Kapitel 12
An den Engel in Sardes
1. Gib an, wo Sardes lag und was für eine Religion dort ausgeübt wurde.
ETWA fünfzig Kilometer südlich der Stadt Thyatira und etwa hundertfünfundachtzig Kilometer nordöstlich der Insel Patmos lag die Stadt Sardes, die einst wohlhabende Hauptstadt Lydiens. Neben Phrygien und Mysien war Lydien einer der frühen Mittelpunkte des Kultes der Naturgöttin Kybele, der sogenannten Mutter des falschen Gottes Zeus oder Jupiter. Ihr heidnischer Kult war zügellos. Gegen Ende des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung war die Christenversammlung in Sardes in einen schlechten geistigen Zustand verfallen. Aus diesem Grund erhielt der Apostel Johannes, der auf der Insel Patmos im Exil war, den Auftrag, dem sternähnlichen Aufseher der Versammlung Sardes folgende Botschaft zu senden:
2. In welchem Zustand befand sich die Versammlung in Sardes, wenn man nach Jesu Worten urteilt, die er an sie richtete?
2 „Und dem Engel der Versammlung in Sardes schreibe: Diese Dinge sagt der, welcher die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: ,Ich kenne deine Taten, daß du den Namen hast, du seiest lebendig, doch bist du tot. Werde wach und stärke das Übrige, das am Sterben war, denn ich habe deine Taten vor meinem Gott als nicht völlig ausgeführt befunden. Daher behalte weiterhin im Sinn, wie du empfangen und wie du gehört hast, und bewahre [es] weiterhin und bereue. Gewißlich, wenn du nicht aufwachst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst überhaupt nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.‘ “
3. Welche Worte der Ermunterung äußerte Jesus Christus, obwohl die Versammlung in einem schlechten geistigen Zustand war?
3 „ ,Dessenungeachtet hast du einige wenige Namen in Sardes, die ihre äußeren Kleider nicht befleckt haben, und sie werden mit mir in weißen Kleidern wandeln, denn sie sind es würdig. Wer siegt, der wird so in weiße äußere Kleider gehüllt werden; und ich will seinen Namen keinesfalls aus dem Buche des Lebens auslöschen, sondern ich will seinen Namen vor meinem Vater und vor seinen Engeln anerkennen. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt.‘ “ — Offenbarung 3:1-6.
4. Warum kennzeichnet sich Jesus Christus gegenüber der Versammlung in Sardes als derjenige, der „die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat“?
4 Gegenüber der Versammlung in Sardes kennzeichnet sich der verherrlichte Jesus Christus als der, der „die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat“. In dieser Eigenschaft hatte er mit seiner Rechten Gewalt über alle engelähnlichen Aufseher, die durch die „sieben Sterne“ versinnbildlicht wurden. Er hatte also sowohl das Recht als auch die Pflicht, sich an den „Engel“ der Versammlung Sardes zu wenden und dessen Aufmerksamkeit darauf zu lenken, wie der Zustand der Versammlung in Wirklichkeit und nicht nur dem Namen nach war. Der verherrlichte Jesus Christus konnte ihren tatsächlichen Zustand erkennen, denn er hat die „sieben Geister Gottes“. Von diesen sieben Geistern heißt es zuerst, sie seien vor dem Throne Gottes, wo sie als „sieben Feuerlampen, die vor dem Throne brennen“, dargestellt werden. (Offenbarung 1:4; 4:5) Sie sind Erleuchtende, die die Kraft haben, Verborgenes zu erhellen und Licht darauf zu werfen. Über die „Dinge, die . . . Gott denen bereitet [hat], die ihn lieben“, schrieb der Apostel Paulus zum Beispiel: „Denn uns hat Gott sie durch seinen Geist geoffenbart, denn der Geist erforscht alle Dinge, selbst die tiefen Dinge Gottes.“ — 1. Korinther 2:9, 10.
