Kapitel 8
An den Engel in Ephesus
1, 2. (a) Was für eine Stadt war die Stadt Ephesus, und wo lag sie? (b) Welches war die Botschaft, die Johannes gemäß der Anweisung Jesu Christi an den dortigen Aufseher schreiben sollte?
EPHESUS war die Metropole der alten Provinz Asien und lag etwa fünfundneunzig Kilometer von der Insel Patmos entfernt, auf der Johannes war. Dementsprechend wies der verherrlichte Jesus Christus den Apostel Johannes an, zuerst an den menschlichen Aufseher der dortigen Versammlung zu schreiben. „Dem Engel der Versammlung in Ephesus schreibe: Diese Dinge sagt der, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: ,Ich kenne deine Taten und deine mühevolle Arbeit und dein Ausharren und weiß, daß du schlechte Menschen nicht ertragen kannst, und daß du jene auf die Probe stellst, die sagen, sie seien Apostel, es aber nicht sind, und du hast sie als Lügner erfunden. Auch bekundest du Ausharren und hast um meines Namens willen ausgehalten und bist nicht ermattet. Dessenungeachtet halte ich dir dies entgegen, daß du die Liebe, die du zuerst hattest, verlassen hast.‘ “
2 „ ‚Daher erinnere dich an das, wovon du abgefallen bist, und bereue und vollbringe die vorherigen Taten. Wenn du das nicht tust, so komme ich zu dir, und ich will deinen Leuchter von seiner Stelle rücken, es sei denn, du bereust. Doch das hast du, daß du die Taten der Nikolaus-Sekte haßt, die auch ich hasse. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt: Dem, der siegt, will ich gewähren, von dem Baum [griechisch: xylon] des Lebens zu essen, der im Paradiese Gottes ist.‘ “ — Offenbarung 2:1-7.
3. Wovor warnte Paulus die Aufseher von Ephesus, und was tat die Versammlung von Ephesus, als tatsächlich das eintrat, wovor Paulus gewarnt hatte?
3 Jahre bevor die Offenbarung gegeben wurde, hatte der Apostel Paulus von der Anwesenheit falscher Apostel in der Versammlung in Korinth (Griechenland) gesprochen. Später sagte er den Aufsehern aus Ephesus warnend, in ihrer Stadt, der Stadt, in der der berühmte Tempel der Artemis (Diana), der Mondgöttin, stand, würden falsche Apostel unter den Christen aufstehen. (2. Korinther 11:12-15; Apostelgeschichte 20:17-31) Ehe der Apostel Johannes starb, war dies bereits eingetreten. Aber in Loyalität gegenüber Christi wahren Aposteln erprobte die Versammlung von Ephesus diese Personen, die fälschlich Anspruch auf das Apostelamt erhoben, und erkannte, daß sie gemäß der Bibel Lügner waren. Ebenso heute!
4. Bestand, als im Jahre 1914 ‘der Tag des Herrn’ kam, eine ähnliche Situation wie in Ephesus, und was taten Gott hingegebene Erforscher der Bibel diesbezüglich?
4 Als ‘der Tag des Herrn’ im Jahre 1914 für die Welt anbrach, fanden sich in der Christenheit viele religiöse Führer, die behaupteten, Apostel Christi oder „apostolische Nachfolger“ zu sein. Ja, der Papst der römisch-katholischen Kirche im Vatikan, in Italien, war als „Erbe der Apostel“ als „Petrus an der Macht“ und als „Apostolischer Herr und Vater der Väter“ begrüßt worden. Aber die Gott völlig hingegebenen, getauften Erforscher der Bibel, die sich an die „zwölf Apostel des Lammes“ (Offenbarung 21:14) hielten, studierten das geschriebene Wort Jehovas Gottes und erkannten, daß diese Personen der Neuzeit fälschlich Anspruch auf das Apostelamt erhoben, und wollten mit ihnen nichts zu tun haben. Dies war einer der Gründe, weshalb sie aus der Christenheit herauskamen, die den beherrschenden Teil Babylons der Großen, des Weltreiches der falschen Religion, bildet. (Offenbarung 18:4; 17:1-5) Sie duldeten keine solchen religiösen Lügner unter sich.
