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Fortschritte machen, nachdem man „Glauben“ erlangt hatDer Wachtturm 1980 | 1. August
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Fortschritte machen, nachdem man „Glauben“ erlangt hat
„Reicht dar zu eurem Glauben Tugend, zu eurer Tugend Erkenntnis, zu eurer Erkenntnis Selbstbeherrschung, zu eurer Selbstbeherrschung Ausharren, zu eurem Ausharren Gottergebenheit, zu eurer Gottergebenheit brüderliche Zuneigung, zu eurer brüderlichen Zuneigung Liebe“ (2. Petr. 1:5-7).
1. Was macht einen Schatz wirklich wertvoll, und wie könnte man das veranschaulichen?
EIN wertvoller Schatz, der im Boden vergraben ist, dient keinem nützlichen Zweck. Er unterscheidet sich wenig von einem Felsen, der von einer Schicht Erde bedeckt ist. Doch der Schatz weist die Voraussetzung dafür auf, seinem Besitzer und anderen zu nützen. Man könnte ihn vernünftig anlegen oder Kranken und Bedürftigen damit helfen. Handelt es sich um eine größere Summe Geld, so könnten damit Arbeitsplätze geschaffen werden, durch die mehreren Personen die Möglichkeit geboten würde, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ja, wird ein Schatz auf produktive Weise eingesetzt, so steigt sein Wert.
2. Welch kostbaren Besitz haben Christen gemäß 2. Petrus 1:1 erlangt?
2 Der geistige Schatz, den Gottes Diener besitzen, bietet noch größere Möglichkeiten, Gutes zu tun. Der Apostel Petrus spricht in seinem zweiten Brief an Christen von diesem kostbaren Schatz, indem er einleitend sagt: „Simon Petrus, ein Sklave und Apostel Jesu Christi, an die, die einen Glauben als ein Vorrecht gleich dem unsrigen erlangt haben, durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und des Retters Jesus Christus“ (2. Petr. 1:1). Der kostbare Schatz, der in den Besitz derer gelangt war, an die sich der Apostel wandte, war der „Glaube“, und zwar der Glaube, der zum Erlangen des ewigen Lebens erforderlich ist.
Der Glaube — ein Schatz
3. Wieso konnte Petrus den Glauben, den die Empfänger seines Briefes erlangt hatten, als „ein Vorrecht gleich dem unsrigen“ bezeichnen?
3 Diesen Glauben besaßen nicht nur Petrus und die anderen Apostel oder alle übrigen, die wie sie christianisierte Juden waren, sondern die gesamte Gruppe der Gläubigen, sowohl Juden als auch Nichtjuden. Gott, der Höchste, hatte es ihnen ermöglicht, diesen Glauben zu erlangen. Mit Hilfe der „guten Botschaft“, die verkündigt wurde, zog er durch seinen Sohn Menschen zu sich (Joh. 6:44). Er öffnete das Herz der Menschen und machte es für sein „Wort“ oder seine Botschaft empfänglich (Apg. 16:14; Röm. 10:8).
4. Inwiefern erlangt man den Glauben „durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und des Retters Jesus Christus“?
4 Wie der Apostel Petrus bemerkte, wurde dieser Glaube „durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und des Retters Jesus Christus“ erlangt. Der Allmächtige ermöglichte es Menschen aller Stämme, Völker, Nationen und Rassen, diesen kostbaren Besitz zu erlangen. So zeigte Jehova Gott, daß er niemand bevorzugt, wenn er aufgrund des Opfers seines Sohnes Sünden vergibt und Bereuende als Glieder seines Volkes annimmt. Dadurch offenbart er seine Gerechtigkeit oder Unparteilichkeit. Gerade darauf wies Petrus hin, als er dem italischen Hauptmann Kornelius und seinen Angehörigen und engen Freunden die „gute Botschaft“ verkündigte. „Bestimmt merke ich“, sagte der Apostel, „daß Gott nicht parteiisch ist, sondern daß ihm in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, annehmbar ist“ (Apg. 10:34, 35). Unser Retter Jesus Christus offenbart dieselbe unparteiische Haltung. Er gab sein Leben für Menschen verschiedenster Herkunft dahin (1. Tim. 2:5, 6).
In der Erkenntnis Gottes und Christi Fortschritte machen
5. Wozu sind wir verpflichtet, wenn wir Glauben erlangt haben, und was ist dazu erforderlich?
5 Wenn Jünger Jesu Christi „Glauben“ erlangt haben, sind sie verpflichtet, sich genau an das zu halten, was Gott von ihnen verlangt. Genaue Erkenntnis ist ihnen dabei eine Hilfe. Der Apostel Petrus betonte die Wichtigkeit der genauen, vollständigen oder umfassenden Erkenntnis mit den Worten: „Unverdiente Güte und Friede sei euch gemehrt durch eine genaue Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn“ (2. Petr. 1:2).
