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In Dänemark Sexualerziehung jetzt PflichtfachErwachet! 1972 | 8. Mai
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In Dänemark Sexualerziehung jetzt Pflichtfach
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Dänemark
IM Mai 1970 verabschiedete das dänische Parlament ein Gesetz, durch das die Sexualerziehung in der Volksschule Pflichtfach wurde. Das Gesetz trat im Herbst 1971, zu Beginn des neuen Schuljahres, in Kraft. Was bedeutet das für die dänischen Lehrer, für die Schüler und für ihre Eltern?
Im Sexualunterricht werden nicht nur grundlegende Dinge behandelt wie die Funktion der Fortpflanzungsorgane, Pubertät, Menstruation, Pollution, Geschlechtsverkehr und Empfängnis, sondern in diesem Unterricht wird auch über „Petting“, die unterschiedlichen geschlechtlichen Reaktionen von Mann und Frau, über Masturbation, Empfängnisverhütung und Geschlechtskrankheiten gesprochen.
Der Sexualunterricht beginnt schon im ersten Schuljahr.
Was ist neu daran?
Sexualunterricht ist für Dänemark nichts Neues. Schon im Jahre 1904 erhielten die Mittelschüler (Schüler im Alter von 11 bis 14 Jahren) im Naturkundeunterricht Aufschluß über dieses Thema. Vom Schuljahr 1941/42 an wurde in der Volksschule in Verbindung mit dem Unterricht in der Gesundheitspflege etwas Sexualunterricht erteilt. Im Jahre 1961 billigte das Erziehungsministerium die Einführung des Sexualunterrichts als Bestandteil des regulären Unterrichtsplanes der Grundschule. Zwei Jahre später zeigte es sich indessen, daß nur 29 Prozent der Schulen diesen Unterricht eingeführt hatten.
Dazu kam, daß er in den Schulen, die ihn eingeführt hatten, ein Freifach war. Die Kinder durften erst an diesem Unterricht teilnehmen, nachdem die Eltern gefragt worden waren.
Jetzt ist das anders. Nach dem neuen Gesetz ist der Sexualunterricht Pflichtfach; die Kinder müssen ihn besuchen.
Die Sexualerziehung soll sogar beim Unterricht in den verschiedensten Fächern eingeflochten werden: Wird zum Beispiel in der Erdkunde Indien behandelt und kommt der Lehrer auf die Übervölkerung dieses Landes zu sprechen, so erlaubt ihm das Gesetz, die Kinder gleichzeitig über Empfängnisverhütung und Familienplanung zu belehren. Da der Sexualunterricht sich nicht auf bestimmte Fächer beschränkt, sondern in Verbindung mit irgendeinem Fach erteilt werden kann, wäre es natürlich schwierig, das Kind von diesem Unterricht befreien zu lassen.
Warum das neue Gesetz?
Den Anstoß zu diesem Gesetz hat offenbar eine Eingabe des dänischen Frauenrates vom Jahre 1960 gegeben. Aus der Statistik ging hervor, daß sich jedes Jahr rund 6 000 ledige Mütter, etwa die Hälfte davon unter 20 Jahren, an die Mütterhilfe wenden. In der gleichen Zeit wurden jährlich etwa 4 000 legale und schätzungsweise 15 000 illegale Aborte ausgeführt. Der dänische Frauenrat machte die Sexualerziehung, die „unterdrückt“ werde und der es an „Sachlichkeit und Offenheit“ fehle, für das Unglück vieler dieser ledigen Mütter verantwortlich und forderte die Regierung auf, für eine gründlichere Sexualaufklärung zu sorgen.
Aber warum wurde der Sexualunterricht zum Pflichtfach gemacht? Und warum will man mit der Sexaufklärung schon bei den Schülern der untersten Klassen beginnen?
