Wirst du mit trügerischen Worten ausgebeutet?
WENN es bekannt wird, daß in einer gewissen Gegend Falschgeld in Umlauf gebracht worden ist, wirst du unverzüglich dein vorhandenes Geld prüfen, weil du weißt, daß es für dich beträchtliche Verluste bedeuten könnte, wenn du zufällig etwas von dem Falschgeld besitzen würdest, und daß du, was noch schlimmer wäre, in große Unannehmlichkeiten verwickelt werden könntest, wenn du solches Falschgeld in Umlauf bringen würdest. Das Falschgeld mag richtigem Geld so ähnlich sein, daß du zu deinem Bankier gehen mußt, um es identifizieren zu lassen. Trügerische oder heuchlerische Worte können noch mehr täuschen und Schaden anrichten. Du müßtest dich an eine vertrauenswürdige Quelle zuverlässiger Worte und Tatsachen wenden, um den Betrug aufzudecken.
Der Apostel Petrus, einer der vertrautesten Apostel des Herrn Jesus Christus, schrieb kurze Zeit vor seinem Tode eine inspirierte Warnung an die Christenversammlung, in der er ihr mitteilte, wachsam zu sein, denn, so erklärte er den Christen, es würde einige gerade in der Christenversammlung geben, die sie „aus Habsucht mit trügerischen Worten ausbeuten“ werden. (2. Petr. 2:3) Wir können also überzeugt sein, daß nicht alles, was christlich zu sein beansprucht, wirklich christlich ist und daß der Versuch, mit trügerischen Worten auszubeuten, kein schwacher, unbedeutender Angriff auf das Christentum ist, sondern ein raffiniert angelegter Betrug, durch den viele getäuscht werden sollten. Weil Gott für uns gesorgt hat, sind wir glücklicherweise in der Lage, den Betrug aufzudecken, indem wir die Bibel, eine Quelle wahrhaftiger Worte, untersuchen und indem wir den Anfängen und der Entwicklung dieses trügerischen „Christentums“ nachspüren. Wie? Mit Hilfe dieser zuverlässigen Autoritäten klären wir viele Fragen, unter anderem folgende: Warum gibt es in den Ländern, die zur Christenheit gehören, so viele Sekten und Spaltungen, wenn doch das Christentum wirklich von einer Person, von Jesus Christus, abstammte?
In früher erschienenen Ausgaben und im vorangehenden Artikel haben wir die Auseinandersetzung zwischen Babylon und Zion oder Jerusalem sorgfältig untersucht. Wir haben kennengelernt, wie das alte Babylon Jerusalem „verschlungen“ hatte, aber später gezwungen war, seine Gefangenen freizulassen. Babylon zerfiel allmählich in Trümmer, aber seine Religion blieb bestehen und war im Laufe der Zeit in der Religion des heidnischen Rom sehr stark vertreten. Nach dem Sturz Babylons durch Kores, den Perser, war der Gott der babylonischen Religion, Satan, der Teufel, gezwungen, andere Taktiken anzuwenden, um gegen Gott zu kämpfen. Indem er sich die Selbstsucht und den Stolz der Führer der jüdischen Nation zunutze machte, infiltrierte er diese Religion und führte einen Zustand der Abtrünnigkeit herbei, der die Führer weit von der wahren Gottesanbetung entfernte und sie veranlaßte, den Messias, den die Hebräischen Schriften vorhergesagt hatten, zu Tode zu bringen. Als Ergebnis verwarf Gott die jüdische Nation. Gott konnte Israel nicht mehr als seine heilige Nation gebrauchen. Dennoch gab es einen treuen jüdischen Überrest, der nicht seinen jüdischen Führern folgen würde, sondern treu zur wahren Anbetung Gottes stand und den Messias annahm. Der treue Überrest war es, der den Kern des Christentums bildete. Der Teufel erkannte klar, daß der Messias, Jesus Christus, der vorhergesagte Same sei, der zur bestimmten Zeit seinen Kopf zermalmen würde, und daß das Predigen des Königreiches Christi eine mächtige Waffe gegen ihn war. Deshalb mußte der Teufel die babylonische Religion wieder einsetzen, um dieser neuen Vorkehrung Gottes zu widerstehen. Er mußte, wenn möglich, das Christentum zerstören.
