Die rechte Ansicht über den Gemeinschaftsentzug
„O Jehova ... Wer wird weilen auf deinem heiligen Berge? Wer untadelig wandelt und Gerechtigkeit übt“ (Ps. 15:1, 2).
1, 2. Wieso wissen wir, daß Gott von seinen Anbetern erwartet, daß sie sich an seine Maßstäbe halten?
JEHOVA ist gerecht und heilig. Er verfährt mit unvollkommenen Menschen zwar barmherzig und verständnisvoll, doch erwartet er von seinen Anbetern, daß sie seine Heiligkeit widerspiegeln, indem sie sich bemühen, sich an seine gerechten Maßstäbe zu halten (Ps. 103:8-14; 4. Mose 15:40).
2 Ein Israelit, der Gottes Gebote vorsätzlich übertrat und sich beispielsweise des Abfalls, des Ehebruchs oder des Mordes schuldig machte, sollte „weggetilgt“, zu Tode gebracht werden (4. Mose 15:30, 31; 35:31; 5. Mose 13:1-5; 3. Mose 20:10). Die strikte Einhaltung der vernünftigen und gerechten Maßstäbe Gottes war für alle Israeliten gut, denn dadurch wurde die Reinheit der Versammlung bewahrt. Gleichzeitig wurde dadurch verhindert, daß jemand unter dem Volk, das Gottes Namen trug, Verderbnis ausbreitete.
3. In welcher Lage befand sich ein Jude, der aus der Synagoge ausgeschlossen worden war?
3 Unter römischer Herrschaft waren die Juden im ersten Jahrhundert nicht befugt, die Todesstrafe zu verhängen (Joh. 18:28-31). Ein Jude, der einer Übertretung des mosaischen Gesetzes schuldig war, konnte jedoch aus der Synagoge ausgeschlossen werden. Diese schwere Strafe hatte unter anderem zur Folge, daß andere Juden den Ausgeschlossenen mieden. Man sagt, daß sie mit ihm — außer daß sie ihm das Lebensnotwendige verkauften — nicht einmal geschäftlich in Verbindung traten (Joh. 9:22; 12:42; 16:2).a
4, 5. Wie sollte die Christenversammlung mit einem reuelosen Sünder verfahren?
4 Die Christenversammlung löste bei ihrer Gründung die jüdische Nation als Namensvolk Gottes ab (Matth. 21:43; Apg. 15:14). Von Christen konnte also zu Recht erwartet werden, daß sie für Jehovas Gerechtigkeit eintraten. Der Apostel Petrus schrieb: „In Übereinstimmung mit dem Heiligen, der euch berufen hat, werdet auch ihr selbst heilig in eurem ganzen Wandel, weil geschrieben steht: ‚Ihr sollt heilig sein, weil ich heilig bin‘“ (1. Petr. 1:14-16). Jehova liebt sein Volk und möchte die Christenversammlung rein erhalten. Daher traf er Vorkehrungen, daß eine Person, die in einem Lauf verharrt, der Gott entehrt und die Versammlung gefährdet, verworfen oder ausgeschlossen werden kann.
5 Der Apostel Paulus schrieb: „Einen Menschen, der eine Sekte fördert, weise ab nach einer ersten und zweiten ernsten Ermahnung, da du weißt, daß sich ein solcher vom Wege abgewandt hat und sündigt, wobei er durch sich selbst verurteilt ist“ (Tit. 3:10, 11). Ja, Älteste wie Titus versuchen zunächst liebevoll, dem Missetäter zu helfen. Wenn er auf ihre Hilfe nicht reagiert und fortgesetzt „sündigt“, sind sie befugt, ein Komitee aus Ältesten zusammenzustellen, um die zur „Gemeinde Gehörigen zu richten“ (1. Kor. 5:12, Menge). Liebe zu Gott und der Reinheit seines Volkes erfordert, daß die zur „Gemeinde“ oder Versammlung Gehörenden ‘diesen Menschen abweisen’.
