Kapitel 3
Das Brechen der Siegel der geheimnisvollen Buchrolle
1, 2. Weshalb war die Buchrolle so wichtig, daß Johannes bei dem Gedanken, niemand könnte sie öffnen, weinte?
VOR NEUNZEHNHUNDERT Jahren weinte ein Gefangener auf der kleinen Insel Patmos im Ägäischen Meer, weil es einen Augenblick lang so schien, als gäbe es niemand im Himmel oder auf der Erde, der die geheimnisvolle Buchrolle in der Rechten Jehovas Gottes, des Allmächtigen, öffnen konnte.
2 Die Buchrolle war innen und auf der Rückseite beschrieben, aber sie war zusammengerollt und mit sieben Siegeln versiegelt, die nicht ohne die offizielle Genehmigung Gottes aufgebrochen werden konnten. Das auf beiden Seiten der Buchrolle Geschriebene handelte von Dingen, die in der Zukunft geschehen sollten, von Dingen, die nicht nur die unsichtbaren Himmel, sondern auch die Erde, unseren Wohnort, umfaßten. Die handgeschriebene Buchrolle stellte das bestimmte Vorherwissen und Vorhaben Gottes dar, das sich auf Himmel und Erde auswirkte. Die Buchrolle ließ kundwerden, was Gott, der Allmächtige, im Hinblick auf die Zukunft wußte und was er beschlossen hatte, geschehen zu lassen, und auch was er selbst angesichts der Dinge tun wollte, die er zuließ. Kein Wunder, daß jener Gefangene auf der römischen Strafinsel, der christliche Apostel Johannes, bei dem verzweifelten Gedanken weinte, daß überhaupt kein Geschöpf die sieben Siegel aufbrechen und die in der Buchrolle enthaltenen Geheimnisse offenbaren könnte, die ihn und uns alle betrafen. — Offenbarung 5:4.
3. Warum offenbarten die Dinge, die Johannes nach dem Öffnen eines jeden Siegels niederschrieb, nicht das volle Verständnis des Teiles der Buchrolle, der auf diese Weise sichtbar gemacht wurde?
3 Das Öffnen eines jeden Siegels und das Offenbaren des entsprechenden Teiles der Buchrolle ergab nur ein weiteres Stück Geheimnis. Was geoffenbart wurde, war in symbolischer Sprache oder in Bildern dargelegt, die eine Erklärung verlangten. Dies machte es nötig, daß sich die nun geoffenbarten symbolischen Darstellungen in der tatsächlichen Menschheitsgeschichte erfüllten. Nur dann konnten sie völlig verstanden werden, so daß wir sehen können, wie Gott, der Allmächtige, die Dinge genau vorherwußte und wie er sein liebevolles Vorhaben treu ausgeführt hat. Demzufolge wurde die Sache nicht durch das geklärt, was der Apostel Johannes niederschrieb, als er beschrieb, was er nach dem Brechen eines jeden Siegels sah. Es mußte die richtige Deutung der Sinnbilder angegeben werden, die er sah und hörte, damit wir die Sache verstehen. Hierzu wurde es nötig, daß wir die Entwicklung der Weltgeschichte abwarteten, um mit Hilfe der unsichtbaren wirksamen Kraft oder des Geistes Gottes die richtige Deutung zu erhalten. Dies verlangte tatsächlich ein nochmaliges, nachträgliches Brechen der Siegel der Buchrolle in unserem eigenen erstaunlichen Jahrhundert voller Ereignisse von allgemeinem Interesse und umfassender Bedeutung.
4, 5. Wie bricht heute „der Löwe, der vom Stamme Juda ist“, die Siegel für uns nachträglich auf?
4 Wir sind heute somit wie gebannt, wie es der christliche Apostel Johannes war, als er beobachtete, wie der, den Gott für würdig hielt, das Lamm, „der Löwe, der vom Stamme Juda ist“, die Siegel aufbrach und den Inhalt der prophetischen Buchrolle sehen ließ. Der Apostel Johannes hielt danach Ausschau, daß die symbolischen Darstellungen und sinnbildlichen Ereignisse enthüllt würden. Wir schauen heute danach aus, daß das Geheimnis dieser symbolischen Darstellungen und sinnbildlichen Ereignisse gelüftet wird, und wir fahren fort, danach auszuschauen, als ob die Siegel der Buchrolle zum erstenmal aufgebrochen würden. Was Johannes sah, sah er in einer Vision. Was wir sehen, spielt sich wirklich ab, Menschen erleben es tatsächlich. Mit gefesseltem Interesse hören wir, was Johannes uns zu sagen hat:
5 „Und ich sah, als das Lamm eines der sieben Siegel öffnete, und ich hörte eines von den vier lebenden Geschöpfen wie mit Donnerstimme sagen: ,Komm!‘ “ — Offenbarung 6:1.
