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Göttliche Erziehung trägt gute FruchtDer Wachtturm 1950 | 15. Mai
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Göttliche Erziehung trägt gute Frucht
„Die Weisheit von oben ist aufs erste rein, sodann friedsam, langmütig, versöhnlich, voll Barmherzigkeit und gesunder Frucht.“ — Jak. 3:17, Moffatt.
1. An welcher Stelle steht Jehova als Erzieher, und warum?
JEHOVA Gott nimmt auf dem Gebiet neuzeitlicher Erziehung die erste Stelle ein. Nicht dass seine inspirierte Unterweisung sich geändert hätte, um mit der Zeit Schritt zu halten; denn er schloss das grundlegende Lehrbuch für seinen Studienkurs schon vor mehr als achtzehnhundert Jahren ab. Statt dass seine Unterweisung sich der Zeit anzupassen hat, ist es vielmehr die Zeit, die gerade jetzt an den Punkt gelangt, auf den seine prophetische Weisheit fortwährend hinzielte. Die vor alters in den Blättern der Bibel aufgespeicherte göttliche Weisheit wird erst jetzt von Jehovas Dienern völlig verstanden, denn die Prophezeiungen liefen auf die stürmischen Zeiten der letzten Tage hinaus; und jetzt, wo der Mensch diesen Zeitabschnitt erreicht hat, verknüpft er das, was er an Erfüllungen beobachtet, mit den Prophezeiungen, und so gewinnt sein erleuchteter Sinn blitzartig ein Verständnis der Sache. „Jehova gibt Weisheit; aus seinem Munde kommen Erkenntnis und Verständnis. Er bewahrt klugen Rat auf für die Aufrichtigen, er ist ein Schild denen, die in Vollkommenheit wandeln.“ „[Sie] sind aufgeschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf welche das Ende der Zeitalter gekommen ist.“ (Spr. 2:6, 7; 1. Kor. 10:11; Röm. 15:4) So ist der Mensch nun endlich an dem Zeitpunkt angelangt, wo sich Jehovas neuzeitliche Erziehung dem menschlichen Fassungsvermögen in voller Blüte erschliesst.
2. Wird die von Jehova vorgesehene Erziehung von allen beachtet? Worin zeigt sich das?
2 Was Jehova an Erziehung vorgesehen hat, wird jedoch nicht von allen Menschen beachtet. Man sieht dies als altmodisch an und wendet sich statt dessen der Weisheit der heutigen Welt zu. Stolz verweisen die Menschen darauf, welche Fortschritte die wissenschaftliche Erkenntnis auf den Gebieten der Chemie, der Physik und der Heilkunde gemacht habe. Sie spähen durch ihre Teleskope und Mikroskope, erforschen die Struktur der Erde, lesen die Vergangenheit aus dem Gestein ab und stellen eine Theorie nach der anderen auf. Die ganze Stufenleiter menschlicher Beziehungen, vom Familienkreis bis zum internationalen Bereich, wird ergründet. Man hat sich in der Musik, der Literatur und der Kunst kultiviert. Auch die Religionen der Menschen sind mit der Zeit gegangen, haben sich materiell bereichert, haben sich sozialen Fragen zugewandt, politische Gebiete betreten, Abstriche und Hinzufügungen erlebt, um sich dem, was man für wissenschaftliche Fortschritte im Erziehungswesen hält, anzupassen. Und um all diese weltliche Weisheit zu lehren, hat man verästelte Schuleinrichtungen geschaffen, die den einzelnen geistig von Kindheit auf mit Beschlag belegen und ihm die Belehrungen eintrichtern, bis er erwachsen ist. Dieses Erziehungsprogramm wird von der Welt als lebenswichtig angesehen und in den Vordergrund gestellt, während sie die biblische Unterweisung als altmodisch beiseite schiebt.
