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Sexualerziehung in den Schulen — gut oder schlecht?Erwachet! 1970 | 22. August
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Sexualerziehung in den Schulen — gut oder schlecht?
IN Nordamerika tobt ein heißer Kampf zwischen den Befürwortern und den Gegnern der Sexualerziehung in den Schulen.
Wer ist an diesem Streit beteiligt, der selbst kleine Dörfer und einige Kirchen in zwei gegensätzliche Lager spaltet? Worum geht es dabei? Und da sich die Bevölkerung dieses Kontinents zum „Christentum“ bekennt, entsteht die Frage: Welchen Standpunkt sollte der wahre Christ in dieser Sache einnehmen? Ist die Sexualerziehung in den Schulen gut oder schlecht?
Die Beteiligten
Nachdem sich der Staub, der während der ersten Scharmützel aufgewirbelt wurde, gesetzt hatte, konnte man die Kampflinien klar erkennen. Es sind sehr viele, die die Sexualerziehung in den Schulen befürworten, so zum Beispiel der amerikanische Rat für Sexualaufklärung und -erziehung (SIECUS), der amerikanische Ärzteverband, der amerikanische Lehrerverband und der Nationale Rat der Kirchen.
Auf der gegnerischen Seite stehen verschiedene soziale Organisationen, religiöse Gruppen und viele lokale und nationale Elternvereinigungen sowie Bürgerkomitees. Unter den Gegnern befinden sich auch einige, die diese Erziehung früher befürwortet hatten, doch als sie sahen, welche Folgen sie hat, stellten sie sich auf die Seite der Gegner. Und es sieht so aus, als würde ihre Zahl stets größer.
Das kanadische Institut für Meinungsforschung berichtet, daß 73 Prozent der Kanadier für eine Sexualerziehung in den Volksschulen sind. Nach einer Meinungsumfrage des Gallup-Instituts wünschen 71 Prozent der erwachsenen Amerikaner diese Erziehung für ihre Kinder (etwa 60 Prozent der amerikanischen Schulen haben eine Form von Sexualkunde). Doch jetzt ist die Gegnerschaft gegen diesen Unterricht so gewachsen, daß mindestens zwanzig Staaten der USA Gesetzesvorlagen gutgeheißen oder eingebracht haben in der Absicht, diesen Unterricht in den Schulen einzuschränken oder zu verbieten.
Warum der Kampf
Im allgemeinen sind sich die beiden Parteien einig, daß für die heutige Jugend eine gewisse Sexualerziehung unerläßlich ist. Die Meinungsverschiedenheiten betreffen Fragen wie, wann man damit beginnen sollte, wie umfassend die Aufklärung für bestimmte Altersstufen sein sollte, wer diesen Unterricht erteilen sollte und welche Lehrmittel dabei verwandt werden sollten.
Der Widerstand gegen die Sexualerziehung in den Schulen wurde hauptsächlich durch die Bekanntgabe ausgelöst, daß sie nun auch ein Fach in der Grund- oder Volksschule werden soll. Manche Eltern waren entsetzt, mit welchen Wörtern kleine Kinder um sich warfen und über den Versuch einiger Kinder, an ihren kleineren Geschwistern auszuprobieren, was sie in der Schule gelernt hatten. Diese Eltern sind der Meinung, es sei „zu viel und zu früh“, was den Kindern gelehrt werde.
Einige dieser Eltern haben nichts dagegen, daß in den oberen Klassen ein geeigneter Sexualunterricht erteilt wird, aber selbst der Unterricht in diesen Klassen bereitet ihnen Unbehagen, denn sie fragen sich, wer den Unterricht erteilt und ob die Unterrichtende die nötigen Voraussetzungen dafür besitzen. Sie behaupten, einige Lehrer würden zu weit gehen, zum Beispiel jener Lehrer, der die Schüler aufforderte, obszöne Wörter abzuschreiben, die sie an den Wänden der Bedürfnisanstalten sehen würden, und sie dann in der Schule zu definieren. Ein anderer Lehrer forderte die Schüler auf, zu erzählen, welche Erfahrungen sie mit Selbstbefriedigung, Homosexualität und sexuellen Experimenten mit Tieren gemacht hätten. Die Eltern fürchten den Einfluß von Lehrern, die selbst Probleme auf sexuellem Gebiet haben.