Die Religion Babylons mußte sich jedoch bei den Vorbereitungen, gegen das Christentum zu kämpfen, auf etwas Neues und Bedeutungsvolles einstellen. Das Christentum war weitaus wirksamer; außerdem war es eine missionarisch tätige Religion — es wurde allen Nationen gepredigt. Die frühe Christenversammlung wuchs erstaunlich schnell und war unter der Leitung der zwölf Apostel erfolgreich, während sie in der von den Juden und vom Staat ausgehenden Verfolgung von Anfang an ihre Lauterkeit bewahrte. Babylon mußte wirkungsvollere Taktiken anwenden. Es ist bestimmt äußerst interessant, zu lesen, wie die Religion Babylons sich anschickte, das Christentum mit teuflischer Strategie zu bekämpfen, und wie weit sie erfolgreich war; gleichzeitig ist es etwas, was wir wissen müssen. Es bedeutet, in ein Geheimnis einzudringen.
JESUS SAGTE DEN BETRUG VORHER
Jesus Christus, der Führer des Christentums, sah den Kampf und seinen Ausgang voraus. Er warnte seine Nachfolger, indem er ihnen folgendes Gleichnis gab:
„Das Königreich der Himmel ist einem Menschen gleich geworden, der vortrefflichen Samen auf sein Feld säte. Während die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut hinzu, mitten unter den Weizen, und ging davon. Als die Saat sproßte und Frucht brachte, begann auch das Unkraut zu erscheinen. Da traten die Sklaven des Hausherrn herzu und sagten zu ihm: ‚Herr, hast du nicht vortrefflichen Samen auf dein Feld gesät? Woher hat es denn Unkraut?‘ Er sprach zu ihnen: ‚Ein Feind, ein Mensch, hat das getan.‘ Sie sagten zu ihm: ‚Willst du denn, daß wir hingehen und es zusammenlesen?‘ Er sprach: ‚Nein, damit ihr nicht etwa beim Zusammenlesen des Unkrauts den Weizen mit ihm ausreißt. Laßt beides zusammen wachsen bis zur Ernte; und zur Erntezeit will ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen, dann geht und sammelt den Weizen in mein Vorratshaus.‘“ — Matth. 13:24-30.
Als Jesus über die Bedeutung der Veranschaulichung befragt wurde, erklärte er, daß er selbst der Sämann sei; das Feld sei die Welt; der vortreffliche Same seien treue Christen, die Söhne des Königreiches; und das Unkraut seien die Söhne dessen, der böse ist — heuchlerische Christen, „gesät“ von dem Teufel —. Die Ernte sei ein Abschluß eines Systems der Dinge, und die Schnitter seien Engel.
Der Teufel würde nach dem Tode Jesu nicht lange warten, bis er den Scheinweizen, angebliche „Söhne des Königreiches“, unter die Christenversammlung „säen“ würde; nein, er würde ihn „säen“, während die Menschen schliefen, was entweder auf den Todesschlaf der zwölf Apostel Christi hinwies oder auf den geistigen Schlaf, das heißt auf das Versäumnis der ernannten Aufseher der Christenversammlung, wachsam zu sein.
WO DER BETRUG BEGANN
Der Teufel würde also einen Betrug begehen. Das würde eine weitaus wirkungsvollere Art sein, die Verbreitung des wahren Christentums zu verhindern, als es offen zu bekämpfen. Petrus bekräftigte Jesu Worte und zeigte, wo gerade die irreführenden, betrügerischen Christen herkommen würden. Er sagte: „Es gab indes auch falsche Propheten unter dem Volke, wie es auch unter euch falsche Lehrer geben wird. Eben diese werden unauffällig verderbliche Sekten einführen und werden sogar den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, wobei sie rasche Vernichtung über sich bringen. Ferner werden viele ihren Zügellosigkeiten folgen, und ihretwegen wird vom Wege der Wahrheit lästernd geredet werden. Auch werden sie euch aus Habsucht mit trügerischen Worten ausbeuten. Was aber sie betrifft, nimmt das Gericht der alten Zeiten keinen langsamen Lauf, und ihre Vernichtung schlummert nicht.“ — 2. Petr. 2:1-3.
