Die Wachtturm-Gesellschaft in Gottes Vorhaben
Durch den internationalen Kongreß der Zeugen Jehovas, der vor kurzem in New York stattgefunden hat, und durch ihre verschiedenen Landeskongresse ist die Wachtturm-Gesellschaft stark in den Vordergrund gerückt worden. Von welcher Herkunft und welcher Art ist diese Gesellschaft, und welchem Zwecke dient sie!
DIE vorliegende Zeitschrift ist das offizielle Organ der Wachtturm-Gesellschaft. Das Wirken dieser Gesellschaft gründet sich auf die vier folgenden, fundamentalen Tatsachen: 1. daß es ein höchstes Wesen gibt, nämlich den Schöpfer des Himmels und der Erde, dessen Name Jehova Gott ist; 2. daß die Bibel sein inspiriertes, unfehlbares Wort ist; 3. daß Gott stets einen Verbindungsweg oder Mitteilungskanal gehabt hat, der als Verbindung zwischen ihm und dem Menschen dient; 4. daß Gottes Mitteilungskanal heute die Wachtturm-Gesellschaft als sein gesetzliches Werkzeug benutzt. Wie der Titel dieses Artikels verrät, befassen wir uns hier mit den zwei letzten dieser grundlegenden Tatsachen.
Die Tatsache, daß Gott von jeher entweder einen Menschen, eine Gesellschaft oder eine Organisation auf Erden gehabt hat, deren er sich als Verbindungs- oder Mitteilungskanal bediente, geht aus der Bibel deutlich hervor. Schon ganz im Anfang tat Gott Adam seinen Willen kund, und Adam seinerseits unterwies Eva, indem er sie zum Beispiel von Gottes Gebot, sich von der Frucht eines gewissen Baumes zu enthalten, unterrichtete. Nachdem Adam rebelliert hatte, benutzte Gott ihn natürlich nicht mehr in dieser Eigenschaft. — 1. Mose, Kapitel 2 und 3.
Abel unterrichtete seine Zeitgenossen zweifellos von der richtigen Art, Gott anzubeten, zum mindesten durch sein Beispiel, wenn nicht auch durch Worte. Nach ihm kam Henoch, der — wie Judas, ein Jünger Jesu, uns im 14. Verse seines Briefes berichtet — ein kommendes Gericht prophezeite. Dann kam Noah, der nicht nur einen riesigen Kasten, die Arche, baute, sondern auch als „Prediger der Gerechtigkeit“ amtete und die verdorbene Generation seiner Tage vor der kommenden Flut warnte. Viele Jahre später benutzte Jehova Gott Abraham, Isaak und Jakob als seine Wortführer. Während vieler Jahrhunderte diente das Volk Israel und dienten besonders gewisse Propheten dem göttlichen Vorhaben, indem sie den Menschen Kenntnisse vermittelten, die Gott und seinen Willen betrafen. Mose sagte zu seinem Volke: „Welche große Nation gibt es, die so gerechte Satzungen und Rechte hätte, wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege?“ — 2. Pet. 2:5; 5. Mose 4:8.
Nachdem Jesus, der Sohn Gottes, im Jordan getauft worden war, begann er, seinem Vater als ein besonderes Werkzeug, nämlich als Mitteilungskanal, zu dienen, durch das die Menschen belehrt wurden. Er sagte: „Wie der Vater mich belehrt hat, rede ich diese Dinge.“ „Zu dem Zweck bin ich in die Welt gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen.“ — Joh. 8:28; 18:37, NW.
Nachdem Jesus als Gottes Werkzeug und menschlicher ‚Mitteilungskanal‘ sein Werk beendet hatte, fuhr er in den Himmel auf und goß dann zu Pfingsten Gottes heiligen Geist auf seine wartenden Nachfolger aus. Von da an dienten seine Apostel und gewisse ältere Männer der christlichen Versammlung in Jerusalem seinen Nachfolgern als Verbindungs- oder Mitteilungskanal wie auch als leitende Körperschaft. Aus diesem Grunde wandten sich Paulus und andere Christen, wenn gewisse Fragen entstanden — zum Beispiel, ob die Heiden beschnitten werden sollten oder ob Fleisch gegessen werden dürfte, das den Götzen geopfert worden war —, an diese leitende Körperschaft in Jerusalem. Diese ermittelte dann in der betreffenden Angelegenheit Gottes Willen und unterrichtete diesbezüglich die Versammlungen durch Briefe, die Paulus und seine Mitarbeiter mitnahmen. Offensichtlich diente diese Körperschaft von Christen als ein Mitteilungskanal, durch den die Menschen und besonders die christlichen Versammlungen belehrt wurden, und zwar nicht dadurch, daß sie an die Stelle des Wortes Gottes getreten wäre, sondern dadurch, daß sie ihnen behilflich war, es zu verstehen und anzuwenden. — Apg. 15:1-35.