Es wird behauptet, dadurch, daß das Gesetz diesen Unterricht zum Pflichtfach mache, werde ihm das Stigma genommen, das ihm sonst anhaften würde, er erscheine dann als etwas Normales und Gewöhnliches und nicht als etwas Besonderes. Man will das Thema von jeglicher „emotionellen Aufladung“ und von dem „Geheimnis“, das sonst darum gemacht wird, befreien. Die Kinder werden angeregt, das Thema frei und offen zu besprechen.
Ferner wird darauf hingewiesen, daß manche Kinder schon sehr früh geschlechtsreif werden. In Dänemark tritt bei etwa 8 Prozent der Mädchen im elften Lebensjahr die erste Periode ein. Dieses Thema wird daher in der dritten und vierten Klasse behandelt, um die Mädchen auf diese Veränderung in ihrem Körper vorzubereiten. Man vertritt auch die Meinung, schon sehr kleine Kinder müßten vor Erwachsenen gewarnt werden, die pervers wären — allerdings dürfe ihnen nicht so große Angst eingejagt werden, daß sie sich vor jedem freundlichen Fremden fürchteten.
Welchen Nutzen erwartet man?
Eines der Hauptziele besteht in einer Verminderung unerwünschter Schwangerschaften bei Schülerinnen sowie der Zahl legaler und illegaler Aborte. Man hofft, einen großen Teil der Probleme, die dadurch entstehen, aus der Welt zu schaffen, Probleme wie seelische Störungen, soziale Schwierigkeiten und ein zerstörtes Leben.
Die Befürworter des neuen Gesetzes machen in erster Linie Unwissenheit, Aberglauben und verkehrte Auffassungen über das Geschlechtsleben unter Knaben und Mädchen für diese Probleme verantwortlich. In Dänemark ist der Verkauf pornographischer Schriften erlaubt, und es wird zugegeben, daß viele Kinder ihre Kenntnis über das Geschlechtsleben zu einem großen Teil aus solchen Quellen schöpfen. In einem Gutachten, das diesem neuen Gesetz zugrunde gelegt wurde, wird gesagt: „Pornographische Schriften können verantwortlich sein für eine unrealistische und verdrehte Auffassung über den Geschlechtsverkehr.“
Man hofft jedoch, in erster Linie dieser großen Zahl unerwünschter Schwangerschaften zu steuern, indem man die Jugend gründlich über die Empfängnisverhütung aufklärt.
Was werden die Kinder lernen?
Das wird offensichtlich zu einem großen Teil von dem einzelnen Lehrer oder der Lehrerin abhängen, von ihrem Moralbegriff. Eine Rolle wird auch das Lehrbuch spielen, das im Unterricht verwendet werden wird.
Man kann sich in etwa vorstellen, was gelehrt werden mag, wenn man sich mit einem Buch befaßt, das in einigen Schulen bereits benutzt wird. Es trägt den Titel Dreng og pige, mand og kvinde (Junge und Mädchen, Mann und Frau). Der Verfasser dieses Buches, der Arzt Bent H. Claësson, schreibt im Vorwort, er habe sich bemüht, keine „Moralpredigten“ zu halten und nachdrücklich darauf hinzuweisen, daß „jeder einzelne das Recht haben sollte, seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen, ganz gleich, wie alt er ist, welchem Geschlecht er angehört und welche Methode er verwendet, vorausgesetzt, daß er dadurch nicht die Rechte anderer schmälert“.
