Vorherbestimmung oder individuelle Wahl — welches von beiden?
‚Gott ist nicht parteiisch, sondern in jeder Nation ist ihm der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, annehmbar.‘ — Apg. 10:34, 35, NW.
1. Wie wirken Gerechtigkeit und Liebe zusammen, und wie nicht?
JEHOVA ist ein Gott der Gerechtigkeit und Liebe, aber in der Ausübung seiner Eigenschaft der Liebe läßt er die Forderungen der Gerechtigkeit nie außer acht. Beide wirken in vollkommenem Gleichgewicht zusammen und behindern sich nicht gegenseitig. Zufolge der von Adam her ererbten Sündhaftigkeit sind alle Menschen gerechterweise zum Tode verurteilt, aber durch das Opfer Christi wird allen Menschen in liebender Weise die Gelegenheit geboten, zu leben. „Der Lohn, den Sünde zahlt, ist Tod, aber die Gabe, die Gott schenkt, ist ewiges Leben durch Christus Jesus, unseren Herrn.“ (Röm. 6:23, NW) Die Gelegenheit, die Gabe des Lebens, eine Gabe der Liebe, zu empfangen, ist nicht auf einige wenige Auserwählte beschränkt, so daß das berechtigte Todesurteil an den übrigen unabänderlich vollzogen werden müßte. Gott liest sich nicht gewisse Personen aus, um ihnen Leben zu geben, ungeachtet ihres persönlichen Verhaltens, einfach nur um seine Liebe darzutun, noch verurteilt er willkürlich andere zur Vernichtung, nur um seine Gerechtigkeit zu erheben. Dies zu tun würde Parteilichkeit anzeigen. Und Jehova „ist nie parteiisch“; bei ihm gibt es kein „Ansehen der Person“. (5. Mose 10:17, AÜ; 2. Chron. 19:7) Seine Liebe und Gerechtigkeit werden weislich angewandt, und „die Weisheit von oben“ „macht nicht parteiische Unterschiede“. Entschieden gibt es „bei Gott keine Parteilichkeit“. — Röm. 2:11; Jak. 3:17, NW.
2. Inwiefern ist Astrologie mit Vorherbestimmung verwandt?
2 Indem aber viele Religionisten die Vorherbestimmung (Prädestination) predigen und erklären, das Geschick des einzelnen sei schon vor der Geburt von Gott festgelegt, sagen sie, Gott sei parteiisch. Statt daß sich diese Lehre auf die Bibel stützte, wurde sie vom Heidentum ins Leben gerufen und von Überlieferung ernährt. Die Vorherbestimmung wird in einem gewissen Sinne in 5. Mose 4:19 angedeutet, in dem Text, wo Jehova sein Bundesvolk warnte: „Und daß du deine Augen nicht zum Himmel erhebest und die Sonne und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels, sehest und verleitet werdest und dich vor ihnen bückest und ihnen dienest.“ Unter den ehemaligen heidnischen Religionen war es allgemein Brauch, aus den Himmelskörpern Götter zu machen, diese anzubeten und zu behaupten, daß das Geschick der Menschen von diesen Göttern oder Himmelskörpern geleitet werde. Dies wird auffallend dargetan durch Jehovas Worte an die babylonischen Sterngucker: „Du bist müde geworden durch die Menge deiner Beratungen. Sie mögen doch auftreten und dich retten, die Himmelszerleger, die Sternebeschauer, welche jeden Neumond kundtun, was [welches Schicksal, AÜ] über dich kommen wird!“ (Jes. 47:13) Man zerlegte den Himmel in zwölf Teile, einen für jeden Monat, und je nach dem Monat oder der Stellung der Sterne zur Zeit der Geburt eines Menschenwürde dessen Lebenslauf bestimmt. Man glaubte, daß die Sternengötter mehr oder weniger das Leben vorherbestimmten. Die heidnischen Religionen der Griechen wie der Römer betrachteten die Himmelskörper als Götter, und die gegenwärtigen Namen der Planeten entstammen der römischen Mythologie.
3. Was glaubten die Pharisäer, und in welch heikles Problem wurden sie dadurch verwickelt?
3 Vor ihrer Gefangenschaft in Babylon fielen die Juden oft solchen Götzendienereien zum Opfer. (2. Kön. 17:16; Jer. 44:17; Hes. 8:16) Nach ihrer Rückkehr nach Jerusalem vermieden sie den offenkundigeren Götzendienst, gerieten aber statt dessen in noch feinere Schlingen. Sie begannen, eine große Menge von Traditionen aufzubauen, und religiöse Sekten kamen unter ihnen auf. Eine von diesen war die Sekte der Pharisäer. Diese glaubten nicht an die Vorherbestimmung durch die Sternengötter der Heiden, glaubten aber, daß Jehova das Leben der Menschen so bestimme. Durch ihre Überlieferung schoben sie eine heidnische Lehre Jehova zu und machten sein Wort zunichte, laut welchem doch ‚Zeit und Zufall alle treffen‘, statt Ereignisse, die vorherbestimmt gewesen wären! (Pred. 9:11, ZB) Der hervorragende jüdische Geschichtsschreiber Josephus sagt uns: „Die Pharisäer schreiben alle Handlungen der Menschen, teils der göttlichen Einwirkung [dem Schicksal oder der Vorsehung], teils der Gottheit zu; rechtschaffen zu handeln oder nicht, liege, sagen sie, größtenteils in der Menschen Macht, doch sei die göttliche Einwirkung [das Schicksal] ... zu allem beförderlich.“ „Wenn sie behaupten, alles geschehe nach einem bestimmten Schicksal, so wollen sie damit dem menschlichen Willen nicht das Vermögen absprechen, sich selbst zu bestimmen, sondern lehren, es habe Gott gefallen, die Macht des Schicksals und die menschliche Vernunft zusammen wirken zu lassen, so daß jeder es nach seinem Belieben mit dem Laster oder der Tugend halten könne [oder nach engl Übers.: da es ihre Auffassung ist, daß es Gott gefallen habe, eine Veranlagung zu erschaffen, durch die das getan wird, was er will, doch so, daß der Wille des Menschen tugendhaft oder lasterhaft handeln kann].“ (Vom jüdischen Kriege, Buch II, Kapitel VIII, Abschn. 14; Jüdische Altertümer, Buch XVIII, Kapitel I, Abschn. 3) An die Vorherbestimmung zu glauben und gleichzeitig die Ansicht festzuhalten, daß der Mensch seinen eigenen freien Willen habe, ist für die Anhänger dieser Lehre in älterer und neuerer Zeit stets ein heikles Problem gewesen. Niemand kann diese beiden Dinge logisch miteinander vereinbaren. Manche nehmen heute die angebliche Lösung der Pharisäer aus Mangel an etwas Vernünftigem an. Zu sagen, ein Geschöpf besitze in Wahrheit einen freien Willen, der absichtlich so veranlagt erschaffen sei, daß er den Weg gehe den Gott vorherbestimmt habe, ist gleichbedeutend mit der Erklärung, eine Maschine habe einen freien Willen, laufe aber nur nach der Art und Weise, wie zu laufen sie von ihrem Hersteller bestimmt worden sei.
4. Welche Stellungnahme entwickelte sich auf katholischer Seite hinsichtlich der Vorherbestimmung?
4 Den Fußstapfen der Pharisäer folgend, behauptete der hervorragende römisch-katholische Heilige Augustinus, „daß die Gnade ein innerliches Wirken Gottes an denen sei, die zu retten er plane, wobei er nicht nur die Kraft, sondern auch den Willen, das Gute zu tun, verleihe. Die Tatsache, daß etliche gerettet werden und andere verlorengehen, schrieb er dem Willen Gottes zu. Daher seine Lehren der absoluten Vorherbestimmung, der Erlösung der einzelnen [partikulare Erlösung] und der besonderen, unwiderstehlichen Gnade. Die Verwerfung oder Reprobation — so gestand er zu — stütze sich auf eine vorauszusehende Schuld. Anscheinend ohne sich der Ungereimtheit bewußt zu werden, verneinte er aber die Anwendbarkeit desselben Prinzips auf die Erwählung. Im Jahre 529 wurde das Lehrsystem des Augustinus von der Synode von Arausio (Orange) als Kirchenlehre festgelegt, aber die Reaktion wider die zwar streng logische, doch wesentlich unmoralische Natur seines Dogmas trat immer wieder zutage“. „Vierhundert weitere Jahre vergingen, bis sich ein Mann fand, der kühn genug war, die Theorie des Augustinus zu vervollständigen durch die Erklärung, daß, so wie Gott in seiner Souveränität und Unveränderlichkeit zum Leben erwählte, wen irgend es ihm gefiel, unabhängig von voraussichtlichem Glauben und Gehorsam, so habe er nach seinem eigenen Wohlgefallen unbeschränkt und unabänderlich zu ewigem Jammer vorherbestimmt, wen irgend er wollte, ohne irgendwelche Beziehung auf zuvorbekannte Sünde und Schuld der Betreffenden. Dieser Vorläufer Calvins war ein sächsischer Mönch namens Gottschalk (Godeschalcus). Durch seine neuartige Ansicht zog er sich nicht nur die kirchliche Zensur zu, sondern auch Verfolgung.“ Die Kirchenkonzilien der Jahre 848 und 849 verurteilten ihn, und er wurde ausgepeitscht und bis zu seinem Tode, der etwa zwanzig Jahre später erfolgte, in einem Mönchskloster gefangengehalten. — M’Clintock and Strong’s Cyclopaedia, Band VIII, S. 499.