Beachtenswert ist auch noch, daß die erwähnten Personen alle Jehova Gott vertraten und seine Zeugen waren, wie Paulus dies in Hebräer 11:1 bis 12:2 deutlich darlegt. Die Heilige Schrift zeigt ferner, daß Gott zu keiner Zeit mehr als einen Kanal oder Wortführer (das heißt mehr als einen Menschen oder eine Gruppe von Menschen, die als harmonische Einheit zusammenwirkte) benutzt hat, um mit den Menschen zu verkehren. — 2. Mose 19:5, 6; Ps. 147:20; Amos 3:2; Joh. 14:6.
WIE STEHT ES HEUTE?
Es ist nur vernünftig, zu erwarten, daß Gott auch heute einen Mitteilungskanal hat, und dies besonders aus dem Grunde, weil sein Wort zeigt, daß die Zeit nun herbeigekommen ist, in der die große universelle Streitfrage: Wer ist der Höchste?, entschieden wird, die durch Satans Rebellion in Eden zwischen Jehova Gott und Satan entstand. Jehova Gott hätte die Entscheidung dieser Streitfrage durch die Vernichtung Satans und seiner Helfershelfer sogleich herbeiführen können, aber weil damit auch die Frage verknüpft war, ob der Mensch seine Lauterkeit bewahren könne, und um seines eigenen Namens willen schob er die Erledigung der Streitfrage hinaus, wie er dies in den Tagen Mose dem Pharao kundtat. Zu seiner bestimmten Zeit jedoch wird Jehova alle Zweifel darüber beseitigen, daß er der höchste Souverän ist, der Allmächtige und an Liebe Vollkommene. Diese bestimmte Zeit wird die Zeit von Harmagedon sein, die Zeit „des Krieges des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“. — Off. 16:14, 16; 2. Mose 9:16, NW.
Jehovas Vorhaben verlangt deshalb heute einen Mitteilungskanal, durch den alle seine Feinde davon in Kenntnis gesetzt werden, daß Harmagedon bevorsteht, denn sonst würden sie, wenn die Stunde dieser Schlacht schlägt, den Grund dafür nicht kennen. Durch diesen Mitteilungskanal müssen aber auch alle Gott gutgesinnten Menschen gewarnt werden, damit sie, so wie Noah und seine Familie, einen Lauf einschlagen, der zur Bewahrung ihres Lebens führt. An diese Menschen ergeht nun die Aufforderung: „Suchet Jehova, alle ihr Sanftmütigen des Landes, die ihr sein Recht gewirkt habt; suchet Gerechtigkeit, suchet Demut; vielleicht werdet ihr geborgen am Tage des Zornes Jehovas.“ — Zeph. 2:3.
Somit wies Jesus in seiner großen Prophezeiung über das Ende dieser alten Welt darauf hin, daß Gott in dieser Zeit einen Mitteilungskanal haben werde, durch den er diese Warnung ergehen ließe. Er sagte: „Wer ist in Wirklichkeit der treue und verständige Sklave, den sein Meister über die Diener seines Hauses gesetzt hat, um ihnen ihre Speise zur rechten Zeit zu geben? Glücklich ist jener Sklave, wenn ihn sein Meister bei der Ankunft so beschäftigt findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über all seinen Besitz einsetzen.“ — Matth. 24:45-47, NW.
Ist die Wachtturm-Gesellschaft dieser „treue und verständige Sklave“? Nein, sie ist lediglich eine kollektive Körperschaft, ein Rechtsinstrument, das von diesem „Sklaven“ gebraucht wird. Wer ist denn dieser „Sklave“? Nicht bloß eine Einzelperson, sondern eine aus den Gott hingegebenen gesalbten Fußstapfennachfolgern Jesu Christi bestehende Körperschaft, die als die „Übriggebliebenen [der Überrest] ihres Samens“ bezeichnet werden, „die die Gebote Gottes beachten und denen das Werk übertragen ist, für Jesus Zeugnis abzulegen“. — Off. 12:17, NW.