Die Gegner der Sexualerziehung in den Schulen vertreten die Auffassung, daß man durch diese Erziehung auf die elterlichen Rechte übergreife. Sie stehen auf dem Standpunkt, dieses Thema sollte vorwiegend der elterlichen und religiösen Erziehung vorbehalten bleiben, wenigstens was die Intim-Details betreffe. Sie sind in vielen Fällen auch gegen die Koedukation — die gemeinschaftliche Erziehung von Knaben und Mädchen.
Doch zu den heftigsten Auseinandersetzungen haben die Einwände geführt, daß die Sexualkunde überhaupt keine sittliche Erziehung einschließe und daß das im Zusammenhang mit den Zielen linksradikaler Gruppen stehe, die die Sexualerziehung fördern würden, um die moralische Kraft des Volkes zu schwächen, so daß es eine leichte Beute des Kommunismus werde.
Ist sie notwendig?
Befürworter der Sexualerziehung in den Schulen werfen den Gegnern vor, sie würden durch rechtsradikale Gruppen sowie durch fundamentalistische Sekten, die an einem veralteten Sittenkodex festhalten würden, aufgehetzt. Sie behaupten, die Eltern würden ihre Pflicht, die Kinder aufzuklären, nicht erfüllen und das habe dazu geführt, daß die Promiskuität unter den Jugendlichen heute so verbreitet und die Zahl der unehelichen Geburten und der Geschlechtskranken unter ihnen so gestiegen sei. Auch sei die Jugend wenig geschützt vor der Reizüberflutung durch die Werbung, durch Zeitschriften und Filme sowie durch das schlechte Beispiel gewisser Erwachsener. Alles das, so wird von den Befürwortern der Sexualerziehung behauptet, habe veranlaßt, daß Bestrebungen zur Einführung dieser Erziehung in den Schulen in Gang gekommen seien.
In Ontario ist die Zahl der unehelich geborenen Kinder jetzt doppelt so hoch wie vor zehn Jahren. Es wird geschätzt, daß etwa 50 Prozent der jugendlichen Bräute an ihrem Hochzeitstag schwanger sind. In einer Zeitung wurde behauptet, daß wöchentlich zehn Mädchen aus Toronto nach Quebec gehen würden, um eine unerwünschte Schwangerschaft loszuwerden. In den Vereinigten Staaten sollen im vergangenen Jahr 6 000 Mädchen unter fünfzehn Jahren Mutter geworden sein. Ein Arzt findet es beklagenswert, daß Zwölfjährige zu ihm kommen und nicht wissen, wie sie schwanger geworden sind. Ein anderer Arzt schreibt, es sei bedauerlich, wie völlig unwissend Patienten seien, die mit sexuellen Problemen zu ihm kämen. Die Statistiken zeigen auch, daß in vielen Ländern die Geschlechtskrankheiten unter den Jugendlichen in beängstigendem Maße grassieren.
Ganz ohne Zweifel wirkt sich auch die Flut von hocherotisierten Filmen, Fernsehstücken, Büchern, Reklamen und Zeitschriften schädlich auf die Jugend aus. Sogar in modernen Liedtexten wird die neue Moral so dargestellt, als wäre sie „die Sache“. Ein Arzt wies darauf hin, wie sich das alles auf Kinder auswirkt, indem er sagte: „Mein Neunjähriger weiß schon aus Filmreklamen, was eine Lesbierin ist.“
Daher fordern die Verfechter der Sexualerziehung in den Schulen, daß man schon im Kindergarten mit der Aufklärung der Kinder beginne.