6. (a) Was versteht man unter ‘einer genauen Erkenntnis Gottes und Jesu’? (b) Wie erlangen wir diese Erkenntnis?
6 „Eine genaue Erkenntnis Gottes und Jesu“ zu haben bedeutet, ihre Persönlichkeit zu kennen — ihre Eigenschaften, ihre Handlungsweise und ihr Verhalten — und ihr makelloses Beispiel nachzuahmen. (Vergleiche Jeremia 22:15, 16; Matthäus 7:21-23; 1. Johannes 2:3-6; 3:5, 6.) Während wir Fortschritte darin machen, die Grundsätze des Wortes Gottes kennenzulernen und anzuwenden, lernen wir den Vater und seinen Sohn immer besser kennen. Als Folge davon erfreuen wir uns in immer größerem Maße der ‘unverdienten Güte und des Friedens’.
7. Inwiefern wird „unverdiente Güte“ „durch eine genaue Erkenntnis Gottes und Jesu“ gemehrt?
7 Nur wenn wir das tun, was Jehova Gott und Jesus Christus wohlgefällig ist, wird uns weiterhin Gottes Hilfe und Leitung zuteil. Als sündige Menschen haben wir kein eigenes Verdienst aufzuweisen. Daher ist alles, was unser Schöpfer für uns tut, ein Ausdruck seiner unverdienten Güte. Dennoch wird sie uns nur unter der Voraussetzung zuteil, daß wir uns bemühen, wie unser himmlischer Vater und sein Sohn zu sein. Ist das der Fall, so können wir uns Jehova Gott mit der festen Zuversicht nahen, daß er unsere Bitten erhört. Der christliche Apostel Johannes sagte:
„Was immer wir erbitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und die Dinge tun, die in seinen Augen wohlgefällig sind. Ja, das ist sein Gebot, daß wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, so, wie er uns ein Gebot gegeben hat. Übrigens, wer seine Gebote hält, bleibt in Gemeinschaft mit ihm und er in Gemeinschaft mit einem solchen; und dadurch erkennen wir, daß er in Gemeinschaft mit uns bleibt, dank dem Geiste, den er uns gegeben hat“ (1. Joh. 3:22-24).
8. Inwiefern wird der „Frieden“ „durch eine genaue Erkenntnis Gottes und Jesu“ gemehrt?
8 Wenn wir nicht nur ein Wissen haben, sondern eine vollständige, abgerundete Erkenntnis über unseren himmlischen Vater und seinen Sohn, dann erkennen wir deutlich, was in ihren Augen wohlgefällig ist. Wir bleiben in Gemeinschaft mit ihnen, haben Frieden mit ihnen und erfreuen uns als ihre Freunde eines vertrauten Verhältnisses zu ihnen. Wenn wir also Jehova Gott und seinen Sohn immer besser kennenlernen, erfreuen wir uns eines vermehrten Friedens, was darauf zurückzuführen ist, daß wir uns immer mehr davor hüten, in unserer Einstellung, unserer Sprache und in unserem Handeln dem Beispiel unseres Gottes und unseres Herrn Jesus Christus zu widersprechen.
9. Wie würde sich das Sündigen auf unseren Frieden mit Gott auswirken?
9 Wenn wir sündigten, würden wir andererseits unser friedliches Verhältnis zum Höchsten zerstören, da wir gegen seinen Willen handeln würden. Der Friede kann nur dadurch wiederhergestellt werden, daß uns Gott, gestützt auf unsere echte Reue und unseren Glauben an den Sühnewert des Opfers Christi, vergibt (1. Joh. 2:1, 2).
Laß dich von der ‘göttlichen Macht’ zur Tat anspornen
10. Wodurch können wir uns in vermehrtem Maße der unverdienten Güte und des Friedens erfreuen?
10 Jehova Gott und Christus Jesus möchten natürlich, daß wir uns in vermehrtem Maße der unverdienten Güte und des Friedens erfreuen. Wir sollten daher mit ihnen zusammenarbeiten, indem wir uns entschieden bemühen, sie besser kennenzulernen. Eine Möglichkeit besteht darin, daß wir voller Wertschätzung über das nachsinnen, was Jehova Gott durch seinen Sohn für uns getan hat. Der Apostel Petrus schrieb: „Seine göttliche Macht [hat] uns alles, was Leben und Gottergebenheit betrifft, durch die genaue Erkenntnis dessen geschenkt ..., der uns durch Herrlichkeit und Tugend berufen hat. Durch diese Dinge hat er uns die kostbaren und überaus großen Verheißungen geschenkt, damit ihr durch diese Teilhaber an der göttlichen Natur werden mögt, indem ihr dem Verderben, das durch die Sinnenlust in der Welt ist, entronnen seid“ (2. Petr. 1:3, 4).
11, 12. (a) Warum steht die „göttliche Macht“ mit „genauer Erkenntnis“ in Verbindung? (b) Wie zeigte sich das bei den Christen in Thessalonich?