5. Welche sinnbildliche Bedeutung haben die „sieben Augen“, die das sinnbildliche Lamm hat?
5 Die „sieben Geister Gottes“ werden jedoch später als Augen dargestellt, als „sieben Augen“, die das sinnbildliche Lamm, der Herr Jesus Christus, hat, wenn er sich dem Thron Gottes nähert und aus Gottes rechter Hand die Buchrolle des Geheimnisses entgegennimmt. Über die Bedeutung dieser „sieben Augen“ sagt der Apostel Johannes: „. . . welche Augen die sieben Geister Gottes bedeuten, die nach der ganzen Erde hin ausgesandt worden sind.“ (Offenbarung 5:1-7) Die „sieben Geister“ würden dementsprechend das vollständige, das ganze Beobachtungs-, Unterscheidungs- oder Feststellungsvermögen darstellen, das das verherrlichte Lamm Gottes jetzt hat, so daß nichts auf der „ganzen Erde“ seiner Kenntnis entgeht. Vor neunzehnhundert Jahren war es vollkommen in der Lage, den geistigen Zustand zu erkennen, in den der „Engel“ die Christenversammlung in Sardes hatte geraten lassen.
6. Weshalb befanden sich die Versammlung Sardes und ihr engelähnlicher Aufseher in einer ernsten Lage?
6 Ja die Versammlung Sardes hatte den Ruf, etwas zu sein, was sie in Wirklichkeit nicht war. Unter ihren Gliedern hatte sie einige „wenige Namen“, die dem Herrn Jesus Christus wohlbekannt waren und die ehrenvoll erwähnt werden konnten. Jedes der anderen Glieder lief Gefahr, daß sein Name „aus dem Buche des Lebens“ ausgelöscht wurde, und sein Name wurde unwürdig, von Christus im Himmel vor seinem Vater und vor seinen Engeln anerkannt zu werden. Das brachte die Versammlung Sardes und ihren engelähnlichen Aufseher in eine ernste Lage, denn ein guter Name bei Gott, dem Vater, ist von entscheidender Bedeutung.
7. Worin liegt der Wert eines günstigen Namens bei Gott, und wann sollte sich ein Christ einen solchen Namen machen?
7 In Sprüche 10:7 heißt es: „Das Gedächtnis des Gerechten ist zum Segen, aber der Name der Gesetzlosen verwest“, er wird zu einem widerlichen Gestank werden und keines Segens würdig sein. Ein günstiger Name bei Gott ist äußerst kostbar: „Ein guter Name ist besser als viel Reichtum; über Gold und Silber geht Gunst.“ (Sprüche 22:1, Al) Während ein Christ lebt, kann und sollte er sich beim Geber des Lebens, bei Jehova Gott, einen guten Namen machen. Prediger 7:1 gibt den richtigen Rat: „Besser ein guter Name als gutes Salböl, und der Tag des Todes als der Tag, da einer geboren wird.“
8. Was war in bezug darauf, ob die Glieder der Versammlung Sardes am Leben waren, von größter Wichtigkeit?
8 Natürlich waren die Glieder der Versammlung Sardes als Menschen am Leben, aber waren sie es auch, soweit es darum ging, wahre Christen zu sein? Daß sie als Menschen am Leben waren, die in den Dingen dieser Welt Erfolg hatten und eine schöne Stätte besaßen, an der sie ihre Versammlungszusammenkünfte abhalten konnten, war nicht von größter Wichtigkeit. Was waren sie in geistiger Hinsicht? Waren sie geistig lebendig?
9. Was für Werke besaß die Versammlung in Sardes, aber was für Werke sollte sie, wie Christus wünschte, haben?
9 Die Taten und Werke, die sie verrichtet hatten, müssen ‘tote Werke’ gewesen sein, Werke, die nicht zu geistigem Leben beitrugen, Werke, die den unchristlichen Menschen in Sardes gefallen mochten, die aber nicht die besonderen Werke waren, die ein Christ als Nachfolger Christi verrichten sollte, der geboren worden und in die Welt gekommen war, damit er „für die Wahrheit Zeugnis ablege“. (Hebräer 9:14; Johannes 18:37) Jesus Christus befand die Taten der Versammlung Sardes „vor meinem Gott als nicht völlig ausgeführt“. Bei den Weltmenschen von Sardes mögen der „Engel“ und die Versammlung, die er vertrat, den Ruf gehabt haben, am Leben zu sein, aber Jesus Christus, der die sieben Geister Gottes hat, sah und wußte, daß sie geistig, und zwar als wahre Christen, tot waren.
10. (a) Was mag in der Versammlung Sardes „das Übrige, das am Sterben war“, gewesen sein? (b) Was mußte der Aufseher in Sardes gemäß den Worten tun, die Jesus an ihn richtete?