6. Warum war es richtig und angebracht, reuelose Sünder auszuschließen?
6 Im ersten Jahrhundert erhoben sich einige solche Missetäter wie zum Beispiel Hymenäus und Alexander, Männer, die „an ihrem Glauben Schiffbruch erlitten“ hatten. Paulus sagte: „Ich habe sie dem Satan übergeben, damit sie durch Züchtigung gelehrt werden, nicht zu lästern“ (1. Tim. 1:19, 20). Der Ausschluß dieser beiden Männer war eine schwere Züchtigung, eine Strafe, die sie lehren sollte, den heiligen und lebendigen Gott nicht zu lästern. (Vergleiche Lukas 23:16, wo das griechische Grundwort vorkommt, das oft mit „züchtigen“ wiedergegeben wird.) Es war angebracht, diese Lästerer der Gewalt Satans zu übergeben, sie gleichsam in die Finsternis der von Satan beherrschten Welt hinauszuwerfen (2. Kor. 4:4; Eph. 4:17-19; 1. Joh. 5:19; vergleiche Apostelgeschichte 26:18).
WIE MAN AUSGESCHLOSSENE BEHANDELN SOLLTE
7, 8. Wie können wir feststellen, wie wir uns gegenüber einem Ausgeschlossenen verhalten sollten?
7 Darüber, wie man Ausgeschlossene behandeln sollte, mögen indes einige Fragen entstehen. Wir können dankbar dafür sein, daß Gott in seinem Wort für Antworten und Richtlinien gesorgt hat, von denen wir überzeugt sein können, daß sie vollkommen und gerecht sind (Jer. 17:10; 5. Mose 32:4).
8 Ein Mann in der Korinther Versammlung trieb zum Beispiel Unsittlichkeit und zeigte offensichtlich keine Reue. Paulus schrieb, daß die Versammlung diesen Mann ‘aus ihrer Mitte wegschaffen sollte’, da er Sauerteig glich, wovon schon ein wenig eine ganze Masse durchsäuern oder verderben kann (1. Kor. 5:1, 2, 6). Sollte man ihn aber, nachdem er ausgeschlossen worden war, lediglich wie eine beliebige weltliche Person behandeln, der ein Christ in seiner Nachbarschaft oder im täglichen Leben begegnet? Beachten wir die Worte des Paulus.
9. Welchen Rat gab Paulus über das Verhalten gegenüber ungerechten Personen im allgemeinen?
9 „Ich [schrieb] euch, keinen Umgang mehr mit Hurern zu haben, nicht in dem Sinne gänzlich mit den Hurern dieser Welt oder den Habgierigen und Erpressern oder Götzendienern. Sonst müßtet ihr ja aus der Welt hinausgehen“ (1. Kor. 5:9, 10). Mit diesen Worten erkannte Paulus in realistischer Weise an, daß die meisten Personen, mit denen wir im täglichen Leben in Berührung kommen, Gottes Weg nicht kennen oder ihn nicht gehen. Sie mögen Hurer, Erpresser oder Götzendiener sein. Christen würden sich daher solche Personen nicht als enge Gefährten aussuchen. Wir leben aber auf diesem Planeten unter solchen Menschen und müssen uns vielleicht in ihrer Nähe aufhalten und auf dem Arbeitsplatz, in der Schule oder in der Nachbarschaft mit ihnen sprechen.
10, 11. Warum sollten sich Christen gegenüber einem Sünder, der ausgeschlossen worden ist, anders verhalten?
10 Im folgenden Vers vergleicht Paulus diese Situation mit der Art und Weise, wie sich Christen gegenüber jemandem verhalten sollten, der ein christlicher „Bruder“ war, aber wegen einer Sünde aus der Versammlung ausgeschlossen worden ist: „Nun aber schreibe ich euch, keinen Umgang mehr mit jemandem zu haben [„verkehrt nicht mit einem“, Rösch], der Bruder genannt wird, wenn er ein Hurer oder ein Habgieriger oder ein Götzendiener oder ein Schmäher oder ein Trunkenbold oder ein Erpresser ist, selbst nicht mit einem solchen zu essen“ (1. Kor. 5:11).
