Kapitel 10
An den Engel in Pergamon
1. (a) Wo lag Pergamon? (b) Wofür war die Stadt bekannt?
ETWA zweihundertzehn Kilometer nordnordöstlich von der Insel Patmos und ungefähr achtzig Kilometer nördlich von Smyrna lag Pergamon, eine mysische Stadt in der Nähe der nördlichen Grenze der römischen Provinz Asien. Sie hatte eine 300 Meter hohe Akropolis und auch ein Heiligtum Äskulaps, des Gottes der Heilkunde, sowie eine höhere Lehranstalt für das Studium der Medizin. Pergament, das die christlichen Apostel verwendeten, hat seinen Namen von Pergamon, nämlich charta Pergamena. (2. Timotheus 4:13) Pergamon richtete sich nach dem Kaiserkult aus und hatte einen Tempel für die Verehrung von Cäsar Augustus, dem ersten Kaiser des Römischen Reiches. Die Christenversammlung, die in Pergamon gegründet worden war, war eine der sieben Versammlungen, an die das Buch der Offenbarung gerichtet war. Johannes wurde angewiesen, dieser Versammlung folgendes zu schreiben:
2, 3. Fasse kurz die Botschaft an die Versammlung in Pergamon zusammen.
2 „Und dem Engel der Versammlung in Pergamon schreibe: Diese Dinge sagt der, welcher das scharfe, lange zweischneidige Schwert hat: ,Ich weiß, wo du wohnst, nämlich da, wo der Thron des Satans ist; und doch hältst du weiterhin an meinem Namen fest, und du hast deinen Glauben an mich nicht verleugnet, auch nicht in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, der an eurer Seite, dort, wo der Satan wohnt, getötet wurde.‘ “
3 „ ‚Dessenungeachtet habe ich einige wenige Dinge gegen dich, daß du dort solche hast, die an der Lehre Bileams festhalten, der hinging, Balak zu lehren, den Söhnen Israels eine Ursache zum Straucheln zu geben, so daß sie Dinge äßen, die Götzen geopfert sind, und Hurerei trieben. So hast auch du solche, die in gleicher Weise an der Lehre der Nikolaus-Sekte festhalten. Bereue also. Wenn du es nicht tust, komme ich eilends zu dir, und ich will mit dem langen Schwerte meines Mundes Krieg mit ihnen führen.‘ “
4. Was verheißt Christus dem Sieger am Ende seiner Botschaft an Pergamon?
4 „ ‚Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt: Dem, der siegt, will ich etwas von dem verborgenen Manna geben, und ich will ihm einen weißen Kieselstein geben, und auf dem Kieselstein einen neuen Namen geschrieben, den niemand kennt als der, welcher ihn empfängt.‘ “ — Offenbarung 2:12-17.
5. Als was kennzeichnet das scharfe zweischneidige Schwert den Sprecher, und wozu gebraucht er dieses Schwert?
5 Daß der hier Sprechende davor warnt, daß er das scharfe zweischneidige Schwert hat, das aus seinem Munde hervorgeht, kennzeichnet ihn als den verherrlichten Jesus Christus. (Offenbarung 1:16) Mit diesem Schwert droht er gegen diejenigen, die Ärgernis erregen, zu kämpfen, wenn sie nicht aus der Versammlung Pergamon entfernt werden oder wenn diese nicht bereut. Mit richterlichen Entscheidungen, die wie ein scharfes, zweischneidiges langes Schwert aus seinem Munde hervorgehen, kämpft er, um die Versammlung seiner wahren Nachfolger rein zu erhalten, frei von sektiererischen Spaltungen.
6. (a) Wie zeigte Jesus durch das, was er über Pergamon sagte, daß er die Lage verstand? (b) Was stellt der „Thron des Satans“ dar?
6 Der verherrlichte Jesus Christus kannte die schwierige Lage, in der sich die Versammlung Pergamon damals, im ersten Jahrhundert u. Z., befand, so, wie er auch weiß, in welchen Prüfungen sich der Überrest seiner gesalbten Nachfolger heute, seit dem Ende des Ersten Weltkrieges im Jahre 1918 u. Z., befindet. Er bezeichnete Pergamon, wo diese Christenversammlung wohnte, als den Ort, „wo der Thron des Satans ist“, als den Ort, „wo der Satan wohnt“. (Offenbarung 2:13) Der „Thron des Satans“ wäre der Ort, an dem Satan als politischer Herrscher und als Richter sitzt. (Vergleiche Offenbarung 20:4 und Matthäus 19:28; Lukas 22:30.) Sein Sitz stellt das dar, worauf er seine Herrschaft gründet, das, was ihm als Rechtfertigung und Stütze dient, um zu herrschen und zu richten. Welche Grundlage hat er denn, sich in eine Machtstellung einzusetzen?
