Fragen von Lesern
● Was sind die „elementaren Dinge“, vor denen der Apostel Paulus in Kolosser 2:8 (NW) warnte? — B. F., USA.
In Kolosser 2:8 lesen wir: „Seht euch vor, vielleicht mag jemand da sein, der euch als seine Beute wegführt durch Philosophie und leere Täuschung, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den elementaren Dingen der Welt und nicht gemäß Christus.“ Der allgemeinste Sinn des Wortes „elementar“ ist „primär“, „grundlegend“, wie zum Beispiel in der Bezeichnung „Elementar“-Schule. Das Wort bezeichnet aber auch das, was zu den Elementen oder den Merkmalen der Elemente einer Sache gehört. Ein Element wird daher wie folgt definiert: „Einer der Bestandteile, einer der Grundbegriffe oder eines der Merkmale einer Sache.“
In Übereinstimmung mit dieser Definition gebraucht hier der Apostel Paulus das griechische Wort stoicheion. Dieses Wort bedeutet: „Das, was grundlegend, fundamental oder ein Anfangsbestandteil ist.“ Es ist ein Diminutiv eines griechischen Ausdruckes, der „einen geraden Stab oder ein Richtscheit“ bedeutet. Stoicheion wird auch wie folgt definiert: „Ein Element; ein Element des natürlichen Universums … ein Element oder Anfangsgrund eines intellektuellen oder religiösen Systems.“ — Greek Lexicon, Bagster.
Das Wort stoicheion kommt in den Christlichen Griechischen Schriften siebenmal vor. Der Apostel Petrus gebraucht es im Sinne eines Elementes des natürlichen Universums zweimal, wenn er sagt: „Jehovas Tag jedoch wird wie ein Dieb kommen, an dem die Himmel vergehen werden mit zischendem Geräusch; die Elemente aber werden in Gluthitze aufgelöst.“ (2. Pet. 3:10, 12, NW) In der Neuen-Welt-Übersetzung (engl.) sagt eine Fußnote für das Wort „Elemente“ „die Himmelskörper“. In den buchstäblichen Himmeln bilden die einzelnen Himmelskörper die Elemente oder Bestandteile. Wir wissen, daß die buchstäblichen Himmel und die Erde immerdar bleiben werden, und auch der Begleittext zeigt uns klar, daß sich der Apostel Petrus hier auf einen bösen symbolischen Himmel bezieht, der aus Satan und all seinen bösen Dämonen besteht. Diese werden am Tage Jehovas „zerschmelzen“, das heißt in Harmagedon außer Tätigkeit gesetzt werden, da sie dann für tausend Jahre in den Abgrund geworfen werden. — Off. 20:1-3, NW.
In seinem Brief an die hebräischen Christen gebraucht der Apostel Paulus den gleichen Ausdruck stoicheion, um die Grundelemente des wahren Christentums zu bezeichnen. Wegen ihrer Trägheit brauchten die Erwähnten wiederum jemanden, der sie von Anfang an in den „ersten Grundbegriffen [stoicheion, Elementen, Elb] der heiligen Aussprüche Gottes“ unterwies, zum Beispiel in bezug auf „Reue über tote Werke, und Glauben an Gott … die Auferstehung von den Toten und das ewige Gericht“. Solche Lehren, Elemente oder „Grundbegriffe“ sind sowohl grundlegend als auch primär, weshalb Paulus sie als die „ersten“ Elemente der Lehren des Christentums bezeichnete. — Heb. 5:12; 6:1, 2, NW.
Nun kommen wir zu den „elementaren Dingen“, die in Kolosser 2:8 erwähnt werden. Hier handelt es sich um die grundlegenden oder elementaren Dinge oder um die Grundbegriffe, die Satans Welt oder System der Dinge ausmachen, sie leiten und zur Tat veranlassen. Dieser Ausdruck würde daher die Philosophie oder die nichtige Weisheit dieser Welt einschließen, den leeren Trug ihres materialistischen Strebens, den der Versammler im Buche „Der Prediger“ wiederholt als eine unglückliche Beschäftigung hinstellt, ferner die Überlieferungen der falschen Religion usw. Darin eingeschlossen sind auch die Dinge, die der Apostel Johannes wie folgt erwähnt: „Denn alles, was in der Welt ist — die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und die augenfällige Zurschaustellung der Mittel, die jemand zum Leben besitzt —, stammt nicht vom Vater, sondern stammt von der Welt.“ — 1. Joh. 2:16, NW.