5. (a) Aus welcher anderen Quelle erhielt die Lehre ihre Unterstützung? (b) Wie ist die Astrologie ferner damit verknüpft?
5 Während derselben allgemeinen Zeitspanne lehrte eine andere Religion Fatalismus und Vorherbestimmung und verwendete Schrifttexte zu ihrer Stütze: „Niemand stirbt ohne Allahs Erlaubnis gemäß dem [für das Leben] Termine setzenden Buche.“ „Einige von ihnen leitete Allah [Gott] recht, und anderen war der Irrtum bestimmt … Doch Allah [Gott] leitet die nicht, welche er irreführen will.“ „Kein Unheil geschieht auf Erden oder euch, das nicht in einem Buche stünde, bevor „wir“ es geschehen ließen. Solches ist Allah leicht.“ „Dies ist [wahrlich] eine Ermahnung, und wer da will, der nimmt zu seinem Herrn einen Weg. Doch könnt ihr ihn nicht wollen, es sei denn, daß Allah will. Allah ist wissend und weise. Er führt, wen er will, in seine Barmherzigkeit.“ (Sure 3:139; 16:38, 39; 57:22; 76:29, 31, s. auch Rodwell, engl.) Natürlich sind dies keine inspirierten Texte aus Gottes Wort, der Bibel, sondern sie sind dem Koran, dem heiligen Buche der Mohammedaner, entnommen. M’Clintock and Strong’s Cyclopaedia, Band I, Seite 499, verknüpft die Vorherbestimmung und Astrologie miteinander und zeigt das Interesse, das der Mohammedanismus an beiden hat, mit den Worten: „Durch die letztere [die kritische Astrologie], so wurde vorgegeben, könnten Ereignisse vorausgesagt werden, die vom menschlichen Willen abhängig seien, wie zum Beispiel besondere Handlungen, Friede, Krieg, usw. Die Astrologie stimmt gut mit den Vorherbestimmungslehren des Islams überein und wurde demgemäß von den Arabern vom siebenten bis zum dreizehnten Jahrhundert mit viel Inbrunst gepflegt. Einige der ersten christlichen Kirchenväter brachten Beweise gegen die Lehren der Astrologie vor, andere nahmen sie in gemäßigter Form an. Die Römische Kirche hat das System mehrmals öffentlich verurteilt, doch viele eifrige Kirchenmänner pflegten es. Von Kardinal D’Ailly, ‚dem Adler unter den Doktoren [Kirchengelehrten] von Frankreich‘ (1420 gestorben), wird gesagt, er habe das Horoskop Jesu Christi berechnet und behauptet, die Sintflut hätte durch Astrologie vorausgesagt werden können.“
6. In welchem Ausmaß wurde Calvins Einfluß gespürt, und wie wurde die Lehre verbreitet?
6 In der Gärungszeit der Reformation kam das Thema der Vorherbestimmung von neuem ins Leben, und während der 1530er Jahre und der zwei darauffolgenden Jahrzehnte beherrschte Johann Calvin das Forum als der Verfechter der absoluten Vorherbestimmung, nicht nur derjenigen, die gerettet werden, sondern auch jener, die verlorengehen. Wiederum verurteilte die Römische Kirche diese Ansichten, gleichwie sie dies siebenhundert Jahre früher getan hatte, als der sächsische Mönch Gottschalk dafür eingetreten war. Indes kam hundert Jahre später aus der Synode, die als die Westminster Synode bekannt wurde, das zur Hauptsache calvinistische Glaubensbekenntnis heraus, welches im Jahr 1646 vom Britischen Parlament angenommen wurde, um das Glaubensbekenntnis der englischen Kirche und die Lehrgrundlage von fast allen gegenwärtigen presbyterianischen Kirchen zu werden. Durch die Puritaner wurde die Lehre von der Vorherbestimmung über ganz Neu-England verbreitet, und durch die Gruppe holländischer Reformierter und andere presbyterianische Gruppen wurde sie durch die meisten Staaten von Mittel- und Westamerika getragen. Heute sind die hervorragendsten Befürworter der Lehre Presbyterianer, obwohl viele der neuzeitlichen Kirchengemeinschaften dieses besonderen Glaubens ihre Ansichten gemäßigt und die strenge Lehre verwässert haben.
7. Wodurch wird die jetzige katholische Ansicht über die Vorherbestimmung enthüllt?
7 Das Vorausgegangene hat gezeigt, in welch großem Ausmaß der Lehre geglaubt wurde und noch geglaubt wird, so daß ihr Astrologen des Altertums, heidnische Religionisten, Pharisäer, Mohammedaner, Presbyterianer und Römisch-Katholische in wechselndem Grade anhingen oder noch anhängen. Daß die letzteren mit erwähnt werden, mag viele überraschen, und etliche mögen es bestreiten. Deswegen zitieren wir folgendes aus dem Pamphlet Warum (engl.) vom Juli 1951, herausgegeben von „Pater“ Richard Felix, O. S. B., und veröffentlicht mit kirchlicher Genehmigung durch die Benediktinerpater in Benet Lake, Wisconsin: „Gott prädestiniert gewisse Seelen für den Himmel. Er prädestiniert keine Seele für die Hölle. Das Konzil von Trient verdammte offiziell die Ketzerei Calvins, der die Ansicht vertrat, daß durch ein absolutes Dekret Gottes ein Teil der Menschen zur Hölle prädestiniert sei. Die Vorherbestimmung der Erwählten zum Himmel ist ein positiver Akt Gottes; die Verwerfung (Reprobation) der Bösen ist es nicht.“ Dies bestätigt von neuem die Vorherbestimmungslehren des Augustinus in bezug auf jene, die gerettet werden, und läßt automatisch alle anderen hoffnungslos verlorengehen, ob sie besonders zur Vernichtung prädestiniert seien oder nicht. Kürzlich tauchten die Vorherbestimmungsansichten des Katholizismus in der öffentlichen Presse auf, als sie über das Begräbnis eines zehnjährigen Mädchens berichtete, das von einem Notausgang heruntergestürzt war. Wie berichtet worden ist, habe bei jener Gelegenheit ein katholischer Priester in einer Brooklyner Kirche gesagt: „Gott wollte einen weiteren Engel haben, und Er holte Dorothea. Dorothea war von Gott dazu ausersehen worden, nur so lange bei ihren Eltern zu bleiben. Nun hat Er sie abberufen, um Ihm in dieser Christfestzeit zu dienen.“ — Daily News, New York, 19. Dezember 1952.
ALS KLASSE VORHERBESTIMMT
8. Was lehren die Presbyterianer eigentlich?
8 Indes sind die presbyterianischen Kirchen die vordersten Befürworter der Vorherbestimmungslehre, und wir richten daher unsere Aufmerksamkeit auf ihren Standpunkt. Gemäß ihren eigenen Worten lehren sie: „Jene aus den Menschen, die zum Leben prädestiniert sind, hat Gott vor Grundlegung der Welt gemäß seinem ewigen und unabänderlichen Vorsatz, dem geheimen Ratschluß und Wohlgefallen seines Willens in Christus erwählt zu ewiger Herrlichkeit, und dies aus rein freier Gnade und Liebe, unabhängig von voraussichtlichem Glauben oder guten Werken oder des Verharrens in diesen beiden oder von irgend etwas anderem in dem Geschöpf, wie Zuständen oder Ursachen, die es dazu treiben, und all dies zum Preise seiner herrlichen Gnade. Was die übrigen Menschen betrifft, so war es Gottes Wohlgefallen, gemäß dem unausforschlichen Ratschluß seines eigenen Willens, durch den er, so wie es ihm gefällt, Barmherzigkeit erweist oder vorenthält, zum Ruhme seiner souveränen Macht über seine Geschöpfe, sie zu übergehen und sie wegen ihrer Sünde zur Unehre und zum Zorn zu bestimmen, zum Preise seiner herrlichen Gerechtigkeit.“a