Dieses Buch enthält u. a. Fotografien, die zeigen, wie ein Paar, ohne den Beischlaf zu vollziehen, sexuelle Befriedigung erlangen kann und wie das Masturbieren vor sich geht. Über das letztere Thema wird in diesem Buch folgendes gesagt:
„Man kann es sich, ohne sich zu schämen, zur goldenen Regel machen, sich immer, wenn man den Wunsch verspürt, selbst zu befriedigen. Es ist genau das gleiche, wie wenn man ißt, wenn man hungrig ist, schläft, wenn man müde ist, und austreten geht, wenn man das Bedürfnis hat.“
Über den vorehelichen Geschlechtsverkehr schreibt der Verfasser dieses Buches, daß „jetzt einige in dieser Hinsicht sehr liberal“ seien. Ehebruch wird als Ausweg für eine disharmonische Ehe dargestellt, und von Pornographie wird gesagt, sie habe einen gewissen psychologischen Wert. Über Geschlechtsbeziehungen mit Tieren schreibt der Verfasser:
„In unserem Land erlaubt das Gesetz, die sexuellen Bedürfnisse in dieser Weise zu befriedigen, solange man das Tier nicht mißhandelt.“
Während der Verfasser darauf verzichtet, „Moralpredigten“ zu halten, bemüht er sich aber doch offensichtlich, einen eigenen Moralbegriff zu übermitteln und ihn als die „Norm“ oder das Gesetz darzustellen, das befolgt werden sollte. Nach diesem Moralbegriff wären Masturbation, Hurerei, Homosexualität und sogar Geschlechtsbeziehungen mit Tieren erlaubt. Möchtest du daß deine Kinder sich einen solchen Moralbegriff zu eigen machen?
Im Widerspruch zum Christentum
Das alles zeigt deutlich, daß der Sexualunterricht in den Schulen vielfach einen direkten oder indirekten Angriff auf die christlichen Lehren einschließt, die in der Bibel niedergelegt sind. In dem erwähnten Buch wird ganz offen gesagt:
„Der christliche Standpunkt, daß die ,normale sexuelle Betätigung‘ auch die natürliche und richtige sei im Gegensatz zu der ,anormalen‘, [die man dadurch als] unnatürlich, pervers, als Verirrung oder unmoralisch einstuft, ist jedenfalls unrichtig.“
Allerdings hat Bent H. Claësson, der Verfasser dieses Buches, seither eine revidierte Neuauflage davon herausgebracht, in der er, wie er behauptet, „alles ausgemerzt“ hat, „was als antichristlich gelten könnte“. Man mag sich jedoch fragen, wo er die Grenze zwischen dem, was christlich, und dem, was „antichristlich“ ist, gezogen hat.
Wenn er sich von der evangelisch-lutherischen Kirche seines Landes leiten läßt, wird das, was er „ausgemerzt“ hat, sehr gering sein. Warum? Weil es bekannt ist, daß viele Geistliche der evangelisch-lutherischen Kirche den Standpunkt vertreten, daß weder das Christentum noch die Bibel klare oder eindeutige Richtlinien über das sittliche Verhalten geben.a
Wenn du jedoch deine Bibel aufschlägst und Stellen nachliest wie Römer 1:24-32, Galater 5:19, 21 und Epheser 5:3, 5, wirst du sehen, daß die Bibel Personen, die Hurerei treiben (vorehelicher Geschlechtsverkehr), Ehebruch (außerehelicher Geschlechtsverkehr) und Homosexualität, als Personen beschreibt, die „schändlichen sexuellen Gelüsten“ frönen, die „unzüchtige Dinge“ treiben. Ferner wird darin entschieden gesagt, daß solche Personen „Gottes Königreich nicht ererben werden“, sondern daß sie „den Tod verdienen“. Aber diese Erklärungen sind für solche Geistliche offenbar nicht „eindeutig“ genug.
Zweifellos sind viele Lehrer in Fragen des Geschlechtslebens gleicher Meinung wie diese Geistlichen. Wenn solche Lehrer im Lesen, Rechnen und Schreiben unterrichten, mag es keine große Rolle spielen, wie sie über solche Fragen denken. Unterrichten sie die Kinder aber im Verhalten auf sexuellem Gebiet und in anderen wichtigen Dingen des Lebens, kann es eine große Rolle spielen.
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Sexualerziehung in den Schulen — nützlich oder gefährlich?Erwachet! 1972 | 8. Mai
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Sexualerziehung in den Schulen — nützlich oder gefährlich?
