Sara, eine anmutige Frau von Glauben
GOTTES Wort, die Bibel, ist nicht ein altmodisches Buch. Zu keiner Zeit wird das Menschengeschlecht einen Punkt erreichen, wo es aus dem Lesen der darin aufgezeichneten wunderbaren Dinge nicht Nutzen ziehen kann oder wird. Indes wurde es besonders für uns heute geschrieben, damit wir durch unser Ausharren und seinen Trost Hoffnung haben möchten. (Röm. 15:4; 1. Kor. 10:11) Die Beispiele, die treue Männer und Frauen lieferten, geben uns nicht nur Mut, sondern oft liegt darin noch ein prophetischer Sinn. Ein solcher Fall ist Sara, das Weib Abrahams, die hervorragt wegen ihrer Anmut, ihres Glaubens und ihrer Unterwürfigkeit.
Gemäß 1. Mose 20:12 war Sara eine Halbschwester Abrahams und war zudem sein Weib, indem sie denselben Vater, jedoch eine andere Mutter hatte. Als junge Frau muß sie außerordentlich schön gewesen sein, denn selbst im Alter von Sechsundsechzig Jahren priesen sie die Fürsten des Pharao so sehr, daß er sie, als er hörte, sie sei Abrahams Schwester, unter seine Hausgenossen aufnahm. Noch bemerkenswerter: fünfundzwanzig Jahre später, als sie etwa neunzig Jahre zählte, ließ Abimelech, der König von Gerar, sie holen.
Doch besaß Sara mehr als nur ihre Schönheit, was sie empfahl. In der Tat, Schönheit allein wird in Gottes Wort nicht gerühmt. An sich selbst ist „die Anmut Trug und die Schönheit Eitelkeit; ein Weib, das Jehova fürchtet, sie wird gepriesen werden“. (Spr. 31:30) Sara besaß nicht nur Anmut und Schönheit, sondern sie fürchtete Jehova.
Wir denken an Abraham stets als an jemand von so großem Glauben, daß er fähig war, einen Sohn in seinem hohen Alter zu haben; denken wir aber auch je daran, daß der Glaube Abrahams an sich ihn nicht instand gesetzt hätte, von Sara einen Sohn zu erhalten, wenn Sara nicht ebenfalls einen Glauben wie Abraham besessen hätte? Saras Glaube spielte eine höchst wichtige Rolle hierbei. Dies geht aus den Worten des Paulus in Hebräer 11:11 (NW) hervor: „Durch Glauben erhielt auch Sara selbst Kraft, Samen zu empfangen, wiewohl sie die Altersgrenze überschritten hatte, weil sie den für treu achtete, der es verheißen hatte.“ Der Glaube befähigte Sara, einen Sohn zu haben, als sie neunzig Jahre alt war.
Allerdings lesen wir, daß Sara, als sie zum erstenmal hörte, sie werde in ihrem Alter einen Sohn haben, gelacht und gesagt habe: „Nachdem ich alt geworden bin, sollte ich Wollust haben? und mein Herr ist ja alt!“ (1. Mose 18:12) Aber dies war eigentlich nicht anders, wie Abraham selbst dachte, als Jehova ihm zum erstenmal versicherte, er werde trotz seinem hohen Alter einen Sohn haben. — 1. Mose 17:17.
Ja, Sara war eine Frau von Glauben, ein würdiges Weib jenes Glaubensmannes Abraham. Deshalb änderte Jehova nicht nur Abrams Name in Abraham um, was „Vater einer Menge“ bedeutet, sondern auch den Namen Sarai in Sara, was „Fürstin“ bedeutet, da es die weibliche Form des hebräischen Wortes sar, d. h. Fürst, ist. — 1. Mose 17:5, 15.
