‘Das Wort der Wahrheit recht handhaben’
„Tue dein Äußerstes, dich selbst Gott als bewährt darzustellen, als ein Arbeiter, der sich wegen nichts zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht handhabt.“ — 2. Tim. 2:15.
1. Womit wird Gottes Wort verglichen, und welche Einstellung sollten wir daher haben, wenn wir es gebrauchen?
DAS Wort Gottes ist lebendig und übt in unserem Leben Macht aus. Wie ein Schwert kann es Seele und Geist scheiden. (Hebr 4:12) Es dringt bis zu unseren Gründen für das, was wir tun, vor. Es unterscheidet zwischen dem, was wir als lebendige Seele zu sein scheinen, und dem, was wir in unserem Herzen, in unserer Einstellung und in unserem Geist wirklich sind. Da Gottes Wort mit einem Schwert verglichen wird, möchten wir es bestimmt geschickt gebrauchen. Wir möchten vorsichtig sein, damit wir ein solches Schneidewerkzeug nicht auf verkehrte Weise, sondern, wie Paulus riet, „recht“ gebrauchen. Wenn wir uns daran begeben, Gottes Wort zu lesen oder zu studieren, sollten wir so vorgehen, daß wir den wahren Sinn dessen, was darin steht, erfassen und ein klares Verständnis erlangen.
2. Wie sollten wir die Bibel nicht betrachten, und welche Fragen wären daher angebracht, wenn wir einen Teil der Bibel lesen?
2 Oft hilft uns der Zusammenhang oder das, was vor und nach einem Vers, den wir lesen mögen, steht, diesen richtig zu verstehen und anzuwenden. Wir wollen daran denken, daß die Bibel nicht eine Sammlung unzusammenhängender Verse ist, die keine Beziehung zueinander hätten, aufs Geratewohl zusammengestellt worden wären und sich unter irgendwelchen Umständen gebrauchen ließen, um etwas zu beweisen, was wir für richtig halten mögen. Wir müssen beim Lesen des Wortes Gottes vielmehr das Gesamtbild erkennen. Wir sollten uns fragen, wer die betreffenden Worte spricht, zu wem und über welche Angelegenheit und ob sich der Text nur auf ein bestimmtes Thema bezieht. Dies ist wichtig, wenn wir ‘das Wort der Wahrheit recht handhaben’ wollen.
EINIGE BEISPIELE
3. Welcher Aufschluß über den Hintergrund von 2. Timotheus 2:15 hilft einem, diesen Text richtig zu verstehen?
3 Um dies zu veranschaulichen, wollen wir die Worte aus 2. Timotheus 2:15 betrachten, die Paulus an Timotheus richtete. Dort erklärt er: „Tue dein Äußerstes, dich selbst Gott als bewährt darzustellen, als ein Arbeiter, der sich wegen nichts zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht handhabt.“ Diese Worte wurden an jemand geschrieben, der in der Wahrheit Gottes gute Kenntnisse hatte und der den Willen Gottes tat. Dies wissen wir aufgrund dessen, was Paulus zuvor an Timotheus geschrieben hatte, wie es am Anfang dieses Briefes aufgezeichnet ist. Paulus schrieb an Timotheus: „Denn ich erinnere mich an den ungeheuchelten Glauben, der in dir ist und der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte, der aber, wie ich die Zuversicht habe, auch in dir ist.“ (2. Tim. 1:1, 2, 5) In seinen in 2. Timotheus 2:15 aufgezeichneten Worten zeigte Paulus Timotheus, wie er Christen, also denen, die zur Versammlung Gottes gehörten, Anweisungen erteilen sollte. Es stimmt zwar, daß ein Christ das Wort der Wahrheit richtig gebrauchen sollte, wenn er mit Ungläubigen spricht, doch sagte Paulus in diesem Fall Timotheus nicht, wie er Ungläubige zum Christentum bekehren sollte. Dies geht aus dem hervor, was Paulus zu ihm über sein Lehren sagte: „So, wie ich dich ermuntert habe, in Ephesus zu bleiben, als ich im Begriffe war, meines Weges nach Mazedonien zu gehen, so tue ich es jetzt, damit du gewissen Leuten gebietest, nicht eine andere Lehre zu lehren.“ Hier ist klar zu erkennen, daß einige innerhalb der Christenversammlung andere Lehren lehrten, also ‘das Wort der Wahrheit nicht recht handhabten’. Paulus gab Timotheus auch den Rat: „Die Dinge, die du von mir mit der Unterstützung vieler Zeugen gehört hast, diese Dinge vertraue treuen Menschen an, die ihrerseits hinreichend befähigt sein werden, andere zu lehren.“ (1. Tim. 1:3; 4:16; 2. Tim. 2:2) Auch hier wird durch die Erwähnung des Gedankens, den wichtigen Aufschluß treuen Menschen anzuvertrauen, die befähigt wären, andere zu lehren, wiederum bewiesen, daß Timotheus es mit Personen innerhalb der Christenversammlung zu tun hatte. Er sollte die Wahrheit gebrauchen, um seinen Brüdern zu nutzen und sie zu leiten.
