragen, wann er zu ihnen komme. Einige haben im Zweigbüro angerufen und darum gebeten, jemand möge sie besuchen und mit ihnen ein Bibelstudium durchführen, denn ihre Verwandten in einem anderen Teil des Landes hätten ebenfalls ein Bibelstudium. Obwohl die Regierung Jehovas Zeugen und ihre Haus-zu-Haus-Tätigkeit verboten hat, wissen die Menschen in diesem Land also, daß Jehovas Zeugen da sind und daß sie mit interessierten Personen private Bibelstudien durchführen. Viele in Sambia sind der Meinung, Jehovas Zeugen würden nicht oft genug bei ihnen vorsprechen.
So kommen unsere Brüder im ganzen Land auf die eine oder andere Weise mit den Menschen in Berührung, denn beim Gedächtnismahl im Jahre 1973 waren 194 133 Personen anwesend. Das bedeutet, daß in diesem Land jeder 23. das Gedächtnismahl besucht hat. Wie sieht es in dieser Hinsicht in deinem Gebiet aus?
Aus Rhodesien, das weiter südlich liegt, berichten die Brüder, daß sie ein neues Zweigbüro bauen. Die Gesellschaft hatte dort schon ein Zweigbüro, aber es war zu klein geworden. Daher wurde das Gebäude abgerissen, und nun ist ein dreistöckiges Gebäude mit zehn Schlafzimmern, einem schönen Aufenthaltsraum, einem Speisesaal, einem geräumigen Büro und einer Versandabteilung errichtet worden. An Wochenenden halfen bis zu fünfundsiebzig freiwillige Arbeiter — Männer und Frauen — beim Bau mit. Die Gesellschaft schätzt bestimmt die wunderbare Zusammenarbeit und Bereitwilligkeit aller Brüder, die beim Bau dieses neuen Bethelheimes in Rhodesien mitgeholfen haben. Dieses Büro wird den Königreichsinteressen in Rhodesien besser dienen können.
Im vergangenen Jahr hat die Tätigkeit der Terroristen entlang der nördlichen Grenze Rhodesiens merklich zugenommen. Der Bezirksaufseher berichtet, daß die Verkündiger immer die Veröffentlichungen der Gesellschaft bei sich tragen, selbst wenn sie auf den Farmen arbeiten. Sie sind schon oft angehalten und gefragt worden, wer sie seien, und wenn die Brüder dann die Schriften der Gesellschaft vorzeigten, wurden sie in Ruhe gelassen.
Der Name Malawi hat einen unangenehmen Beigeschmack, weil Jehovas Zeugen dort grausam verfolgt worden sind. Jehovas Diener sind ihren Verfolgern entronnen, indem sie über die Grenze nach Sambia und Moçambique geflohen sind. Du hast in den Veröffentlichungen der Gesellschaft gelesen, wie diejenigen, die nach Sambia geflohen waren, getäuscht und nach Malawi repatriiert wurden. Als sie wieder in ihrem Heimatland eintrafen, wurde eine Anzahl leitender Vertreter der Zeugen Jehovas ins Gefängnis gesteckt. Da Jehovas Zeugen nach ihrer Repatriierung wieder belästigt wurden, mußten sie noch einmal aus dem Land fliehen. Diesmal flohen die meisten nach Moçambique. Sie sind von den dortigen Behörden sehr freundlich aufgenommen worden. Gegenwärtig leben etwa 36 000 unserer Brüder, einschließlich ihrer Kinder und interessierter Personen, in mehr als zehn verschiedenen Flüchtlingslagern.
Die Behörden in Moçambique haben unseren Brüdern Land zur Bebauung sowie Nahrung und Medikamente zur Verfügung gestellt. Die Regierung hat auch Soldaten beauftragt, die Lager vor Terroristen und jungen Rowdies aus der Jugendorganisation der Malawi Congress Party zu schützen, die schon verschiedentlich die Grenze überschritten haben, um in die Lager einzudringen und unsere Brüder zu belästigen.
