Kapitel 15
Warum um das besorgt sein, was mit anderen Menschen geschieht?
1. (a) Was hat viele Menschen zu der Folgerung veranlaßt, daß sie nur für sich selbst sorgen müßten und nicht zu sehr um andere besorgt sein sollten? (b) Was ist die Folge gewesen?
SELBSTLOSES Interesse am Wohle anderer ist heute selten geworden. Es stimmt, daß wir alle mit der Fähigkeit zu lieben geboren worden sind. Aber wenn jemand findet, daß ihn andere in unfairer Weise zu übervorteilen suchen oder daß seine eigenen Bemühungen, Liebe zu erweisen, falsch verstanden werden, mag er folgern, es sei das beste, einfach nur für sich selbst zu sorgen. Andere Menschen, die sehen, daß es Personen, die ihren Mitmenschen um selbstischer Vorteile willen ausbeuten, materiell oft gutgeht, mögen denken, dies sei der Weg zum Erfolg. Als Folge haben die meisten Leute sehr wenig wahre Freunde, wenn überhaupt welche. Es herrscht ein Geist des Mißtrauens und Argwohns. Was ist an diesem unglücklichen Zustand schuld?
2 (a) Wie kennzeichnet die Bibel die Wurzel des Problems? (b) Was bedeutet es, Gott zu „kennen“?
2 Was fehlt, ist Liebe, eine Liebe, die sich aufrichtig um das dauernde Wohl anderer Menschen kümmert. Und warum fehlt sie? Die Bibel geht dem Problem direkt an die Wurzel, wenn sie erklärt: „Wer nicht liebt, hat Gott nicht kennengelernt, weil Gott Liebe ist.“ (1. Johannes 4:8) O ja, es stimmt, daß es selbstsüchtige Personen gibt, die bekennen, an Gott zu glauben, und die sogar die Kirche besuchen. Aber es ist eine Tatsache, daß sie Gott nicht wirklich kennen. Gott zu „kennen“ bedeutet, mit seiner Persönlichkeit gut vertraut zu sein, seine Autorität anzuerkennen und dann in Übereinstimmung damit zu handeln. (Jeremia 22:16; Titus 1:16) Um also wahre Freude am Leben zu haben, müssen wir Gott gut kennenlernen und das, was wir lernen, anwenden, und dies ist nur möglich, wenn wir in reichem Maße Liebe zum Ausdruck bringen und auch Liebe empfangen.
3. Wie hat Gott in hervorragender Weise seine Liebe zur Menschheit kundgemacht?
3 „Dadurch wurde die Liebe Gottes in unserem Fall kundgemacht, daß Gott seinen einziggezeugten Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn Leben erlangen könnten“, schrieb der Apostel Johannes. „Die Liebe besteht in dieser Hinsicht nicht darin, daß wir Gott [zuerst] geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und seinen Sohn als ein Sühnopfer für unsere Sünden gesandt hat. Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, dann sind wir selbst verpflichtet, einander zu lieben.“ (1. Johannes 4:9-11) Gott hielt sich nicht davon zurück, den Menschen Liebe zu erweisen, noch ließ er zu, daß das lieblose Verhalten der Menschen seine eigene Liebe dämpfte. So wird in Römer 5:8 gesagt: „Gott ... empfiehlt seine eigene Liebe zu uns dadurch, daß Christus für uns starb, während wir noch Sünder waren.“
4. Welches Empfinden erweckt das in dir persönlich Gott gegenüber?
4 Wie viele Menschen gibt es, die du so sehr liebst, daß du bereit wärst, dein Leben für sie niederzulegen — Menschen die niemals etwas für dich getan haben? Wenn du ein Vater oder eine Mutter bist und dich die natürliche Zuneigung dazu treibt, das Leben deines Kindes auf Kosten deines eigenen zu schützen, für wen wärest du dann bereit, dein Kind sterben zu lassen? Diese Art Liebe hat Gott uns erwiesen. (Johannes 3:16) Welches Empfinden gegenüber Gott erweckt das in dir? Wenn wir wirklich das wertschätzen, was er getan hat, werden wir finden, daß es keine Last ist, seinen Geboten zu gehorchen. — 1. Johannes 5:3.