7. Was ist die Grundlage, auf der Satan sich zu einem Gegner Gottes machte, und welche Behauptung stellte er über Jehova als den Herrscher auf?
7 Die Grundlage wird schon durch seinen Namen angezeigt, der Satan lautet, was „Widerstandleistender“, „Widersacher“ bedeutet. Kurz nach der Erschaffung Adams und Evas nahm sich dieses mächtige Geistgeschöpf, Satan, im Garten Eden vor, Jehova Gott als dem Souverän des Universums, dem Souverän des Himmels und der Erde, zu widerstehen. Er stellte sich auf den Standpunkt, daß Jehova als Gott und Herrscher über die liebevolle, selbstlose Loyalität seiner Geschöpfe als seiner Untertanen und Anbeter weder verfüge noch verfügen könne und daß Jehovas Geschöpfe nicht völlig auf ihn angewiesen seien. Auf dieser Grundlage machte sich Satan zu einem Gegner Gottes und errichtete seinen eigenen Thron, um seine Herrschaft über all diese Geschöpfe auszudehnen, die, wie Satan betonte, nicht wirklich von Herzen loyale Anbeter Jehovas wären. Das Recht, seine Fähigkeit zu beweisen, diese Geschöpfe als Untertanen für sich zu gewinnen, war die Grundlage, die Satan legte, um einen Thron zu errichten, der den Thron Jehovas Gottes übertreffen sollte. Satan behauptete, Jehova könne sich nicht als Gott und Herrscher halten, der ausschließliche Ergebenheit und völligen Gehorsam fordere.
8. Wie verursachte Satan eigens schwierige Verhältnisse für die Versammlung in Pergamon, und was war sein Ziel?
8 Im alten Pergamon verursachte Satan eigens Verhältnisse, um die Christenversammlung diesbezüglich auf die Probe zu stellen. Hier ließ er einen Tempel des Zeus oder Jupiter errichten, des Hauptgottes unter allen heidnischen Göttern und Göttinnen. Auch ließ er aus dem Gestein der Akropolis von Pergamon einen Thronaltar für Zeus oder Jupiter hauen. Obwohl dieser Zeus oder Jupiter auf diese Weise erhoben wurde, bestand er nicht auf ausschließlicher Ergebenheit ihm gegenüber, sondern gestattete, daß andere Götter und auch Göttinnen angebetet wurden, die ihm aber untergeordnet waren. Satan wollte Jehova Gott in eine Stellung zwingen, wie sie Zeus oder Jupiter einnahm, eine Stellung, in der Jehova Gott seinen Anspruch auf ausschließliche Ergebenheit und universelle Souveränität hätte aufgeben müssen.
9. (a) Zu welchem Zweck wurde die Verehrung des römischen Kaisers in Wirklichkeit eingeführt? (b) Verlangte der römische Kaiser ausschließliche Verehrung, oder was war der Fall? (c) Wieso konnte von Pergamon in der Tat gesagt werden, es sei dort, „wo der Thron des Satans ist“?
9 Hier in Pergamon ließ Satan auch einen Tempel für die Verehrung des römischen Kaisers, des Augustus oder Oktavian Cäsar, errichten, der im Jahre 14 u. Z. starb. Die Einführung der Verehrung des römischen Kaisers war in Wirklichkeit ein politischer Schachzug, mit dem beabsichtigt wurde, all die verschiedenen eroberten Länder im Römischen Reich durch die Verehrung eines ihnen allen gemeinsamen Gottes, nämlich des römischen Kaisers, miteinander zu verschweißen. Hierbei verlangte der römische Kaiser nicht die ausschließliche religiöse Ergebenheit der Untertanen seines Reiches; sie konnten immer noch ihre Orts- oder Volksgötter und -göttinnen anbeten, aber sie mußten auch ihn in ihren Kult mit einbeziehen, um somit einen gemeinsamen Reichskult zu haben und durch gemeinsame religiöse Bande zusammengehalten zu werden. Die Verehrung des römischen Kaisers wie auch die Anbetung des Zeus oder Jupiter ist in Wirklichkeit die Anbetung des großen Gegners Jehovas Gottes, und aus diesem Grund konnte von Pergamon gesagt werden, es sei dort, „wo der Thron des Satans ist“ und „wo der Satan wohnt“.
