Fragen von Lesern
● Sollen die Worte in 1. Korinther 6:19, NW: „Wißt ihr nicht, daß euer Leib der Tempel des in euch wohnenden heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt?“, bedeuten, daß der sterbliche, menschliche Leib eines Christen der Tempel ist? — F. S., USA.
Im vorangehenden Vers ermahnt der Apostel Paulus die Christen wie folgt: „Flieht die Hurerei! Jede andere Sünde, die ein Mensch begehen mag, begeht er außerhalb seines Leibes. Wer aber Hurerei treibt, sündigt gegen seinen eigenen Leib.“ Hier bezieht er sich deutlich auf den Mißbrauch des fleischlichen Organismus. Dann, nämlich in den Versen 19 und 20, erinnert er sie daran, daß sie als Gruppe einen besonderen Platz im Vorhaben Jehovas einnehmen. Nicht der Leib eines einzelnen Gliedes der Versammlung bildet den Tempel, sondern er sagt: „Wißt ihr nicht, daß euer Leib [buchstäblich: der Leib von euch, Leuten] der Tempel des in euch wohnenden heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt?“ Diese Verwendung des Ausdruckes „Leib von euch, Leuten“, stimmt mit den Worten in 1. Korinther 10:17 (NW) überein, die an die 144 000 Glieder des Leibes Christi gerichtet sind und wie folgt lauten: „Weil es e i n Brot ist, sind wir, obwohl viele, ein Leib, denn wir alle genießen von dem einen Brote.“
Der Apostel Petrus beschrieb unter Inspiration Jesus Christus als den Grundeckstein des Tempels und seine 144 000 Leibesglieder als „lebendige Steine“, und er sagte: „Ihr selbst [werdet] als lebendige Steine aufgebaut, ein geistiges Haus.“ (1. Pet. 2:4-6, NW) Es gibt nicht 144 000 solche geistigen Häuser oder Tempel, sondern nur eines, bestehend aus vielen Gliedern. Christus Jesus konnte jedoch mit Recht auf sich als den Tempel Gottes Bezug nehmen, weil er dessen erstes Glied ist, der Grundeckstein des einen geistigen Tempels Gottes. — Joh. 2:19-22; Off. 21:22.
Andere Schrifttexte unterstützen diese Ansicht. „Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und daß der Geist Gottes in euch wohnt? … denn der Tempel Gottes ist heilig, und dieser Tempel seid ihr.“ Er spricht von einem Tempel, nicht von vielen. „Wir sind der Tempel des lebendigen Gottes.“ (1. Kor. 3:16, 17; 2. Kor. 6:16, NW) In Epheser 2:19-22 wird gezeigt, daß alle Glieder in den einen geistigen Tempel hineinpassen, indem zu den 144 000 Gliedern des Leibes Christi gesagt wird: „Ihr seid aufgebaut worden auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst der Grundeckstein ist. In Einheit mit ihm wächst der ganze Bau, harmonisch zusammengefügt, zu einem heiligen Tempel für Jehova. In Einheit mit ihm seid auch ihr zusammen aufgebaut zu einer Stätte, wo Gott durch den Geist wohnt.“ — NW.
Folglich zeigt die Heilige Schrift ganz deutlich, daß nicht der sterbliche Leib des einzelnen Christen der Tempel Gottes ist, sondern daß die Glieder der Christenversammlung als geistliche Steine auf Christus Jesus, den Grundeckstein, zu einem geistigen Tempel Gottes aufgebaut werden.
● In 1. Mose 3:1 wird in der Luther-Bibel und in anderen Übersetzungen gesagt, die Schlange sei „listiger“ gewesen als alle Tiere des Feldes. Warum heißt es in der Neuen-Welt-Übersetzung (engl.), sie sei das „vorsichtigste“ oder „scheueste“ Tier gewesen? — S. R., USA.