DAS ÖFFNEN DES ERSTEN SIEGELS
6. (a) Was ist mit der Einladung: „Komm!“ gemeint, und warum gibt es für uns keine Entschuldigung, sie außer acht zu lassen? (b) Welches der lebenden Geschöpfe ließ die Einladung ergehen, und weshalb war es angebracht, daß zu der betreffenden Zeit dieses Geschöpf sprach?
6 Was wir nach dem öffnen des ersten Siegels in unserer heutigen Zeit stattfinden oder bekanntwerden sehen, ist wichtig. Es gibt für uns keine Entschuldigung, es außer acht zu lassen; denn wir werden wie mit ohrenbetäubenden Donnerschlägen eingeladen, es zu beobachten. „Komm!“ Das, was durch eines der ‘vier lebenden Geschöpfe’ dargestellt wird, das „mit Donnerstimme“ sprach und Johannes einlud zu kommen, läßt diese Einladung an uns ergehen, nämlich zu kommen, um zu sehen. Dies war zweifellos das erste der vier lebenden Cherubgeschöpfe, die der Apostel Johannes sah, nämlich dasjenige „gleich einem Löwen“, das göttliche Gerechtigkeit darstellte (Offenbarung 4:7) Es befand sich in der Mitte vor der Vorderseite des Thrones Gottes, welcher in etwa dem Thron König Salomos in Jerusalem glich, der zwei Löwenstandbilder neben den Armlehnen seines Thrones hatte und „zwölf Löwen“, die „auf den sechs Stufen, auf dieser und auf jener Seite“, standen. (1. Könige 10:18-20) Das löwenähnliche lebende Geschöpf sollte nicht nur die Aufmerksamkeit auf irgend etwas in der Ausübung göttlicher Gerechtigkeit lenken, sondern es war im Begriff, darauf hinzuweisen, daß jemand gleich ihm, nämlich „der Löwe, der vom Stamme Juda ist“, der himmlische König wäre, der endlich auf gerechte Weise eingreifen würde.
7, 8. (a) Was sah Johannes als nächstes? (b) Deutete diese Szene im voraus einen Einfall der Parther in das Römische Reich an, das in den Tagen des Johannes bestand?
7 Was sah der Apostel Johannes, das versinnbildlichen sollte, was wir heute mit unseren Augen des geistigen Unterscheidungsvermögens sehen würden? „Und ich sah“, sagt Johannes, „und siehe, ein weißes Pferd; und der auf ihm Sitzende hatte einen Bogen; und es wurde ihm eine Krone gegeben, und er zog aus, siegend und um seinen Sieg zu vollenden.“ — Offenbarung 6:2.
8 Diese Szene deutete nicht im voraus einen Einfall der Parther aus dem Osten in das Römische Reich an. Zwar verstanden sich die Parther darauf, im Reiten den Bogen zu gebrauchen. Eine Kriegslist ihrer Reiter bestand darin, vorzutäuschen, daß sie sich fluchtartig zurückzogen, wobei sie aber die ganze Zeit, gut mit ihrem Bogen zielend, gewissermaßen „zum Abschied“ zurückschossen. Obgleich die Szene, die der Apostel Johannes hier sah, daran erinnerte, zeigte sie im voraus etwas weit Wichtigeres an.
9. Wie zeigt Psalm 45, wer der Reiter auf dem weißen Pferd ist?
9 Wer der Reiter dieses weißen Pferdes ist, wird uns im Psalm 45 gezeigt, der ein inspiriertes Gedicht über einen König ist. Die Verse 4 bis 7 (NW) sind prophetisch an diesen König gerichtet und lauten: „In deiner Pracht zieh hin zum Erfolg; fahre einher in der Sache der Wahrheit und Demut und Gerechtigkeit, und deine Rechte wird dich in furchteinflößenden Dingen unterweisen. Deine Pfeile sind scharf — Völker fallen fortwährend unter dir — im Herzen der Feinde des Königs. Gott ist dein Thron auf unabsehbare Zeit, ja für immer; das Zepter deines Königtums ist ein Zepter der Geradheit. Du hast Gerechtigkeit geliebt, und du haßt Bosheit. Darum hat dich Gott, dein Gott, mit dem Öl des Frohlockens gesalbt mehr als deine Mitgenossen.“ Die prophetischen Worte wendet mehr als fünfhundert Jahre später der Schreiber von Hebräer 1:1, 2, 8, 9 auf Jesus Christus, den Sohn Gottes, an. In Übereinstimmung mit dieser Tatsache beweisen andere Einzelheiten der Vision, die dem Johannes gegeben wurde, daß der Reiter des weißen Pferdes der verherrlichte himmlische Sohn Gottes ist, „der Löwe, der vom Stamme Juda ist“. Somit sah sich das Lamm Gottes beim Öffnen des ersten Siegels der Buchrolle selbst als König eingreifen.