11 Beachten wir, daß Petrus die „göttliche Macht“ mit „genauer Erkenntnis“ in Verbindung brachte. Das ist sehr passend, da Gottes Wort oder seine Botschaft über seinen Sohn, die „gute Botschaft“, einen gewaltigen Einfluß auf das Leben der Menschen ausüben kann. Das geht aus den Worten des Apostels Paulus hervor, der an die Thessalonicher schrieb: „Die gute Botschaft, die wir predigen, erging nicht allein mit Worten an euch, sondern auch mit Kraft“ (1. Thess. 1:5). Die Verkündigung der „guten Botschaft“ in Thessalonich trug Früchte, weil die Thessalonicher die „Worte“ nicht nur hörten, sondern auch danach handelten. Diejenigen, die das Christentum annahmen, wurden zur Tat angespornt und zeigten, daß die „gute Botschaft“ Macht ausgeübt hatte. Diese Christen gaben auch anderen Gläubigen ein Beispiel, indem sie treu ausharrten, als sie um der Gerechtigkeit willen verfolgt wurden, und indem sie ständig vor jedermann Zeugnis über die „gute Botschaft“ ablegten.
12 Thessalonich war eine Hafenstadt. Deshalb kamen die Gläubigen dort mit Seeleuten, Händlern und anderen Personen von fernen Orten in Berührung. Die Christen in Thessalonich nutzten ihre Möglichkeiten und unterhielten sich mit anderen über die „gute Botschaft“. Als Folge davon sprach man weit und breit von ihrem Glauben. Als Paulus und seine Gefährten in anderen Städten öffentlich die Wahrheit verkündigten und lehrten, wurde ihnen von den Christen in Thessalonich berichtet. Der Apostel schrieb darüber:
„Nicht nur ging die Botschaft vom Herrn von euch nach Mazedonien und Griechenland, euer Glaube an Gott hat sich überall herumgesprochen. Mehr brauchen wir nicht zu sagen. Alle sprechen davon, wie ihr uns empfangen habt, als wir zu euch kamen. Wie ihr euch von den Götzen zu Gott gewandt habt. Ihr wolltet dem wahren und lebendigen Gott dienen und seinen Sohn erwarten, der vom Himmel kommt. Es ist Jesus, den er dem Tod entriß. Er wird uns vor dem zukünftigen Zorn Gottes retten“ (1. Thess. 1:8-10, „NT 68“).
13. Wie haben wir die Wirkung der „göttlichen Macht“ bei uns verspürt, und was sollten wir daher weiterhin tun?
13 Auch wir haben heute als Gläubige verspürt, wie die „göttliche Macht“ in uns gewirkt hat, denn wir haben die „gute Botschaft“, Gottes Wort oder seine Botschaft, angenommen. Diese „gute Botschaft“ hat uns veranlaßt, Änderungen in unserem Leben vorzunehmen und uns dem Willen Gottes zu unterwerfen. Wir sind angespornt worden, die „gute Botschaft“ anderen zu verkündigen. Die göttliche Macht, die mittels der „genauen Erkenntnis“ wirkt, die wir durch die „gute Botschaft“ erlangt haben, hat uns alles geschenkt, was wir im Hinblick auf „Leben und Gottergebenheit“ benötigen. So können wir dank der göttlichen Macht ein rechtschaffenes Leben führen mit der Aussicht, einmal ewig zu leben. Und wir sollten uns durch die göttliche Macht ständig helfen lassen, um in unserem Lebenswandel und in unserer Tätigkeit Christus immer ähnlicher zu werden.
14. Inwiefern beruft Jehova Gott „durch Herrlichkeit und Tugend“?
14 Die Art und Weise, wie Jehova Gott Menschen beruft oder zu sich zieht, sollte uns anspornen, in der christlichen Lebensweise Fortschritte zu machen. Der Apostel Petrus sprach von „der genauen Erkenntnis dessen, der uns durch Herrlichkeit und Tugend berufen hat“. Jehova Gott ‘beruft’ oder ‘zieht’ Menschen durch seinen Sohn. Auch „Herrlichkeit und Tugend“ sind den Menschen besonders in Jesus Christus geoffenbart worden. Der christliche Apostel Johannes schrieb über den Sohn Gottes: „Das WORT [wurde] Fleisch und weilte unter uns; und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie einem einziggezeugten Sohn vom Vater her gehört; und er war voll unverdienter Güte und Wahrheit“ (Joh. 1:14). Johannes und die anderen Apostel sahen im Leben des Herrn Jesus Christus einen Glanz oder eine Herrlichkeit, wie sie nur von jemandem entfaltet werden konnte, der das Bild des himmlischen Vaters vollkommen widerspiegelte. Außerdem war der Apostel Johannes zusammen mit Jakobus und Petrus Zeuge der Umgestaltung Jesu Christi. Damals leuchtete Jesu Angesicht „wie die Sonne, und seine äußeren Kleider wurden glänzend wie das Licht“ (Matth. 17:2). Wie die Herrlichkeit mit dem Sohn Gottes im Zusammenhang steht, so auch die Tugend. Jesus Christus war in seiner Tugend beispielhaft, er war ein Mann von moralischer Vortrefflichkeit. Sogar Judas Iskariot, der Verräter, gestand: „Ich habe gesündigt, als ich gerechtes Blut verriet“ (Matth. 27:4). So hat Jehova durch die „Herrlichkeit und Tugend“, die sich im Sohn widerspiegelten, Menschen berufen.