Durch die Worte des Petrus wird das Geheimnis über die Methoden in Satans Kampf mit Hilfe der Religion Babylons gelüftet. Die Scheinchristen würden eifrige Glaubensbekenner des Christentums sein, Christen, die sich von der Wahrheit abwenden würden. Sie würden Führer sein, die sogar Sekten bilden würden, Führer, die christlich zu sein vorgäben, in Wirklichkeit aber das wahre Christentum zersetzen würden. Sie würden den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, nicht öffentlich in vielen Worten, sondern durch ihre heuchlerische Handlungsweise. Der Apostel Paulus beschreibt sie dem Titus auf folgende Weise: „Sie erklären öffentlich, Gott zu kennen, aber sie verleugnen ihn durch ihre Werke, weil sie verabscheuungswürdig und ungehorsam und für jedes gute Werk unbewährt sind.“ (Tit. 1:16) Das Ergebnis bei solchen, die vorgäben Christen zu sein, würde Zügellosigkeit sein, und man würde veranlaßt werden, vom Wege der Wahrheit lästernd zu reden.
Als die Apostel Jesu Christi lebten, arbeiteten sie sehr daran, die Christenversammlung als ein Bollwerk gegen solchen Abfall aufzubauen, von dem sie wußten, daß er eintreten würde, und ihre Bemühungen waren nicht umsonst, denn das wahre Christentum bestand weiterhin. Ein geeigneter Fall ist die Versammlung in Korinth, wo einige versucht hatten, die Versammlung zu spalten, Paulus aber die drohende Gefahr schnell „im Keim erstickt“ hatte. (1. Kor. 1:17-19) Im Jahre 56 u. Z., dreiundzwanzig Jahre nachdem Jesus Christus gestorben und auferweckt worden war, hatte der Apostel Paulus mit den Aufsehern der Versammlung von Ephesus eine Besprechung durchgeführt und ihnen folgende Warnung gegeben: „Ich weiß, daß ihr alle, unter denen ich, das Königreich predigend, umhergegangen bin, mein Angesicht nicht mehr sehen werdet ... Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher euch der heilige Geist zu Aufsehern ernannt hat, um die Versammlung Gottes zu hüten, die er mit dem Blute seines eigenen Sohnes erkauft hat. Ich weiß, daß nach meinem Weggang bedrückende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht zart behandeln werden, und aus eurer Mitte selbst werden Männer aufstehen und verdrehte Dinge reden, um die Jünger hinter sich her fortzuziehen. Bleibt daher wach.“ — Apg. 20:16, 17, 25-31.
Paulus starb etwa zehn Jahre später oder um das Jahr 65 u. Z. In seinen Briefen an Timotheus — der letzte wurde kurz vor seinem Tode aufgezeichnet — warnte Paulus Timotheus wiederholt vor dem Abfall und ermahnte ihn nachdrücklich, sich sehr zu bemühen, die Christenversammlung als ein Bollwerk gegen den Abfall aufzubauen. — 1. Tim. 4:1-3; 3:15; 6:3-5, 20; 2. Tim. 2:1, 2; 3:1-7; 4:1-5.
Daß der verabscheuungswürdige Betrüger kein gewöhnlicher Feind war, sondern immer wieder versuchte anzugreifen, erkennen wir aus der Entwicklung der Ereignisse kurz vor dem Ende des ersten Jahrhunderts. Etwa um das Jahr 98 u. Z. schrieb der Apostel Johannes: „Kleine Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind nun auch viele zu Antichristen geworden; und aus dieser Tatsache erkennen wir, daß es die letzte Stunde ist. Sie sind von uns ausgegangen, aber sie sind nicht von unserer Art gewesen; denn wenn sie von unserer Art gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber sie sind weggegangen, damit kundwerde, daß nicht alle von unserer Art sind.“ — 1. Joh. 2:17-19.