GESCHICHTE UND ART DER GESELLSCHAFT
„Auf dem Wachtturm stehe ich, o Herr, beständig bei Tage, und auf meiner Warte stelle ich mich alle Nächte hindurch auf.“ (Jes. 21:8, Me) Dieser Text ist die biblische Grundlage für den Namen der Gesellschaft. Der Name ist in der Tat gut gewählt, denn gleich einem „Wächter“ auf einem Wachtturm verkündet die Gesellschaft das ganze Vorhaben Jehovas. (Jes. 21:11; siehe die Titelseite des Wachtturms bis zur Ausgabe vom 15. Dezember 1938.) Die Gesellschaft erklärte in den ursprünglichen Statuten unter anderem, daß sie folgenden Zweck verfolgt: „Die Verbreitung biblischer Wahrheiten in verschiedenen Sprachen durch Veröffentlichung von Traktaten, Flugschriften … und durch jedes andere gesetzliche Mittel, das ihr Direktionsausschuß … als dienlich erachtet.“
Die Entstehung dieser Gesellschaft geht bis auf das Jahr 1872 zurück, als in einem Vorort von Pittsburgh, Pennsylvanien, USA, eine kleine Gruppe aufrichtiger Christen zu einem Bibelstudium zusammenkam. Da diese Leute von allen menschlichen Glaubensbekenntnissen frei sein wollten und die Bibel als die einzige Richtschnur anerkannten, sahen sie sich gezwungen, sich von den religiösen Richtungen, denen sie angehörten, zu trennen. Je mehr sie Gottes Wort studierten, desto mehr wuchs ihre Erkenntnis und ihr Verständnis darüber, und da sie anderen von den Dingen erzählten, die sie lernten, nahmen sie an Zahl zu. Um noch besser wirken zu können, gründeten sie im Jahre 1881 eine Bibelgesellschaft, die im Jahre 1884 gesetzlich eingetragen wurde. Im Jahre 1909 verlegte diese Gesellschaft ihren Sitz nach Brooklyn, New York, um ihren Interessen in anderen Ländern noch besser dienen zu können. Heute untersteht dieser Gesellschaft die Predigttätigkeit in 164 Ländern, und in 84 Ländern hat sie eine Zweigstelle.
Die 164 Länder sind in Zonen eingeteilt. Jedes Land hat, je nach seiner Größe und der Anzahl der dortigen Verkündiger, ein Zweigbüro und ist in Bezirke eingeteilt, und diese wiederum sind in Kreise aufgeteilt. Ein Kreis besteht gewöhnlich aus ungefähr zwanzig Versammlungen, die ihrerseits, je nach ihrer Größe, eine Anzahl Heimbibelstudien-Gruppen umfassen, welche als Dienstzentren bekannt sind. Jede Versammlung hat einen Aufseher und eine Anzahl Gehilfen, die die verschiedenen Abteilungen, zu denen auch die Dienstzentren gehören, betreuen. Sie alle werden, gleich den Zonen-, Zweig-, Bezirks- und Kreisdienern, von der Gesellschaft ernannt. Die Kreisdiener besuchen jede Versammlung in ihrem Kreis zweimal im Jahr, um die Verkündiger zu unterweisen und zu ermuntern; sie erstatten dann der Gesellschaft Bericht über den geistigen Zustand der Versammlung und reichen ihre Empfehlungen ein.
Jede Versammlung führt jede Woche fünf Zusammenkünfte durch, bei denen alle Anwesenden über die Bibel belehrt und im Predigtdienst geschult werden. Die Verkündiger treffen sich wöchentlich auch mehrmals, um am Felddienst teilzunehmen. Das ganze Werk wird durch freiwillige Beiträge unterstützt; es werden keine Kollektenteller herumgereicht.
WIE SIE HEUTE DEM VORHABEN GOTTES DIENT
Die Tatsachen zeigen, daß Jehova Gott die Watch Tower Society oder Wachtturm-Gesellschaft dazu benutzt, die Tatsachen hinsichtlich der Rechtfertigung seines Namens und der Schlacht von Harmagedon bekanntzumachen und sein aufgerichtetes Königreich anzukündigen, für das alle Christen beten. Jeder Versammlung seiner Zeugen ist ein bestimmtes Gebiet zugeteilt, für das sie verantwortlich ist. Wer von den Zeugen Jehovas in der Lage ist, als Pionierverkündiger oder Auslandsmissionar Vollzeitdienst zu leisten, richtet sich entsprechend ein. Zur Ausbildung solcher Missionare hat die Gesellschaft die Wachtturm-Bibelschule Gilead gegründet.