10 Abgesehen von einigen ‘wenigen Namen’ in der Versammlung Sardes, war diese in Wirklichkeit geistig tot und leuchtete nicht wie ein angezündeter goldener Leuchter. Jene ‘wenigen Namen’ mögen „das Übrige, das am Sterben war“, gewesen sein. Der Zustand des geistigen Todes des größten Teiles der Versammlung konnte sich tödlich auf sie auswirken. Von diesem Standpunkt aus waren sie „am Sterben“. Der Aufseher oder „Engel“, der die Versammlung vertrat, schlief, soweit es um christliche Verpflichtungen ging. Er mußte aufwachen, um die tatsächliche Lage der Dinge zu sehen, und ‘wach werden’ und die Schlafenden der Versammlung aufwecken und ihnen helfen, ‘wach zu werden’. Der „Engel“ mußte diejenigen ‘stärken’, die Gefahr liefen, geistig zu sterben. Dann sollte er sich ihrer bedienen und mit ihnen zusammenarbeiten, um alle anderen zu stärken, damit sie als wahre Christen lebten, handelten und dienten. Zu diesem Zweck mußte er ‘bereuen’.
WARUM REUE NÖTIG WAR
11. Was war das, was die Versammlung Sardes „gehört“ hatte und „weiterhin im Sinn“ behalten sollte?
11 Um selbst zu aufrichtiger Reue umzukehren, mußte der Engel etwas tun, und er mußte die anderen daran erinnern, etwas zu tun. Was war dies? „Behalte weiterhin im Sinn, wie du empfangen und wie du gehört hast.“ (Offenbarung 3:3) Sie hatten die Botschaft von Gottes Königreich gehört, das Gott dazu gebrauchen wird, seine universelle Souveränität über diese Erde wiederherzustellen und alle Angelegenheiten der Menschheit vollkommen in Ordnung zu bringen. Sie hatten die Botschaft von der ewigen Rettung gehört, die durch das Loskaufsopfer des Sohnes Gottes, Jesu Christi, kommt. Sie hatten gehört, wie Gott aus allen Nationen der Menschheit ein „Volk für seinen Namen“ herausnahm, das im himmlischen Königreich mit seinem Sohn Jesus Christus als dessen Miterben vereint sein sollte.
12. Was war das, was die Glieder der Versammlung in Sardes „empfangen“ hatten und dringend im Sinn behalten mußten?
12 Auch hatten sie inzwischen fast die ganze Bibel empfangen, von der nur noch die abschließenden Schriften des inspirierten Apostels Johannes verfaßt und hinzugefügt werden sollten. Sie hatten die Wassertaufe als Symbol dafür empfangen, daß sie sich Jehova Gott völlig hingegeben hatten. Sie waren durch den Mittler Jesus Christus in den „neuen Bund“ mit ihm aufgenommen worden und waren so Glieder des ‘Volkes für seinen Namen’ geworden. Dies bedeutete auch, daß sie als die geistigen Söhne Gottes adoptiert und mit dem Geist Gottes dazu gesalbt worden waren, unter allen Nationen Prediger des Wortes Gottes zu sein, damit weitere Jünger Christi gemacht werden konnten. Sie hatten die wunderbare Hoffnung empfangen, als Geistpersonen eine himmlische Auferstehung von den Toten zu erleben und zu Königen und Priestern mit ihm zum Segen der ganzen Menschenwelt, der Lebenden und der Toten, gemacht zu werden. — Apostelgeschichte 15:14; Hebräer 8:6-13; 2. Korinther 1:21, 22.
13. Wie sollte die Versammlung ‘bereuen’, und wozu würde dies für sie führen?
13 Wie kostbar und wieviel doch das war, was sie empfangen und gehört hatten! Aber da sie jetzt am Rande des geistigen Todes waren, liefen sie Gefahr, dies für immer zu verlieren. Deshalb mußten sie es sich wieder in den Sinn rufen und dann diese äußerst wertvollen Dinge ‘weiterhin bewahren’. Sie mußten eine Sinnesänderung vornehmen. Sie mußten, wie Jesus Christus zu ihrem „Engel“, ihrem Aufseher, sagte, bereuen! Dies würde bewirken, daß sie darüber bekümmert wären, daß sie so undankbar und unempfänglich gegenüber Gott geworden waren, der ihnen so viel Gunst erwiesen hatte und von dem sie so viele Wahrheiten gehört hatten. Ihre Reue würde dazu führen, daß sie geistig wieder tätig und dann wirklich ihrem Ruf gerecht würden, am Leben zu sein, als christliche Persönlichkeiten wahrhaft zu leben. Sie würden aus einer geistigen Leblosigkeit erwachen und sich wieder an den rechten christlichen Werken beteiligen und diese vor Gott völlig ausführen. — Epheser 5:14.