VERMEIDE ES, SCHRIFTSTELLEN ZU VERDREHEN, UM ETWAS ZU BEWEISEN
4. (a) Zeige, wie weit die Geistlichen der Christenheit gehen, wenn sie Matthäus 10:28 falsch anwenden. (b) Was zeigt diese Schriftstelle in Wirklichkeit, soweit sie sich auf die Seele des Menschen bezieht?
4 Wir müssen unbedingt vermeiden, einen Text vorsätzlich falsch anzuwenden, um unseren Gedanken zu beweisen. Gerade dessen machen sich die Geistlichen der Christenheit oft schuldig. Betrachte zum Beispiel Matthäus 10:28. Wir lesen dort: „Und werdet nicht furchtsam vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als Leib in der Gehenna vernichten kann.“ Geistliche werden auf den ersten Teil der Worte Jesu aufmerksam machen, um zu beweisen, daß die Seele unsterblich sei, also nicht sterben könne. Sagte Jesus dies wirklich? Es mag den Anschein haben, wenn man in der Mitte des Verses zu lesen aufhört. Aber wenn man den übrigen Teil des Verses liest, sieht man, daß Jesus die Lehre von der unsterblichen Seele deutlich als falsch bloßstellte, indem er sagte, man solle den fürchten, der sowohl Seele als Leib in der Gehenna vernichten könne. Dadurch, daß man „das Wort der Wahrheit recht handhabt“, wird der wahre Sinn oder die wahre Bedeutung in den Vordergrund gerückt.
5. (a) Wie legen einige 1. Petrus 4:6 aus? (b) Welches ist die wahre Bedeutung des Verses und welchen weiteren biblischen Beweis kannst du anführen?
5 In engem Zusammenhang mit der Lehre von der unsterblichen Seele steht der Glaube einiger, daß der Geist eines Menschen weiterlebe und mit dem Menschen persönlich gleichzusetzen sei. Zur Unterstützung dieser Ansicht wird 1. Petrus 4:6 angegeben. Dort lesen wir: „In der Tat, zu diesem Zweck wurde die gute Botschaft auch den Toten verkündet, damit sie, was das Fleisch betrifft, vom Standpunkt der Menschen aus gerichtet würden, doch was den Geist betrifft, vom Standpunkt Gottes aus leben könnten.“ Personen, die glauben, daß der Geist als vernunftbegabtes Wesen den Tod des Körpers überlebe, behaupten, Petrus habe hierfür den Beweis erbracht, als er erwähnt habe, die gute Botschaft würde den Toten verkündet. Stimmt das? Um ‘das Wort Gottes recht zu handhaben’, müssen wir hören, was es selbst sagt. Bezog sich Petrus dort auf Personen, die körperlich tot waren? Da sich die körperlich Toten „nicht des geringsten bewußt“ sind (Pred. 9:5), sind diese von Petrus erwähnten Toten dieselben wie diejenigen, von denen Jesus sprach, als er sagte: „Laß die Toten ihre Toten begraben“, und wie diejenigen, auf die sich der Apostel Paulus bezog, als er schrieb: „Überdies seid ihr es, die Gott lebendig gemacht hat, obwohl ihr tot wart in euren Verfehlungen und Sünden.“ Jeder, der in den Augen Jehovas tot ist, kann in geistigem Sinne dadurch zum Leben kommen, daß er das Wort Gottes hört, bereut und dem Herrn Jesus folgt. Die Hoffnung für die buchstäblichen Toten ist die Auferstehung und die Gelegenheit, dann die gute Botschaft zu hören und gerichtet zu werden. — Matth. 8:22; Eph. 2:1.