In der Offenbarung, die dem Johannes etwa im Jahre 96 u. Z. gegeben wurde, wies ihn der Herr Jesus Christus an, an die Versammlung in Ephesus zu schreiben, die Paulus lange vorher sowohl durch Worte als auch dadurch, daß er an den in Ephesus weilenden Timotheus schrieb, gewarnt hatte. Jesus erklärte das durch Johannes folgendermaßen: „Erinnere dich an das, wovon du abgefallen bist, und bereue und vollbringe die vorherigen Taten. Wenn du das nicht tust, so komme ich zu dir, und ich will deinen Leuchter von seiner Stelle rücken, es sei denn, du bereust. Doch das hast du, daß du die Taten der Nikolaus-Sekte haßt, die auch ich hasse.“ An die Versammlung Pergamon sollte Johannes folgende Warnung richten: „Ich [habe] einige wenige Dinge gegen dich, daß du dort solche hast, die an der Lehre Bileams festhalten, der hinging, Balak zu lehren, den Söhnen Israels eine Ursache zum Straucheln zu geben, so daß sie Dinge äßen, die Götzen geopfert sind, und Hurerei trieben. So hast auch du solche, die in gleicher Weise an der Lehre der Nikolaus-Sekte festhalten. Bereue also. Wenn du es nicht tust, komme ich eilends zu dir, und ich will mit dem langen Schwerte meines Mundes Krieg mit ihnen führen.“ — Offb. 2:1, 5, 6, 12, 14-16.
Der babylonische Einfluß machte sich in der Versammlung Pergamon durch das Auftreten der „Lehre Bileams“ bemerkbar, denn Bileam stammte ursprünglich aus Mesopotamien, dem Gebiet des alten religiösen Babylon. Pergamon oder Pergamus war die Stadt, wohin die babylonische Priesterschaft auf ihrer Flucht vor dem Sturz Babylons durch Kores floh, um ihr größtes Priesterkolleg zu errichten. Es wurde an dem Ort errichtet, den Belsazar und seine Vorfahren, die Könige von Pergamus, erobert hatten, die dadurch anstelle Belsazars und seiner Nachfolger traten, die die Führer der babylonischen Religion gewesen waren. — 5. Mose 23:4, 5; 4. Mose 22:5; 31:8, 16.
WO WIR DEN BETRUG IN UNSEREN TAGEN ENTDECKEN
Vielleicht hast du schon, während du dieses gelesen hast, über die Dinge nachgedacht, die du in vielen Sekten und von ihren Repräsentanten gehört hast, die Christen zu sein vorgeben. Du hast von diesen Quellen einige trügerische Worte wahrgenommen. In Übereinstimmung damit weist die Beschreibung der Bibel klar darauf hin, daß der große Betrug durch die Sekten der Christenheit verkörpert wird und daß deren religiöse Führer, die Geistlichkeit der Christenheit, jene sind, vor denen die Apostel Petrus und Paulus gewarnt haben. Der Apostel Paulus gibt uns über das Vorgehen dieser Klasse von religiösen Betrügern wahrscheinlich die Beschreibung, die am meisten in Einzelheiten geht, und spricht von ihr als von einem „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“. So, wie es Jesus Christus in der Veranschaulichung über den Weizen und das Unkraut getan hat, so zeigt auch Paulus, daß in der Zeit des Endes, der Zeit der zweiten Gegenwart des Herrn Jesus, der Abfall aufhören und jene, die ihn unterstützen, der Untergang ereilen wird. Wir möchten die Worte des Apostels Paulus über die Beschreibung und die einwandfreie Identifizierung dieser Betrüger analysieren, damit wir wissen können, welche Handlungsweise wir einschlagen müssen, um zu verhüten, daß wir mit trügerischen Worten ausgebeutet werden. Paulus warnt mit großer Sorge folgendermaßen:
„Wir bitten euch jedoch, Brüder, in bezug auf die Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus und unser Versammeltwerden zu ihm hin, euch nicht schnell erschüttern und dadurch von eurem vernünftigen Denken abbringen noch euch aufregen zu lassen, weder durch eine inspirierte Äußerung noch durch eine mündliche Botschaft noch durch einen Brief, angeblich von uns, in dem Sinne, daß der Tag Jehovas hier sei.