Gottes Verheißungen — ein Ansporn, Fortschritte zu machen
15. Wieso sind die von Gott geschenkten Verheißungen ‘kostbar und überaus groß’?
15 Gott schenkte den Christen im ersten Jahrhundert durch seine wunderbare Rettungsvorkehrung, die durch die „gute Botschaft“ offenbart wurde, ‘kostbare und überaus große Verheißungen’. Diese Verheißungen waren insofern kostbar oder wertvoll, als sie den Christen angesichts des Hasses der Welt Trost, Ermunterung und Kraft verliehen. Wenn wir berücksichtigen, daß die Gläubigen, an die Petrus schrieb, danach ausblickten, als Miterben des Königreiches Christi an seiner Herrlichkeit teilzuhaben, müssen wir dem Apostel zustimmen, daß ihnen ‘kostbare und überaus große Verheißungen’ geschenkt worden waren (2. Petr. 1:4a).
16, 17. Wie wirken sich die Verheißungen Gottes auf Gläubige aus?
16 Was bewirkten diese Verheißungen für die Gläubigen im ersten Jahrhundert? Petrus antwortet: „Durch diese [mögt ihr] Teilhaber an der göttlichen Natur werden ..., indem ihr dem Verderben, das durch die Sinnenlust in der Welt ist, entronnen seid“ (2. Petr. 1:4b). Mit anderen Worten: Gottes Verheißungen bildeten die Grundlage dafür, daß sie „Teilhaber an der göttlichen Natur“ werden konnten. Die Christen im ersten Jahrhundert hofften, mit Jesus Christus im himmlischen Königreich vereint zu werden und ihm gleich zu sein (Röm. 8:17). Da der Sohn ‘der Widerschein der Herrlichkeit Gottes und der genaue Abdruck seines Wesens ist’, sind alle, die Jesus Christus gleich sein werden, auch wie der Vater (Hebr. 1:3). Der Apostel Johannes schrieb: „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, aber noch ist nicht kundgemacht worden, was wir sein werden. Wir wissen, daß, wann immer er offenbar gemacht wird, wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn so sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn gesetzt hat, läutert sich selbst, so, wie dieser lauter ist“ (1. Joh. 3:2, 3).
17 Geistgezeugte Christen werden also Teilhaber an der „göttlichen Natur“, indem sie an der Herrlichkeit des Sohnes Gottes teilhaben. Diese wunderbare Hoffnung, die sich auf Gottes zuverlässige Verheißungen stützte, war für sie ein starker Ansporn, ihr Äußerstes zu tun, um sich von aller weltlichen Befleckung zu läutern. Der Apostel Petrus hob denselben Gedanken hervor, als er zeigte, daß „Teilhaber an der göttlichen Natur“ „dem Verderben, das durch die Sinnenlust in der Welt ist, entronnen“ sind. „Die Sinnenlust“, ein leidenschaftliches Verlangen nach etwas, worauf man kein Anrecht hat, ist die Ursache der in der Welt auftretenden Verderbtheit oder Befleckung. Dieser Befleckung waren Gläubige entronnen, wenn sie sich Gottes Mittel zur Rettung zunutze machten und dann bemüht waren, sich an den göttlichen Maßstab der Heiligkeit, Sauberkeit oder Reinheit zu halten. Die in der Bibel aufgezeichneten Verheißungen können uns genauso wie die Gläubigen im ersten Jahrhundert dazu bewegen, uns ständig zu läutern.
Mehr als Glaube erforderlich
18, 19. Was sollten wir gemäß 2. Petrus 1:5-7 tun, nachdem wir Glauben erlangt haben, und warum?
18 Alle wahren Diener Gottes der heutigen Zeit haben aus der göttlichen Macht, die durch die „gute Botschaft“ ausgeübt wird, und aus den damit verbundenen wunderbaren Verheißungen Nutzen gezogen. Daher sollten wir uns als Menschen erweisen, die eine christliche Persönlichkeit erkennen lassen und damit beschäftigt sind, anderen besonders in geistiger Hinsicht zu helfen. Der Apostel Petrus ließ die Aufforderung ergehen: „Ja eben deswegen, indem ihr dementsprechend all euer ernsthaftes Bemühen beitragt, reicht dar zu eurem Glauben Tugend, zu eurer Tugend Erkenntnis, zu eurer Erkenntnis Selbstbeherrschung, zu eurer Selbstbeherrschung Ausharren, zu eurem Ausharren Gottergebenheit, zu eurer Gottergebenheit brüderliche Zuneigung, zu eurer brüderlichen Zuneigung Liebe“ (2. Petr. 1:5-7).