6. (a) Welche Erklärung ist zu Jesaja 14:12-16 gegeben worden? (b) Wie lautet die biblische Erklärung? (c) Wer ist somit der Luzifer aus Jesaja 14:12-16, und wessen Einstellung spiegelt er wider?
6 Jehovas Volk muß ebenfalls vorsichtig sein und Schriftstellen so anwenden, daß dadurch das Wort Gottes in der Predigt- und Lehrtätigkeit richtig dargelegt wird. Betrachte zum Beispiel die manchmal gemachte Äußerung, daß einer der Namen, die Satan, dem Teufel, gegeben worden seien, Luzifer laute. Einige mögen sich auf Jesaja 14:12-16 beziehen. Gemäß der Authorized Version lautet der zwölfte Vers: „Wie bist du vom Himmel gefallen, o Luzifer, Sohn des Morgens! wie bist du zum Erdboden gefällt, der du die Nationen schwächtest!“ Das Wort „Luzifer“ ist eine Übersetzung des hebräischen Wortes hehlél, „Leuchtender“. Hehlél, wie es hier gebraucht wird, ist kein persönlicher Name und kein Titel, sondern vielmehr ein Ausdruck, der die glänzende Stellung bezeichnet, die die babylonische Königsdynastie der Linie Nebukadnezars einnahm. Es wäre nicht richtig, zu sagen, Satan, der Teufel, sei es, der hier Luzifer genannt werde, als sei dies einer seiner Namen. Der hier gebrauchte Ausdruck bezieht sich in erster Linie auf den König von Babylon, denn gemäß dem vierten Vers ist dies eine „Sprichwortrede gegen den König von Babylon“. Auch heißt es im fünfzehnten und sechzehnten Vers dieses vierzehnten Kapitels, daß dieser ‘Glänzende’ (Luzifer) zum Scheol hinabgebracht werden soll, der das allgemeine Grab der Menschen und kein ständiger Aufenthaltsort für Satan, den Teufel, ist. Außerdem ist es tatsächlich so, daß diejenigen, die sehen, wie dieser ‘Glänzende’ in diesen Zustand gebracht wird, sagen: „Ist das der Mann, der die Erde erbeben machte, der Königreiche erschütterte ...?“ Satan ist kein Mann, sondern ein unsichtbares Geistgeschöpf. Somit spiegelte der König von Babylon zwar die Einstellung seines Vaters, des Teufels, wider, doch war das Wort Luzifer kein Name, der Satan, dem Teufel, gegeben wurde. Dadurch, daß wir ‘das Wort der Wahrheit recht handhaben’, sind wir ausgerüstet, die klaren Worte Gottes zu reden, wie wir sie auf den Seiten der Bibel finden.
7. (a) Weshalb wird der Bibel durch den Gebrauch richtig ausgewählter Texte zum Beweis bestimmter Punkte nicht unrecht getan, und wer hat uns hierin ein Beispiel gegeben? (b) Zeige, wie der Apostel Paulus durch Hinweise auf die Hebräischen Schriften bewiesen haben könnte, daß Christus leiden und von den Toten auferstehen sollte.