EIN UNTERWÜRFIGES WEIB
Sara wird den Christen nicht nur als ein Beispiel von Glauben vor Augen gehalten, sondern besonders christlichen Ehefrauen als ein Beispiel weiblicher Unterwürfigkeit. Der Apostel Petrus, ein verheirateter Mann, sagt in seinem ersten Briefe, nachdem er Christen den Rat gegeben hat, einander untertan zu sein, die weiteren Worte: „Gleicherweise, ihr Frauen, seid euren Männern untertan … Und euer Schmuck sei nicht der äußerliche mit Haarflechten und das Anlegen goldener Schmucksachen oder das Tragen äußerer Kleider, sondern sei die verborgene Person des Herzens im unvergänglichen Gewand des stillen und milden Geistes, der in Gottes Augen von hohem Werte ist. Denn so pflegten sich einst auch die heiligen Frauen zu schmücken, die auf Gott hofften, indem sie ihren eigenen Männern untertan waren, wie Sara Abraham zu gehorchen pflegte, indem sie ihn ‚Herr‘ nannte.“ — 1. Pet. 3:1, 3-6, NW.
Wenn wir in den Hebräischen Schriften nachsuchen, finden wir keinen besonderen Fall, wo Sara ihren Mann mit „Herr“ angeredet hätte. Doch lesen wir, daß „Sara lachte in ihrem Innern und sprach: Nachdem ich alt geworden bin, sollte ich Wollust haben? und mein Herr ist ja alt!“ (1. Mose 18:12) Höchstwahrscheinlich redete sie ihn nicht mit „Herr“ an, um seinem Ich zu schmeicheln, sondern weil sie wirklich so von ihm dachte.
Daß sie in ihrem Herzen tatsächlich so empfand, geht aus ihrer gehorsamen Handlungsweise hervor. Als Gott Abraham befahl, sein Heimatland zu verlassen, legte ihm Sara keine Hindernisse in den Weg, sondern zeigte denselben Gehorsam gegen den göttlichen Befehl wie Abraham. Und wir können verstehen, daß dies für sie keine geringe Sache war, denn das Wandern von Ort zu Ort, das Ausziehen der Pflöcke und das Sich-immer-wieder-Neueinrichten muß für eine Frau eine weit größere Last gewesen sein als für einen Mann.
Ihre Unterwürfigkeit wird auf besonders bemerkenswerte Weise in den zwei Fällen gezeigt, die wir schon erwähnt haben, als zwei heidnische Könige sie um ihrer Schönheit willen begehrten. Um sein Leben nicht in Gefahr zu bringen, stellte sich Abraham lieber in jedem Fall als Saras Bruder vor. Dies war bestimmt für Sara keine kleine Prüfung, aber sie unterwarf sich ihr willig. Sie hätte darauf bestehen können, daß Abraham die Tatsachen klar darlege und für sie kämpfe, aber zweifellos tat sie es nicht. Obwohl sich die Aufzeichnungen über diesen Punkt ausschweigen, können wir sicher sein, daß, wenn Sara einen Streitpunkt daraus gemacht hätte, diese Tatsache notiert worden wäre. Statt ihren Mann zu bekritteln, setzte sie ihr Vertrauen in Jehova, und Jehova belohnte ihren Glauben, indem er dafür sorgte, daß keiner der Könige sie anrührte. — 1. Mose 12:17-19; 20:3-18.
Als die Engel-Boten Abraham besuchten, zeigte Sara ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit, wie wir lesen: „Da eilte Abraham ins Zelt zu Sara und sprach: Nimm schnell drei Maß Feinmehl, knete und mache Kuchen!“ Sie beschwerte sich nicht, daß ihr der Befehl zu schneller Arbeit erteilt wurde, sondern machte sich sogleich ans Werk, und Abraham holte ein junges Kalb und gab es einem seiner Diener, um es zu schlachten und herzurichten. Als Ergebnis konnte Abraham in kürzester Zeit seinen Gästen ein Festmahl vorsetzen. — 1. Mose 18:1-8.