19 Wir sollten uns nicht damit zufriedengeben, lediglich Glauben zu haben, sondern sollten in Erwiderung und als Folge davon, daß wir von unserem himmlischen Vater die Fähigkeit zu glauben erhielten, den Wunsch haben, weitere vortreffliche Eigenschaften zu entwickeln, die ein Beweis unseres Glaubens sind. Der Apostel Petrus ermahnt uns, ‘all unser ernsthaftes Bemühen beizutragen’, uns gewissenhaft mit all unserer Kraft anzustrengen, dem Sohn Gottes ähnlicher zu werden.
20. Was ist damit gemeint, daß wir unserem Glauben Tugend hinzufügen sollten?
20 Unserem Glauben Tugend hinzuzufügen bedeutet, daß wir uns bemühen, Christus, unser Vorbild, nachzuahmen und Menschen von moralischer Vortrefflichkeit zu sein. Tugend oder moralische Vortrefflichkeit ist eine positive Eigenschaft. Wer sie besitzt, hütet sich nicht nur davor, seinem Mitmenschen Schaden zuzufügen, sondern trachtet auch danach, Gutes zu tun und auf die geistigen, physischen und emotionalen Bedürfnisse anderer einzugehen. Tugend ist in Wirklichkeit tätige Güte. Das Leben eines tugendhaften Menschen zeichnet sich somit nicht nur durch Passivität aus, zum Beispiel dadurch, daß er sich vor geschlechtlicher Unsittlichkeit, vor Unreinheit, Unehrlichkeit und Ähnlichem, was Gott mißbilligt, hütet. Die Pharisäer im ersten Jahrhundert u. Z. waren stolz darauf, nicht so zu sein „wie die übrigen Menschen, Erpresser, Ungerechte, Ehebrecher“ (Luk. 18:11). Aber sie waren nicht tugendhaft, da sie das gewöhnliche Volk verachteten und weder Barmherzigkeit noch Mitleid oder Mitgefühl zeigten (Mark. 3:1 bis 6; Joh. 7:47-49).
21. Weshalb ist es wichtig, an Erkenntnis zuzunehmen?
21 Eine Tugendhaftigkeit, wie sie Jesus Christus aufwies, ist ohne Erkenntnis nicht möglich. Wir müssen Erkenntnis haben, um Recht und Unrecht voneinander unterscheiden zu können (Hebr. 5:14). Wir brauchen sie auch, um beurteilen zu können, wie wir in einer bestimmten Situation wirklich Gutes tun können (Phil. 1:9, 10). Im Gegensatz zu Leichtgläubigkeit kann festgegründeter Glaube durch Erkenntnis nicht erschüttert werden. Wenn wir daher gewissenhaft nach der Heiligen Schrift wandeln, wird dies unseren Glauben stärken, während wir weiterhin an Erkenntnis über Jehova Gott und seinen Sohn zunehmen.
22. (a) Weshalb ist Erkenntnis nötig, um Selbstbeherrschung entwickeln zu können? (b) Welche Beziehung besteht zwischen Selbstbeherrschung und Ausharren?
22 Diese Erkenntnis kann uns davor bewahren, sündigen Leidenschaften nachzugeben, unbescheiden und zügellos zu werden oder es sonstwie zu versäumen, im Denken, Reden und Handeln Gottes Bild widerzuspiegeln. Ja, die Erkenntnis trägt auch dazu bei, daß wir Selbstbeherrschung üben, die Fähigkeit, sich selbst sowie seine Worte und seine Handlungen zu zügeln. Dadurch, daß wir ständig Selbstbeherrschung üben, werden wir die wesentliche Eigenschaft des Ausharrens haben. Unter dem Druck, den die Welt in Form von täglichen Sorgen, Verfolgung oder Verlockungen durch Vergnügen und materielle Güter auf uns ausübt, werden wir nicht dem Wunsch nachgeben, an unserer Stellung als Sklaven Gottes und Christi etwas zu ändern, sondern wir werden Selbstbeherrschung üben.
23. (a) Wodurch ist es uns möglich auszuharren? (b) Was ist Gottergebenheit, und wie äußert sie sich?
23 Die innere Kraft, die wir durch das Ausharren gewinnen, kann uns auch davor bewahren, sündigen Leidenschaften nachzugeben, Zugeständnisse zu machen, wenn wir verfolgt werden, oder übermäßig mit den täglichen Sorgen, Vergnügungen oder materiellen Besitztümern beschäftigt zu sein. Dieses Ausharren ist dadurch möglich, daß wir auf den Höchsten vertrauen und von ihm Kraft und Anleitung erhoffen. (Vergleiche Philipper 4:12, 13; Jakobus 1:2-8.) Gottergebenheit oder Ehrfurcht sollte dem Ausharren hinzugefügt werden. Das ganze Leben eines wahren Christen zeichnet sich durch diese Ehrfurcht aus. Sie kommt durch eine heilsame Achtung vor dem Schöpfer zum Ausdruck sowie durch gebührenden Respekt vor den Menschen und ein angemessenes Interesse an ihnen, denn sie sind im Bilde Gottes erschaffen worden (1. Tim. 5:4).