Vorschläge für die Lösung des Problems
Man kann den Wunsch der Erzieher verstehen, den Kindern eine Sexualerziehung zukommen zu lassen, weil unweise Eltern vor dieser Aufgabe zurückschrecken. Bei ihren eifrigen Bestrebungen in dieser Hinsicht sollten sie jedoch darauf achten, daß sie sich nicht rücksichtslos zwischen Eltern und Kind drängen, zwischen denen unverkennbar eine natürliche Beziehung besteht. Wenn die Erzieher der Meinung sind, die Eltern seien nicht in der Lage, ihre eigenen Kinder aufzuklären, oder sie würden vor dieser Pflicht zurückschrecken, warum dann nicht der Ursache anstatt der Wirkung zu Leibe rücken?
Warum nicht die Eltern lehren, wie sie ihre Kinder aufklären sollten? Viele Eltern würden das begrüßen. Dadurch würde die wichtige Eltern-Kind-Beziehung erhalten bleiben, und es würde verhindert, daß etwas Störendes in den Familienkreis eindringt. Es würde auch ermöglichen, diese Unterweisung den Bedürfnissen des Kindes anzupassen, die die Eltern besser kennen als jemand anders, der nicht mit dem Kind lebt. Der geeignetste Ort, um die Kinder aufzuklären, ist das Elternhaus.
Wenn das Kind zu Hause aufgeklärt wird, ist die Gefahr von vornherein gebannt, daß sich das Kind vor anderen geniert und daß jemand mit schlechten Beweggründen — Lehrer oder Mitschüler — irgendwelchen Schaden stiften kann. Die Aufklärung wird dann als eine „Familienangelegenheit“ empfunden, was sie auch ist. Sogar Befürworter der Sexualerziehung in den Schulen bezeichnen diese Erziehung gerne als Unterricht im „Familienleben“.
Personen, die behaupten, die Eltern hätten nicht den Mut, solche Fragen mit ihren Kindern zu behandeln, kann man entgegnen, daß die Eltern den Mut dazu schon hätten, würden sie unterwiesen, wie man die Kinder aufklären sollte. Doch einige behaupten: „Die Eltern sind keine Lehrer, sie besitzen die Voraussetzungen, diese Situation zu meistern, nicht, sie sind nicht fähig, sachlich und offen über solche Fragen mit den Kindern zu sprechen.“ Dr. David Reuben sagte jedoch treffend: „Die Lehrer sind noch weniger geeignet, die Kinder aufzuklären, als die Eltern. ... Erforderlich ist eine ganz neue Methode: die Geschlechtserziehung für Erwachsene.“
Aber selbst Lehrkurse für Eltern, in denen diese lernen würden, wie man Kinder aufklärt, würden gewisse Gefahren in sich bergen. Es ist nicht anzunehmen, daß in solchen Kursen mehr auf sittliche Fragen eingegangen würde als in der geschlechtlichen Erziehung in den Schulen. Es ist auch nicht anzunehmen, daß in solchen Kursen die Gesetze Gottes, wie sie in Gottes Wort, der Bibel, niedergelegt sind, hervorgehoben würden, um das, was in diesen Kursen gelehrt wird, durch diese notwendige sittliche Belehrung zu ergänzen. Warum nicht? Weil viele Erzieher wenig Achtung vor der Bibel haben. Und die meisten Kirchen haben es versäumt, ihre Glieder zu Menschen zu erziehen, die ein sittliches Verantwortungsbewußtsein haben. Viele Geistliche setzen nicht nur die Bibel herab, sondern bekennen sich zur „neuen Moral“.
Es gibt somit viele verschiedene Auffassungen über die Sexualerziehung in den Schulen. Angesichts dieser sich widersprechenden Meinungen fragen sich die Eltern, was sie tun sollten.
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Was Eltern tun könnenErwachet! 1970 | 22. August
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Was Eltern tun können
VIELE Eltern, die nicht die nötige Ausbildung und die erforderlichen Fähigkeiten haben, mögen geneigt sein, zu denken, es sei leichter, die Sexualerziehung der Schule zu überlassen. Doch gibt es gewissenhafte Eltern, die sich im unklaren sind. Sie haben gehört, daß die Sexualkunde ohne jegliche Hinweise auf sittliche Maßstäbe erteilt wird, und daher machen sie sich mit Recht Sorgen. Den Kindern wird jetzt gesagt, der voreheliche Geschlechtsverkehr, Homosexualität und andere geschlechtliche Fehlhaltungen seien etwas Normales und, obschon nicht wünschenswert, nicht zu verurteilen.