Laßt euch in keiner Weise von irgend jemand verführen, denn er wird nicht kommen, es sei denn, der Abfall komme zuerst und der Mensch der Gesetzlosigkeit, der Sohn der Vernichtung, werde geoffenbart. Er widersetzt sich und erhebt sich über jeden, der ‚Gott‘ oder ein Gegenstand der Verehrung genannt wird, so daß er sich in den Tempel d e s GOTTES niedersetzt und sich öffentlich darstellt, daß er ein Gott sei. Erinnert ihr euch nicht, daß ich euch diese Dinge zu sagen pflegte, als ich noch bei euch war?
Und so kennt ihr jetzt das, was als ein Hemmnis wirkt, im Hinblick darauf, daß er zu seiner eigenen bestimmten Zeit geoffenbart wird. Allerdings ist das Geheimnis dieser Gesetzlosigkeit bereits am Werke, doch nur bis der, welcher gerade jetzt als ein Hemmnis wirkt, aus dem Wege geräumt wird. Dann allerdings wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird durch den Geist seines Mundes und zunichte machen durch das Kundwerden seiner Gegenwart. Doch ist die Gegenwart des Gesetzlosen gemäß der Wirksamkeit des Satans mit jeder Machttat und mit lügenhaften Zeichen und Wundern und mit jedem Trug der Ungerechtigkeit für jene, die zur Vergeltung dafür zugrunde gehen, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um gerettet zu werden. Darum läßt Gott ihnen eine Wirksamkeit des Irrtums zugehen, damit sie der Lüge Glauben schenken, so daß sie alle gerichtet werden, weil sie der Wahrheit nicht glaubten, sondern an Ungerechtigkeit Gefallen hatten.“ — 2. Thess. 2:1-12.
Wir bemerken, daß der Apostel Paulus die betrügerischen christlichen Führer als den „Menschen der Gesetzlosigkeit“ personifiziert. Das könnte sich nicht auf eine Einzelperson beziehen, denn Paulus sagt, dieser „Mensch“ sei bereits in seinen Tagen am Werk und würde schließlich zur Zeit der Gegenwart des Herrn Jesus hinweggetan werden. Ein Mensch könnte nicht so lange leben, noch könnte er die Dinge zustande bringen, die Paulus dem „Menschen der Gesetzlosigkeit“ zuschreibt.
Die Gesetzlosigkeit, die dieser „Mensch“ begeht, ist nicht gegen die Regierungen dieser Welt gerichtet, obwohl er bisweilen gesetzlos gegen diese handelte. Wir erkennen allerdings, daß die Geistlichkeit der Christenheit bei den Regierungen der Welt verkehrt und daß sie versucht, diese in politischen Angelegenheiten zu beeinflussen. Zu gewissen Zeiten, zu denen die Regierungen den Absichten der Geistlichkeit nicht entsprachen, hat sich die Geistlichkeit der Gesetzlosigkeit gegen solche Herrscher schuldig gemacht. Die Gesetzlosigkeit jedoch, die hier erwähnt wird, ist die Gesetzlosigkeit gegen Gott. Es handelt sich nicht lediglich um einen Abfall oder eine Trennung vom Christentum, die dieser „Mensch“ herbeiführt, sondern es handelt sich um einen Abfall, um eine wohlüberlegte, geplante Rebellion gegen die