Junge Leute fragen sich:
Warum sollte ich Drogen ablehnen?
„WAS mein Gefühlsleben betrifft, bin ich noch wie ein Kind“, sagt Mike, ein 24jähriger junger Mann. „Im Umgang mit Gleichaltrigen bin ich manchmal ängstlich und schüchtern. Ich leide unter Depressionen und Unsicherheit. Ich habe schon wiederholt an Selbstmord gedacht.“
Ann ist 36 Jahre alt. Auch sie erklärt, sie sei „sehr unreif“ und habe „wenig Selbstachtung“. Sie sagt: „Ich finde es sehr schwierig, ein normales Leben zu führen.“
Warum haben diese beiden sonst gesunden Menschen solche Schwierigkeiten, was ihr Gefühlsleben angeht? Mike und Ann tragen die Folgen einer Entscheidung, die sie trafen, als sie noch sehr jung waren — sie nahmen Drogen (Galater 6:7).
Man kann die Tatsache nicht leugnen, daß viele Jugendliche heute Drogen nehmen, und zwar alle möglichen — von Marihuana bis zu Halluzinogenen. Es besteht daher die große Wahrscheinlichkeit, daß man dir früher oder später Drogen anbieten wird. Der Wunsch, von Gleichaltrigen akzeptiert zu werden, kann sehr stark sein, und das Bedürfnis dazuzugehören kann einen starken Zwang ausüben. Was wirst du tun? Wirst du das Selbstvertrauen und die Kraft haben, nein zu sagen? Warum solltest du Drogen ablehnen? Um diese Fragen beantworten zu können, ist es hilfreich, einige Tatsachen über dich und den Entwicklungsprozeß, der zur Reife führt, zu betrachten.
Deine Persönlichkeitsentwicklung
Als junger Mensch machst du eine Zeit des beschleunigten Wachstums durch, wozu auch die Entwicklung zur Geschlechtsreife gehört. Aber du erlebst nicht nur eine physische Entwicklung. Du machst ebenfalls eine Persönlichkeitsentwicklung durch. Was bedeutet das?
Du wirst ständig mit neuen Erfahrungen und Aufgaben konfrontiert, die für dich belastend, aber auch lohnend sein können. All diese Erfahrungen sind für deine Persönlichkeitsentwicklung wichtig. Wieso? Das hat damit zu tun, daß du Lebenstüchtigkeit erwirbst, das heißt, du lernst, die Probleme des Lebens anzupacken, Erfolg zu verarbeiten und Mißerfolg zu verkraften. Das versteht man unter seelischer Reife. Wenn Jugendliche versuchen, Problemen auszuweichen, indem sie Drogen nehmen, kann ihre Persönlichkeitsentwicklung tatsächlich behindert werden. Mehr darüber später.
Warum spricht man aber in Verbindung mit der Bewältigung von Problemen von Lebenstüchtigkeit? Weil man lernen und praktizieren muß, um tüchtig zu werden. Zur Veranschaulichung: Hast du schon einmal einem geschickten Fußballspieler mit Staunen zugeschaut? Vielleicht warst du fasziniert, zu beobachten, wie er den Herausforderungen des Spiels gewachsen war. Du hast gesehen, wie er seinen Kopf und seine Füße gebrauchte — einfach bewundernswert! Doch wie hat der Spieler diese Tüchtigkeit erlangt? Durch Jahre der Praxis. Er mußte lernen zu schießen, im Laufen den Ball zu führen, zu dribbeln, zu täuschen usw., bis er ein geübter Spieler wurde.
Ähnlich ist es, wenn man lebenstüchtig werden will. Es erfordert Praxis! Wie kann man diese Praxis erlangen? Die Bibel nennt den Schlüssel dazu in Römer 5:3: „Wir rühmen uns auch der Trübsale. Wissen wir doch, daß die Trübsal zur Standhaftigkeit führt“ (Rösch). Standhaftigkeit ist die Fähigkeit, trotz Druck oder Härten festzubleiben und nicht aufzugeben. Und beachte, daß du die Eigenschaft der Standhaftigkeit nur entwickeln kannst, wenn du dich mit „Trübsalen“ oder unangenehmen Situationen auseinandersetzt und versuchst, sie zu meistern. Die Standhaftigkeit, die du gegenwärtig unter „Trübsalen“ entwickelst, wird dazu beitragen, daß du künftig mit Schwierigkeiten besser fertig wirst. „Trübsale“ können eine positive Erfahrung sein, die gute Ergebnisse zeitigt. (Vergleiche Jakobus 1:2-4.)
Wie kannst du diesen Grundsatz in deinem Leben anwenden? Indem du dich mit den Problemen oder Schwierigkeiten, die du als junger Mensch jetzt hast, auseinandersetzt und versuchst, sie zu bewältigen. Fehlt es dir zum Beispiel an Selbstvertrauen? Bist du schüchtern oder einsam? Oder bist du vielleicht mit deiner äußeren Erscheinung unzufrieden? Hast du zu Hause oder in der Schule Schwierigkeiten? Die Probleme liegen bei jedem anders, und ihre Schwere reicht von den kleinen „alltäglichen“ Problemen bis hin zu den weitaus beunruhigenderen, die manchmal sogar Selbstmordgedanken auslösen. Ganz gleich, worin deine Probleme bestehen — um reif zu werden, mußt du dich jetzt damit auseinandersetzen und versuchen, sie zu lösen!
„Aber was hat das alles mit Drogen zu tun?“ fragst du. Denke einmal nach.