Im Lager Mlangeni in Moçambique gibt es eine Anzahl Abteilungen, die den Abteilungen auf Kongressen ähnlich sind und die die Angelegenheiten des Lagers beaufsichtigen. Die Rechnungsabteilung ist für die Verteilung der Unterstützungsgelder und die Bezahlung der Rechnungen verantwortlich. Es gibt eine Transportabteilung, die eine Anzahl Lastwagen, Autos und Motorräder in Betrieb hat, die die Brüder mitnehmen konnten, als sie aus Malawi nach Moçambique flohen. Diese Fahrzeuge werden benutzt, um Bäume und Gras zum Bau von Häusern sowie Maismehl oder ähnliches zu transportieren. Im Lebensmittellager werden die Lebensmittel verteilt, die die portugiesischen Behörden zur Verfügung stellen.
Die Behörden haben den Brüdern erlaubt, regelmäßige wöchentliche Zusammenkünfte und auch Kongresse im Flüchtlingslager abzuhalten, und es gibt eine Abteilung in Mlangeni, die die Programme für diese Zusammenkünfte plant. Für diesen Zweck steht ein Kongreßgelände zur Verfügung, und dort treffen sich die Brüder, um den Tagestext zu besprechen. Das tun sie jeden Tag um 4 Uhr nachmittags. Vor der Besprechung singen die Brüder und Schwestern eine Stunde lang Königreichslieder. Sie haben einige Lieder vergessen, weil sie nach dem Verbot des Werkes im Jahre 1967 in Malawi nicht mehr öffentlich singen konnten, aber unsere malawischen Brüder singen die Königreichslieder wirklich gern. Vor dem Verbot in Malawi war es üblich, daß während eines Kongresses alle Anwesenden zur Taufstätte gingen und dort die Lieder sangen, und sie sangen auch, wenn sie in den Predigtdienst gingen oder wenn sie zurückkehrten. Man kann sich also vorstellen, wie enttäuscht sie waren, als sie vom Jahre 1967 an keine Königreichslieder mehr singen durften. Jetzt freuen sie sich wirklich, die Lieder wieder singen zu können.
Die Regierung von Moçambique hat den Brüdern erlaubt, außer der großen Bühne zahlreiche Königreichssäle im Flüchtlingslager zu bauen. Sie haben jetzt über dreißig Versammlungsstätten, und es werden schließlich über einhundert sein.
Unsere Brüder und Schwestern haben auch die Zeit, die sie zusammen verbringen, genutzt, um sich im Lesen und Schreiben zu verbessern. In allen Königreichssälen werden für Kinder und Erwachsene Lese- und Schreibkurse durchgeführt. In Mlangeni gibt es gegenwärtig 110 solcher Kurse. Unter den Flüchtlingen befinden sich befähigte Lehrer.
Das Lager Mlangeni hat auch eine medizinische Abteilung, in der Brüder arbeiten, die Fachkräfte sind. Die Brüder haben ein sehr schönes Krankenhaus aus Stein und Beton gebaut. Die meisten Flüchtlinge waren mit Wunden, Schnitten und Quetschungen im Lager eingetroffen, die auf die schlimme Behandlung zurückzuführen waren, die sie in Malawi erlebt hatten. Selbst jetzt werden jeden Monat einige tausend Fälle behandelt. Außerdem werden jeden Monat durchschnittlich sechsundvierzig Babys geboren.
Das Leben in den Lagern ist ähnlich wie in den Dörfern in Malawi. Unsere Brüder stehen morgens früh auf und gehen in die verschiedenen Abteilungen des Lagers zur Arbeit, während die Schwestern die Mahlzeiten kochen und sich der Bedürfnisse ihrer Familie annehmen. Am Ende des Tages kehren sie ins Lager zurück, um zu singen und um den Tagestext zu besprechen.
Die Brüder aus Malawi halten weiterhin an ihrer Lauterkeit fest, und wie die ersten Christen freuen sie sich, weil sie würdig geachtet wurden, um des Namens Jesu willen in Unehre zu kommen. — Apg. 5:41.
Im Süden Moçambiques, in der Nähe der Hauptstadt Lourenço Marques, geht das Königreichswerk ebenfalls schnell voran. In dieser Gegend gibt es fast 1 200 Verkündiger. Obwohl das Werk der Zeugen Jehovas in Moçambique nicht anerkannt ist, wächst es weiter. Die Behörden wissen sehr wohl, daß Jehovas Zeugen neutral sind, und sie schätzen den guten Einfluß, den sie auf die Menschen in den Gegenden ausüben, in denen sie leben. Es besteht kein Zweifel, daß die Behörde von Moçambique die Tausende unserer Brüder, die um ihrer Sicherheit willen als Flüchtlinge ins Land gekommen sind, sehr menschenfreundlich behandelt haben.