3. Was für Frucht haben die weltlichen Erziehungsprogramme hervorgebracht?
3 Hat das weltliche Erziehungsprogramm gute Früchte getragen? Hat es Frieden, Glück, Gesundheit und Leben gebracht, wie die Menschheit dies braucht? Hat es in den Herzen und Sinnen der Menschen die Habgier und Selbstsucht, die Rassengegensätze und religiösen Vorurteile ausgetilgt? Sind die wissenschaftlichen Kenntnisse des Menschen in erster Linie nicht eher vom Krieg, als vom Frieden in Anspruch genommen worden? Bemessen viele das Glück nicht nach Geldbegriffen? Hat man auf dem Altar der sogenannten Zivilisation mit ihrer unnatürlichen Lebensweise nicht die Gesundheit geopfert? Ist das Leben nicht etwas Gekünsteltes geworden, das mit nichtigen Dingen gesellschaftlicher und anderer Art ausgefüllt ist? Haben die medizinischen Kenntnisse des Menschen ihn von den üblen Wirkungen des Krankseins, von schädlichen Gewohnheiten und sittenlosem Verhalten befreit? Mit zunehmender Bildung haben auch die Leiden der Menschheit zugenommen. Das Wissen war dem Verderben des Menschen förderlich. Weltliche Weisheit hat die jetzige Zeit nicht begriffen, und ihr Erziehungsprogramm ist für die jetzigen letzten Tage nicht zeitgemäss. Sogar ihre Religionssysteme haben verfehlt, das Volk im Sinne der göttlichen Erziehung, nach der es hungert und dürstet, zu ernähren: „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, Jehova, da werde ich einen Hunger in das Land senden, nicht einen Hunger nach Brot und nicht einen Durst nach Wasser, sondern die Worte Jehovas zu hören. Und sie werden umherschweifen von Meer zu Meer und vom Norden bis zum Osten; sie werden umherlaufen, um das Wort Jehovas zu suchen, und werden es nicht finden.“ — Amos 8:11, 12.
4. Warum ist in den Programmen der Christenheit keine geistige Speise zu finden?
4 Mögen suchende Menschen das Religionsgebiet der Christenheit in seiner ganzen Länge und Breite durchwandern, so werden sie dort in den religiösen oder weltlichen Erziehungsprogrammen doch keine geistige Speise finden. Warum nicht? Weil diese weltlichen Systeme das Hauptlehrbuch Gottes Jehovas, die Bibel, seinem Inhalt nach verwässert oder preisgegeben haben. Das vorgebliche Volk Gottes der Neuzeit hat denselben groben Fehler begangen, wie einst die Israeliten: „Denn zwiefach Böses hat mein Volk begangen: Mich, den Born lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, geborstene Zisternen, die kein Wasser halten.“ (Jer. 2:13) Die Geistlichen liessen es zu, dass ihre Wasserstellen von menschlichen Evolutionstheorien und wissenschaftlichen Zweifeln durchlöchert und rissig gemacht, wie auch von heidnischen Religionsphilosophien verunreinigt wurden. Ihre neuen Theorien halten kein Wasser, und ihre altheidnischen Lehren werden von den biblischen Wahrheiten, von denen sie sich abgewandt haben, rasch durchlöchert. Ihre Weisheit ist nicht höher zu veranschlagen als irgendwelche andere Weisheit der gegenwärtigen alten, bösen Welt, eine Weisheit, deren Wert von Jehovas Wort wie folgt bemessen wird: „Die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott.“ — 1. Kor. 3:19; 1:17-29; Jes. 29:14.
5. Was ist festzustellen, wenn man die Systeme der Christenheit und Gottes Zeugen auf ihren Eifer hin vergleicht?
5 Wegen geistigem Hunger schwinden die als rechtgläubig anerkannten Gemeinden dahin und sind zu schwach, um die Anläufe des Atheismus und Materialismus abzuwehren. Dieser Zustand fällt weltlichen Beobachtern auf, und sie bemerken auch noch etwas anderes. Beachte diesbezüglich, was der englische Illustrated Leicester Chronicle vom 10. September 1949 veröffentlichte: „Im ganzen Lande sind in Kirchen und Kapellen die Gemeinden in beunruhigendem Masse zusammengeschrumpft. Tausende von Kindern bekommen in ihrer Erziehung wenig oder gar keinen religiösen Rückhalt. Der Mann aus dem Volke bekundet wenig Interesse für die alteingesessenen Glaubensrichtungen. Und doch hat über das letzte Wochenende ein religiöser Kongress in Leicester 8500 Menschen angelockt, die einem Glauben anhängen, der zu überwältigendem Eifer begeistert. Die lodernde Begeisterung der Zeugen Jehovas ist etwas, das Geistlichen und ihren gelichteten Gemeinden zu denken, ja schwer zu denken geben muss. Warum ist diese Bewegung ein solch kräftiger Magnet? Warum sind ihre Mitglieder von solch brennendem Eifer erfüllt? Eine Antwort darauf lautet, dass Jehovas Zeugen glauben, man müsse mit der Religion unters Volk gehen. Sie sind für das Predigen von Tür zu Tür. Sie sind sich des Wertes öffentlicher Bekanntmachung voll bewusst und sind in der Anwendung hiervon unternehmungslustig. Sie rufen ihre Religion laut von den Hausdächern aus. Mögen jene, die in Kirchen oder Kapellen gehen, über ihre Glaubensanschauungen oder Methoden denken wie sie wollen, so ist doch ihr Feuereifer eine Herausforderung an Bischöfe und Geistliche einer jeden Diözese, wie auch an jede Kapelle im Lande. Wird man diese Herausforderung damit beantworten, dass man altmodische Ideen beiseite wischt?“