5. Was war das, was Jesus Christus gegen die Versammlung von Ephesus hatte?
5 Etwas, was der verherrlichte Jesus Christus gegen Ende des ersten Jahrhunderts wider die Versammlung in Ephesus erwähnte, war, daß sie ihre erste Liebe verlassen hatte: „Du [hast] die Liebe, die du zuerst hattest, verlassen.“ (Offenbarung 2:4) Sie hatte nicht jene Inbrunst christlicher Liebe zu Jehova Gott, die sie anfänglich gehabt hatte und auf die in dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser Bezug genommen und die in Apostelgeschichte 19:1 bis 20:1, 17-38 beschrieben wird.
6, 7. (a) Wieso ist die Nation Israel ein Beispiel für das, was mit der Versammlung in Ephesus geschah? (b) Wie beschreibt der Apostel Johannes diese Liebe, die die Versammlung von Ephesus nicht mehr hatte?
6 Dies erinnert uns an die Nation Israel, die in ihrer Jugend als Nation eine inbrünstige Liebe zu ihrem Gott hatte, wie eine junge Braut ihren neuvermählten Ehemann liebt: „So spricht Jehova: Ich gedenke dir die Zuneigung deiner Jugend, die Liebe deines Brautstandes, dein Wandeln hinter mir her in der Wüste, im unbesäten Lande. Israel war heilig dem Jehova, der Erstling seines Ertrags.“ (Jeremia 2:2, 3) So hatte auch die Versammlung von Ephesus, als sie ihren Anfang nahm, eine verzehrende Liebe zu Jehova Gott in Erwiderung seiner eigenen Liebe zu ihr. Der Apostel Johannes selbst beschreibt diese Gegenliebe, die der Wertschätzung entspringt, mit den Worten:
7 „Die Liebe besteht in dieser Hinsicht nicht darin, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und seinen Sohn als ein Sühnopfer für unsere Sünden gesandt hat. Was uns betrifft, so lieben wir, weil er uns zuerst geliebt hat.“ — 1. Johannes 4:10, 19.
8, 9. (a) Wie hatten im Jahre 1914 Gott hingegebene Erforscher der Bibel die Liebe verlassen, die die Christenversammlung im ersten Jahrhundert kennzeichnete? (b) Worauf war dieser Zustand hauptsächlich zurückzuführen? Nenne Beispiele. (c) Wann wurde der Anfang gemacht, um diesen Fehler zu berichtigen?
8 In auffallender Ähnlichkeit hierzu hatten sogar die Gott hingegebenen, getauften Erforscher der Bibel, die aus der religiösen Christenheit herausgekommen waren, zu Beginn des ‘Tages des Herrn’ im Jahre 1914 die Liebe verlassen, die die Christenversammlung im ersten Jahrhundert kennzeichnete. Auf welche Weise? Man überschüttete den Sohn Gottes mit mehr Aufmerksamkeit, mit mehr Liebe, die man bekundete, als Jehova Gott selbst. Dies war natürlich bis zu einem gewissen Grade darauf zurückzuführen, daß beim Bibelstudium Übersetzungen der Heiligen Schrift verwendet wurden, in denen die Übersetzer aus der Christenheit und aus dem Judentum den Namen Gottes, Jehova, selten oder überhaupt nicht gebrauchten.
9 Zum Beispiel gibt die Übersetzung Martin Luthers den Namen Jehova mit „der HERR“ wieder, und auch die jüdische, unter der Redaktion von Dr. Zunz angefertigte Übersetzung der Heiligen Schrift gebraucht den göttlichen Namen überhaupt nicht, sondern verwendet statt dessen die Bezeichnung „der Ewige“. Aber nach dem Ersten Weltkrieg wurden sich die Gott hingegebenen, getauften Erforscher der Bibel bewußt, wie unpassend dies war, und berichtigend trug der Leitartikel ihrer offiziellen Zeitschrift Der Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi in der Ausgabe vom 1. Februar 1926 das herausfordernde Thema „Wer wird Jehova ehren?“
10. (a) Wann wurde der Höhepunkt auf dem Wege erreicht, zu jener ersten Liebe zurückzukehren? (b) Wie wurde der Titel der offiziellen Zeitschrift der Zeugen Jehovas abgeändert, um diesem aufrichtigen Versuch zu entsprechen, zu jener ersten Liebe zurückzukehren? (c) Ließen sie dadurch, daß sie dies taten, Christus außer acht, oder was war der Fall?