10. (a) Beschreibe, wie der Überrest gesalbter Christen ähnlich auf die Probe gestellt worden ist. (b) Wie ist er dieser Probe begegnet?
10 Diese so enge Berührung mit Satans Thron und Gegenwart stellte vor neunzehnhundert Jahren die ausschließliche Ergebenheit der Christenversammlung gegenüber Jehova Gott schwer auf die Probe. Heute wird der Überrest gesalbter Christen, die Aussicht darauf haben, mit Christus in den Himmeln zu regieren, ähnlich auf die Probe gestellt. Wie denn? Dadurch, daß seit dem Ersten Weltkrieg, der 1918 zu Ende ging, die Selbstbestimmung der Völker verherrlicht wird und daher der Nationalismus die Welt überflutet, was dazu geführt hat, daß viele neue Nationen geboren worden sind. All diese politischen Nationen verlangen die ausschließliche Ergebenheit ihrer Untertanen, die sogar so weit geht, daß jemand sein Leben für die Nation opfert, und der politische Staat wird tatsächlich über Gott gestellt. Aber trotz dieser Feuerprobe hält der gesalbte Überrest von heute ebenso wie die Christen von Pergamon „weiterhin an meinem [Christi] Namen fest“. Beharrlich verkündigt er öffentlich: „Jesus ist Herr!“ Er weigert sich unter jedem Druck, zu sagen: „Jesus ist verflucht!“ und der politische Staat (der „Cäsar“) sei Herr. — 1. Korinther 12:3.
‘ANTIPAS, MEIN ZEUGE’
11. Wer war Antipas, und wie starb er in Treue?
11 Zu diesem gesalbten Überrest von heute kann der verherrlichte Jesus Christus sagen: „Du hast deinen Glauben an mich nicht verleugnet, auch nicht in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, der an eurer Seite, dort, wo der Satan wohnt, getötet wurde.“ (Offenbarung 2:13) Antipas muß wegen der Streitfrage des Kaisertums getötet worden sein, da er sich weigerte, den Cäsaren, das zu einem Gott erhobene Haupt des Römischen Reiches, göttlich zu verehren, und es sich erwählte, weiterhin Jehova als das göttliche Haupt alles Lebenden und als den einzigen lebendigen und wahren Gott anzubeten. Er hielt weiterhin an Jesus Christus als an dem fest, den Jehova Gott dazu bestimmt hatte, Herr, kýrios, zu sein. Und so konnte der Herr Jesus Christus in dieser Hinsicht von Antipas als von seinem „treuen Zeugen“ sprechen. — Matthäus 23:9, 10; 1. Korinther 8:5, 6; Epheser 4:5, 6; Apostelgeschichte 2:36.
12. (a) Wie hat der gesalbte Überrest auf Gottes Seite in der Streitfrage gedient, nachdem Jesus Christus als König inthronisiert wurde? (b) Bei welchem Anlaß wurde Gottes Volk ein umfassenderer Überblick über die Streitfrage gewährt?
12 Heute, neunzehnhundert Jahre später, ist die Streitfrage im wesentlichen dieselbe, besonders nachdem Jehova Gott seinen Sohn Jesus Christus im Jahre 1914 u. Z. als regierenden König in den Himmeln inthronisiert hat. Hauptsächlich seit 1920 u. Z. verkündigt der gesalbte Überrest in Erfüllung der Prophezeiung Jesu, die in Matthäus 24:14 aufgezeichnet ist, weltweit das aufgerichtete messianische Königreich Gottes. Und im Jahre 1941 u. Z. gab J. F. Rutherford als Präsident der Watch Tower Bible & Tract Society am 6. August, dem Eröffnungstag des Landeskongresses der Zeugen Jehovas in St. Louis (Missouri, USA), einen umfassenderen Überblick über die Streitfrage. In seinem Schlüsselvortrag mit dem Thema „Lauterkeit“ zeigte er, daß die große Streitfrage für Himmel und Erde die Streitfrage der „universellen Souveränität“ Gottes ist. Er sagte:
13, 14. Wie beschrieb damals der Präsident der Watch Tower Society die Einstellung der Zeugen Jehovas zur Streitfrage?
13 „Die Hauptstreitfrage, die durch Satans trotzige Herausforderung aufgeworfen worden ist, war und ist diejenige der UNIVERSALHERRSCHAFT“ oder der Souveränität (Abs. 19).