Einige Befürworter sagen, die herkömmlichen Sittenmaßstäbe seien heute überholt. Ein solcher behauptete zum Beispiel: „Das Wesentliche des ethischen Problems besteht nicht darin, ob ein Junge oder ein Mädchen keusch bleibt oder nicht, sondern, ob die sexuelle Betätigung die Ausnutzung des Partners und die selbstsüchtige Befriedigung der eigenen Triebe zum Ziele hat oder ob diese Betätigung in einer Weise geschieht, die sinnvoll ist und der Würde des Menschen Rechnung trägt.“ Möchtest du, daß deinem Kind ein solches Gedankengut vermittelt wird? Wie können unverheiratete Personen sich in einer Weise sexuell betätigen, die sinnvoll ist und der „Würde des Menschen entspricht“, da sie doch das göttliche Gebot verletzen: „Flieht vor der Hurerei.“? — 1. Kor. 6:18.
Was bleibt den Eltern da zu tun? Sollen sie die Sexualerziehung in den Schulen bekämpfen? Für wahre Christen gilt das Gebot: „Ein Sklave des Herrn aber hat es nicht nötig zu streiten, sondern muß gegen alle sanft sein, lehrfähig, der sich unter üblen Umständen beherrscht.“ (2. Tim. 2:24) Wenn Eltern mit dem, was in der Sexualkunde gelehrt wird, nicht einverstanden sind und ihr Kind vor solchem Gedankengut schützen möchten, können sie verlangen, daß ihr Kind von diesem Unterricht befreit wird.
Eine gerechte Beurteilung dessen, was in gewissen Schulen im Rahmen der Sexualerziehung gelehrt wird, zeigt jedoch, daß nicht alles schlecht ist. Die Kinder werden zum Beispiel über Hygiene, Krankheitsverhütung, Kinderpflege, Familienrecht usw. unterrichtet. Ferner ist man bemüht, den Schülern die Notwendigkeit vor Augen zu führen, sich — z. B. vom Arzt — beraten zu lassen; so wird in einem Schulbuch Schülern, die Probleme in Verbindung mit Homosexualität haben, dringend empfohlen, sich mit ihrem Hausarzt oder einem anderen Ratgeber auszusprechen. Ferner wird darin gezeigt, daß die Selbstbefriedigung „ein Mißbrauch seiner selbst“ ist und deshalb abzulehnen sei. Aber man findet darin auch verschleierte Äußerungen, die dem Leser den Gedanken vermitteln, es bleibe jedem einzelnen überlassen, selbst zu entscheiden, wie er handeln wolle; unrechte Handlungen werden darin nicht offen und ehrlich verurteilt.
Christliche Eltern beherzigen die Empfehlung, die wir in 2. Timotheus 2:24 finden, und bemühen sich, „lehrfähig“ zu sein. Solche Eltern haben gelernt, sich gut auszurüsten, um dem falschen Gedankengut entgegenzuwirken, das ihren Kindern in gewissen Schulen übermittelt wird, Gedankengut in Verbindung mit der Abstammungslehre und materialistischen Zielen, die wohlmeinende Lehrer den Kindern vor Augen halten. Wenn Eltern ihre Kinder zu Hause unterweisen, indem sie sie lehren, sich solchen Auffassungen gegenüber zu verteidigen, können sie vertrauensvoll erwarten, daß die Kinder das dann auch tun.
Wenn die Kirche, der du angehörst, dich nicht gelehrt hat, wie man die glaubenzerstörenden Lehren von heute widerlegen kann, und wenn in dieser Kirche die Bibel nicht mehr als Norm für sittliches Verhalten geachtet wird, warum dann nicht ermitteln, wo du erfahren und lernen kannst, wie du deinen Kindern zu helfen vermagst?