11 Der Ausgeschlossene ist nicht einfach ein Weltmensch, der weder Gott kennengelernt noch je ein gottgefälliges Leben geführt hat, sondern er kennt den Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit, hat ihn aber verlassen und reuelos in der Sünde so lange verharrt, daß er ausgeschlossen werden mußte. Deshalb ist er anders zu behandeln.b Der Apostel Petrus zeigte, inwiefern sich solche ehemaligen Christen von einem beliebigen „Mann auf der Straße“ unterscheiden: „Wenn sie nämlich, nachdem sie durch eine genaue Erkenntnis des Herrn und Retters Jesus Christus den Befleckungen der Welt entronnen sind, wieder in eben diese Dinge verwickelt und davon überwunden werden, so sind die letzten Zustände für sie schlimmer geworden als die ersten. ... Es ist ihnen ergangen, wie das wahre Sprichwort sagt: ,Der Hund ist zum eigenen Gespei zurückgekehrt und die gebadete Sau zum Wälzen im Schlamm‘“ (2. Petr. 2:20-22; 1. Kor. 6:11).
12. (a) Warum ist der Ausdruck „Gemeinschaftsentzug“ passend? (b) Was geht aus der Geschichte über das Verhalten bekennender Christen gegenüber Sündern hervor?
12 Ja, die Bibel gebietet Christen, keinen Umgang oder keine Gemeinschaft mit einer Person zu pflegen, die aus der Versammlung ausgeschlossen worden ist. Jehovas Zeugen sprechen daher passenderweise von einem „Gemeinschaftsentzug“, wenn ein reueloser Missetäter ausgeschlossen und anschließend von ihnen gemieden wird. Daß sie mit einem Ausgeschlossenen weder auf geistiger noch auf gesellschaftlicher Ebene Gemeinschaft haben wollen, verrät Loyalität gegenüber den Maßstäben Gottes und Gehorsam gegenüber seinem in 1. Korinther 5:11, 13 aufgezeichneten Gebot. Dieses Verhalten steht im Einklang mit Jesu Aufforderung, eine solche Person ebenso zu betrachten, wie „ein Mensch von den Nationen“ damals von den Juden angesehen wurde. Noch einige Zeit nach dem Tode der Apostel hielten sich bekennende Christen an dieses schriftgemäße Vorgehen.c Doch wie viele Kirchen befolgen heute in dieser Hinsicht Gottes deutliche Anweisungen?
PERSONEN, DIE DIE GEMEINSCHAFT VERLASSEN
13. Was sollte im Fall einer Person getan werden, die schwach und untätig geworden ist?
13 Ein Christ könnte zum Beispiel geistig schwach werden, weil er vielleicht nicht regelmäßig Gottes Wort studiert, persönliche Probleme hat oder Verfolgung ausgesetzt ist (1. Kor. 11:30; Röm. 14:1). Er mag aufhören, die christlichen Zusammenkünfte zu besuchen. Was sollte in einem solchen Fall getan werden? Denken wir daran, daß Jesus in der Nacht, in der er verhaftet wurde, von seinen Aposteln verlassen wurde. Dennoch hatte er Petrus ermahnt: „Bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder [die Jesus ebenfalls verließen]“ (Luk. 22:32). Christliche Älteste und andere besuchen daher aus Liebe Personen, die schwach und untätig geworden sind, um ihnen zu helfen (1. Thess. 5:14; Röm. 15:1; Hebr. 12:12, 13). Anders verhält es sich indessen, wenn der Betreffende kein Christ mehr sein möchte und selbst die Gemeinschaft verläßt.
14. Auf welche Weise könnte jemand die Gemeinschaft verlassen?
14 Es könnte sein, daß jemand, der ein wahrer Christ war, den Weg der Wahrheit verlassen hat und erklärt, er betrachte sich nicht mehr als ein Zeuge Jehovas oder wünsche nicht mehr, als ein solcher bekannt zu sein. Wenn dieser seltene Fall eintritt, gibt der Betreffende seinen Stand als Christ auf und verläßt vorsätzlich die Gemeinschaft der Versammlung. Der Apostel Johannes schrieb: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie sind nicht von unserer Art gewesen; denn wenn sie von unserer Art gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben“ (1. Joh. 2:19).
15, 16. (a) Auf welche weitere Weise könnte jemand die Gemeinschaft verlassen? (b) Wie sollten Christen Personen betrachten und behandeln, die die Gemeinschaft verlassen haben?