SÜDAFRIKA
Im November 1972 begann das Zweigbüro in Südafrika, die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! in Englisch zu drucken. Das war eine gute Maßnahme von seiten der Gesellschaft. Nun erhalten die Verkündiger in Südafrika die Zeitschriften nicht nur mindestens zwei Wochen eher, sondern sie verbreiten auch monatlich 30 000 Zeitschriften mehr als früher.
Das Zweigbüro in Südafrika beaufsichtigt auch das Werk in Botswana. Vor über einem Jahr wurde von allen Organisationen, auch von Religionsgemeinschaften, verlangt, aufgrund eines neuen Gesetzes, des sogenannten Körperschaftsgesetzes, einen Antrag auf Registrierung zu stellen. Jehovas Zeugen stellten einen Antrag, und es schien, als ob die Registrierung bewilligt würde. Doch Anfang Juli 1973 wurden die Brüder plötzlich von dem verantwortlichen Registrierungsbeamten des Landes unterrichtet, daß die Regierung Jehovas Zeugen nicht eintragen würde, und der Organisation wurde bis zum 20. Juli Zeit gegeben, ihre Tätigkeit abzuschließen. Nach diesem Datum würden Jehovas Zeugen als illegal betrachtet werden. Durch Jehovas unverdiente Güte waren zwei Kongresse für die Zeit vor jenem Datum geplant worden, und so gab es eine gute Gelegenheit, mit den Brüdern zu sprechen und sie auf die bevorstehenden Prüfungen vorzubereiten. Gleichzeitig suchte man eine gesetzliche Hilfe, um das Verbot abzuwenden, doch vergebens; das Verbot trat in Kraft. Gegenwärtig verhandeln die Brüder mit Regierungsbeamten über eine Aufhebung des Verbotes, damit die gute Botschaft ungehindert weiter gepredigt werden kann.
Die gute Botschaft wird immer noch auf der Insel St. Helena gepredigt. Auf 66 Inselbewohner kommt 1 Verkündiger. Es hat also jeder Gelegenheit gehabt, die Wahrheit zu hören, und während des Jahres wurden neun neue Jünger getauft. Zum erstenmal waren Schulkinder unter den Täuflingen.
In Swasiland hatte ein Kreisaufseher keinen Platz, wo er seine Dias hätte vorführen können. In letzter Minute gelang es, einen Vortragssaal zu mieten. Die Frage war nun, wie man die Leute in der Umgebung von der Zusammenkunft in Kenntnis setzen konnte. Der Kreisaufseher ging zum Schulleiter des Ortes und fragte ihn, ob er die Kinder bitten könne, ihre Eltern zu der Zusammenkunft an jenem Freitagabend einzuladen. Der Schulleiter war einverstanden, und innerhalb weniger Stunden wußte jeder über die Zusammenkunft Bescheid, und 120 kamen, um sich die Diavorführung anzusehen.
ASIEN
Christus Jesus wurde in Asien geboren, aber auf diesem großen Kontinent glauben weniger Menschen an seine Lehren als auf irgendeinem anderen Kontinent der Welt. Jehovas Zeugen haben sich jedoch ernstlich bemüht, die gute Botschaft auf diesem riesigen Kontinent zu predigen. Wir beginnen nicht in der Gegend, in der Jesus predigte, sondern am entgegengesetzten Ende Asiens, und wenden uns den Inseln Japans zu.
In den vergangenen Jahren hat das japanische Volk ein hörendes Ohr für die Wahrheit gehabt. Um den Bedarf zu decken, wurde in Numasu eine neue Druckerei eröffnet, in der nun die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! gedruckt werden.
Der internationale Kongreß „Göttlicher Sieg“, der in Osaka stattfand, war das hervorstechende Ereignis des vergangenen Jahres. 31 263 Personen waren anwesend, und das zeigt, wie sehr die Japaner an der Wahrheit interessiert sind.
Jehovas Zeugen in Korea hatten im vergangenen Jahr eine wunderbare Gelegenheit zum Austausch von Ermunterung. Wie in Japan fand auch dort der internationale Kongreß „Göttlicher Sieg“ statt. Viele Besucher aus anderen Ländern kamen nach Korea und erfreuten sich der Gastfreundschaft der Brüder in Korea.