DIE Mehrheit der dänischen Bevölkerung ist offenbar nicht beunruhigt wegen des neuen Gesetzes, das den Sexualunterricht zum Pflichtfach macht. Die Mehrzahl der Dänen betrachtet es als „fortschrittlich“, als etwas, was den Kindern helfen wird, das Lebensglück zu finden.
Niemand kann natürlich mit Recht bestreiten, daß die Kinder über die Funktionen des Körpers und den Fortpflanzungsvorgang aufgeklärt werden müssen. Ferner ist es zweifellos wichtig, daß sie dem Geschlechtlichen gegenüber eine natürliche Haltung einnehmen und es nicht als etwas „Unreines“ betrachten.
Dennoch sieht manch einer in dem neuen dänischen Gesetz oder in dem Trend, den es offenbart, eine gewisse Gefahr. Man sieht es ungern, daß den Schulbehörden und Lehrern auf Kosten der Autorität der Eltern immer größere Autorität zugestanden wird.
Führung oder Irreführung?
Manche sehen die gleiche Gefahr herannahen, auf die vor einigen Jahren schon Rektor Aage Nørfelt aufmerksam machte, indem er schrieb:
„Der Zweck jeglichen Unterrichts besteht darin, ... den Schüler zu führen, aber wenn wesentliche Gebiete mißachtet werden, kann aus einer solchen Führung sehr leicht eine Irreführung werden“ (Kristeligt Dagblad, 24. August 1966).
Er erwähnte, daß die Befürworter der Sexualerziehung in den Schulen den Standpunkt verträten, die „Jugendlichen würden sowieso Geschlechtsbeziehungen pflegen“, daher sollte man sich vor allem darauf konzentrieren, „sie mit den Methoden der Empfängnisverhütung bekannt zu machen, ihnen zu helfen, Schwangerschaften zu vermeiden, und sie vor Abtreibungen zu bewahren“. Dann fuhr er fort:
„In dieser Verbindung unterläßt man aber das Allerwichtigste: diesen großen Kindern (denn das sind sie) zu sagen, daß sie in ihrem Alter noch keine Intimbeziehungen haben dürfen.“ Das Leben hat „seinen natürlichen Rhythmus, der respektiert werden muß. Das Kind soll in den Kindheitsjahren Kind sein, der Jugendliche in den Jugendjahren ein Jugendlicher.“ Dadurch werden sie auf das spätere Leben als Erwachsene vorbereitet. So, wie kleine Kinder komisch wirken, wenn sie ältere Personen nachahmen, und ältere Personen sich lächerlich machen, wenn sie versuchen, jugendlich zu erscheinen, so ist es auch „widernatürlich, wenn unreife Jugendliche versuchen, so zu leben wie reife Erwachsene“. Rektor Nørfelt schreibt daher abschließend:
„Es ist falsch zu sagen, sobald jemand die körperliche Reife erlangt habe, sei er berechtigt, Geschlechtsverkehr zu pflegen. Eine solche Behauptung hat nichts mehr mit Führung zu tun, sondern ist eine Irreführung.“
Damit soll nicht gesagt werden, daß das neue Gesetz die mit der Sexualerziehung verbundenen Probleme völlig mißachten würde. Der Gesetzgeber will die Kinder nicht nur aufklären, sondern er will ihnen auch gewisse Verhaltensregeln geben. Aber was für Regeln sind das? Sind sie überzeugend?