15 Oder jemand mag durch seine Handlungen seinen Platz in der Christenversammlung verlassen, zum Beispiel dadurch, daß er ein Teil einer Organisation wird, deren Ziele schriftwidrig sind, und dadurch unter das Urteil Jehovas zu stehen kommt (vergleiche Offenbarung 19:17 bis 21; Jesaja 2:4). Wenn sich also jemand, der ein Christ ist, denen anschließt, die Gott mißbilligt, wäre es für die Versammlung angebracht, durch eine kurze Bekanntmachung zu bestätigen, daß er die Gemeinschaft verlassen hat und kein Zeuge Jehovas mehr ist.
16 Personen, die den Glauben und die Glaubenslehren der Zeugen Jehovas vorsätzlich verwerfen und dadurch selbst zeigen, daß sie „nicht von unserer Art“ sind, sollten passenderweise so betrachtet und behandelt werden wie jemand, dem wegen eines Unrechts die Gemeinschaft entzogen worden ist.
MIT DER VERSAMMLUNG ZUSAMMENARBEITEN
17, 18. Auf welche Weise können wir bezüglich eines Gemeinschaftsentzugs die Versammlung unterstützen?
17 Christen freuen sich über die geistige Gemeinschaft, die sie genießen, wenn sie mit ihren Brüdern oder interessierten Personen biblische Gespräche führen oder die Bibel studieren, doch wünschen sie keine Gemeinschaft mit einem ausgeschlossenen Sünder (oder einer Person, die den Glauben und die Glaubensansichten der Zeugen Jehovas aufgegeben und die Gemeinschaft verlassen hat). Der Ausgeschlossene ist ‘abgewiesen’ worden und „durch sich selbst verurteilt“, weil er „sündigt“, und die Glieder der Versammlung akzeptieren Gottes Urteil und unterstützen es. Mit einem Gemeinschaftsentzug hört jedoch nicht nur die geistige Gemeinschaft auf zu bestehen (Tit. 3:10, 11).
18 Paulus schrieb, mit dem Betreffenden „keinen Umgang mehr ... zu haben, ... selbst nicht mit einem solchen zu essen“ (1. Kor. 5:11). Eine Mahlzeit ist eine Gelegenheit zur Entspannung und zum geselligen Beisammensein. Die Bibel schließt also auch geselliges Zusammensein aus, zum Beispiel, daß man sich mit einem Ausgeschlossenen zu einem Picknick oder zu einer Party begibt, mit ihm Sport treibt, an den Strand fährt, ins Theater geht oder mit ihm eine Mahlzeit einnimmt.d (Die besonderen Probleme, die sich im Fall eines Verwandten ergeben, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist, werden in dem folgenden Artikel besprochen.)
19. Warum mag es uns mitunter schwerfallen, einen Gemeinschaftsentzug zu unterstützen, doch warum ist es wichtig, dies zu tun?
19 Manchmal mag sich ein Christ gedrängt fühlen, diesen biblischen Rat zu mißachten. Vielleicht regen sich bei ihm starke Gefühle, oder Bekannte setzen ihn unter Druck. Ein Bruder wurde beispielsweise dazu gedrängt, die Ehe zweier Personen zu schließen, denen die Gemeinschaft entzogen worden war. Könnte dieser Dienst als eine reine Freundlichkeit gedeutet werden? Man könnte diesen Standpunkt vertreten. Doch warum wünschte man seine Dienste, statt sich von dem Standesbeamten der Stadt oder des Staates trauen zu lassen? Geschah es nicht wegen seiner Stellung als Diener Gottes und der Fähigkeit, anhand des Wortes Gottes Rat über die Ehe zu erteilen? Solchem Druck nachzugeben würde bedeuten, Gemeinschaft mit dem Paar zu pflegen, mit Personen, die wegen ihrer gottlosen Handlungsweise aus der Versammlung ausgeschlossen worden sind (1. Kor. 5:13).
20. Wie sollten wir uns verhalten, wenn jemandem, mit dem wir geschäftlich zu tun haben, die Gemeinschaft entzogen worden ist?