Auch andere Menschen schätzen die Gastfreundschaft der Zeugen Jehovas. Zum Beispiel bekam ein Mann aus einer frommen katholischen Familie zufällig ein Wahrheits-Buch in die Hände, das seine Mutter gekauft hatte. Niemand in seiner Familie hatte sich die Mühe gemacht, einmal hineinzuschauen. Er las den Teil, in dem die Seele erklärt wird. Was er las, schockierte ihn, weckte aber auch gleichzeitig sein Interesse. Einen Monat lang ging er nicht mehr zur katholischen Kirche, sondern dachte über das nach, was er gelesen hatte. Dann ging er in den Königreichssaal und bat um weiteren Aufschluß. Er war beeindruckt, aber er meinte, er sollte noch einmal die andere Seite hören. Er ging zu seinem katholischen Priester und stellte ihm eine direkte Frage: „Ist es wahr, daß die Menschenseele nach dem Tode in den Himmel oder in die Hölle kommt?“ Zu seiner Überraschung antwortete er: „Wenn Sie sterben, vertrauen Sie Ihre Seele einfach Gott an. Das ist alles. Machen Sie sich nicht zuviel Sorgen um Himmel oder Hölle.“ Der Priester unternahm keinen Versuch, den katholischen Standpunkt zu verteidigen. Der Interessierte stellte eine weitere direkte Frage: „Wurde der Mensch erschaffen, oder ist er durch Evolution entstanden?“ Der Priester erklärte ihm, es sei eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache, daß sich der Mensch entwickelt habe und daß der Schöpfungsbericht nur ein Mythos sei. Dann fragte der Priester ihn, ob er mit Jehovas Zeugen Kontakt gehabt habe, und warnte ihn davor, sich von ihnen beeinflussen zu lassen. Das genügte diesem aufrichtigen Katholiken. Er ging wieder zum Königreichssaal, doch diesmal, um zu fragen, ob er ein Bibelstudium haben könne. Inzwischen sind er, seine Frau, seine Mutter und elf weitere Glieder seiner Familie Zeugen Jehovas geworden, und nun studiert auch die Familie seines Bruders.
Eine Schwester, die während des Kongresses in Korea getauft wurde, sagte: „Früher glaubte ich, daß ich alles, was ich mir in sechs Tagen zuschulden kommen ließ, dadurch wiedergutmachen konnte, daß ich an einem Tag zur Kirche ging. Ich war für mein heftiges Temperament bekannt und dafür, daß ich mich mit meinen Nachbarn und mit meinem Mann stritt. Als ich anfing, das Wahrheits-Buch zu studieren, dauerte es nicht lange, bis ich erkannte, daß ich an meiner Persönlichkeit einige Änderungen vornehmen mußte. Ich hörte auf, zur Kirche zu gehen, und fing an, die Zusammenkünfte im Königreichssaal zu besuchen. Ich konnte wirklich den Gegensatz zwischen wahren und falschen Christen erkennen, und ich wollte so sein wie die Brüder und Schwestern im Königreichssaal. Von Anfang an versäumte ich nie eine Zusammenkunft, und ich fing an, mich zu bemühen, die milde Persönlichkeit der Brüder nachzuahmen. Meine Nachbarn und mein Mann bemerkten sehr schnell die Veränderung, die in mir vor sich ging. Mein Mann arbeitete nun mit mir zusammen, indem er an den Abenden, an denen eine Zusammenkunft stattfand, rechtzeitig nach Hause kam, um das Haus zu hüten, damit ich mit meinen Kindern die Zusammenkunft besuchen konnte. Jetzt, nach meiner Taufe auf dem Kongreß ,Göttlicher Sieg‘, glaube ich, daß ich sieben Tage in der Woche ein Christ bin und nicht nur sonntags. Es ist mein Wunsch, meine beiden Kinder in den Wegen Jehovas zu erziehen, und ich bin zuversichtlich, daß auch mein Mann im Laufe der Zeit die Wahrheit erkennen wird.“
Thailand ist ein Land, in dem ein Christ besonders viel Geduld und Ausharren bekunden muß. Nach vielen Jahren harter Arbeit begann das Dienstjahr mit 436 Verkündigern und endete mit einer Höchstzahl von 468. Im vergangenen Jahr wurden fünfundvierzig Personen getauft. Man kann also sehen, daß einige die Lehren Christi Jesu annehmen.