5. (a) Wie lautet das „neue Gebot“, das Jesus seinen Jüngern gab? (b) Wie ist unsere Ergebenheit Gott als dem Herrscher gegenüber hiermit verknüpft? (c) Was also sollten wir für diejenigen tun, die mit uns Gott dienen?
5 In der Nacht vor seinem Tode gab Jesus seinen Jüngern eines jener Gebote. Es sollte sie als Personen kennzeichnen, die von den übrigen Menschen der Welt verschieden wären. Er sprach: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt.“ Das Gebot war in dem Sinne „neu“, daß ihnen gesagt wurde, andere nicht nur wie sich selbst zu lieben, sondern, wie Jesus sagte, „so, wie ich euch geliebt habe“. Das würde bedeuten, daß sie sogar bereit wären, ihr Leben füreinander niederzulegen. (Johannes 13:34, 35; 1. Johannes 3:16) Dadurch, daß wir eine solche Liebe bekunden, zeigen wir auch unsere Ergebenheit Gott gegenüber. Wie denn? Indem wir beweisen, daß der Teufel ein Lügner ist, der fälschlich behauptete, daß kein Mensch Gott unablässig gehorchen würde, wenn sein eigenes Leben, seine Seele, in Gefahr käme. (Hiob 2:1-10) Offenbar fordert der Gehorsam gegenüber diesem „neuen Gebot“ ein tiefes Interesse füreinander. Es bedeutet, daß wir keine Mühe scheuen, nicht einmal den Einsatz unseres eigenen Lebens, um anderen Dienern Gottes, wenn es erforderlich ist, geistige und materielle Hilfe zu leisten. — Jakobus 1:27; 2:15, 16; 1. Thessalonicher 2:8.
6. Wem muß außerdem Liebe erwiesen werden, und weshalb?
6 Liebevolle Taten sollten aber nicht nur auf Mitgläubige beschränkt werden. Christus ist für die Menschenwelt gestorben, nicht nur für diejenigen, die während seiner irdischen Dienstzeit seine Jünger geworden waren. Daher spornt die Heilige Schrift uns an: „Laßt uns denn, solange wir günstige Zeit dafür haben, gegenüber allen das Gute wirken, besonders aber gegenüber denen, die uns im Glauben verwandt sind.“ (Galater 6:10) Es gibt viele Gelegenheiten, dies täglich in unserem Leben zu tun. Wenn wir im Erweisen von Liebe anderen gegenüber nicht kleinlich, sondern freigebig und großmütig sind, erbringen wir den Beweis, daß wir wirklich ‘Söhne unseres Vaters in den Himmeln sind, der seine Sonne aufgehen läßt über Böse und Gute und es regnen läßt über Gerechte und Ungerechte’. — Matthäus 5:43-48.
ACHTUNG VOR ANDEREN UND VOR DEREN EIGENTUM
7. Was mag leicht die Art beeinflussen, wie wir andere und deren Eigentum behandeln?
7 Wir leben inmitten einer lieblosen Welt. Du erkennst vielleicht, daß du nicht immer so rücksichtsvoll gegen andere gewesen bist, wie du es hättest sein können. Selbst diejenigen, die wissen, was recht ist, nehmen schnell schlechte Gewohnheiten von Personen an, mit denen sie verbunden sind. (1. Korinther 15:33) Wenn also jemand Gott dienen will, ist es nötig, daß er sich bewußt anstrengt, ‘seinen Sinn neuzugestalten’. (Römer 12:1, 2) Er muß seine Einstellung gegenüber anderen und gegenüber ihrem Eigentum ändern.
8. (a) Was zeigt die weitverbreitete Mißachtung vor dem Eigentum anderer? (b) Welche Worte in der Bibel würden — wenn sie angewandt werden — eine Person davon zurückhalten, solche Dinge zu tun?