14 Und im drittletzten Absatz seiner Rede sagte er zu seinen 64 000 Zuhörern auf dem Kongreß:
„Wir müssen und werden der von Christus Jesus geleiteten THEOKRATISCHEN REGIERUNG ganz, völlig, uneingeschränkt und vollständig ergeben sein. Wir können weder an Satans Organisation teilhaben noch etwas damit gemein haben. Wir sind vollständig und unerschütterlich für die THEOKRATISCHE REGIERUNG, und hier werden wir durch Gottes Gnade bleiben. Wir wissen, daß sie JEHOVAS Namen rechtfertigen und allen Befreiung bringen wird, die Gerechtigkeit lieben und die Jehova unter seiner gerechten Regierung dienen.“
15. Wie wurde diese Einstellung der Zeugen Jehovas öffentlich bekanntgemacht, und was ist das Ergebnis ihrer Einstellung gewesen?
15 Am nächsten Tag, dem 7. August 1941, wurde die Ausgabe der Zeitschrift The Watchtower vom 15. August 1941, die diesen Schlüsselvortrag über die „Lauterkeit“ enthielt, zur Verbreitung unter den nun 70 000 Besuchern des Kongresses in St. Louis freigegeben. Eine Anzahl Glieder des gesalbten Überrestes sind, weil sie gegenüber Jehova Gott in der brennenden Streitfrage der UNIVERSELLEN SOUVERÄNITÄT ihre Lauterkeit bewahrt haben, von den politischen, militärischen und religiösen Mächten der Welt Satans vom Jahre 1919 an getötet worden, so wie der christliche Märtyrer Antipas des ersten Jahrhunderts u. Z.
VERSUCHUNG ZU GESCHLECHTLICHER UNSITTLICHKEIT
16. Wie ging Bileam gegen das alte Israel vor, was als Vorbild für Satans Versuch diente, die Lauterkeit der Versammlung Pergamon zu brechen?
16 Satan versuchte jedoch, die Lauterkeit der Versammlung Pergamon durch ein anderes Mittel von sehr heimtückischer Art zu unterhöhlen. Der verherrlichte Jesus Christus lenkte die Aufmerksamkeit hierauf, als er sagte: „Dessenungeachtet habe ich einige wenige Dinge gegen dich, daß du dort solche hast, die an der Lehre Bileams festhalten, der hinging, Balak zu lehren, den Söhnen Israels eine Ursache zum Straucheln zu geben, so daß sie Dinge äßen, die Götzen geopfert sind, und Hurerei trieben.“ (Offenbarung 2:14) Ja, geschlechtliche Unsittlichkeit, die als Anlaß dazu dienen würde, Götzendienst zu treiben! Seinerzeit, im Jahre 1473 v. u. Z., verdingte sich der mesopotamische Prophet Bileam dem König Balak von Moab, um Flüche über die Söhne Israels auszusprechen. Diese lagerten in den Ebenen Moabs, kurz bevor sie den Jordan überquerten, um das Verheißene Land in Besitz zu nehmen. Aber Jehova, der Gott Israels, vereitelte diese Verschwörung, indem er die Flüche Bileams in einen Segen für die Söhne Israels umwandelte. (4. Mose 22:1 bis 24:25) Daher schlug Bileam König Balak nun etwas anderes vor, um Israels Untergang herbeizuführen. Was? Sex zusammen mit Götzendienst!
17. Wie können wir erkennen, wenn wir auf die Szene der alten Zeit zurückgreifen, daß diejenigen in der Christenversammlung, die „an der Lehre Bileams festhalten“, nicht geduldet werden können?
17 Frauen, die mit Götzenanbetung verbunden waren, wurden als Köder gebraucht, um männliche Israeliten von der Anbetung Jehovas Gottes wegzuziehen, damit sie sich der unzüchtigen Anbetung heidnischer Götter zuwandten und solchen Göttern Opfer darbrachten. Dieses Komplott hatte bei 24 000 Israeliten Erfolg. (4. Mose 25:1-18; 1. Korinther 10:8) Die Israeliten, die diesem Komplott, geschlechtliche Unsittlichkeit mit Götzendienst zu vermischen, zum Opfer fielen und ihre Lauterkeit gegenüber Jehova Gott nicht bewahrten, gingen nie in das Verheißene Land ein, das unmittelbar auf der anderen Jordanseite lag. Infolgedessen konnten in der Christenversammlung in Pergamon diejenigen, die ‘an der Lehre Bileams festhielten’, nicht geduldet werden.