7 Dem Wort Gottes wird jedoch nicht unrecht getan, wenn Gottes Diener richtig ausgewählte Texte aus verschiedenen Teilen der Bibel gebrauchen, um Lehrpunkte zu beweisen. Zwar erheben Gegner des Wortes Gottes manchmal den Vorwurf, Jehovas Zeugen würden vereinzelte Texte aus der Bibel auf unredliche Weise gebrauchen, um ihre Gedanken zu beweisen, doch wissen wir aufgrund eines Studiums der Bibel genau, daß Jesus und seine Apostel ausgewählte Texte gebrauchten, um gewisse Grundwahrheiten zu beweisen. Als Jesus zum Beispiel am Ende der vierzig Tage seines Fastens in der Wildnis versucht wurde, bezog er sich auf verschiedene Stellen des Wortes Gottes, um die Argumente des Teufels zu widerlegen. (Matth. 4:3-10; 5. Mose 8:3; 6:13, 16; 5:9) Der Apostel Paulus wandte diese Methode ebenfalls bei den Juden an, als er in der Synagoge lehrte. Der Bericht in Apostelgeschichte 17:2, 3 lautet: „So ging denn Paulus nach seiner Gewohnheit zu ihnen hinein und unterredete sich an drei Sabbaten mit ihnen anhand der Schriften, indem er durch Hinweise erklärte und bewies, daß es für den Christus notwendig war, zu leiden und von den Toten aufzuerstehen, und sprach: ,Dieser ist der Christus, dieser Jesus, den ich euch verkündige.‘“ (Siehe Psalm 22:7, 8; Jesaja 50:6; 53:3-5; Psalm 16:8-10.)
BEDEUTUNG DER TEXTE OFT IM ZUSAMMENHANG VERSTECKT
8. (a) Warum ist eine falsche Anwendung der Heiligen Schrift zu vermeiden? (b) Zeige die wirkliche Bedeutung von Sprüche 10:7 und den Grund dafür. (c) Welche Schriftstellen könnte man vernünftigerweise gebrauchen, wenn man darüber spricht, wer für eine Auferstehung nicht in Frage kommt?
8 Wenn aber Texte bewußt falsch angewandt werden, so wird der Heiligen Schrift auf grobe Weise unrecht getan. Wir möchten uns nicht solch einer falschen Anwendung schuldig machen, auch nicht in mehr oder weniger unbedeutenden Angelegenheiten. Wenn wir mit jemandem über die Auferstehung sprechen, könnten wir zum Beispiel sagen, daß die Bibel entschieden beweise, daß die Bösen nicht auferweckt würden. Wir mögen dem Betreffenden dann folgenden Bibelvers vorlesen: „Die Erinnerung an den Gerechten ist zum Segen, aber selbst der Name der Bösen wird verwesen.“ (Spr. 10:7) Es stimmt zwar, daß diejenigen, die Jehova als äußerst böse betrachtet und auf die das Loskaufsopfer Christi Jesu nicht angewandt wird, keine Auferstehung erleben werden. Doch wird in Sprüche 10:7 diese Entscheidung Jehovas nicht bewiesen. Wieso nicht? Wenn man dieses Kapitel der Sprüche im Zusammenhang liest, stellt man fest, daß darin eine Reihe von Gegensätzen dargestellt wird: ein weiser Sohn und ein unvernünftiger Sohn; jemand, der tüchtig arbeitet, und jemand, dessen Hand lässig ist; ein Sohn, der einsichtig ist, und ein Sohn, der schändlich handelt. Aber die Auferstehung und die Gehenna werden dort nicht behandelt. Es wäre daher nicht angebracht, zu sagen, diese Schriftstelle handle davon. Worauf vielmehr Wert gelegt wird, ist die Tatsache, daß der Name oder Ruf der Bösen keine angenehme Erinnerung ist, sondern etwas Widerliches, etwas Ekelhaftes. Um zu beweisen, daß einige nicht auferweckt werden, wäre es besser, auf Bibeltexte über die Gehenna, den zweiten Tod, Bezug zu nehmen. — Matth. 23:33; Offb. 21:8; siehe auch Matthäus 25:46.
9. Weshalb wird man dadurch, daß man darauf besteht, eine Schriftstelle im Zusammenhang zu betrachten, nicht daran gehindert, die Wahrheit zu erklären?