8 In einigen Gebieten wird das Eigentum anderer Menschen empörend mißachtet. Nur des „Nervenkitzels“ wegen zerstören Jugendliche sowohl privates wie öffentliches Eigentum, oder sie verunstalten absichtlich Gegenstände, für deren Anschaffung andere schwer gearbeitet haben. Andere, die bestürzt sein mögen über einen solchen Wandalismus, tragen noch dazu bei, indem sie Abfall in Parks, auf Straßen oder in öffentlichen Gebäuden, wo immer sie gerade sein mögen, wegwerfen. Ist es liebevoll, so zu handeln? Ist es in Übereinstimmung mit der Ermahnung Jesu: „Alles daher, was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun.“? (Matthäus 7:12) Zeigt ein solches Benehmen, daß jemand in voller Übereinstimmung mit Gottes Vorhaben für diese Erde ist, die ein Paradies werden soll?
9. (a) Wie berührt das Stehlen das Leben eines jeden? (b) Warum ist das Stehlen unrecht in Gottes Augen?
9 Die Sorge um Leben und Besitztümer macht es an vielen Orten notwendig, die Türen verschlossen zu halten oder die Fenster zu vergittern oder einen Wachhund zu haben. In den Geschäften müssen Preise erhöht werden, um für Gestohlenes Ersatz zu bekommen. Das Stehlen ist üblich geworden; aber es hat keinen Platz im Leben derer, die sich auf ein Leben in Gottes neuer Ordnung vorbereiten. Sie müssen lernen, auf eine Weise zu handeln, die zur Sicherheit ihrer Mitmenschen beiträgt. Die Bibel zeigt, daß es die „Gabe Gottes“ ist, daß ein Mensch imstande sein sollte, ‘Gutes zu sehen für all seine harte Arbeit’. Somit ist es verkehrt, zu versuchen, einen Menschen des Ertrages seiner Arbeit zu berauben. (Prediger 3:13; 5:18) Es gibt viele Menschen, die in der Vergangenheit unehrlich waren, die sich aber geändert haben. Nicht nur unterlassen sie es zu stehlen, sondern sie haben auch die Freude kennengelernt, anderen etwas zu geben. (Apostelgeschichte 20:35) Da sie Gott zu gefallen wünschen, haben sie sich zu Herzen genommen, was in Epheser 4:28 geschrieben steht: „Wer stiehlt, stehle nicht mehr, sondern er arbeite vielmehr hart, indem er mit seinen Händen gute Arbeit leiste, damit er etwas habe, um einem Bedürftigen davon abzugeben.“
10. (a) Wie können wir durch die Art, wie wir mit anderen sprechen, zeigen, daß wir Rücksicht auf sie nehmen? (b) Was wird jemandem eine Hilfe sein, zu lernen, wie er auf diese Weise Liebe bekunden kann?
10 Oft benötigen andere nicht etwas Materielles, sondern einfach, daß ihnen persönlich eine Freundlichkeit erwiesen wird, besonders wenn etwas mißlingt. Was geschieht jedoch öfter, wenn jemandes Verfehlungen oder Versehen ans Licht kommen? Es ist nichts Außergewöhnliches, Wutausbrüche, lautes Schreien, Schimpfworte oder schneidende Bemerkungen zu hören. Selbst Personen, die anerkennen, daß dies verkehrt ist, verfehlen, ihre Zunge zu beherrschen. Was kann jemandem helfen, eine solche Gewohnheit abzulegen? Im Grunde genommen fehlt es an Liebe, und das zeigt, daß es nötig ist, Gott kennenzulernen. Wenn jemand wirklich versteht, in welchem Maße Gott barmherzig mit ihm gehandelt hat, wird er es nicht so schwierig finden, anderen zu vergeben. Indem er Gottes Beispiel nachahmt, mag er außerdem sogar beginnen, Mittel und Wege zu suchen, wie er dem Missetäter im Hinblick auf eine Besserung liebevoll Beistand leisten kann. — Matthäus 18:21-35; Epheser 4:31 bis 5:2.