Wenn man in Vietnam an das Jahr 1957 zurückdenkt, als dort nur 5 Zeugen Jehovas Gottes Königreich verkündigten, hat man wirklich Grund zur Freude, denn heute predigen 90 Zeugen die gute Botschaft von Gottes Königreich in jenem Land. Die Fortschritte sind nicht ohne Hindernisse erreicht worden, denn dieses Land kennt seit 1939 keinen Frieden mehr. Viele Menschen in Vietnam wurden geboren und sind gestorben, ohne in ihrem kurzen Leben nur einen einzigen Tag des Friedens erlebt zu haben. Eine Anzahl unserer ergebenen Brüder und Schwestern sind von ihren buddhistischen oder katholischen Eltern aus dem Haus gewiesen worden, weil sie die Wahrheit der Bibel angenommen haben. Andere leben immer noch in einem geteilten Haus, aber sie bewahren ihre Lauterkeit gegenüber Jehova. Hier wie in anderen Teilen Asiens sind sich Jehovas Zeugen der Tatsache bewußt, daß das Werk nicht so schnell Fortschritte macht wie in anderen Nationen. Aber sie unternehmen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln jede Anstrengung, um Jehovas Namen zu erheben und die gute Botschaft vom Königreich zu verkündigen.
Obwohl Jehovas Zeugen in Singapur verboten worden sind, kann man dort immer noch die gute Botschaft vom Königreich hören. Die Brüder fühlen sich frei, weil die Wahrheit einen frei macht. Die Diener Jehovas benutzen die Literatur klugerweise für Rückbesuche und Heimbibelstudien. In ihrem Haus-zu-Haus-Dienst verwenden sie nur die Bibel, und es werden eine ganze Anzahl Bibelstudien eingerichtet.
Ein Verkündiger berichtet, daß die Brüder nach der Einschränkung des Werkes dem Beispiel der Aufseher folgten, indem sie im Haus-zu-Haus-Dienst nur die Bibel benutzten. Ein Bruder berichtet, was er tut, wenn er eine Predigt halten konnte: „Gewöhnlich gehe ich einmal in der Woche wieder hin, um dem Betreffenden weiterzuhelfen. Auf diese Weise habe ich mehr Studien eingerichtet, als ich leiten kann. Im letzten Monat hatte ich das Vorrecht, etwa zwanzig Studien in der Woche zu leiten. Drei Personen haben den Wunsch geäußert, christliche Zeugen Jehovas zu werden.“
In Malaysia war der Höhepunkt des Jahres der Bezirkskongreß „Göttliche Herrschaft“. 600 Personen waren anwesend, darunter 150 aus Singapur. Der Kongreß fand jedoch unter sehr schwierigen Verhältnissen statt, weil die Behörden den Brüdern die erforderliche polizeiliche Genehmigung einen Tag vor Beginn des Kongresses verweigerten. Während dieses Kongresses wurden einunddreißig Personen getauft, froh darüber, daß die Verfolgung abgewehrt worden war.
Wenn wir weiter nach Westen reisen, kommen wir nach Indien, und hier haben die Brüder das Werk in bisher unberührtes Gebiet ausgedehnt. Auf den Andamanen sind jetzt vier Versammlungen organisiert worden, und in Nepal und Sikkim dienen Pioniere. Wenn man bedenkt, daß in Indien 550 Millionen Menschen leben und daß es dort nur 4 000 Verkündiger gibt, könnte man zu dem Schluß kommen, es sei unmöglich, all die „Schafe“ zu finden, die auf diesem riesigen Subkontinent verstreut leben. Doch der Zweigaufseher sagte dazu: „Wir wissen, daß die Engel das Einsammlungswerk beaufsichtigen, und sie wissen, wo würdige Menschen zu finden und einzusammeln sind.“ Er berichtet: „Eines Tages kamen zwei Fremde in unser Zweigbüro und sagten, sie wollten den Wachtturm in Hindi abonnieren. Sie kamen aus einer Stadt, in der es keine Zeugen gab und in der noch nicht gearbeitet worden war. Einer dieser Männer hatte in Kalkutta einen besonderen Lehrgang besucht, und einer seiner Unterweiser war ein Zeuge Jehovas gewesen, der den Teilnehmern des Lehrganges Zeugnis gegeben hatte. Als dieser Mann in seine Heimatstadt zurückkehrte, begann er mit seinen Arbeitskollegen über das zu sprechen, was er lernte.“ Er erzählte den Brüdern im Zweigbüro, daß sich dort nun jede Woche zwölf Personen versammeln, um die Bibel mit Hilfe des Wahrheits-Buches zu studieren. Im Zweigbüro war davon nichts bekannt, doch jetzt werden sie regelmäßig von einem Kreisaufseher besucht werden.