10. (a) Wie unterscheidet sich dieser Reiter im Aussehen von dem Reiter des weißen Pferdes, der in Offenbarung 19:11-16 beschrieben wird? (b) Worin besteht der Unterschied zwischen den Aufträgen dieser zwei Reiter?
10 In dieser einleitenden Vision unterscheidet sich der Reiter auf dem weißen Pferd im Aussehen von dem Reiter des weißen Pferdes, der in Offenbarung 19:11-16 beschrieben wird, wo derselbe Reiter mit ‘vielen Diademen’ auf seinem Haupt und mit einem scharfen langen Schwert dargestellt wird, das aus seinem Munde hervorgeht, um damit die Nationen der Erde zu schlagen, die Vollstreckung des göttlichen Gerichts an ihnen auszusprechen. In dieser letzteren Vision reitet der Reiter des weißen Pferdes jedoch zum „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“ an den „Ort, der auf hebräisch Har-Magedon [Harmagedon] genannt wird“. (Offenbarung 16:14-16) In jenem „Krieg“ kommt die vorhergesagte „Zeit des Endes“ der irdischen Nationen zum Abschluß. (Daniel 12:4) Aber wenn der Reiter auf dem weißen Pferd nach dem Öffnen des ersten Siegels der Buchrolle mit seinem Bogen erscheint, ist dies zu Beginn jener „Zeit des Endes“. Es ist dann, wenn die sieben Zeiten der Heiden zu Ende gegangen sind, und somit war es im Frühherbst des Jahres 1914 u. Z., in demselben Jahr, in dem der Erste Weltkrieg ausbrach. Der Reiter auf dem weißen Pferd macht sich daher nicht mit einem friedlichen Auftrag auf.
11, 12. Was wird durch das Pferd, durch seine Farbe und durch den Bogen in der Hand seines Reiters versinnbildlicht?
11 Schon die Tatsache, daß der himmlische Reiter ein Pferd reitet, zeigt an, daß er einen Kriegsauftrag ausführt. In biblischen Zeiten war das Pferd ein Sinnbild des Krieges; in Sprüche 21:31 heißt es: „Das Roß wird gerüstet für den Tag des Streites.“ (Ferner Hiob 39:19-25.) Die Tatsache, daß das Pferd des Reiters weiß ist, bestätigt, daß es ein gerechter Krieg ist, ein Krieg zur Verteidigung des Rechtes und der Gerechtigkeit Gottes. Im Einklang mit dieser Tatsache hat der Reiter auf dem weißen Pferd einen Bogen, der auch eine Kriegswaffe ist. In biblischen Zeiten waren die israelitischen Könige ausgezeichnete Bogenschützen. (2. Samuel 1:22) Der neugesalbte König Jehu von Israel jedoch gebrauchte seinen Bogen mit tödlicher Wirkung von einem Kriegswagen und nicht von einem Pferd aus wie der Reiter auf dem weißen Pferd. — 2. Könige 9:20-24.
12 In biblischen Zeiten führten manche Reiter Lanzen, aber dazu war es erforderlich, daß sie in enge Berührung mit den Feinden kamen, um die Lanze oder den Speer in sie zu stoßen. Es war eine Kunst, von einem laufenden Pferd aus Pfeile mit Genauigkeit abzuschießen, aber auf diese Weise kann der Reiter auf dem weißen Pferd aus der Ferne mit seinem Pfeil das Herz seiner Feinde durchstoßen. — Psalm 7:11-13.
13. (a) Wie erfüllt Jesus Christus hier Psalm 110:1, 2? (b) Was würden seine Pfeile versinnbildlichen?