14. (a) Was sollte die Versammlung von Sardes später erleben, was mehr als eine Warnung sein würde? (b) Was würde Jesus Christus gegenüber der Versammlung erreichen, indem er zu einer vorher nicht angekündigten Stunde käme?
14 Im Augenblick warnte Jesus Christus den „Engel“, den Aufseher, der Versammlung Sardes; aber plötzlich, zu einer unbekannten künftigen Stunde, würde Jesus Christus als oberster Besichtiger über die Versammlung Sardes kommen, um die abschließende Besichtigung vorzunehmen, und er würde dann angemessene Schritte unternehmen. Dann wäre es für alle reuelosen, geistig toten Christen zu spät, zu bereuen und das wiederzuerlangen, was zu verlieren sie Gefahr liefen. „Gewißlich“, sagte der Besichtiger Jesus Christus, „wenn du nicht aufwachst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst überhaupt nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.“ (Offenbarung 3:3) Dadurch, daß er zu dieser unbekannten, nicht angekündigten Zeit zur abschließenden Besichtigung kommen würde, würde er feststellen, ob sie als wahre Christen lebten, „nicht mit Augendienerei als Menschengefällige, sondern mit Aufrichtigkeit des Herzens, in der Furcht Jehovas“. (Kolosser 3:22) „In der Aufrichtigkeit eures Herzens, als dem Christus, nicht mit Augendienerei als Menschengefällige, sondern als Sklaven Christi, die den Willen Gottes mit ganzer Seele tun.“ (Epheser 6:5, 6) Sie dürfen keine heuchlerischen Christen sein, Christen, die es nur dem Namen nach und zum äußeren Schein sind. Sie müssen wahre Christen sein, denn heuchlerische Christen werden verworfen werden.
15. (a) Warum war es im Jahre 1918 äußerst dringend, daß von Jesus Christus an alle, die sich als Christen bekannten, eine Warnung erging? (b) Wieso hatte sich die Christenheit zu der Zeit, da Christus zu seinem geistigen Tempel kam, als tot erwiesen?
15 Heute, in unserem zwanzigsten Jahrhundert, ist die Christenheit oder die sogenannt christliche Welt voll von religiösen Heuchlern. Als der Erste Weltkrieg um elf Uhr am Vormittag des elften Tages des elften Monats des Jahres 1918 endete, hatte sich die Christenheit als angeblich christliche Einrichtung ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Das Christentum sollte damals in die schwierigste Zeitspanne seiner Geschichte eintreten. Ob es überleben würde? Es war eine Zeit, in der es äußerst dringend war, daß Jesus Christus von Gottes geistigem Tempel aus an alle, die sich als Christen bekannten, eine Warnung ergehen ließ. Die Christenheit, die behauptet, dem Fürsten des Friedens, Jesus Christus, zu folgen, hatte darin versagt, den Ersten Weltkrieg zu verhindern oder ihm ein Ende zu machen. Es war tatsächlich IHR Krieg, denn bis auf vier Nationen gehörten alle achtundzwanzig Nationen, die an jenem Krieg teilnahmen, der Christenheit an. Statt eine Kraft zu sein, die das wahre Christentum fördert, hatte sie sich als tot erwiesen. Ja während des Ersten Weltkrieges erwies sie sich als eine Verfolgerin wahrer Christen, die sich ihr nicht beim Blutvergießen anschließen wollten, sondern Gottes Königreich predigten. Statt des Königreiches Gottes schlug die Christenheit einen Völkerbund für Weltfrieden und -sicherheit vor und gab im ersten Nachkriegsjahr, im Jahre 1919, ihre Stimme dafür ab.
16. In welcher Lage befand sich der gesalbte Überrest Gott hingegebener Christen, als Christus 1918 in seinem Tempel erschien?