Souveränität Gottes. Der „Mensch“ wendet die Menschen in Wirklichkeit vom König Jesus Christus, der in Gottes Namen herrscht, weg, indem er sie irreführt und mit trügerischen Worten ausbeutet. Die Geistlichkeit folgt dem Beispiel der Geistlichkeit des jüdischen Volkes, die den Messias, den König, zurückwies, den Jehova diesem Volk gesandt hatte. Der Stolz dieses „Menschen der Gesetzlosigkeit“ ist so groß, daß er sich widersetzt und sich erhebt „über jeden, der ‚Gott‘ oder ein Gegenstand der Verehrung genannt wird“. Wir finden ein Beispiel dafür in den Worten von Lucius Ferraris, einem Kanonisten des Franziskanerordens aus dem achtzehnten Jahrhundert, der erklärte:
„Der Papst ist von solcher Würde und Erhabenheit, daß er nicht ein einfacher Mensch, sondern gleichsam Gott und der Stellvertreter Gottes ist ... Der Papst ist gleichsam Gott auf Erden, der einzige Fürst der Gläubigen Christi, der größte König aller Könige, die Fülle der Macht besitzend; welchem die Herrschaft des irdischen und himmlischen Königreiches ist ... Der Papst ist von so großer Autorität und Macht, daß er das göttliche Gesetz abändern, erklären und auslegen kann ... Der Papst kann manchmal das göttliche Gesetz aufheben, indem er dasselbe beschränkt, erläutert“ usw.a
Ja, der Souveränität Gottes wird Widerstand geleistet, und das Wort und Gesetz Jehovas Gottes werden in Frage gestellt. Es ist nicht lediglich die katholische Geistlichkeit, sondern die Geistlichkeit der ganzen Christenheit, die die gleiche Haltung einnimmt, babylonische Lehren verbreitet und mit den Regierungen dieser Welt geistigen Ehebruch begeht. Die Geistlichkeit gibt ihre eigenen Traditionen weiter, stellt ihre Meinung über das Wort Gottes und gibt vor, für alle religiösen Interessen des Volkes zuständig zu sein. Wenn Jehovas Zeugen eine Stadt betreten oder in der Nachbarschaft die biblische Wahrheit predigen, weist sie Jehovas Zeugen als solche zurück, die auf ihre Weide Übergriffe machen. Die Geistlichkeit respektiert wahre Christen, die geistigen Brüder Jesu Christi, nicht, die den Menschen die Königreichsbotschaft bringen, noch respektiert die Geistlichkeit die Worte der Apostel selbst. Die Geistlichen geben vor, lebendige Steine im geistigen Tempel Gottes zu sein, aus denen seine Versammlung besteht,
Paulus erklärt weiter, daß dieser Abfall in seinen Tagen verhindert worden sei, aber daß dieses Hindernis aus dem Wege geräumt würde, und dann würde der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ gedeihen und prominent werden. Wenn wir die Briefe der Apostel lesen, können wir erkennen, daß mit dem Tode der Apostel und ihrer engsten Verbundenen, die sie überlebten, dieses Hindernis beseitigt wurde. Somit würde der Abfall nach dem Ende des ersten Jahrhunderts nicht lange auf sich warten lassen.