9. Können sie die Lehre auf Paulus zurückführen, und wie versuchen sie das zu tun?
9 Presbyterianer behaupten, sie könnten diese Lehre auf Paulus zurückführen. Sie mögen imstande sein, sie auf Paulus, den Pharisäer, zurückzuführen, nicht aber auf Paulus, den Apostel. Während er noch ein Pharisäer und noch als Saulus von Tarsus und heftiger Verfolger von Christen bekannt war, mag er an die Vorherbestimmung geglaubt haben. Als er aber jene Sekte verließ, suchte er keine ihrer traditionellen Lehren zu retten, worüber Jesus zu jenen Religionisten sagte: „Ihr habt so das Wort Gottes eurer Überlieferung wegen ungültig gemacht.“ (Matth. 15:6, NW) Paulus befleckte christliche Lehren nicht mit der pharisäischen Lehre von der Vorherbestimmung der einzelnen. Dessenungeachtet werden Anhänger der Vorherbestimmungslehre heute versuchen, ihre Behauptung zu stützen, wonach Paulus durch seine Worte in Römer 8:29, 30 die Vorherbestimmung gelehrt hätte: „Denn welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Welche er aber zuvorbestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.“
10. Warum wird gemäß Römer 8:29, 30 eine Klasse statt einzelner vorherbestimmt?
10 Kann aus diesem richtigerweise gefolgert werden, daß gewisse Einzelpersonen zuvorbestimmt worden seien, berufen und gerechtfertigt und verherrlicht zu werden, um als Geistgeschöpfe mit Christus im Himmel tausend Jahre zu herrschen? Man beachte in diesem Text, daß die Berufenen und Gerechtfertigten zuvorbestimmt sind, und da die göttliche Vorherbestimmung nicht fehlgehen kann, könnten keine einzelnen, die einst berufen und gerechtfertigt wurden, versagen, so daß sie schließlich nicht mit Christus verherrlicht würden. Zu dieser Auffassung muß man kommen, wenn dieser Text auf Einzelpersonen angewandt wird. Indes zeigen andere Texte, die später betrachtet werden, daß Personen, die einst berufen und gerechtfertigt oder gerechtgesprochen worden sind, abfallen und vernichtet werden können. Was also in Römer 8:29, 30 unfehlbar vorherbestimmt ist, muß eine Klasse sein und nicht die einzelnen, die diese Klasse ausmachen. Jehova hat die Erfordernisse, welchen diese Klasse nachkommen muß, vorherbestimmt oder im voraus verordnet, die Richtlinien für ihr Benehmen und ihr Werk, während sie auf Erden ist, ihren Dienst mit Christus im Himmel, ihren Platz nach der göttlichen Anordnung der Dinge, ja selbst die Zahl der Personen, woraus sie bestehen wird. — Off. 14:1-4.
11. Bedeutet die Verwendung des persönlichen Fürworts in der Mehrzahl, daß der Text von einzelnen statt von einer Klasse spricht?
11 Einige mögen sagen, daß, wenn eine Klasse gemeint wäre, in der Einzahl davon gesprochen würde und nicht mit dem persönlichen Fürwort in der Mehrzahl, wie dies der Fall ist. Doch ist dem nicht notwendigerweise so. Oft ist von einer Klasse die Rede, und doch wird das persönliche Fürwort in der Mehrzahl gebraucht, trotzdem wir eher die ganze Gruppe meinen als die einzelnen, die sie bilden. Zum Beispiel: Zwei Schulen messen sich in einem sportlichen Wettkampf, und ein Mädchen von der Schule, die gewonnen hat, sagt: „Wir haben sie geschlagen.“ Das Wörtchen „wir“ bezieht sich auf die gewinnende Schule als Gruppe, und nicht auf alle Studenten im einzelnen, denn nicht als Einzelpersonen schlugen sie die andere Schule, und bestimmt hatte dies nicht das Mädchen selbst getan. Es spielte gar nicht mit. Nur die zum Team Gehörenden schlugen die anderen. Das Fürwort „sie“ bezieht sich nicht auf alle Studenten der Schule, die verloren hat, denn nicht alle davon spielten persönlich mit und erlitten eine Niederlage auf dem Sportfeld. „Sie“ bezieht sich auf die verlierende Schule als Gruppe, nicht als Einzelpersonen. Ähnlich bezieht sich das Wort „diese“ in Römer 8:30 auf eine Klasse, nicht auf einzelne. Nur so kann der Text mit anderen Schriftstellen vereinbart werden.
12. Wie scheidet Matthäus 22:14 die Vorherbestimmung aus?
12 Wenn Jehova Gott Einzelpersonen im voraus zur Rettung bestimmte, würde er dann jene, die nicht dafür prädestiniert sind, zu dieser Rettung berufen oder einladen, jene, die sie überhaupt nicht erlangen könnten? Wäre eine solche Einladung nicht äußerst heuchlerisch, wäre sie nicht ein herzloses Verspotten und grausames Verhöhnen jener, die er im voraus zum Versagen bestimmt hat? Es wäre eine sadistische Marterung schwacher und hilfloser Geschöpfe durch die Hände eines allmächtigen Schöpfers. Dadurch würden sowohl die göttlichen Eigenschaften der Gerechtigkeit als auch der Liebe verneint. Jehova Gott macht sich nicht eines so lieblosen, ungerechten, heuchlerischen, falschen Benehmens schuldig. Indem er seinen heiligen Geist oder seine wirksame Kraft auf Personen ausgießt, beruft er sie zur Mitgliedschaft in der himmlischen Klasse oder lädt sie dazu ein, und dies, ohne ihren Erfolg oder ihr Versagen im Erreichen dieses Zieles vorherzubestimmen. Einige der berufenen Personen werden untreu und scheiden aus. Weitere werden berufen, um deren Platz einzunehmen. Eine genügende Anzahl wird berufen, damit schließlich die vorherbestimmte Zahl endgültig erwählt sei, ungeachtet der vielen, die nach ihrer Berufung abgefallen sind. Deswegen sagte Jesus: „Viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.“ Wäre die Vorherbestimmung [der einzelnen] Tatsache, so müßte die Zahl der Berufenen gleich der Zahl der endgültig Erwählten sein. — Matth. 22:14
13. Welche Fragen werden durch Epheser 1:4, 5 aufgeworfen, und wie beantworten sie Presbyterianer in verwirrender Weise?
13 Anhänger dieser Lehre lenken die Aufmerksamkeit auf Epheser 1:4, 5: „[Er hat] uns auserwählt in ihm vor Grundlegung der Welt, daß wir heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe, und uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesum Christum für sich selbst.“ Wiederum aber wird hier auf eine Klasse hingewiesen, und durch den Gebrauch der persönlichen Fürwörter „wir“ und „uns“ wird diese Tatsache nicht angetastet, wie wir vorhin ausführten. Indes sagt dieser Text, daß diese Klasse vorherbestimmt oder „vor Grundlegung der Welt“ verordnet war. Würde dies nicht anzeigen, daß Jehova vor der Erschaffung Adams und Evas gewußt hat, daß sie der Sünde erlägen und unvollkommene, sündige Nachkommen hervorbrächten, wodurch Christus als Erlöser sowie die vorherbestimmte Königreichsklasse nötig würde, damit sie tausend Jahre mit ihm herrsche, um die gefallene Menschheit zur Vollkommenheit wieder herzustellen? Presbyterianer bejahen dies mit den Worten. „Die Allmacht, die unauslöschliche Weisheit und unendliche Güte Gottes offenbaren sich so weit in seiner Fürsorge, daß sich diese selbst bis auf den ersten Fall erstreckt sowie auf alle anderen Sünden von Engeln und Menschen, und dies nicht bloß durch Zulassung, sondern durch eine damit verbundene überaus weise und machtvolle Begrenzung, und er verordnet und beherrscht sie in mannigfaltiger Verwaltung zu seinem eigenen heiligen Endzweck.“b Ferner: „Von aller Ewigkeit her verordnete Gott durch den weisesten und heiligsten Ratschluß seines eigenen Willens frei und unabänderlich, was irgend geschieht.“c Dennoch behaupten sie, daß, obwohl Gott alles Geschehen unabänderlich verordne und beherrsche, das Menschengeschöpf doch vollständige Freiheit und Willensfreiheit besitze und Gott nicht für das getadelt werden dürfe, was er unwiderstehlich verordne. Dies ist sehr verwirrend.