18. Welches Argument, das einleuchtend zu sein schien, gebrauchten diejenigen, die an der Lehre Bileams festhielten, wahrscheinlich, um ihren Wandel zu entschuldigen, aber was taten sie in Wirklichkeit?
18 Offenbar lehrten sie, Gott sei barmherzig und die Kraft des Blutes Christi sei sehr wirksam, so daß Christen, die ab und zu oder regelmäßig ihr gefallenes Fleisch befriedigten, indem sie Hurerei und in Verbindung damit sogar Götzendienst trieben, vergeben werden könnte und ihnen ihre vorsätzlichen Sünden abgewaschen werden und sie so Glieder der Versammlung Pergamon bleiben könnten. Solche bileamähnlichen Lehrer waren „gottlose Menschen, welche die unverdiente Güte unseres Gottes zu einer Entschuldigung für Zügellosigkeit verkehren und sich gegenüber unserem alleinigen Gebieter und Herrn, Jesus Christus, als falsch erweisen“. — Judas 4, 11; 2. Petrus 2:14, 15.
19. Wie muß die Versammlung hinsichtlich solcher Personen vorgehen, die einen verderblichen Einfluß ausüben?
19 Solchen Personen, die die christliche Sittlichkeit und den christlichen Glauben untergraben, sollte nicht gestattet werden, in der Versammlung Pergamon zu bleiben. Auch sollte ihnen nicht gestattet werden, sich ohne weiteres unter die Christenversammlung des gesalbten Überrestes zu mischen. Dies gilt besonders seit dem Frühling des Jahres 1918 u. Z., als Jehova Gott, begleitet von seinem Boten des Bundes, Jesus Christus, zur Besichtigung und zu einem Reinigungswerk zum geistigen Tempel kam. — Maleachi 3:1-5.
20. Welche andere Gefahr drohte der Versammlung in Pergamon, außer daß ihr sittlicher Zustand gefährdet war?
20 Nicht nur mußte der sittliche Zustand der Christenversammlung rein bewahrt werden, sondern die Einheit der Organisation sollte ebenfalls geschützt werden. Es durfte nicht gestattet werden, daß religiöses Sektierertum den gesalbten Überrest des geistigen Leibes Christi entzweite. Christus, vertreten durch seine gesalbte Versammlung, kann nicht geteilt sein; seine Versammlung kann nicht als ein entzweites Haus bestehen. (1. Korinther 1:10-13) Die Versammlung im alten Pergamon erhielt nicht das Lob das der verherrlichte Jesus Christus der Versammlung Ephesus gab, als er sagte: „Du [haßt] die Taten der Nikolaus-Sekte . . ., die auch ich hasse.“ (Offenbarung 2:6) Was er vielmehr unter anderem an der Versammlung Pergamon zu beanstanden hatte, war religiöses Sektierertum; er sagte: „So hast auch du solche, die in gleicher Weise an der Lehre der Nikolaus-Sekte festhalten.“
21, 22. Was sollte getan werden, wenn festgestellt wird, daß es in der Versammlung Sektierertum gibt?
21 Religiöses Sektierertum war damals gefährlich und verwerflich, und das ist es auch heute. Wenn es in irgendeinem Teil der allgemeinen Versammlung gesalbter Christen besteht, ist es etwas, was bereut werden muß, worauf fleißige Anstrengungen folgen müssen, es auszurotten, denn der von Jehova ernannte Besichtiger, Jesus Christus, warnt:
22 „Bereue also. Wenn du es nicht tust, komme ich eilends zu dir, und ich will mit dem langen Schwerte meines Mundes Krieg mit ihnen führen.“ — Offenbarung 2:16, 12; 1:16.
23. Wie ist Jesus Christus hinsichtlich des Sektierertums vorgegangen, nachdem er 1918 zum Tempel kam?
23 Seit 1918, als der Besichtiger, Jesus Christus, zusammen mit dem höchsten Richter, Jehova Gott, zum geistigen Tempel kam, führt er mit dem sinnbildlichen langen Schwert aus seinem Munde Krieg. Er führt Krieg gegen diejenigen in der allgemeinen Versammlung seines gesalbten Überrestes, die irgendwelche sektiererischen Neigungen zeigen. Durch die Veröffentlichungen der Watch Tower Bible & Tract Society hat er alles religiöse Sektierertum sowie jegliche interkonfessionellen Bewegungen der Christenheit offen mißbilligt. Dies ist aus den Reihen des gesalbten Überrestes der Zeugen Jehovas entfernt worden.