6. Wie erklärt sich dieser Unterschied im Eifer?
6 Was solch aufrichtige Beobachter nicht verstehen können, ist, warum Jehovas Zeugen so eifrig und die orthodoxen Kirchgänger so apathisch sind. Sogar die Geistlichkeit stellt diesen Unterschied fest, so dass der katholische Bischof Thomas J. McDonnell von New York hierüber klagte: „Dem durchschnittlichen Katholiken fehlt häufig jedes Gefühl für das Laienapostolat. Zu oft begnügt er sich einfach mit der passiven Mitgliedschaft. Er sieht seine Religion als etwas an, das zwischen Gott und ihm besteht, und ist nicht daran interessiert, seinen Glauben mit anderen zu teilen. Der Glaube ohne gute Werke ist tot.“ Hierauf erwähnte der Bischof Jehovas Zeugen als „Musterbeispiele an Eifer für die Ausbreitung ihres Glaubens“. (Times, New York, 15. November 1948) Woher kommt aber dieser Unterschied? Nicht daher, dass Jehovas Zeugen irgendwie andere Menschen wären. Die meisten von ihnen waren einmal apathische, flaue Mitglieder anerkannter Religionsgemeinschaften. Die entscheidende Sache ist, dass sie ihre geistige Ernährung änderten oder, genauer gesagt, mit dem geistigen Fasten, das ihnen in den Gemeinschaften der Christenheit aufgezwungen worden war, aufhörten. Für christliches Streben hatte ihnen die geistige Kraft gefehlt, da sie keine geistige Nahrung erhielten. Als sie sich aber von den ausgedörrten, von Hunger heimgesuchten religiösen Weideplätzen der Christenheit losrissen und sich von der reichhaltigen, sättigenden geistigen Speise aus Gottes Wort, der Bibel, zu ernähren begannen, wurden sie gestärkt und mit Energie erfüllt und sprudelten geistlicherweise über. Und durch weitere Nahrungsaufnahme erneuern sich die Kräfte für ein beständiges Übersprudeln im inbrünstigen, eifrigen christlichen Predigtdienst.
GEISTIGE SPEISE ERHÄLTLICH GEMACHT
7. Wie haben viele gutgesinnte Menschen aufgehört, mitten im Überfluss zu hungern?
7 Zufolge der Evangeliumsverkündigung der Zeugen Jehovas entdecken Tausende von Menschen guten Willens reiche Vorräte an geistiger Speise. Sie hören auf, mitten im Überfluss törichterweise zu hungern. Sie hören von dem Programm göttlicher Erziehung, wie Jehova Gott sie bietet. Ihre Belehrung kommt nicht von den „Doktoren der Gottesgelehrtheit“, die stolz das Diplom eines theologischen Seminars vorweisen können, und die Bibelkenntnis wird auch nicht durch regelmässigen Besuch eines Gebäudes mit hohem Turm gewonnen. Häufig beginnt ihre Erziehung daheim, ohne dass ein ausbedungenes Lehrgeld erhoben wird oder sie mit dem Kollektenteller angegangen werden. „He! ihr Durstigen alle, kommet zu den Wassern; und die ihr kein Geld habt, kommet, kaufet ein und esset!“ „Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ — Jes. 55:1; Off. 22:17.
8. An wessen Lehrmethoden halten wir uns heute? In welcher Weise?
8 Christus Jesus ist im Werk der Belehrung mit Jehova Gott eng verbunden. Als er auf der Erde war, lehrte er in den Wohnungen der Menschen. Seine ersten Jünger traten in seine Fussstapfen und ‚hörten nicht auf, in jedem Hause zu lehren und Jesus Christus zu verkündigen‘. Der Apostel Paulus lehrte das Volk „von Haus zu Haus“. (Apg. 5:42; 20:20, beides King James-Bibel) Wahre Christen von heute halten sich an die Methoden, die ihr Vorbild, Christus Jesus, eingeführt hat. Sie sprechen mit der frohen Botschaft an den Wohnungen der Menschen vor. Wenn sie an einem Standplatz auf der Strasse biblische Zeitschriften vorweisen und von den Vorübergehenden jemand Interesse bekundet, bieten sie sich an, ihn daheim aufzusuchen und dort Bibelstudien abzuhalten. — Spr. 1:20, 21; 8:1-3.