20 Andere Probleme entstehen im Geschäftsleben oder am Arbeitsplatz. Angenommen, du arbeitest bei jemandem, der aus der Versammlung ausgeschlossen worden ist, oder jemand, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist, arbeitet bei dir. Falls du vertragsmäßig oder aus finanziellen Gründen verpflichtet wärst, die geschäftliche Verbindung vorerst aufrechtzuerhalten, würdest du ihm gegenüber nun sicherlich eine andere Haltung einnehmen als zuvor. Gespräche über geschäftliche Angelegenheiten oder Kontakt am Arbeitsplatz mögen notwendig sein, doch mit biblischen Gesprächen und geselliger Gemeinschaft wäre es vorbei. Auf diese Weise könntest du deinen Gehorsam gegenüber Gott zeigen und eine Schranke zu deinem Schutz errichten. So könnte dem Betreffenden auch deutlich gemacht werden, wieviel ihn seine Sünde in verschiedener Hinsicht gekostet hat (2. Kor. 6:14, 17).
MIT EINEM AUSGESCHLOSSENEN REDEN?
21, 22. Was sagt die Bibel darüber, ob man mit einem Ausgeschlossenen sprechen sollte?
21 Wenn man für Gottes Gerechtigkeit eintreten und seine Vorkehrung des Gemeinschaftsentzugs unterstützen möchte, bedeutet das dann, daß man einen Ausgeschlossenene nicht einmal grüßen sollte? Diese Frage ist bei einigen aufgestiegen, weil Jesus darauf hinwies, unsere Feinde zu lieben und nicht ‘nur unsere Brüder zu grüßen’ (Matth. 5:43-47).
22 Jehova Gott hat in seiner Weisheit nicht versucht, jede mögliche Situation zu behandeln. Es gilt, den Sinn dessen zu erfassen, was er über die Behandlung eines Ausgeschlossenen sagt, denn dann können wir uns bemühen, seinen Standpunkt einzunehmen. Durch den Apostel Johannes läßt Gott sagen:
„Jeder, der vorausdrängt und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht. ... Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn niemals in euer Haus auf, noch entbietet ihm einen Gruß. Denn wer ihm einen Gruß entbietet, hat an seinen bösen Werken teil“ (2. Joh. 9-11).
23, 24. Warum ist es weise, ein Gespräch mit Ausgeschlossenen zu vermeiden?
23 Der Apostel, der diese weisen und warnenden Worte äußerte, war mit Jesus eng verbunden und wußte, was Christus über das Grüßen gesagt hatte. Er kannte auch den damals üblichen Gruß „Friede“. Einem Ausgeschlossenen, der versucht, für seine abtrünnigen Gedanken zu werben oder sie zu rechtfertigen, oder der seinen gottlosen Lebenswandel fortsetzt, wünschen wir im Unterschied zu einem persönlichen „Feind“ oder einer weltlichen Autoritätsperson, die zu Christen gegnerisch eingestellt ist, bestimmt keinen „Frieden“ (1. Tim. 2:1, 2). Und wir wissen im Laufe der Zeit aus eigener Erfahrung, daß ein einfacher Gruß der erste Schritt zu einer Unterhaltung und vielleicht sogar zu einer Freundschaft sein kann. Möchten wir bei einem Ausgeschlossenen diesen ersten Schritt tun?
24 „Wie verhält es sich aber, wenn er reumütig zu sein scheint und der Ermunterung bedarf?“ mag sich jemand fragen. Für solche Fälle besteht eine Vorkehrung. Die Aufseher in der Versammlung sind als geistige Hirten dazu da, die Herde zu schützen (Hebr. 13:17; 1. Petr. 5:2). Bittet ein Ausgeschlossener um Wiederaufnahme oder läßt er Anzeichen dafür erkennen, daß er wieder in Gottes Gunst gelangen möchte, so können die Ältesten mit ihm sprechen. Sie werden ihm freundlich erklären, was er tun sollte, und mögen ihn entsprechend ermahnen, wobei sie die mit seiner früheren Sünde verbundenen Umstände und seine Einstellung berücksichtigen können. Andere Glieder der Versammlung verfügen nicht über diese Informationen. Wenn daher jemand denkt, ein Ausgeschlossener sei reumütig, könnte er nach dem äußeren Schein, statt aufgrund genauer Informationen urteilen. Wenn die Aufseher davon überzeugt sind, daß der Betreffende bereut und die Früchte der Reue hervorbringtf, wird er wieder in die Versammlung aufgenommen. Dann können alle anderen in der Versammlung ihn in den Zusammenkünften herzlich willkommen heißen, ihm vergeben, ihn trösten und ihre Liebe zu ihm bestätigen, wozu Paulus die Korinther im Fall eines Mannes aufforderte, der wiederaufgenommen wurde (2. Kor. 2:5-8).