24. Wie lautet das Urteil, das gegen Personen ausgesprochen wird, die in Gottes Versammlung das Sektierertum fördern?
24 Wie ein scharfes, zweischneidiges langes Schwert, das aus dem Munde des Herrn Jesus hervorgeht, ist der Urteilsspruch gegen jegliche Befürworter des Sektierertums ergangen, ob es sich dabei um die „Nikolaus-Sekte“ oder die Sekte irgendeines anderen Menschen oder einer anderen religiösen Bewegung handelt. Jesus erklärte in seiner Prophezeiung, in der er vorhersagte, daß er bei seinem zweiten Kommen eine solche Klasse eines ‘übelgesinnten Sklaven’ vorfinden würde, er werde „ihn mit der größten Strenge bestrafen und . . . ihm seinen Teil mit den Heuchlern setzen. Dort wird sein Weinen und sein Zähneknirschen sein.“ (Matthäus 24:48-51) Keine von der Klasse des ‘übelgesinnten Sklaven’ seit 1918 u. Z. gegründete Sekte wird als biblisch anerkannt.
25. Welches Gebet, das Jesus Christus sprach, als er als Mensch auf der Erde war, macht er jetzt wahr?
25 So macht der verherrlichte Jesus Christus das Gebet wahr, das er zu Gott in der letzten Nacht sprach, in der er im Fleische bei seinen Aposteln war: „Ich bitte nicht nur in bezug auf diese, sondern auch in bezug auf jene, die durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins seien, so wie du, Vater, Gemeinschaft hast mit mir und ich Gemeinschaft habe mit dir, daß auch sie Gemeinschaft mit uns haben, damit die Welt glaube, daß du mich ausgesandt hast. Auch habe ich ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, so wie wir eins sind, ich in Gemeinschaft mit ihnen und du in Gemeinschaft mit mir, damit sie vollkommen eins gemacht werden, auf daß die Welt Kenntnis davon habe, daß du mich ausgesandt und daß du sie geliebt hast, so wie du mich geliebt hast.“ (Johannes 17:20-23) Mit seinem „langen Schwerte“ führt Jesus jetzt Krieg für diese Einheit.
‘VERBORGENES MANNA’ UND EIN „KIESELSTEIN“ MIT EINEM NAMEN
26. Wie ermuntert der verherrlichte Herr Jesus die Treuen in der Versammlung Pergamon?
26 Es gibt treue und gehorsame Personen, die diese unrechten Zustände in der Versammlung überwinden und diese böse Welt besiegen. Zu ihrer Ermunterung äußert der verherrlichte Herr Jesus abschließend folgende Worte an die Versammlung Pergamon: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt: Dem, der siegt, will ich etwas von dem verborgenen Manna geben, und ich will ihm einen weißen Kieselstein geben, und auf dem Kieselstein einen neuen Namen geschrieben, den niemand kennt als der, welcher ihn empfängt.“ — Offenbarung 2:17.
27. (a) Was war das Manna in der Wildnis, und wie wurde es den Israeliten beschafft? (b) Wie wurde eine Probe von dem Manna aufbewahrt?
27 „Manna?“ mag jemand fragen. „Was ist das?“ Genau das sagten die Israeliten, als sie es zum erstenmal seinerzeit, im Jahre 1513 v. u. Z., in der Wildnis Sinai sahen. Es war Speise, die Jehova Gott den wandernden Israeliten, die von dem Propheten Moses geführt wurden, auf übernatürliche Weise beschaffte. Als nachts der Tau fiel, bildete sich dieses Manna, und am nächsten Morgen sammelten die Israeliten genügend für den Tagesbedarf jeder Person ein. Am sechsten Tage versah Gott sie mit der doppelten Menge, die sie sammeln konnten, da am Sabbattag nichts fiel oder entstand. Nur die für den Sabbattag gesammelte Menge blieb bis zum nächsten Morgen unverdorben. Gemäß Gottes Willen sagte der Prophet Moses zu seinem Bruder Aaron, der später der Hohepriester Israels wurde: „Nimm einen Krug und lege ein Omer voll Manna hinein und stelle es vor Jehova hin als etwas, was aufzubewahren ist durch eure Generationen hindurch.“ Nicht viel später, und zwar als die goldene Lade des Bundes für Jehovas Stiftshütte der Anbetung gebaut wurde, tat man zusammen mit den Steintafeln, auf denen die Zehn Gebote standen, einen goldenen Krug mit diesem Manna in diese heilige Lade. — 2. Mose 16:13-33, NW; Hebräer 9:4.