10 Im Laufe der Jahre schenkten diese christlichen Erforscher der Bibel dem Zeugnisgeben für Gottes Namen immer mehr Aufmerksamkeit, und als Höhepunkt wurde am Sonntag, dem 26. Juli 1931, auf ihrem internationalen Kongreß in Columbus (Ohio, USA) einer Resolution zugestimmt, durch die der Name „Jehovas Zeugen“ als die Bezeichnung angenommen wurde, an der sie erkannt und durch die sie von der Christenheit unterschieden werden wollten. Danach wurde dieser Name von den Versammlungen dieser Gott hingegebenen Christen überall auf der Erde angenommen. Der Titel ihrer offiziellen Zeitschrift wurde mit der Ausgabe vom 1. Mai 1939 auf Der Wachtturm als Verkünder von Jehovas Königreich abgeändert. Sie wollten wie Jesus Christus sein, den der Apostel Johannes den ‘Treuen Zeugen’ nennt, das heißt den Zeugen Jehovas Gottes, seines himmlischen Vaters. (Offenbarung 1:5) Dies war in der Tat ein aufrichtiger Versuch, zu jener ersten Liebe zurückzukehren, zu der Liebe, die die Christenversammlung des ersten Jahrhunderts „zuerst“ hatte. Diese Liebe treibt sie heute an, und sie haben bewiesen, daß sie sich an das erinnerten, von dem diejenigen abgefallen waren, die sich als Christen bekannt hatten. Ihre Reue bei dieser von Jehova Gott, dem Souverän des Universums, ausgeübten Aufsicht war echt.
11. (a) Was waren die „vorherigen Taten“, zu denen sie zurückkehrten? (b) Was erkannten sie als das Wichtigste, und was taten sie diesbezüglich?
11 Somit kehrten sie zu ihrer Verpflichtung zurück, ‘die vorherigen Taten zu vollbringen’, nämlich für den Namen und das messianische Königreich Gottes, des Höchsten, Zeugnis abzulegen. (Jesaja 43:10-12; Apostelgeschichte 1:8) Sie gelangten zu der Erkenntnis, daß die Rechtfertigung der universellen Souveränität Jehovas durch sein messianisches Königreich das wichtigste Vorhaben Jehovas und die Hauptlehre der Heiligen Schrift ist. Die Rettung menschlicher Geschöpfe durch das Loskaufsopfer Jesu Christi war nur zweitrangig, obwohl sie ein hervorragender und untrennbarer Teil des allgemeinen Vorhabens Jehovas Gottes war. Durch diese Erkenntnis zur Tätigkeit angespornt, machten sie sich an das weltweite Werk des Predigens des messianischen Königreiches Jehovas, durch das seine universelle Souveränität und sein Name gerechtfertigt werden sollen und durch das auch die Menschheit gerettet werden soll. — Matthäus 24:14; Markus 13:10.
12. (a) Wieso wissen wir, daß Christus seine Warnung nicht zu verwirklichen brauchte, indem er den Leuchter unter Jehovas christlichen Zeugen entfernt hätte? (b) Was zeigen andererseits die Tatsachen darüber, ob die Christenheit ihre Behauptung verwirklicht hat, „das Licht der Welt“ zu sein?
12 In Christi Anweisungen an den „Engel der Versammlung in Ephesus“ wurde diesen geistigen Israeliten warnend gesagt, wenn sie an diesem „Tage des Herrn“ nicht die „früheren Taten“ ausführten, dann würde der, ‘der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandle’, ihren „Leuchter von seiner Stelle rücken“. In ihrem Fall brauchte der himmlische Verwalter der Leuchter dies nicht zu tun, denn seit dem Ende des Ersten Weltkrieges bemühen sie sich, als „das Licht der Welt“ zu leuchten. Bis jetzt sind die Strahlen dieses sinnbildlichen Leuchters in 200 Länder und Inselgruppen gedrungen. Die Christenheit hat behauptet, „das Licht der Welt“ zu sein, da sie rund um den Erdball mehr als 977 383 000 Personen dem Namen nach zu ihrer Art des Christentums bekehrt hat. Aber bekunden ihre Millionen Mitglieder aus vielen Rassen und Nationalitäten die „erste Liebe“, wie sie die wahren Christen des apostolischen ersten Jahrhunderts hatten? (Offenbarung 2:4, Lu) Ihre Millionen Mitglieder sind es gewesen, die die zwei Weltkriege geführt, die die faschistischen, nationalsozialistischen und kommunistischen Diktatoren unterstützt und die sich an den politischen Revolutionen und an den anderen Unruhen der Nationen beteiligt haben.