9. Welches Verfahren finden viele zweckmässig, um sich zeitgemässe Belehrung zu verschaffen?
9 Um sich die göttliche Belehrung zu verschaffen, finden es viele Menschen guten Willens zweckmässig, wöchentlich eine Stunde für das Bibelstudium mit solchen Christen, Jehovas Zeugen, zu reservieren. Unter Benutzung der Bibel und biblischer Hilfsmittel kann man die Grundlehren des Wortes Gottes sorgfältig untersuchen und besprechen. Damit sind nicht die in Glaubensbekenntnisse gefassten Lehren der anerkannten Religionen gemeint; denn der Lernende kommt sehr bald dahinter, dass Lehren wie über eine Dreieinigkeit, ein Höllenfeuer, die unsterbliche Seele und anderes nicht biblisch sind. Was er lernt, sind Wahrheiten über Christi Königreich, über die dadurch auf einer neuen Erde herbeigeführten Segnungen, über die jetzt sichtbaren Zeichen, welche beweisen, dass wir in den letzten Tagen leben, über die Beweise dafür, dass Christi Königreich in den Himmeln aufgerichtet ist und der festgesetzten Zeit nach bald, in der als Harmagedon bekannten Schlacht mit explosiver Gewalt gegen die gottlose Welt vorgehen soll; und ferner empfängt der Lernende viele andere lebenswichtige Unterweisungen, auf Grund deren es ihm möglich werden wird, die unruhevolle Jetztzeit zu überstehen und schliesslich in Gottes Jehovas neuer Welt ohne Ende zu leben. (Matth. 24:3-39; 2. Tim. 3:1-5) Das ist eine Erziehung, die der gefahrvollen Zeit von heute angemessen ist und nicht hinter der Zeit einherhinkt, wie es bei der weltlichen Erziehung der Fall ist, die da spottet und sagt, dass diese Erfüllungen der biblischen Prophetie noch in weiter Ferne lägen, wenn sie überhaupt je kämen. — 2. Pet. 3:3, 4.
10. Wer schenkt solchen Heimbibelstudien seinen Segen? Wie und warum?
10 Jehova Gott segnet das Heimbibelstudium, und Christus Jesus schenkt sogar einer solch kleinen Versammlung das Gedeihen. Hat er nicht verheissen: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“? (Matth. 18:20) Darum erhält, während der eifrige Zeuge das Heimstudium in ordnungsmässiger Weise durchführt, der demütige Schüler von den wahren Lehrern, Jehova Gott und Christus Jesus, Erleuchtung für die Augen seines Verständnisses, und das göttliche Vorhaben entfaltet sich vor ihm. (Jes. 30:20; 54:13; Eph. 1:18) Der Zeuge wird mehrere Monate hindurch, manchmal länger als ein Jahr, getreulich jede Woche diesen Heimbesuch machen und freigebig seine Zeit und Kraft zur Verfügung stellen, um gemäss dem Gebot Christi die ‚Schafe zu weiden‘, nicht indem ihnen eine einzige geistige Mahlzeit dargereicht wird, sondern sehr, sehr viele. — Joh. 21:15-17.
11. Wie pflegt der Unterwiesene Gemeinschaft mit dem Unterweiser?
11 Mit der Zeit macht der Lernende Fortschritte und wird fähiger, die schriftgemässe Regel zu befolgen: „Wer mündlich im Worte unterwiesen wird, habe Gemeinschaft mit dem, der ihn so unterweist, in allen guten Dingen.“ (Gal. 6:6, Roth.) Dadurch, dass der Unterwiesene die gelernten „guten Dinge“ dem Studienleiter wieder mitteilt, trägt er zu dem belehrenden, erzieherischen Wert des Studiums bei. Auf solche Weise sitzen dem Lernenden die neugelernten Wahrheiten besser im Kopf, und er gewinnt Sicherheit, um sie in eigenen Worten wiederzugeben. Er wird besser befähigt, über das, was er lernt, mit seinen Nachbarn zu sprechen.