NICHT AN BÖSEN WERKEN TEILHABEN
25, 26. Was sagt Gott darüber, wie man an den Werken eines Ausgeschlossenen ‘teilhaben’ könnte?
25 Alle treuen Christen sollten sich die ernste Wahrheit zu Herzen nehmen, die Johannes unter göttlicher Inspiration mit den Worten zum Ausdruck brachte: „Wer ihm [einem ausgeschlossenen Sünder, der eine Irrlehre vertritt oder einen gottlosen Wandel führt] einen Gruß entbietet, hat an seinen bösen Werken teil“ (2. Joh. 11).
26 Viele Kommentatoren der Christenheit nehmen Anstoß an 2. Johannes 11. Sie behaupten, es handle sich um „unchristlichen Rat, der dem Geist unseres Herrn widerspricht“ oder der zu Intoleranz ermuntere. Doch solche Gedanken gehen von religiösen Organisationen aus, die sich nicht an das göttliche Gebot halten: „Entfernt den bösen Menschen aus eurer Mitte“ und die sogar nur selten, wenn überhaupt, einen offenkundigen Missetäter aus ihrer Kirche ausschließen (1. Kor. 5:13). Ihre „Toleranz“ ist unbiblisch und unchristlich (Matth. 7:21-23; 25:24-30; Joh. 8:44).
27. Wie könnte es soweit kommen, daß ein Christ an den Werken eines Ausgeschlossenen ‘teilhat’, und wozu würde das führen?
27 Aber es ist nicht verkehrt, gegenüber dem gerechten Gott der Bibel loyal zu sein. Er sagt uns, daß er nur diejenigen ‘auf seinem heiligen Berge’ zulassen wird, die untadelig wandeln, Gerechtigkeit üben und die Wahrheit reden (Ps. 15:1-5). Würde ein Christ auf Gedeih und Verderb zu einem Missetäter halten, der von Gott verworfen und dem die Gemeinschaft entzogen worden ist oder der die Gemeinschaft verlassen hat, so würde er gewissermaßen sagen, er wünsche auch keinen Platz ‘auf Gottes heiligem Berge’. Wenn die Ältesten beobachten würden, daß er diesen Weg beschreitet, indem er regelmäßig mit einem Ausgeschlossenen zusammen ist, würden sie versuchen, ihm liebevoll und geduldig zu helfen, wieder Gottes Standpunkt einzunehmen (Matth. 18:18; Gal. 6:1). Sie würden ihm Rat erteilen und ihn nötigenfalls ‘mit Strenge zurechtweisen’, da sie ihm helfen möchten, ‘auf Gottes heiligem Berge’ zu bleiben. Wenn er aber nicht aufhört, Gemeinschaft mit dem Ausgeschlossenen zu pflegen, ‘hat er an den bösen Werken teil’ (indem er sie unterstützt oder sich daran beteiligt) und muß aus der Versammlung entfernt oder ausgeschlossen werden (Tit. 1:13; Jud. 22, 23; vergleiche 4. Mose 16:26).
LOYAL GEGENÜBER GOTTES STANDPUNKT
28. Wie können wir zeigen, daß wir Jehovas Standpunkt loyal unterstützen?
28 Loyalität gegenüber Jehova Gott und seinen Vorkehrungen ist eine Quelle der Freude, denn alle seine Wege sind gerecht und gut. Das trifft auch auf seine Vorkehrung zu, reuelosen Missetätern die Gemeinschaft zu entziehen. Wenn wir diese Vorkehrung unterstützen, können wir auf Davids Worte vertrauen: „Nehmt zur Kenntnis, daß Jehova seinen Loyalgesinnten gewißlich auszeichnen wird“ (Ps. 4:3). Ja, Gott schützt, ehrt und leitet alle, die ihm gegenüber loyal sind und seine Wege einhalten. Diese Loyalität trägt uns neben vielen anderen Segnungen die Freude ein, zu denen zu gehören, die ‘auf Gottes heiligem Berge’ sind und seine Anerkennung haben (Ps. 84:10, 11).