11. Warum sollten wir keine Schimpfworte gebrauchen, auch wenn andere zu uns unfreundlich sind?
11 Es stimmt, daß andere Menschen in ihrem Umgang mit uns diesen vortrefflichen Rat aus Gottes Wort nicht anwenden mögen. Trotz unserer aufrichtigen Beweggründe mögen wir bisweilen finden, daß wir der Gegenstand ihrer grausamen Mißhandlung sind. Was werden wir dann tun? Die Bibel gibt den Rat: „Laß dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse stets mit dem Guten.“ (Römer 12:17-21; 1. Petrus 2:21-23) Unerwartete Freundlichkeit unsererseits mag ihre Einstellung tatsächlich mildern und sie veranlassen, ihre guten Eigenschaften zu offenbaren. Was auch immer ihre Reaktion ist, wir können sicher sein, daß wir, wenn wir uns den Wegen Gottes anpassen, den Beweis erbringen, daß wir seine Art der Herrschaft unterstützen, die auf Liebe gegründet ist.
RASSISCHE, NATIONALE UND GESELLSCHAFTLICHE VORURTEILE ÜBERWINDEN
12, 13. Wie hilft die Bibel einer Person, rassische, nationale oder gesellschaftliche Vorurteile zu verbannen?
12 Jemand, der wahre Liebe zu den Menschen hat, läßt sich nicht durch Rasse, Hautfarbe, Nationalität oder den gesellschaftlichen Stand beeinflussen. Warum nicht? Weil er die biblische Wahrheit versteht, daß Gott „aus e i n e m Menschen jede Nation der Menschen gemacht“ hat. (Apostelgeschichte 17:26) Alle Menschen sind daher miteinander verwandt. Keine Rasse ist durch Geburt einer anderen überlegen.
13 Niemand hat irgendeinen Grund, sich wegen seiner Abstammung, Rasse, Hautfarbe, Nationalität oder seiner Stellung im Leben zu rühmen. „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.“ (Römer 3:23) Um Gerechtigkeit zu erlangen, müssen sich alle auf das Loskaufsopfer Christi verlassen. Und die Bibel zeigt, daß diejenigen, die das tun und in der kommenden „großen Drangsal“ verschont werden, aus „allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen“ herausgenommen werden. — Offenbarung 7:9, 14-17.
14. Warum ist eine schlechte Erfahrung, die man persönlich gemacht hat, kein triftiger Grund, gegen Menschen einer bestimmten Rasse oder Nationalität hartherzig zu sein?
14 Bei dem Versuch, sein Vorurteil zu rechtfertigen, mag sich ein Mensch an eine schlechte Erfahrung erinnern, die er mit jemandem von einer bestimmten Rasse oder Nationalität gemacht hat. Aber es ist gut, sich daran zu erinnern, daß nicht jeder Mensch von dieser Rasse oder Nationalität in das Unrechttun verwickelt war. Überdies haben sich Personen der eigenen Rasse oder Nationalität zweifellos auch schon der gleichen Dinge schuldig gemacht. Wenn wir in Gottes friedlicher neuer Ordnung zu leben hoffen, müssen wir unser Herz von irgendwelchem Stolz reinigen, der uns anderen Menschen entfremden will.
15. Wenn jemandes Bemerkungen über Rasse oder Nationalität einen Mitgläubigen zu Fall brächten, wie würde dies seinen eigenen Stand vor Gott und Christus berühren?
15 Was in unserem Herzen ist, wird sich früher oder später in unseren Worten zeigen. So sagte Christus Jesus: „Aus der Fülle des Herzens redet ... [der] Mund.“ (Lukas 6:45) Was nun, wenn Worte, die ein Vorurteil gegenüber Menschen einer anderen Rasse oder Nationalität widerspiegeln, jemand zu Fall bringen sollten, der für Gottes Rettungsvorkehrung Interesse zeigte? Das könnte zu ernsten Folgen für denjenigen führen, der sich lieblos äußerte. Christus Jesus warnte davor: „Wer irgend aber einen von diesen Kleinen, die glauben, straucheln macht, für den wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein, wie er von einem Esel gedreht wird, um den Hals gelegt und er tatsächlich ins Meer geworfen würde.“ — Markus 9:42.