12. Wie vergrössert er seine Vorrechte des Studiums? Mit welchem Nutzen?
12 Dann ergeht an ihn die Einladung zu einem Bibelstudium, das in einer nahegelegenen Wohnung mit einer grösseren Personenzahl durchgeführt wird. Dieses Gruppenbuchstudium wird ähnlich gehandhabt, wie das Studium in seinem eigenen Heim; aber es sind mehr zugegen, er hört die verschiedensten Gedankenäusserungen, und das regt ihn selbst zum Denken an und ruft ihm früher Gelerntes in Erinnerung. Die Erfahrung bestätigt den Bibelspruch: „Eisen wird durch Eisen geschärft: so schärft ein Mann sich selbst am Angesicht seines Freundes.“ (Spr. 27:17, Leeser) Durch diese Fühlungsnahme mit anderen Zeugen Jehovas geschärft, wird der Neuling begierig auf die grösseren Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas, die im Königreichssaal stattfinden. Wird er nicht vermehrte Segnungen ernten, wenn er die Ermahnung beachtet: „Lasst uns erwägen, wie wir einander anreizen können zur Liebe und zu guten Taten, und unser Zusammenkommen nicht einstellen, wie es bei etlichen Sitte ist, sondern einander ermahnen — und das um so mehr, je mehr ihr den Tag herannahen sehet“? — Heb. 10:24, 25, Moffatt.
13, 14. Wie wirkt die thematische Methode bei ihm? Ist sie schriftgemäss?
13 Im Königreichssaal bilden sich kräftige Bande christlicher Kameradschaft zwischen dem Lernenden und anderen Gliedern der Gruppe heraus. Mit ihnen verbunden zu sein, ist für ihn ein Anreiz zur Liebe und zu guten Taten und gibt ihm Kraft, den bösen Dingen zu begegnen, die immer mehr zunehmen, je mehr der Tag der göttlichen Abrechnung mit der satanischen Welt herannaht. Bei den öffentlichen Vorträgen im Versammlungssaal kommen zwar viele Punkte zur Sprache, die ihm bereits erklärt worden sind, aber die verschiedenen Redner behandeln die Dinge von anderen Gesichtspunkten aus, so dass sein Verständnis klarer und umfassender wird. Die Redner benutzen allerdings Stellen aus weit auseinanderliegenden Teilen der Bibel, um sie auf den einen behandelten Gegenstand zu beziehen, und dem Lernenden ist erinnerlich, dass seine weltlichen Freunde und sogar der Prediger seiner früheren Kirche über diese Methode spotteten und sagten, die Zeugen „hüpften kreuz und quer durch die Bibel wie Grashüpfer, und mit solchem Umherspringen in der Bibel lasse sich alles beweisen“. Aber gerade auf Grund dieser thematischen Studienmethode hat er bei den Zeugen in einem Monat mehr gelernt, als von seiner früheren Kirchenorganisation in zwanzig Jahren.
14 Haben übrigens nicht auch die inspirierten Schreiber der Griechischen Schriften verstreute Texte aus den Hebräischen Schriften zusammengetragen? Und hat nicht Christus, als vorbildlicher Lehrer, in seiner berühmten, öffentlichen Bergpredigt einundzwanzig Anführungen aus den Hebräischen Schriften gemacht, nämlich aus dem zweiten, dritten, vierten und fünften Buch Mose, aus 2. Könige, den Psalmen, Jesaja und Jeremia? Bei dieser Anwendung von Texten suchte er nicht mit Hinundherspringen „irgendeine ausgefallene Sache“ zu beweisen, sondern nach dieser Methode lehrte er die Menschen, zu ihrer angenehmen Überraschung, „wie einer, der Gewalt hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten“, weil er seine Lehre mit der Autorität des geschriebenen Wortes Gottes erhärtete. — Matth. 7:29.
15. Welche Vorrechte des Studiums und der Schulung kommen im Königreichssaal hinzu?
15 Beim Studium der Wachtturm-Zeitschrift, im Königreichssaal, empfängt er aus Gottes Wort die „Speise zur rechten Zeit“, das was ihm blitzartig den Hoch weg zum Leben erhellt. Er hatte den Wachtturm schon daheim gelesen, merkt aber jetzt, wie vieles von dem Stoff ihm entgangen war. Und die Dienstversammlungen, sowie die Theokratische Dienstamtschule im Königreichssaal! Die Kirchenbesuche hatten seinerzeit nie so etwas bewirkt wie diese Zusammenkünfte! Also darum sind Jehovas Zeugen so tüchtig im Predigen des Evangeliums! In der Dienstversammlung studierten sie wirkungsvolle Methoden zur Darlegung der Botschaft, indem sie diese Methoden demonstrierten und sie auch besprachen. Und wie sie sich organisieren, damit eine Arbeit nicht doppelt geleistet wird! Im Schulkurs lernte man gutes Sprechen, Vortragsaufbau, Tatsachen über Ursprung und Bewahrung der Bibel, wann die einzelnen Bücher der Bibel geschrieben wurden, von wem, an wen, was sie enthalten, sowie viele andere belehrende Dinge, die für Evangeliumsdiener äusserst wichtig sind. Hierauf hielten die für diese Schulung eingeschriebenen Diener Klassenansprachen und nahmen aufbauende Ratschläge über Zusammenstellung und Vortragsform entgegen. Die Zeugen gaben sich wirklich grosse Mühe, der Anregung nachzukommen: „Tue dein Bestes, Gottes Billigung zu gewinnen, als ein Arbeiter, der sich über nichts zu schämen braucht, sondern der Wahrheitsbotschaft die richtige Form gibt.“ — 2. Tim. 2:15, An Amer. Trans.