24. Wieso kann es ohne brüderliche Zuneigung keine Gottesfurcht geben?
24 Ohne brüderliche Zuneigung kann es keine Gottesfurcht oder Ehrfurcht geben. Der Apostel Johannes schrieb: „Wenn jemand erklärt: ,Ich liebe Gott‘ und doch seinen Bruder haßt, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann Gott nicht lieben, den er nicht gesehen hat“ (1. Joh. 4:20). Folglich sollten wir uns bemühen, tiefe Zuneigung zu Glaubensbrüdern zu entwickeln, und so ‘zu unserer Gottergebenheit brüderliche Zuneigung darreichen’.
25. Wem sollten wir Liebe erweisen, und warum?
25 Liebe ist die herausragende Eigenschaft, die in unserem Leben besonders zu erkennen sein sollte. Diese Art Liebe sollte nicht nur auf unsere christlichen Brüder beschränkt bleiben. Wir sollten zwar zu unseren geistigen Brüdern Zuneigung haben, doch müssen wir auch allen anderen Menschen Liebe erweisen. Diese Liebe ist nicht von dem sittlichen Zustand des einzelnen abhängig. Wie Gottes Liebe zu den Menschen, wird sie sogar Feinden erwiesen. Jesus sagte in der Bergpredigt:
„Ihr habt gehört, daß gesagt wurde: ,Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.‘ Doch ich sage euch: Fahrt fort, eure Feinde zu lieben und für die zu beten, die euch verfolgen, damit ihr euch als Söhne eures Vaters erweist, der in den Himmeln ist, da er seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und es über Gerechte und Ungerechte regnen läßt. Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Steuereinnehmer dasselbe? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr da Besonderes? Handeln nicht auch die Leute von den Nationen ebenso? Ihr sollt demnach vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Matth. 5:43-48).
26, 27. Was wird geschehen, wenn wir unserem Glauben all das Wichtige hinzufügen, was Petrus erwähnte?
26 Was wird das Ergebnis sein, wenn wir unserem Glauben Tugend, Erkenntnis, Selbstbeherrschung, Ausharren, Gottergebenheit, brüderliche Zuneigung und Liebe hinzufügen? Der Apostel Petrus antwortet: „Wenn diese Dinge in euch vorhanden sind und überströmen, so werden sie euch daran hindern, entweder untätig oder ohne Frucht zu sein hinsichtlich der genauen Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus“ (2. Petr. 1:8).
27 Ja, das Ergebnis ist Tätigkeit und Fruchtbarkeit. Wenn wir unserem Glauben all das Wichtige hinzufügen, was der Apostel erwähnte, und es so sehr zu unserem Eigentum machen, daß es überströmt, werden wir nicht stillstehen und untätig oder geistig tot sein. Wir werden im Glauben weiter Fortschritte machen, die Früchte einer christusähnlichen Persönlichkeit hervorbringen und mit anderen über die „gute Botschaft“ sprechen. Wenn gottgefällige Eigenschaften in unserem Herzen wohnen und wirklich ein Bestandteil von uns sind, werden wir uns veranlaßt fühlen, so zu denken, zu reden und zu handeln, wie es Gott gefällt. (Vergleiche Lukas 6:43-45.)
Die Notwendigkeit, Fortschritte zu machen
28. In welcher Lage befindet sich ein angeblicher Christ, der in geistiger Hinsicht keine Fortschritte macht?
28 Wer als Christ keine Fortschritte macht, befindet sich in geistiger Hinsicht in großer Gefahr. Der Apostel Petrus sagte von einem solchen: „In wem diese [vorher genannten] Dinge nicht vorhanden sind, der ist blind, verschließt seine Augen vor dem Licht und hat die Reinigung von seinen früheren Sünden vergessen“ (2. Petr. 1:9).
29. Wieso ist jemand, der nicht die Früchte einer christusähnlichen Persönlichkeit hervorbringt, absichtlich blind?
29 Wer zwar vorgibt, Glauben zu haben, in geistiger Hinsicht aber keine Fortschritte macht und nicht die Früchte einer christusähnlichen Persönlichkeit hervorbringt, ist geistig blind. Er hat nicht erkannt, was es bedeutet, ein Christ zu sein. Er ist absichtlich blind, denn durch die Annahme der „guten Botschaft“ verpflichtete er sich, ständig bemüht zu sein, immer mehr wie Christus, sein Herr, zu werden.