16 Wie war es mit dem gesalbten Überrest Gott hingegebener Christen? Während der kritischen Kriegsjahre von 1914 bis 1918 hatten sie die Verfolgung durchgemacht, die Christus in seiner Prophezeiung vorhergesagt hatte, die in Matthäus 24:7-12 zu finden ist. In den verschiedenen am Krieg beteiligten Ländern hatte man viele oder alle ihre Schriften, die von der Watch Tower Bible & Tract Society veröffentlicht worden waren, verboten. In den Vereinigten Staaten waren sogar der Präsident und der Sekretär-Kassierer dieser Gesellschaft, der Watch Tower Society, und andere Mitarbeiter ihrer Zentrale auf dem Höhepunkt der Kriegshysterie ins Gefängnis geworfen worden. Aus Furcht vor den politischen Gewalten der Welt wurde die öffentliche Tätigkeit dieses verfolgten Überrestes geistgesalbter Christen zum großen Teil eingeschränkt. Die Christenheit hoffte und vertraute darauf, daß sie sie für immer als ketzerische, nonkonformistische religiöse Gruppe zum Schweigen gebracht hätte. Ob sich ihre Hoffnung und ihr Vertrauen erfüllen würde?
17. (a) Weshalb war am Ende des Ersten Weltkrieges die warnende Botschaft Jesu Christi an die Versammlung Sardes für Gottes gesalbten Überrest sehr angebracht? (b) Welche Handlungsweise einzuschlagen, lief der Überrest Gefahr?
17 Am Schluß des Ersten Weltkrieges, der am 11. November 1918 endete, war die an die Versammlung Sardes gerichtete warnende Botschaft Jesu Christi sehr angebracht. Während des soeben beendeten Weltkonfliktes hatte der gesalbte Überrest die Taten des wahren Christentums „vor . . . [Christi] Gott . . . nicht völlig ausgeführt“. Irgendwelche wichtigen Bestandteile des wahren Christentums, die sie noch aufwiesen, waren „am Sterben“, wenn sie nicht gestärkt würden. Ob der Überrest sein Werk auf der Erde als beendet betrachten würde? Ob er sich zu einer begrenzten religiösen Sekte machen würde, indem er denken würde, das höchste Maß biblischen Verständnisses sei erreicht worden? Ob er jegliches weitere Predigen des Königreiches Gottes einstellen und streng unter sich bleiben würde, bis seine Zahlen schwinden würden? Ob er schließlich den Ruf hätte, bloß als eine kleine, unbedeutende religiöse Sekte am Leben zu sein, aber in Wirklichkeit für das weltweite Königreichswerk, das damals im Nachkriegszeitalter anfangen sollte, geistig tot wäre? Diese Gefahr bestand tatsächlich. Daher war die Warnung an die Versammlung Sardes für den gesalbten Überrest zu jener entscheidenden Zeit höchst passend. — Offenbarung 3:1, 2.
18. (a) Welches waren einige der Dinge, die der Überrest empfangen und von denen er gehört hatte und die er im Sinn behalten sollte? (b) Was sollte er bereuen? Was würde sonst über ihn kommen?
18 Es war unbedingt nötig, daß der Überrest das im Sinn behielt, was er empfangen und was er besonders seit dem Juli des Jahres 1879 gehört hatte, als die religiöse Zeitschrift Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi (in Englisch) zum erstenmal veröffentlicht worden war. Die „Zeiten der Heiden“, wie sie von Christus in Lukas 21:24 (Me) vorhergesagt und in der Zeitschrift Der Wacht-Turm hervorgehoben worden waren, hatten tatsächlich im Frühherbst des aufsehenerregenden Jahres 1914 geendet. Damals hatte die unsichtbare Gegenwart Jesu Christi in seinem himmlischen, messianischen Königreich begonnen. Der gesalbte Überrest hatte den göttlichen Auftrag erhalten, etwas zu predigen, ja in der ganzen Welt feierlich zu verkünden, nicht etwa den Völkerbund der Christenheit als den „politischen Ausdruck des Königreiches Gottes auf Erden“, sondern das messianische Königreich Gottes, das am Ende der Zeiten der Heiden, im Jahre 1914, in den Himmeln aufgerichtet worden war. (Matthäus 24:14; Markus 13:10) Die Zeit war tatsächlich dringend, daß der gesalbte Überrest sein jüngstes Versagen und irgendwelche Neigungen zur Leblosigkeit ‘bereute’ und aufwachte und die nun fällige Tätigkeit aufnahm. Andernfalls würde der regierende König, Jesus Christus, zu einer künftigen, nicht angekündigten Stunde über den gesalbten Überrest kommen und ihn dem wirklichen Tod überliefern. — Offenbarung 3:3.