16. Wie verhalten sich die Dienstversammlungen und die Theokratische Schule zu dem, was Jesus seinen Jüngern bot?
16 Die Unterweisung und Schulung, die Jesus den Aposteln und ersten Christen zuteil werden liess, ist der Dienstamtschule und Dienstversammlung der heutigen Zeugen Jehovas vergleichbar. Viele Reden Jesu waren Dienstansprachen, bei denen seinen Nachfolgern ans Herz gelegt wurde, das Licht leuchten zu lassen, das Königreichsevangelium zu verkündigen, Früchte zu tragen, die Neuen zu taufen und ihnen für den Anfang im Verkündigungswerk behilflich zu sein. Er veranstaltete Demonstrationen zum Nutzen seiner Nachfolger, ging im Dienste voran und zeigte, wie das Werk durchgeführt werden sollte. „Er [durchzog] nacheinander Stadt und Dorf . . ., indem er predigte und das Evangelium vom Reiche Gottes verkündigte; und die Zwölfe mit ihm.“ (Luk. 8:1) Sie beobachteten den Meisterprediger und lernten von ihm, und später gaben sie anderen Menschen Anlass, an diese vorzügliche Schulung zu erinnern. (Apg. 4:13) Als Jesus die zwölf Apostel zum Predigen aussandte, gab er ihnen besondere Anweisungen darüber, wie sie sich der Interessierten annehmen und wie sie dem Widerstand beim Zeugnisgeben von Tür zu Tür begegnen sollten. (Matth. 10:1-16) Später liess er siebzig Jüngern eine ähnliche Theokratische Schulung für den Felddienst zuteil werden, ehe er sie zum Predigen aussandte, und bei ihrer Rückkehr erstatteten sie Bericht über den Erfolg ihrer Tätigkeit im Felddienst. — Luk. 10:1-11, 17.
SEGENSREICHE WANDLUNG FÜR DIE IM GÖTTLICHEN SINN ERZOGENEN
17. Welche Wandlung zum Besseren führt solch göttliche Erziehung herbei?
17 Nun hält der lernende Neuling einmal inne, um sich zu überlegen, was er alles gewonnen habe durch die Erziehung, die Gott ihm durch seine Zeugen bietet. Vorher war sein Leben ausgefüllt gewesen von der üblichen Arbeit und einem recht krampfhaften Bemühen, etwas zu erhaschen von dem, was er einst als „Vergnügen“ ansah, was häufig mit spätem Zubettgehen und mit Verzettelung verbunden war, so dass sein Tagewerk noch beschwerlicher wurde. Sorge um die verworrenen Verhältnisse in der Welt, die ständige Befürchtung, dass bald wieder ein neuer Krieg ausbreche, sowie die Angst, die er wegen finanzieller Lasten und wegen den Gefahren der Jugendkriminalität um seine Familie ausstand, liessen sein Gemüt keinen Frieden finden. Wie ganz anders ist es hingegen jetzt! Er kennt nun Gottes Königreich als zuverlässiges Heilmittel und weiss, dass es nahe ist, dass die jetzigen Wehen nur Vorläufer der ewigen Freuden in einer neuen Welt sind, dass die düsteren Wolken, im prophetischen Blickfeld des Wortes Gottes besehen, den prächtigsten Silberrand tragen. — Luk. 21:28-32.