16. Wie gab Jesus zu erkennen, auf welch unparteiische Weise wir zeigen sollten, daß wir um andere besorgt sind?
16 Ein Christ hat die Verpflichtung, sich für andere — ohne Rücksicht auf Rasse, Nationalität oder deren Stellung im Leben — zu interessieren. (Jakobus 2:1-9) Jesus äußerte sich über diesen Punkt treffend, als er sprach: „Wenn du ein Gastmahl veranstaltest, so lade Arme, Krüppel, Lahme, Blinde ein, und du wirst glücklich sein, weil sie nichts haben, dir zu vergelten.“ (Lukas 14:13, 14) Wenn wir auf diese Weise zeigen, daß wir um andere sehr besorgt sind, beweisen wir, daß wir in Wahrheit die Eigenschaften Gottes widerspiegeln.
LIEBENDES INTERESSE AM EWIGEN WOHL ANDERER
17. (a) Was ist das Wertvollste, was wir mit anderen teilen können? (b) Warum sollten wir uns dazu getrieben fühlen?
17 Unser Interesse an anderen sollte sich natürlich nicht auf ihre gegenwärtigen körperlichen Bedürfnisse beschränken. Auch wäre unsere Liebe nicht vollständig, wenn wir einfach freundlich wären in unserem Umgang mit Menschen aller Rassen, Nationalitäten und Stellungen. Damit das Leben dieser Personen einen wirklichen Sinn hat, brauchen sie die Erkenntnis Jehovas Gottes und seines Vorhabens. Im Gebet zu seinem Vater sagte Jesus Christus: „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus.“ (Johannes 17:3) Wenn du dieses Buch von Anfang an gelesen hast, weißt du, wie du diesen Preis ergreifen kannst. Du hast selbst gesehen, was die Heilige Schrift über die vorausgesagte „große Drangsal“ und die äußeren Anzeichen, die deren Nähe bestätigen, sagt. Du weißt, daß Gottes Königreich die einzige Hoffnung für die Menschheit ist. Auch andere Menschen benötigen diese lebenswichtige Erkenntnis. Treibt dich die Liebe zu Jehova und zu deinen Mitmenschen dazu an, diese Erkenntnis mit ihnen zu teilen?
18. (a) Welches Werk hat Jesus in Matthäus 24:14 für unsere Tage vorausgesagt? (b) Wie sollten wir die Teilnahme daran ansehen?
18 Als Jesus von dem „Abschluß des Systems der Dinge“ sprach, sagte er voraus: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ (Matthäus 24:14) Welch ein Vorrecht, den souveränen Herrscher des Universums, Jehova selbst, als einer seiner Zeugen zu vertreten! Noch bietet sich die Gelegenheit zur Teilnahme an diesem besonderen Werk, das Gottes Sohn vorausgesagt hat, doch nicht mehr allzulange.
19. Weshalb sollten wir nicht zulassen, daß irgendein Gefühl persönlicher Unfähigkeit uns davon zurückhält, an diesem Werk teilzunehmen?
19 Wenn wir über die Aussicht, als einer der christlichen Zeugen Jehovas an diesem Werk teilzunehmen, nachdenken, ist es gut, zu erkennen, daß nicht jemandes persönliches Redetalent das Herz derer öffnet, die wohlwollend auf die gute Botschaft hören, sondern daß Gott das tut. (Apostelgeschichte 16:14) Wenn du von einem willigen Herzen angetrieben wirst, so kann Jehova dich dazu gebrauchen, seinen Willen zu vollbringen. Die Botschaft kommt von ihm, und er veranlaßt, daß durch sie Ergebnisse erzielt werden. (1. Korinther 3:6) Beachte, was der Apostel Paulus in bezug auf seinen eigenen Fall sagte: „Durch den Christus nun haben wir solche Zuversicht gegenüber Gott. Nicht, daß wir aus uns selbst hinreichend befähigt sind, etwas als von uns selbst kommend anzusehen, sondern unsere hinreichende Befähigung kommt von Gott.“ — 2. Korinther 3:4-6.