13. Was hat die Christenheit getan, statt Jesu Prophezeiung in Matthäus 24:14 zu erfüllen, und wie ist daher heute ihr Zustand?
13 Erfüllt die Christenheit an diesem „Tage des Herrn“ Jesu Prophezeiung aus Matthäus 24:14, indem sie auf der ganzen bewohnten Erde „diese gute Botschaft vom Königreich“ den Nationen zu einem Zeugnis predigt? Nein, sondern indem die Christenheit die Königreiche dieser Welt erwählt und den Völkerbund und seine Nachfolgeorganisation, die Vereinten Nationen, gegründet hat, hat sie dieses erdenweite Predigen den christlichen Zeugen Jehovas überlassen. Selbst wenn die Christenheit, wie sie behauptet, in Gottes christlicher Einrichtung einen sinnbildlichen Leuchter hatte oder einer war, hat der verherrlichte Jesus Christus ihren „Leuchter von seiner Stelle“ gerückt. Die Tatsachen der Geschichte seit 1914 u. Z. ergeben, daß die Christenheit nicht die lichttragende Versammlung (der sinnbildliche Leuchter) Gottes ist; sie hat keine Lichtträgerorganisation. Ihr Licht ist ausgegangen, und sie selbst ist in die Finsternis gehüllt, die die Erde bedeckt, und in das dichte Dunkel, das die Völkerschaften bedeckt. Sie ist zu weit gegangen, als daß sie bereuen könnte. Sie kann nicht aufstehen und leuchten. — Jesaja 60:1, 2.
SEKTIERERTUM GEHASST
14. (a) Warum können die lobenden Worte aus Offenbarung 2:6 nicht auf die Christenheit angewandt werden? (b) Warum ist es nicht erstaunlich, daß zu Beginn des ‘Tages des Herrn’ unter wahren Erforschern der Bibel eine Neigung zum Sektierertum bestand?
14 Die Christenheit ist in tausend oder noch mehr religiöse Sekten zersplittert, deren Zahl sie durch Kirchenzusammenschlüsse oder durch die ökumenische Bewegung zu verringern sucht, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) verkündet wurde. Auf die Christenheit können die lobenden Worte Christi für die Versammlung Ephesus nicht angewandt werden: „Doch das hast du, daß du die Taten der Nikolaus-Sekte haßt, die auch ich hasse.“ (Offenbarung 2:6) Damals, im ersten Jahrhundert, mußte die wahre Christenversammlung, wie der Apostel Paulus zeigte, gegen die Neigung kämpfen, religiöse Sekten wie die der Nikolaiten zu bilden. (1. Korinther 1:12-15; 3:1-5) Er warnte gerade die Aufseher der Versammlung von Ephesus davor, daß nach seinem Weggang Männer unter den dortigen Jüngern aufstehen und „verdrehte Dinge reden [würden], um die Jünger hinter sich her fortzuziehen“. (Apostelgeschichte 20:29, 30) Es ist also nicht erstaunlich, daß zu Beginn dieses ‘Tages des Herrn’ eine Neigung bestand, unter denen, die heute als die christlichen Zeugen Jehovas bekannt sind, eine religiöse Sekte zu bilden.
15. (a) Versuchte der erste Präsident der Watch Tower Bible & Tract Society, eine religiöse Sekte zu bilden? (b) Welcher Versuch wurde nach seinem Tode im Jahre 1916 unternommen, und welche Schriftstellen wurden fälschlich angewandt, um diesen Versuch zu unterstützen?