18. Welcher Wechsel tritt im Freudeskreis ein? Macht dies dem Lernenden etwas aus?
18 Freilich pflegen viele seiner ehemaligen Freunde nicht mehr in der gleichen Weise Umgang mit ihm wie einst. Es ist, als ob sie nicht mehr dieselbe Sprache redeten. Was er einst mit seinen alten Kameraden zusammen tat, wünscht er heute nicht mehr zu tun; seinem Empfinden nach hat er in der Vergangenheit schon zuviel Zeit auf diese Dinge verschwendet; und den Spott, den seine früheren Freunde jetzt auf ihn loslassen, nimmt er sich gar nicht zu Herzen. Es tröstet ihn, zu lesen: „Ihr habt in der Vergangenheit genug Zeit darauf verwendet, so zu handeln, wie es den Heiden beliebt, indem sie der Sinnlichkeit, der Leidenschaft, der Trunkenheit, der Zecherei, den Zerstreuungen und scheusslicher Götzendienerei frönen. Sie sind sehr erstaunt darüber, dass ihr euch nicht mehr gemeinsam mit ihnen in die Flut der Zerstreuungen stürzt, und schmähen euch deshalb; aber dafür werden sie dem Rechenschaft zu geben haben, der bereit ist, Lebendige und Tote zu richten.“ (1. Pet. 4:3-5, An Amer. Trans.) Er macht sich nichts daraus, dass er diese Freunde verloren hat; denn er hat bessere Freunde in noch grösserer Zahl gewonnen. — Matth. 19:29.
19. Welchen Frieden geniesst er, und aus welchem Grunde?
19 Ferner besitzt er jetzt ‚den Frieden Gottes, der allen Verstand übersteigt‘. (Phil. 4:7) Frieden nicht nur deshalb, weil er weiss was die Zukunft bringen wird, und weil ihm nicht mehr bange ist wegen der Zustände und wegen seiner Familie. Frieden auch nicht nur deshalb, weil er geistige Speise gefunden hat und nicht mehr voller Scheu ist vor der törichten Weisheit dieser Welt, die so oft für Vernichtungszwecke eingesetzt wird, noch deshalb, weil er bessere und anständigere Freunde gefunden hat. Sein Friede stammt von Gott, weil die Erziehung durch Gott ihm auch Weisheit von Gott verschafft hat und er der Wohltaten dieser göttlichen Weisheit teilhaftig geworden ist, wie geschrieben steht: „Die Weisheit von oben ist aufs erste rein, sodann friedsam, langmütig, versöhnlich, voll Barmherzigkeit und gesunder Frucht, unzweideutig, ehrlich; und die Friedensstifter, die in Frieden säen, ernten Gerechtigkeit.“ — Jak. 3:17, 18, Moffatt.
20. Warum muss er Frucht bringen? Durch welche geistige Veränderung?
20 An diesen Segnungen hat er in vollem Masse Anteil, so sehr, dass auch er „gesunde Frucht“ hervorbringt. Durch sein eifriges Studium ist nun aus ihm, dem einstigen Lernenden, ein Vermittler von Belehrungen geworden; denn nun ist er ‚tüchtig, auch andere zu lehren‘. (2. Tim. 2:2) Er gedenkt der Worte: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebet.“ (Matth. 10:8) Seinen Feststellungen nach bewahrheitet sich die biblische Regel: „Geben ist seliger als Nehmen.“ (Apg. 20:35) Durch Studium des Wortes Gottes, durch die in der Dienstamtschule und den Dienstversammlungen erhaltenen Unterweisungen und durch Beachtung des guten Beispiels eifriger Zeugen hat sich sein geistiger Standpunkt von der Denkweise der alten nach der Denkweise der neuen Welt hin verändert. „Ihr dürft nicht die Bräuche dieser Welt übernehmen, sondern sollt durch eure neue Geisteshaltung so verwandelt sein, dass ihr feststellen könnt, was Gottes Wille ist — was Gott wohlgefällig und vollkommen ist.“ (Röm. 12:2, An Amer. Trans.) Durch Gottes Wort von früheren schlechten Gewohnheiten des Denkens und Verhaltens gereinigt, bringt er Frucht im Königreichsdienst, gemäss dem Gebot: „Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg; und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, auf dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringet, und ihr werdet meine Jünger werden.“ — Joh. 15:2, 3, 8.