13 Offenbar war für Gott, den Herrn, im Himmel die Zeit gekommen, an seinem Sohn Jesus Christus, der Nachkomme und dennoch Herr König Davids von Jerusalem war, Psalm 110:1, 2 zu erfüllen: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße!“ „Den Stab deiner Macht wird Jehova aus Zion senden; herrsche inmitten deiner Feinde!“ Am Ende der Zeiten der Heiden im Jahre 1914 gab es sogar in den heiligen, unsichtbaren Himmeln noch Feinde Gottes und Christi. Daher sollte Gottes bevollmächtigter König, Jesus Christus, zuerst gegen diese Feinde in den Himmeln vorgehen, wie es ein späteres Kapitel des Buches der Offenbarung zeigt. Deshalb wird er sozusagen auf einem weißen Pferd und mit einem Bogen ausgerüstet ausgesandt. Jeder Pfeil, den er von seinem Kriegspferd aus abschießen würde, wäre ein „Pfeil der Rettung von Jehova und ein Pfeil der Rettung“ wider die Feinde Gottes und seines Volkes. (2. Könige 13:17) Die sinnbildlichen Pfeile, die er abschießen würde, ohne daß sie ihr Ziel verfehlten, wären Äußerungen des göttlichen Gerichts gegen die Feinde bis zu ihrer endgültigen Ausrottung.
14, 15. (a) Welche Nation war wegen ihres geschickten Gebrauches des Bogens berühmt? (b) Daß der Reiter auf dem weißen Pferd mit einem Bogen bewaffnet ist, deutet an, daß er welche prophetische Rolle erfüllt?
14 Es ist angebracht, sich hier daran zu erinnern, daß Persien in alter Zeit ein Land der Pferde war und daß die Perser geschickte Bogenschützen waren. Gemäß der Geschichte war der Bogen ihre hervorragende Waffe, und hauptsächlich mit dem Bogen besiegten sie die Babylonier und machten sich zur vierten der sieben Weltmächte, die es in der Menschheitsgeschichte bis heute gegeben hat.
15 Die Tatsache, daß der Reiter des weißen Pferdes mit einem Bogen bewaffnet ist, deutet also darauf hin, daß er die Rolle spielen würde, die Cyrus der Große, der König des alten Perserreiches, spielte, der Babylon am Euphrat im Jahre 539 v. u. Z. einnahm und jene dritte Weltmacht stürzte. Denke an das weiße Pferd, auf dem persische Könige ritten, ganz abgesehen von dem Pferd, auf dem römische Sieger bei ihrer Rückkehr in die Hauptstadt im Triumphzug ritten. (Esther 6:8-11) Dies bedeutet, daß der Reiter auf dem weißen Pferd, Jesus Christus, von Jehova Gott dazu gebraucht werden sollte, Babylon die Große, das Weltreich der falschen Religion, zu stürzen und dann als der größere Cyrus das Volk Jehovas aus ihrer Gewalt zu befreien. Nachdem alle, die zu Gottes Volk gehören, im Gehorsam gegenüber dem göttlichen Befehl aus Babylon der Großen herausgekommen sind, wird dieser größere Cyrus die Vernichtung dieses bösen Weltreiches falscher, babylonischer Religion herbeiführen. — Jesaja 13:17-19; Offenbarung 16:12; 17:1-18; siehe das Buch „Babylon die Große ist gefallen!“ Gottes Königreich herrscht!, Seite 191 bis 194.
16, 17. (a) Wann beginnt der Reiter des weißen Pferdes seinen Ritt, und was wird durch die Krone dargestellt, die ihm gegeben wird? (b) Zeige biblisch, daß diese Krone vom Jahre 607 v. u. Z. an für ihn vorbehalten war.
16 Wann beginnt indessen der Reiter des weißen Pferdes zu reiten? Erst nachdem er zum König gekrönt worden ist! Er reitet gekrönt aus, denn in der Offenbarung (6:2) heißt es weiter: „Und es wurde ihm eine Krone gegeben, und er zog aus, siegend und um seinen Sieg zu vollenden.“ Die Zeit ist unverkennbar! Sie fing am Ende der Zeiten der Heiden, im Jahre 1914 u. Z., an. Damals war für Jehova Gott die Zeit da, dem ‘Löwen, der vom Stamme Juda ist’, dem bleibenden Erben König Davids, die Krone auf das Haupt zu setzen. Vom Jahre 607 v. u. Z. an, als die Königsstadt Jerusalem von den heidnischen Babyloniern zerstört wurde, hatte kein Nachkomme König Davids diese Krone, die wirkliches Königtum darstellt, mehr getragen. Jehova Gott hatte sich an den letzten irdischen König, der diese Krone trug, nämlich König Zedekia, in dessen Tagen die Zeiten der Heiden begannen, mit den Worten gewandt:
17 „Und du, Unheiliger, Gesetzloser, Fürst Israels, dessen Tag gekommen ist zur Zeit der Ungerechtigkeit des Endes! so spricht der Herr, Jehova: Hinweg mit dem Kopfbund, und fort mit der Krone! Dies wird nicht mehr sein. Das Niedrige werde erhöht und das Hohe erniedrigt! Umgestürzt, umgestürzt, umgestürzt will ich sie machen; auch dies wird nicht mehr sein — bis der kommt, welchem das Recht [das gesetzliche Recht, NW] gehört: dem werde ich’s geben.“ — Hesekiel 21:30-32.