Hilfe geboten
Die christlichen Zeugen Jehovas erkennen die Notwendigkeit, die Jugend zu stärken und die Eltern auszurüsten, um den heutigen Anforderungen gewachsen zu sein. Sie vertreten den Standpunkt, daß ‘Weisheit ein Schutz sei’. (Pred. 7:12, Rießler, Storr) In ihren Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! sind schon mehrere Artikel erschienen, die die Eltern als Anleitung benutzen können, um sexuelle Fragen mit ihren Kindern zu besprechen; in diesen Artikeln wird gezeigt, was gesagt werden soll und wie es gesagt werden soll. Die Erwachet!-Ausgaben vom 8. März 1969 und 8. August 1965 enthielten zum Beispiel einen Artikel, in dem gezeigt wurde, wie ein Vater mit seinem Sohn bzw. seinen Söhnen spricht, und in der Ausgabe vom 8. September 1965, wie eine Mutter mit ihren Töchtern spricht. Darin wurden Themen besprochen wie Empfängnis, Geburt, der richtige Gebrauch der Geschlechtsorgane, Körperfunktionen, Liebeleien und Selbstbeherrschung. Auch in anderen Schriften der Zeugen Jehovas findet man hilfreiche Anleitung, die sich auf die von der Bibel gelehrte Sittlichkeit stützt.
Auf Kongressen der Zeugen Jehovas werden solche Themen in Form von Ansprachen und sogar Dramen, in denen das Gelehrte veranschaulicht wird, frei und offen dargelegt. Auf dem internationalen Kongreß „Friede auf Erden“, der 1969 stattfand, wurden zum Beispiel Ansprachen gehalten, in denen vor Hurerei und Ehebruch gewarnt und auf die Gefahren aufmerksam gemacht wurde, die das Spiel mit der Unsittlichkeit mit sich bringt. Auf den diesjährigen Kongressen sind ähnliche Themen behandelt worden. Den Jugendlichen, die in Begleitung ihrer Eltern solche Kongresse besuchen, wird vor Augen geführt, daß sie ihre Zeit und Fähigkeiten für etwas Besseres gebrauchen können. Manchmal ist es nützlich, Jugendliche beiderlei Geschlechts gemeinsam zu unterweisen. Aber das muß in einer entsprechenden Atmosphäre geschehen; Eltern oder andere verantwortungsbewußte Erwachsene müssen anwesend sein, und die Beweggründe für diese Unterweisung müssen gut sein.
Wenn du den Kindern zu Hause geschlechtliche Aufklärung erteilst, dann stütze dich dabei auf eine rechte Grundlage. Stütze dich auf ‘die Zucht und den autoritativen Rat Jehovas’. (Eph. 6:4) Der autoritative Rat Jehovas ist weit wertvolleres Quellenmaterial als die ständig wechselnden Ansichten eingebildeter Menschen, die „neue Normen“ für das „Wann und Wie der sexuellen Betätigung“ fordern. Dr. Mary Calderone, die zu den entschiedensten Befürwortern der geschlechtlichen Erziehung in den Schulen gehört, sagte: „Trennt euch von euren Eltern. Ich glaube nicht, daß die alten ,Du-sollst-Nicht‘ noch Anwendung haben.“ Möchtest du, daß deine Kinder solche Empfehlungen hören und vorbehaltlos annehmen? Man muß die Kinder stärken, indem man sie entsprechend unterweist.
Einige Anregungen
Lehre dein Kind, daß der Besitz des Fortpflanzungstriebes Verantwortung gegenüber dem Schöpfer mit sich bringt und den Menschen verpflichtet, Gottes ursprüngliches Vorhaben zu respektieren. Zeige ihm anhand der Heiligen Schrift, wie man ehrbaren Gebrauch davon macht und daß er zur Zeugung neuen Lebens dient! (1. Mose 1:28) Zeige ihm, daß zwischen einem Ehemann und seiner Frau eine tiefe Liebe bestehen muß, daß der eine sich dem anderen schenkt, um ihm Freude zu bereiten, was zur Selbstlosigkeit erzieht. (Spr. 5:15-23; Eph. 5:21-33) Erkläre ihm, daß die Forderung, nur mit seinem angetrauten Ehegefährten Geschlechtsverkehr zu haben, vernünftig ist und erfüllt werden muß, möchte man leben. — Hebr. 13:4.