21. Welchen Nutzen bringt es ihm, von seiner Erziehung praktischen Gebrauch zu machen?
21 Er geniesst nun einen Frieden, der den menschlichen Verstand übersteigt, weil er Frieden mit Gott hat, mit Gott in Harmonie ist, Gottes Willen tut, an der Rechtfertigung Gottes teilnimmt. Er zeigt, dass er Weisheit und Verständnis besitzt, indem er den Anweisungen zum Predigen nachkommt. (Ps. 111:10) Indem er beim Felddienst von der göttlichen Erziehung Gebrauch macht und an den Wohnungstüren der Menschen biblische Wahrheiten immer wieder darlegt, prägt er sie sich fest ein und verhindert, dass sie im Bedarfsfall seinem Gedächtnis entschwunden sind. Fortwährendes Studium sorgt für eine Auffrischung des unvollkommenen Gedächtnisses, das die Wasser der Wahrheit wie aus einem löchrigen Gefäss davonfliessen lässt. (Heb. 2:1, Randbem. King James-Bibel) Durch fleissigen Gebrauch beim Studium bekommen seine geistigen Fähigkeiten Übung und werden gestärkt, so dass sie nicht mehr nur die Milch, sondern auch die kräftige Speise aus Gottes Wort verdauen können, und die dadurch erlangte Kraft rüstet ihn aus, Verfolgungen und anderen satanischen Fallstricken, von denen es in dieser Welt wimmelt, nicht zu erliegen. Er schreitet der vollkommenen Reife entgegen, gemäss dem Rat der Schrift: „Erwachsene Menschen haben ein Anrecht auf feste Speise, denn ihre Fähigkeiten sind durch Übung geschult, Recht und Unrecht zu unterscheiden. Wollen wir darum elementare christliche Lehren bleiben lassen und zur Reife voranschreiten.“ — Heb. 5:14; 6:1, An Amer. Trans.
22. Welch grosses Dienstvorrecht mag sein Fortschritt ihm verschaffen?
22 Indem dieser Christ seinen Lehrgang in göttlicher Erziehung fortsetzt und mehr und mehr gute Früchte trägt, mag es sein, dass sein Fortschritt ihn vielleicht in die wirklich gereifte Stellung des Vollzeitdienstes hineinführt, der Jehovas Zeugen heute unter der Bezeichnung Pionierdienst bekannt ist.
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Mehr und mehr Pioniere guter BotschaftDer Wachtturm 1950 | 15. Mai
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Mehr und mehr Pioniere guter Botschaft
Dieser Artikel nimmt eine tiefgehende Betrachtung des Vollzeit-Dienstamtes als einer Lebenslaufbahn vor. Er beleuchtet einige Probleme des Pioniers, die Erfordernisse und wie man in diesem Dienst beharrt. Er zeigt auch, wie Kinder am Pionierdienst teilnehmen können. Wegen seines Dienstthemas wird der Artikel anstatt im „Wachtturm“-Studium in der Dienstversammlung studiert werden. Jede Gruppe sollte ihn während den letzten drei Dienstversammlungen im Mai, gemäss der üblichen „Wachtturm“-Studium-Methode betrachten. Verwendet nicht mehr als 30 Minuten jeder Versammlung auf das Studium und betrachtet an der ersten Versammlung die Abschnitte 1-10, an der zweiten 11-21 und an der dritten 22-31.
1. Wohin stürzt die Menschheit nun? Wie kann der Mensch seinen Sturz aufhalten?
SECHSUNDDREISSIG Jahre sind vergangen, seitdem Gott sein Königreich im Himmel zum Wohle der Menschheit aufgerichtet hat. Der „Tag Jehovas“, der 1914 n. Chr. begann, ist schon weit vorgerückt und das vollendete Ende dieser Welt ist nahe herbeigekommen. Die menschliche Familie steht vor dem grössten Blutbad seit den Tagen Noahs. Nachdem der Sturm von Harmagedon vorüber sein wird, werden sich nicht genügend Lebende vorfinden, um die Toten zu begraben. (Jer. 25:33) Aasfressende Raubvögel und wilde Tiere aus Feld und Wald werden zu einem Festmahl von Menschenfleisch geladen werden. (Jer. 34:20) Zweifellos können die unsichtbaren Dämonenmächte sehen, wie Jehovas oberster Scharfrichter, Christus Jesus, über sie hereinbricht. Wie toll wirkt ihr verzweifelter und ungestümer Einfluss auf die Könige der Erde ein, um sie wie in wilder Flucht begriffenes Vieh ihrem Untergang entgegenzutreiben. (Off. 16:14-16) Deswegen sind die Herrscher der Erde verwirrt und enttäuscht, wobei jede Nation gegen die andere schlägt, wie das brausende Meer, das gegen seine felsigen Ufer klatscht; und deswegen verschmachten der Menschen Herzen aus Furcht vor dem, was sie über die Erde kommen sehen. In dem Masse, wie das Ende näherrückt, steigt der Druck der Dämonen; die Herrscher der Erde werden verzweifelter und arroganter, was sich in einer stets zunehmenden Bedrückung der Menschheit auswirkt. Nur durch eine Erkenntnis von Gottes Königreich und ein volles Vertrauen darauf kann der Mensch seinen ungestümen Lauf dem Toten Meere von Harmagedon entgegen aufhalten.
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