Der inzwischen autonom gewordene Staat Bangladesch gehört zum indischen Zweig, und das Zweigbüro ist bemüht, Bengali sprechende Pioniere in diesen Teil der Welt zu schicken. Es müssen noch einige technische Schwierigkeiten überwunden werden, aber zwei indische Pioniere haben jetzt Pässe erhalten.
Auf Sri Lanka, das südlich von Indien liegt, hat es im letzten Jahr Fortschritte gegeben. Sechsundfünfzig Personen wurden getauft, und 907 Personen besuchten im April das Abendmahl des Herrn. Die besten Ergebnisse in dem Bemühen, Menschen zu helfen, eine Erkenntnis der Wahrheit zu erlangen, sind in einem Gebiet erzielt worden, in dem die Mehrheit der Bevölkerung aus Namenchristen besteht, und zwar besonders aus Katholiken. Viele besitzen noch nicht einmal das „Neue Testament“, aber sie sind begierig zu lesen. Wenn Jehovas Zeugen bei ihnen vorsprechen und ihnen anbieten, sie aus der Bibel zu belehren, können sie einige sehr interessante Erfahrungen machen. Die Wahrheit ist auch in das Dorf Bopitiya vorgedrungen. Ein Gruppenstudium wurde eingerichtet, und es dauerte nicht lange, bis dreißig Personen die Zusammenkünfte besuchten. In der Wohnung, die in Jaela als Königreichssaal benutzt wird, ist die Besucherzahl auf 90 gestiegen. Es ist offensichtlich, daß Jehova das Werk in diesem Gebiet segnet, und unsere Brüder haben den Eindruck, daß es im kommenden Jahr eine sehr schöne Zunahme geben wird.
In Pakistan, das nordwestlich von Indien liegt, wird die gute Botschaft vom Königreich weiterhin gepredigt. Eine Sonderpionierin berichtet, daß sie im Haus-zu-Haus-Dienst eine siebenköpfige katholische Familie antraf. Sie studierte mit ihr das englische Wahrheits-Buch und verwandte dabei gleichzeitig die entsprechenden Kapitel des Buches, die im Wachtturm, der in Urdu erscheint, abgedruckt wurden. Woche für Woche behandelten sie die Grundlehren, und die Familie staunte sehr über das, was sie lernte, und war dafür sehr dankbar. Nach zwei Wochen begannen zwei der Töchter die Zusammenkünfte zu besuchen. Kurz danach besuchte der Vater mit der dritten Tochter die Zusammenkünfte, und nach sechs Monaten beteiligten sich diese vier Glieder der früher katholischen Familie an der Verkündigung der guten Botschaft und ließen sich in die Theokratische Predigtdienstschule eintragen.
Noch weiter im Westen kommen wir zu den arabischsprachigen Ländern, und hier finden wir sehr kleine Gruppen von Zeugen Jehovas, zum Beispiel 22 Personen im Iran, 11 im Irak, 14 in Kuwait und 35 in Jordanien. In Syrien gibt es 161 und im Libanon 1 483 Verkündiger. Sie alle predigen die gute Botschaft, allerdings unter sehr großen Schwierigkeiten. Es ist sehr schwer, Moslems die gute Botschaft vom Königreich darzubieten. Außerdem ist die Lage im Nahen Osten weiterhin sehr gespannt. Die Länder, die an Israel grenzen, haben festgestellt, daß es in verschiedenen Gebieten zu Guerillakämpfen und Kommandoüberfällen kommt. Es besteht kein Zweifel, daß die Menschen in diesen Ländern ein sehr großes Bedürfnis nach Frieden und Sicherheit haben. Und daher sind Jehovas Zeugen eifrig damit beschäftigt, ihnen zu erzählen, wie solche Verhältnisse Wirklichkeit werden können.