14. Wie wird die in Epheser 1:4, 5 erwähnte Welt schriftgemäß gekennzeichnet?
14 In Tat und Wahrheit besteht nicht der geringste augenfällige Beweis, daß Jehova den Fall Adams und Evas vorherbestimmt hätte. Warum denn verordnete er „vor Grundlegung der Welt“ die Vorkehrung, die er in Christus und der Königreichsklasse getroffen hat, um die gehorsame Menschheit aus den Auswirkungen des Falles Adams herauszuheben? Weil die Welt, die mit der Erschaffung Adams und Evas begann, nicht dieselbe ist wie jene, vor deren Grundlegung diese Klasse vorherbestimmt wurde. Petrus spricht von drei Welten, der „damaligen Welt“, die ihren Anfang nahm, als Adam sündigte und die später durch die noachische Flut vernichtet wurde, der gegenwärtigen bösen Welt, die nach der Flut begann und in Harmagedons feuriger Vernichtung enden wird, und der verheißenen neuen Welt, worin Gerechtigkeit wohnen soll. Der Grund der neuen Welt wurde zur Zeit des Todes Jesu gelegt, denn sein Opfertod bildet die Grundlage, auf der Menschengeschöpfe von Sünde und Tod befreit werden sollen, wodurch eine Anzahl befähigt wird, mit ihm als Glieder der neuen Himmel zu herrschen, und andere instand gesetzt werden, für immer als eine gehorsame neue Erde auf diesem Erdball zu leben. Folglich wird Jesus als das Lamm bezeichnet, „das geschlachtet war von Grundlegung der Welt an“ — Heb. 9:25, 26; 2. Pet. 3:5-7, 13; Off. 13:8, NW.
15. Warum bedeutet die Vorherbestimmung der Klasse vor Grundlegung der Welt nicht, daß Gott Adams Fall vorausgekannt habe?
15 Wurde Jesus vor der Erschaffung Adams geschlachtet, also an den Marterpfahl geschlagen? Bestimmt nicht, sondern mehr als viertausend Jahre später, im Jahre 33! Doch bevor der Grund der gerechten neuen Welt gelegt wurde, indem Christus starb, auferstand und mit dem Verdienst seines vergossenen Blutes in den Himmel aufstieg, um es Jehova darzureichen, waren Christus und die Königreichsklasse prädestiniert worden. Doch diese Vorherbestimmung geschah, nachdem Adam und Eva gesündigt hatten. Nach ihrem Fall geschah es, daß Christus als der Befreiung bringende Same verheißen wurde, dem sich treue Menschengeschöpfe anschlössen, um die neuen Himmel der neuen Welt zu werden. (1. Mose 3:15; 22:17, 18; Jes 65:17; Gal. 3:16, 29) Wenn also verstanden wird, daß die neue Welt es ist, vor deren Grundlegung (im Jahre 33 n. Chr.) die Königreichsklasse vorherbestimmt wurde, fällt der Grund zur Folgerung, daß Gott Adams Fall und die mißliche Lage seiner Nachkommen vorherbestimmt habe, dahin. Wenn Jehova im voraus Adams Fall verordnete, so wäre die Gehorsamsprobe in Eden überhaupt keine unparteiische Prüfung gewesen, sondern nur eine Scheinprobe, ein Schwindel, eine Komödie! Jehova hätte kein solches Fiasko inszenieren lassen, wobei des Menschen ewiges Leben auf ungerechter Waagschale geruht hätte. — 3. Mose 19:36; 5. Mose 25:13-16; Spr. 26:10.
NAMEN IM BUCHE DES LEBENS
16. Wie folgern Anhänger der Vorherbestimmungslehre über das Buch des Lebens, und wie fällt dieses Argument wie ein Bumerang auf sie zurück?
16 Noch eine weitere Linie der Schlußfolgerung wird von den Verfechtern der Vorherbestimmung verfolgt. Gewisse Schrifttexte sprechen von Namen in einem Buche des Lebens, und es wird gefolgert, daß die Namen dieser einzelnen so aufgezeichnet waren, ehe die Welt begann, und dies zeige an, daß sie zur Rettung prädestiniert worden seien. Wie jedoch gezeigt worden ist, kann Offenbarung 13:8 oder 17:8 nicht zu Recht zu der Folgerung gebraucht werden, daß vor Beginn der ursprünglichen Welt mit Adams Erschaffung eine Anzahl Namen eingeschrieben und andere aus dem Buche des Lebens ausgelassen wurden. Was andere verwendete Texte betrifft, wie Lukas 16:20 und Philipper 4:3 und Offenbarung 21:27, so kann man diese Sache noch so klug drehen und wenden, es ergibt sich doch nicht, daß die Namen schon vor der Geburt der einzelnen aufgezeichnet gewesen seien. In der Tat, wenn Verfechter der Vorherbestimmung das Argument vom Buche des Lebens in die Streitfrage hineinwerfen, so werfen sie damit einen Bumerang, Wieso? Der Grund ist folgender: Bedeutete die Tatsache, daß jemand im Buche des Lebens steht, seine Vorherbestimmung zur Rettung, so kann gezeigt werden, daß diese Vorherbestimmung fehlschlägt, und wenn sie fehlschlägt, so stürzt direkt die Grundlage der Lehre ein. Jenen, die sich als treu erweisen, verheißt Jesus: „Ich werde seinen Namen keinesfalls auslöschen aus dem Buche des Lebens.“ (Off. 3:5, NW) Dies zeigt an, daß Namen ausgelöscht werden könnten. Wenn solches Ausgelöschtwerden unmöglich wäre, so wäre Jesu Verheißung sinnlos. Daß es aber möglich ist, geht aus Psalm 69:28 hervor: „Laß sie ausgelöscht werden aus dem Buche des Lebens.“ Jehovas Vorhaben, untreu Werdende auszulöschen, wurde gezeigt, als das Volk Israel das goldene Kalb am Sinai anbetete. Nachdem Mose zu Gott gefleht hatte, dem Volke Israel zu vergeben, sagte er: „Wo nicht, so streiche lieber mich aus deinem Buche aus.“ Jehovas Antwort war: „Wer gegen mich gesündigt hat, nur den werde ich aus meinem Buche ausstreichen.“ — 2. Mose 32:32, 33, Me.
17. Welche Bemerkungen über Namen sind hier am Platze?
17 Zu sagen, dies seien buchstäbliche Namen, die aufgezeichnet wurden, bevor die einzelnen geboren worden seien, würde bedeuten, daß nicht die Eltern, sondern Jehova all diesen Kleinkindern Namen gegeben hätte. Einige Namen sind Wiedergaben von Dämonengöttern. Gab Jehova denn wirklich seinen prädestinierten Knechten solch verhaßte Namen? Wir müssen die engherzige Ansicht aufgeben und erkennen, daß Namen weit mehr einschließen als nur buchstäbliche Bezeichnungen von Personen. In der Bibel sind Namen bedeutungsvoll und bezeichnen die Verhältnisse, Tätigkeit oder Eigenschaften jemandes, und oft werden sie während dessen Lebzeit geändert, um einen weiteren Sinn zu erhalten, um den Betreffenden noch besser zu beschreiben, nachdem er sich geändert hat oder nachdem seine Verhältnisse anders geworden sind. In diesem umfassenden Sinne stehen Namen für gewisse Eigenschaften, Grundsätze oder Handlungen, und auf Grund solcher Dinge können die Namen gut oder schlecht sein, gefürchtet oder verehrt, berühmt oder berüchtigt. Solche Namen macht man sich zu seinen Lebzeiten, und sie sind eher entscheidend dafür, ob man in Gottes Buch des Lebens aufgezeichnet gefunden werde oder nicht, als daß es, engherzig betrachtet, buchstäbliche Bezeichnungen wären, die einem bei der Geburt verliehen würden.
18. Welcherlei Namen stehen im Buche des Lebens?
18 Aufgezeichnet im Buche des Lebens sind die gerechten Anforderungen zum Erlangen von Leben. Darin werden die anerkannten Eigenschaften der Sanftmut und Demut, der Gerechtigkeit und Geradheit, der Liebe und Barmherzigkeit, des Eifers und der Treue, des geduldigen Ausharrens und gehorsamen Dienstes beschrieben. Wenn wir uns als sittlich reine Personen, als solche, die ihre Lauterkeit bewahren, als eifrige Prediger und als solche, die ihre Nächsten lieben, einen Namen machen, werden wir in Gottes Buch des Lebens stehen, denn dies sind Dinge, die Gott anerkennend erwähnt. Das Buch des Lebens enthält die Namen, denen wir nachleben und den Ruf, den wir haben müssen, damit wir darin inbegriffen seien und uns darin beschrieben finden. Wenn wir uns durch unser Benehmen Namen gemacht haben, die den göttlichen Anforderungen entsprechen, die Jehova von Anfang an festgelegt und die er schriftlich anerkannt hat, so entsprechen unsere Namen denselben und werden in Gottes Buch des Lebens widergespiegelt. Wenn unsere Namen dieselben Dinge vertreten, die Gottes Buch des Lebens vertritt, dann sind sie darin enthalten. Das Buch des Lebens ist kein buchstäbliches Buch, so wie Menschen Bücher machen und in solche hineinschreiben, ebensowenig wie die Namen darin die buchstäblichen Namen von Menschen sind, die ihnen bei ihrer Geburt gegeben werden. Das Buch des Lebens ist die Summe der gerechten Anforderungen Jehovas, denen die Geschöpfe nachkommen müssen, um leben zu können, und die Namen darin sind Namen, die für diese Anforderungen stehen und ihnen entsprechen.