15 Charles Taze Russell, von 1884 bis 1916 Präsident der Watch Tower Bible & Tract Society, versuchte nicht, unter den Mitgliedern der Gesellschaft und den Mitgliedern der verwandten Organisation, der International Bible Students Association, eine religiöse Sekte zu gründen. Vielmehr erwartete er die himmlische Verherrlichung der wahren Christenversammlung um das Ende der „Zeiten der Heiden“ im Jahre 1914. (Lukas 21:24, Me) Dennoch bestand nach seinem Tode am 31. Oktober 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, die Neigung, um seine Lehren und um das organisatorische Gefüge eine religiöse Sekte zu bilden, obwohl dies nicht beabsichtigt war. Im Juli 1917 wurde in Englisch das Buch „Das vollendete Geheimnis“, der siebente Band der Schriftstudien, veröffentlicht, und es wurde auf Seite 2, der Impressumseite, als „hinterlassenes Werk von Pastor Russell“ bezeichnet. Dieses Buch behandelte C. T. Russell so, als wäre er der in Matthäus 24:45-47 (EB) vorhergesagte „treue und kluge Knecht“ gewesen. Der Kommentar dieses Buches über das Buch der Offenbarung stellte C. T. Russell als den ‘siebenten Sendboten’ dar, das heißt als den „Engel der Versammlung in Laodicäa“, der siebenten und letzten in dem Verzeichnis erwähnten Versammlung. (Offenbarung 3:14, EB) In seinem Kommentar über die Prophezeiung Hesekiels stellte das Buch C. T. Russell so dar, als sei er der vorhergesagte „in Linnen gekleidete Mann, welcher das Schreibzeug an seiner Hüfte hatte“, gewesen. (Hesekiel 9:4-11; 10:1-7) Natürlicherweise verspürten diejenigen, die solche Auslegungen anerkannten, ein Gefühl der Loyalität gegenüber einem auf erstaunliche Weise gebrauchten Diener Jehovas Gottes. Sie empfanden es als verbindlich für sich, sich an ihn als an ein irdisches Werkzeug Gottes, des Höchsten, in der sogenannten „Laodicäischen Periode“ zu halten.
16. Wie sah Jesus Christus diese Neigung an, und welche Trennung fand unter seiner Führung statt?
16 Diese Neigung zur Bildung einer Sekte unter seinen treuen Nachfolgern mißfiel jedoch dem, „der die sieben Sterne in seiner Rechten hält“. Unter seiner Führung kämpften diejenigen, die unchristliches Sektierertum hassen, gegen diese Neigung zur Gründung einer religiösen Sekte gleich den Sekten der Christenheit, aus denen sie gekommen waren. Die, die es sich erwählten, einem toten Mann zu folgen, verließen die Reihen. Diejenigen, die glaubten, daß das Licht der biblischen Wahrheit mit dem Tode des ersten Präsidenten der Watch Tower Bible & Tract Society nicht aufhörte zuzunehmen, hielten sich an Gottes sichtbare Organisation und fuhren fort, die Heilige Schrift in dem zunehmenden Licht zu erforschen.
17. Welches Argument wurde in der Ausgabe der Zeitschrift Der Wacht-Turm vom 1. April 1927 dargelegt, das jede Grundlage für die Bildung einer Sekte um Charles Taze Russell schwächte?
17 Im Jahre 1927 wurde in der Ausgabe der Zeitschrift Der Wacht-Turm vom 1. April der Hauptartikel „Der Knecht — gut und böse“ veröffentlicht, der sich auf den Leittext aus Matthäus 24:45, 46 (EB) stützte. Treu und mutig wurde erklärt, daß der dort erwähnte „treue und kluge Knecht“ nicht irgendeine Einzelperson sei, sondern eine Klasse, eine dienende Körperschaft, die ganze Versammlung der gerade lebenden treuen geistigen Nachfolger Christi. Es war so wie im Fall der Nation des alten Israel, die als Jehovas Knecht bezeichnet wurde und zu der gesagt wurde: „Ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und mein Knecht, den ich erwählt habe.“ (Jesaja 43:10) E i n „Knecht“, aber viele „Zeugen“. Ebenso in Matthäus 24:45-47: e i n „Knecht“ (oder Sklave) und viele Einzelglieder, die alle zusammen eine einzige Knechts- oder Sklavenkörperschaft bilden, die mit der Sorge für die Habe oder das Eigentum des Herrn betraut ist. Dies schwächte jede Grundlage für die Bildung einer Sekte um Russell.
18. Wie wurde der falsche Gedanke aufgegeben, Charles T. Russell sei der „Engel der Versammlung in Laodicäa“?
18 Indem weiter in dieser Richtung gearbeitet wurde, kam (in Englisch) im September des Jahres 1930 in zwei Bänden das Buch Licht heraus, das einen Kommentar zum ganzen Buch der Offenbarung enthält. Dieses Buch vermittelte ein Verständnis über die „sieben Sterne“ und die ‘sieben Engel’ der Versammlungen, das sich von dem in dem Buch Das vollendete Geheimnis dargelegten Verständnis unterschied. Daher setzte es Charles T. Russell nicht mit dem ‘siebenten Sendboten’ oder „dem Engel der Versammlung in Laodicäa“ gleich. (Siehe Licht, Band 1, Seite 13 sowie Seite 43 bis 52 unter „Laodicäa“.) Außerdem hatte man schon Jahre zuvor die Verbreitung des Buches Das vollendete Geheimnis auslaufen lassen.