Um all diesen Verkündigern oder Predigern Hilfe zu bieten, veröffentlicht die Gesellschaft Bibeln, Lehrbücher, Zeitschriften, Broschüren und Traktate. Zum Unterschied von anderen Bibelgesellschaften legt sie jedoch den Nachdruck auf die Verbreitung von Bibelstudienhilfsmitteln, da die meisten Leute schon eine Bibel besitzen, also nicht eine andere Bibel benötigen, sondern ein Hilfsmittel brauchen, durch das sie die Bibel, die sie schon in Händen haben, verstehen können. Von einem dieser Hilfsmittel, nämlich dem Buche „Gott bleibt wahrhaftig“, das in 48 Sprachen veröffentlicht wurde, sind bis jetzt 16 Millionen Exemplare verbreitet worden. Wie aus der Innenseite des Titelblattes des Wachtturms ersichtlich ist, hat diese Zeitschrift eine Auflage von 3,5 Millionen und erscheint in 51 Sprachen. Ihre Begleitzeitschrift, Erwachet!, erscheint in einer Auflage von 2,8 Millionen Exemplaren in 19 Sprachen.
Diese christlichen Prediger und Zeugen Jehovas folgen dem Beispiel der Apostel und gehen „von Haus zu Haus“, um die Menschen, die „sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind“, aufzusuchen. Wenn sie welche gefunden haben, machen sie bei ihnen weitere Besuche und sind bestrebt, ein wöchentliches Heimbibelstudium bei ihnen einzuführen. Gelingt ihnen das, dann führen sie dieses Studium nicht nur durch, bis der Lernende sich dazu entschließt, sich Gott hinzugeben, um fortan seinen Willen zu tun, sondern so lange, bis er diese Hilfe nicht mehr benötigt. Alle Verkündiger werden entweder geschult oder schulen andere. Einen Unterschied zwischen Geistlichen und Laien gibt es bei ihnen nicht. Auch wird niemandem von ihnen ein Ehrentitel verliehen. Alle Lernenden machen Fortschritte und werden mit der Zeit Prediger, die ihrerseits wieder anderen beistehen können. — Apg. 20:20; Matth. 5:3; 23:8, NW.
Diese Verkündiger ‚predigen das Wort‘ unter der Leitung der Wachtturm-Gesellschaft auch an verkehrsreichen Straßenecken und in Geschäftsvierteln. Sie halten in ihren Königreichssälen, in Hörsälen, Parkanlagen und auf anderen öffentlichen Plätzen biblische Vorträge. Die Gesellschaft empfiehlt auch, von allen anderen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, die gesetzlich erlaubt und dienlich sind, Gebrauch zu machen, so zum Beispiel von der Presse, dem Rundfunk und Fernsehen. Besonders veranstaltet sie auch größere Zusammenkünfte, wie Kreis- und Bezirksversammlungen, nationale und internationale Kongresse. Der jüngste und größte Kongreß fand vom 27. Juli bis 3. August in New York statt und wurde von christlichen Predigern aus über 120 Ländern besucht.
Auf diese verschiedenen Arten dient die Wachtturm-Gesellschaft dem göttlichen Vorhaben und ist ein leistungsfähiges, gesetzliches Werkzeug der Gott hingegebenen, gesalbten Diener, die heute in Wahrheit seinen Mitteilungskanal bilden. Zufolge ihrer Tätigkeit haben viele mit Schafen vergleichbare Männer und Frauen Stellung für Jehova Gott, für seinen König und sein Königreich bezogen. Dies wird durch die Tabelle im Wachtturm vom 15. Januar 1958 bestätigt, aus der hervorgeht, daß sich im Jahre 1957 716 901 christliche Prediger und Zeugen Jehovas (eine Höchstzahl) an der Verkündigung der guten Botschaft vom Königreich beteiligt haben, die insgesamt über 100 Millionen Stunden auf diese Tätigkeit verwendeten.
In Ländern, in denen die Wachtturm-Gesellschaft verboten ist, wirken Jehovas Zeugen unterirdisch. Und sogar dort gelingt es der Gesellschaft auf die erstaunlichste Weise, die geistige Speise und Belehrung auszubreiten. Diese christlichen Prediger erfüllen ihren Predigtauftrag nicht nur, wenn sie es in aller Öffentlichkeit tun können, sondern auch, wenn sie es unterirdisch tun müssen. Sie tun es „nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht Jehova“. Mit der Hilfe dieses Geistes werden sie ihr Predigtwerk fortsetzen, bis es beendet ist, „bis die Städte verwüstet sind, ohne Bewohner, und die Häuser ohne Menschen“. — Sach. 4:6; Jes. 6:11.