19. Wie geschieht es, daß unsere Namen in dieses Buch hineinkommen oder daß sie daraus ausgelöscht werden?
19 Wir können veranlassen, daß unsere Namen in dieses Buch hineinkommen, oder daß sie daraus ausgelöscht werden. Alle werden unter dem Zorn geboren und stehen nicht in dem Buche. (Joh. 3:36) Wir mögen in diesem sündigen Lauf jahrelang verharren und dann hinüberwechseln zum Tun guter Dinge, durch die man als des Lebens würdig anerkannt wird, zu Dingen, die im Buche des Lebens beschrieben sind, und indem wir uns mit solchen Dingen verbinden, kommen wir in das Buch des Lebens hinein. Es spricht von uns, indem es die guten Werke, die wir jetzt tun, anerkennend erwähnt. Diese Dinge waren dort von Anfang an immer festgelegt, doch entsprachen wir ihnen nicht. Unser Name, unser Ruf entsprach ihnen nicht. Wenn wir uns aber ändern und uns wegen solch guter Dinge einen Namen machen, dann gelangen wir in die Kategorien oder Klassen hinein, die im Buche des Lebens bereits anerkennend erwähnt werden. Was aber, wenn wir darauf untreu werden, wenn wir aufhören, dem guten Namen entsprechend zu leben, wenn wir unseren guten Namen verlieren und uns wegen Unsittlichkeit, Trägheit, Geschwätz, Klagen, Verleumdung oder Hochmut einen schlechten Namen machen? Wenn wir uns solcher Dinge wegen einen Namen machen, werden wir nicht länger im Buche des Lebens zu finden sein, denn solche Dinge werden dort nicht als Erfordernisse erwähnt, und demzufolge kennzeichnen uns unsere Werke nicht mehr als in jenem Buche stehend. Der gute Name, den wir einst hatten, ist verschwunden, und der schlechte Name, den wir uns danach machen könnten, steht nicht im Buche des Lebens. Solch böse Namen werden aus Gottes Gedächtnis ausgelöscht, soweit es irgendeine Auferstehung oder Rettung zum Leben betrifft, und der frühere Name für Gerechtigkeit wird vergessen, wenn Bosheit ihn durch einen schlechten Namen ersetzt. — Spr. 10:7; Hes. 33:12-16.
20. Was ist darin inbegriffen, jemandes Namen zu bekennen, und wie lebt man gewissen Namen entsprechend?
20 Jesu Namen vor den Menschen zu bekennen, bedeutet viel mehr, als nur seinen buchstäblichen Namen zu wiederholen, wie er dies gesagt hat. (Matth. 7:21) Um ihn richtig zu bekennen oder Glauben an ihn zu bekunden, müssen wir seinen Sinn kundtun, seine Bedeutung, seinen Ruf, das, was er vertritt, und müssen ihm, als unserem Vorbild, nachleben. (Matth. 10:32; Mark. 8:38; Luk. 12:8) Ähnlich verhält es sich zur Zeit, da Christus die Namen seiner Nachfolger vor Gott im Himmel bekennt: es ist nicht bloß ein Erwähnen ihrer buchstäblichen Namen, sondern es ist ein Zeugnis für die Namen von Lauterkeit, die sie sich durch ihren treuen Dienst erworben haben. (Off. 3:5; 14:13) Weder Jehova noch Christus geben uns unsere persönlichen Namen bei unserer Geburt, aber sie weisen gewissen Klassen treuer Knechte Namen zu. Diesen Namen muß nachgelebt werden. (Jes. 43:10-12; 62:2-4; Off. 2:17; 3:12) Somit handelt es sich nicht einfach um das Einschreiben buchstäblicher Namen in ein buchstäbliches Buch im Himmel, sondern um das Entwickeln eines Lebensmusters, das Jehovas Anforderungen entspricht. An unseren Früchten werden wir erkannt. (Matth. 7:20) Wenn unsere Früchte dieselben sind wie jene, die im Buche des Lebens bezeichnet werden, dann kennzeichnet uns das Buch des Lebens, anerkennt uns, und wir sind in seinen Inhalt eingeschlossen. Trachten wir danach, daß unser Benehmen, wodurch wir uns einen Namen machen, dem im Buche des Lebens beschriebenen Benehmen entspreche. Auf diese Weise werden wir darin gefunden werden.
21. Wie wird Jesus in den Hebräischen Schriften genannt, obwohl dieser sein persönlicher Name dort nicht geschrieben steht?
21 Diese Ansicht über die Namen im Buche des Lebens zu haben, ist keine willkürliche, sondern findet in der Bibel selbst eine sie stützende Parallele. Kennzeichnen die Hebräischen Schriften den Messias? Bestimmt. Durch seinen persönlichen Namen? Nein, der Name Jesus ist darin nicht mit dem Messias verknüpft. Die bloße Tatsache aber, daß der persönliche Name nicht in den Hebräischen Schriften aufgezeichnet ist, bedeutet nicht, daß darin der Name Jesus als Messias nicht erwähnt sei. Viele Namen, die den Messias beschreiben, sind darin enthalten, Namen, die seine Eigenschaften, sein Benehmen, seinen Dienst, seine Stellung beschreiben. Er wird Immanuel genannt, und Jesus war es, der diesem Namen entsprechend lebte. (Jes. 7:14; Matth. 1:22, 23) Er wird Wunderbarer, Berater, starker Gott, Ewigvater und Friedefürst genannt, und Jesus entspricht all diesen Namen. (Jes. 9:6, Fußn.) Dem Messias wurden noch viele andere Namen gegeben, die Jesus erfüllte, wie zum Beispiel: Same des Weibes und Same Abrahams (1. Mose 3:15; 22:17, 18; Gal. 3:16; Heb. 2:14), Knecht und Licht der Nationen (Jes. 42:1, 6; Matth. 12:18; Luk. 2:32; Apg. 26:23), Führer und Zeuge (Jes. 55:4, van Eß; Matth. 23:10; Off. 3:14), Erlöser (Jes. 59:20; Röm. 11:26), bewährter Stein, Eckstein und sichere Grundlage (Ps. 118:22; Jes. 28:16, KJ; Matth. 21:42; Eph. 2:20; 1. Pet. 2:4, 6-8). Hunderte anderer beschreibender Einzelheiten über den Messias sind in den Hebräischen Schriften enthalten, und sie alle fanden ihre Erfüllung in Jesus und kennzeichneten ihn als den verheißenen Messias. So bewies es Jesus vor seinen Jüngern (Luk. 24:27, 44, 45) Jesus entsprach all den Namen, die die Hebräischen Schriften in beschreibender Weise dem Messias gaben. Wenn alle diese beschreibenden Namen auf Jesus Anwendung haben, wie kann dann vernünftigerweise gefolgert werden, daß er in den Hebräischen Schriften nicht erwähnt sei, nur weil der persönliche Name Jesus nicht in Verbindung mit dem Messias erscheint? Das kann nicht gefolgert werden.
22. Wie werden Treue in ähnlicher Weise im Buche des Lebens genannt?
22 Ebenso verhält es sich mit jenen, die in einem anderen Buche, dem Buche des Lebens, gekennzeichnet werden. Seine symbolischen Blätter enthalten Beschreibungen derer, die sich Namen machen durch Eifer, Treue, Keuschheit, Lauterkeit usw. Wenn wir diesen beschreibenden Namen entsprechen, so stehen wir im Buche des Lebens. Gleichwie Jesus in den Hebräischen Schriften als der Messias zu finden ist, obwohl sein persönlicher Name dort nicht erwähnt wird, so können wir im Buche des Lebens als Taugliche aufgezeichnet stehen, obwohl unsere persönlichen, irdischen Namen nicht in irgendeinem buchstäblichen Buch im Himmel eingeschrieben sind. Und so wie Jesus sein Kennzeichen als Messias verloren hätte, wenn er den beschreibenden messianischen Namen nachzuleben verfehlt hätte, die in den Hebräischen Schriften erscheinen, so werden wir unseren guten Namen als Christen verlieren und ausgelöscht werden aus dem Buche des Lebens, wenn wir verfehlen, die Namen zu bewahren, die den göttlichen Anforderungen entsprechen. Wir stehen in den Beschreibungen des Buches des Lebens nur so lange erwähnt, als wir mit Ausharren den beschreibenden Namen zu entsprechen suchen, die darin solchen gegeben sind, welche errettet werden, indem wir diese Namen zu den unsrigen machen.
ERLÖSTE, GERECHTFERTIGTE, GEHEILIGTE, ERWÄHLTE KÖNNEN VERSAGEN
23. Welch näher bestimmendes Wort gebrauchen Presbyterianer, um der Kraft des Textes von Matthäus 22:14 auszuweichen, und was sagen sie über Erlöste?