Die Kommission, die das Gesetz ausgearbeitet hat, benutzte als Grundlage für diese Regeln eine Arbeit K. E. C. Løgstrups, eines Doktors der Theologie. Darin wird anerkannt daß „der Jugendliche vielfach wankelmütig und unstet ist“; den Jugendlichen sollte erklärt werden, daß es nicht gut sei, ein geschlechtliches Verhältnis zu beginnen, wenn sie nicht imstande seien, eine dauerhafte Bindung einzugehen; solche Verhältnisse würden keine Probleme lösen, sondern „vielfach neue Probleme schaffen“. Der Jugendliche wird also nur halbherzig oder gar nicht ermuntert, Keuschheit und Selbstbeherrschung anzustreben. Nach Løgstrup soll der Jugendliche davor gewarnt werden, sich „der Gefahr“ einer Schwangerschaft auszusetzen; der Junge und das Mädchen hätten die Pflicht, dafür zu sorgen, daß eine Empfängnis verhütet werde, ja die Jugendlichen sollten darüber unterrichtet werden, wann die günstigste Zeit für den Geschlechtsverkehr sei; außerdem sollte diesen jungen Menschen die Wichtigkeit vor Augen geführt werden, in diesen Dingen „verständnisvoll“ und „rücksichtsvoll“ zu sein. In seiner Abhandlung schreibt der Theologe Løgstrup indessen kein Wort von den sittlichen Pflichten, die der Mensch gegenüber Gott hat. Offenbar ist er der Meinung, daß es keine Rolle spiele, welche sittliche Norm die Eltern dieser jungen Menschen für richtig hielten. Im Grunde genommen überläßt er es dem jungen Menschen, selbst zu entscheiden, was er tun darf und was nicht.
Was meinst du, würden Jugendliche, die in dieser Weise unterrichtet werden, geschlechtliche Enthaltsamkeit üben oder nicht?
Sind Gesetzgeber konsequent, die daran zweifeln, daß die Eltern fähig sind, ihre Kinder weise zu erziehen, gleichzeitig aber unerfahrenen, unreifen Jugendlichen zutrauen, die nötige Weisheit zu besitzen, um richtig entscheiden zu können, wenn der Wunsch nach körperlichen Beziehungen übermächtig wird? Das Vertrauen, das die Befürworter des Sexualunterrichts in das Urteil des Jugendlichen setzen, ist erstaunlich, aber auch naiv, wenn man bedenkt, welche Probleme die Jugend bereits in vielen Ländern der Welt hat.
Wäre es vernünftig, einem Jugendlichen zu erklären, wie ein Auto funktioniert, ihm zu zeigen, wie man es fährt, und ihn dann auf eine Fahrt durch die Straßen einer Großstadt zu schicken mit den Worten, er solle „rücksichtsvoll“ und einsichtig sein, ihn aber nicht mit den Verkehrsgesetzen vertraut zu machen und ihm ihre Befolgung nicht ans Herz zu legen? Der Stadtverkehr ist bei weitem nicht so kompliziert wie die menschlichen Beziehungen und nicht so gefahrvoll, wie diese es sein können, besonders in unserer modernen Zeit. Sollen wir glauben, Gott habe uns keine Norm für sittliches Verhalten gegeben?
Übergriff des Staates auf elterliche Rechte?
Bietet das neue Gesetz dem Staat Gelegenheit, auf die elterlichen Rechte überzugreifen? Oskar Hansen hat der Europäischen Kommission für Menschenrechte eine Beschwerde eingereicht, in der er erklärt, daß das Gesetz diese Möglichkeit biete. Er nimmt darin Bezug auf Artikel 2 des ersten Zusatzes zur Europäischen Konvention der Menschenrechte, der lautet:
„Der Staat soll in der Ausübung seiner Funktionen auf dem Gebiet der Erziehung und Lehre das Recht der Eltern gewährleisten, die Erziehung und Lehre nach ihrer eigenen religiösen oder weltanschaulichen Überzeugung zu gestalten.“
Der dänische Geistliche Søren Krarup geht aber noch weiter. Er vertritt eine andere Meinung als die meisten dänischen Geistlichen und sieht in dem neuen Gesetz eine Form des „Neonazismus“. In der Zeitung Kristeligt Dagblad vom 4. Juni 1971 schrieb er warnend: „Man will dadurch den Eltern die Kinder entreißen, so, wie das die Nazis getan haben.“
Er wirft die Frage auf, wie eine Regierung dem Volk weismachen könne, es sei unfähig, seine Aufgaben zu erfüllen — während doch dieses Volk die Regierung gewählt habe —, und antwortet dann:
„Das geschieht, indem behauptet wird, daß ein Fachwissen erforderlich sei, etwas, was das gewöhnliche Volk nicht besitze. In der Politik ist der Trend offensichtlich ... Aber jetzt ist er auch auf dem Bildungssektor zu beobachten, wo es von allwissenden und allmächtigen ,Experten‘ für das kindliche Wohl und Glück nur so wimmelt.“
Krarup schreibt weiter, solche „Experten“ würden behaupten, die innersten Gedanken anderer Menschen zu kennen. „Und, was noch wichtiger ist, sie behaupten, sie wüßten mehr darüber als die Menschen selbst.“ Er vergleicht diese Experten mit einem Arzt, der die Meinung vertritt, er brauche sich keine Zeit zu nehmen, mit den Patienten über die Behandlungsmethode zu sprechen, die er für richtig halte, da „er es sowieso am besten wisse“ (Berlingske Tidende, 20. Juni 1971).