30. Wozu sollte ‘die Reinigung von Sünden’ einen Christen veranlassen?
30 Ein solcher Mensch hat auch die Tatsache aus dem Auge verloren, daß er aufgrund des vergossenen Blutes Jesu von seinen Sünden gereinigt wurde. Im Einklang mit dieser Reinigung, die bei seiner Taufe als Christ erfolgte, hätte er sich ständig bemühen sollen, rein zu bleiben, ja sich immer mehr nach dem göttlichen Maßstab der Heiligkeit auszurichten. Dies nicht zu tun könnte leicht dazu führen, daß er vom Glauben abfällt und das Opfer des Sohnes Gottes völlig verwirft.
31, 32. Welchen Rat des Petrus sollte ein Christ befolgen, da er sich in Gefahr begibt, wenn er keine Fortschritte macht?
31 Da der Glaube gefährdet ist, wenn wir als Christen keine Fortschritte machen, sollten wir uns anstrengen, das Bild Gottes besser widerzuspiegeln. Petrus sagte diesbezüglich: „Aus diesem Grunde, Brüder, tut um so mehr euer Äußerstes, eure Berufung und Auserwählung festzumachen; denn wenn ihr diese Dinge beständig tut, werdet ihr auf keinen Fall jemals fehlgehen. In der Tat, auf diese Weise wird euch der Eingang in das ewige Königreich unseres Herrn und Retters Jesus Christus reichlich dargereicht werden“ (2. Petr. 1:10, 11).
32 Bestimmt sollten alle, die von Gott ‘berufen und auserwählt’ wurden, sein Volk zu sein, entschiedene Anstrengungen machen, Glieder seines Volkes zu bleiben. Wenn sie ständig zu ihrem Glauben christusähnliche Eigenschaften hinzufügen, werden sie, wie aus den inspirierten Worten des Petrus hervorgeht, das Ziel ihres Glaubens — die Rettung — nicht verfehlen. Nichts kann sie daran hindern, in das „ewige Königreich“ Jesu Christi einzugehen. Der Eingang in das Königreich wird ihnen „reichlich dargereicht“ werden.
33. Was mag darunter zu verstehen sein, daß einem Christen der Eingang in das Königreich „reichlich dargereicht“ wird?
33 Ihr Eingang in das Königreich wird herrlich sein, während sie ihre christusähnlichen Eigenschaften glanzvoll widerspiegeln. Der Ausdruck „reichlich dargereicht“ mag auch auf ein überragendes Maß an Segen hindeuten, den diejenigen genießen, die sich im Wettlauf um das Leben wirklich angestrengt haben (Phil. 3:14).
34. Wodurch könnte das überragende Maß an Segen veranschaulicht werden?
34 Den Unterschied zwischen dem Leben an sich und einem Leben mit besonderen Segnungen könnte man mit zwei Kapitänen vergleichen. Der eine mag sein Schiff geschickt durch einen Sturm manövrieren und sicher anlegen. Der andere Kapitän erleidet vielleicht in demselben Sturm Schiffbruch und rettet nur sein Leben. Beide Kapitäne sind mit dem Leben davongekommen, doch derjenige, dessen Schiff seetüchtig blieb, ist gewiß glücklicher und genießt größere Ehre als der andere. (Vergleiche 1. Korinther 3:12-15.)
35. Ewiges Leben ist zwar eine Gabe Gottes, doch warum sind dennoch persönliche Anstrengungen notwendig, um es zu erlangen?
35 Das Leben ist zwar eine freie Gabe Gottes, doch wir werden aufgefordert, unser aufrichtiges Verlangen danach dadurch zu beweisen, daß wir unser Äußerstes tun, um unserem himmlischen Vater wohlzugefallen. Es ist ein Geschenk, denn als sündhafte Menschen könnten wir es aufgrund eigener Verdienste nicht erlangen. Es könnte aber auch sein, daß wir es nicht erhalten, wenn unsere Lebensweise nicht erkennen läßt, daß wir es wirklich schätzen und wünschen. Mögen wir uns daher gewissenhaft bemühen, in unserem Denken, Reden und Handeln wirklich wie Christus zu sein. Dann werden wir mit Gottes Hilfe bestimmt Erfolg haben und weder die Aussicht auf das ewige Leben einbüßen noch weitere Segnungen, die unser himmlischer Vater auf uns ausgießen mag, weil wir Frucht tragen.
36. Welche Umstände schließen gemäß den Worten des Petrus nicht aus, daß wir ermahnt werden müssen?
36 Wir sollten uns daher stets an die Notwendigkeit, treu zu bleiben, erinnern. Auf diese Tatsache wollte der Apostel Petrus die Leser seines zweiten Briefes hinweisen. Er schrieb:
„Darum werde ich geneigt sein, euch immer an diese Dinge zu erinnern, obwohl ihr sie wißt und in der Wahrheit befestigt seid, die in euch vorhanden ist. Doch erachte ich es für recht, solange ich in dieser Hütte bin, euch durch Erinnern aufzuwecken, da ich ja weiß, daß das Ablegen meiner Hütte nahe bevorsteht, so, wie es mir auch unser Herr Jesus Christus angezeigt hat. So will ich auch jederzeit mein Äußerstes tun, damit ihr nach meinem Weggang imstande seiet, diese Dinge selbst zu erwähnen“ (2. Petr. 1:12-15).