23 Uns durcharbeitend zu weiteren Argumenten, die von solchen vorgebracht werden, die an die Vorherbestimmung glauben, befassen wir uns mit ihrer Behauptung, daß jene, die einst durch Christus erlöst oder erkauft worden seien, danach nicht mehr versagen könnten. Es ist vorhin gezeigt worden, daß Berufene fallen können, indem Jesu eigene Worte aus Matthäus 22:14 angeführt wurden, die besagen, daß viele berufen, aber schließlich nur wenige erwählt werden. Dieser Text ist ein vernichtender Schlag für ihre Lehre, und sie bemühen sich, ihm auszuweichen, indem sie sagen, die Berufenen, die fallen, seien nicht wirksam berufen gewesen. Keine biblische Autorität gibt ihnen das Recht, diese Erklärung beizufügen, aber das Weiterbestehen ihrer Lehre erfordert es. Wir erwähnen dies hier, um die Bedeutung festzustellen, die sie dem Worte „wirksam“ geben. Wenn sie es gebrauchen, scheiden sie die Möglichkeit eines Versagens aus. Sie gebrauchen es in Verbindung mit den durch Christus Erlösten: „Auf alle, für die Christus die Erlösung erkauft hat, wendet er bestimmt und wirksam dasselbe an und teilt es ihnen mit, indem er für sie Fürbitte einlegt und ihnen in dem Wort und durch das Wort die Mysterien der Rettung offenbart; indem er sie durch seinen Geist wirksam davon überzeugt, zu glauben und zu gehorchen; indem er ihre Herzen durch sein Wort und seinen Geist beherrscht und indem er all ihre Feinde durch seine Allmacht und Weisheit auf eine Art und Weise überwindet, die für seine wunderbare und unausforschliche Verwaltung höchst harmonisch ist.“d
24. Inwiefern ist 2. Petrus 2:1-3 ein Schlag gegen die Vorherbestimmungslehre?
24 Aus dem Vorausgegangenen geht ihre Lehre hervor, daß jene, für welche Erlösung erkauft wurde, nicht versagen können, daß die Erlösung wirksam auf sie angewandt wird, daß sie wirksam überzeugt und alle Feinde überwunden werden. Wodurch sind sie losgekauft oder erlöst? Petrus antwortet: „Ihr wißt, daß ihr nicht mit verweslichen Dingen, mit Silber oder Gold als Lösegeld erlöst worden seid von eurer fruchtlosen, von euren Vorfahren übernommenen Art des Wandels, sondern es geschah mit kostbarem Blut gleich dem eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken, nämlich Christi.“ (1. Pet. 1:18, 19, NW; Eph. 1:7; Kol. 1:14; Heb. 9:12; Off. 5:9) Mit seinem Blute erkauft Christus sie, und sie werden sein. Er ist ihr Eigentümer und ihr Gebieter. An sie sind die Worte gerichtet: „Ihr gehört nicht euch selbst, denn ihr wurdet um einen Preis erkauft.“ (1. Kor. 6:19, 20; 7:23, NW) Wenn Christus sie doch losgekauft, sie erlöst, sie erkauft hat und ihr Gebieter wird, so könnten sie, gemäß der Lehre der Vorherbestimmung, nie abfallen. Aber die Bibel sagt, daß dies möglich ist, und einige fallen wirklich ab: „Gerade diese werden unbemerkt verderbliche Sekten einführen und werden sogar den Gebieter verleugnen, der sie erkaufte, wodurch sie rasches Verderben über sich bringen. Ferner werden viele vom Wege abkommen und ihren Taten zügellosen Wandels folgen.“ „Für sie aber zögert das Gericht von alters her nicht, und ihr Verderben schlummert nicht.“ — 2. Pet. 2:1-3, NW.
25. Was zeigt ferner, daß Erlöste abfallen können?
25 Indem der Apostel Petrus die Besprechung über diese Erkauften fortsetzt, die später ihren Gebieter, Christus Jesus, verleugnen, sagt er: „Sicherlich, wenn sie, nachdem sie den Befleckungen der Welt durch eine genaue Erkenntnis des Herrn und Erretters Jesus Christus entflohen sind, wiederum in gerade diese Dinge verwickelt und davon überwältigt werden, so sind die letzten Zustände schlimmer geworden für sie als die ersten. Denn es wäre besser für sie, den Pfad der Gerechtigkeit nicht genau erkannt zu haben, als, nachdem sie ihn genau erkannten, sich von dem ihnen überlieferten heiligen Gebot abzuwenden. Es ist ihnen ergangen nach dem wahren Sprichwort: ‚Der Hund ist zu seinem eigenen Gespei zurückgekehrt und die gebadete Sau zum Wälzen im Morast.‘“ (2. Pet. 2:20-22, NW) Nachdem sie gereinigt worden sind durch das Wasser der Wahrheit und das Blut Jesu, kehren sie zu den Sünden ihrer früheren Unsauberkeit zurück. Die Vernichtung solcher schlummert nicht, sondern kommt zu Gottes festgesetzter Zeit.
26. Wie zeigt Paulus, daß Erlöste fallen können, und was schaltet irgendwelche Wiederherstellung für sie aus?
26 Der Apostel Paulus schreibt in ähnlichem Tone: „Es ist unmöglich, jene, die ein für allemal erleuchtet worden sind und gekostet haben die himmlische freie Gabe und des heiligen Geistes teilhaftig geworden sind und gekostet haben das rechte Wort Gottes und die Kräfte des kommenden Systems der Dinge, aber abgefallen sind, wieder neu zu beleben zur Buße, da sie den Sohn Gottes für sich von neuem an den Pfahl schlagen und ihn der öffentlichen Schande preisgeben.“ (Heb. 6:4-6, NW) Den hier Erwähnten, die ohne eine Möglichkeit der Wiederherstellung abgefallen sind, waren die Wohltaten des Loskaufsopfers zugekommen, sie waren durch das Blut Jesu erkauft worden. Wenn nicht, so hätten sie es sich zur Rettung doch zunutze machen können. Aber sie hatten die Wohltaten des Loskaufsopfers schon benutzt und waren danach abgefallen. Nun schlagen sie Christus selbst willentlich von neuem an den Pfahl, indem sie ihn persönlich verwerfen und seinem Opfer keinen weiteren Wert zumessen als dem Tode eines Verbrechers. Christus starb e i n m a l für sie; er wird nicht auf die Erde kommen, um nochmals für sie zu sterben. „Dies tat er ein für allemal.“ „Auch ist es nicht angebracht, daß er sich selbst oft darbringen sollte, wie sich ja der Hohepriester Jahr für Jahr mit Blut, das nicht sein eigenes ist, an die heilige Stätte begibt. Sonst müßte er oftmals leiden von Grundlegung der Welt an. Nun aber hat er sich ein für allemal kundgemacht in der Vollendung der Systeme der Dinge, um Sünde hinwegzutun durch das Opfer seiner selbst.“ — Heb. 7:27; 9:25, 26, NW.
27. Was sagen Presbyterianer über Gerechtfertigte, doch was sagt die Bibel?
27 In bezug auf die Gerechtfertigten oder Gerechtgesprochenen lehren die Presbyterianer: „Sie können niemals aus ihrem Zustand der Rechtfertigung fallen.“e Wodurch werden die Menschen gerechtfertigt? Sie „werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist“, oder „durch sein Blut gerechtfertigt“. (Röm. 3:24; 5:9) In vorausgehenden Abschnitten sind indes Schrifttexte angeführt worden, die folgerichtig zeigen, daß Personen abfallen können und wirklich abfallen, nachdem sie erlöst und erkauft worden sind durch Christi Blut, und daß ihre Wiederbelebung nicht möglich ist. Und da durch diesen Loskauf oder diese Erlösung Rechtfertigung kommt, so ist, wenn diese Erlösung dahinfällt, auch die Rechtfertigung dahin. Presbyterianer anerkennen, daß Gerechtfertigte sündigen können und daß sie unter das göttliche Mißfallen kommen, aber sie fügen bei, daß sie durch ein demütiges Bekenntnis und eine Bitte um Vergebung „ihren Glauben und ihre Reue erneuern“ können.f Doch sagt ein Text, der vorhin angeführt wurde, daß es unmöglich sei, wenn sie „abgefallen sind, [sie] wiederum zur Buße zu erneuern“. — Heb. 6:4-6.