18. (a) Wer war es, der das gesetzliche Recht auf das Königtum hatte, und warum konnte er bis 1914 u. Z. das Königtum nicht übernehmen? (b) Wieso war das, was hier stattfand, das Gegenteil dessen, was im Jahre 607 v. u. Z. geschehen war?
18 Derjenige, der das gesetzliche Recht auf das Königreich hat, wie das durch die Krone dargestellt wird, ist Jesus Christus, das Lamm Gottes und der bleibende Erbe König Davids. Er konnte nicht vor dem Ende der Zeiten der Heiden im Jahre 1914 u. Z. kommen, um durch Gottes Hand mit diesem Königtum gekrönt zu werden. Zu jener Zeit kam er tatsächlich, wie das in der Vision gemäß Daniel 7:13, 14 dargestellt wird. Jehova Gott, der Alte an Tagen, anerkannte sein gesetzliches Recht auf die Krone und das Königtum, und damals erfüllte sich die göttliche Verheißung: „Dem werde ich’s geben.“ (Psalm 21:1-3) Dies geschah in den unsichtbaren Himmeln, und die von dem alten König David ausgehende Königslinie war nicht mehr „erniedrigt“, noch waren die Heidenkönige auf der Erde „erhöht“. Der Vorgang war das Gegenteil dessen was 2 520 Jahre zuvor, im Jahre 607 v. u. Z., stattgefunden hatte. Nunmehr mit königlicher Macht von Gott gekrönt, konnte der ‘hohe’ Jesus Christus als der Reiter auf dem weißen Pferd, mit dem Bogen bewaffnet, gegen all seine Feinde vorgehen. Er sollte die Feinde des Königreiches Gottes vernichten.
19. (a) Wie kam es, daß Christus im Jahre 1914 u. Z. ‘siegend auszog’, und wie ‘vollendet er seinen Sieg’? (b) Was verursachte den Beginn des Ersten Weltkrieges?
19 Seither ist der gekrönte König auf seinem weißen Pferd gerechter Kriegführung ständig mit Erfolg geritten. Er siegt am Anfang, er siegt am Ende und erringt dabei den völligen Sieg. „Er zog [siegend] aus“, indem er seinen schlimmsten Feinden, Satan und seinen Geistdämonen in den unsichtbaren Himmeln, seine Aufmerksamkeit zuwandte, und diese drängte er zurück, ganz hinaus aus den Himmeln, in denen sie enge Berührung mit den heiligen Cherubim, Seraphim und Engeln Gottes gehabt hatten. Der Apostel Johannes empfing nach dem Öffnen des siebenten Siegels der geheimnisvollen Buchrolle eine Vision von diesem Hinauswerfen Satans. (Offenbarung 12:1-13) Christus brachte nicht den Ersten Weltkrieg in Gang, der am 28. Juli 1914 unter den Heidennationen wegen der Streitfrage der Weltherrschaft begann. Hier unten sind Satan, der Teufel, und seine Dämonen mit Satans kriegführenden Nationen in Schranken gehalten worden, um nie wieder in die heiligen Himmel hineinzukommen.
20. (a) Hat der Reiter des weißen Pferdes seinen Sieg vollendet? Warum antwortest du so? (b) Wann wird der Sieg vollendet werden?