IN WEISSEN KLEIDERN WANDELN
19. Wieso gab es inmitten des gesalbten Überrestes jener Zeit ‘einige wenige Namen, die ihre äußeren Kleider nicht befleckten’?
19 Damals handelte es sich für den gesalbten Überrest nicht um den geistigen Tod aller seiner Glieder. Auch bei der Versammlung Sardes war das nicht der Fall. Jesus Christus wußte dies, denn er sagte zu dem „Engel“ der Versammlung Sardes: „Dessenungeachtet hast du einige wenige Namen in Sardes, die ihre äußeren Kleider nicht befleckt haben, und sie werden mit mir in weißen Kleidern wandeln, denn sie sind es würdig.“ (Offenbarung 3:4) Diese ‘wenigen Namen’ oder Personen hatten sich als christliche Persönlichkeiten nicht unansehnlich gemacht. Sie entsprachen dem, als was sie sich offen bekannten, als Nachahmer Jesu Christi. Ihre „äußeren Kleider“ müßten ihr Bekenntnis nach außen hin, ihre religiösen Ansprüche, versinnbildlichen. Trotz all der befleckenden heidnischen Einflüsse des materialistischen, götzendienerischen Sardes behielten sie ein reines, einwandfreies christliches Aussehen. Sie befleckten und besudelten ihre „äußeren Kleider“ des christlichen Bekenntnisses nicht. Auf diese Weise brachten sie keine Schande oder Schmach auf die Versammlung Sardes. Sie lebten ihr Christentum wirklich aus.
20. Was meinte Jesus mit seiner Verheißung, daß die wenigen Unbefleckten mit ihm in weißen äußeren Kleidern wandeln würden, weil ‘sie es würdig seien’?
20 Zum Trost und zur Stärkung dieser unbefleckten, lebendigen Christen sagte Jesus Christus, sie würden schließlich „mit mir in weißen Kleidern wandeln, denn sie sind es würdig“. Dies bedeutete, daß er sie nach der Aufrichtung seines messianischen Königreiches von ihrem Schlaf in den Gräbern zu einem reinen, makellosen Leben mit ihm in den Himmeln auferwecken würde. Dann würden sie mit leuchtender Gerechtigkeit und mit dem Amt bekleidet werden, als Unterpriester unter ihm zu dienen, der in der Vision gemäß der Offenbarung zu sehen ist, „bekleidet mit einem bis auf die Füße reichenden Kleid, und um die Brust mit einem goldenen Gürtel gegürtet“. (Offenbarung 1:13) In Übereinstimmung hiermit heißt es in Offenbarung 6:9-11, daß den zu Märtyrern gemachten Christen, deren Seelen gemäß der Darstellung unter dem Altar waren, als Lohn ‘lange, weiße Gewänder’ gegeben wurden. Die würdigen ‘wenigen Namen’ waren ein Beispiel für die übrigen Glieder der Versammlung Sardes, die anscheinend ihre Kleider mit der Weltlichkeit des heidnischen Sardes befleckt hatten und die bereuen und ihre „äußeren Kleider“ des christlichen Bekenntnisses reinigen mußten. Nach dem Ersten Weltkrieg traf etwas Ähnliches auf den überlebenden gesalbten Überrest zu.
21. Wie unterstrich Jesus durch seine abschließenden Worte an den „Engel“ der Versammlung Sardes die Wichtigkeit der „äußeren Kleider“?
21 Die abschließenden Worte der Ermunterung an den „Engel“ der Versammlung Sardes unterstreichen passend die Wichtigkeit der „äußeren Kleider“ des christlichen Bekenntnisses. Zu diesem „Engel“ sagt der Glorreiche, „welcher die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat“: „Wer siegt, der wird so in weiße äußere Kleider gehüllt werden; und ich will seinen Namen keinesfalls aus dem Buche des Lebens auslöschen, sondern ich will seinen Namen vor meinem Vater und vor seinen Engeln anerkennen. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt.“ — Offenbarung 3:5, 6.
22. (a) Wer ‘siegte’ im ersten Jahrhundert und „siegt“ auch heute? (b) Wie kann ein unvollkommener Christ in dieser Welt leben und dennoch seine sinnbildlichen äußeren Kleider rein bewahren?