Israel ist natürlich das Land, in dem Jesus Christus vor über neunzehnhundert Jahren tätig war und die gute Botschaft von Gottes Königreich predigte. In diesem Land bekennen sich heute nur 181 Personen dazu, Zeugen Jehovas zu sein, und diese führen den Dienst für Gottes Königreich von Haus zu Haus durch. Wie eigenartig ist es doch, wenn man im Vergleich dazu bedenkt, daß am Pfingsttag allein in Jerusalem 3 000 Personen getauft wurden! Es ist jedoch sehr interessant, daß im Sommer 1973 3 500 Zeugen Jehovas die Gelegenheit wahrnahmen, an den Reisen teilzunehmen, die die Watch Tower Society organisiert hatte, und diesen Teil der Welt besuchten. Die Reisenden erfuhren nicht nur viel über die Geschichte des Landes Israel, sondern sie erfuhren auch etwas über die heutige Tätigkeit der Diener Gottes in diesem Land, als sie mit den israelischen Brüdern zusammenkamen.
EUROPA
Der Platz erlaubt es nicht, in allen Einzelheiten zu schildern, welch wunderbare Arbeit in Europa geleistet wurde. Deshalb können nur einige der Ereignisse des vergangenen Jahres erwähnt werden. Zum Beispiel hat das finnische Zweigbüro einen schönen Anbau bekommen. In Spanien gab es eine hervorragende Zunahme an Königreichsverkündigern, und die Brüder dort führen ihren Predigtauftrag ruhig und friedlich durch. Sie freuen sich auch über den Schutz, den ihnen die Behörden gewähren, und über die gute Zusammenarbeit mit ihnen. Hinter dem Eisernen Vorhang wird vortreffliche Arbeit geleistet. In den skandinavischen Ländern, die im Norden Europas liegen, und in Europa im allgemeinen sind im Laufe des Jahres gute Fortschritte gemacht worden. Über den Mittelmeerraum muß gesagt werden, daß das Werk in Griechenland, in Italien und in Portugal, das westlich von Spanien liegt, gut gediehen ist und wunderbar vorangeht.
Die internationalen Kongresse „Göttlicher Sieg“ in Deutschland, Frankreich, England, Belgien, den Niederlanden und Italien waren ein Segen Jehovas, und die Berichte darüber sind im Wachtturm erschienen. Diese Kongresse waren das hervorragende Ereignis im Sommer des Jahres 1973, und das Werk fand in diesem Jahr dadurch einen passenden Höhepunkt.
Das gleiche kann man über das Werk sagen, das in Nord und Südamerika sowie auf den Inseln des Meeres verrichtet wird. An all diesen Orten hat Jehova seine Zeugen reich gesegnet, und es gab gute Fortschritte. Wenn man eine Vorstellung davon erhalten möchte, welche ausgezeichnete Arbeit geleistet wurde, braucht man sich nur die Tabelle anzusehen, die auf Seite 24 beginnt. Wenn man die für jedes Land angegebene Höchstzahl der Verkündiger, die Zahl der Getauften, die Anzahl der im Predigtdienst verbrachten Stunden und die Zahl der Heimbibelstudien analysiert; wird man sehen, was auf der ganzen Erde im Werk des Predigens der guten Botschaft von Gottes Königreich getan wurde.
In vielen dieser Länder mußte eine ganze Anzahl Verkündiger viele Probleme und Schwierigkeiten auf sich nehmen. Doch unsere Brüder in Afrika haben in vielen Fällen tatsächlich bis zum äußersten gelitten. In den meisten Ländern der Welt gibt es ständig Probleme wegen des Nationalismus. Überall verhalten sich Jehovas Zeugen neutral und stehen für Gottes Königreich ein. Sie predigen dieses Königreich weltweit und sehen freudig dem göttlichen Sieg entgegen. Die Kongresse „Göttlicher Sieg“ waren für sie auf der ganzen Erde ein reiches Festmahl von Fettspeisen, und diese internationale Serie wird Ende 1973 und Anfang 1974 in der südlichen Hemisphäre fortgesetzt.
Wir wollen uns nun kurz einen Gesamtüberblick über das verschaffen, was Jehovas Zeugen weltweit erreicht haben.