Wo das Problem in Wirklichkeit liegt
Soll das Problem der unerwünschten Schwangerschaften, der Abtreibungen und der falschen Auffassungen über das Geschlechtliche wirklich durch die Schule gelöst werden? Wieviel Erfolg hat denn die Schule bisher darin gehabt, andere schwere sittliche Probleme in Verbindung mit der Jugend zu lösen? Hat der Unterricht in Staatsbürgerkunde vermocht, der Drogenwelle und der Jugendkriminalität Einhalt zu tun? Liegt die wahre Ursache des Problems demnach darin, daß in der Schule keine Sexualkunde gegeben wurde oder nur in beschränktem Maße?
Als der dänische Frauenrat im Jahre 1960 seine Eingabe machte, erklärte er darin: „Wir haben den Eindruck, daß viele Jugendliche weder im Elternhaus noch in der Schule richtig aufgeklärt werden und daher völlig unvorbereitet und unwissend in das Leben treten.“
Im Leben des Kindes geht aber offensichtlich die Unterweisung im Elternhaus der Unterweisung in der Schule voraus.
Der ehemalige Erziehungsminister K. Helveg Petersen lenkt die Aufmerksamkeit auf die wahre Ursache des Problems, indem er sagt: „Die Schule wird dieser Aufgabe niemals gerecht werden können, weil es in erster Linie die Aufgabe der Eltern ist.“
Auch nach der Bibel ist es die Aufgabe der Eltern. Wenn ein israelitischer Vater mit seinen Kindern das mosaische Gesetz besprach, was er gemäß 5. Mose 6:6-9 täglich tun mußte, erhielten die Kinder auch eine gründliche Sexaufklärung, wie das ohne weiteres ersichtlich ist, wenn man das Gesetz in der Bibel nachliest. Die Eltern — und nicht irgendein Außenstehender — unterwiesen die Kinder im Geschlechtlichen und beantworteten ihre Fragen. Und wenn solche Stellen des Gesetzes öffentlich vorgelesen wurden, hörten die Kinder nicht allein zu, sondern die Eltern waren dabei. (5. Mose 31:10-13) Heute können Eltern, die es vorziehen, die Sexaufklärung der Schule zu überlassen, sich nicht auf die Bibel berufen. Wenn sie diese Aufklärung der Schule überlassen, setzen sie das Kind großen Gefahren aus.
Was Eltern tun können
Eltern sind weitaus geeigneter, ihre Kinder aufzuklären, als andere Personen. Sie kennen ihre Kinder besser als irgendein anderer. Sie wissen, wie weit ihre Kinder körperlich, geistig und seelisch entwickelt sind. Und den Eltern, sofern sie gewissenhaft sind, liegt weit mehr daran, jedem ihrer Kinder den Bedürfnissen und Umständen entsprechend zu helfen.