ERINNERST DU DICH NOCH AN DIE FOLGENDEN GEDANKEN?
Wie behandelte man Juden, die aus der Synagoge ausgeschlossen worden waren?
Wie sollten nach den Worten des Paulus
1. unmoralische Personen in der Welt,
2. unmoralische Personen, die aus der Christenversammlung ausgeschlossen worden sind, behandelt werden?
Wie sollten Christen eine Person betrachten, die die Gemeinschaft der Versammlung verlassen hat?
Das Ende welcher Arten der Gemeinschaft beinhaltet der „Gemeinschaftsentzug“?
Warum lehnen es Christen ab, einen Ausgeschlossenen zu grüßen oder mit ihm zu sprechen?
Wie sollten wir uns, wenn jemandem die Gemeinschaft entzogen worden ist, verhalten, um ‘auf Gottes heiligem Berge’ bleiben zu können?
[Fußnoten]
a „Fortan glich er einem Toten. Er durfte nicht mit anderen gemeinsam studieren, [gesellschaftlicher] Umgang mit ihm war untersagt, man durfte ihm nicht einmal den Weg zeigen. Er konnte sich zwar die Lebensnotwendigkeiten kaufen, doch war es verboten, mit ihm zu essen oder zu trinken“ (The Life and Times of Jesus The Messiah von A. Edersheim, Bd. II, S. 184).
b Im Einklang mit dieser biblischen Lehre hebt Adam Clarke den Unterschied hervor, wenn er sagt: „Man sollte mit [einem ausgeschlossenen Sünder] ... weder in religiösen noch in zivilen Angelegenheiten Gemeinschaft haben. Man kann seine weltlichen Geschäfte mit einer Person abwickeln, die Gott nicht kennt und sich nicht zum Christentum bekennt, ungeachtet ihres Charakters; doch sollte man mit einem Menschen, der sich zum Christentum bekennt und einen anstößigen Lebenswandel führt, nicht einmal soviel zu tun haben. Ihn sollte man aus Abscheu vor aller Sünde bezeichnet halten.“
c Der Kirchenhistoriker Joseph Bingham schreibt über die ersten Jahrhunderte: „Die Zuchtmaßnahme der Kirche bestand darin, Menschen alle Wohltaten und Vorrechte der Taufe vorzuenthalten, indem sie sie aus der Gesellschaft und aus der Gemeinschaft der Kirche ausstieß, ... und jedermann ging ihnen aus dem Wege und mied die allgemeine Unterhaltung mit ihnen, teils um den Tadel der Kirche und das Vorgehen gegen sie zu bestätigen, teils um sie zu beschämen und teils um sich vor der Gefahr des verderblichen Einflusses zu schützen.“ „... niemand sollte ausgeschlossene Personen in sein Haus aufnehmen noch am selben Tisch mit ihnen essen; solange sie lebten, sollte man sich nicht mit ihnen vertraut unterhalten noch sie bei ihrem Tode feierlich beerdigen ... Diese Anweisungen wurden von den Regeln der Apostel abgeleitet, durch die Christen untersagt war, offenkundige Missetäter zu ermuntern“ (The Antiquities of the Christian Church, S. 880, 891).
d In der Ausgabe des Wachtturms vom 1. Dezember 1981 wird 2. Thessalonicher 3:14, 15 besprochen, wo es heißt, daß es nötig sein mag, einen Christen, der fortgesetzt unordentlich wandelt, zu ‘bezeichnen’. Er ist immer noch ein Bruder und sollte als solcher ermahnt werden, doch andere Christen sollten ‘aufhören, Umgang mit ihm zu haben’. Wenn man schon den geselligen Umgang mit ihm meiden sollte, eine wieviel deutlichere Trennung sollte dann im Fall eines Missetäters bestehen, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist oder der die Gemeinschaft verlassen hat?
e Was hier über Ausgeschlossene gesagt wird, gilt auch für Personen, die die Gemeinschaft verlassen haben.
f Eine Abhandlung über Reue ist im Wachtturm vom 1. Dezember 1981 zu finden.
[Bilder auf Seite 21]
„Selbst nicht mit einem ... [Ausgeschlossenen] essen“