20. (a) Wird jedermann auf die gute Botschaft günstig reagieren? (b) Inwiefern vollbringen wir Gutes, wenn wir den Leuten predigen, die gleichgültig sind oder gar Widerstand leisten?
20 Wir sollten natürlich nicht erwarten, daß jedermann auf die gute Botschaft günstig reagiert. Viele werden gleichgültig sein; einige werden Widerstand leisten. Aber sie können sich ändern. Saulus von Tarsus, der einst ein Verfolger der Christen war, wurde ein eifriger Apostel Jesu Christi. (1. Timotheus 1:12, 13) Ob andere es wissen oder nicht, benötigen sie doch die Königreichsbotschaft; somit sollten wir sie eifrig darbieten. Wir müssen ein tiefes Interesse haben am Wohl unserer Mitmenschen, also nicht nur an unserem eigenen. Dieses Interesse erfordert eine ganzherzige Anstrengung zu ihren Gunsten, eine Bereitschaft, uns um ihres dauernden Wohles willen zu verausgaben. (1. Thessalonicher 2:7, 8) Selbst wenn sie die Königreichsbotschaft nicht annehmen wollen, wird Gutes vollbracht. Das Zeugnis wird gegeben; Jehovas Name wird hoch erhoben; eine „Scheidung“ der Menschen erfolgt. — Matthäus 25:31-33.
UM DAS GESCHICK DER EIGENEN FAMILIE BESORGT SEIN
21. Welche Verantwortung hat ein Familienhaupt hinsichtlich des geistigen Wohlergehens seiner eigenen Familie?
21 Die Anstrengung, die du machst, um anderen behilflich zu sein, aus Jehovas liebevollen Vorkehrungen Nutzen zu ziehen, sollte indes nicht nur den Personen außerhalb deiner eigenen Familie gelten. Ein Familienhaupt zum Beispiel hat in erster Linie eine Verantwortung gegenüber seiner eigenen Familie. Ihr geistiges Wachstum hängt davon ab, wie der Betreffende dafür sorgt, daß die Familie regelmäßig gemeinsam das Wort Gottes bespricht und studiert. Und wenn die Gebete eines Vaters für die Familie eine tiefe Ergebenheit und Dankbarkeit offenbaren, so kann dies die Einstellung der ganzen Familie formen.
22. Weshalb ist es wichtig, daß ein Vater seine Kinder züchtigt, und mit welchem Beweggrund sollte er es tun?
22 Seine Verantwortung schließt auch Züchtigung ein. Wenn Probleme entstehen, mag es leichter erscheinen, sie unbeachtet zu lassen. Aber züchtigt der Vater nur dann, wenn er in gereizter Stimmung ist, oder werden Probleme erst dann behandelt, wenn sie sehr ernst geworden sind, so fehlt etwas. Es heißt in Sprüche 13:24: ‘Der Vater, der seinen Sohn liebt, dieser sucht ihn sicherlich heim mit Züchtigung.’ Derjenige ist in Wahrheit ein liebevoller Vater, der, auch wenn er sich am Ende des Tages müde fühlt, konsequent Zucht anwendet. Es ist ein weiterer Beweis der Liebe, wenn er seinen Kindern mit Geduld etwas erklärt und wenn er auf ihre geistigen Fähigkeiten, ihre Gefühle und ihre körperlichen Kräfte Rücksicht nimmt. (Epheser 6:4; Kolosser 3:21) Hast du, wenn du ein Vater bist, eine solche Liebe zu deinen Kindern? Die Bereitschaft, diese Verantwortung zu tragen, zeigt, daß jemand sein Augenmerk nicht nur auf das gegenwärtige, sondern auch auf das künftige Wohl seiner Familie gerichtet hat. — Sprüche 23:13, 14; 29:17.