9 Dadurch, daß man sich genau vergewissert, indem man etwas im Zusammenhang liest und den Sinn davon erfaßt, wird man keineswegs daran gehindert, die Wahrheit zu erklären. Im Gegenteil, dadurch kann man seine auf die Bibel gestützte Beweisführung erhärten, weil derjenige, der unterwiesen wird, sogleich erkennen kann, daß das, was gelehrt wird, wirklich in der Bibel steht. Die Bibel ist das inspirierte Wort Gottes, des Allmächtigen, und mit der Hilfe des heiligen Geistes zu erfahren, wie er denkt, bedeutet, aus der Weisheit des Schöpfers, wie sie in seinem geschriebenen Wort dargelegt wird, Nutzen zu ziehen. Jehova hatte etwas im Sinn, wenn er einen Text in die Bibel aufnehmen ließ. Er weiß genau, was wir benötigen, und daher stellt er das zur Verfügung, was uns hilft und was es uns ermöglicht, geistig an Unterscheidungsvermögen und an genauer Erkenntnis über ihn zuzunehmen.
10, 11. (a) Welche Bedeutung könnte man 1. Johannes 4:18 leicht beilegen? (b) Was wird durch den Zusammenhang hinsichtlich der wahren Bedeutung nachgewiesen? (c) Inwiefern stimmt dies mit Psalm 139 überein?
10 Unser Verhältnis zu Jehova sollte so sein, als wären wir seine Kinder. Wie sehr schätzen wir als seine Kinder wirklich seine Liebe zu uns und seine Fürsorge für uns? ‘Handhaben wir sein Wort recht’, wenn es um das geht, was darin über unsere persönlichen Gebete zu ihm steht, und verstehen wir das, was uns sein Wort darüber sagt, wie wir gemäß seinem Willen ihm gegenüber empfinden sollten? Viele haben die Worte aus 1. Johannes 4:18 über die vollkommene Liebe gelesen und haben diese Worte verkehrt angewandt. In der Bibel heißt es dort: „Furcht gibt es nicht in der Liebe, sondern vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, weil die Furcht hemmend wirkt. In der Tat, wer sich fürchtet, ist nicht vollkommen gemacht worden in der Liebe.“ Auf den ersten Blick haben einige geschlußfolgert, daß sie einfach nie in der Liebe vollkommen sein könnten, weil die Furcht sie veranlaßt, die Gefahr, wann immer möglich, zu umgehen oder davor zu fliehen. Aber spricht der Apostel hier von einer solchen Furcht?
11 Wenn wir 1. Johannes 4:18 im Zusammenhang lesen, hilft uns das, die besondere Bedeutung dieses Bibelverses zu erkennen. Der Vers zuvor zeigt, daß das, was Johannes bespricht, eine Fortsetzung der Besprechung darüber ist, „Freimut der Rede“ zu haben. Er spricht hier nicht vom Freimut der Rede beim Predigen der guten Botschaft vom Königreich. Vielmehr spricht er vom Freimut der Rede gegenüber Gott. Dies geht aus dem dritten Kapitel des ersten Johannesbriefes, Vers 19 bis 21 hervor. Jemand, in dem Gottes Liebe voll zum Ausdruck kommt, fühlt sich somit frei, voller Vertrauen zu seinem himmlischen Vater zu kommen. Seine Unvollkommenheit und sein sündiger Zustand halten ihn nicht davon ab, zu Jehova zu kommen und um Hilfe zu bitten, um den Willen Jehovas tun zu können. Wie ein Kind in dem vollen Vertrauen, daß sein Vater es verstehen und ihm helfen wird, zu seinem Vater kommen kann, selbst wenn es einen Fehler begangen hat, so sollte man auch gegenüber seinem himmlischen Vater, Jehova, eingestellt sein. Man sollte sich frei fühlen, mit irgendeinem Problem, das man haben mag, an ihn heranzutreten und um Hilfe zu bitten, damit man den Willen seines Vaters tun kann. Man sollte keine krankhafte Furcht vor dem himmlischen Vater und davor haben, daß Jehova von einem unvollkommenen, sündigen Geschöpf absolute Gerechtigkeit fordern und daß er jemand wegen des sündigen Zustandes seines Sinnes und seines Herzens einfach verurteilen würde. Dies soll nicht heißen, daß man einfach unrecht tun und dann zum himmlischen Vater gehen sollte, um Vergebung zu erbitten und so Jehovas Barmherzigkeit auszunutzen. Wohl aber bedeutet es, daß man sich nicht zu fürchten braucht, zu seinem himmlischen Vater zu gehen und zu versuchen, das, was nicht in Ordnung ist, in Ordnung zu bringen und seine unvollkommenen Gedanken oder Handlungen zu berichtigen, da man weiß, daß Jehova alles weiß, was es über jemand zu wissen gibt. — Ps. 139:1-3, 15-18, 23, 24.