Was können Eltern tun, wenn der Sexualunterricht in der Schule Pflichtfach ist? Sie können das Kind regelmäßig fragen, was in der Schule gelehrt wird und was es von seinen Spielkameraden und anderen über dieses Thema gehört hat. Dann können die Eltern in einem offenen und ehrlichen Gespräch dem Kind zusätzlich noch Dinge sagen, die ihm nützlich und eine Hilfe sind. Sie können Gedanken, die dem Kind vermittelt worden sind und die sie für unrichtig halten, richtigstellen und das Kind in dem Entschluß und Wunsch bestärken, nach dem biblischen, dem christlichen Sittenmaßstab zu handeln, um Gottes Wohlgefallen zu erlangen.
Auch auf diesem Gebiet ist Vorbeugen natürlich besser als Heilen. Die Eltern sollten darauf achten, daß sie die Kinder über die einzelnen sexuellen Tatsachen aufklären, ehe sie sie in der Schule erfahren. In dem Gutachten, auf das sich das neue dänische Gesetz stützt, wird gesagt, daß die Eltern darüber informiert werden sollten, wie der Sexualunterricht gestaltet werde und auf welcher Schulstufe die einzelnen sexuellen Tatsachen besprochen würden. In Schulbezirken, wo das nicht so gehandhabt wird, können die Eltern sich bei den Lehrern danach erkundigen. Dann können sie die Kinder auf den Unterricht vorbereiten, so daß die Kinder wissen, was die Bibel über diese Dinge sagt, wenn sie in der Schule besprochen werden. In Ländern wie in Dänemark müssen die Eltern schon mit der Aufklärung ihrer Kinder beginnen, bevor sie in die Schule kommen.
Aber selbst in Ländern, in denen der Sexualunterricht Pflichtfach ist, können die Eltern sich an die Schulbehörden wenden und ihre Einstellung gegenüber sittlichen Fragen äußern, die entstehen könnten. Sie können ihre Mißbilligung zum Ausdruck bringen, wenn Lehrer zu sexueller Freizügigkeit ermuntern. In Dänemark haben Eltern ihren Kindern gestattet, den Lehrer um die Erlaubnis zu bitten, das Klassenzimmer zu verlassen, wenn das Gespräch über sexuelle Themen ausartet. Manche Eltern sind aber auch der Meinung, man erwarte dann zuviel von den Kindern, denn Kinder und Jugendliche seien doch von Natur aus neugierig. Es gibt Länder, in denen Eltern es vorziehen, ihren Kindern Privatunterricht erteilen zu lassen, sei es in Form von Korrespondenzkursen, sei es in anderer Form, die gesetzlich anerkannt ist. Sie betrachten die zusätzlichen Ausgaben, die das mit sich bringt, als geringfügig im Vergleich zu dem geistigen Wohl ihrer Kinder.
Die Durchführung eines neuen Gesetzes wie das, das in Dänemark erlassen worden ist, bringt offensichtlich Gefahren mit sich. Aber die größte Gefahr bestand schon, ehe dieses Gesetz verabschiedet wurde: die Gleichgültigkeit vieler Eltern, die die Auffassung teilen, die „Experten“ wüßten es am besten und sie selbst wären nicht fähig, ihre Kinder richtig aufzuklären.
Der Kinderpsychologe Svend Heinild erklärte, gestützt auf seine eigene Erfahrung, er sei überzeugt, daß die Probleme der Jugend nicht in erster Linie auf mangelnde Aufklärung zurückzuführen seien, sondern auf eine Art geistige und seelische Unterernährung (Politiken, 16. August 1970). Christliche Eltern, die ihre Kinder wahrhaft lieben, sorgen dafür, daß man das von ihren Kindern niemals sagen kann. Sie wissen, daß Gott ihnen das Recht und die Pflicht übertragen hat, ihre Kinder über alle Gebiete des Lebens zu belehren und zu unterweisen. Sie scheuen weder Zeit noch geistige und körperliche Mühe, um ihre Kinder vor entsittlichenden Einflüssen zu bewahren.
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