Die angeführten Bibeltexte lassen erkennen, daß die Bibel Quellenmaterial liefern und als Vorbild für eine taktvolle und eindeutige Aufklärung dienen kann. Benutze sie, und wirke so dem Einfluß entgegen, den die heutige immer laxer werdende Moralauffassung ausübt.
Achte darauf, daß solche Unterweisung in einer Atmosphäre der Ehrfurcht vor Gott und der Achtung vor sittlichen Normen erteilt wird. Gebrauche die richtigen Ausdrücke. Eine Unterweisung, die von Herzen kommt und dem Kind in Verbindung mit dem, was es über geschlechtliche Dinge wissen muß, zeigt, welches die richtigen Verhaltensnormen sind, ist besser als eine von diesen Normen unabhängige Darlegung kalter biologischer Tatsachen, die zu sehr ins einzelne gehen. Wenn Kinder mehr wissen möchten, fragen sie gewöhnlich. Doch von Zeit zu Zeit kannst auch du Fragen stellen oder sie zum Fragenstellen ermuntern. So erfahren sie, was sie wissen möchten und wissen sollten. Halte ihnen keine Vorträge und keine Predigten, sondern führe mit ihnen ein Gespräch. Du kannst auch mit dem Kind zusammen in einschlägigen Schriften einiges über dieses Thema nachlesen. Vergewissere dich, ob das Kind versteht, daß es sich dabei um praktische Weisheit und um Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes handelt und nichts mit Prüderie zu tun hat.
Wenn man Fingerspitzengefühl anwendet, kann man auch mehrere Kinder gemeinsam unterweisen. Das bewirkt, daß sie nicht das Gefühl erhalten, dieses Thema sei ein dunkles Geheimnis. Nachdem man den kleineren Kindern in einfacher Weise dargelegt hat, was sie wissen müssen, kann man sie wegschicken und den größeren, die noch mehr wissen möchten und auch wissen müssen, weiteren Aufschluß geben. Die Eltern können aber auch zu einer anderen Zeit, zum Beispiel, wenn sie mit den Kindern von einem Besuch oder vom Einkaufen nach Hause gehen, mit ihnen über das sprechen, was sie wissen müssen, damit sie auf die Veränderungen vorbereitet sind, die in ihrem Körper vor sich gehen, oder damit sie gegen unzutreffende Erklärungen, die sie von anderen Kindern bekommen werden, gewappnet sind.
Wann sollte man anfangen, die Kinder aufzuklären? Vor ihrer Einschulung. Dabei gilt es aber zu beachten, daß man auf eine einfache Frage auch nur eine einfache Antwort geben sollte. Es ist nicht klug, das Kind mit vielen medizinischen Einzelheiten zu überschwemmen. Die Antworten sollen klar und deutlich, ehrlich und einfach sein. Kinder merken bald, ob man sie täuscht und ob man heuchelt. Geschieht das, dann verliert man ihr Vertrauen. Weitere Erklärungen sollte man ihnen nur geben, wenn sie noch mehr fragen. Gewöhnlich geben sie sich mit einer einfachen Antwort zufrieden.
Einer der Gründe, warum man einem so kleinen Kind nicht mehr sagen sollte, als es zu wissen braucht, gehört zu den stärksten Argumenten, die von den Gegnern einer Sexualerziehung schon in den unteren Klassen der Volksschule ins Feld geführt werden. Die Zeit vom fünften Lebensjahr an bis zum Entwicklungsalter gilt als „Latenzperiode“, als Zeit, in der die sexuellen Interessen des Kindes nur gering sind, in der es sich für andere Dinge interessiert. Das ist eine Zeit, in der man das Kind die Freude erleben lassen sollte heranzuwachsen, Kind zu sein. Wenn man das Kind in diesem Alter mit Erklärungen über geschlechtliche Dinge belastet, mag man es schädigen oder beunruhigen, und später mag es Schwierigkeiten im Geschlechtsleben haben.