23. Wie kann eine Mutter zeigen, daß sie ein tiefes Interesse an dem geistigen Wohl der Ihrigen hat?
23 Indem die Ehefrau in der Sorge um den geistigen Zustand der Familie mit ihrem Mann zusammenwirkt, leistet auch sie einen wesentlichen Beitrag zu deren Wohl. Wenn sie sich von Herzen um die Kinder kümmert und ihre Zeit gut nutzt, um auf gottgefällige Weise deren Leben zu formen, so spiegelt sich das gewöhnlich in ihrem Verhalten und ihrer Einstellung der Mutter gegenüber wider. (Sprüche 29:15) Selbst in den Fällen, in denen in der Familie kein Vater ist, bringt eine sorgfältige Belehrung aus der Bibel, verbunden mit einem vortrefflichen Beispiel, gute Ergebnisse.
24. (a) Welche Streitfrage sollte sich der gläubige Teil stets vor Augen halten, wenn ihm sein Ehepartner Widerstand entgegenbringt? (b) Wie könnte unter solchen Umständen dem ungläubigen Ehepartner wirklich Liebe erwiesen werden?
24 Was aber, wenn in einer Familie ein Vater das Wort Gottes nicht annimmt? Er mag seine Frau sogar der Verfolgung aussetzen. Was sollte sie tun? Wenn sie Jehova liebt, wird sie bestimmt Gott nicht den Rücken kehren. Satan ist es, der behauptete, daß die Menschen Gott verlassen würden, wenn sie persönlichen Beschwerden unterworfen würden, und sie will bestimmt nicht nach Satans Behauptung handeln. (Hiob 2:1-5; Sprüche 27:11) Gleichzeitig spornt die Bibel sie an, ihrem Mann im Interesse seines ewigen Wohls in genügendem Maße Liebe zu erweisen. Wenn sie das aufgäbe, wovon sie weiß, daß es die Wahrheit ist, würde sie keine solche Liebe zeigen; zweifellos wäre das Ergebnis für sie beide der Verlust des ewigen Lebens. Aber wenn sie im Glauben fest bleibt, mag sie ihm helfen, Rettung zu erlangen. (1. Korinther 7:10-16; 1. Petrus 3:1, 2) Wenn sie ferner fortfährt, ihr Ehegelübde selbst unter Schwierigkeiten zu erfüllen, zeigt sie ihren tiefen Respekt vor dem Urheber der Ehe, vor Jehova Gott.
25. Wie berührt die Entscheidung eines Elternteils die Lebensaussichten der Kinder?
25 Es gibt noch einen weiteren triftigen Grund für einen gläubigen Elternteil, selbst angesichts von Widerstand Gott die Treue zu halten, nämlich um der Kinder willen. Gott blickt wohlwollend auf die Kinder seiner ihm ergebenen Diener und gibt die Zusicherung, daß diese Kinder, wenn sie gehorsam sind, durch die kommende „große Drangsal“ hindurch bewahrt werden. Auch wenn nur ein Elternteil ein Diener Jehovas Gottes ist, betrachtet Gott solche Kinder rücksichtsvoll als „heilig“. (1. Korinther 7:14) Was aber, wenn der betreffende Elternteil sich der Verpflichtung entzieht, den Willen Gottes zu tun? Ein solcher Vater oder eine solche Mutter würde dadurch nicht nur für sich, sondern auch für die Kinder eine gebilligte Stellung vor Gott aufgeben. (Hebräer 12:25) Was für ein tragischer Verlust das wäre!
26. Was ist nötig, damit wir so handeln können, daß wir selbst und auch andere Segen empfangen?
26 Ungeachtet, von welcher Seite aus wir das Leben betrachten, ist es daher offenbar, daß wir nicht nur an uns selbst, sondern auch an andere denken müssen. Wir selbst werden Liebe empfangen, wenn wir es uns zur Gewohnheit machen, selbstlos um andere besorgt zu sein. (Lukas 6:38) Damit wir aber wahre Liebe erweisen und nicht durch kurzsichtige menschliche Vernunft irregeführt werden, müssen wir Jehova Gott kennenlernen und in einem guten Verhältnis zu ihm stehen. Dies schließt jedoch noch eine Wahl ein, die wir persönlich zu treffen haben.