28. (a) Wie lange war das Omer Manna in der Geschichte Israels ‘verborgenes Manna’? (b) Wofür gebraucht Jesus Christus das ‘verborgene Manna’ als Sinnbild?
28 Als jedoch die goldene Lade des Bundes von der Stiftshütte in den prächtigen Tempel übergeführt wurde, den König Salomo dafür in Jerusalem gebaut hatte, fehlte aus irgendeinem Grund der goldene Krug mit dem Manna. (1. Könige 8:9) Aber von dem Zeitpunkt an, da Moses das Manna in die Lade des Bundes getan hatte (1512 v. u. Z.), bis zur Einweihung des vollendeten Tempels durch König Salomo (1027 v. u. Z.) waren es 485 Jahre. Während des größten Teiles dieser Zeit wurde also dieses Omer Manna, das gewöhnlich über Nacht verdarb, nicht schlecht, sondern es war unvergänglich. Dies war in buchstäblichem Sinne ‘verborgenes Manna’, und der verherrlichte Jesus Christus gebrauchte es in seiner Botschaft an die Versammlung Pergamon als Sinnbild für einen unvergänglichen Lebensmittelvorrat oder für das, was sich aus einem solchen Lebensmittelvorrat ergibt, nämlich endloses Leben. Im Falle der treuen Versammlung gesalbter Christen ist dieses Leben Unsterblichkeit im geistigen Reich, verborgen vor den Augen der irdischen Menschheit. (1. Korinther 15:50-54) Die Hoffnung, einen solchen Lohn zu empfangen, genügt, um einen gesalbten Christen anzuspornen, ein Sieger zu sein und so Jesus Christus selbst nachzuahmen.
29. Wieso wissen wir aufgrund des Sprachgebrauchs des griechischen Wortes, das in Offenbarung 2:17 mit „Kieselstein“ übersetzt wird, was es bezeichnet?
29 Außer dem „verborgenen Manna“ wird ein weißer Kieselstein mit einem darauf geschriebenen neuen Namen verheißen. Dieser verheißene ‘weiße Kieselstein’ ist ein Sinnbild für vieles. Das ursprüngliche griechische Wort, das hier gebraucht und ins Deutsche mit „Kieselstein“ übersetzt wird, heißt pséphos. Es handelt sich dabei um das Griechisch, das der Apostel Paulus gebrauchte, als er vor König Agrippa in Caesarea seine christliche Verteidigungsrede hielt und als er beschrieb, wie er vor seiner eigenen Bekehrung die Christen verfolgt hatte. Er sagte: „Viele der Heiligen habe ich in Gefängnisse eingeschlossen, wozu ich von den Oberpriestern Befugnis erhalten hatte; und wenn sie hingerichtet werden sollten, gab ich meine Stimme [pséphos; wörtlich: Stimmstein] gegen sie ab.“ (Apostelgeschichte 26:10) Dies zeigt uns, daß damals an Gerichtshöfen Kieselsteine verwendet wurden, wenn man Urteile fällte oder über Unschuld oder Schuld abstimmte. Weiße Kieselsteine wurden gebraucht, um jemand für unschuldig zu erklären oder freizusprechen, schwarze, um jemand schuldig zu sprechen oder zu verurteilen. Daß der Kieselstein, den der himmlische Jesus den gesalbten Siegern gibt, weiß ist, bedeutet, daß sie gemäß seinem Urteil unschuldig, rein, lauter sind. Sie finden seine Anerkennung als Jünger.
30. Was wird dadurch angezeigt, daß auf dem weißen Kieselstein ‘ein neuer Name geschrieben ist, den niemand kennt als der, welcher ihn empfängt’?
30 Doch beachte, daß auf diesem „weißen Kieselstein“ ein Name geschrieben steht, ‘ein neuer Name, den niemand kennt als der, welcher ihn empfängt’. Ein solcher Namensstein wurde im Altertum gebraucht wie heute eine Eintrittskarte zu einem bestimmten Anlaß; er war das, was man zeigen oder hinterlegen mußte, um Zutritt zu einer Unterhaltungsveranstaltung oder einem Schauspiel zu erlangen. Der sinnbildliche ‘weiße Kieselstein’ würde demnach das Vorrecht darstellen, in eine gewisse persönliche, vertraute Verbindung mit Jesus Christus aufgenommen zu werden.
31. Wie viele solche ‘weißen Kieselsteine’ gibt es, und wer sind diejenigen, die in die vertraute Verbindung mit Jesus Christus aufgenommen werden?