20 Wenn wir danach urteilen, wie es heute auf Erden aussieht, hat der gekrönte Reiter des weißen Pferdes seinen Sieg nicht vollendet. Die feindlichen Heidennationen, gegenwärtig unter der Herrschaft der religiösen Babylon der Großen, sind noch da. Jesus Christus hätte sie leicht auf dem Höhepunkt des Ersten Weltkrieges vernichten können, aber damals war Gottes Zeit noch nicht da, daß er seinen Sieg auf diese Weise vollendet hätte. Es mußten erst andere Dinge folgen, wie dies in der Offenbarung enthüllt wird, die der Apostel Johannes empfing. Damals war noch nicht der ‘große Tag Gottes, des Allmächtigen’, und die Heidennationen auf Erden waren noch nicht zu dem Schlachtfeld, dem „Ort, der auf hebräisch Har-Magedon genannt wird“, marschiert. (Offenbarung 16:14, 16) Dort ist der Ort und dann die Zeit für den gekrönten Reiter, seinen Sieg zu vollenden. Er ist jetzt bald am Ende seines siegreichen Rittes! Auf welcher Seite werden wir dann sein?
21, 22. Wie zeigt uns die Bibel, daß der Reiter des weißen Pferdes tatsächlich seinen Sieg vollenden wird, und wer wird es sehen?
21 Das Vorhaben des Reiters auf dem weißen Pferd wird nicht vereitelt werden. Sein Vorhaben ist es zu siegen; und darum wird hier im griechischen Urtext ein Absichtssatz gebraucht: „Er ging aus als Sieger, und damit er siegte.“ (Offenbarung 6:2, Rei; EB) Die im griechischen Text gebrauchte Zeitform des Verbs, der Aorist im Konjunktiv, „weist hier auf den entscheidenden Sieg hin“ (A. T. Robertson in dem Werk Word Pictures in the New Testament [Wortbilder im Neuen Testament], Band 6, Seite 340). Die Absicht des Reiters ist es, „seinen Sieg zu vollenden“ (NW). Dies wird er tun, denn schließlich wird er zum ‘König der Könige und Herrn der Herren’ erklärt. — Offenbarung 19:16; 17:14.
22 Würdige Menschen dieser Generation werden sehen, wie der gekrönte Reiter des weißen Pferdes mit der Hilfe Jehovas Gottes, des Allmächtigen, seinen Sieg vollenden wird. Der Apostel Johannes hatte diese Vision von dem siegreichen Reiter nach dem Öffnen des ersten Siegels, im Jahre 96 u. Z., in dem Jahr, das von der Überlieferung für die Offenbarung angegeben wird. Aber wann sah irgend jemand von uns die neuzeitliche Erfüllung der Vision?
23. Enthüllte der Kommentar der Gesellschaft zur Offenbarung, betitelt „Das vollendete Geheimnis“, die Erfüllung der Vision von dem Reiter und seinem Bogen?
23 Der Überrest der treuen Mitchristen des Johannes erkannte die Erfüllung der Vision von dem gekrönten Reiter und seinem Bogen nach dem Ende der Zeiten der Heiden im Jahre 1914 u. Z. Diese Erkenntnis erlangten sie nicht etwa im Sommer des Jahres 1917. Im Juli jenes Jahres veröffentlichte die Watch Tower Bible & Tract Society das Buch mit dem Titel „Das vollendete Geheimnis“, auch als siebenter Band der Schriftstudien bekannt. (Siehe den Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi, Ausgabe vom Dezember 1917, Seite 194, Spalte 1 und 2.) Dieses Buch enthielt einen Kommentar zu dem gesamten Buch der Offenbarung und versuchte, allerdings zu früh, Offenbarung 6:1, 2 zu erklären.
24. Wann und wie wurde dem Volke Gottes das Verständnis der Vision geoffenbart?
24 Doch dreizehn Jahre später, am 11. August des Jahres 1930, gab die Watch Tower Society in ihrer Zentrale in Brooklyn die zwei Bände des Buches mit dem Titel „Licht“ frei. Ja dieses Buch zeigte endlich die Erklärung von Offenbarung 6:1, 2, die sich auf Ereignisse seit dem Ende der Zeiten der Heiden im Jahre 1914 stützte, auf Ereignisse, durch die sich die aufregenden biblischen Prophezeiungen erfüllten. Durch diese Veröffentlichung erkannten die Mitchristen des Johannes jetzt, im zwanzigsten Jahrhundert, die Bedeutung der Vision des Johannes. Sie erfuhren, wer der bewaffnete, gekrönte Reiter des weißen Pferdes war und wie er seinen unaufhaltsamen Ritt zum Sieg über alle Feinde Gottes begonnen hatte. Gebannt von der Vision vor ihren Augen des Verständnisses, beobachten sie, wie der unbesiegbare Reiter in dem nahenden „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, zum Triumph stürmt.