Wie diejenigen, an die Petrus im ersten Jahrhundert schrieb, mögen auch wir die Notwendigkeit erkennen, die „gute Botschaft“ zu predigen und die christusähnliche Persönlichkeit immer besser hervorzubringen. Wir mögen in der christlichen Wahrheit, soweit wir sie kennengelernt haben, befestigt sein. Doch besonders dann, wenn Prüfungen an uns herantreten oder wir vielleicht mit den schlauen Argumenten falscher Lehrer konfrontiert werden, sollten wir an die Mahnungen des Petrus denken.
37. Inwiefern war Petrus ein Vorbild im Ermahnen?
37 Wir sollten im Sinn behalten, warum der Apostel Petrus diese Ermahnungen aufzeichnete. Er wußte, daß er bald sein Leben lassen müßte, denn Jesus Christus hatte ihm persönlich gesagt, daß er als Märtyrer sterben werde (Joh. 21:18, 19). Diese Aussicht rief bei Petrus keine gedrückte Stimmung hervor, sondern er war entschlossen, die verbleibende Zeit zu nutzen und seine Brüder zu stärken, sie zu ermuntern, tätig zu sein und Frucht zu tragen. So konnten sie auch nach seinem Weggang, seinem Tod, durch seine Ermahnungen ermuntert werden und sie zur gegenseitigen Erbauung benutzen.
38. Wie sollten wir auf die in den Briefen des Petrus enthaltenen Ermahnungen reagieren?
38 Mögen auch wir durch die Briefe des Petrus ermuntert werden und andere stärken, indem wir die Aufmerksamkeit auf seine Ermahnungen lenken. Dann können wir, während wir zuversichtlich die Erfüllung der wunderbaren Verheißungen Jehovas erwarten, weiterhin die „gute Botschaft“ verkündigen und immer mehr wie unser himmlischer Vater und sein Sohn werden.
[Bild auf Seite 19]
„Reicht dar zu eurem Glauben Tugend, zu eurer Tugend Erkenntnis.“
[Bild auf Seite 21]
‘Reicht dar zu eurem Ausharren Gottergebenheit.’
[Bild auf Seite 23]
‘Reicht dar zu eurer Gottergebenheit brüderliche Zuneigung.’
[Bild auf Seite 25]
‘Wenn diese Dinge in euch vorhanden sind, werden sie verhindern, daß ihr untätig oder ohne Frucht seid.’
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‘Richte nicht’Der Wachtturm 1980 | 1. August
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‘Richte nicht’
Unvollkommene Menschen neigen dazu, sich mit anderen zu vergleichen und daraus Schlußfolgerungen über den Wert ihrer Mitmenschen zu ziehen. Solche Schlußfolgerungen beruhen häufig auf einer persönlichen Vorliebe und dem persönlichen Geschmack, oder sie unterliegen dem Einfluß einer unterschiedlichen Herkunft oder Erziehung.
Wahre Christen sollten sich jedoch davor hüten, andere in einem falschen Licht zu sehen. Als der christliche Apostel Paulus über den Genuß bestimmter Speisen sprach, prägte er einen Grundsatz, der uns helfen kann, in diesem wichtigen Bereich des Lebens ausgeglichen zu bleiben. Er schrieb: „Der Essende blicke nicht auf den Nichtessenden herab, und der Nichtessende richte den nicht, der ißt, denn Gott hat diesen willkommen geheißen“ (Röm. 14:3).
Jehova Gott heißt alle willkommen, die sich bemühen, seinen Willen zu tun. Warum sollte dann ein Mensch auf andere herabblicken oder sie aufgrund dessen richten, was sie persönlich tun? In dem Fall, um den es damals ging, mag derjenige, der mit einem guten Gewissen Fleisch aß, geneigt gewesen sein, auf den Nichtessenden herabzublicken und ihn als zu gewissenhaft oder als extrem zu betrachten. Der Nichtessende wiederum richtete vielleicht denjenigen, der Fleisch aß. In seinen Augen war der Essende ein Übertreter des Gesetzes, ein Sünder. Ein Christ, der in diesem Bereich des Lebens ausgeglichen ist — ganz gleich, ob es um Essen und Trinken, um Vergnügen, um Kleidung oder dergleichen geht —, erkennt, daß er lediglich ein Diener oder Sklave Gottes ist und als solcher nicht das Recht hat, andere aufgrund seiner privaten Ansichten zu beurteilen. Wenn es sich daher um Dinge handelt, bei denen der persönliche Geschmack oder die persönliche Vorliebe eine Rolle spielt, blickt er weder auf seine Glaubensbrüder herab, noch richtet er sie.
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