28. In welchem Widerspruch stehen Presbyterianer mit der Bibel in bezug auf Geheiligte?
28 Geheiligte seien in Sicherheit, so sagen Presbyterianer: „Sie, die Gott in seinem Geliebten angenommen hat, die wirksam berufen und durch seinen Geist geheiligt sind, können weder gänzlich noch endgültig aus dem Zustand der Gnade fallen; sondern werden bestimmt darin bleiben bis ans Ende und immerdar errettet sein.“g Von derselben Klasse, über die in Hebräer 6:4-6 und 2. Petrus 2:20-22 gesprochen wird, wird in Hebräer 10:26-29 (NW) ferner folgendes gesagt: „Wenn wir willentlich Sünde pflegen, nachdem wir die genaue Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, sondern ein gewisses furchtvolles Erwarten des Gerichts und ein Feuereifer, der die Gegner verzehren wird. Irgend jemand, der das Gesetz Moses mißachtet hat, stirbt ohne Mitleid auf das Zeugnis von zwei oder drei Personen hin. Wieviel schwererer Strafe, denkt ihr, wird derjenige wertgeachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt wurde, als von gewöhnlichem Wert geachtet und den Geist der unverdienten Güte verhöhnt hat?“ Solche verschmähen das Blut Jesu, das den neuen Bund rechtsgültig gemacht hat, in den sie aufgenommen worden sind. Deswegen werden sie verzehrt, doch mit einer ewigen Vernichtung, die eine weit ernstere Schande und Verachtung mit sich bringt als die, welche jene erlitten, die unter dem Bunde des Gesetzes Moses getötet wurden. Der hier zu beachtende höchst wichtige Punkt ist, daß diese Gegner einst geheiligt worden waren. Dessenungeachtet fielen sie ab.
29. Was zeigt, daß im Widerspruch zur Lehre der Vorherbestimmung Auserwählte fallen können?
29 Für jene, die in Betracht kommen, mit Christus zu herrschen, werden in unseren deutschen Bibeln die Wörter „Auserwählte“, „Auserwählung“ oder „Erwählung“ verwendet. Leute, die an die Vorherbestimmung glauben, behaupten, daß solche nicht versagen können. In Markus 13:22 wird gesagt: „Falsche Christusse und falsche Propheten werden sich erheben: sie werden Zeichen und Wunder tun, so daß, wenn es möglich wäre, sogar die Auserwählten verführt würden.“ (Storr) Die in Kursiv geschriebenen Wörter stehen nicht im Originalgriechischen, und durch diese Hinzufügung tönt es, als ob eine Verführung der Auserwählten unmöglich sei. Moderne Übersetzungen sind genauer: „um die Auserwählten wenn möglich irrezuführen.“ (NW) „Um Gottes erwähltes Volk irrezuführen, wenn sie dies können.“ (AÜ) Einige können sie irreführen, einige nicht. Paulus erduldete gewisse Dinge um der Erwählten willen, um ihnen zum Erlangen der Rettung zu verhelfen. (2. Tim. 2:10) Dies wäre unnötig gewesen, wenn die Auserwählten nicht fallen könnten. Wenn Gott die Erwählung als sicher verordnet hätte, so wäre es nicht nötig gewesen, die Auserwählten zu ermahnen, sie fest zu machen. Doch sagte Petrus: „Befleißiget euch umsomehr, eure Berufung und Erwählung fest zu machen [sicherzustellen, Perk]: denn wenn ihr diese Dinge tut, so werdet ihr niemals straucheln.“ (2. Pet. 1:10) Offenbar sagt Petrus ihnen, daß sie straucheln oder fallen werden, wenn sie ihre Erwählung nicht durch ihre eigenen fleißigen Bemühungen sicherstellen. Und wenn sie nicht verlorengehen können, warum müssen die Tage der Drangsal zu ihrer Rettung abgekürzt werden? — Matth. 24:22.
30. Was beweist ferner, daß ein Abfall aus der treuen vorherbestimmten Klasse möglich ist?
30 Die Lehre von der Vorherbestimmung besagt, daß jene, die losgekauft, gerechtfertigt, geheiligt und erwählt werden, niemals abfallen können, doch die betrachteten Texte beweisen deutlich das Gegenteil. Einmal gerettet, bedeutet nicht, immer gerettet zu sein. Die mit Christus am Siege teilhaben, müssen nicht nur berufen und erwählt werden, sondern müssen „berufen und auserwählt und treu“ sein. Wie lange treu? „Erweise dich treu selbst in Todesgefahr, und ich werde dir die Krone des Lebens geben.“ Man muß sie nicht nur haben, sondern muß sie auch festhalten: „Halte weiterhin fest, was du hast, auf daß niemand deine Krone nehme.“ Um in Einheit mit Christus zu bleiben, dürfen die Gesalbten nicht lauwarm werden, denn zu solch kühl Gewordenen sagt er: „Ich werde dich ausspeien aus meinem Munde.“ (Off. 2:10; 3:11, 16; 17:14, NW) Damit sie am himmlischen Königreich mit Christus teilhaben, müssen sie bis zum Ende ausharren: „Wir sind in Wirklichkeit nur dann Genossen des Christus geworden, wenn wir an der Zuversicht, die wir zu Anfang hatten, standhaft festhalten bis zum Ende.“ (Heb. 3:14, NW) Um zu gewinnen, muß die Laufbahn bis zum letzten Ende gelaufen, der Kampf bis zum Ende ausgefochten werden. (Matth. 10:22; 24:13; 2. Tim. 4:7, 8) Bestimmt gehörte der Apostel Paulus zur vorherbestimmten Klasse, der Klasse der Erwählten, Berufenen, Erlösten, Gerechtfertigten und Geheiligten, als er seinen ersten inspirierten Brief an die Korinther schrieb; und doch wäre seine Mißbilligung und Verwerfung möglich gewesen: „Ich bezwinge meinen Leib und mache ihn zu einem Sklaven, damit ich, nachdem ich anderen gepredigt habe, nicht selbst irgendwie mißbilligt werde.“ (1. Kor. 9:27, NW) Bestimmt fühlte er sich nicht als einzelner prädestiniert, so daß für ihn keine Möglichkeit, abzufallen, bestanden hätte. Erst als der Tod nahe und der Kampf beendet war, sprach er mit Zuversicht von der Krone. — 2. Tim. 4:6-8.
DIE EINZELNEN WÄHLEN IHR EIGENES GESCHICK
31. Welche Texte verneinen die Vorherbestimmung und zeigen eine individuelle Wahl an?
31 Gemäß der Lehre von der Vorherbestimmung hätte Gott das Geschick aller Personen vor ihrer Geburt festgelegt, wobei er eine Anzahl zur Seligkeit und eine Anzahl zum göttlichen Zorn vorherbestimmte, und dies ohne irgendwelches Vorauswissen darüber, wie die einzelnen handeln würden. (Abschn. 8) Wenn Jehova des Menschen Geschick vor dessen Geburt in einer Weise erwählt hat, daß irgendeine künftige Wahl durch den Menschen selbst zum bloßen Possenspiel würde, so wäre Mose nie inspiriert worden, zum Volke Israel zu sagen: „Ich rufe heute den Himmel und die Erde zu Zeugen gegen euch an: das Leben und den Tod habe ich euch vorgelegt, den Segen und den Fluch. So wähle denn das Leben, damit du am Leben bleibst, du und deine Nachkommen, indem du den HErrn, deinen Gott, liebst, seinen Weisungen gehorchst und fest an ihm hältst; denn davon hängt dein Leben ab.“ (5. Mose 30:19, 20, Me) Auch hätte Josua nicht gesagt: „Und wenn es übel ist in euren Augen, Jehova zu dienen, so erwählet euch heute, wem ihr dienen wollt, ob den Göttern, welchen eure Väter gedient haben, die jenseits des Stromes wohnten, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnet. Ich aber und mein Haus, wir wollen Jehova dienen!“ (Jos. 24:15) Außerdem: „Jeder, der den Namen Jehovas anruft, wird errettet werden.“ (Joel 2:32; Röm. 10:13, NW) Ungehindert durch eine Vorherbestimmung kann irgend jemand, der da wünscht, Leben erlangen: „Der Geist und die Braut sagen unablässig: ‚Komm!‘ Und wer da irgend hört, sage: ‚Komm!‘ Und wen da irgend dürstet, der komme; wer da irgend wünscht, nehme Wasser des Lebens umsonst.“ (Jes. 55:1; Off. 22:17, NW) Jehova sagt: ‚Warnet sie von mir aus. Möge hören, wer da will, und möge sein Ohr neigen, wer da will. Habe ich denn Gefallen am Tode des Gesetzlosen und nicht vielmehr daran, daß er von seinem Wege umkehre und lebe? Warum solltet ihr sterben? Ich habe kein Gefallen am Tode irgend jemandes, der stirbt. Kehret also um, und lebet!‘ — Hes. 3:27; 18:23, 31, 32; 33:7, 11-15, AÜ.