Wenn der Christ nicht allezeit wach und auf der Hut ist, werden ihn Weltmenschen gemäß ihren „elementaren Dingen“ als ihre Beute wegführen, indem sie ihn von neuem zum Sklaven ihrer selbstischen Zwecke machen. So gaben gewisse zur Welt gehörende Personen, die Proselyten des Judentums machen und Christen wieder in die Knechtschaft des Mosaischen Gesetzes zurückführen wollten, dem Apostel Paulus Anlaß zu folgenden Worten: „Wenn ihr mit Christus zusammen den elementaren Dingen der Welt gestorben seid, warum unterwerft ihr euch weiterhin, als lebtet ihr in der Welt, den Satzungen: ‚Fasse nicht an, noch koste, noch berühre‘ Dinge, die alle durch den Verbrauch zur Vernichtung bestimmt sind.“ (Kol. 2:20-22, NW) Zwei ähnliche Bezugnahmen auf diese besonderen „elementaren Dinge“ sind in Galater 4:3 und 9 (NW) zu finden.
Da heute verhältnismäßig wenige Christen aus dem Judentum stammen, ist die Gefahr, eine Beute des Judentums zu werden, nicht so groß, wie es bei den Christen in Galatien zur Zeit des Apostels Paulus der Fall war. Doch gibt es — wie schon erwähnt — andere Gefahren. Zum Beispiel darf die Bibelkritik nicht übersehen werden, vor der sich Christen hüten müssen, denn „schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten“. — 1. Kor. 15:33, NW.
● Wie können die Worte in 5. Mose 24:16: „Kinder sollen nicht getötet werden um der Väter willen“, damit vereinbart werden, daß das Kind, das den ehebrecherischen Beziehungen zwischen David und Bathseba entsprang, zufolge ihrer Sünde starb, wie dies in 2. Samuel 12:14 gezeigt wird? — J. B., USA.
Wie in 5. Mose 24:16 erklärt wird, zeigte das Gesetz, daß Väter nicht wegen ihrer Söhne und Söhne nicht wegen ihrer Väter getötet werden sollten. Nach der menschlichen Handhabung des Rechts sollte jeder wegen seiner eigenen Sünde sterben und nicht unschuldige Verwandte mit sich in den Tod ziehen. In diesem besonderen Fall von David und Bathseba hatte keine dieser beiden Personen ein Anrecht auf das Kind. Somit geschah ihnen nicht Unrecht, als sie des Kindes beraubt wurden. Außerdem war es ein noch unbeschnittenes, unbenanntes Kleinkind und hatte als solches weder ein Persönlichkeitsmuster entwickelt noch das Leben bewußt empfunden und schätzen gelernt. Ferner hätte Bathseba wegen ihres Ehebruchs zu Tode gesteinigt werden können, dann wäre das ungeborene Kind sowieso umgekommen. Wie aber im Wachtturm schon früher gezeigt worden ist, wurde David wegen des Königreichsbundes, den Jehova mit ihm geschlossen hatte, Barmherzigkeit erwiesen. Dessenungeachtet ließ Jehova das Kind sterben, um David die Tatsache einzuprägen, daß er sich Jehovas Mißfallen zugezogen hatte, was für König David ein ganz ernster Schlag war. Es werden noch zwei ähnliche Fälle aus dem Leben Davids berichtet, der eine in Verbindung mit dem Tode Ussas, der versuchte, die Bundeslade zu halten, der andere in Verbindung mit dem anmaßenden und stolzen Beschluß Davids, die Heerscharen Israels zu zählen, worauf Zehntausende von Israeliten ums Leben kamen. (1. Chron. 15:13; 21:1-27) Berichte wie diese heben die Oberhoheit Gottes, Jehovas, hervor und unterstreichen die Worte: „Nach seinem Willen tut er [Gott] mit dem Heere des Himmels und mit den Bewohnern der Erde; und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du?“ — Dan. 4:35.
● Was ist mit dem Ausdruck ‚die Leber beschauen‘, der in Hesekiel 21:26 erscheint, gemeint?