Die Wiedergabe der Neuen-Welt-Übersetzung stimmt hierin sowohl mit den Tatsachen als auch mit den Worten Jesu überein, die wir in Matthäus 10:16 lesen, wonach er seine Jünger anwies, nicht nur so arglos zu sein wie Tauben, sondern auch so vorsichtig oder scheu wie Schlangen. Das griechische Wort, das Jesus bei dieser Gelegenheit benutzte, war phro̱nimos. Prof. Ludwig Koehler (Mitverfasser eines hebräischen Lexikons) schreibt in seinem in Zürich erschienenen Buche „Kleine Lichter“, auf den Seiten 78 und 79, zu diesem Bibeltext unter der Überschrift „Scheue Schlangen“ folgendes:
„An welche Eigentümlichkeit der Schlangen denkt Jesus? Welches ist die Eigenart der Schlangen? Allen Schlangen ist eigentümlich, daß sie scheu sind. Man kann es selber beobachten, wenn man Schlangen begegnet, und jede Beschreibung der Schlangen bestätigt es. Sobald die Schlange den Tritt des nahenden Menschen wahrnimmt, gleitet sie davon. Die Schlange ist scheu. Dies kann sehr wohl griechisch mit phronimos ausgedrückt werden, denn in dieser Scheu, Behutsamkeit, bekundet die Schlange den Besitz und Gebrauch ihrer phrenes. So versteht man auch die Weisung Jesu. Die Jünger müssen wie Schafe unter Wölfen arbeiten. Sie brauchen dazu die Arglosigkeit der Tauben, aber auch die Scheu und Behutsamkeit der Schlangen.“
Die Beschreibung der Schlange in 1. Mose 3:1 muß mit Jesu Anweisung an die Jünger übereinstimmen. Als Mitverfasser des hebräischen und aramäischen Lexikons über die Bücher des Alten Testaments sollte Prof. Koehler ohne Zweifel wissen, wovon er spricht. Seine Hinweise berücksichtigend, gibt die Neue-Welt-Übersetzung die betreffenden hebräischen Wörter in 1. Mose 3:1 mit „scheu“ oder „vorsichtig“ wieder, was auch mit den Worten Jesu übereinstimmt.
In 1. Mose 3:1 ist nicht von Satan, dem Teufel, die Rede, der tatsächlich listig und schlau ist, sondern von der buchstäblichen Schlange am Boden, dem Tier, das lediglich von Satan, dem unsichtbaren Teufel, als Werkzeug benutzt wurde, um Eva irrezuführen. Die der Schlange eigene Scheu und Vorsicht mochten Eva zu dem Gedanken verleitet haben, daß dieses Tier sich vorsehe, bevor es einen Fehler begehe und in Schwierigkeiten hineinrenne. Sie mochte also gedacht haben, wenn die Schlange von der verbotenen Frucht sage, sie sei gut zur Speise und ihr Genuß ziehe keine Strafe nach sich, so dürfte man ihr Glauben schenken. Da sie wußte, wie behutsam, vorsichtig und scheu dieses Tier war, dachte sie wohl, die „Schlange“ verhalte sich richtig.
Als der Herr Jesus Christus gegenüber seinen Jüngern die Vorsicht oder Scheu der Schlange erwähnte, die diese von Anfang an, schon im Garten Eden, an den Tag legte, wies er sie auf einen für den christlichen Predigtdienst passenden Charakterzug hin. Er wies sie nicht an, so wie Satan mit List vorzugehen und ihre Spuren und Absichten sowie ihre Strategie zu tarnen, um einem unschuldigen Opfer nicht wiedergutzumachenden Schaden zuzufügen. Die Schlange wurde erst ein Sinnbild Satans, des Teufels, als Gott sie verfluchte, nachdem der Widersacher dieses scheue, vorsichtige Tier dazu benutzt hatte, die ersten Menschen zum Ungehorsam und zur Sünde gegen ihren Schöpfer, Jehova, Gott, zu verleiten.
● Von wem sprach Jesus, als er sagte: „Glücklich sind die Mildgesinnten, denn sie werden die Erde ererben“, wie wir es in Matthäus 5:5 (NW) lesen? — H. S., USA.
Jesus wandte den Ausdruck „die Mildgesinnten“ oder „die Sanftmütigen“ bei dieser Gelegenheit auf seine damaligen Jünger an, denen das himmlische Königreich in Aussicht stand. Er selbst war der Sanftmütigste von ihnen und war ihr Vorbild. In Hebräer 1:1, 2 und 2:5, 6 wird gezeigt, daß Jesus die Erde ererbt oder in Besitz nimmt. Seine Jünger wurden zu seinen Miterben im Königreich gemacht und werden deshalb die Erde mit ihm ererben oder in Besitz nehmen. Folglich bezieht sich Matthäus 5:5, streng genommen, nicht auf die „anderen Schafe“. Dennoch ist diese Stelle schon in Verbindung mit ihnen angeführt worden, und das mit Recht, denn auch sie müssen Christus nachahmen und sanftmütige oder mildgesinnte Menschen sein, da nur solchen gewährt wird, in der neuen Welt auf der Erde zu leben. Sie nehmen die Erde ebensowenig in Besitz, wie Adam den Garten Eden in Besitz nahm, aber im allgemeinen Sinne können die Worte in Matthäus 5:5 doch auf sie angewandt werden, weil sie die Erde für deren Haupterben, den Herrn Jesus Christus, verwalten. In diesem Sinne ererben sie die Erde. Sie erfreuen sich des Lebens im Herrschaftsgebiet des Königs. In dem Gleichnis von den Schafen und Böcken sagte Jesus: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, ererbet das Königreich, das von Grundlegung der Welt an für euch bereitet ist.“ (Matth. 25:34, NW) Demnach ist es nicht verkehrt, diesen Schrifttext zu benutzen, wenn man im allgemeinen Sinne von den Segnungen spricht, die den „anderen Schafen“ in der neuen Welt in Aussicht stehen.