31 Sind nicht nur 144 000 siegende Jünger die einzigen, die zum himmlischen Königtum und zur himmlischen Priesterschaft mit ihm zugelassen werden, um mit ihm tausend Jahre zum Segen der ganzen Menschheit zu regieren? (Offenbarung 20:4-6; 2. Timotheus 2:11, 12) Sind nicht nur 144 000 siegende Jünger die einzigen, die die Klasse der ‘keuschen Jungfrau’ bilden sollen, die geistige „Braut“, „das Weib des Lammes“? Hörte der Apostel Johannes nicht später eine Stimme vom Himmel her sagen: „Wir wollen uns freuen und jubeln und wollen ihn verherrlichen, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitgemacht.“? Doch; und Johannes berichtet dann: „Und er sagt zu mir: ,Schreibe: Glücklich sind jene, die zum Abendessen der Hochzeit des Lammes eingeladen sind.‘ “ (2. Korinther 11:2; Johannes 3:29, Offenbarung 21:9-15; 19:7-9) Damit sie zu all diesen einzigartigen Vorrechten zugelassen werden, mag der sinnbildliche ‘weiße Kieselstein’ Jehova Gott gezeigt werden müssen. Es gibt nur 144 000 solche ‘weißen Kieselsteine’, und diejenigen, die sie empfangen, sind in der Tat hoch begünstigt.
32. Ist der ‘geschriebene neue Name’ ein persönlicher, besonderer Name, den niemand anders von den 144 000 kennen kann, oder was ist der Fall?
32 Ist der auf jeden Stein ‘geschriebene neue Name’ ein neuer persönlicher, besonderer Name, den alle anderen aus der Gruppe der 144 000 nie kennenlernen werden? Wird er den Inhaber des Kieselsteins zu einem besonderen persönlichen Verhältnis mit dem Herrn Jesus Christus berechtigen, das keiner der anderen in der Gruppe der 144 000 haben wird? Wohl kaum! Dieser ‘neue Name’ mag vielmehr einen Namen darstellen, der ihnen neu ist, der ihnen allen aber vertraut, doch allen anderen Geschöpfen im Himmel und auf der Erde unbekannt sein wird. Der auf den „weißen Kieselstein“ geschriebene ‘neue Name’ mag also bedeuten, gemeinsam an dem neu verliehenen, himmlischen Namen des Herrn Jesus Christus teilzuhaben.
33. Welche weiteren Erklärungen im Buch der Offenbarung stimmen mit dem von Christus in Offenbarung 2:17 erwähnten „neuen Namen“ überein?
33 Dies stimmt mit der Botschaft überein, die er der treuen Versammlung in Philadelphia gab und in der er sagt: „Wer siegt — . . . ich will . . . diesen meinen neuen Namen auf ihn schreiben.“ (Offenbarung 3:12) Und nachdem der siebente Engel seine Trompete geblasen hat und gewisse Bilder erschienen sind, sagt der Apostel Johannes: „Ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berge Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen.“ (Offenbarung 11:15; 14:1) Schließlich, nachdem der siebente Engel seine Schale des Zornes Gottes ausgegossen hat und gewisse andere Bilder gefolgt sind, sagt Johannes, daß er den himmlischen Herrn Jesus Christus zum „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, nach Harmagedon, reiten gesehen habe, und er erwähnt folgendes Merkmal von ihm: „Auf seinem Haupte sind viele Diademe. Er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als er selbst.“ — Offenbarung 16:17; 19:11, 12.
34. Was mag der ‘neue Name’ bedeuten, und wovon können wir hinsichtlich des neuen Namens überzeugt sein?
34 Da nun die 144 000 Empfänger des ‘weißen Kieselsteines’ mit dem darauf geschriebenen „neuen Namen“ Miterben mit Christus und auch sein „Weib“ sein sollen, mag der ‘neue Name’ auf dem sinnbildlichen „weißen Kieselstein“ bedeuten, daß sie gemeinsam mit ihrem himmlischen Bräutigam in Verbindung mit seinem eigenen Namen an gewissen persönlichen Vorrechten teilhaben. Aber was es auch immer in Wirklichkeit ist, es wird bestimmt ein „guter Name“ sein, ein Name, der „vorzüglicher ist als großer Reichtum“ und „besser . . . als gutes Salböl“. (Sprüche 22:1; Prediger 7:1) Es ist ein angemessener Preis für alle 144 000 gesalbten Sieger.
[Bild auf Seite 155]
J. F. RUTHERFORD