In Hesekiel 21:26 lesen wir über Nebukadnezar folgendes: „Denn der König von Babel bleibt am Kreuzwege stehen, am Anfang der beiden Wege, um sich wahrsagen zu lassen; er schüttelt die Pfeile, befragt die Teraphim, beschaut die Leber.“ Dieser Brauch, auf der Suche nach Omina die Leber zu beschauen oder zu untersuchen, war als Leberuntersuchung bekannt und stützte sich auf den alten Gedanken, daß die Leber der Sitz der Lebens- und Tatkraft, der Empfindungen, der Liebe sei. Zweifellos wurde der Leber wegen des vielen Blutes, das sie enthält, solche Beachtung geschenkt, da im Menschen ein Sechstel des gesamten Blutes in der Leber zu finden ist.
Im alten Assyrien lautete der Name des Priesters baru, was „Inspekteur“ bedeutet, weil im Leben eines Priesters die „Leberschau“ eine große Rolle spielte. Da die Leber ein sehr vielseitiges Organ ist und aus Lappen, Gängen und Anhängen besteht, ferner Venen, Furchen und Kanten hat sowie andere Kennzeichen, gestattete sie die verschiedensten Deutungen. Wenn zum Beispiel eine gewisse Vertiefung ungewöhnlich lang war, wurde gesagt, sie prophezeie dem König eine lange Herrschaft. Wenn man bei gewissen Teilen statt der verhältnismäßigen Größe das Umgekehrte vorfand, nahm man an, ein Knecht werde über seinen Herrn herrschen. Und wenn man ein gewisses Zeichen oder Merkmal auf der rechten Seite sah, wurde es als günstiges Omen taxiert, wenn auf der linken, als ungünstiges. Auch Präzedens spielte eine Rolle. Wenn zum Beispiel nach einem gewissen Zustand der Leber die Ereignisse eine günstige Wendung nahmen, glaubte man, daß ein gleicher Zustand der Leber eines neugeschlachteten Tieres ebenfalls eine günstige Wendung der Ereignisse voraussage. Die „Leberschau“ wurde ursprünglich von den Assyrern und Babyloniern eingeführt und später von den Griechen und Römern übernommen. In der Neuzeit sind in gewissen primitiven Ländern Afrikas und Asiens noch Spuren davon zu finden.
● Warum schob Jesus in seine Darlegungen, die in Matthäus 24:15 (NW) aufgezeichnet worden sind, die Worte ein: „der Leser wende Urteilsvermögen an“? Sollten wir, wenn wir feststellen möchten, ob sich Prophezeiungen erfüllen, nicht jederzeit Urteilsvermögen anwenden? R. B., USA.
Natürlich sollte man immer, wenn man Gottes Wort betrachtet, Urteilsvermögen anwenden, doch ist es offenbar in bezug auf die Erfüllung des Teils der Prophezeiung Daniels, auf den sich Matthäus 24:15 bezieht, besonders nötig, wachsam zu sein. „Wenn ihr daher das abscheuliche Ding erblickt, das Verödung verursacht, von dem Daniel, der Prophet, geredet hat und das an heiliger Stätte steht (der Leser wende Urteilsvermögen an) …“ — NW.
Die Juden wandten den Text, Daniel 11:31, auf den sich Jesus hier bezieht, auf die Zeit der Verunreinigung des Tempels (168 v. Chr.) durch Antiochus IV. (Epiphanes) an. Da diese Anwendung, die man gewöhnlich heute noch gelten läßt, nicht richtig war, fügte Jesus offenbar eine Mahnung zur Vorsicht bei, damit wir nicht demselben Irrtum anheimfallen sollten. Weit davon entfernt, sich damals zu erfüllen, erfüllt sich der Text der Prophezeiung Daniels bezüglich des „abscheulichen Dinges, das Verödung verursacht“, in unseren Tagen, und zwar als Teil eines großen Zeichens, das die zweite Gegenwart Christi beweist. Wie die Wachtturm-Publikationen es immer und immer wieder gezeigt haben, bezieht sich dieser Text auf das, was der Teufel heute als Ersatz für Gottes Königreich geschaffen hat, nämlich auf die Vereinten Nationen. Deswegen ist dieses „Ding“ auch abscheulich in Gottes Augen, und es bewirkt in dem Sinne Verödung, daß alle, die ihr Vertrauen darauf setzen, statt auf Gottes Königreich, in Harmagedon „verödet“, ja vernichtet werden.