19. Wann und wie wurde dargelegt, wer in Wirklichkeit der sinnbildliche „in Linnen gekleidete Mann, welcher das Schreibzeug an seiner Hüfte hatte“, war?
19 Schließlich wurde am 30. Juli 1931 (in Englisch) das Buch Rechtfertigung, Band I, veröffentlicht. In diesem Band wurde dargelegt, daß „der in Linnen gekleidete Mann, welcher das Schreibzeug an seiner Hüfte hatte“, in Erfüllung der Prophezeiung aus Hesekiel, Kapitel 9 nicht eine Einzelperson war. Auf Seite 97, 98 hieß es in diesem Band unter dem Untertitel „Der Mann mit dem Schreibzeug“: „Folglich stellt der Mann mit dem Schreibzeug an seiner Hüfte offensichtlich die gesalbte Knechtsklasse des Herrn auf der Erde dar, die einen Bestandteil der Gottesorganisation bildet.“
20, 21. Wie zeigten die christlichen, geistigen Israeliten sonst noch, daß sie Sektierertum haßten?
20 So wurde schließlich der Bildung irgendeiner religiösen Sekte um Charles T. Russell aufgrund von drei wesentlichen Punkten in der Beweisführung völlig die Grundlage entzogen. Diese christlichen, geistigen Israeliten waren von der hochmütigen Geistlichkeit der Christenheit mit dem Schimpfnamen „Russelliten“ bezeichnet worden; aber diese treuen Christen haßten Sektierertum ebenso, wie es jene treuen Christen in der Versammlung in Ephesus im ersten Jahrhundert getan hatten, und sie weigerten sich, diesen verächtlichen Spitznamen anzunehmen. Daher nahmen sie am 26. Juli 1931 auf demselben internationalen Kongreß in Columbus (Ohio, USA), auf dem (in Englisch) das Buch Rechtfertigung, Band I, freigegeben wurde, in einer Resolution die biblische Bezeichnung „Jehovas Zeugen“ an.
21 Wegen dieser antisektiererischen Handlung konnte der verherrlichte Herr Jesus Christus diese christlichen Zeugen Jehovas von heute ebenso loben, wie er die Versammlung in Ephesus gelobt hatte, weil sie gegen die „Taten der Nikolaus-Sekte“ eingetreten war.
DER BAUM DES LEBENS IN GOTTES PARADIES
22. Welches waren die abschließenden Worte der Botschaft an die Versammlung im alten Ephesus?
22 Zum Abschluß der Botschaft an die Versammlung im alten Ephesus sagte der verherrlichte Jesus Christus: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt: Dem, der siegt, will ich gewähren, von dem Baum [griechisch: xylon] des Lebens zu essen, der im Paradiese Gottes ist.“ — Offenbarung 2:7.
23, 24. (a) Waren diese letzten Worte an die Versammlung in Ephesus nur zu ihrem Nutzen, oder was war der Fall? (b) Auf welchen Geist bezieht sich Christus, wenn er insgesamt siebenmal sagt: „Höre, was der Geist . . . sagt.“?
23 Hier werden alle sieben „Versammlungen, die in dem Bezirk Asien sind“, zur Wachsamkeit aufgerufen. Jeder geistige Israelit in all jenen Versammlungen, der „ein Ohr hat“, wird aufgefordert, sein Ohr nicht zu verschließen, sondern die Ohren zu spitzen und zu hören, „was der Geist“ zu allen sieben Versammlungen „sagt“, denn was der Geist sagt, gilt für sie alle. „Der Geist“ — welcher Geist? Wir erinnern uns daran, daß der Apostel Johannes bei seiner Begrüßung der sieben Versammlungen betete, daß sie unverdiente Güte und Frieden „von den sieben Geistern“ hätten, die vor dem Throne Jehovas Gottes sind. (Offenbarung 1:4) Später, in der wunderbaren Vision, die Johannes von Gott hatte, der auf seinem himmlischen Thron saß, wurden die „sieben Geister Gottes“ durch „sieben Feuerlampen, die vor dem Throne brennen“, dargestellt. (Offenbarung 4:5) Interessanterweise ergeht in jeder der Botschaften an die sieben Versammlungen in Asien die Einladung an jeden, der ein Ohr hat, daß er „höre, was der Geist den Versammlungen sagt“, oder insgesamt siebenmal. Dies bedeutet nicht, daß ein einzelner Geist von diesen „sieben Geistern“ eine Versammlung anredet und die anderen sechs nacheinander je eine Versammlung anreden, und zwar jeder seine eigene Versammlung.