12. Inwiefern ist ein richtiges Verständnis von 1. Johannes 4:18 für uns als einzelne von Nutzen?
12 Wenn man dieses richtige Verständnis über 1. Johannes 4:18 hat, erkennt man den hervorragenden Wert seines geistigen Verhältnisses zu Jehova, dem Schöpfer. Man spricht von Herzen zu Jehova und bittet darum, daß man in seinem Leben Anleitung empfängt, damit es Jehova wohlgefällig ist. Somit bedeuten die Worte „vollkommen gemacht worden in der Liebe“, daß die Liebe zu Gott in uns nicht irgendwie unentwickelt ist, sondern daß wir zufolge dieser vollkommenen Liebe vielmehr fortwährend veranlaßt werden, von ganzem Herzen seinen Willen zu tun und dabei volles Vertrauen zu unserem himmlischen Schöpfer und Vater zu haben. Dies wiederum gibt uns großen Freimut wenn wir uns Gott durch das Gebet nahen. — Eph. 3:12; Hebr. 4:16; 1. Joh. 5:14.
PROPHETISCHE SCHRIFTEN RECHT HANDHABEN
13. (a) Woran sollte man bei vielen Prophezeiungen der Hebräischen Schriften denken, und wie wird dies in Verbindung mit der Prophezeiung aus Jesaja 35:1, 7 gezeigt? (b) Wofür sind Erfüllungen von Prophezeiungen an Jehovas Volk in alter Zeit eine sichere Gewähr?
13 Wenn wir Gottes Wort studieren und mit seiner wunderbaren Botschaft und dem, was sie in unserem Leben bedeutet, immer mehr vertraut werden, erkennen wir genau, daß es bereichernd und lohnend ist, es so zu verstehen, wie es der Absicht Jehovas entspricht. Wie oft haben wir aus den Hebräischen Schriften Prophezeiungen über die Segnungen zitiert, die der Menschheit in Gottes gerechter neuer Ordnung bevorstehen, und das mit Recht! Aber oft mögen wir dabei nicht erkannt haben, daß sich viele dieser Prophezeiungen bereits im alten Israel im kleinen erfüllt haben. Betrachte zum Beispiel die Worte aus Jesaja 35:1, 7, wo wir lesen: „Die Wildnis und die wasserlose Gegend werden frohlocken, und die Wüstenebene wird voller Freude sein und blühen wie der Safran. Und der von der Hitze ausgetrocknete Boden wird wie ein Schilfteich geworden sein und der durstige Boden wie Wasserquellen. An dem Aufenthaltsort von Schakalen, einem Ruheort für sie, wird es grünes Gras mit Schilfrohr und Papyruspflanzen geben.“ Der Zusammenhang dieser Schriftstelle zeigt deutlich, daß sie auf die im Exil lebenden Juden zutraf, die in den Tagen des Statthalters Serubbabel zurückkehrten. Vers 10 lautet: „Die von Jehova Erlösten, sie werden zurückkehren und gewißlich ... nach Zion kommen.“ Sein Vorhaben war es, jenes Land für sie zu einem kleinen Paradies zu machen, und dazu war es erforderlich, daß er die Wildnis und die wasserlose Gegend sowie die Wüstenebene zu Schilfteichen und Wasserquellen werden ließ. Durch die richtige Anwendung dieser Worte Gottes erkennen wir genau, daß diese für sein auserwähltes Volk in alter Zeit vollbrachten Wunder eine Gewähr für eine weit größere weitere Erfüllung solcher Verheißungen unter der Herrschaft seines Sohnes, des Herrn Jesus Christus, bieten. Es ist ohne weiteres ersichtlich, daß Jehova unter der Königreichsherrschaft Christi Jesu tatsächlich Segen auf diese Erde ausgießen wird, indem er nicht nur bewirkt, daß die Wüste ‘blüht’ „wie der Safran“, sondern blinde Augen und taube Ohren öffnet und die Lahmen wieder gesund werden läßt, wie es in dieser Prophezeiung heißt. — Jes. 35:5, 6.