● Warum fehlen in der Wiedergabe der Neuen-Welt-Übersetzung [engl.; und auch in der Elberfelder Bibel] von Lukas 11:2 die Worte: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf der Erde“, die im Mustergebet, das Jesus seine Jünger beten lehrte, enthalten sind? — R. M., USA.
In manchen Übersetzungen erscheinen die Worte: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf der Erde“, in Lukas 11:2 tatsächlich auch, weil sie in gewissen alten griechischen Handschriften enthalten sind. Im ältesten der zuverlässigsten griechischen Manuskripte, nämlich im Vatikanischen Manuskript 1209, fehlen sie jedoch. Sie erscheinen daher auch nicht im griechischen Text von Westcott and Hort, der der Neuen-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften zugrunde liegt, und auch nicht in dem griechischen Text des deutschen Gelehrten D. Eberhard Nestle. Aus diesem Grunde enthält also die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften diese Worte nicht, obwohl sie in Jesu Gebetsformulierung, die in Matthäus 6:9-13 zu finden ist, enthalten sind. Aus welchem Grunde Lukas, gemäß dem Vatikanischen Manuskript, im 11. Kapitel seines Berichts diese Worte weggelassen hat, wissen wir nicht. Wie aus dem ersten Vers dieses Kapitels aber hervorgeht, erscheint diese Fassung des Mustergebetes bei einer anderen Gelegenheit als im Falle von Matthäus, Kapitel 6, wo Jesus das Gebet in seiner Bergpredigt sprach. In dem von Lukas berichteten Fall baten die Jünger Jesus, daß er sie beten lehren möchte, und hier gab er ihnen das Gebet in verkürzter Form. Das Wichtigste, um das sie beten sollten, war, daß Gottes Name geheiligt werde und daß sein Königreich komme. Wenn dies geschehen wäre, damit würde sich natürlich auch das andere erfüllen, nämlich, daß Gottes Wille auf Erden geschehe wie im Himmel, und es bestände daher keine Notwendigkeit, extra darum zu beten. Es war in der Bitte, daß Gottes Name geheiligt werden und sein Königreich kommen möchte, inbegriffen.
● Es ist mir gesagt worden, es sei unangebracht, von einem human being, das heißt menschlichen Wesen, zu sprechen. Doch wird in (engl.) Wörterbüchern das Wort so definiert. Was ist die richtige Auffassung in dieser Sache? — J. F., USA.
Gemäß den neuzeitlichen Wörterbüchern ist jedes Menschengeschöpf ein menschliches Wesen, weil es ist oder existiert. Dr. Joseph B. Rotherham bespricht im Vorwort zur Emphasised Bible den Sinn des Namens Gottes, Jehova. Weil dieser Name nach Dr. Rotherham bedeutet, daß sich Jehova, Gott, in der einen oder anderen Fähigkeit stets als lebendig offenbart, argumentiert Rotherham ferner, daß Jehova der einzige Seiende oder das einzige being (Wesen) ist und daß alle bewußt existierenden Dinge nur Geschöpfe sind. Jahrelang haben die Wachtturm-Schriften die Fähigkeit des Seins (und Wesens) nur Jehova, Gott, zugeschrieben, und dies in Anbetracht der grundlegenden Bedeutung seines Namens. Sie haben daher das Wort „Wesen“ (im Sinne des „höchsten Wesens“) als eine Art Titel Jehovas angewandt, und zwar aus Achtung vor der Bedeutung seines Namens, und haben Menschen lediglich als Geschöpfe bezeichnet. Daher haben sich die Wachtturm-Schriften zurückgehalten, den Ausdruck „Wesen“ (ahd. wësan = sein) auf Menschen anzuwenden, um die Jehova, Gott, anhaftende Eigenschaft der sich selbst fortsetzenden Existenz hervorzuheben. Doch ist es so, wie gesagt: Gemäß der Erklärung moderner Wörterbücher sind Menschengeschöpfe menschliche Wesen. Wenn nun jemand das Wort nach dem Sinn, den ihm das Wörterbuch gibt, anwenden möchte, so steht es ihm frei, das zu tun; doch im Lichte des oben Gesagten glauben wir, daß es verständlich ist, weshalb in unseren Publikationen der Ausdruck Wesen im allgemeinen auf Jehova, Gott, beschränkt geblieben ist.