BERICHT ÜBER DIE WELTWEITE TÄTIGKEIT IM JAHRE 1973
Was erreicht worden ist, kann am besten zusammengefaßt werden, wenn man sagt, daß sich in der ganzen Welt 193 990 Personen Jehova hingegeben haben, um ihm zu dienen, und getauft worden sind. Diese Tatsache an sich enthält schon eine ganze Geschichte. Verglichen mit dem letzten Jahr, als 163 123 Personen getauft wurden, kann man erkennen, daß das Werk zur Ehre des Namens Jehovas beschleunigt vorangegangen ist. Um einen Gesamtüberblick über das zu erhalten, was Jehovas Zeugen während des Dienstjahres 1973 getan haben, kannst du die Tabelle studieren, die auf Seite 24 beginnt. Wenn du möchtest, kannst du jedes Land analysieren und feststellen, welche Zunahme oder Abnahme an Verkündigern es während des Jahres gab, wie viele getauft wurden, wieviel Zeit im Predigtwerk verbracht wurde und wie viele Heimbibelstudien durchgeführt wurden, und dadurch wirst du eine ungefähre Vorstellung von der gewaltigen Arbeit erhalten, die geleistet wurde.
Eine kurze Zusammenfassung dessen, was auf der ganzen Erde getan wurde, zeigt, daß 300 468 676 Stunden für das Predigen der guten Botschaft aufgewandt wurden. Die durchschnittlich 1 656 673 Verkündiger, die jeden Monat im Predigtdienst tätig waren, führten im vergangenen Dienstjahr wöchentlich 1 209 544 Heimbibelstudien durch. Sie sprachen auch bei vielen anderen Personen wieder vor, um ihnen weiterzuhelfen, denn sie machten während des Jahres 131 657 832 Rückbesuche. All das erforderte viel Arbeit, und du kannst leicht erkennen, daß Jehovas Zeugen sehr daran interessiert waren, die Aufmerksamkeit der Menschen auf Gottes Wort zu lenken.
Um ihnen dabei zu helfen, ließen sie auch Schriften in den Wohnungen der Menschen zurück. Sie verbreiteten 21 761 877 gebundene Bücher und 9 965 259 Broschüren, die biblische Themen behandelten. Die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! spielten eine große Rolle beim Versorgen interessierter Personen mit Lesestoff, denn es wurden 235 468 427 Zeitschriften verbreitet. Außerdem wurden 1 894 457 neue Abonnements auf die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! erlangt. Jehovas Zeugen ermuntern alle, diese Zeitschriften zu abonnieren, damit ihnen der wichtige Aufschluß, der in diesen Zeitschriften enthalten ist, so schnell wie möglich und regelmäßig zukommen kann.
Dienstag, der 17. April 1973 war für Jehovas Zeugen der wichtigste Tag des Jahres. Das war der Tag für die Feier des Abendmahls des Herrn. An jenem Abend waren auf der ganzen Erde 3 994 924 Personen in ihren Königreichssälen zusammengekommen, und 10 523 Personen, die bekannten, geistgesalbte Christen zu sein, nahmen von den Symbolen, dem Brot und dem Wein. Von den Anwesenden beteiligten sich während des Jahres 1 758 429 Personen am Predigtdienst. Das ist die größte Zahl von Personen, die sich jemals in irgendeiner Form am Königreichswerk beteiligt haben, sei es von Haus zu Haus oder auf den Straßen oder durch Gespräche mit Freunden und Nachbarn, und die den Versammlungen der Zeugen Jehovas über ihre Tätigkeit Bericht erstatteten. Davon beteiligten sich jeden Monat durchschnittlich 94 604 Verkündiger am Pionierwerk.
Unter der Leitung von 95 Zweigbüros, die das Werk in 208 verschiedenen Ländern und Inselgebieten des Meeres beaufsichtigen, gibt es 31 850 Versammlungen, während es ein Jahr zuvor nur 28 407 waren. Es wurden also viele weitere Versammlungen gegründet und vergrößert, weil so viele Menschen hereinströmen, die aus Babylon der Großen geflohen sind und jetzt den Wunsch haben, die gute Botschaft vom Königreich zu verkündigen.
Jehovas Zeugen auf der ganzen Erde haben guten Grund, sich zu freuen. „Mag der Feigenbaum selbst nicht blühen“ und mögen ‘sie jetzt auch noch eine kurze Zeit unter so vielen Prüfungen leiden’ — dennoch haben sie alle Grund zu großer Freude, und jeder einzelne wird sagen: „Ich [will] frohlocken in Jehova.“ — Hab. 3:17, 18; 1. Petr. 1:6, NT 68.
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BERICHT ÜBER DAS DIENSTJAHR 1973 DER ZEUGEN JEHOVAS IN DER GANZEN WELT
(Siehe gedruckte Ausgabe)