24 Offenbar spricht „der Geist“ in allen sieben Fällen durch den verherrlichten Herrn Jesus Christus, und es ist der Geist Gottes, die wirksame Kraft Gottes, die bei dem Herrn Jesus Christus ist. Dies bedeutet, daß Jesus hier nicht von sich aus oder aufgrund seiner eigenen Vollmacht spricht. Was er in allen sieben Fällen zu den Versammlungen in Asien spricht, spricht er aufgrund der Vollmacht Gottes. Daher kann jeder, der ein Ohr hat und hört, sicher sein, daß das, was Jesus hier sagt, die Billigung und Unterstützung Gottes hat und sich gewiß erfüllen wird.
25. Für wen gilt aufgrund des bereits Gesagten eine jede der sieben Botschaften?
25 Da der Geist das, was er sagt, „den Versammlungen“ sagt, gilt das, was er zu der Versammlung in Ephesus sagt demnach auch für alle, anderen Versammlungen, nicht nur für die Versammlung von Ephesus. Ebenso gilt das, was er in der Botschaft an irgendeine der anderen Versammlungen in Asien sagt, für alle sieben Versammlungen. So gelten die herrlichen Verheißungen, die Gottes Geist, der in Jesus ist, in allen sieben Botschaften gibt, für alle Versammlungen, und sie alle haben daran teil. — Offenbarung 2:7, 11, 17, 29; 3:6, 13, 22.
26. (a) Wer wird ermuntert zu siegen, und welche Aussicht besteht für ihn? (b) Wer ist unser vorzüglichstes Beispiel dafür, wie jemand siegt, und was in einem Christen ermöglicht es ihm zu siegen?
26 Alle Glieder der Versammlungen werden ermuntert zu siegen und erhalten die Verheißung eines Lohnes, den Jehova Gott durch seinen Sohn Jesus Christus gibt. Jesus Christus selbst ist ein Beispiel dafür, wie jemand siegt oder überwindet. In der Rede, die Jesus seinen elf treuen Aposteln hielt, bevor er von Judas Iskariot verraten wurde, sagte er: „In der Welt werdet ihr Drangsal haben, doch faßt Mut! Ich habe die Welt besiegt.“ (Johannes 16:33) Durch seinen Glauben an Jehova Gott und durch seine Treue ihm gegenüber besiegte Jesus Christus die Welt, trotz der Drangsal, die er erdulden mußte. Jahre später, ja nachdem der Apostel Johannes die Offenbarung empfangen hatte, schrieb dieser: „Alles, was aus Gott geboren worden ist, besiegt die Welt. Und das ist die Siegesmacht, die die Welt besiegt hat, unser Glaube.“ (1. Johannes 5:4) Den geistgezeugten Christen, die auf diese Weise siegen, werden die Verheißungen gegeben.
27. (a) Bezieht sich das ‘Paradies Gottes’, von dem Jesus in Offenbarung 2:7 spricht, auf den Garten Eden? Begründe deine Antwort. (b) Bezieht es sich dann auf die während der Regierung Christi zu einem Paradies wiederhergestellte Erde?
27 Die erste Verheißung, die gegeben wurde, weist auf das ‘Paradies Gottes’ hin. (Offenbarung 2:7) Dies ist natürlich nicht „das Paradies der Wonne“, der „Garten Eden“, aus dem Adam und Eva hinausgetrieben wurden, nachdem sie Gott, ihrem Schöpfer, ungehorsam gewesen waren. (1. Mose 2:8, LR; 3:24) Im Vergleich mit jenem ursprünglichen irdischen Paradies hieß es von dem Bezirk des Jordans in Abrahams Tagen, er sei wie „das Paradies des Herrn“. (1. Mose 13:10, Al) In den Tagen des Propheten Hesekiel hieß es von dem König des alten Tyrus wegen seines schönen Landes, er sei „in den Freuden des Paradieses Gottes“. (Hesekiel 28:13, Al) Jenes ursprüngliche „Paradies der Wonne“ hörte auf zu bestehen. Deshalb bezieht sich Offenbarung 2:7 nicht darauf. Auch bezieht sich dieser Text nicht auf das Paradies, das für die Erde während der tausendjährigen Regierung Christi wiederhergestellt werden wird. Als Jesus Christus an der Schädelstätte am Stamm hing, bezog er sich auf jenes irdische Paradies, wenn er zu dem mitfühlenden Übeltäter, der neben ihm an einem Stamm hing, sagte: „Wahrlich ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradiese sein.“ — Lukas 23:39-43.