Dann kommt das Kind in ein Alter, in dem man ihm mehr sagen muß, ohne auf Fragen von ihm zu warten. Es ist das Entwicklungsalter, in dem sich die Organe entwickeln, die es dem Menschen ermöglichen, sich fortzupflanzen. Man muß den Kindern schon bevor sie in dieses Alter kommen, sagen, welche körperlichen Veränderungen sie zu erwarten haben und wie sich das auf ihr Empfinden gegenüber dem anderen Geschlecht auswirkt. Aber auch diese Aufklärung sollte der Aufnahmefähigkeit und Reife des Kindes angepaßt werden. Das beste ist, keine „große Sache“ daraus zu machen; das gilt auch für spätere Gespräche, die der Aufklärung dienen. Das Kind sollte nicht nur noch an Sex denken. Der Arzt und Schriftsteller Dr. Melvin Anchell schreibt, er könne einem Kind in etwa fünfzehn Minuten alles beibringen, was es über das Geschlechtliche wissen müsse, wobei er ihm den medizinischen Standpunkt vermittle. Aber außer dem medizinischen gibt es auch den göttlichen Standpunkt.
Die Eltern haben indessen noch eine weitere Pflicht. Wenn sie kein wachsames Auge auf das haben, was das Kind liest und anschaut, mag es geistigen Schaden nehmen. Weißt du wirklich, was dein Kind liest? Was geben ihm andere, z. B. seine Schulkameraden, zu lesen? Eine Mutter war entsetzt über die Schundliteratur, die sie im Bett ihres Sohnes unter der Matratze fand. Wachst du streng darüber, was dein Sohn ißt? Dann solltest du ebenso streng darüber wachen, was er liest. In Comic-Heften wie auch im Fernsehen wird häufig ein Übermaß an Sex und Gewalttat geboten.
Was deine Familie benötigt
Die erwähnten Anregungen mögen eine Hilfe sein, doch benötigt man noch etwas anderes, um der Sexwelle und der möglicherweise schädlichen Wirkung einer ungesunden Sexualerziehung entgegenzuwirken. So, wie ein Rettungsseil nur nützlich ist, wenn man es an einem festen Gegenstand, der nicht nachgibt, festmachen kann, so benötigt das Kind eine ausreichende Bibelkenntnis, die einer solchen elterlichen Sexualerziehung den nötigen Halt gibt. Eine solche Erkenntnis könnt ihr euch, du und deine Familie, durch ein regelmäßiges wöchentliches Bibelstudium in eurer Wohnung erwerben.
Jehovas Zeugen führen gerne kostenlos und zu einer Zeit, die dir paßt, in deiner Wohnung ein Bibelstudium durch, wobei deine eigene Bibel verwandt wird. Es ist ganz unverbindlich, nur solltest du dich verpflichten, dich auf jedes Studium vorzubereiten, weil man so am meisten lernt. Der Stoff, der behandelt wird, ist in dem Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt enthalten. Der Stoff kann in etwa sechs Monaten durchgenommen werden. Die Tatsache, daß im Laufe von etwa zwei Jahren rund 23 Millionen Exemplare dieses Buches in vielen Sprachen herausgebracht worden sind, beweist zur Genüge, daß es ein Bedürfnis stillt. Jede Woche führen Jehovas Zeugen in der ganzen Welt kostenlos über eine Million Heimbibelstudien durch. Warum diese Gelegenheit, die sich auch dir bietet, nicht ergreifen? Auf diese Weise kannst du deinen Kindern zu einem fest gegründeten Glauben verhelfen, zu einem Glauben, den sie benötigen, um in der heutigen sextollen Welt standhaft bleiben zu können. Du wirst dir dadurch viel Herzeleid ersparen und Familienkrisen vermeiden.
Eltern, vernachlässigt die euch von Gott übertragenen Pflichten nicht, die ihr in Verbindung mit der Erziehung, auch der Sexualerziehung, gegenüber euren Kindern habt, und laßt nicht zu, daß euch andere, die fragwürdige Beweggründe haben, das Recht zu dieser Erziehung streitig machen. Die Tatsache, daß einige Befürworter der Sexualerziehung in den Schulen ihren Anhängern empfehlen, diesen Unterricht „einzuschmuggeln“, und behaupten, es handle sich lediglich um eine Ausweitung der bereits vorliegenden Bildungspläne, verrät Unehrlichkeit und macht ihre Beweggründe verdächtig.