Drogen behindern die Entwicklung
Ann, die Drogen genommen hatte, um der Wirklichkeit zu entfliehen, sagt: „Vierzehn Jahre lang habe ich nicht versucht, meine Probleme zu lösen.“ Sie gibt zu: „Ich bin noch sehr unreif.“ Mike bringt einen ähnlichen Gedanken zum Ausdruck, indem er sagt: „Mit 11 Jahren fing ich an, Drogen zu nehmen. Als ich im Alter von 22 Jahren damit aufhörte, fühlte ich mich wie ein Kind. Ich klammerte mich an andere und versuchte dadurch, Sicherheit zu finden. Ich erkannte, daß meine Persönlichkeitsentwicklung zum Stillstand gekommen war, als ich anfing, Drogen zu nehmen.“
Mike, Ann und unzählige andere bemerkten, daß sie, kurz nachdem sie angefangen hatten, Drogen zu nehmen, dadurch besser mit unangenehmen Situationen fertig werden konnten. Je mehr sie sich aber auf die Drogen verließen, um so weniger setzten sie sich tatsächlich mit Problemen auseinander. Was war die Folge? Sie versäumten es, die Lebenstüchtigkeit zu entwickeln, die für einen reifen Erwachsenen unerläßlich ist. Im Grunde verlangsamte sich ihre Persönlichkeitsentwicklung oder kam zum Stillstand, als sie anfingen, Drogen zu nehmen.
Dr. Sidney Cohen, ehemaliger Direktor der Behörde in den USA, die sich mit Drogenabhängigkeit und -mißbrauch befaßt, erklärt: „Das Problem des jugendlichen [Drogen-]Abhängigen, dessen wache Stunden sich wahrscheinlich meistens durch einen Rauschzustand auszeichnen, besteht darin, daß er, selbst wenn er etwas gelernt hat, keine Zeit hat, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Sein Tagesablauf: ,Pot rauchen‘ nach dem Frühstück, in der 10-Uhr-Pause, in der Mittagszeit usw. So bleibt wenig Zeit für die Praxis oder für eine Wiederholung des Gelernten.“
Du wirst dies besser verstehen, wenn du noch einmal an die Veranschaulichung von dem Fußballspieler denkst. Was wäre die Folge, wenn er zu einem gewissen Zeitpunkt aufhören würde zu üben, zum Beispiel, nachdem er gelernt hat zu schießen? Er würde nie über diesen Punkt hinausgelangen. Und was geschieht, wenn ein 13jähriger dadurch, daß er Drogen nimmt, aufhört, sich mit Problemen auseinanderzusetzen? „Ich habe all diese Entwicklungsjahre vergeudet“, antwortet Frank, der mit 13 Jahren anfing, Drogen zu nehmen. „Als ich aufhörte, wurde mir schmerzlich bewußt, daß ich auf das Leben völlig unvorbereitet war. Ich war wieder ganz und gar wie ein 13jähriger mit denselben aufgewühlten Gefühlen, die jeder Jugendliche hat.“
Man lernt durch Erfahrung
Während du die Entwicklungsjahre mit all ihren Höhen und Tiefen erlebst, bereitest du dich in Wirklichkeit auf das Leben mit seinen Aufgaben und Problemen vor. „Wir lernen vieles durch Erfahrung“, erklärte ein Sozialarbeiter Awake! „Während wir Erfahrungen machen, nimmt unser Sinn ständig Informationen auf, und er wird darauf zurückgreifen, wenn er sich mit einem Problem auseinandersetzen muß. Es verhält sich wie bei einem Computer. Man gibt einem Computer Informationen ein. Wenn ihm dann eine Aufgabe gestellt wird, durchsucht er die Datenbank, analysiert und liefert die Antwort. Was würde aber geschehen, wenn man auch nur ein ,Bit‘ falsche Information eingeben würde? Bei bestimmten Aufgaben würde er falsche Lösungen angeben.“
Als junger Mensch befindest du dich in einem Lernprozeß. Der obenerwähnte Berater sagte weiter: „Wenn ein junger Mensch Erfahrungen macht, während er Drogen nimmt, nimmt sein Sinn falsche oder verdrehte Informationen auf. Kommen dann Probleme auf ihn zu, wird sich sein Sinn bei der Analyse auf die falsche Information stützen, und es wird ihm schwerfallen, sich mit bestimmten Problemen auseinanderzusetzen.“
Für dich als jungen Menschen ist es wichtig, das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, seinen Erfolgen und Mißerfolgen kennenzulernen. Es ist zwar nicht leicht, erwachsen zu werden, aber wenn du versuchst, den „Wachstumsschmerzen“ zu entgehen, indem du Drogen nimmst, kannst du deine Entwicklung zu einem verantwortungsbewußten, reifen Erwachsenen ernstlich behindern.
In dieser Hinsicht kannst du von Jesus Christus etwas lernen. Am Hinrichtungspfahl bot man ihm zur Erleichterung „Wein mit einem betäubenden Zusatz“ an. Was tat er? „Jesus nahm ihn nicht“, antwortet die Bibel (Markus 15:23, Die Bibel in heutigem Deutsch). Was solltest du also tun, wenn andere dich überreden wollen, Drogen zu nehmen? „Tu es nicht!“ warnt Mike. „Nimm keine Drogen. Sonst wirst du dein Leben lang unter den Folgen zu leiden haben!“
Aber wie kann man Drogen ablehnen? Dies wird in einer künftigen Erwachet!-Ausgabe erörtert werden.
[Herausgestellter Text auf Seite 22]
„Nimm keine Drogen“, warnt Mike. „Sonst wirst du dein Leben lang unter den Folgen zu leiden haben!“
[Bild auf Seite 21]
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