14. Warum sollten alle wahren Christen den Wunsch haben, Gottes Wort der Wahrheit recht zu handhaben?
14 Ohne Frage können wir sagen: „Das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus.“ (Hebr. 4:12) Gott ist lebendig. Er spricht mit den Menschen durch sein lebendiges Wort, die Bibel, wodurch er seinen Dienern Kraft und ein Verständnis der tiefen Wahrheiten über sich und sein Vorhaben mit der Menschheit verleiht. Jeder christliche Zeuge Jehovas sollte den Wunsch haben, dieses Wort recht zu handhaben, damit er in der Lage ist, es wirkungsvoll anzuwenden, um andere zu belehren und falsche religiöse Lehren zu widerlegen, die den Sinn und das Herz zahlloser Millionen verfinstert haben, die von Babylon der Großen, dem Weltreich der falschen Religion, gefangengehalten worden sind. Paulus schrieb an Timotheus: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Zurechtweisen, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes völlig tauglich sei, vollständig ausgerüstet für jedes gute Werk.“ — 2. Tim. 3:16, 17.
15. Was zu tun, sollten wir uns bemühen, um Gottes Wort zu verstehen und zu schätzen?
15 Um Gottes Wort recht zu handhaben, muß man es lesen und es studieren und nach den darin enthaltenen verborgenen Schätzen suchen. Ein solches Verständnis und eine solche Wertschätzung kommen nicht automatisch, sondern erfordern, daß man tüchtig arbeitet und fleißig sucht. In den Sprüchen heißt es: „Mein Sohn, wenn du meine Reden annehmen und meine eigenen Gebote bei dir verwahren wirst, indem du der Weisheit dein Ohr leihst, so daß du dein Herz dem Unterscheidungsvermögen zuneigst, wenn du überdies nach Verständnis selbst rufst und du deine Stimme zum Unterscheidungsvermögen selbst erhebst, wenn du danach fortwährend wie nach Silber suchst und du wie nach verborgenen Schätzen ständig danach forschst, dann wirst du die Furcht Jehovas verstehen, und du wirst die wahre Erkenntnis Gottes finden.“ (Spr. 2:1-5) Aus dem, was wir in diesen Absätzen betrachtet haben, geht hervor, daß wir den Wunsch haben sollten, zu wissen, warum das, was in Gottes Wort geschrieben steht, so geschrieben wurde und wie die Worte angewandt werden können. Wir sollten stets Gründe für die Art und Weise suchen, wie Erklärungen gegeben werden, und wir sollten danach trachten, das Wort Gottes recht zu handhaben.
16. Welcher weitere Aufschluß wird uns helfen, Gottes Wort recht zu handhaben?
16 Der nachfolgende Artikel wird zeigen, daß es ganze Bibelbücher gibt, bei deren Niederschrift an ein bestimmtes Volk gedacht wurde und durch die eine bestimmte Botschaft übermittelt werden sollte. Damit wir dieses kostbare Wort Gottes recht handhaben, wird es zu unserem Vorteil sein, wenn wir Näheres hierüber feststellen, um den Rahmen, den Zweck und den Wert der inspirierten Worte zu erfahren.