Die Sexualerziehung kann nachteilig sein, je nachdem wie und was gelehrt wird. Gewissenhafte Eltern überprüfen, was gelehrt wird und wer den Stoff zusammengestellt hat. Das wird es ihnen ermöglichen, Dinge, die das Kind im Unterricht lernt und mit denen sie nicht einverstanden sind, richtigzustellen.
Nützlich ist es natürlich, wenn das, was die Kinder in der Schule lernen, das ergänzt, was die Eltern ihren Kindern eigentlich beibringen sollten. Dieser Lehrstoff kann in Verbindung mit anderen Tatsachen und Fächern in der Schule dargeboten werden.
Aber in jedem Fall wird es sich entscheidend auf dein Kind auswirken, was du, sein Vater oder seine Mutter, tust, um deiner Verantwortung in dieser Sache gerecht zu werden.
Ergreife die Gelegenheit, einen biblischen Lehrkurs mitzumachen, durch den eine starke Glaubensgrundlage geschaffen wird, auf der die geistige Gesinnung deiner Kinder gedeihen kann. Benutze den zeitgemäßen Stoff in den Wachtturm-Schriften, um deine Kinder zu lehren, nach den Grundsätzen der Bibel zu handeln. Setze alles daran, um eine geeinte Familie zu haben. Die wohlige Atmosphäre eines christlichen Familienlebens bildet die beste Voraussetzung dafür, daß Jugendliche zu verantwortungsbewußten Männern und Frauen heranreifen. — Eph. 5:15-23; 6:1-4.
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Die „großen Seeungeheuer“Erwachet! 1970 | 22. August
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Die „großen Seeungeheuer“
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Japan
EIN riesiger Kopf, Augen über den Winkeln des großen Maules, keine Ohrmuscheln und nur ein Loch im Kopf anstelle von Nasenlöchern: so könnte man in kurzen Worten den Wal beschreiben. In seinem großen Maul hätte ein ausgewachsener Afrikanischer Elefant Platz. Er hat keine Zähne, nur lange, schmale weiße Barten, die von den beiden Oberkieferseiten herunterhängen.
Über der mächtigen Unterlippe des Wales liegt die große samtige Zunge. Die etwa drei Meter langen Barten in seinem Maul sind hart und biegsam. Er atmet nicht durch das Maul, sondern die Luft gelangt durch ein ventilähnliches Loch im Kopf direkt in die Lunge. Möchtest du noch mehr über ihn erfahren? Statt den Weg zu verfolgen, den die Nahrung geht, die er aufnimmt, wollen wir etwas zurücktreten und uns dieses große Geschöpf in aller Ruhe betrachten.
Wenn wir das Wort „Wal“ hören, denken wir gewöhnlich an etwas sehr Großes. Doch es gibt auch kleinere Wale, wie z. B. die Delphine und Tümmler. Diese Ordnung der Säugetiere, luftatmende Warmblüter — die mit Flossen steuern und sich mit der mächtigen Schwanzflosse oder „Fluke“ vorwärts bewegen —, die 1,5 Meter bis 30 Meter lang sind und von 100 Pfund bis zu 136 Tonnen wiegen, trägt den Namen „Cetacea“. Die eine Gruppe hat Zähne, das sind die „Odontoceti“, die andere dagegen hat Barten statt Zähne; diese bezeichnet man als „Mystacoceti“.
Zahnlose Wale
Bei dem eben beschriebenen Wal handelt es sich um den Grönlandwal oder Nordwal, der im Nordpazifik und im Nordatlantik vorkommt. Sein Kopf macht etwa ein Drittel der Körperlänge aus. Dieser Wal ist nahe mit einem anderen zahnlosen Wal verwandt, dem Blauwal, dem größten aller lebenden oder ausgestorbenen Säugetiere. Ein neugeborenes Blauwalkalb kann bis zu 6 Meter lang sein. Im Naturhistorischen Museum in New York ist jahrelang das Modell eines ausgewachsenen
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