„MACHTTATEN“, DURCH DIE VIELE GETÄUSCHT WERDEN
Damit der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ erfolgreich betrügen konnte, mußte er „jede Machttat“ ausführen. Damit sind nicht notwendigerweise Wunder von der Art gemeint, die der Herr Jesus Christus wirkte, sondern der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ hat beispielsweise „Machttaten“ ausgeführt, indem er die Menschen mit Hilfe des Staates zum Glaubenswechsel veranlaßt hat, ferner durch die Bekehrung der gesamten Bevölkerung eines Gebietes, durch die Vereinigung von Kirche und Staat und durch die Kreuzzüge. Derartige „Machttaten“ sind nicht nur vom katholischen Teil der Christenheit ausgeführt worden, sondern auch vom sogenannten protestantischen Teil, in Dingen wie der Reformation und dem Beeinflussen von Regierungen, wodurch bewirkt wurde, daß straffere Gesetze erlassen wurden, um das Volk den protestantischen Organisationen der Christenheit gegenüber in größerer Unterwürfigkeit zu halten. Dann gibt es „Zeichen und Wunder“, die den Menschen Ehrfurcht vor religiösen Führern einflößen, beispielsweise ihr Anspruch einer apostolischen Nachfolge, die vielen unter der Leitung religiöser Führer stehenden Kirchenversammlungen, Reformen, Schulen und Krankenhäuser, in denen religiöse Orden tätig sind, geweihte Plätze, von denen man behauptet, daß Wunderheilungen stattgefunden hätten, die Katholische Aktion, ökumenische Konzilien, der Ökumenische Rat der Kirchen, Enzykliken, Besuche bei den Vereinten Nationen, das Beeinflussen dieser Organisation und viele andere ähnliche Dinge. Religiöse Führer haben selbst den Spiritismus und die Astrologie anerkannt und haben die Handlungsweise politischer Führer verziehen, die sich mit Fragen über den Staat an Wahrsager und Medien gewandt haben. All das mag gut erscheinen und mag auf Menschen und Politiker einen sehr guten Eindruck machen, nicht aber auf Jesus. Er erklärt: „Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: ‚Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen prophezeit und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Machttaten vollbracht?‘ Und doch will ich ihnen dann bekennen: Ich habe euch nie gekannt! Weichet von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit.“ — Matth. 7:22, 23.
Daher sagte der Apostel Paulus, da ja diese hohen und mächtigen Männer sich selbst gegen Christus erhoben haben und die Liebe der Wahrheit nicht annehmen, damit sie gerettet werden, hat Gott zugelassen, daß ihnen eine Wirksamkeit des Irrtums zugehe, damit sie der Lüge Glauben schenken. Sie sind jene, die „zugrunde gehen“, aber tatsächlich haben sie Satans betrügerisches Vorgehen unterstützt und sind bis zu dem Punkt dafür eingetreten, daß sie glauben, sie seien heilig und Gott würde sie damit schon gewähren lassen.
Auf diese Weise hat Satan mit Hilfe des babylonischen „Menschen der Gesetzlosigkeit“ vieles in seinem Kampf gegen das Christentum zustande gebracht; daß er aber keinen Erfolg hatte, es auszurotten, ist aus der Tatsache ersichtlich, daß wir in unseren Tagen etwas über diesen großen Betrug lesen und ihn erkennen können, und es wird ferner durch die Tatsache bestätigt, daß heute mehr als eine Million Christen die gute Botschaft vom Königreich den Menschen überall auf der Welt verkünden. Bald werden die Worte der Apostel erfüllt sein, daß der Herr Jesus, der jetzt in Macht und großer Herrlichkeit in den Himmeln regiert, Gesetzlose beseitigen wird durch den Geist seines Mundes und zunichte macht durch das Kundwerden seiner Gegenwart.
Mit Hilfe dieser Betrachtungen der biblischen Warnungen und der Tatsachen aus der Geschichte des ersten Jahrhunderts decken wir den Betrug auf, den die babylonische Religion in ihrem Kampf begangen hat, und wir verstehen besser, was Babylon die Große ist. Die Geschichte lehrt uns jedoch noch mehr; sie berichtet nicht nur darüber, wie selbstsüchtige Männer in führende Positionen eingeschleust wurden, um den Abfall herbeizuführen und den „Menschen der Gesetzlosigkeit“ hervorzubringen, sondern auch darüber, wie diese Männer die Lehren Babylons in das abgefallene Christentum hineinbrachten. Wir müssen diese Dinge wissen, so daß wir den Betrug vollständig aufdecken können; denn mit trügerischen Worten dieses „Menschen der Gesetzlosigkeit“ ausgebeutet zu werden und dadurch in die Hände Babylons der Großen zu fallen würde für uns Vernichtung bedeuten, so, wie sie vernichtet wird. Wir möchten die später erscheinenden Ausgaben dieser Zeitschrift erwarten, um diese in die Geschichte eingegangenen Tatsachen zu erfahren.
[Fußnote]
a Siehe das Buch Ecclesiastical Dictionary, ein maßgebendes katholisches Werk, unter dem Wort papa.