28. (a) Weshalb war das Paradies, das dem Übeltäter verheißen wurde, nicht das Paradies, von dem in Offenbarung 2:7 die Rede ist? (b) Was ist der Unterschied zwischen dem Paradies, in das der Übeltäter kommen wird, und dem „Paradiese Gottes“ gemäß Offenbarung 2:7?
28 Jener Übeltäter hatte nicht die Welt besiegt, was ihn berechtigt hätte, im Paradiese Gottes vom Baum des Lebens zu essen. Jener Übeltäter war kein getauftes Glied der „Versammlung Gottes“, denn sie wurde erst am Pfingsttag des Jahres 33 u. Z. gegründet, einundfünfzig Tage nachdem der Übeltäter neben Jesus gestorben war. (Apostelgeschichte 2:1-42) Auch war dieser Übeltäter, da der heilige Geist erst an jenem Pfingsttag auf Christi Jünger ausgegossen wurde, nicht mit dem Geist Gottes gezeugt, was eines der Erfordernisse für jeden ist, der das himmlische Königreich Gottes sehen und in dieses Königreich eingehen würde. (Johannes 3:3, 5; 7:39) Das Paradies, in das dieser Übeltäter durch eine Auferstehung von den Toten kommen wird, muß das kommende irdische Paradies unter Gottes Königreich sein. Dieses Paradies unterscheidet sich von dem in Offenbarung 2:7 erwähnten Paradies Gottes, das ein himmlisches, geistiges Paradies ist, welches der siegenden Kirche oder Versammlung verheißen worden ist.
29. (a) Was wird durch den „Baum des Lebens . . ., der im Paradiese Gottes ist“, versinnbildlicht? (b) Was würde es bedeuten, fortwährend von jenem „Baum des Lebens“ zu essen? (c) Welcher Lohn würde dadurch den geistigen Israeliten angeboten, die siegen?
29 Der „Baum des Lebens . . ., der im Paradiese Gottes ist“, ist nicht notwendigerweise ein Sinnbild Jehovas Gottes, des Quells des Lebens und der Unsterblichkeit. Er versinnbildlicht vielmehr die göttliche Vorkehrung für dauerndes Leben; und daß die Sieger an jenem „Baum des Lebens“ teilhaben, würde anzeigen, daß sie an jener göttlichen Vorkehrung für das besondere Leben teilhaben, auf das hier hingewiesen wird. Das griechische Wort, das Johannes hier gebrauchte, war xylon, und es bedeutet wörtlich „Holz“, und deshalb könnte es „Bäume“, wie es sie in einem Obstgarten gibt, bedeuten. Fortwährend von jenem „Baum des Lebens“ zu essen würde bedeuten, fortwährend an jenem Ort zu leben, an dem sich der Baum befindet, nämlich „im Paradiese Gottes“. Welch ein großartiger Gedanke, daß dies bedeutet, unter paradiesischen Verhältnissen in der unmittelbaren Gegenwart Jehovas Gottes selbst und in Gemeinschaft mit ihm zu leben und zu wohnen! Dies würde erfordern, daß sie bei ihrer Auferstehung als himmlische, geistige Geschöpfe von den Toten auferweckt werden. (1. Korinther 15:43-50) Welch ein großartiger Lohn dafür, gesiegt zu haben! Heute lohnt es sich wirklich für einen geistigen Israeliten, der ein Ohr hat, das geistige Dinge aufzunehmen vermag, diese Verheißung zu hören, die Gottes Geist, der in seinem Sohn Jesus Christus ist, der Versammlung geistgezeugter Personen gibt.
[Bilder auf Seite 130]
BETHEL, 122-124 COLUMBIA HEIGHTS, BROOKLYN, NEW YORK
C. T. RUSSELL