NICHT SCHWACHEN WILLENS
Saras Unterwürfigkeit rührte davon her, daß sie die richtige theokratische Ordnung erkannte und nicht etwa davon, daß sie ein nach innen gekehrtes kriecherisches Weib mit einem Minderwertigkeitskomplex gewesen wäre. Dies zeigt sich aus anderen aufgezeichneten Begebenheiten. Als Abraham und Sara älter und älter wurden, ohne Nachkommen zu haben, war es Sara, die den Gedanken äußerte, daß Abraham ihre Magd als Ersatzweib nehmen möchte, damit er einen Sohn haben könne. Als jedoch diese Magd schwanger wurde und ihre alte Herrin verachtete, verfuhr Sara streng mit ihr. Daß wir dies nicht dem Haß oder der Eifersucht Saras zuschreiben dürfen, geht aus der Tatsache hervor, daß der Engel Jehovas Sara deswegen nicht tadelte, sondern im Gegenteil anordnete, daß Hagar, die wegen dieser Behandlung weggelaufen war, zu ihrer Herrin zurückkehre. — 1. Mose 16:1-9.
Ismael wurde geboren, und Jahre später empfing Sara und gebar einen Sohn, nämlich Isaak, was „Lachen“ bedeutet. Zur Zeit seiner Entwöhnung bereitete Abraham ein großes Festmahl, bei welcher Gelegenheit Sara sah, wie Ismael, der Sohn ihrer Magd, ihren Sohn Isaak verspottete. Da ihr am Wohl ihres Sohnes gelegen war, bat sie Abraham, Hagar und Ismael wegzusenden. Es erforderte nicht wenig Mut auf seiten Saras, ihrem „Herrn“ diese Anregung zu machen, besonders da sie wissen mußte, wie ungern Abraham diese Anregung ausführte.
Aber auch hier wieder erhielt Sara Unterstützung von Jehova, denn trotz der Tatsache, daß Abraham dieser Anregung Saras sehr ungern Folge leistete, wurde ihm gesagt, auf Sara zu hören und Hagar und Ismael aus seinem Hause fortzusenden. Während weltlichweise Kritiker Sara hierin und auch in ihrem früheren Handeln mit ihrer Magd verurteilen, können wir doch angesichts der Tatsache, daß Jehova Saras Anregung bestätigte und in den Christlichen Griechischen Schriften die prophetische Anwendung dieses Bildes zeigte, sie nicht zu Recht kritisieren. Ihr Sohn Isaak und nicht Hagars Sohn Ismael war der Same der Verheißung. Seine Interessen standen im Vordergrunde und mußten gewahrt werden. — 1. Mose 21:8-12.
Sara starb im Alter von 127 Jahren, nachdem sie gesehen hatte, wie ihr Sohn aufwuchs, bis er fast vierzig Jahre alt war. Da der Apostel Paulus sie in Hebräer, Kapitel 11, erwähnt, können wir zuversichtlich erwarten, daß sie die Begünstigung einer frühen Auferstehung erhalten wird. — Heb. 11:11, 39, 40; Off. 11:15-18.
Sara war eine anmutige Frau von Glauben, die das richtige Verhältnis eines Weibes zu ihrem Gatten erfaßte und ihrem Mann in ihrem hohen Alter einen Sohn gebar. In all diesem war sie ein sehr passendes Bild des „Weibes“ Gottes, Jehovas, seiner universellen Organisation, die Gott als sehr schön erachtet. Auch jenes „Weib“ war eine Zeitlang unfruchtbar, ehe sie den verheißenen Samen, Christus Jesus, und das Königreich gebar. Und alle jene, die je zur Organisation Gottes gehören, wie auch jene, die jetzt unter sie zu stehen kommen und ihre Segnungen empfangen, müssen so wie Sara wirklichen Glauben an Jehovas Verheißungen üben und dem größeren Abraham, Jehova Gott, unterwürfig sein. — Jes. 54:1; 66:7, 8; Gal. 4:22-31.