22 Für jene Glieder der Versammlung Sardes des ersten Jahrhunderts und für die Glieder des gesalbten Überrestes unseres zwanzigsten Jahrhunderts ist mit den Worten „wer siegt“ ein gesalbter Christ gemeint, der seine sinnbildlichen äußeren Kleider, die ihn als Nachfolger des Herrn Jesus Christus kennzeichnen, nicht befleckt oder besudelt hat. Er mag inmitten dieser Menschenwelt sein, von der die Stadt Sardes einst ein Teil war, aber er läßt nicht zu, daß er ein Teil dieser Welt wird, genausowenig wie Jesus Christus selbst, als er als Mensch auf der Erde war, ein Teil dieser Welt war. (Johannes 15:19; 17:14-16) Er übt die reine und unbefleckte christliche Religion aus, indem er sich „von der Welt ohne Flecken“ bewahrt und nicht die Welt noch die „Dinge in der Welt“ liebt. (Jakobus 1:27; 1. Johannes 2:15-17) Wegen seiner angeborenen Sündhaftigkeit und Schwachheit mag er unwissentlich oder unabsichtlich sündigen; wenn er aber gewahr wird, daß er gesündigt hat, bereut er und bittet Gott um Vergebung und läßt sich durch das „Blut Jesu, seines Sohnes“, reinigen. (1. Johannes 1:7 bis 2:2; Offenbarung 1:5) Auf diese Weise bewahrt er seine äußeren Kleider unbefleckt.
23. (a) In welchem anderen Sinn findet der Ausdruck „wer siegt“ Anwendung? (b) Wie heben Jesu Worte in Matthäus 10:32, 33 diesen Gesichtspunkt des Siegens hervor?
23 Mit dem Ausdruck „wer siegt“ ist auch der gesalbte Christ gemeint, der Jesus Christus als seinen Erlöser und Herrn und Meister vor der ganzen Welt anerkennt, ohne sich seiner zu schämen, sogar angesichts der Gefahr des Todes durch gewalttätige feindliche Hände. In Übereinstimmung damit, daß der Sieger Christus anerkennt, und zum Beweis dafür weigert er sich, ein Sklave von Politikern, Religionisten und Kriegsleuten auf der Erde zu werden. Paulus sagt: „Wer berufen wurde, als er ein Freier war, ist ein Sklave Christi. Ihr seid um einen Preis erkauft worden; werdet nicht mehr Sklaven der Menschen.“ (1. Korinther 7:22, 23) Der Sieger nimmt auch Jesu Worte ernst: „Jeder nun, der vor den Menschen bekennt, mit mir Gemeinschaft zu haben, mit dem Gemeinschaft zu haben, will auch ich vor meinem Vater, der in den Himmeln ist, bekennen; wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den will auch ich vor meinem Vater verleugnen, der in den Himmeln ist.“ (Matthäus 10:32, 33; Markus 8:38; Lukas 9:26) Daß der Sieger von dem verherrlichten Christus vor dessen himmlischem Vater und vor Christi Engeln anerkannt wird, muß darauf zurückzuführen sein, daß er siegt, indem er Christus auf der Erde anerkennt.
24. (a) Wie erreicht jemand, daß sein Name vorläufig in das ‘Buch des Lebens’ eingeschrieben wird? (b) Wie wird einem solchen versichert, daß sein Name in diesem „Buche des Lebens“ bleibt, und was bedeutet es, wenn er dies erreicht?
24 Alle solche Sieger werden für alle Ewigkeit bewahrt werden. Da sie in Christi Fußstapfen getreten und durch das enge Tor eingegangen sind und den eingeengten Weg betreten haben, der zum Leben führt, sind ihre Namen bereits vorläufig in das ‘Buch des Lebens’ eingeschrieben worden. (Matthäus 7:13, 14) Dadurch, daß der Sieger auf diesem eingeengten Weg bleibt und diese Welt durch christlichen Glauben und christliche Treue besiegt, erhält er die Sicherheit, daß sein Name in jenem „Buche des Lebens“ bleibt. Der Herr Jesus Christus versichert ihm: „Ich will seinen Namen keinesfalls aus dem Buche des Lebens auslöschen.“ Sein himmlisches Erbe des Lebens wird Unsterblichkeit sein, und so wird er endlos, bis in alle Ewigkeit, als würdiger Gefährte des Herrn Jesus Christus „in weiße äußere Kleider gehüllt“, wandeln können. Diesen Aufschluß zu hören lohnt sich für den, der „ein Ohr hat“, um zu hören, was der Geist den Versammlungen sagt.