32. Was stellt die Torheit der Vorherbestimmungslehre bloß?
32 Welch heuchlerischer Aufruf das wäre, wenn jene, an die er ergeht, zu wählen machtlos wären! Würde Jehova eine Anzahl Menschen zum Tode prädestinieren und dann sagen, es sei sein Wohlgefallen, daß sie sich von dieser göttlichen Vorherbestimmung abwenden und leben würden? Welche Torheit, so zu denken! Und hätte Christus gesagt, es sei sein sehnlicher Wunsch, die Kinder Jerusalems zu versammeln, wenn sie von Gott zum Verlorengehen prädestiniert gewesen wären? Natürlich nicht, und der Bericht zeigt, daß jene Personen es so haben wollten, und dies im Gegensatz zu Jesu Wunsch: „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind, — wie oft wollte ich deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt unter ihre Flügel! Aber ihr wolltet nicht! Siehe! euer Haus wird euch überlassen.“ — Matth. 23:37, 38, NW.
33. Wer kann Rettung erlangen, und wie?
33 Nicht durch eine von Menschen unkontrollierbare Vorherbestimmung kommt ewiges Leben, sondern dadurch, daß wir Erkenntnis über Jehova und Christus in uns aufnehmen, indem wir uns bestreben, gebilligte Arbeiter zu sein, die die Wahrheit recht handhaben, indem wir unsere eigene Errettung mit Furcht und Zittern bewirken, indem wir predigen, um andere und uns selbst zu retten, indem wir Täter des Wortes sind und nicht Hörer allein, indem wir Gottes Willen und nicht nur Lippendienst tun. (Matth. 7:21; Joh. 17:3; Phil. 2:12; 1. Tim. 4:16; 2. Tim. 2:15; Jak. 1:22) Nicht für eine beschränkte Zahl weniger zur Seligkeit Vorherbestimmter beschaffte Jesus das Lösegeld, sondern er „wurde verantwortlich für die ewige Rettung all derer, die ihm gehorchen“. (Heb. 5:9, NW) Die Menschen sind frei, zu wählen, wem sie dienen wollen, und nach ihrem Wunsche zu handeln, und dadurch bestimmen sie ihr eigenes Geschick, Leben oder Tod. — Röm. 6:16.
34. Wieso ist die Vorherbestimmung nicht im Einklang mit Jehovas Vorgehen, und auf Grund wovon kann der Mensch ernten?
34 Wäre die Lehre von der Vorherbestimmung richtig, warum hätte Jehova dann sein Gesetz dem Volk Israel gegeben, oder warum ließe er die gute Botschaft vom Königreich den Nationen predigen? Warum hätte er Gerichtsperioden festgesetzt zur Bestimmung des Geschicks der Menschen auf der Grundlage ihres Benehmens, indem er sie „einzeln gemäß ihren Taten“ richtet, indem er vergilt „einem jeden nach seinen Werken“ und sagt: „Nach ihren Wegen will ich mit ihnen handeln, und mit ihren Rechten [gemäß ihren Bräuchen, AÜ] will ich sie richten.“ (Hes. 7:27; Röm. 2:6; Off. 20:13, NW) Warum die Schafe von den Böcken scheiden auf Grund ihres Verhaltens der Botschaft und den Boten Christi gegenüber? (Matth. 25:40, 45) Warum all dies, wenn das Geschick der Menschen vor der Geburt festgelegt wäre? Nicht Gott, sondern der Mensch ist für das Geschick des Menschen verantwortlich. Nicht so wie Gott vorherbestimmt, sondern so wie der Mensch sät, wird er ernten. Um Leben zu ernten, darf der Mensch es nie aufgeben, Gutes zu säen: „Jeder wird seine eigene Last der Verantwortung tragen. Laßt euch nicht irreführen: Gott läßt seiner nicht spotten. Denn was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten; denn wer im Hinblick auf sein Fleisch sät, wird von seinem Fleische Verwesung ernten; wer aber im Hinblick auf den Geist sät, wird von dem Geiste ewiges Leben ernten. So laßt uns nicht nachlassen, das Rechte zu tun, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir es nicht aufgeben.“ (Gal. 6:5, 7-9, NW) Gott erweist sich gegen niemand parteiisch, indem er jemanden zum Leben prädestiniert, andere dagegen nachteilig behandelt, indem er sie zum Tode oder zur Qual prädestiniert. Der Augenschein zwingt zu der Folgerung, „daß Gott nicht parteiisch ist, sondern daß in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ihm annehmbar ist.“ — Apg. 10:34, 35, NW.
35. Woran müssen wir uns, was Werke betrifft, erinnern?
35 Niemand sollte aus dem Vorausgegangenen folgern, wir könnten uns durch unsere Werke selbst retten. Wenn wir das könnten, so würden wir die Rettung als unser Recht ernten, doch ist dem nicht so. Sie kommt durch Gottes unverdiente Güte. (Röm. 11:6; Eph. 2:8, 9; 2. Tim. 1:9) Indes erlangen wir durch Studium Glauben, und durch Werke in Harmonie mit unserer Erkenntnis beweisen wir unseren Glauben und unseren Gehorsam. (Röm. 10:14, 17; Jak. 2:18-26) Wir müssen diese Werke tun, um Gehorsam zu bekunden, denn das Lösegeld ist für Gehorsame bestimmt oder wird auf sie angewandt. Ohne solche Werke ist die Rettung unmöglich.
36. Wie versuchten sich Presbyterianer aus Schwierigkeiten hinauszuwinden, und mit welchen Ergebnissen?
36 Es sollte ferner beachtet werden, daß in den Jahren 1902-1903 die Presbyterianer-Kirche in den Vereinigten Staaten von Amerika dem Glaubensbekenntnis zwei Kapitel beigefügt hat und außerdem eine Deklaration (Declaratory Statement). Diese Zusätze wurden offenbar gemacht, um die Härte der Prädestinationslehre zu mildern und diese Lehre mit Schrifttexten zu vereinbaren, welche die individuelle Wahl und die Notwendigkeit guter Werke dartun. Statt daß dies aber der Fall wäre, widersprechen die Zusätze in Wirklichkeit dem vorausgegangenen Stoff. Als die Presbyterianer diese Kapitel beifügten, hätten sie, um Widersprüche zu vermeiden, frühere ausmerzen sollen. Aber wenn sie die notwendigen Auslassungen vorgenommen hätten, so hätten sie damit die Prädestinationstexte ganz ausgeschieden. So behielten sie in ihrer Verlegenheit beide und widersprechen dabei sich selbst und der Bibel. Sie sind in einer Zwickmühle, die sie sich selbst geschaffen haben. Der neue Stoff bringt die Vorherbestimmung nicht in Einklang mit der Schrift; indem jedoch versucht wird, ihn der Schrift anzupassen, widerspricht er der Vorherbestimmung. Er verwässert die Lehre, bis sie gänzlich weggewaschen ist. Ferner werden so viele Zugeständnisse gemacht, daß sie zusammenbricht. Zum Beispiel heißt es in Kapitel X, Abschnitt 3, Seite 45: „Erwählte Kinder, die in ihrem Kindesalter sterben, werden wiedergeboren und von Christus errettet durch den Geist.“ Aber die Deklaration besagt auf Seite 125, dies sei nicht so zu betrachten, als werde gelehrt, „daß irgend jemand, der in der Kindheit sterbe, verlorengehe. Wir glauben, daß alle, die in der Kindheit sterben, in der Erwählung inbegriffen sind“. Die Bibel stützt sie hierin nicht. — Hes. 9:6.
37. Was für herausfordernde Fragen bleiben übrig, doch auf welche Betrachtung können wir uns freuen?
37 Die Betrachtung dieses Themas kann an diesem Punkte nicht abgeschlossen werden, denn wichtige Fragen sind noch unbeantwortet. Suchen Prädestinationsanhänger ihre Lehre nicht in Übereinstimmung zu bringen mit dem freien Willen des Menschen? Und was ist von Esau und Jakob, von Pharao, Simson, Jeremia, Judas und selbst von Jesus zu sagen? Zeigt die Bibel nicht, daß sie und noch andere vorherbestimmt waren? Dies sind herausfordernde Fragen, aber der Raum erlaubt uns nicht mehr, sie hier zu erörtern. Wir müssen ihre Beantwortung auf unsere nächste Ausgabe verschieben.
[Fußnoten]
a Die Verfassung der Presbyterianer Kirche in den Vereinigten Staaten von Amerika (engl.), erschienen 1952. Aus dem Glaubensbekenntnis, Kapitel III, Abschnitte 5, 7, S. 15-17.
b id. Kapitel V, Abschnitt 4, S. 22.
c id. Kapitel III, Abschnitt 1, S. 13.
d id. Kapitel VIII, Abschnitt 8, S. 40.
e id. Kapitel XI, Abschnitt 5, S. 50.
f id. Kapitel XI, Abschnitt 5, S. 50.
g id. Kapitel XVII, Abschnitt 1, S. 65.
[Bild auf Seite 437]
Immanuel
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Ewigvater
Friedefürst
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